Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Trebur mit Astheim (Kreis Gross-Gerau)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde      
Weitere Mitteilungen     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Kennkarten aus der NS-Zeit  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
   
In Trebur bestand eine jüdische Gemeinde bis zu ihrer Auflösung 1936. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. 1684-87 wird unter den an die Kirche zu leistenden Abgaben in Urkunden das "Glockenbrod" genannt, "das auch die Juden in Trebur zu erstatten schuldig sind". Bereits damals lebten die jüdischen Einwohner vor allem vom Viehhandel. Die Viehherden wurden bis auf die Weiden nahe bei Griesheim getrieben. Mitte des 18. Jahrhunderts wird in Trebur ein jüdischer Goldsticker genannt (Wolf Koppel), der unter anderem Stickarbeiten für den Hof in Darmstadt machte. Er wurde 1749 zum "Hofgoldsticker" ernannt und verzog nach Darmstadt (1775 noch als "Regimentsgoldsticker" genannt; auch seine Söhne waren für den Hof beziehungsweise das Regiment als Goldsticker tätig).
  
Zur jüdischen Gemeinde gehörten seit 1905 auch die in Astheim lebenden jüdischen Personen. Bereits im 19. Jahrhundert gab es ein teilweise enges Miteinander zwischen den in beiden Orten lebenden jüdischen Familien. So wurde - bereits 1890 - der Religionsunterricht für die in Trebur und Astheim lebenden jüdischen Kinder gemeinsam erteilt. Die Gemeinde Trebur(-Astheim) hatte hierzu bis Anfang des 20. Jahrhunderts einen eigenen Lehrer, der zugleich als Vorbeter (Chasan) und Schächter (Schochet) tätig war (vgl. unten Ausschreibungen der Stelle und Bericht zu Lehrer Emanuel Gutmann). 

Im Laufe des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: in Trebur 1815 14 jüdische Familien, 1820 81 jüdische Einwohner, 1830 77, 1861 93 (5,4 % von insgesamt 1.721 Einwohnern), 1871 Höchstzahl von 100 jüdischen Einwohnern, 1880 74 (3,9 % von insgesamt 1.870), 1900 48, 1910 32; in Astheim 1830 15 jüdische Einwohner, 1905: 19. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Groß-Gerau beigesetzt. 
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde die Brüder Gottfried Levy (geb. 25.9.1891 in Rhaunen, gef. 26.9.1918), Isidor Levy (geb. 16.7.1893 in Rhaunen, gef. 13.6.1918) und Edmund Levy (geb. 10.8.1895 in Rhaunen, vor 1914 in Offenbach wohnhaft, gef. 22.5.1916). 1924 wurden ihre Namen auf dem allgemeinen Gedenkstein für die Gefallenen und Vermissten der Gemeinde im Gemeindefriedhof eingetragen (siehe Bericht unten). Außerdem ist gefallen: Ludwig Strauß (geb. 11.3.1893 in Trebur, vor 1914 in Michelstadt wohnhaft, gef. 25.10.1918).   
    
Um 1925, als noch 16 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (0,76 % von insgesamt ca. 2.100 Einwohnern, dazu kamen 10 Gemeindeglieder aus Astheim), waren die Vorsteher der Gemeinde Erich Goldschmidt, B. Rothschild und Gustav Rosenbaum. Als Rechner der Gemeinde wird A. D. Kraft genannt, als Schochet Siegfried Strauß aus Astheim. An jüdischen Vereinen gab es den "Israelitischen Wohltätigkeitsverein für Männer und Frauen" (gegründet 1833: Ziel: Unterstützung in Krankheitsfällen) mit damals 17 Mitgliedern unter der Leitung von Erich Goldschmidt. Die Gemeinde gehörte zum orthodoxen Rabbinat Darmstadt II; 1928 trat die Gemeinde aus dem orthodoxen Verband aus und unterstand seitdem dem liberalen Rabbinat Darmstadt I. 1932 wurden 23 jüdische Gemeindeglieder gezählt. Vorsteher der Gemeinde waren Erich Goldschmidt (Trebur), Alfred Rosenberg (Astheim) und Gustav Rosenbaum (Trebur). 
     
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933 in Trebur: 15 Personen; Familien Goldschmidt, Hayum, Hiffelsheimer und Rosenbaum; 1933 in Astheim 11 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Fünf wanderten in die USA aus, andere verzogen innerhalb von Deutschland. Beim Novemberpogrom 1938 wurde von Nationalsozialisten das Kurzwaren- und Textilgeschäft des Ehepaares Gustav und Flora Rosenbaum geplündert, das Ehepaar misshandelt. Im April 1941 verzogen die letzten jüdischen Einwohner nach Frankfurt beziehungsweise Darmstadt und wurden teilweise von dort deportiert. 
   
Von den in Trebur geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Auguste Beringer geb. Kahn (1862), Isidor Blumberg (1865), Flora Goldschmidt geb. Goldschmidt (1874), Adelheid Grünebaum geb. Strauss (1869), Betty Hayum geb. Levy (1897), Jakob Josef Hayum (1895), Klara Herz geb. Strauss (1865), Lina Hiffelsheimer (1863), Sidoni (Toni) Hiffelsheimer (1900), Cilli Kahn (1903), Elsa (Esa) Kahn (1893), Selma Kauder geb. Strauss (1905), Rosa Löbenberg geb. Oppenheimer (1863), Arthur Meyer (1874), Moritz Meyer (1870), Johanna (Hanna) Neumann geb. Mayer (1870), Adolph Strauss (1879), Jeanette (Jenny) Strauss (1894), Leopold Strauss (1863). 
  
Von den in Astheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bertha Strauss (1889), Isidor Strauss (1894), Jenny Strauss (1880), Siegfried Strauss (1891), Paula Wolf geb. Rothschild (1894).    
      
