Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Unteraltertheim (Gemeinde Altertheim, Kreis Würzburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Kennkarten aus der NS-Zeit   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen    
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
    
In Unteraltertheim (früher zur Grafschaft Castell gehörig) bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Im Fürstlich Castell'schen Archiv finden sich Urkunden und Akten zur jüdischen Geschichte in Unteraltertheim ab 1683 (Urkunde zur Regelung des geschäftlichen Verkehrs zwischen Untertanen und Juden in Unteraltertheim). 1719 lebten bereits 55 jüdische Personen am Ort (11,0 % von insgesamt 499 Einwohnern).   
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1815 77 (14,1 % von insgesamt 546 Einwohnern), 1840 12 bis 13 jüdische Familien, 1867 64 jüdische Einwohner (10,4 % von 618), 1880 74 (11,6 % von 636), 1890 Höchstzahl von 94 Personen (14,4 % von insgesamt 653 Einwohnern), 1900 74 (11,5 % von 643), 1910 50 (8 % von 627).  
  
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Unteraltertheim auf insgesamt 13 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familienamen und Erwerbszweig): Maier Löw Braun (Spezereihandel und Schlächterei), Bräunla, Witwe von Borg Blum (Handarbeit und Almosen), Hirsch Baruch Lichtenstein (Waren- und Lederhandel, seit 1819 Handel mit Leder, Ellen und Spezereien), David Ennoch Fröhlich (Schmuserei), Jakob Ennoch Fröhlich (Vieh- und Warenhandel, seit 1819 Handel mit Vieh- und Ellenwaren), David Samuel Bravmann (Vieh- und Warenhandel), Jaidel Samuel Bravmann (Vieh- und Warenhandel, seit 1819 Handel mit Vieh- und Schnittwaren), Baruch Samuel Bravmann (Vieh- und Warenhandel), Vögel, Witwe von Hajum Heymann (Vieh- und Warenhandel), Maier Ennoch Fröhlich (Vieh- und Warenhandel), Bela, Witwe von Abraham Weidenbaum (Vieh- und Warenhandel), Löw Heßlein Goldmann (Waren- und Federhandel), Heßlein Löw Goldmann (Waren- und Federhandel, Honighandel, seit 1819 zusätzlich: Handel mit Ellenwaren).  
   
Bis ins 20. Jahrhundert hinein lebten die jüdischen Familien überwiegend vom Vieh- und Warenhandel; mehrere hatten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderte Läden und Handlungen (auch eine Bäckerei u.a.) am Ort eröffnet.   
       
An Einrichtungen der jüdischen Gemeinde waren eine Synagoge, eine jüdische Schule und eine Mikwe vorhanden (s.u.); die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Wenkheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Längere Zeit hatten die Gemeinden in Oberaltertheim und Unteraltertheim denselben Lehrer in Personalunion (vgl. Ausschreibungstexte der Stellen s.u.). Von den Lehrern werden genannt: um 1868/1882 Hirsch Rosenfelder, um 1884/1892 Josef Neumann, um 1896/1896 Maier Rosenfelder (wechselt 1896 nach Sinsheim), um 1906 S. Bravmann.
  
Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat in Würzburg. 
 
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1894 Fröhlich, um 1901 Isaak Bravmann, um 1908/1922 Hirsch Bravmann.
 
Von den Vereinen werden genannt: der Israelitische Frauenverein (in einer Spendensammlung in "Der Israelit" vom 16.5.1894).
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Abraham Bravmann (geb. 13.1.1875 in Unteraltertheim, vor 1914 in Höchberg wohnhaft, gef. 10.12.1915).     
        
Um 1925, als noch 15 jüdische Familien mit zusammen 38 Personen am Ort lebten (6,9 % von insgesamt 551 Einwohnern), gehörten dem Gemeindevorstand die Herren Nathan Albrecht und Isak Bravmann II. an. Als Vorbeter wirkte (ehrenamtlich) Hirsch Bravmann. 1932 war Gemeindevorsteher inzwischen Josef Bravmann. Als Lehrer für die damals noch vier schulpflichtigen jüdischen Kindern kam bis zu seiner Auswanderung nach Palästina 1933 Lehrer Heinrich Kohn aus Wenkheim nach Unteraltertheim.
  
1933 lebten noch 34 jüdische Personen am Ort (6 % von insgesamt 569 Einwohnern). In den folgenden Jahren wanderten neun von ihnen aus (vier in die USA [Familie Heiner Fröhlich, Vater war Metzger, Familie lebte in einem Haus zwischen den heutigen Anwesen Grobühlstraße 1 und 5, wo heute eine Garage ist], drei nach England, zwei nach Palästina [Ludwig und Selma Karpf; Familie lebte in einem Haus auf dem heute neu bebauten Grundstück Grombühlstraße 9 oder vor der heutigen Grombühlstraße 10), fünf verstarben in Unteraltertheim und zwei verzogen in andere Orte. Zu Zerstörungen der Inneneinrichtungen jüdischer Häuser kam es beim Novemberpogrom 1938 (in Unteraltertheim in der Nacht zum 11. November 1938) durch SA-Leute; auch die Maschinen des jüdischen Bäckers wurden dabei zerstört. Am 2. September 1939 mussten die noch verblieben Juden in einem Haus zusammenziehen. 1942 lebten noch 16 jüdische Personen am Ort, die im April dieses Jahres über Würzburg in das Vernichtungslager Izbica bei Lublin deportiert wurden. 
     
