Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Weiden in der Oberpfalz (Kreisstadt)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
  
Hinweis: Die Jüdische Gemeinde Weiden hat eine eigene Website: www.jg-weiden.de  

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Sonstiges    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
    
In Weiden lebten Juden bereits im Mittelalter. Ihre Zahl blieb vermutlich gering, sodass es nicht zu der Bildung einer jüdischen Gemeinde kam. 1359 wird ein Jude aus Weiden in Nürnberg genannt, 1378 einer in Regensburg, 1388 war wenigstens ein Jude (beziehungsweise eine jüdische Familie) in der Stadt wohnhaft. 1416 werden im Abgabenverzeichnis keine Juden in der Stadt genannt. Damals hätte jeder in Weiden oder in der Herrschaft siedelnde Jude jährlich 10 Gulden Schutzgeld zahlen müssen. Zwischen 1465 und 1488/89 waren etwa vier jüdische Familien in der Stadt (Isaac und Sohn Leb mit Familie, Israel und Sohn mit Familie), die die vorgeschriebenen Abhaben und Steuern bezahlten. 1470 wird ein Juden aus Weiden in Neustadt am Kulm erwähnt. Die jüdischen Familien lebten vom Geld- und wohl auch Warenhandel. Nach 1489 finden sich keine Nachrichten mehr über Juden in Weiden.  
    
Erst im 17. Jahrhundert konnten - in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges - vorübergehend einige jüdische Familien in der Stadt zuziehen. Zwischen 1636 und 1640 waren es bis zu 40 Personen in neun Familien. 

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1867 5 jüdische Einwohner (0,1 % von insgesamt 3.184 Einwohnern), 1871 18 (0,5 % von 3.670), 1880 76 (1,6 % von 4.858), 1890 101 (1,7 % von 5.818), 1900 124 (1,2 % von 9.959), 1910 156 (1,0 % von 14.921).

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde seit 1887/89 einen Betsaal beziehungsweise ein Gemeindezentrum mit einer Synagoge (s.u.), und Räumen für den Religions- und Schulunterricht sowie für die Gemeindeverwaltung. Von 1889 bis 1939 bestand eine Israelitische Elementarschule (Israelitische Volkshauptschule) in Weiden (bis 1902 als Privat-Elementarschule, danach als öffentliche Elementarschule, siehe Bericht von 1902 unten). Ein rituelles Bad war vor 1938 in Floss nicht vorhanden, es wurde die Mikwe in Floss mitbenutzt. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden zunächst in Floss beigesetzt, bis 1901 ein eigener Friedhof in Weiden angelegt werden konnte. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein jüdischer Elementarlehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war (siehe Ausschreibungstext von 1889), zeitweise wurde für das Schächten eine weitere Person angestellt (siehe Anzeige von 1921). Erster Elementarlehrer der Gemeinde war W. Hirnheimer (ab 1889). Ihm folgte 1897 Emanuel Strauß, der bis bis zu seiner Auswanderung nach Uruguay über England im Juni 1939 als Oberlehrer in der Gemeinde tätig war (1930 war er zum Oberlehrer befördert worden; siehe Berichte unten). 
      
Jüdische Gewerbetreibende trugen wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung in Weiden bei. Sie waren u.a. im Immobilienbereich tätig sowie im Handel mit Stoffen, Pech, Hopfen und Glasprodukten. 
   
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Paul Klein (geb. 3.8.1893 in Nürnberg, gef. 28.3.1915). Sein Name stand von 1928 bis 1954 auf dem Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in der Bahnhofstraße, das 1955 durch ein neues Denkmal ohne namentliche Nennungen ersetzt wurde.          
  
Um 1924
als etwa 150 Gemeindeglieder gezählt wurden (0,7 % der Gesamteinwohnerschaft von etwa 22.000 Personen), waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Gustav Rebitzer, H. Baum, Anton Spitz, L. Sterzelbach und H. Fuld. Als Hauptlehrer und Kantor war Emanuel Strauß (auch 1932) tätig, als Synagogendiener und Hausmeister Gottfried Krauß. Die Israelitische Volkshauptschule wurde von 11 Kindern besucht (1932: 14 Kinder). An den öffentlichen Schulen der Stadt erhielten 17 Kinder Religionsunterricht (1932: 16 Kinder). Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat in Regensburg (beziehungsweise Bezirksrabbinat Regensburg-Neumarkt). 1932 war Vorsteher der Gemeinde Gustav Rebitzer. Als Schatzmeister war Anton Spitz tätig. Zur jüdischen Gemeinde gehörten inzwischen auch die in Erbendorf lebenden jüdischen Einwohner (28 Personen). An jüdischen Vereinen bestanden: der 1910 gegründete Israelitische Frauenverein (Heilige Schwesternschaft, 1932 Vorsitzender Luise Bloch; Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung hilfsbedürftiger Frauen sowie Bestattungswesen, 1932 61 Mitglieder), die 1890 eingerichtete Israelitische Unterstützungskasse (Kupat Zedaka, Träger: Israelitische Kultusgemeinde, Vorsitzender Emanuel Strauß, Zweck und Arbeitsgebiete: Wanderfürsorge, Subventionierung der Wohlfahrtsanstalten) sowie Ortsgruppen des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (Vorsitzender Emanuel Strauß), der Zionistischen Vereinigung und des Jüdischen Nationalfonds Keren Kajemet le Jisrael.
   