      
  
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Ausschreibungen der Stelle des Lehrer, Vorbeters und Schochet 1860 / 1865 / 1868 / 1892 / 1900 / 1901 / 1902   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Mai 1860: "Die israelitische Religionsgemeinde in Trebur, Kreises Großgerau, Großherzogtum Hessen, wünscht einen geprüften Religionslehrer mit einem Gehalte von 250 Fl. pro Jahr zu engagieren. Die Schächterdienst, welcher auch dabei versehen werden kann, bringt auch Einhundert Gulden circa ein. Der Eintritt kann sogleich geschehen. Bewerber wollen ihre Offerten franco an den Unterzeichneten einsehen. 
Trebur, den 27. April 1860. Der Vorstand der israelitischen Religions-Gemeinde. Baruch Strauß".    
 
Trebur Israelit 15021865.jpg (44871 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Februar 1865: "Die Stelle eines Vorsängers, Religionslehrers und Schächters in der Gemeinde Trebur mit Astheim wird am 1. April diesen Jahres vakant. Gehalt 400 Gulden nebst Schechitagebühren (für den Schächterdienst) und den sonstigen nicht unerheblichen Emolumenten. Verlangt wird die Fertigkeit, gut Hebräisch und zwar Grammatik, Pentateuch nebst Kommentar usw. zu unterrichten. Meldungen an de israelitischen Vorstand in Trebur (Großherzogtum Hessen). 
  
Trebur Israelit 09121868.jpg (36096 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1868: "Die israelitische Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle zu Trebur ist vakant und sofort zu besetzen. Gehalt 300 Gulden. Einbringen der Schechita und sonstige Nebeneinkommen circa 200 Gulden. Bei Befähigung Aussicht zu Verdiensten durch Privatstunden. 
Der Vorsteher Jonas Mayer."   
   
Trebur Israelit 15091892.jpg (38859 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1892: "Die Gemeinde Trebur sucht für sofort einen geprüften Religionslehrer, Schochet und Vorbeter. 
Gehalt 550 Mark, Nebeneinkommen durch Schechita und Kasualien 250 Mark nebst freier Wohnung und Garten. Trebur, den 12. September 1892. Der Vorstand: Jakob Kahn."
  
Trebur Israelit 24111892.jpg (43562 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1892: "Die Gemeinde Trebur sucht per sofort einen geprüften Religionslehrer, Schochet und Vorbeter. 
Gehalt 550 Mark, Nebeneinkommen durch Schechita und Kausualien 250 Mark nebst freier Wohnung und Garten. Trebur, den 18. November 1892. Der Vorstand. Jakob Kahn." 
   
Trebur Israelit 19021900.jpg (34578 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1900: "Wir suchen per 1. April (1900) einen Lehrer, der Chasan und Schochet sein muss, zu engagieren. Gehalt Mk. 550 fix, ca. Mk 350 Nebeneinkommen nebst großer Wohnung und großem Garten. Der Vorstand der Gemeinde Trebur bei Mainz"
 
Mit der nachfolgenden Anzeige wurde nur ein Chasan und Schochet gesucht:  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1901: "Wir suchen per 1. April 1902 einen Chasan und Schochet. Gehalt Mark 550. Fixe Nebeneinnahmen ca. Mark 500 freie Wohnung, auch großer hübscher Garten. Offerten an den Vorstand der israelitischen Gemeinde Trebur erbeten. 
 
Trebur Israelit 13021902.jpg (57787 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Februar 1902: "Wir suchen per 1. April 1902 einen Religionslehrer, Vorbeter und Schächter. Gehalt Mark 550 fix, Nebeneinnahmen ca. Mark 500, bei freier Wohnung, nebst großem hübschen Garten. 
Offerten an den Vorstand der israelitischen Gemeinde Trebur."
 
Trebur Israelit 07071902.jpg (39867 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1902: "Wir suchen per sofort oder später einen Religionslehrer, Vorbeter und Schächter, der auch Schofarbläser ist. Gehalt Mark 600 fix, Nebeneinnahmen ca. Mark 500, bei freier Wohnung, nebst großem hübschem Garten. 
Offerten an den Vorstand der israelitischen Gemeinde Trebur bei Mainz."  

    
    
Zum Tod von Emanuel Gutmann (1891, Lehrer in Trebur bis 1859, danach in Mainz) 
     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1891: "Mainz, 7. Mai. Unsere Religionsgesellschaft hat durch den Tod ein ehrwürdiges, durch seine Bescheidenheit und wahrhaft innige Frömmigkeit in allen Kreisen der hiesigen jüdischen Bevölkerung allgemein beliebtes Mitglied verloren. Herr Emanuel Gutmann ist Dienstagnacht plötzlich im Alter von 76 Jahren in ein besseres Jenseits abberufen worden. Der Verstorbene, in Jochsberg (im Text falsch: Joxberg) in Bayern geboren und zu den Segnungen der Tora hin erzogen, hatte das Studium der Tora während seines langen Lebens zu seiner Lieblingsbeschäftigung gemacht. Nachdem er in Neckarbischofsheim und in Trebur bei Groß-Gerau 24 Jahre zur vollsten Zufriedenheit seiner Gemeinden, in denen er Tora und G'ttesfurcht verbreitete, als Lehrer und Vorbeter segensreich gewirkt, versah er vom Jahre 1859 an bei der hiesigen Religionsgesellschaft eine Reihe von Jahren in gewissenhafter und pflichtgetreuer Weise das Amt eines Schochet. 26 Jahre lang fungierte er als Rabbi und Vorbeter bei dem 3. israelitischen Krankenverein dahier, in welchem seine von Herzen kommende und zu Herzen dringende Vortragsweise der Gebete die Anwesenden zu Andacht stimmte.
Auch wir beklagen in dem Dahingeschiedenen einen fleißigen, treuen und gewissenhaften Mitarbeiter. Seit der Gründung des 'Israelit' war Herr Gutmann an den vielverzweigten Arbeiten unserer Expedition beschäftigt.
Wir und mit ihm seine zahlreichen Freunde werden dem Verstorbenen stets ein ehrendes Andenken bewahren. Möge seine Seele eingebunden sein in den Bund des Lebens."  
Anmerkungen:  -  Schochet: Schächter
-  'Israelit': https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Israelit 
       