Von den in Unteraltertheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch einige Namen aus Sporck-Pfitzer s. Lit.): Sara Albrecht geb. Bravmann (1887), Nathan Albrecht (1887), Heinrich Baumann (1877), Babette Bergheimer geb. Bravmann (1885), Ida Blum geb. Bravmann (1887), Artur Bravmann (1925), Benjamin Bravmann (1875), Bruno Berthold Bravmann (1922), Elsa Bravmann geb. Goldner (1890), Emma Bravmann geb. Bravmann (1889), Frieda Bravmann (1882), Gitta Bravmann (1885), Ida Bravmann geb. Löbenfried (1890), Inge Bravmann (1924), Isaak Bravmann (1881), Isaak Bravmann (1882), Jakob Bravmann (1883), Jeanette Bravmann (1889), Josef Bravmann (1880), Julius Bravmann (1894), Karoline Bravmann (1876), Lina (Karoline) Bravmann geb. Bravmann (1882), Lub (Lulo) Bravmann (1929), Regine Bravmann geb. Heimann (1878), Rosalie (Rosa) Bravmann geb. Rosenbaum (1881), Salomon Bravmann (1885), Samuel Bravmann (1894), Simon Bravmann (1878), Simon Bravmann (1892), Wolf Bravmann (1890), Ida Blume geb. Bravmann (1883), Karoline (Lina) Eckmann geb. Fröhlich (1881), Gitta Freudenthal geb. Bravmann (1876), Gitta Fröhlich (1893), Samuel Fröhlich (1883), Johanna (Hannchen) Goldschmidt geb. Fröhlich (1881), Sara Goldschmidt geb. Bravmann (1890), Frieda Jordan geb. Bravmann (1890), Rosa Krebs geb. Bravmann (1894), Rita (Rosa) Moses geb. Albrecht (1920), Jeny Nordhäuser geb. Bravmann (1888), Selma Nordhäuser geb. Bravmann (1896), Rosa Reinfelder geb. Freudenthal (1904), Elise Rosenthal geb. Bravmann (1874), Lina Sulzbacher geb. Bravmann (1882). Lena Süß geb. Bravmann (1883), Lina Ullmann geb. Bravmann (1884), Emma Wolf geb. Bravmann (1889).   
 
Hinweis auf nicht mehr existente frühere jüdische Anwesen in Unteraltertheim (zusammengestellt und mitgeteilt von Franziska Hirth, Mai 2021): - zwischen Lindenstraße 14 und 16 stand ein Haus einer jüdischen Familie, hier heute ein Carport. Daneben zur Ringstraße 14 hin gab es eine schmale Gasse in die Brunnenstraße und noch ein weiteres jüdisches Haus, dann folgte erst die heutige Ringstraße 14. Hinter dem heutigen Haus Brunnenstraße 4 stand ebenfalls das Haus einer jüdischen Familie, in dem zwei alte Damen lebten, die deportiert wurden. Auf dem Grundstück der heutigen Brunnenstraße 19 stand gleichfalls das Haus einer jüdischen Familie. Auf dem Grundstück der heutigen Grombühlstraße 3, wo sich bis vor einigen Jahren eine Edeka-Filiale befand, war früher ein Stoffladen einer jüdischen Familie und ein weiteres jüdisches Haus. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die teuren Stoffrollen achtlos auf die Straße geworfen und die Scheiben zerstört. Noch existente ehemalige jüdische Anwesen in Unteraltertheim: im heutigen Haus Lindenstraße 40 lebte die Familie des Kaufmanns Isaak Bravmann. Beim Kauf und der Renovierung des Hauses 1992/93 wurde eine Rechnung für die Reinigung von Pelzen gefunden. Diese war bei der Erneuerung der Dachdämmung gefunden worden; sie war zwischen Sparren und Latten eingeklemmt.  
     
     
     

Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters / Schochet 1893 / 1908  

Oberaltertheim Israelit 09101893.jpg (42536 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1893: "Vakanz. In den kombinierten Gemeinden in Ober- und Unteraltertheim bei Würzburg erledigt sich per 1. November 1893 die Religionslehrer-, Vorsänger und Schochet-(Schächter-)Stelle. Fixer Gehalt 500 Mark, Nebenverdienst 700 Mark. Geeignete Bewerber wollen sich schleunigst an den Unterzeichneten melden. Reiseentschädigung erhält nur der von den Gemeinden Gewählte.
Oberaltertheim, 4. Oktober 1893, Abraham Grünbaum, Kultusvorstand." 
  
Oberaltertheim Israelit 26111908.jpg (46930 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1908: "Vakanz. Die Religionslehrer-, Kantor- und Schochetstelle in den vereinigten Gemeinden Ober- und Unteraltertheim ist baldigst zu besetzen. Fixum 700 Mark, Nebenverdienst 7-800 Mark bei freier Wohnung. Seminaristisch gebildete Bewerber belieben ihre Gesuche an den Unterzeichneten zu senden. Ausländer bleiben unberücksichtigt. Reise wird dem Gewählten vergütet. 
Oberaltertheim, 22. November 1908. Abraham Grünbaum, Kultusvorstand."

