Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Heilbronn (Stadtkreis) 
Jüdische Geschichte / Synagogen bis 1938 

Übersicht:  

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bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Seiten mit Texten aus jüdischen Periodika zur Heilbronner jüdischen Geschichte werden derzeit zusammengestellt, u.a. 
Texte zur jüdischen Geschichte der Stadt - Berichte aus dem Gemeinde- und Vereinsleben   
Texte zu den Rabbinern, Lehrern und Kantoren, weiteren Kultusbeamten sowie der jüdischen Schule in Heilbronn  
Texte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde        
bulletZur Geschichte der Synagoge   
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bulletLinks und Literatur   

        
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)       
   
Mittelalter   
  
In der ehemaligen freien Reichsstadt Heilbronn bestand eine jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter. Vermutlich lebten seit der Mitte des 11. Jahrhunderts Juden in der Stadt. Bei der Judenverfolgung 1298 wurden 143 Juden ermordet. Durch die Verfolgung während der Pestzeit 1349 wurde die Gemeinde vernichtet. Um 1359 ließen sich Juden wieder in Heilbronn nieder, bis 1437/38 durch eine erste Ausweisung alle Juden die Stadt verlassen mussten. Nach ihrer Wiederzulassung 1439 war noch bis zur endgültigen Vertreibung 1476 jüdisches Leben in Heilbronn möglich.
    
    
19./20. Jahrhundert   
  
Eine neue Gemeinde entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach den Neuregelungen des "Gesetzes in Betreff der öffentlichen Verhältnisse der israelitischen Glaubensgenossen" von 1828 konnten Juden unter bestimmten Voraussetzungen auch in Orten zuziehen, in denen bis dahin keine israelitische Gemeinde bestand. 1831 erhielt als erster Jude der Tuchmacher Isidor Veit aus Sontheim das Heilbronner Bürgerrecht. In der Folgezeit zogen zunächst nur einzelne, seit den 1850er-Jahren verstärkt jüdische Personen und Familien aus den benachbarten Landgemeinden in die Stadt. 1849 wurde mit dem Rechtskonsulenten Moritz Kallmann der erste Jude in den Gemeinderat gewählt. Offizielle Neubegründung der Gemeinde war 1864.   
    
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1855 65 jüdische Einwohner (0,5 % von insgesamt 13.968), 1861 137 (1,0 % von 14.333), 1865 369 (von insgesamt 16.439) 1871 610 (3,2 % von 18,955), um 1885 Höchstzahl mit 994 Personen, 1900 815 (2,2 % von 37,981), 1912 855 (2,0 % von 42,689).     
   
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde insbesondere eine Synagoge (ab 1910/11 auch eine orthodoxe Synagoge) und eine jüdische Schule (Religionsschule). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war - neben dem für Stadt und Bezirk zuständigen Rabbiner - ein Lehrer (zeitweise zwei Lehrer) angestellt, die auch als Vorbeter tätig waren.  
  