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Schwierigkeiten bei den Vorstandswahlen (1884)     

Trebur Israelit 21081884.jpg (75736 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1884: "Trebur (Hessen). Vergangene Woche sollte auf dem hiesigen Rathause die Neuwahl dreier Vorstandsmitglieder der hiesigen Religionsgemeinde stattfinden; es wurde jedoch keine einzige Stimme abgegeben. Der Großherzogliche Hessische Kreisrat zu Groß-Gerau hatte nämlich durch den hiesigen Bürgermeister bekannt machen lassen, dass aus 6 zu wählenden Gemeindemitgliedern er 3 Vorstandsmitglieder ernennen würde. - Hiergegen macht sich nun einstimmig eine Opposition geltend, dahingehend, dass die hiesige israelitische Gemeinde die nämlichen Rechte, wie die zu Groß-Gerau, die vermittels einer direkten Wahl ihren Synagogen-Vorstand ernennt, beansprucht. -  
Sollte diesem begründet und berechtigten Verlangen nicht entsprochen werden, so finden sich hoffentlich in unserer Mitte Männer, die ein Gesuch um direkte Wahlordnung an die hessische Regierung einreichen werden. E.G."

   
Kollekte für den Wiederaufbau der Mikwe in Trebur (1901) 
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. September 1901: "Zum Wiederaufbau des Ritualbades in Trebur sind Mark 780 erforderlich. Da erst Mark 280 zu diesem Zwecke disponibel sind, so werden auf diesem Wege freundliche Gaben erbeten. Sendung sind an den 
Vorstand der israelitischen Gemeinde Trebur z
u richten."   

    
Einweihung eines Gedenksteins für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in Trebur (1924)  

Trebur CV 02101924.jpg (45450 Byte)Artikel in der Zeitschrift des "Centralvereins" (CV-Zeitung) am 2. Oktober 1924: "In Trebur (Hessen) wurde auf dem Gemeindefriedhof ein Gedenkstein für die Gefallenen und Vermissten der Gemeinde errichtet. Der Ort hat etwa 2.000 Einwohner, darunter 14 jüdische Seelen. 69 Namen sind auf dem Gedenkstein verzeichnet, darunter drei von jüdischen Gefallenen. Acht jüdische Einwohner hatten am Kriege teilgenommen. Rabbiner Dr. Levi (Mainz) wies in seiner Ansprache auf die Bedeutung dieser Zahlen als Beweis für die jüdischen Kriegsopfer hin. Die drei jüdischen Gefallenen sind die Brüder Gottfried, Isidor und Edmund Levy."   

      
      
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Aufruf zu Spenden für die Familie Heimbach (1869)
   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Dezember 1869: "Aufruf zur Mildtätigkeit. 
Trebur
(Großherzogtum Hessen), im Dezember. Ein furchtbares Unglück hat sich in unserm Orte ereignet. Am 5. dieses Monats wollte ein braver, fleißiger Mann von hier, Joseph Heimbach mit seinem 19-jährigen Sohne seinen Geschäften nachgehen, als er auf der zugefrornen Schwarzbach eine seiner Enten erblickte, die in Gefahr war, einzufrieren. Um diese zu retten, wagte er sich noch auf die dünne Eiskruste, brach ein und versank. Der Sohn eilte seinem Vater zu Hilfe und versank ebenfalls. Hilfe kam zu spät. Der Sohn wurde als Leiche hervorgezogen, der Vater lebte noch einige Minuten und starb dann, sich als die Veranlassung zum Tode seines Sohnes anklagend.
Der verunglückte Joseph Heimbach hinterlässt eine Witwe und einen 84-jähren Vater in den ärmlichsten Umständen. Ihrer Ernährer beraubt sind beide dem Mangel preisgegeben, wenn sich nicht edle Glaubensgenossen ihrer annehmen. Herr Vorsteher Jonas Mayer in Trebur sowie Herr Rabbiner Dr. Lehmann in Mainz haben sich bereit erklärt, Spenden entgegenzunehmen."     

    
    
Weitere Mitteilungen 
Der Schriftführer des antisemitischen Vereins in Trebur wird verurteilt (1896)      

Trebur AZJ 29051896.jpg (38416 Byte)Meldung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Mai 1896: "Die Strafkammer in Darmstadt hat den früheren Schriftführer des antisemitischen Vereins in Trebur - einer früheren Hochburg des Antisemitismus in Starkenburg - Namens Mees, wegen Urkundenfälschung und anderer ehrenrühriger Handlungen zu 15 Monaten Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust verurteilt." 

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  

Anzeigen von J. Strauss in Astheim (1905 / 1906)   

Astheim FrfIsrFambl 24111905.jpg (51078 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. November 1905: "Anständiges Mädchen, von achtbaren Eltern, welches bürgerlich kochen kann und die Hausarbeit gründlich versteht, sucht Stelle mit Familienanschluss, am liebsten bei kinderlosem Ehepaar oder bei 1 bis 2 Kindern. Das Mädchen hat die Haushaltungsschule besucht. Frankfurt am Main bevorzugt. 
J. Strauss, Astheim, Post Trebur
."    
   
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Dezember 1906: 
"Ein Mädchen, 17 Jahre alt, welches bürgerlich kochen kann, sucht Stellung
 
in kleinem Haushalt, wo auch christliches Mädchen vorhanden ist. Offerten an 
J. Strauss, Astheim, Post Trebur".   