1933 lebten 168 jüdische Personen in Weiden (0,8 % von insgesamt 22.775 Einwohnern). Bereits im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Machtübernahme wollte der SA-Sonderkommissar die jüdischen Gutachten auf den städtischen Banken beschlagnahmen, was jedoch vom bayerischen Innenministerium im April 1933 untersagt wurde. Restrikte Maßnahmen richteten sich jedoch alsbald gegen alle jüdischen Einwohner, angefangen vom Verbot des Besuches der städtischen Bäder im Juli 1934 usw. Im Dezember 1934 wurden die Schaufenster jüdischer Geschäfte zertrümmert. Mehrfach kam es zu organisiertem Boykott jüdischer Geschäft, organisiert durch die örtliche NSDAP. Zwischen 1933 und 1939 verließen 140 jüdische Einwohner Weiden, 87 konnten emigrieren (20 nach England, 17 in die USA, 14 nach Palästina, elf in die Tschechoslowakei, sieben nach Ostafrika, fünf nach Argentinien, vier nach Kuba, einzelne in andere Länder), 53 verzogen in andere deutsche Orte (München, Berlin, Frankfurt am Main, Nürnberg, Regensburg). Neun jüdische Einwohner verstarben bis 1939 in Weiden. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die jüdischen Wohnungen zerstört; die Plünderung wurde durch den Bürgermeister untersagt. 30 bis 40 jüdische Einwohner wurden zum Rathaus geschleppt und dort brutal verprügelt. Am 23. Oktober 1939 wurden nur noch 16 jüdische Einwohner gezählt. Sie wurden in einem der Stadt gehörenden Haus zwangsweise untergebracht. Von den zwölf jüdischen Einwohnern, die im Oktober 1941 noch anwesend waren, wurden am 2. April 1942 neun nach Piaski bei Lublin deportiert, die drei letzten am 23. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt.    
    
Von den in Weiden geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; Liste ist vermutlich unvollständig - bei den Angaben von Yad Vashem gibt es einzelne Verwechslungen mit Weiden bei Aachen oder Wieden in Österreich; diese Namen sind hier nicht aufgenommen): Ludwig Blech (1882), Johanna Boscowitz geb. Oppenheimer (1886), Fritz Friedmann (1912), Emma Grünebaum geb. Bloch (1870), Edgar Gutmann (1884), Hermann Hausmann (1925), Otto Hausmann (1891), Rosa Hausmann geb. Plaut (1901), Wilhelm (Willi) Hausmann (1927), Elisabeth (Liesel) Heimann geb. Adler (1898), Hannelore Kahn (1929), Frieda Katzenstein geb. Bloch (1871), Mina Klein geb. Kupfer (1870), Adelheid Kohner geb. Reis (1885), Adolf Kohner (1926), Eduard Kohner (1882 oder 1884), Elisabeth Kohner (1856 oder 1860), Irma Kohner geb. Pollak (1900), Karl Kohner (1875), Luise Kohner (1921), Rosa Kohner geb. Lusberger (1880), Siegfried Kohner (1909), Otto Kupfer (1873), Babette Lebrecht geb. Strauss (1873), Luise Maienthau geb. Sterzelbach (1883), Ernestine Rebitzer geb. Boschkowitz (1874), Gustav Rebitzer (1869), Hanetta Rubens geb. Weil (1863), Irma Spitz geb. Steiner (1912), Alfred Steiner (1889), Walter Steinhart (1880), Selma Wilmersdörfer geb. Marx (1880), Walter Wilmersdörfer (1909), Max Zeilberger (1891), Selma Zeilberger geb. Wilmersdörfer (1895).   
    
   
Nach 1945 wurde durch Überlebende von Konzentrationslagern eine neue Gemeinde begründet. Im Sommer 1945 hielten sich in der Stadt etwa 1.000 jüdische Überlebende des KZ Flossenbürg auf. Im Dezember 1946 wurden 643 jüdische Personen in Weiden gezählt. Nach Gründung des Staates Israel wanderten die meisten von ihnen dorthin oder in die USA aus. Ein kleinerer Teil blieb in Weiden und gründete 1953 eine neue jüdische Gemeinde, die "Israelitische Kultusgemeinde (IKG) Weiden". Die Zahl der Gemeindeglieder nahm in den folgenden Jahrzehnten zunächst kontinuierlich ab, im Januar 1976 waren es noch 59, um 1990 nur noch 36 Personen, die meisten von ihnen über 60 Jahre alt. 

