Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Ulm (Stadtkreis)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt - 
Aus der Geschichte des Rabbinates, der Lehrer und der Schule sowie weiterer Angestellter

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Ulm wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Neueste Einstellung am 2.1.2020.    
      
    
  
Übersicht:

bulletAus der Geschichte des Rabbinates in Ulm
-  Ausschreibung der Rabbinatsstelle in Ulm (1888)  
-  Abschiedsrede von Rabbiner Dr. Seligmann Fried an seinem bisherigen Wirkungsort Ratibor (Racibórz) (1888) 
-  Zum Tod von Rosa Fried geb. Halberstam, Frau von Rabbiner Dr. Fried (1894) 
-  Zum Tod von Rabbiner Dr. Seligmann Fried (1906)  
A
usschreibung der Rabbinatsstelle (1906)    
-  Rabbiner Jesajas Straßburger wird als Rabbiner in Ulm gewählt (1906)  
A
mtseinführung von Rabbiner Dr. Julius Cohn (1928)      
bulletAus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
-  Zum Tod des Lehrers und Vorsängers Simon Einstein (1891)    
-  Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers und Kantors (1902)  
-  Theologischer Beitrag von Oberlehrer A. Adler zum "Neujahr der Bäume" (1931)  
-  In der NS-Zeit: Eine jüdische Volksschule soll eingerichtet werden (1936) 
H
inweis auf die Tochter des Ulmer Kantors (ab 1936) Rudolf Loewy: Esther Bejarano (geb. 1924 in Saarlouis)
bullet Berichte zu weiteren Kultusbeamten und Angestellten der Gemeinde  
-  Ausschreibung der Stelle des Schochet (1886)  
-  Der Verdacht eines Mordes (nach den Antisemiten "Ritualmordes") durch den Schächter Bernheim bestätigt sich nicht (1894)  
Weitere Indizien für die Unschuld des Schächters Bernheim (1900)   

    
    
Aus der Geschichte des Rabbinates in Ulm   
  
Die Rabbiner in Ulm waren im 19./20. Jahrhundert:  

bulletbis 1888 war der Rabbiner von Laupheim für Ulm zuständig: 
zur Zeit der Entstehung der Gemeinde in Ulm: Rabbiner Jakob Kaufmann (1835-1852 Rabbiner in Laupheim)  
zur Zeit des Synagogenbaus in Ulm Rabbiner Abraham Wälder (1852 bis 1876 Rabbiner in Laupheim)
danach Rabbiner Dr. Ludwig Kahn (1876 bis 1892 Rabbiner in Laupheim)  
bulletDr. Seligmann Fried (geb. 1847 O’Gyalla/Ungarn, gest. 1906 Ulm): studierte u.a. am Breslauer Rabbinerseminar, nach ersten Stellen in Meisenheim und Bernburg Rabbiner in Ratibor, Oberschlesien (heute Raciborz); 1888 bis 1906 Rabbiner in Ulm. 
bulletJesajas Straßburger (geb. 1871 in Buttenhausen, gest. 1915): studierte in Tübingen, 1895-1897 Rabbinatsverweser in Oberdorf, 1897-1905 Rabbiner in Göppingen, 1906 bis 1915 Rabbiner in Ulm.  
bulletDr. Ferdinand Straßburger (geb. 1884 in Buchau, gest. 1927): studierte in Berlin und Tübingen; 1909/10 Rabbinatsverweser in Breisach, 1911 Landesrabbiner in Hoppstädten, Fürstentum Birkenfeld, 1915 Rabbiner in Buchau, 1916 bis 1927 Rabbiner in Ulm.
bulletDr. Julius Cohn (geb. 1878 in Graudenz, Westpreußen, gest. um 1939/42 in England): nach 1900 Studium in Berlin und Heidelberg; 1906-15 akademischer Religionslehrer und Hilfsprediger bei der jüdischen Gemeinde Berlin, 1915 bis 1919 Rabbiner in Hoppstädten, Fürstentum Birkenfeld und Landesrabbiner in Birkenfeld, seit 1919 Rabbiner und Religionslehrer in Karlsruhe, 1924 bis 1928 Rabbiner und Religionslehrer in Stuttgart, 1928 bis 1939 Bezirksrabbiner in Ulm; beim Novemberpogrom 1939 schwer misshandelt; emigrierte mit seinem Sohn nach England, wo er bald darauf an den Folgen der Misshandlungen gestorben ist. 