       

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Trebur geboren sind
 
 Trebur KK MZ Blumberg Rudolf.jpg (90733 Byte)  Trebur KK MZ Kahn Ferdinand.jpg (90570 Byte)  Trebur KK MZ Strauss Leopold.jpg (92438 Byte)
   KK (Mainz 1939) für Rudolf Blumberg
 (geb. 29. September 1868 in Trebur),
 Handelsmann 
KK (Mainz 1939) für Ferdinand Kahn 
(geb. 1. Mai 1865 in Trebur),
Kaufmann  
KK (Mainz 1939) für Leopold Strauß 
(geb. 22. Januar 1863 in Trebur), wohnhaft in 
Mainz, am 27. September 1942 deportiert ab 
Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, wo er 
am 30. November 1942 umgekommen ist    
     

         
         
          
Zur Geschichte der Synagoge           
         
Zunächst war vermutlich ein einfacher Betsaal vorhanden. Später (Ende 18. Jahrhundert oder Anfang 19. Jahrhundert) wurde eine Synagoge erbaut. Ein erster Beleg ist jedoch erst das Treburer Hofreitenbuch 1825, wonach das Grundstück der Synagoge (Nauheimer Str. 4, früher Hauptstr. 4) damals auf die jüdische Gemeinde eingetragen war. Im Jahr darauf 1826 erfährt man von einer "ersten religiösen Handlung in deutscher Sprache" in der Treburer Synagoge. Bisher wurden die Gottesdienste traditionell nur mit hebräischen Texten abgehalten.    

"Erste religiöse Handlung in deutscher Sprache" bei einer Konfirmation (Bar Mizwa) in der Synagoge Trebur (1826)   
Artikel in der "Karlsruher Zeitung" vom 25. Juni 1826: "In Trebur, im Hessen-Darmstädtischen, wurde am 11. Februar in der dortigen Synagoge die erste religiöse Handlung in deutscher Sprache verrichtet. Der dermalige israelitische Religionslehrer, Fränkel aus Warschau, konfirmierte einen 13-jährigen Knaben, hielt dabei eine zweckmäßige Anrede in deutscher Sprache, und ließ den Knaben in derselben sein Glaubens-Bekenntnis und Gelübde ablegen."     

1844 wurde die Synagoge renoviert. Bei der Synagoge handelt sich um ein aus Fachwerk erstellte jüdisches Gemeindezentrum (möglicherweise wurde auch ein älteres Gebäude umgebaut). Der Betsaal befand sich im rückwärtigen Gebäudeteil und hatte ein "bemaltes hölzernes Tonnengewölbe". Im Erdgeschoss befand sich die Lehrerwohnung. Unter dem Betsaal war ein rituelles Bad (Mikwe); im Obergeschoss ein Schulraum und zum Betsaal hin die Frauenempore.
  
Um 1920
war eine größere Renovierung notwendig geworden, nachdem die Synagoge inzwischen in baufälligem Zustand war. Da die nur noch wenigen jüdischen Familien in Trebur große Probleme hatten, das erforderliche Geld aufzubringen, wandte die die Gemeinde mit Aufrufen an die Öffentlichkeit: 

Trebur Israelit 05021920.jpg (63914 Byte)Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1920: "Aufruf! Die Israelitische Gemeinde Trebur-Astheim ist in eine missliche Lage geraten, ihre Synagoge, die baufällig wurde, bedarf dringend, um ihrem heiligen Zwecke dienen zu können, der Wiederherstellung. Unsere Kräfte allein reichen hierzu nicht aus. Wir richten deshalb die Bitte an die Öffentlichkeit, uns bei der Aufbringung der Mittel, die bei der jetzigen Teuerung beträchtlich sind, behilflich zu sein. 
Auch unser Rabbiner Seiner Ehrwürden Herr Dr. Marx in Darmstadt hat sich bereit erklärt, Spenden hierfür in Empfang zu neben. Wir werden an dieser Stelle quittieren. Der Vorstand der Israelitischen Gemeinde Trebur bei Mainz. Albert Goldschmidt." 

Nach der Auflösung der jüdischen Gemeinde 1936 (durch die letzten Gemeindevorsteher Gustav Rosenbaum und Erich Goldschmidt) wurden die Torarollen der Gemeinde nach Darmstadt gebracht. Die Holzgegenstände aus der Synagoge wurden verbrannt und auf dem jüdischen Friedhof in Groß-Gerau beigesetzt.  
   
Das Synagogengebäude blieb über den Krieg stehen, wurde jedoch 1969 oder 1970 abgebrochen. Auf dem Grundstück wurde ein Wohnhaus erbaut. An Standort der Synagoge Ecke Nauheimer Straße/Friedhofstraße wurde am 3. Juli 2014 ein Gedenkstein zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde eingeweiht.  
   
   
Adresse/Standort der SynagogeNauheimer Straße 4 (früher: Hauptstraße 4) / Ecke Friedhofstraße. 
   
    
Fotos  
(Quelle obere Fotozeile: Altaras 1994 S. 118 / Archiv Angelika Schleindl; Fotos 2007: Hahn, Aufnahmedatum 6.7.2007)  

Historisches Foto 
(nach 1945)
Trebur Synagoge 100.jpg (92538 Byte)
  Das Synagogengebäude in den 1960er-Jahren 
        
     
Das Synagogengrundstück 2007 
mit Hinweistafel
Trebur Synagoge 141.jpg (77709 Byte) Trebur Synagoge 140.jpg (58956 Byte)
      Das auf dem Synagogengrundstück 
stehende Wohnhaus
 Hinweistafel bis vor 2014, dann ersetzt
durch neuen Gedenkstein (s.u.)     
      