In den 1970er- und 1980er-Jahren amtierte als Rabbiner und Wanderlehrer in Weiden Rabbiner Julius Klieger, der die wenigen jüdischen Kinder in Weiden, Amberg und Hof unterrichtete. Von 1984 bis 1992 wurden die Kinder der Gemeinde Weiden vom Lehrer und Kantor der israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, Herrn Baruch Grabowski, betreut. Von 1992 war Marcus Schroll - parallel zu seinem Studium an der Heidelberger Hochschule für jüdische Studien - in der Gemeinde Weiden als Lehrer und Vorbeter tätig und unterrichtete die nunmehr durch die Zuwanderer an den früheren GUS-Staaten zahlreich gewordenen Kinder; er war zudem für die religiöse Betreuung der Gemeindemitglieder zuständig. Von September 1998 bis 2002 amtierte Rabbiner Michael Leipziger aus Sao Paulo in der Gemeinde.   
   
Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Weiden war über 40 Jahre lang Hermann Zwi Brenner (1916 in Chrzanow bei Krakau - 2004), der sechs Konzentrationslager überlebte und 1945 nach Weiden kam, wo er als Buchhändler, später als Textilkaufmann tätig war. Neben dem Vorsitz der IKG Weiden war er mehr als 30 Jahre im Präsidium des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. Ein Sohn von Hermann Zwi Brenner ist der seit 1997 an der Ludwig-Maximilians-Universität München (Historisches Seminar, Abteilung für jüdische Geschichte und Kultur) lehrende Professor für Jüdische Geschichte Dr. Michael Brenner (geb. 1964 in Weiden, lehrte 1994-1997an der Brandeis University in Waltham Mass./USA; Artikel bei wikipedia).
   
Durch Zuwanderung aus den GUS-Ländern ("Jüdische Kontingentflüchtlinge") stieg die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder seit 1994/95 stärker an. Ende 2001 gehörten 291 Personen zur jüdischen Gemeinde, davon 269 aus dem Personenkreis der Kontingentflüchtlinge mit 170 nichtjüdischen Familienangehörigen, die gleichfalls von der Gemeinde betreut wurden. Ende 2002 wurden 310 jüdische Gemeindeglieder gezählt.
   
Seit 1995 war Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Gabriele Brenner. Den derzeitigen Vorstand (Ende 2013) bilden Leonid Shaulov, Svetlana Mats und Yevgenij Lerner. 
    
Anfang März 2003 erhielt Weiden in der Person von Gesa Schira Ederberg eine Rabbinerin (studierte und wurde ordiniert am Solomon Schechter Institute Jerusalem). Diese ist zugleich Leiterin des Masorti-Zentrums (Verein zur Förderung der jüdischen Bildung und des jüdischen Lebens) in Berlin (Link zum Masorti-Zentrum). Rabbinerin Ederberg war in Weiden bis September 2006. Im Juni 2007 wurde sie als Rabbinerin an die Synagoge Oranienburger Straße in Berlin berufen. 
Der derzeitige (Ende 2013) Rabbiner ist Dr. Daniel Katz.  Kontaktadresse: E-Mail info[et]jg-weiden.de.    
    
Das jüdische Gemeindeleben in Weiden wurde in den Nachkriegsjahrzehnten immer wieder überschattet von antisemitischen Vorfällen, unter anderem wurde um 2000/2002 mehrfach das von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit errichtete Holocaust-Denkmal in der Weidener Innenstadt geschändet. 2002 wurden Steine in die Synagoge und in das Geschäft von Familie Brenner geworfen. 
   
Im Oktober 2014 konnte die jüdische Gemeinde Weiden mit einem Festakt das 125. Jubiläum ihrer Synagoge feiern.    
   
   
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1889 und 1921  

Weiden Israelit 02051889.jpg (43855 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Mai 1889: "Offene Stelle. Für die unter Aufsicht der Königlichen Regierung stehende israelitische Elementar- und Religionsschule Weiden (Bayern) wird ein seminaristisch gebildeter, junger, lediger Mann mit guten Zeugnissen als Lehrer, Schächter und Vorbeter gesucht. Eintritt per 1. August laufenden Jahres. Gehalt bei freier Wohnung inklusive der Schächtergebühren Mark 1.000.
Der Synagogen-Verein Weiden (anerkannter Verein). Josef Wilmersdörfer, Vorstand". 
 
  
Weiden Israelit 11081921.jpg (29013 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1921: "Die israelitische Kultusgemeinde Weiden (Bayern) sucht per 1.1.1922 einen Schochet (evtl. auch Kantor), dem Gelegenheit geboten ist, sich einen Nebenverdienst zu verschaffen. Angebote mit Gehaltsanspruch sofort erbeten an die Verwaltung". 

   
Anzeige des ersten Lehrer der Gemeinde - W. Hirnheimer (1892) 

Weiden Israelit 25021892.jpg (22766 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1892.  