   
Zum Tod von Lehrer Hirsch Rosenfelder (1887)   

Unteraltertheim Israelit 27101887.jpg (81040 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1887: "Altertheim bei Würzburg. Geliebt und geehrt, geachtet und hoch geschätzt von allen, die ihn kannten, lebte und wirkte Herr H. Rosenfelder nahezu 40 Jahre als Lehrer in unserer Gemeinde. Am Erew Schabbat Kodesch Paraschat Haasinu (Freitag vor dem Schabbat mit der Toralesung Haasinu = 5. Mose 32,1-52; das war Freitag, 30. September 1887) wurde uns der 80jährige Greis durch den Tod entrissen. Schon von Jugend auf dem Torastudium sich weihend, besuchte er als Jüngling die Jeschiwa in Fürth, und ausgerüstet mit Tora und Gottesfurcht suchte er mit allem Eifer seine Kenntnisse weiter zu verbreiten; denn sein immerwährendes Streben war (hebräisch und deutsch:) zu lernen und zu lehren
Mit liebevoller Begeisterung suchte er seinen Schülern und Freunden die wahre Gottesfurcht einzuprägen und mit Vergnügen war er bereit, durch Midraschim (Auslegungen) und Maschalim (Gleichnisse) seine Zuhörer zu fesseln, sie zur Glaubenstreue anzuregen und aufzumuntern. Er war seiner Familie und allen Bekannten ein edles Vorbild echter Frömmigkeit. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

   
Über Lehrer Josef Neumann (um 1884/1892 Lehrer in Ober- und Unteraltertheim)
Josef Neumann ist am 7. Januar 1860 in Külsheim geboren als Sohn des Toraschreibers Salomon Neumann und der Regine geb. Levi. Er ließ sich an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg zum Lehrer ausbilden (Examen 1881) und war in Ober- und Unteraltertheim als Lehrer tätig. Er heiratete 1888 Jette (Jettchen) geb. Strauß (geb. 22. Mai 1865 in Bieringen) 1893 zog er mit seiner Familie nach Würzburg, verließ den Lehrerberuf und war hier zunächst als "Oberinspektionsbeamter" bei einer Versicherungsgesellschaft tätig. Zwischen 1898 und 1903 arbeitete er selbstständig als Baumaterialienhändler und -agent, dann wieder als Versicherungsangestellter. Mitte der 1920er-Jahre ging er in den Ruhestand. Er starb am 22. Januar 1929 in Würzburg. Seine Frau emigrierte 1940 zu ihren Kindern nach New York, wo sie 1950 ihren 85. Geburtstag feiern konnte. Angaben nach Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken.   
  
Lehrer Maier Rosenberger stellt einen Antrag im Finanzausschuss der bayerischen Abgeordnetenkammer (1896)       

Artikel in "Der Israelit" vom 14. Mai 1896: "Aus Bayern. Bei der Beratung des Kultusetats im Finanzausschuss der bayerischen Abgeordnetenkammer am 1. Mai wurde mit den Postulaten für den jüdischen Kultus begonnen. Zur Aufbesserung des Einkommens gering dotierter Rabbinatsstellen sind wie früher 14.000 Mk. postuliert. Der Referent Dr. Daller hebt hervor, dass die bewilligte Summe nie verbraucht worden sei, will sie jedoch nicht beanstanden. Es liegt vor eine Petition des jüdischen Religionslehrer aus Mayer Rosenberger in Unteraltertheim um Bewilligung staatlicher Alterszulagen für die geprüften israelitischen Religionslehrer. Die Petition wird von verschiedenen Abgeordneten warm befürwortet, besonders hebt Abgeordneter Maison* hervor, 'der Staat habe ein großes Interesse an dem Erziehungswerke der Petenten, beziehungsweise seiner Kollegen'. Er meint, man sollte, da ja nur circa 2000 Mk. erforderlich wären, diese dem Regierungspostulate entnehmen. Kultusminister von Landemann will jedoch dieses für die Pensionsbezüge der Rabbiner, zu welcher Materie auch eine Petition vorliegt, in Anspruch nehmen. 'Er erkennt ausdrücklich das verdienstvolle Wirken der Petenten an;' es sei aber ein besonderer Fonds nicht da. Referent Dr. Daller stellt Antrag auf Übergang zur Tagesordnung, welcher schließlich angenommen wird."      
* Carl Maison (1840 Oberdorf - 1896 München), Teilh. der Fa. A. Maison, Posamentenhandel in München; im Vorstand der Oberbayerischen Handels- und Gewerbekammer, Handelsrichter; 1887 bis 1896 Mitglied des Bayerischen Landtags, Konsul von Dänemark, Schweden und Norwegen, 1888 kgl. Kommerzienrat.  

   
Die kurze Amtszeit des Lehrers Joseph Wolfromm (1909)   
   

Anmerkung:
Lehrer Joseph Wolfromm (sein Name wurde unterschiedlich geschrieben) blieb im Sommer 1909 nur wenige Wochen in der Gemeinde. Vermutlich war die Volksschullehrerstelle in Hagenbach attraktiver als die Religionslehrerstelle in Ober- und Unteraltertheim:

Unteraltertheim Israelit 17061909.jpg (12445 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1909: "Würzburg, 15. Juni (1909). Herr Lehrer Wolffromm, bislang in Völkersleier, wurde als Lehrer der vereinigten Kultusgemeinden Unter- und Oberaltertheim gewählt."  
Unteraltertheim Israelit 05081909.jpg (12253 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. August 1909: "Unteraltertheim, 30. Juli (1909). Herr Lehrer Joseph Wolframm in Oberaltertheim wurde zum Volksschullehrer in Hagenbach bei Germersheim (Rheinpfalz) ernannt."  