 Neue Gedenktafel zur Erinnerung an die Synagoge
und die ehemalige jüdische Gemeinde Trebur 
(Quelle: Gemeinde Trebur) 
  
   Text der Tafel: "Hier stand bis zum Jahre 1970 die ehemalige Synagoge sowie ein Wohn- und Schulhaus der jüdischen Gemeinde in Trebur, deren Existenz in der nationalsozialistischen Diktatur von 1933 bis 1945 ausgelöscht wurde. Die Stätte soll an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger erinnern, die in dieser Zeit gedemütigt, verfolgt, deportiert und ermordet wurden und eine Mahnung an die künftigen Generationen sein, solches niemals wieder zuzulassen."       
     
     
Auf dem örtlichen Friedhof:
 Gefallenendenkmal 1870/71
Trebur GefDenkmal 141.jpg (96220 Byte) Trebur GefDenkmal 140.jpg (95520 Byte)
    Name von Julius Oppenheimer
     
Gefallenendenkmal 
des Ersten Weltkrieges
Trebur GefDenkmal 143.jpg (103491 Byte) Trebur GefDenkmal 142.jpg (90152 Byte)
      Name von Edmund Levy - die anderen 
Namen der jüdischen Gefallenen sind
 gleichfalls eingetragen

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

Juni 2009: Stolperstein-Aktion - auch für Trebur angeregt   
Artikel in der Zeitung "Main-Spitze" vom 2. Juli 2009:  "Stolpersteine" auch in Trebur? 
TREBUR - HOLOCAUST-GEDENKEN - GLT will an die vertriebenen jüdischen Mitbürger in der Gemeinde erinnern 

(dev). Die Diskussion um die Verlegung von "Stolpersteinen" in Groß-Gerau zum Gedenken an die ehemaligen jüdischen Mitbürger haben bei der Grünen Liste Trebur (GLT) die Idee geboren, eine ähnliche Diskussion auch in Trebur anzustoßen. Auf der öffentlichen Fraktionssitzung am Dienstag wurde das Thema ausführlich besprochen..."    
  
November 2011: Zum Stand der geplanten Verlegung von "Stolpersteinen" in Trebur     
Artikel von Renate Danker in der Zeitung" Main-Spitze" vom 5. November 2011: "An finstere Zeiten erinnern
TREBUR- NATIONALSOZIALISMUS Verein will mit Stolpersteinen ermordeter Juden gedenken

70 Jahre ist es her, dass der letzte jüdische Mitbürger Trebur verließ und damit jüdisches Leben ganz aus der Gemeinde verschwand. 14 weitere waren seit 1933, als sich die Repressalien gegen Juden durch die Nationalsozialisten immer weiter ausbreiteten, von Trebur weg und meistens in größere Städte gezogen. Einige wanderten in die USA aus, die anderen wurden in Konzentrationslager verschleppt und umgebracht. Ähnlich erging es den Astheimer und Geinsheimer Juden..."        
 
Oktober 2012: Museumsnacht zur Erinnerung an die Judenverfolgung in Trebur  
Artikel in der "Main-Spitze" vom 25. Oktober 2012: "Museumsnacht erinnert an die Judenverfolgung in Trebur 
TREBUR. (da). Erstmals wird es am 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht von 1938, in Trebur ein kommunales Gedenken an die Verfolgung der Juden geben. Die 'Gesellschaft Heimat und Geschichte' wird im Rahmen ihrer 'Museumsnacht' namentlich an die Menschen jüdischen Glaubens erinnern, die in der NS-Zeit ihre Heimat verlassen mussten und von denen viele in Konzentrationslager verschleppt wurden, wo sie ermordet wurden..."  
Link zum Artikel: Museumsnacht erinnert an die Judenverfolgung in Trebur (Main-Spitze, 25.10.2012)    
  
Juli 2013: Informationsabend zu "Stolpersteinen" in Trebur   
Presse-Artikel: Informationsabend über Stolpersteine in Trebur (Main-Spitze, 30.07.2013) 
Aus dem Artikel: "...In Trebur steht eine Entscheidung über die Verlegung von 'Stolpersteinen' an. Im Vorfeld findet am Donnerstag, 22. August, um 19.30 Uhr ein Informationsabend im Ratssaal statt. Zu Gast sind Petra Kunik von der jüdischen Gemeinde Frankfurt und jüdische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Frankfurt, sowie Dekan a.D. Tankred Bühler des Evangelischen Dekanats Groß-Gerau...."  
 
August 2013: Anträge im Gemeinderat in Trebur für die Verlegung der "Stolpersteine" und für einen neuen Gedenkstein für die ehemalige Synagoge  
Presseartikel:  Stolpersteine erinnern an Treburer NS-Opfer (Main-Spitze, 30.08.2013) 
Aus dem Artikel:  "In einem gemeinsamen Antrag haben SPD und Grüne Liste Trebur (GLT) die Verlegung von so genannten 'Stolpersteinen' zur Erinnerung an die Opfer der Nazi-Diktatur gefordert. Nach einer fast halbstündigen Sitzungsunterbrechung einigten sich alle Fraktionen auf einen gemeinsamen Antragstext, der anschließend einstimmig beschlossen wurde. Das Projekt soll so lange durchgeführt werden, bis vor jedem Haus ein 'Stolperstein' liegt, in dem die Opfer damals wohnten. Die Kosten für den ersten Stein soll die Gemeindevertretung übernehmen, erläuterte Andreas Swirschuk (GLT).
35 Opfer ermittelt. Bisher wurden 35 Personen ermittelt, für die ein 'Stolperstein' verlegt werden könnte. Constantin Mussel (CDU) bedauerte die zu schnelle Beschlussfassung. 'Vielleicht hätten wir ja eine eigene Form des Gedenkens gefunden', sagte er. Weil die Union vorher nicht gefragt wurde, brachte sie nun ein Änderungsantrag ein. Die Union forderte, die 'Stolpersteine' nur mit Einwilligung der heutigen Hauseigentümer zu verlegen. Außerdem dürften der Gemeinde keine Kosten entstehen. Gefordert wird auch die Nachforschung nach weiteren Opfern. Diese Vorschläge wurden in den gemeinsamen Antrag eingebaut. 'Diese Diskussion über die Verlegung von ,Stolpersteinen‘ geht schon ewig', sagte Gerhard Löffert (SPD). Es sei nun Zeit für eine Entscheidung. Die Steine werden auf der öffentlichen Straße verlegt, eine Zustimmung der Bewohner sei also nicht nötig. Damit könnte Unruhe in der Bevölkerung vermieden werden, erwiderte Mussel.
'Wichtig ist, dass bald etwas passiert', forderte auch Bürgermeister Carsten Sittmann (CDU). Die ursprüngliche Anregung kam vor zwei Jahren von der Gesellschaft Heimat und Geschichte, seitdem sei nichts passiert. Deren Vorsitzender Wolfgang Kraft bekräftigte den Wunsch, möglichst bald mit der Verlegung zu beginnen. Erste Spendenzusagen gebe es bereits. Einstimmig beschlossen wurde außerdem der SPD-Antrag zur Erinnerung an die ehemalige Synagoge. Ein Gedenkstein mit Bronzetafel soll an die früheren jüdischen Mitbürger erinnern. Die Kosten für den Stein wurden noch nicht ermittelt, im Haushalt stehen dafür aber 8000 Euro bereit."   
 