   
Anzeige von Lehrer Emanuel Strauß (1901) 
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1901: "Zwei israelitische Knaben, welche die hiesige Real-, Latein- oder israelitische Volksschule besuchen wollen, finden noch für das Schuljahr 1901/02 bei dem Unterzeichneten Aufnahme.  
Strenge Aufsicht. Gute Verpflegung bei mäßigem Pensionspreis.  
Em. Strauß,
Lehrer, Weiden, Oberpfalz." 

  
Die israelitische Privat-Elementarschule wird in eine öffentliche Elementarschule umgewandelt (1902)   
Anmerkung: mit Lehrer M. Strauß ist (verschrieben?) Lehrer Emanuel Strauß gemeint.  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1902: "Weiden, 26. Dezember (1902). Mit hoher Entschließung der Königlichen Regierung der Oberpfalz und von Regensburg vom 20. Dezember dieses Jahres wurde die hiesige israelitische Privat-Elementarschule in eine öffentliche Elementarschule umgewandelt und die definitive Lehrerstelle dem Lehrer M. Strauß übertragen."         

  
Rabbiner Dr. D. Brader - Lehrer an der Königlichen Realschule in Weiden - wird Lehrer an der Königlichen Oberrealschule in Ludwigshafen (1913)      
Anmerkung: es handelt sich um Rabbiner Dr. David Brader (geb. 1879 in Ichenhausen als Sohn des Lehrers Israel Jizchak Brader und der Karoline geb. Weinbach): studierte in Berlin und Erlangen, war 1906-1908 Rabbinatssubstitut in Ansbach, bis 1910 Dozent an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Köln, 1910 Rabbiner des Vereins zur Wahrung der religiösen Interessen für die Provinz Westfalen mit Sitz in Recklinghausen, 1912 Realschullehrer in Nürnberg, ab 1912 auch Lehrer in Weiden; 1913 Lehrer an der Oberrealschule in Ludwigshafen; 1917 bis 1925 Distriktsrabbiner in Ansbach, 1925 in die Schweiz verzogen.    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Januar 1913: "Ludwigshafen. Dr. D. Brader, früher Rabbiner in Recklinghausen und gegenwärtig Oberlehrer an der Königlichen Realschule in Weiden, ist an die hiesige Königliche Oberrealschule versetzt worden."     

 
25-jähriges Ortsjubiläum von Hauptlehrer Emanuel Strauß (1922)  

Weiden Israelit 02111922.jpg (16523 Byte)Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1922: "Weiden, 26. Oktober (1922). Am 1. November dieses Jahres werden es 25 Jahre, dass Herr Hauptlehrer Emanuel Strauß, hier, in der Gemeinde Weiden tätig ist."   

   
 Beförderung des jüdischen Lehrers Emanuel Strauß (1930) 

Weiden Israelit 07081930.jpg (16632 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1930: "Weiden i. Pf., 3. August (1930). Herr Hauptlehrer Emanuel Strauß, Lehrer an der hiesigen jüdischen Volksschule, wurde von der Regierung der Oberpfalz ab 1. August zum Oberlehrer etatsmäßig befördert."

   
40-jähriges Amtsjubiläum und 60. Geburtstag von Oberlehrer Emanuel Strauß (1936)  

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. November 1936: "Oberlehrer Strauß (Weiden) feierte vor kurzem in aller Stille seinen 60. Geburtstag und gleichzeitig sein 40-jähriges Amtsjubiläum. Auch ihm sei an dieser Stelle nochmals herzlichst gratuliert."   

   
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
 
Misshandlungen jüdischer Bürger im KZ Dachau (1934) 
Hinweis: es handelt sich wohl um den Weinhändler Justin Wilmersdorfer (geb. 10 Oktober 1903  in Weiden), dem in der NS-Zeit noch die Emigration nach Haifa (Palästina/Israel) gelungen ist.

Artikel in "Die neue Welt" vom 13. April 1934: "'Bitte, erschießen Sie mich doch!'
Der jüdische Arzt Dr. Erich Braun aus Coburg wurde am 1. Juli im Keller unter der Gefangenenküche unter Aufsicht des Scharführers mit einem Ochsenziemer und Gummiknüppeln derart geschlagen, dass ihm die Haut und das Fleisch in Fetzen von Gesäß und Rücken hingen. Dr. Braun lag monatelang im Revier. Vom rechten Gesäßbacken wurde ihm später das abgestorbene Fleisch ausgeschnitten, wobei ein fast zwei Hände großer Fleischfetzen abgelöst werden musste. Als Dr. Braun nach seiner Genesung in die Kiesgrube abkommandiert wurde, schlug man ihn neuerdings bewusstlos.
Der Reisevertreter J. Wilmersdörfer aus Weiden wurde so oft und so fürchterlich gepeinigt, dass er den Scharführer Frank wiederholt bat: 'Herr Scharführer, bitte, erschießen Sie mich doch!'"    