Nach der Verlegung des Lehrensteinsfelder Rabbinats 1867 war Heilbronn Sitz eines Bezirksrabbinates. Rabbiner in der Stadt (beziehungsweise im Bezirk) waren: 1864 bis 1889 Dr. Moses Engelbert, 1889 bis 1892 Dr. Berthold Einstein (Rabbinatsvertreter), 1892 bis 1914 Ludwig Kahn, 1914 bis 1935 Dr. Max Beermann, 1935 bis 1939 Dr. Harry Heimann. Rabbiner der Israelitischen Religionsgemeinschaft waren 1911 bis 1920 Dr. Jonas Ansbacher, 1921 bis 1922 Dr. Benjamin (Benno) Cohen, 1920/23 bis 1930 Dr. Gerson Feinberg. Informationen und Texte zu den Rabbinern siehe auf einer weiteren Seite.          
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Unteroffizier Richard Adler (geb. 1889 in Heilbronn, gef. 1918), Moritz Arnstein (geb. 1892 in Heilbronn, gef. 1915), Leutnant David Bauernfreund (geb. 1886 in Schluchtern, gef. 1918), Walter Danziger (geb. 1890 in Heilbronn, gef. 1914), Feldunterarzt Adolf Daube (geb. 1896 in Heilbronn, gef. 1918), Vizefeldwebel Fritz Ehrlich (geb.1892 in Wanfried, gef.1915), Vizewachtmeister Leo Flegenheimer (geb. 1897 in Heilbronn, gef. 1918), Unteroffizier Max Gumbel (geb. 1893 in Heilbronn gef. 1914), Ludwig Hanauer (geb. 1884 in Schw. Hall, gef. 1918), Leutnant Siegfried Henle (geb. 1890 in Heilbronn, gef. 1915), Gefreiter Eugen Herz (geb. 1888 in Heilbronn, gef. 1914), Leutnant Otto Herz (geb. 1889 in Heilbronn, gef. 1917), Leutnant Hermann Kern (geb. 1894 in Wollenberg, gef. 1918), Sergeant Felix Ledermann (geb. 25.9.1879 in Menzingen, gef. 1918), Unteroffizier Theodor Löwengart (geb. 1882 in Heilbronn, gef. 1916), Unteroffizier David Mann, geb. 1881 in Heilbronn, gef. 1916), Elias Ottenheimer (geb. 1890 in Heilbronn, gef. 1916), Gefreiter Ludwig Pincus (geb. 1895 in St. Johann, gef. 1917), Jakob Reis (geb. 1892 in Heilbronn, gef. 1916), Gefreiter Julius Reis (geb. 1896 in Hoffenheim, gef. 1918), Albert Samuel Rosengart (geb. 1891 in Heilbronn, gef. 1916), Unteroffizier Julius H. Sänger (geb. 1886 in Heilbronn, gef. 1914), Gefreiter Moritz Scheuer (geb. 1885 in Heilbronn, gef. 1918), Emil Schwarz (geb. 1872, gef. 1918), Vizefeldwebel Jakob Steigerwald (geb. 1873 in Heilbronn, gef. 1917), Unteroffizier Ludwig Stein (geb. 1894 in Heilbronn, gef. 1918), Adolf Stern (geb. 1895 in Heilbronn, gef. 1918), Gefreiter Paul Stern (geb. 1896 in Heilbronn, gef. 1918), Gefreiter Julius Wolf (geb. 1882 in Sennfeld, gef. 1918).            
  
An Vereinen gab es in der jüdischen Gemeinde insbesondere: 1. die Herder Loge U.O.B.B. (gegründet 1910; 1924 unter Leitung von Hermann Schloß mit 120 Mitgliedern; war geistiger Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde in Heilbronn), der Israelitische Wohltätigkeitsverein (gegründet 1847, 1924 unter Leitung von Moritz Kirchheimer mit 220 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Carl Kern mit 250 Mitgliedern, Deutschhofstraße 2; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger und Kranker), der Israelitische Unterstützungsverein (Armenverein, gegründet 1863, 1924 unter Leitung von H. Wollenberger, 1932 unter Leitung von L. Horowitz, Götzenturmstraße 11 und Adolf Steckelmacher, Mozartstraße 7 mit 180 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung der Ortsarmen und Durchwanderer), der Israelitische Frauenverein (gegründet 1872, 1924 unter Leitung der Frau von S. Henle mit 230 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Rosa Kirchheimer mit 250 Mitgliedern, Friedenstraße 39; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Witwen und Waisenunterstützung, Schulpflege), der Talmud Tora-Verein (1924 unter Leitung von Bezirksrabbiner Dr. Beermann), eine Ortsgruppe des Central-Vereins (1924 unter Leitung von Dr. Gumbel), eine Ortsgruppe der liberalen Vereinigung, eine Ortsgruppe der Freien Vereinigung, eine Ortsgruppe "Blauweiß", der Jüdische Jugend- und Schülerbund "Montefiore" (1924 unter Leitung von Georg Schwarzenberger), der Synagogenchorverein (1924 unter Leitung von M. Stein), der Hilfsverein (1924 unter Leitung von Dr. Rosengart). 
 