   
Für den Unterricht in Ober- und Unteralterheim und anderen Orten wird ein Wanderlehrer bestellt (1925)    

Mitteilung in "Bayerische Israelitische Gemeindezeitung" vom 10. März 1925: "Bestellung eines Wanderlehrers mit dem Sitz in Würzburg für die Gemeinden Rimpar, Estenfeld, Veitshöchheim, Ober- und Unteraltertheim, Reichenberg. "        

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Zum Tod von Sara Bravmann (1886)

Unteraltertheim Israelit 12041886.jpg (80484 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. April 1886: "Unteraltertheim, Rosch Haschodesch Nissan (= 6. April 1886). Wieder hat der Tod das Leben einer Edlen in Israel beendet und dadurch eine Familie in tiefe Trauer versetzt. Das edle Wirken der Verstorbenen hat es verdient, dass der Entschlafenen in diesen geschätzten Blättern ein Denkmal gesetzt werde. Frau Sara Bravmann ist in dem jugendlichen Alter von 25 Jahren in ein besseres Jenseits abberufen worden. Dieser Verlust wird nicht allein von ihrer sie innig liebenden Familie, sondern auch von der hiesigen Gemeinde, in welcher sie, wenn auch leider nur eine kurze Zeit, Allen als Muster einer tüchtigen Frau voranleuchtete, schwer empfunden werden. Groß und allgemein war die Achtung, mit der man der Heimgegangenen von allen Seiten entgegenkam. Sie war eine Frau mit seltenen Eigenschaften. Bescheidenheit und Sanftmut, gepaart mit echter Gottesfurcht, zeichneten die Verstorbene in hervorragender Weise aus. Die allgemeine Teilnahme zeigte sich auch nicht nur bei ihrer Krankheit, sondern auch bei ihrem Leichenbegängnisse. 
Möge der tiefbetrübte Gatte und die trauernden Verwandten in dem Gedanken ihren Trost finden, dass die Verblichene eingegangen ist in das ewige Jenseits, wo sie den Lohn ihres edlen Wirken empfängt. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

   
Zum Tod von Rabbi Hirsch Rosenfelder (1887)   

Unteraltertheim Israelit 24101887.jpg (117746 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Oktober 1887: "Nachruf
Unteraltertheim
, 20. Oktober (1887). In unserer Zeit, da leider der Indifferentismus immer weiter um sich greift und die Zahl der Torakundigen in steter Abnahme begriffen ist, muss es jeden wahren Jehudi schmerzlich berühren, wenn Männer, die ein echt religiöser Leben führten, und die ihre Mitmenschen für alles Gute zu begeistern suchten, dahinscheiden und vom Schauplatze ihrer ersprießlichen Wirksamkeit abberufen werden. Auch unsere Gemeinde hat einen solchen herben Verlust zu beklagen. Am Freitag, den 12. Tischri (= 30. September 1887) verschied nach kurzem Leiden Rabbi Hirsch Rosenfelder, der Edelsten und Besten Einer. Ausgerüstet mit einem tüchtigen Wissen in unserer heiligen Tora, das er bei zwei rühmlichst bekannten Gelehrten, Rabbi Wolf Hamburger zu Fürth und Rabbi Chajim Schwarz zu Hürben geschöpft hatte, verband er damit eine aufrichtige Frömmigkeit mit allgemeiner Bildung und Leutseligkeit. Schon an der Schwelle des Grabes, ließ er sich nicht abhalten, am Neujahrsfeste die Synagoge zu besuchen. 
Die hohe Verehrung, die man dem Edlen entgegenbracht, kam bei dem Leichenbegängnisse zum lebhaftesten Ausdruck. Von Nah und Fern waren zahlreiche Freunde herbeigeeilt, um dem Entschlafenen die letzte Ehre zu erweisen. An dem Verstorbenen wird gewiss im Jenseits in Erfüllung gehen der Vers: 'Aber die Verständigen werden glänzen wie der Glanz des Himmels, und die, welche viele zur Gerechtigkeit führten, wie die Sterne, immer und ewig. (Daniel 12,3)'".

   
Zum Tod von Handelsmann Löb Bravmann (1889) 
Anmerkung: Löb Bravmann war Viehhändler in Unteraltertheim, geb. 1853, verheiratet mit Hannchen geb. Bravmann (1853-1941), von den fünf Kindern wurde die Tochter Jeanette (geb. 1889) nach Riga deportiert und ermordet.

Unteraltertheim Israelit 12121889.jpg (42408 Byte)Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember 1889: "Unteraltertheim, 8. Kislew (1. Dezember 1889). Wiederum hat der Tod eine Lücke in die kleine Schar der wahrhaft religiösen Männer gerissen. Am 6. Kislew (29. November 1889) verschied dahier im schönsten Lebensalter der Handelsmann Lob Bravmann. Derselbe war ein eifriger Anhänger des orthodoxen Judentums, unerschüttert in seinem Glauben. Sein ganzes Wesen war die Güte selbst und kein beleidigendes Wort kam jemals über seine Lippen. Wohl selten ist darum die Trauer und Teilnahme bei allen Konfessionen dahier eine so allgemeine gewesen, wie bei dem Hinscheiden und der Beerdigung des Verlebten. Die Hinterbliebenen verloren in dem Verstorbenen ihr teueres Haupt; unsere Gemeinde einen ihrer edelsten Männer. Sein Andenken sei gesegnet! Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens".