   
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeigen der Manufaktur- und Konfektionshandlung Ludwig Heller (mit Filiale in Waldsassen) (1887)

Weiden Israelit 18071887.jpg (68503 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1887: "Ich suche bis zum 1. oder 15. August für meine Filiale in Waldsassen eine tüchtige branchekundige Verkäuferin aus Bayern. Solche, die im Kleidermachen, Weißzeugnähen tüchtig sind, werden bevorzugt. Auch ein Lehrmädchen aus gutem Hause findet freundliche Aufnahme. Offerten mit Zeugnisabschriften und Photographie nebst Gehaltsansprüchen sind direkt an mich zu richten. 
Ludwig Heller, Manufaktur und Konfektion. Weiden (Bayern)." 
   
Weiden Israelit 23101890.jpg (44234 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober 1890: "Ich suche per sofort eine religiöse, tüchtige Köchin, welche den Haushalt selbstständig zu leiten hat. Auch findet ein Knabe mit guter Schulbildung Stellung als Lehrling unter günstigen Bedingungen bei 
Ludwig Heller,
Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäft, Weiden (Bayern)."  

        
Verlobungsanzeige von Relly Strauss und Moritz Marx (1928)  

Weiden Israelit 03011929.jpg (26638 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1929: 
"Relly Strauss - Moritz Marx.  Verlobte.   
Weiden / Oberpfalz - Kitzingen am Main - Dezember 1928 - Kitzingen am Main."   

  
Verlobungsanzeige von Minni Strauss und Gustav Rosemann (1934)   

Weiden Israelit 23081934.jpg (34391 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1934
"Statt Karten   Minni Strauss - Gustav Rosemann. Verlobte.   
Weiden (Oberpfalz) / Fürth in Bayern, Mathildenstraße 40  -  Hamburg Rappstraße 20 / Bremen, Kleine Allee 19."    
Gustav Rosemann war Lehrer und Kantor, ab 1933 in Bremen.   
Bad Orb Bremer BGBl 15121933.jpg (43918 Byte)Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Bremen" vom 15. Dezember 1933: "Bremen. Neuer Lehrer und Kantor. Zum Nachfolger des seligen Oberkantors Mehrgut ist Herr Gustav Rosemann, ein gebürtiger Hamburger, berufen worden. Bis Mitte November in den Spessartgemeinden Orb und Wächtersbach tätig, hat Herr Rosemann sein Amt am 1. Dezember angetreten und den Unterricht in der Religionsschule begonnen. Die schulentlassene Jugend wird in Kantor Rosemann einen eifrigen Förderer finden. Wir wünschen dem neuen Beamten ein zufriedenes und segensreiches Wirken."   

  
Verlobungsanzeige von Berta Sterzelbach und Dr. Kossy Strauß (1934)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1934: 
"Statt Karten  
Berta Sterzelbach  -  Dr. Kossy Strauß Dipl.Ing.  Verlobte   
Weiden (Opf.)  Birmingham 17  229 Quinton Road / Weiden (Opf.)"       

         
    
Sonstiges
Kennkarte aus der NS-Zeit         

 KK (Weiden 1939) für Adelheid Kohner 
(geb. 21. Dezember 1885 in Groß-Zimmern
 (Rohproduktenhändlerehefrau), wohnhaft in 
Weiden, 1942 deportiert in das
 Konzentrationslager Majdanek, umgekommen   
Gross-Zimmern KK MZ Kohner Adelheid.jpg (101292 Byte)

         
         
      
   
Zur Geschichte der Synagoge         
   
Aus dem Mittelalter und aus dem 17. Jahrhundert wird von keinem Betsaal / einer Synagoge berichtet.
   
Die seit den 1860er-Jahren zugezogenen jüdischen Familien besuchten zunächst die Gottesdienste in der Synagoge in Floß. Von mindestens 1882 bis 1889 wurden die Gottesdienste in einem Betraum im Haus von Joseph Wilmersdörfer abgehalten (siehe Fotos unten). 1889 konnte ein jüdisches Gemeindezentrum mit Synagoge und Schule erbaut und eingerichtet werden. Beim Gebäude handelt es sich um ein zweigeschossiges Reihenhaus, das im ersten Stock gotisch anmutende Spitzbogenfenster hatte. Im Hochparterre behanden sich die Schule und die Wohnung für den Lehrer, im Obergeschoss der Synagogenraum mit Toraschrein. Die feierliche Einweihung der Synagoge fand am 20. September 1889 (Freitag vor Rosch Haschana 5650) in Anwesenheit von Rabbiner Wittelshöfer aus Floß statt. 

Weiden Israelit 14111889.jpg (63434 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1889: "Floß, 21. Oktober (1889). Die Israeliten in Weiden, welche schon seit zwei Jahren Synagoge und Schule in gemieteten Lokalitäten unterhielten, besitzen nun ein eigenes Kultusgebäude. Am Freitag vor Rosch Haschana (Neujahrstag) wurde die geräumige und hübsch ausgestattete Synagoge eingeweiht. Die Einweihungs-Predigt hielt Herr Rabbiner Wittelshöfer von Floß und den Gesang führte Herr Lehrer Wetzler von da mit seinen Schülern aus, da Lehrer Hirnheimer von Weiden zur Zeit zum Militär einberufen war. Dem jüdischen Leben in Weiden ist nun eine Zukunft gesichert. Das Verdienst der Israeliten in Weiden um diesen Bau ist um so anerkennenswerter, da sie ganz bedeutende Opfer dafür brachten."