Zur Israelitische Religionsgemeinschaft Adass Jeschurun e.V. gehörten 1924 etwa 100 Personen aus etwa 30 Familien. Rabbiner der Religionsgesellschaft war Dr. Feinberg. Die Schule der Religionsgesellschaft besuchten etwa 30 Kinder. 1932 war Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Heinrich Scheuer (Bismarckstraße 11), Schatzmeister war Moses Reis (Kurze Straße 12), Schriftführer Dr. Julius Bachrach (Steinstrasse). Als Lehrer war Kurt Flamm tätig (Kleine Bahngasse 3). Er unterrichtete in Religion im Schuljahr 1931/32 17 Kinder der Religionsgemeinschaft  (an den Volks-, Mittel- und Höheren Schulen)      
   
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde etwa 900 Personen gehörten (2,0 % von insgesamt 45,520 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher J. Flegenheimer, Dr. Gumbel, Bezirksrabbiner Dr. Beermann, Maier Stein, Carl Kern, Dr. Manfred Scheuer, Jacob Victor, Isidor Wollenberger, Siegmund Kahn, Baruch Kahn und Max Maier-Adler. Die Geschäftsstelle der Gemeinde (Gemeindepflege) war in der Roßkampfstraße 21. Für die religiösen Aufgaben der Gemeinde waren tätig: Bezirksrabbiner Dr. Beermann, Oberlehrer Isy Krämer, Gemeindeverwalter Schloß, Organist Kohler, Synagogendiener Dietz, Gemeindepfleger J. Danziger und Friedhofsgärtner Werner. Rabbiner und die beiden Lehrer erteilten den Religionsunterricht (im Schuljahr 1924/25 für etwa 200 Kinder; im Schuljahr 1931/32 118 Kinder).     
  
1933 lebten 790 jüdische Personen in Heilbronn (1,3 % von insgesamt 60,308 Einwohnern). Seit 1933 wurden einzelne jüdische Personen immer wieder verhaftet, festgehalten und misshandelt, insbesondere im Keller des Braunen Hauses, Fleiner Straße 1. 1936 musste eine jüdische Privatschule eingerichtet werden, die im 'Adlerkeller' (Klarastraße 21, hier heute Galeria Kaufhof) eine vorübergehende Bleibe fand. Ab 1936 war in diesem Gebäude auch das 'Israelitische Gemeindelokal', der Treffpunkt der jüdischen Gemeinde (bewirtschaftet von Max Strauß; der "Adlerkeller" wurde mehrfach von Nationalsozialisten überfallen). Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört. Die in der Pogromnacht verhafteten jüdischen Einwohner wurden bis zur weiteren Verschleppung ins KZ Dachau im Gestapo-Haus, Wilhelmstraße 4 festgehalten. – Bei Kriegsbeginn 1939 mussten die noch in Heilbronn wohnenden Juden in von der Gestapo kontrollierte "Judenhäuser" einziehen, wozu (bis 1941/42) gehörten: Allerheiligenstraße 32, Badstraße 10 und 22, Bergstraße 2, Bismarckstraße 3a, Dammstraße 26, Frankfurter Straße 46, Herweghstraße 25, Innere Rosenstraße 14, Klettstraße 5, Schillerstraße 6, Urbanstraße 7, Weststraße 53. Ältere jüdische Einwohner mussten in das Landesasyl Wilhelmsruhe nach Sontheim ziehen. – Sammelplatz für die Deportation über Stuttgart nach Riga am 21. November 1941 war der Wollhausplatz.       
    