   
Ausschreibung der Rabbinatsstelle in Ulm (1888)    

Ulm AZJ 16021888.jpg (88810 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Februar 1888: "Bewerber-Aufruf.  
Das neuerrichtete Rabbinat Ulm, mit welchem ein auf die israelitische Zentralkirchenkasse pensionsberechtigter Gehalt von 2.500 Mark nebst freier Familienwohnung und den üblichen Gebühren für Kasualien verbunden ist, ist zu besetzen. Dem anzustellenden Rabbiner liegt die besondere Verpflichtung ob, den größeren Teil des für die israelitischen Schüler der höheren Lehranstalten Ulm erforderlichen Religionsunterrichts und zwar in 12-15 Wochenstunden zu erteilen. Die Bewerber um die Stelle werden aufgefordert, sich innerhalb vier Wochen unter Vorlegung ihrer Befähigungsnachweise und einer eingehenden Darstellung ihres Lebens- und Bildungsgangs bei der unterzeichneten Stelle zu melden.  
Stuttgart, den 27. Januar 1888. 
Königlich Württembergische Israelitische Oberkirchenbehörde. Finckh."      

      
Abschiedsrede von Rabbiner Dr. Seligmann Fried an seinem bisherigen Wirkungsort Ratibor (Racibórz) (1888)   

Ulm AZJ 29111888.jpg (139925 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. November 1888: "Bonn, 25. November (1888). Wir geben genau folgende Notiz aus dem 'Oberschlesischen Anzeiger' vom 18. November wieder. 'Der Rabbiner der hiesigen Synagogengemeinde (sc. Ratibor) Herr Dr. Fried, welcher einem ehrenvolle Rufe der Synagogengemeinde in Ulm folgt, hielt heute im Betsaale der hiesigen jüdischen Gemeinde seine Abschiedsrede. Die Gemeinde verliert in Herrn Dr. Fried einen gewandten, vorzüglichen Kanzelredner, einen bewährten Schulmann, und vor allem einen überaus edlen Charakter, der seinen Edelmut und humanen Sinn vielfach bewährte, wovon die wohltätigen Institutionen, die er ins Leben gerufen, beredtes Zeugnis ablegen. Herr Dr. Fried hat, um nur Einzelnes zu erwähnen, hier einen Armenverein gegründet, durch dessen reichliche Mittel (1.500 Mark jährlich) so manche Tränen armer Witwen und Waisen getrocknet, das tiefe Weg so vieler Dürftigen und Leidenden gemildert wurde. Außerdem wurden hier alljährlich zur Chanukkafeier die armen Kinder auf Anregung des Herrn Dr. Fried bekleidet. Freilich hat derselbe auch manche Anfeindungen gefunden, aber unbekümmert um dieselbe folgte er unentwegt der Verwirklichung seiner wahrhaft erhabenen Ziele. Dem überaus friedlichen Charakter des Herrn Dr. Fried, seinen mit wahrer Begeisterung gesprochenen und deshalb auch begeisternden Reden gelang es, selbst die Widersacher in Freunde und Verehrer zu verwandeln, sodass wohl allgemein das Scheiden dieses reichbegabten Mannes von Herzen bedauert wird, und dass ihm nur die innigsten Wünsche für sein ferneres Wohlergehen begleiten."           

   
Zum Tod von Rosa Fried geb. Halberstam, Frau von Rabbiner Dr. Fried (1894)   
Anmerkung: Rosa Fried geb. Halberstam war eine Tochter des in Bielitz wirkenden Gelehrten und Herausgebers zahlreicher Publikationen Solomon Joachim Halberstam (1832-1900; = S.J. Halberstam bzw. Solomon Hajim Halberstam = S.H. Halberstam).  
Siehe: Wikipedia-Artikel (englisch) über Solomon Joachim Halberstam    

Ulm AZJ 07091894.jpg (77108 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. September 1894: "Bielitz, 3. September (1894). Das Haus unseres verehrten Gemeindemitgliedes, des durch seine Gelehrsamkeit und seine Schriften berühmten S. J. Halberstam, ist von einem tief empfindlichen Verluste betroffen wurden. Am 20. vorigen Monats starb die einzige Tochter, die Frau Rosa Fried, Gattin des Rabbiner Dr. Fried in Ulm, in der Nähe Wiens, wo sie nach einer längeren Krankheit, die sie überstanden, sich zu erholen hoffte. Fromm und züchtig, bescheiden und liebevoll, ausgezeichnet in moderner Bildung, wusste sie in allen Kreisen, sowohl in der Heimat wie in der Gemeinde ihres Gatten, Liebe und Verehrung sich zu erwerben. Ihr Andenken wird stets zum Segen gereichen."         