An besonderen Ereignissen in der Geschichte der Synagoge wird 1903 von der Einweihung einer neuen Torarolle berichtet, die Heinrich Bloch gestiftet hatte: 

Weiden Israelit 10091903.jpg (62731 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. September 1903: "Weiden, 7. Elul (= Sonntag, 30. August 1903). Eine heilige Veranlassung versammelte heute unsere Gemeinde zu einem von der Vorstandschaft anberaumten Festgottesdienst in der festlich geschmückten Synagoge. Anlässlich der glücklichen Geburt eines Mädchens hatte Herr Heinrich Bloch, der schon des öfteren unsere junge Gemeinde mit hochherzigen Spenden bedacht, eine neue Sefer Thora (Torarolle) gestiftet. Nach Beendigung des Morgengottesdienstes wurde die Feier durch Rezitation des Psalms 19 eingeleitet. Anknüpfend an den Vers: 'Die Tora hat uns geboten Mose, verehrt an die Gemeinde Jakobs' (5. Mose 33,4) sprach Herr Lehrer Strauß tief empfundene, der feierlichen Stunde angepasste Worte, verbunden mit der herzlichen Danksagung für das edle Geschenk. Das neue Sefer (Torarolle), von M. Grünbaum in Fulda (geschrieben), verdient in jeder Beziehung die vollste Anerkennung."

1905 musste ein größerer Umbau vorgenommen werden, um die Sicherheit in dem Gebäude zu erhöhen, da sich zu besonderen Anlässen oft mehr als 100 männliche und weibliche Personen in dem Betsaal versammelten und nur eine relativ enge Treppe in den Betsaal führte. Man entschloss sich zur Anlage eines Notausganges und einer eisernen Nottreppe an der Hofseite. Im November 1905 war der Umbau beendet.  
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde von ortsansässigen Mitgliedern der SA und der SS die Inneinrichtung der Synagoge und fast alle Ritualien zerstört. Zwei Torarollen konnten gerettet und nach Regensburg verbracht werden. Das Gebäude wurde auf Einspruch des Bürgermeisters nicht niedergebrannt. Später wurde es verkauft und in ein Geschäftshaus umgewandelt. Die bisherigen Spitzbogenfenster wurden durch Rechteckfenster ersetzt.
Im August 1948 standen fünf der an den Ausschreitungen im November 1938 Beteiligten vor dem Landgericht Weiden. Zwei Angeklagte erhielten Gefängnisstrafen von einem Jahr und einem Monat beziehungsweise von einem Jahr, drei wurden freigesprochen. Im Juni 1952 wurde ein weiterer Beteiligten zu einer Strafe von zehn Monaten Gefängnis verurteilt. 

1948 erhielt die jüdische Gemeinde ihren früheren Besitz zurück. Das Synagogengebäude wurde restauriert. In ihm befindet sich im ersten Stock der Betsaal mit 70 Plätzen und einer Frauensynagoge; im Erdgeschoss ist unter anderem das Gemeindebüro und ein Gemeindesaal (für 100 Personen). Auch ein Schulzimmer, eine koschere Küche und ein rituelles Bad befinden sich im Bereich des Gemeindezentrums. Der Betsaal wurde 1948 durch Julian Pfeiffer aus Bedzin mit Wandmalereien versehen (zweifacher Zodiakus, Phantasielandschaften). Pläne für den Neubau eines Gemeindezentrums sind vorhanden.
   
  
Adresse/Standort der Synagoge: Ringstraße 17   
    
    
Fotos     

Der erste Betsaal im Haus des Joseph Wilmersdörfer am oberen Tor (1882-1889)
(Karte aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)

   
Weiden PK 1022.jpg (111928 Byte) Weiden PK 1022a.jpg (86937 Byte) Weiden PK 1022b.jpg (58232 Byte)
  Historische Karte mit Blick auf das Obere Tor in Weiden, rechts davon das Geschäfts- und Wohnhaus von Joseph Wilmersdörfer; links des Oberen Tores ist am Schriftzug "Nussbaum" das Geschäft von Rafael Nussbaum erkennbar, der von 1904 bis 1935 (seit 1923 zusammen mit seinem Schwiegersohn Adolf Birn aus Estenfeld bei Würzburg) das "größte Spezialgeschäft am Platze für Herren, Burschen- und Knabenkleidung - reichhaltiges Stofflager und Anfertigung nach Maß" betrieb (Text aus einer Annonce von 1926)    
     

Die Synagoge nach Plänen von 1889 und 1905 
(Quelle: Synagogengedenkbuch Bayern s.Lit. S. 311.313 bzw. Stadtbauamt Weiden)