Dezember 2013: In Trebur sollen nach dem Willen der Gemeindevertretung "Stolpersteine" verlegt werden  
Artikel in der main-spitze.de vom 17. Dezember 2013: In Trebur sollen Stolpersteine verlegt werden (Main-Spitze, 17.12.2013) 
 
Juli 2014: Ein Gedenkstein für die Synagoge wurde eingeweiht  
Artikel in der main-spitze.de vom 5. Juli 2014: Trebur: Gedenkstein zur Erinnerung an jüdische Gemeinde gesetzt (Main-Spitze, 05.07.2014) 
Hinweis: dieser Gedenkstein ersetzte die bisherige Hinweistafel (siehe Fotos oben) 
 
Oktober 2014: In Trebur werden "Stolpersteine" verlegt  
Artikel in der main-spitze.de vom 8. Oktober 2014: "Gedenken an Opfer der Nazis. GESCHICHTE 'Stolpersteine' bald auch in Trebur / Inzwischen 45 000 Steine in 18 europäischen Ländern
TREBUR
- 'Stolpersteine' gegen das Vergessen: Im November werden in Trebur in der Hauptstraße und der Nauheimer Straße die ersten 'Stolpersteine' verlegt. Die Gemeindevertretung hatte dies im Herbst vergangenen Jahres beschlossen. 'Stolpersteine' sind wie berichtet ein Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig, mit dem er 1992 begonnen hat. Mit den kleinen quadratischen Betonsteinen soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden.
KONTAKT: Informationen zur Mitarbeit oder der Übernahme einer Patenschaft gibt es bei der Gemeindeverwaltung unter 0 61 47 / 2 08 16 oder kulturbuero@trebur.de.
Vor dem letzten Wohnsitz.
Die 'Stolpersteine' werden vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz der Nazi-Opfer verlegt. Die zehn mal zehn Zentimeter großen Steine werden niveaugleich in das Pflaster des Gehweges eingelassen. Auf ihrer Oberseite befindet sich jeweils eine individuell beschriftete Messingplatte. Mittlerweile gibt es rund 45 000 Steine in 18 europäischen Ländern. Die kleinen Betonquader werden 'Stolpersteine' genannt, weil sie Passanten zum Gedenken einladen und so die Nazi-Opfer vor dem Vergessen bewahren. Sie sollen die Mitbürger von einst aus der Anonymität herausholen, dort, wo sie gelebt haben.
Patenschaft für Stein. Mit dem Treburer Verein für Heimat und Geschichte wird die erste Verlegung von der Gemeindeverwaltung gemeinschaftlich vorbereitet. Ziel ist es, für alle ehemaligen Bürgerinnen und Bürger Treburs, die Opfer des Nazi-Regimes wurden, einen 'Stolperstein' zu verlegen. Unterstützen können dieses Projekt alle Einwohner der Gemeinde, durch ihre aktive Mitarbeit und ebenso durch die Übernahme einer Patenschaft für einen Stein. Er kostet 120 Euro."   
Gedenken an Opfer der Nazis (Main-Spitze, 08.10.2014)    
 
Januar/Februar 2015: Presseartikel über die "Stolpersteine" für das Ehepaar Rosenbaum vor dem Haus Nauheimer Straße 9 und für Lina und Sidoni Hiffelsheimer in der Haupstraße 28   
Stolperstein in Trebur erinnern an das jüdische Ehepaar Rosenbaum (Main-Spitze, 06.01.2015) 
Anmerkung: Flora und Gustav Rosenbaum wohnten in der Nauheimer Straße 9 und betrieben dort eine Gemischtwarenhandlung. Gustav Rosenbaum löste 1936 zusammen mit Erich Goldschmidt das jüdische Gemeindezentrum und die Synagoge in der Nauheimer Straße auf und brachte die Tora-Rollen nach Darmstadt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Geschäft der Rosenbaums geplündert, die Ware auf die Straße geworfen und angezündet. Das Ehepaar hatte sich zu Nachbarn gerettet. 1939 verzogen die Rosenbaums nach Offenburg, von wo sie 1940 nach Gurs deportiert und später ermordet wurden.   
Stolpersteine erinnern in der Treburer Hauptstraße an Lina und Sidoni Hiffelsheimer (Main-Spitze, 02.02.2015) 
 