   
Zum Tod von Mosche Bravmann (1893)  

Unteraltertheim Israelit 03081893.jpg (149023 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. August 1893: "Aus Bayern. Am 3. Ab (= 16. Juli 1893) verstarb in Unteraltertheim Herr Mosche Bravmann im Alter von nahezu 89 Jahren. Wenn nach den Worten unserer heiligen Schrift die herrliche Krone des Greisenalters nur auf dem Wege der Frömmigkeit gefunden wird, so trifft dieses Wort bei dem verstorbenen Zadik (Gerechten) im vollsten Sinne zu. Sein ganzes Leben war eine fortlaufende Kette von Frömmigkeit und Edelsinn. Seine liebste Beschäftigung war Torastudium und die Kenntnisse, die er sich im Studium der Mischna und Gemara als Privatmann erworben, sind das beste Zeugnis dafür, wie er sich bestrebte, in der Tora Tag und Nacht zu forschen. Aber er lernte nicht nur, er lehrte auch. Jeden Sabbat hielt er einen Schiur (Lernstunde/Lehrvortrag) für die Gemeinde ab, worin er in lehrreicher Weise auf die tiefen Gedanken des Gotteswortes hinwies und seine Zuhörer zu dessen Befolgung ermahnte. Noch im höchsten Greisenalter war seine Lieblingsbeschäftigung, seine Enkel in der Tora zu unterrichten. Sowie er für die Tora lebte und wirkte, so ward auch Gottesdienst in seinem leben betätigt. Er versäumte weder früh, noch spät den öffentlichen Gottesdienst und versah 40 Jahre lang unentgeltlich den Vorbeterdienst an den ehrfurchtgebietenden Tagen (zu den Hohen Feiertage im Herbst), wo er durch seine verständnisvolle und herzgewinnende Vortragsweise die Beter in Andacht und heilige Stimmung zu versetzen verstand. In gleicher Weise war der Selige aber auch bestrebt, Wohltätigkeit zu üben und den Armen in echt jüdischer Art stützend und tröstend zur Seite zu stehen. Ganz besonders reichlich spendete er zu jeder Zeit für die Armen des heiligen Landes. Dass der Hingang eines solchen Frommen für die Familie und für die Gemeinde ein schwerer Verlust ist, davon gab die große Beteiligung an der Leichenbestattung glänzendes Zeugnis. War doch Jeder von dem Gedanken durchdrungen, dass 'mit dem Scheiden des Zadik (Gerechten) aus dem Orte auch der Glanz und die Zierde des Ortes schwindet.' Diesem Gedanken gaben auch der Schwiegersohn des Verblichenen - seligen Angedenkens - Herr Lehrer Fleischmann in Bödigheim, sowie seine Enkel die Herren Lehrer Bravmann in Königshofen, Fuchs in Messelhausen und Herr Lehrer Neumann in Altertheim in rührender Weise sinnigen Ausdruck. Möge sein Andenken stets in Ehren gehalten werden bei allen denen, die Gelegenheit hatten, seinen frommen Sinn und sein wohltätiges Wirken zu würdigen. !   

   
Zum Tod von Ida Bravmann (1909)
Ida Bravmann geb. Hofmann war die Witwe des Handelsmannes David Bravmann; Mutter von Hannchen Bravmann, die den oben genannten und bereits 1890 verstorbenen Viehhändler Löb Bravmann geheiratet hatte. 

Unteraltertheim Israelit 23121909.jpg (17835 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1909: "Unteraltertheim, 15. Dezember (1909). Unter zahlreicher Beteiligung wurde gestern Nachmittag im Alter von 85 Jahren Witwe Ida Bravmann zu Grabe getragen. Sie erfreute sich wegen ihre liebenswürdigen Wesens allgemeiner Wertschätzung".  

  
Zum Tod von Isak Bravmann (1927)  

Unteraltertheim Israelit 16061927.jpg (170781 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1927: "Unteraltertheim bei Würzburg, 26. Mai (1927). Unsere Gemeinde hat einen schmerzlichen Verlust zu beklagen. Wenige Tage vor Vollendung seines 89. Lebensjahres verschied der hierorts und in weiten Kreisen hoch geschätzte und allseits beliebte Kaufmann Isak Bravmann. Mit ihm ist ein aufrichtiger Jehudi, ein ehrenhafter, biederer Charakter in Gan Eden eingegangen. Einem bekannten gut jüdischen Hause entstammend, in dem Thorakenntnis und Frömmigkeit allezeit vereinigt waren, hat es der Verstorbene sein Leben lang als vornehmste Aufgabe betrachtet, die Traditionen seiner Familie in gewissenhaftester Weise aufrecht zu erhalten und fortzupflanzen. Durch sein liebenswürdiges Wesen, durch einen sonnigen Humor, der ihn auch in den schweren Tagen seines Leidens nicht verließ, durch seine aufrichtige Frömmigkeit und vornehme Bescheidenheit war er allen, die ihn kannten, als treuer Freund lieb und wert. Er war ein treusorgender Vater und Erzieher seiner Kinder, ein rechtschaffener, ehrlicher Geschäftsmann und kluger Berater seiner Mitmenschen. Von dem hohen Ansehen, dessen sich der Entschlafene bei Juden und Nichtjuden zu erfreuen hatte, zeugte die große Beteiligung an dessen Leichenbegängnis. Ein fast unübersehbares Trauergefolge geleitete die Bahre nach dem ferngelegenen Friedhof zu Wenkheim. Vor dem Trauerhause zeichnete der Sohn des Dahingeschiedenen, Lehrer Bravmann, Gaukönigshofen, ein treffendes Lebensbild und nahm namens der Kinder unter tränenerstickter Stimme Abschied vom geliebten Vater, ihm Dank sagend für all das, was er ihnen erwiesen. In tiefster Ergriffenheit gedachte sodann der Schwiegersohn des Verklärten, Lehrer Sulzbacher, Hanau, der edlen Tugenden und hehren Charaktereigenschaften, mit denen der Heimgegangene geziert, besonders hervorgehend, wie sich sein Leben hienieden auf die Tora, auf Gottesdienst und auf Wohltätigkeit aufgebaut hatte und entbot in innigen Dankesworten dem Verblichenen den letzten Scheidegruß namens der Familie. Möge sein Verdienst den trauernd Hinterbliebenen beistehen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