   
Zum Tod von Rabbiner Dr. Seligmann Fried (1906)    

Ulm AZJ 23021906.jpg (303258 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Februar 1906: "Ulm, 8. Februar (1906). Am 2. dieses Monats in den ersten Morgenstunden ist sanft und kampflos, nach langem, schweren Leiden, infolge einer Herzlähmung, unser Rabbiner Herr Dr. M. Fried entschlafen. Er hat in unserer Gemeinde 18 Jahre lang gewirkt, nachdem er zuvor in Meisenheim, Bernburg und Ratibor gewesen. Eine große Menschenmenge, aus allen Ständen und Konfessionen, wie Ulm wohl noch kein Trauergefolge gesehen haben mag, begleitete den Entschlafenen zur letzten Ruhestätte, die er auf dem interkonfessionellen Friedhofe gefunden hat. Unter dem Trauergefolge bemerkten wir den Regierungspräsidenten von Schmiedlein, den Oberbürgermeister von Wagner, die Geistlichkeit beider Konfessionen, sämtliche Direktoren der städtischen Lehranstalten und andere Notabilitäten mehr. In der stattlichen Leichenhalle, die ebenfalls allen drei Kulten zur Benutzung dient, sprach zuerst der Nachbarkollege des Verblichenen, Rabbiner Dr. Treitel - Laupheim. Er schilderte den Lebensgang des Entschlafenen, mit dem ihn gemeinsame rabbinische Studien schon auf dem Breslauer Seminar verbunden hatten, hob seine Bedeutung als Gelehrter, sein rabbinisches Wirken im Leben hervor, würdigte seine Eigenschaften als Mensch und schloss mit der Dichterstelle: 'Sie haben einen guten Mann begraben, uns war er mehr.' Im Namen der Oberkirchenbehörde, als dessen theologisches Mitglied, zugleich im Namen des württembergischen Rabbinerverbandes, widmete Kirchenrat Dr. Kroner - Stuttgart dem Verblichenen einen gehaltvollen Nachruf. Nach kurzem Rückblick auf die jüdische Gemeinde Ulm im Mittelalter, auf das blühende Gemeindeleben, das sich im 13. und 14. Jahrhundert dort entwickelt hatte, ging der Redner auf die Gegenwart über und hob hervor, dass erst nach Jahrhunderten wieder neuerdings ein erstes jüdisches selbständiges Gemeinwesen in Ulm entstanden war, dessen erstes geistliches Oberhaupt der Verblichene gewesen. Sinnig erinnerte er an die Totenlade Josephs, die die Israeliten auf ihrer Wüstenwanderung begleitete, und, so schloss er, möge auch die Lade, die die Gebeine ihres ersten Rabbiners enthält, der Gemeinde voranleuchten auf ihren ferneren Lebenswegen. Außerhalb der Halle sprach Rabbiner Dr. Werner - München im Namen des deutschen Rabbinerverbandes und der Benei Berit Loge (München), deren Bruder der Entschlafene lange Zeit gewesen. Er legte seiner Rede das am abgelaufenen Sabbat verlesene Textwort aus Jeremia zugrunde: 'Ich vernichte Dich nicht', und führte es in mannigfachen Variationen durch. Im Namen des israelitischen Kirchenvorsteheramts tief Rechtsanwalt Dr. Hirsch in bewegten Worten dem Verblichenen den Dank für seine treuen Dienste nach. Zuletzt trat Oberbürgermeister von Wagner an die offene Gruft, legte einen Lorbeerkranz nieder und sprach im Namen der Armenkommission, deren Mitglied Herr Dr. Fried während seiner ganzen rabbinischen Tätigkeit in Ulm gewesen. Er dankte dem Entschlafenen, der es verstanden hatte, an die allzeit opferbereiten Herzen seiner Glaubensgenossen zu appellieren, wann und wo es galt, Not zu lindern. - Dr. Fried, ein geborener Ungar, der ein Schwiegersohn von S.J. Halberstamm war, heiratete nach dem Tode seiner ersten Gattin eine Tochter des Rabbiners Dr. Bamberger in Königsberg. Er war ein tüchtiger Talmudist und Redner. Seine beiden Schriften über das Buch der Elemente von Isak Jisraeli (Leipzig 1884 und 1901) zeigen seine große Gelehrsamkeit. Friede dem Andenken des wackern Mannes!"            