Juli 2016: Nachkommen einer jüdischen Familie zu Besuch in Trebur   
Artikel von Daniela Hamann im "Rüsselsheimer Echo" (Frankfurter Neue Presse) vom 23. Juli 2016: "Wandeln auf den Spuren der jüdischen Großeltern Stolpersteine führen in die Vergangenheit
Der eigenen Familie auf der Spur: Der Enkel eines ehemaligen jüdischen Bewohners von Trebur ist mit seiner Familie dem Leben seines Großvaters nachgegangen. Die Stolpersteine wurden dabei zu Wegweisern in die Vergangenheit.
Trebur. Vor fünf Jahren war Mike Randall aus den USA schon einmal mit seiner Familie in Trebur. Damals war seine Frau Alison mit der heute vier Jahren alten Tochter Story schwanger. 'Vor fünf Jahren waren wir nur kurz da. Es war an einem Sonntag und alle Geschäfte waren geschlossen. Wir haben Trebur damals auf eigene Faust erkundet', erinnerte sich Mike Randal bei seinem aktuellen Besuch. Am Donnerstag kam die Familie zusammen mit Alison Randalls Mutter Marianne Vere auf Initiative der Stolperstein-Arbeitsgruppe und der Gemeinde Trebur in die Stadt. Gemeinsam mit dem ersten Beigeordneten der Stadt, Jürgen Deja, unternahm die Familie zusammen mit Mitgliedern der Stolperstein-Arbeitsgruppe einen Rundgang zum ehemaligen Wohnort von Carl Levy, dem jüdischen Großvater von Mike Randall. Dabei wurden die Stolpersteine zu Wegweisern in die Vergangenheit.
In seiner kurzen Begrüßung erinnerte Deja, dass für Mike Randalls jüdische Großmutter Elsie Levy im Jahre 2011 ein Stolperstein in Büttelborn verlegt worden war. Elsie Levy hatte dort ihre Kindheit verbracht.
Für Randalls Großvater Carl, dessen Brüder Julius und Alex sowie deren Mutter Emelie seien im Juli 2015 Stolpersteine in der Krummgasse in Trebur verlegt worden. Dort befindet sich noch heute das Haus, in dem Carl mit seiner Familie lebte, bevor er 1937 vor den Nazis in die USA floh. Seine spätere Ehefrau Elsie folgte ihm im Jahre 1938..."  
Link zum Artikel      
 