Nach den Deportationen in der NS-Zeit kamen von den 1933 in Heilbronn wohnhaften Personen mindestens 235 ums Leben. 
Vgl. die Liste der aus Heilbronn deportierten Juden" (pdf-Datei der an den International Tracing Service Bad Arolsen 1962 mitgeteilten Liste mit den Namen der damals bekannten Personen, die aus Heilbronn deportiert wurden.
Vgl. Website www.stolpersteine-heilbronn.de (mit interaktiver Karte zu den in Heilbronn verlegten "Stolpersteinen")    
   
   
Nach 1945: siehe Seite zum neuen jüdischen Betsaal (2005)  
   
   
   
Zur Geschichte der Betsäle / Synagogen       
   
Mittelalter   
  
Die erste mittelalterliche Synagoge (aus der Zeit um 1050?) befand sich wahrscheinlich am Platz der heutigen Einhorn-Apotheke Ecke Lohtorstrasse/Sülmerstraße 17 (südöstliche Ecke). Sie wurde vermutlich 1298 oder 1349 zerstört.  
       
Die zweite Synagoge stand an der Stelle des Hauses Lohtorstraße 22. Mit ihrem Bau wurde im Monat Adar (Februar/März) des Jahres 1357 durch Mose, Sohn des Eljakim begonnen. Sie ersetzte die 1349 verbrannte Synagoge. Nach der Vertreibung der Juden aus Heilbronn kaufte die Stadt 1490 von Kaiser Friedrich die Synagoge und den jüdischen Friedhof für 250 Gulden. 
      
Rituelle Bäder sind nachweisbar an der Stelle des Hauses Kieselmarkt 1, zu dem eine unterirdische Verbindung zum Haus der (zweiten) Synagoge Lohtorstrasse 22 bestand, und in dem früheren Eckhaus Lammgasse/Lohtorstrasse 33. Da sich das erstgenannte Bad nahe des ersten jüdischen Friedhofes am Kieselmarkt befand, könnte es sich dabei zuerst um einen Totenwaschraum gehandelt haben, der nach Stillegung des Friedhofes 1415 in ein rituelles Bad umgewandelt wurde.
  
   
19./20. Jahrhundert    
  
Zunächst gehörten die seit 1831 in Heilbronn zugezogenen jüdischen Personen zur israelitischen Gemeinde in Sontheim und besuchten die dortige Synagoge. 1857 schlossen sich sieben Familien unter Leitung von Liebmann Strauß zu einem Verein unter dem Namen "Israelitischer Wohltätigkeitsverein" zusammen. Ein erster Betsaal wurde in einem Haus des Gustav Meinhold in der Rappenstrasse eingerichtet. Die Sontheimer Gemeinde protestierte zunächst gegen diese Einrichtung, doch wurde wenig später von der Israelitischen Oberkirchenbehörde der Filialgottesdienst in Heilbronn genehmigt. Nachdem der Betsaal in der Rappenstrasse sich schnell als zu klein erwies, bekam die neu entstehende Gemeinde die Erlaubnis, in einem Raum im Mittelbau des Deutschhofes ihre Gottesdienste zu feiern (Trakt III, in dem sich heute die Volkshochschule befindet). Für ihre Gottesdienste bekamen die Heilbronn zwei Torarollen, eine aus Sontheim, eine aus Grombach. Auch dieser Betsaal war nur ein Provisorium, da in diesem Teil des Deutschhofes der Schwurgerichtssaal eingebaut wurde. Vorübergehend stellte die Stadt einen Raum in der Klosterkirche (Klara-Kloster) zur Verfügung und später erlaubte das Justizministerium die Abhaltung der Gottesdienste im Schwurgerichtssaal.
     
     
Einweihung einer neuen Torarolle (1861)  
Anmerkung: der genannte, damals für Heilbronn zuständige Rabbiner war Dr. Elkan Weimann, der seit dem 3. August 1861 Bezirksrabbiner in Lehrensteinsfeld war und alsbald, jedoch vergeblich versuchte, den Amtssitz aus der "Einöde" nach Heilbronn zu verlegen. 1862 wurde er Bezirksrabbiner in Bad Buchau.         