   
Zum Tod von Abraham Bravmann (1928)
     

Unteraltertheim Israelit 25101928.jpg (120410 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1928: "Unteraltertheim bei Würzburg, 16. Oktober (1928). Nach kurzem Leiden verschied am 19. Tischri Abraham Bravmann im 74. Lebensjahre und wurde unter allgemeiner Beteiligung am Hoschana Raba zur letzten Ruhe gebettet. Die Lücke, die der Heimgang dieses  Mannes der kleinen Gemeinde geschlagen, kann fast nicht mehr geschlossen werden. Verkörperte er doch alle Tugenden eines wahren Jehudi. Aus echt frommem Hause, in dem die Tora Richtschnur des Lebens war, eignete er sich in seiner Jugend ein bedeutendes jüdisches Wissen in Höchberg bei Ottensooser - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - und in Heidingsfeld bei Goldschmidt - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - an. Täglich zu lernen war ihm Pflicht und Bedürfnis, und Worte der Tora konnte man bei jeder Gelegenheit aus seinem Mund hören. Raschi's Kommentar zur Tora waren ihm fast Wort für Wort Gedächtnisgut. In den Dienst der Gemeinde stellte er sich ehrenamtlich durch seine belehrenden Schabbat-Vorträge und als Vorbeter und Schofarbläser. Im wahren Sinne verband er die Torakenntnis mit profanem Wissen. Sein ganzes Leben war getragen von tiefster Frömmigkeit. In seltener Gottergebenheit trug er den plötzlichen Verlust seines einzigen hoffnungsvollen 20-jährigen Sohnes und den frühen Tod seiner frommen Gattin. Bei seinen Geschäftsfreunden beliebt wegen seiner Rechtlichkeit, die ein Ausfluss seiner Gottesfurcht war, beschloss er in Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit seinen Lebensabend. Möge sein Andenken in der Gemeinde weiterleben und seine Frömmigkeit Nachahmung finden. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     
 
Artikel in der "Deutschen Israelitischen Zeitung" vom 8. November 1928: 
Derselbe Artikel wie in der Zeitschrift "Der Israelit"      

   
Zum Tod von Helene Fröhlich im Juli 1930 und ihre Beisetzung im Friedhof Wenkheim
    

Unteraltertheim Israelit 31071930.jpg (64459 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli 1930: "Unteraltertheim, 18. Juli (1930). Am Dienstag, dem 15. Juli, verschied nach kurzem Krankenlager, ganz unterwartet, Frau Helene Fröhlich aus Unteraltertheim im 51. Lebensjahre. Ein unendlicher Trauerzug bewegte sich am Donnerstag von Unteraltertheim nach dem alten, in friedlicher Waldesstelle liegenden Beit Olam (Haus der Ewigkeit = Friedhof) in Wenkheim. Die Verstorbene war ihrem Manne eine treue Weggefährtin und in inniger Herzensgemeinschaft verbunden, ihren Kindern eine aufopfernde Mutter, der Kehila (Gemeinde) ein Beispiel der Pflichterfülltheit und Gewissenhaftigkeit. Ihr Haus war der Gastfreundschaft weit geöffnet und keiner verließ unbefriedigt ihre Wirkungsstätte. Wo es galt, mit Rat und Tat zu helfen, war sie zur Stelle. Auf dem Beit HaKewarot (Haus der Gräber = Friedhof) würdigte Herr Lehrer (Heinrich) Kohn aus Wenkheim den schweren Verlust, den die Kehila (Gemeinde) und ganz Israel erlitten. Am Grabe gab ein Schwager, Herr A. Fröhlich aus Gelsenkirchen dem Schmerze der Familie beredten Ausdruck".   

   
Zum Tod von Gemeindevorsteher Hirsch Bravmann (1935)  

Unteraltertheim Israelit 31011935.jpg (110654 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1935: "Unteraltertheim bei Würzburg, 25. Januar (1935). Einen unersetzlichen Verlust hat unsere kleine Gemeinde durch das nach kurzem Krankenlager erfolgte Ableben ihres Vorstehers Hirsch Bravmann erlitten. Ein unheilbares Leiden hat seinem inhaltsreichen Leben im 65. Lebensjahre ein rasches Ende gesetzt. Mit seinem Heimgange verliert die Gemeinde ihren Führer und gleichzeitigen Seelsorger, insofern er auch Jahrzehnte hindurch als ehrenamtlicher Vorbeter sich in den Dienst derselben stellte und für deren Belange jederzeit seine vollen Kräfte einsetzte. Wie als treusorgender Gatte und Vater seiner Familie, war er auch quasi als Vater seiner kleinen Gemeinde bestellt. - Wahre, ungeheuchelte Frömmigkeit, treuer Arbeitssinn, felsenfestes Gottvertrauen, selbstloseste Einfachheit und Bescheidenheit, Korrektheit und Rechtschaffenheit in Handel und Wandel waren ihm eigen. Vor dem Hause ergriff vor dem großen Trauergefolge zunächst der Bruder des Verstorbenen, Lehrer Bravmann aus Karlstadt am Main, das Wort und zeichnete in markanten Zügen ein vortreffliches Charakterbild des Dahingegangenen. Alsdann gab der Schwager des Entschlafenen, Lehrer Sulzbacher aus Hanau a.M., in bewegten, ergreifenden Worten seinem Schmerze Ausdruck. Herr Albrecht, Unteraltertheim, beklagte aufs tiefste namens der kleinen Gemeinde den herben Verlust, von dem sie betroffen worden. Nachdem Lehrer Fuchs aus Würzburg auch kurze Abschiedsworte seinem Schwager zugerufen, widmete noch Lehrer Grünebaum aus Wenkheim, wohin der Tote überführt wurde, dem Verklärten einen längeren Nachruf. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