   
Ausschreibung der Rabbinatsstelle (1906)     

Ausschreibung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20.April 1906: "Vakanzen
Ulm
. Rabbiner. Anfangsgehalt Mark 2.700, freie Dienstwohnung. 
Meldung: Israelitische Oberkirchenbehörde, Stuttgart."    

  
Rabbiner Straßburger wird als Rabbiner in Ulm gewählt (1906)   

Ulm FrfIsrFambl 03081906.jpg (16534 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. August 1906: "Ulm. Rabbinerwahl. Das hiesige Rabbinat wurde Herrn Rabbiner Straßburger - Göppingen übertragen."          

           
Amtseinführung von Rabbiner Dr. Julius Cohn (1928)        

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 28. September 1928: "Ulm (Amtseinführung von Rabbiner Dr. Cohn). Die Amtseinführung des Rabbiners Dr. Julius Cohn fand am Freitag, den 7. dieses Monats in Verbindung mit dem Abendgottesdienst durch das theologische Mitglied des Oberrats der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, Stadtrabbiner Dr. Rieger, statt.  
Dr. Julius Cohn wurde als Sohn eines Lehrers der dortigen israelitischen Gemeinde am 5. Dezember 1878 in Graudenz geboren. Er besuchte das Königliche Gymnasium zu Gnesen und studierte nach bestandener Reifeprüfung an den Universitäten Berlin und Heidelberg semitische Philologie, Philosophie und Geschichte; an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin jüdische Theologie. Die Doktorwürde erlangte er an der Universität Heidelberg; das Rabbinerexamen legte er an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums ab. - Vom Jahre 1906 bis 1915 wirkte er als akademischer Religionslehrer und Hilfsprediger bei der jüdischen Gemeinde Berlin, von 1915 bis 1919 als Landesrabbiner im ehemaligen Fürstentum Birkenfeld, von 1919 bis April 1924 als Rabbiner und Religionslehrer in Karlsruhe in Baden, von April 1924 bis August 1928 als geistlicher Religionslehrer und stellvertretender Stadtrabbiner in Stuttgart."          

  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule     
Zum Tod des Lehrers und Vorsängers Simon Einstein (1891)   
sowie ein weiterer Bericht über einen antijüdischen Vorfall  
Anmerkung zu Lehrer Simon Einstein:
Lehrer Simon Einstein war Vater von Rabbiner Dr. Berthold Einstein (geb. 1862 in Ulm, gest. 1935 in Landau): seit 1891 zweiter Rabbiner in Heilbronn, 1892-1894 Rabbiner in Laupheim, 1894/95-1935 Bezirksrabbiner in Landau.