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Dezember 1861: "Heilbronn, den 24. November (1861). Gestern feierten die hiesigen Israeliten ein schönes Fest. Nachdem dieselben durch hohe Entschließung des königlichen Kultministeriums zur selbstständigen Kirchengemeinde erhoben und drei Kirchenvorsteher bereits gewählt worden, stiftete einer derselben, Herr M. Ullmann, der Gemeinde eine neu geschriebene Gesetzesrolle; deren feierliche Weihe zugleich mit dem ersten gesetzlich geordneten Gottesdienste am gestrigen Sabbat in sinniger Weise verbunden worden. Bei dieser Gelegenheit hatten wir Gelegenheit, unsern Rabbiner, Herr Dr. Weimann, das erste Mal zu hören, dessen Predigt allgemein ansprach.  
Mittags versammelte man sich zu einem gemeinsamen Mahle in der Rose, wobei ungezwungene Heiterkeit herrschte, mehrere passende Toaste ausgebracht und Herrn Liebmann Strauß, Kaufmann dahier in Anerkennung seiner vielfachen Verdienste um die hiesige israelitische Gemeinde ein schön gearbeiteter, mit sinnigem Bibelspruche versehener silberner Pokal unter zweckentsprechender Anrede durch Herrn Dr. Weimann überreicht worden ist."            

  
Einweihung des Betsaales in der Deutschordenskommantur und Rückblick auf die jüdische Geschichte der Stadt (1862)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Januar 1862: "Heilbronn, den 23. November (1862). Heute zog eine Prozession von Israeliten und Israelitinnen mit einer von einem hiesigen israelitischen Bürger gestifteten Gesetzesrolle in ihren Betsaal, welcher provisorisch in einem Saale des ehemaligen Deutschordenskommando eingerichtet worden ist. Nachdem nämlich am 5. Mai 1831 zuerst ein Israelite hiesiger Bürger geworden, haben sich nach und nach so viele hier niedergelassen, wovon 21 Familien hier bürgerlich geworden sind, dass ihre Seelenzahl über 100 beträgt. Sie bilden jetzt eine besondere Gemeinde, die sich von der in Sontheim trennt, mit der sie dann nur noch den Begräbnislatz dort gemein haben. Früher waren viele in Heilbronn, welche die Judengasse bewohnten, Synagoge und Judenbad und einen besonderen Begräbnisplatz hatten. Als 1348 eine Pest, die man den schwarzen Tod nannte, von Asien her in Deutschland eingedrungen war und viele Tausend Menschen hinweggerafft hatte, wurden die Juden beschuldigt, sie hätten die Brunnen  vergiftet, sie wurden in vielen Städten verfolgt, und auch in Heilbronn wurde ihre Synagoge zerstört und viele von ihnen verbrannt und grausam hingemordet. Die übrigen entflohen, jedoch auf Kaiserlichen Befehl kehrten manche wieder zurück. Aber im Jahre 1467 begann in Heilbronn wieder eine Judenverfolgung, und von da an durften ur sehr wenige hier wohnen, ja noch bis zum Ende der Reichsstadt musste jeder Jude, der sie besuchte, am Tore jedes Mal 15 kr. Leibzoll erlegen. Die Begräbnisplatz wurde überbaut, 1589 mit der Amtswohnung des städtischen Syndikus (jetzt die Oberamtei) und 1765 mit dem Stadtarchiv. Mehrere Leichensteine wurden bei der 'Anlegung einer Schießstätte, wo jetzt der neue Hafen ist, verwendet, und umgekehrt. Zwei derselben blieben dadurch gut erhalten. Sie sind von den Jahren 5167 und 5170 (1408 und 1420 nach Christi Geburt), und der eine ist im städtischen Archive, der andere auf dem Sontheimer israelitischen Begräbnisplatz zu sehen."       