      
90. Geburtstag von Samuel Bravmann am 6. Januar 1938

Unteraltertheim Israelit 06011938.jpg (26092 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Januar 1938: "Ein Altersjubiläum. Herr Samuel Bravmann aus Unteraltertheim bei Würzburg feiert am 6. Januar seinen 90. Geburtstag in voller geistiger und körperlicher Frische. Herr Bravmann ist Altveteran und hat die Feldzüge 66 und 70/71 mitgemacht. Von sechs Kindern waren drei Söhne im Weltkrieg, von denen einer gefallen ist.   ([Alles Gute] 'bis 120 Jahre').

  
Hinweis auf den aus Unteraltertheim stammenden Kantor und Lehrer Jakob Bravmann (1889 - 1964, Lehrer in Neidenstein und Konstanz)  

Von 1925 bis Anfang 1938 war Kantor und Lehrer der jüdischen Gemeinde in Konstanz Jakob Bravmann (Wohnung im Gemeindehaus Konstanz Sigismundstraße 21). Seit dem Weggang des Konstanzer Rabbiners Dr. Chone hat Herr Bravmann auch rabbinische Funktionen in der Gemeinde übernommen.
Jakob Bravmann ist am 13. Januar 1889 in Unteraltertheim geboren. Er studierte am Israelitischen Lehrerseminar in Würzburg. Seit dem 25. Juni 1911 war er (in Heidelberg) verheiratet mit Flora geb. Jakob (geb. 13. Dezember 1889 in Neidenstein). Die beiden hatten sich während der Zeit von Jakob Bravmann als Lehrer in Neidenstein kennengelernt. Sie bekamen einen Sohn Siegbert (geb. 10. April 1913 in Neidenstein) und eine Tochter Beate (geb. 13. September 1927 in Konstanz). 1938 konnte Familie Bravmann in die USA emigrieren und ließ sich in Newark, New Jersey nieder (Sohn Siegbert lebte hier bereits seit 1933). Jakob Bravmann konnte nicht mehr als Kantor tätig sein und fand schließlich eine Anstellung als Buchhalter. Er starb am 24. April 1964 in Orange/New Jersey. Seine Frau Flora war bereits acht Jahre zuvor am 26. Februar 1956 in Newark/NJ. gestorben.
In Konstanz wurde am 22. Mai 2009 vor dem Haus Sigismundstraße 21 (früheres Gemeindehaus der jüdischen Gemeinde) ein "Stolperstein" für ihn verlegt.
Link zu "Stolpersteine Konstanz": https://stolpersteine-konstanz.de/bravmann_jakob.html  bzw. https://stolpersteine-konstanz.de/bravmann_flora.html.  
sowie  https://stolpersteine-konstanz.de/bravmann_beate.html und https://stolpersteine-konstanz.de/bravmann_siegbert.html
Nachfolgende Fotos aus der Website von "Stolpersteine Konstanz" - Links wie oben. 
 
 Elternhaus von Jakob Bravmann
in Unteraltertheim (Adresse nicht bekannt)
 Jakob Bravmann
(1935)
 Jakob und Flora Bravmann
(vermutlich Hochzeitsreise 1911)
 Jakob und Flora Bravmann mit
ihrer Tochter Beate (1935)

  
  
Anzeigen/Dokumente jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige von Lazarus Bravmann (1900)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1900: "Lehrstelle-Gesuch. Suche für meinen Sohn, 14 Jahre alte, in einem Manufakturwarengeschäfte, Samstags und Feiertage geschlossen, passende Lehrstelle. 
Lazarus Bravmann
, Unteraltertheim in Bayern."   

    
Anzeigen / Lehrlingssuche des Metzgers B. Fröhlich (1892) und Samson Fröhlich (1907)   

Anzeige in "Der Israelit" vom 21. November 1892: "Streng koscher.
Empfehle prima geräucherte Wurst per Pfund 1 Mk. 20 Pfg., bei 9 Pfund Abnahme franco.
B. Fröhlich, Metzger, Unteraltertheim bei Würzburg."  
 
Unteraltertheim Israelit 25041907.jpg (28805 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April 1907: 
"Suche für meine am Samstag und am Feiertagen streng geschlossene Metzgerei einen kräftigen
Lehrling  
aus guter Familie.
Samson Fröhlich, Unteraltertheim".  

  
Dokument von 1933 

Unteraltertheim Dok 01.jpg (60428 Byte)Dokument (erhalten von Detlef Kemmer, Würzburg): Rechnung der Wäschefabrik Gebr. Sichel, Würzburg an Firma Isaak Bravmann in Unteraltertheim vom 11. Juli 1933. Anmerkung:  Die Inhaber der 1899 in Würzburg gegründeten Wäschefabrik Gebrüder Sichel in Würzburg waren Karl Sichel und Jakob Sichel, beide in Veitshöchheim geboren. Vor allem Karl Sichel spielte auch sonst im Leben der jüdischen Gemeinde Würzburg eine bedeutende Rolle. Sowohl Karl wie auch Jakob Sichel sind mit ihren Frauen 1942 bzw. 1943 nach Theresienstadt deportiert  worden. Alle vier sind dort umgekommen. Auch Isaak Bravmann in Unteraltertheim ist ermordet worden.     