September 2016: Ist Astheim werden "Stolpersteine" verlegt  
Dazu erschien ein Artikel von Renate Danker am 11. Juni 2016 in der "Main-Spitze": "Erinnerung an jüdische Bürger" Link zum Artikel   
Artikel von Ralph Keim im "Rüsselsheimer Echo" (Frankfurter Neue Presse) vom 7. September 2016: "Künstler Gunter Demnig verlegt zwölf Exemplare -  Stolpersteine in Astheim: Ein kleines Stück Erinnerung. In Astheim sind zwölf Stolpersteine verlegt worden. Sie erinnern an drei Standorten an zwölf Menschen, die von den nationalsozialistischen Machthabern zumindest vertrieben, in manchen Fällen sogar ermordet wurden.
Astheim.  Wer war Kathinka Rothschild? Kaum einer in Astheim dürfte darauf eine Antwort geben können. Kathinka Rothschild war eine Bürgerin Astheims. Sie wurde 1870 geboren und heiratete als 'geborene Oppenheimer' Benjamin Rothschild. In Astheim führte sie ein Geschäft, unter anderem für Kolonialwaren, Getreide und Früchte. Sie bekam drei Kinder und zog in den dreißiger Jahren in ein Frankfurter Altersheim. So weit kein ungewöhnlicher Lebenslauf. Doch 1933 kamen die Nationalsozialisten an die Macht, was für Kathinka Rothschild fatale Folgen hatte.
Als Jüdin sah sich sie sich bald Repressalien ausgesetzt. Im August 1942 wurde sie verhaftet und in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie wenige Wochen später ermordet wurde. Mehr als 70 Jahre lang erinnerte nichts in Astheim an das Schicksal von Kathinka Rothschild. Die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig haben dies geändert. Seit Dienstagvormittag erinnert zumindest ein im Bürgersteig eingelassener kleiner Kubus an die Jüdin, die in Astheim zuletzt in der Straße Alt Astheim gelebt hat.
Und nicht nur an Kathinka Rothschild: Denn insgesamt zwölf solcher, von ihm einst vor knapp 25 Jahren kreierten Stolpersteine verlegte Gunter Demnig am gestrigen Vormittag an drei Standorten in Astheim. Möglich gemacht hat dies zum einen der Treburer Arbeitskreis Stolpersteine, der das Leben und das Schicksal der zwölf Personen recherchiert hat. Aber auch die Paten, die die Kosten der quadratischen Kuben und deren Verlegung im Bürgersteig übernommen haben. Dazu zählt Constantin Mussel, der als Mitglied des Arbeitskreises das Schicksal von Kathinka Rothschild vortrug.
'Ein winziger Ausdruck der Geschichte'. Bürgermeister Carsten Sittmann (CDU) und der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Paul Zeelen (CDU), bekräftigten die Bedeutung der Stolpersteine. 'Sie sind ein kleines Stück Vergangenheitsbewältigung, ein winziger Ausdruck der Geschichte', sagte Zeelen. Bürgermeister Sittmann dankte nicht nur den Paten für ihre Unterstützung, sondern auch Gunter Demnig, dass er die Verlegung der Stolpersteine selbst vorgenommen hat. Der Künstler war am Vortag noch in Mainz aktiv gewesen. 'Bis kurz vor Weihnachten bin ich praktisch jeden Tag in einer anderen Stadt', berichtete der Erfinder der Stolpersteine.
Das Absinto Orkestra gestaltete die drei Zeremonien musikalisch. Knapp 20 Stolpersteine wurden in den vergangenen Jahren in Geinsheim, der Kerngemeinde und jetzt in Astheim verlegt. Wie Constantin Mussel am Rande der Aktion erläuterte, seien weitere Verlegungen erst einmal nicht geplant."  
Damit sei das Projekt aber noch nicht abgeschlossen. 'Man kann mit Stolpersteinen ja auch derjenigen gedenken, die politisch verfolgt oder beim Euthanasieprogramm der Nazis ermordet wurden.' Allerdings sei man auch darauf angewiesen, entsprechende Informationen von den Familien selbst zu bekommen. Und das gestalte sich in der Regel nicht gerade einfach."   
Link zum Artikel     
Artikel von Detlef Volk in "echo-online.de" vom 20. Oktober 2016: "Zeitzeugin der Verfolgung
ASTHEIM -
Mit bewegenden Worten hat Erna Roos bei der 'Stolperstein'-Verlegung Anfang September an die Familie Strauss in der Mainzer Straße 12 in Astheim erinnert. Als Zeitzeugin ließ sie die Zeit der Nazi-Diktatur lebendig werden. 'Antisemitismus ist immer noch da', sagte Roos. Auch Rassenhass und Fremdenfeindlichkeit seien 'bei uns in Astheim' zu spüren. 'Wir dürfen uns nicht verschließen oder fürchten, unsere Meinung zu sagen, denn dies ist heute mehr denn je wichtig', betonte sie. Die Erinnerungen an die Familie Strauss bleiben bei Erna Roos, die damals sechs Jahre alt war, lebendig. Berta Strauss schenkte vor ihrer Deportation ihren Großeltern sechs Silberlöffel als Dankeschön für die Unterstützung. Nach dem Tod der Großmutter gingen die Löffel an die Tante über und nach deren Tod an Erna Roos. Vor einigen Jahren wollte sie die Löffel an die jüdische Gemeinde in Frankfurt weitergeben. 'Aber da sagte man mir, ich solle sie behalten und an meine Kinder weitergeben, denn es wäre ja ein Geschenk gewesen für eine gute Tat. Die Löffel waren nie in Gebrauch und werden es auch weiterhin nicht sein. Sie sind ein Andenken an Familie Strauss', sagte Roos.
In der Dunkelheit heimlich Lebensmittel abgeholt. Erna Roos lebte in Nachbarschaft zur Familie Strauss in der Waldstraße. Sie kann sich noch gut an Besuche von Berta Strauss erinnern. 'Sie kam mehrmals bei Dunkelheit zu uns in ihrer blaugestreiften Halbschürze und holte Lebensmittel ab. Ich erinnere mich, wie mein Großvater sagte: Kind, das darfst du niemandem erzählen.'
IN SOBIBOR ERMORDET. Im Februar 1942 wurden die drei Geschwister Siegfried, Isidor und Berta Strauss abgeholt und in eine Schule nach Darmstadt gebracht. Am 24. März gingen sie dann auf dem ersten Transport aus Hessen mit 1000 Juden von Darmstadt in Richtung Osten. Zynischerwise nannte sich der Zug 'Gesellschaftszug zur Beförderung von Arbeitern – Zugnummer DA 14'. Er kam am 27. März 1942 in Piaski an, am 22. Juni 1942 wurde das gesamte Ghetto geräumt und die Menschen mit einem geschlossenen Transport in das Vernichtungslager Sobibor gebracht und ermordet. (dev)
Heute noch bewundere sie den Mut ihres Opas, der furchtlos geholfen habe, obwohl er selbst nach der Machtergreifung mehrmals, immer nachts, von der Gestapo Darmstadt und zwei SA-Männern aus Astheim verhört wurde. Er erfuhr auch Gewalt, weil er nicht gewillt war, sein Amt als demokratisch gewählter sozialdemokratischer Bürgermeister aufzugeben. Vater Joseph Strauss, geboren 1857, war Kleinhändler und habe auch Kleinvieh verkauft. Man nannte ihn 'es Viehjüddsche', berichtet Roos. Die Familie war nicht begütert und lebte in einfachen Verhältnissen zurückgezogen. Joseph Strauss starb 1940 mit 83 Jahren. Die beiden Söhne Siegfried, geboren 1891, und Isidor, geboren 1894, sorgten auch schon lange vor dem Tod des Vaters für das Auskommen der Familie. Isidor war im ersten Weltkrieg Soldat und hatte ein Auge verloren, ihm wurde das Eiserne Kreuz verliehen. Siegfried hatte ein Amt in der Treburer Synagoge, denn Astheimer Juden gehörten verwaltungsmäßig zur jüdischen Gemeinde in Trebur. 1938 waren beide zeitweilig im KZ Buchenwald in 'Schutzhaft'. Berta Strauss, Jahrgang 1889, war die älteste Tochter und hatte nach dem Tod der Mutter 1928 die Familie versorgt. Der jüngsten Tochter Martha, Jahrgang 1898, hat die Familie trotz ihrer geringen finanziellen Mittel 1937 die Emigration nach Amerika ermöglicht. Sie lebte in New York und starb dort im November 1978."  
Link zum Artikel   

   
   
Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Trebur  
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Astheim, Geinsheim und Trebur  

Quellen:   

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Trebur 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Trebur sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,796   Geburts- und Sterberegister der Juden von Trebur  1773 - 1808   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3751828       

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 305-306. 
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 141. 
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 118-119. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 178. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 216-217. 
bulletAngelika Schleindl: Verschwundene Nachbarn. Jüdische Gemeinden und Synagogen im Kreis Groß-Gerau. Ein Beitrag zur Geschichte der Landjuden in Südhessen. Hg. vom Magistrat der Kreisstadt Groß-Gerau 1993. 

  
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Trebur  Hesse. Founded in the 18th century, the Jewish community numbered 100 (about 6 % of the population in 1871), dwindling to 12 in 1933 and disbanding three years later. Nearly all the remaining Jews left before worldwar II. 
    
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020