 
Weiden Synagoge 171.jpg (116080 Byte) Weiden Synagoge 172.jpg (121170 Byte) Weiden Synagoge 170.jpg (104669 Byte)
Aus dem Baueingabeplan für den Bau des Synagogengebäudes  / jüdischen
 Gemeindezentrums vom Februar 1889: links die Straßenfassade, rechts ein 
Grundriss des 1. Stockes mit der Einzeichnung des Betsaales 
Plan zum Synagogenumbau mit der Ansicht
 von der Hofseite und Eintragung des
 Notausganges und der Nottreppe
      
     

Das jüdische Gemeindezentrum in der Gegenwart 
(zwei Fotos von Jürgen Hanke, Kronach)  

       
Weiden Synagoge 301.jpg (28410 Byte) Weiden Synagoge 300.jpg (26492 Byte)  Es sind noch keine Fotos mit höherer Auflösung vorhanden; diese werden bei Gelegenheit erstellt; über Zusendungen freut sich der Webmaster von "Alemannia Judaica", Adresse siehe Eingangsseite.
Jüdisches Gemeindezentrum in der Ringstraße mit Eingangstor   
   
Weiden Synagoge 200.jpg (45165 Byte) Weiden Synagoge 201.jpg (18947 Byte) Weiden Synagoge 302.jpg (19561 Byte)
In der Synagoge das rechte Foto entstand anlässlich eines Besuches des Teams des
 "Synagogengedenkbandes Bayern" (www.synagogenprojekt.de) mit Angela Hager, 
 Stadtarchivar Dr. Sebastian Schott, Prof. Dr. Meier Schwarz und Prof. Dr. Andrew Gow.
Schülergruppe des 
Kepler-Gymnasiums Weiden 
in der Synagoge (Link)
     
Weiden Synagoge 800.gif (29479 Byte) Weiden Synagoge 801.gif (43884 Byte)  
Rabbinerin Gesa Schira Ederberg in der Synagoge Weiden*   
     
Ederberg Gesa Rabbinerin 02.jpg (11772 Byte) Ederberg Gesa Rabbinerin 01.jpg (50233 Byte)     

*Anmerkung: Rabbinerin Gesa Ederberg ist seit Juni 2007 Rabbinerin in der Synagoge an der Oranienburger Straße in Berlin: 
vgl. Artikel in der Berliner Morgenpost vom 3. Juni 2007
sowie  
Website der Synagoge Oranienburger Straße in Berlin mit Berichten und Fotos von der Amtseinführung 
(die beiden Fotos oben: Quelle: Website der Synagoge Oranienburger Straße Berlin

        

   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Oktober 2014: Die Synagoge wurde 125 Jahre alt 
Mit verschiedenen Veranstaltungen wurde im Oktober 2014 ein besonderes Jubiläum gefeiert: die Weidner Synagoge wurde in diesem Jahr 125 Jahre alt. 
 
Februar 2020: Führung durch die Synagoge     
Artikel von Helmut Kunz im onetz.de vom 19. Februar 2020: "Wechselvolle Geschichte der jüdischen Gemeinde Weiden
250 Mitglieder zählt die jüdische Gemeinde heute. Dass das in Weiden einmal anders war, davon lässt sich der SPD-Ortsverein Stadtmitte bei einem Besuch in der Synagoge berichten. Auch "Stolpersteine" waren ein Thema.

'Pogrome gegen Juden ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte', erklärte Werner Friedmann am Dienstagabend beim Besuch des SPD-Ortsvereins Stadtmitte in der Synagoge der jüdischen Gemeinde. Immer wenn es den Leuten wirtschaftlich schlecht ergangen sei, habe man Juden ermordet und vertrieben. 'Juden waren Außenseiter. Jemand, der sich abgesondert hat, nicht zur Masse passte", sagte Friedmann. 'Auch Christen waren dafür verantwortlich, dass Juden nicht erwünscht waren.' Und dies nicht nur in jüngster Vergangenheit. Friedmann blendete Jahrhunderte zurück. Juden hätten auch nicht überall in deutschen Städten wohnen dürfen. Ihnen wurden Gebiete zugewiesen. In Floß etwa 1760 der Judenberg. Weiden sei als als Wohnort nicht erlaubt gewesen. Ansiedlungen außerhalb des jüdischen Gebiets waren verboten. Erst 1861 seien die Judengesetze aufgehoben worden. 'Man erreichte Gleichstellung.' 1863 wurde Weiden dann wirtschaftliches Zentrum und Juden durften zuziehen. Ihre Muttergemeinde sei aber nach wie vor Floß gewesen. 1889 habe man das Grundstück mit der Synagoge in der Ringstraße erworben. Seit 1900 sei die jüdische Gemeinde in Weiden eigenständig. Friedmann erinnerte an die Reichspogromnacht, in der das Gebäude verwüstet und anschließend arisiert worden sei - als Teil einer Bonbonfabrik der angrenzenden Firma Landgraf. Erst 1947 sei die Synagoge auf Betreiben der Besatzungsmacht wieder in jüdische Hände gekommen. Aus dieser Zeit stammten auch die Wandmalereien im Gebetssaal. Die Gemeinde zählt heute 250 Mitglieder. Sie sei, so Friedmann, kulturelles, gesellschaftliches und religiöses Zentrum.
Gemeindevorsitzender Leonid Shaulov gestattete den SPD-Mitgliedern einen Blick auf die drei Thorarollen, die zwischen 110 und 130 Jahre alt sind. Die Originale hätten zwar im Dachgeschoss des Alten Rathauses versteckt werden können, befänden sich aber heute irgendwo auf der Welt. Niemand wisse wo. Thorarollen, die fünf Bücher Mose, dürften nur dann beim Wortgottesdienst verwendet werden. Sie müssen handschriftlich mit einer bestimmter Naturfarbe auf koscherem Papier verfasst sein. Friedmann fühle sich als Oberpfälzer, sagte er abschließend. 'Wir sind alle hier geboren und sind echte Weidener.' Die Besucher wollten noch wissen, wie die jüdische Gemeinde zu 'Stolpersteinen" stehe, wie sie in Regensburg im Gedenken an den Holocaust angelegt worden seien. 'Anfangs wollten wir das nicht", sagte Friedmann. "Aber inzwischen wären wir einverstanden.' Denn Stelen vor den Häusern ehemaliger jüdischer Mitbürger oder Erinnerungstafeln an den Hausfassaden anzubringen, scheitere wohl daran, da die Gebäude sich in Privatbesitz befänden."  
Link zum Artikel  
 