Ulm Israelit 14051891.jpg (135853 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1891: "Ulm. Vor Kurzem starb der seit November 1890 pensionierte Lehrer und Vorsänger Einstein. Derselbe wirkte in 46-jähriger segensreicher Tätigkeit an hiesigem Platze; die große Zahl der Teilnehmer am Leichenzug bewies, in welch hohem Maße er sich die Achtung seiner Mitbürger erworben.
Kürzlich brach hierselbst ein großer Brand aus, bei dessen Bewältigung die Feuerwehr äußerst angestrengt arbeiten musste, sodass mit Freude die zur Hilfeleistung kommandierte Artillerie-Abteilung begrüßt wurde. Ein Feuerwehrmann gab diesem Gefühle Ausdruck mit den Worten: 'Hurra, jetzt ist's recht, jetzt kommt Militz (Lokalausdruck für Artillerie). Kaum gesagt saust schon eine gewaltige Ohrfeige auf den Ahnungslosen herab, von seiten eines nicht dienstlichen anwesenden Offiziers mit den Worten: 'Wart' Kerl, ich will Dir Militz sagen'. Ehe sich der Betroffene von seiner Verblüffung über diesen 'schlagenden' Erfolg seiner harmlosen Worte erholt hatte, war der Offizier weg; derselbe kam aber rasch zurück und rief: 'Was für ein frecher Jud' hat Militz gesagt'? 
Der Feuerwehrmann, der obigen Ausdruck gebracht hatte, war ein christlicher Schreiber K. Übrigens verwahrte sich ein anwesender jüdischer Feuerwehrmann energisch gegen derartige Redensarten, worauf sich der Offizier auf des 'Königs Rock' berief. Die Entrüstung der Umstehenden ob dieses 'schneidigen' Vorgehens eines Offiziers gegen in freiwilligem Dienste stehende Feuerwehrleute machte das Einschreiten des Ortsvorstandes notwendig, um dem Premier ungehinderten Rückzug zu verschaffen."       
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. März 1891:  

   
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers und Kantors (1902)   

Ulm Israelit 21101901.jpg (60231 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1901: "Infolge Ablebens des bisherigen Kantors soll in hiesiger Gemeinde die Stelle des Religionslehrers und des Kantors vereinigt und auf 1. April 1902 neu besetzt werden. Mit der Stelle ist ein Anfangsgehalt bis zu 2.400 Mark im Jahr verbunden. Befähigte Bewerber um diese Stelle, welche seminaristisch gebildet, musikalisch und stimmlich gut veranlagt sind, wollen ihre Befähigungszeugnisse und Darstellung ihres Lebenslaufes an die unterzeichnete Stelle bis zum 15. November 1901 einsenden.  
Ulm an der Donau, 16. Oktober. Das Israelitische Kirchenvorsteheramt: Dr. Fried."      

  
Theologischer Beitrag von Oberlehrer A. Adler zum "Neujahr der Bäume" (1931)    

Ulm Israelit 29011931.jpg (229526 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Januar 1931: 
"Das Neujahr der Bäume (Zum  15. Schebat). 
Von Oberlehrer A. Adler in Ulm a.D."     
Der Artikel wird nicht ausgeschrieben, da er keinen Bezug zur jüdischen Geschichte in Ulm enthält; bei Interesse bitte Textabbildung anklicken.  

   
Eine jüdische Volksschule soll eingerichtet werden (1936)   

Ulm GblIsrGF April1936 268.jpg (72142 Byte)Artikel im "Gemeindeblatt der israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom April 1936 S. 268: "Ulm. Die 'Nationale Rundschau' in Ulm berichtet, dass in Ulm im kommenden Schuljahr die Zahl der die Volks- und Mittelschulen besuchenden jüdischen Schüler zwischen 30 und 40 beträgt. Da nach dem bekannten Erlass des Reichs- und preußischen Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung als eine zur ordnungsmäßigen Beschulung hinreichende Richtzahl die Zahl von 20 Kindern anzunehmen ist, müsse für diese Schüler eine öffentliche Volksschule geschaffen werden. Die Stadtverwaltung hat beschlossen, diese Schule in dem Gebäude neben der Synagoge unterzubringen. Durch die Errichtung dieser Schule - so schreibt das Blatt - wird einem dringenden Bedürfnis abgeholfen und ein schon lange bestehender Wunsch, der die deutschen Lehrer und Schüler erfüllt."     
Ulm Israelit 19031936.jpg (78890 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1936: ähnlicher Text wie oben.    

     
Hinweis auf die Tochter des Ulmer Kantors (ab 1936) Rudolf Loewy: Esther Bejarano (geb. 1924 in Saarlouis)     