  

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Unteraltertheim
geboren sind
 
 Unteraltertheim KK MZ Goldschmidt Hannchen.jpg (98639 Byte)  Unteraltertheim KK MZ Wolf Emma.jpg (96314 Byte)
  Kennkarte (Mainz 1940) für Hannchen Goldschmidt geb. Fröhlich
geb. 27. April 1881 in Unteraltertheim, am 27. September 1942
 deportiert ab Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, am 
28. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz, ermordet.   
Kennkarte (Dieburg 1939) für Emma Wolf geb. Bravmann,
geb. 19. Dezember 1889 in Unteraltertheim, wohnhaft in Dieburg
und Frankfurt, am 22. November 1941 deportiert ab Frankfurt
nach Kowno (Kauen), Fort IX, umgekommen    

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge  
   
Die jüdische Gemeinde besaß zunächst eine - vermutlich noch aus dem 18. Jahrhundert stammende - Synagoge. Sie brannte im Herbst 1838 nieder.
 
Die Synagoge ist abgebrannt (1838)  

Unteraltertheim AZJ 10111838.jpg (14476 Byte)Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. November 1838: "Ein furchtbares Brandunglück traf den Ort im Herbst 1838, durch den 60 Gebäude des Dorfes, darunter auch die Synagoge abgebrannt sind".  
 
Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. November 1838: "In Unteraltertheim. Herrschaftsgericht Remlingen, wo ungefähr 12 bis 13 jüdische Familien wohnen, sind 60 Gebäude , darunter auch die Synagoge abgebrannt."   

1840/41 konnte eine neue Synagoge erstellt werden. Im Gebäude befanden sich auch Klassenräume und die Mikwe. Fast 100 Jahre war diese Synagoge religiöser Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde am Ort. Sie hatte ein charakteristisches Satteldach (Halbwalmdachbau) und Lunettenfenstern im Obergeschoss. 
       
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge von SA-Leuten völlig zerstört. Die Aktionen geschahen in Unteraltertheim erst in der Nacht zum 11. November 1938. Einige der noch am Ort lebenden jüdischen Personen hatten - durch einen Telefonanruf aus Würzburg vorgewarnt - drei Torarollen, Gebetbücher und einige andere Ritualien aus der Synagoge herausnehmen können. Die SA-Leuten zerrissen jedoch die beiden verbliebenen Torarollen und stahlen den Silberschmuck der Torarollen. Die durch die Schändung unbrauchbaren Ritualien wurden der Nachbargemeinde Oberaltertheim übergeben, wo sie im August 1939 - entsprechend den Vorschriften der Halacha - im Garten einer jüdischen Familie beigesetzt wurden.  
      
Das Synagogengebäude blieb - zumindest äußerlich - erhalten und kam (bei einem Wert von 3.500 Mark) für 1.200 Mark nach den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 in den Besitz der politischen Gemeinde. Einige Zeit später wurde es von der Genossenschaft übernommen und als Lagerhaus verwendet. Die Eingangstür wurde verändert sowie ein Rampe angebaut, als das Gebäude für die Lagerung von Kunstdünger verwendet wurde. Schließlich kam das Gebäude in Privatbesitz (Familie Erich Schmidt) und wurde vor einigen Jahren renoviert (derzeit Lager eines Maler- und Verputzbetriebes). Es steht unter Denkmalschutz.  
   
   
Adresse/Standort der SynagogeBrunnenstrasse 13     
   

   
Fotos    

Historische Fotos sind nicht vorhanden - Über Zusendungen freut sich der Webmaster
 - Adresse siehe Eingangsseite  
   
     
Das Synagogengebäude nach 1945 - 
vor und nach der Renovierung
Unteraltertheim Synagoge 200.jpg (14349 Byte) Unteraltertheim Synagoge 201.jpg (30979 Byte)
  Quelle des Fotos: HaGalil.com  Foto 2004: Jürgen Hanke, Kronach
 (www.synagogen.info)  

     
      

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Gemeinde Altertheim     
bulletInformationsseite bei HaGalil.com  
bulletDenkmalliste zu Unteraltertheim des Bayrischen Landesamtes für Denkmalspflege    
bulletUrkunden und Akten zur Geschichte der Juden im Fürstlich Castell'schen Archiv  

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 414-415.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 119.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 393f.
bulletHerbert Schultheis: Die Reichskristallnacht in Deutschland nach Augenzeugenberichten. Bad Neustädter Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Frankens Bd. 3. Hg. von Herbert Schultheis. Bad Neustadt a.d. Saale 1985 S. 73-74.
bulletJutta Sporck-Pfitzer: Die ehemaligen jüdischen Gemeinden im Landkreis Würzburg. Hrsg. vom Landkreis Würzburg. Würzburg 1988. S. 76.  
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 166.  

     
      

 
 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Unteraltertheim  Lower Franconia. Jews were present in the first half of the 17th century. In 1890 the Jewish population reached 94 (oft a total 653), dropping to 34 in 1933. The day after the Kristallnacht disturbances (9-10 November 1938), the synagogue and Jewish homes were vandalized. The remaining Jews were herded into a single house. In 1934-40, nine Jews emigrated from Germany. The last 15 were expelled to Wuerzburg on 24 April 1942 and deported to Izbica in the Lublin district (Poland) the next day. 
     
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020