Mai 2020: Zum Tod von Henny Brenner
Artikel von Dr. Jörg Skriebeleit im "onetz.de" vom 19. Mai 2020: "Weiden in der Oberpfalz. Tiefe Trauer um Zeitzeugin Henny Brenner aus Weiden.
Henny Brenner erlebte und überlebte als Jugendliche die Zeit der NS-Diktatur in Dresden. Nun ist die Jüdin, die nach dem Krieg in Weiden lebte, im Alter von 95 Jahren verstorben. Die Erinnerung an sie bleibt lebendig..."

Link zum Artikel   

      
       

Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Stadt Weiden 
bulletJüdische Gemeinde Weiden   
bulletArtikel: "Weiden hat eine Rabbinerin und Deutschland die zweite Frau in dieser Position" (aus Mittelbayerische Zeitung vom 10. März 2003)  
bulletSeiten zur jüdischen Gemeinde Weiden   
bulletBesuch in der Synagoge in Weiden (Seite des Kepler-Gymnasiums in Weiden) 
bulletZur Seite über die jüdischen Friedhöfe in Weiden (interner Link) 

Literatur:  

bulletGermania Judaica III,2 S. 1559-1560.
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 198-200.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 289-290.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 156-157.
bulletMichael Brenner: Am Beispiel Weiden. Jüdischer Alltag im Nationalsozialismus. 1983. 
bulletWeiden Lit 028.jpg (26434 Byte)Sebastian Schott: "Weiden a mechtige kehile". Eine jüdische Gemeinde in der Oberpfalz vom Mittelalter bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts (Taschenbuch). 631 S. 3. Aufl. 1999.  
bulletVerschiedene Artikel aus dem "Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern" (1986-2007).
bulletArtikel von Irina Leytus: Portrait der nordbayerischen Gemeinde Weiden, in der eine Frau auf der Bima steht. 2004. Online zugänglich (pdf-Datei) oder als html-Seite (Zentralrat der Juden in Deutschland)
bulletArtikel von Thomas Olivier: "Power unter der Kippa. Deutschlands einzige Gemeinde-Rabbinerin lehrt und betet in Weiden in der Oberpfalz vor - Über dem Betraum wölbt sich ein Sternenhimmel. 2005.  Online zugänglich (pdf-Datei)
bulletPaul Spiegel: Grußwort zum Amtseinführung von Rabbinerin Ederberg
bulletSynagogengedenkbuch BY 01.jpg (49758 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I: Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben. Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Weiden S. 309-319 (die Forschungsergebnisse konnten auf dieser Seite von "Alemannia Judaica"  noch nicht eingearbeitet werden).

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Weiden  Upper Palatinate. Jews are mentioned in the 14th century and maintained a limited presence on a Jewish street (Judengasse), still in existence in 1930, until their expulsion in 1640. The modern community dates from the second half of the 19th century. A Jewish school was opened in 1884 and a synagogue was dedicated in 1889. Jews dealt in real estate, textiles, pitch, hops, and glassware. In 1933 the Jewish population numbered 168 (total 22.775). On Kristallnacht (9-10 November 1938) the synagogue was vandalized and dozens of Jews arrested. Between 1933 and 1939, 87 Jews emigrated and 53 moved to other German cities. Of the 12 Jews remaining in 1941, nine were sent to Piaski in the Lublin district (Poland) on 2 April 1942 and threee to the Theresienstadt ghetto via Regensburg on 23 September 1942.   
   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020