Esther Bejarano ist als Esther Loewy am 15. Dezember 1924 als Tochter des Kantors und Lehrers Rudolf Loewy in Saarlouis geboren. 1925 zog die Familie nach Saarbrücken, wo ihr Vater fortan als Oberkantor tätig war. 1936 verzog die Familie nach Ulm, wo er eine neue Stelle als Kantor fand. Nun besuchte Esther Loewy das Jüdische Landschulheim Herrlingen. Ihre Geschwister konnten alsbald emigrieren, Esther blieb allein bei ihren Eltern, die nach Neu-Ulm zogen. Ihre Eltern versuchten auch zu emigrieren, doch scheiterten die Pläne. Ihr Vater wurde 1939 nach Breslau versetzt. Esther Loewy kam nach Berlin und besuchte ein zionistisches Vorbereitungslager für eine Auswanderung. Ihre Eltern wurden im November 1941 deportiert und ermordet. Esther wurde im April 1943 von Berlin nach Auschwitz deportiert. Auf Grund ihrer großen musikalischen Fähigkeiten kam sie in das Mädchenorchester von Auschwitz. Mehrfach schwer erkrankt, wurde Esther Loewy im November 1943 in das KZ Ravensbrück überstellt. Sie überlebte Zwangsarbeitslager und zum Kriegsende auch die Teilnahme an Todesmärschen. Zur weiteren Geschichte siehe Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Esther_Bejarano (von hier das Foto).        
Esther Bejarano ist seit 2008 Ehrenbürgerin von Saarlouis.
Artikel zum 95. Geburtstag von Esther Bejarano: http://www.hagalil.com/2019/12/esther-bejarano/  

    
     
     
Berichte zu weiteren Kultusbeamten und Angestellten der Gemeinde   
Ausschreibung der Stelle des Schochet (1886)   

Ulm Israelit 28091886.jpg (34868 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. September 1886: "Schochet
Für einen Schochet ist in hiesiger Gemeinde Gelegenheit geboten, ein gutes Auskommen zu finden. Qualifizierte Personen, welche sich zu diesem Behufe hier niederlassen wollen, werden ersucht, sich zu wenden an das 
Israelitische Kirchenvorsteheramt Ulm."     

  
Der Verdacht eines Mordes (nach den Antisemiten: "Ritualmordes") durch den Schächter Bernheim bestätigt sich nicht (1894)   

Ulm Israelit 25061894.jpg (91960 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juni 1894: "Ulm. Der wegen Mordverdachts seit mehreren Wochen inhaftierte Schächter - Bernheim in Ulm - wurde gestern aus der Haft entlassen, nachdem der Sachverständige in Tübingen bezüglich der bei Bernheim beschlagnahmten Werkzeuge nicht mit Bestimmtheit sich äußern konnte, ob die daran befindlichen Flecken von Rost oder Blut herrühren, und ebenso wenig feststellen konnte, ob die an dessen Kleidern und Handtüchern befindlichen Blutflecken, von Menschen- oder Gänseblut herrühren.  
Die ganze Affäre erregte nicht nur wegen einer scheußlichen Lustmordes an einem 15-jährigen Friseurlehrling berechtigtes Aufsehen, sondern erhielt den für jüdische Kreise so schlimmen Beigeschmack, dass ein bekanntes antisemitisches Blatt gleich wieder einen Ritualmord herauswitterte."    

  
Weitere Indizien für die Unschuld des Schächters Bernheim (1900)    

Ulm Israelit 23081900.jpg (98015 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1900: "Ulm, 16. August (1900). Vor sechs Jahren wurde hier der Friseurlehrling Paul Müller unter grässlichen Umständen ermordet. Der Mordes verdächtig wurde damals der hiesige Schochet Bernheim verhaftet, da er in der Familie viel verkehrte. Schächtmesser und Kleider desselben wurden seinerzeit gerichtlich untersucht und längere Zeit musste der Arme unter dem Verdacht, die Mordtat verübt zu haben, leiden. Einige Monate nach seiner Haftentlassung starb Bernheim. Nun berichtet heute das hiesige Tagblatt, dass der Stiefvater des Ermordeten, Wagenwärter Eisenhardt, auf dem Bahnhofe hier verhaftet wurde, weil sich, trotz der langen Zwischenzeit neuerdings Umstände ergeben haben, die den dringenden Verdacht rechtfertigen, Eisenhardt sei der Täter oder doch Mitwisser des damaligen Verbrechens. Da von einigen übelwollenden Zeitungen seinerzeit auch ein 'Ritualmord' als Grund des Verbrechens bezeichnet wurde, so wäre es von großer Wichtigkeit, wenn der Mörder an den Tag käme."      

     

     

      

      

          

 

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Stand: 15. Oktober 2013