   
Mitteilungen aus der Gemeinde, u.a. feierliche Übergabe einer renovierten Tora-Rolle (1865)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1865: "Dünsbach (Oberamt Gerabronn). Nach dem Ergebnis der jüngsten Volkszählung zeigt sich abermals die vorherrschende Neigung der Israeliten, aus den  Dorf- in die Stadtgemeinden zu ziehen und sich selbst da anzusiedeln, wo bisher keine Juden ihren Wohnsitz hatten. In Stuttgart wohnen jetzt unter 63.816 Einwohnern 1.169 Israeliten; Ulm hat ca. 20.000 Einwohner mit 400 Israeliten; Esslingen 15.591 Einwohner mit 140 Israeliten; Laupheim 3.836 Einwohner mit 768 Israeliten; Gmünd 8.852 Einwohner mit 9 Israeliten; Göppingen 7225 Einwohner mit 130 Israeliten; Cannstatt 8.0987 Einwohner mit 162 Israeliten; Hall 7.245 Einwohner mit 72 Israeliten; Crailsheim 3.165 Einwohner mit 227 Israeliten; Rottweil 3.832 Einwohner mit 105 Israeliten; Biberach 6.500 Einwohner mit 1 Israeliten; Heilbronn 16.439 Einwohner mit 369 Israeliten. - Die israelitische Kirchengemeinde in der letzten Stadt insbesondere ist in den jüngsten zwei Jahren erst zu solcher Ausdehnung gediehen und noch immer im Wachstum begriffen. So vermehrte sich (das Volk) (2. Mose 1,12). Am Sabbat Paraschat HaChodesch (= Sabbat vor dem 1. Nissan, das war Samstag, 25. März 1865) feierte sie die feierliche Übergabe einer renovierten Tora-Rolle, welche der Gemeindepfleger Herr Is. Amberg für die Synagoge daselbst gestiftet hat, nachdem schon früher drei Gesetzes-Rollen ebenfalls auf dem Wege der Stiftung vermacht worden sind. Das Projekt eines Synagogen- und Friedhof-Baues ist eine Frage, welche jetzt das Vorsteheramt und die Gemeinde lebhaft diskutiert und die selbstverständlich alle anderen Wünsche in der Körperschaft in den Hintergrund drängt, welche nur persönlichen Bestrebungen ihre Entstehung zu verdanken haben."       

 
Einweihung einer neuen Torarolle (1865)  
Anmerkung: die Bedingungen des orthodox eingestellten Spenders waren, dass keine liberalen Neuerungen im Synagogengottesdienst (Orgel) und keine Veränderung der traditionellen Toralesung (statt einjährigem Rhythmus etwa ein dreijähriger Rhythmus) eingeführt werden sollten.   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Oktober 1865: "Heilbronn am Neckar. Am Sabbat Parachaschat Ki tawo (= 9. September 1865) feierte die hiesige Synagoge die Einweihung einer neuen Torarolle, welche Herr Maier Strauß hier nebst wertvollem Mäntelein unter der merkwürdigen Bedingung gestiftet hatte, dass im Falle der Einführung einer Orgel oder der Abänderung im Vorlesen der Tora in der hiesigen Synagoge, (welche zur Zeit zwar ein gemieteter Betsaal ist, künftig aber ein neuerbauter Tempel sein wird), ihm oder seinem Erben das Recht zustehen solle, die Torarolle wieder zurückzunehmen. Das hiesige Kirchenvorsteheramt hat die so bedingte Stiftung gerne angenommen und die israelitische Oberkirchenbehörde, welcher alle Stiftungen von Oberaufsichtswegen zur Genehmigung vorgelegt werden müssen, hat gegen der örtlichen Beschluss nichts zu erinnern gewusst. Bei der Einweihungsfeier sprach der Bezirksrabbiner passende Worte über die Stelle Psalm 19,8.9 und würdigen Dank dem ehrenwerten Stifter aus. Der Stiftungssinn der Gemeinde hätte hierbei angeregt und geweckt werden dürfen, da die junge rasch zunehmende Gemeinde zu ihrer Konstituierung noch mancherlei Einrichtungen bedarf, wozu insbesondere ein Friedhof und eine Synagoge zu zählen sind. Wir haben jetzt 5 Torarollen als Gemeinde-Eigentum, während die rituellen Gegenstände dazu noch im Besitze von Privaten sich befinden. So vermehrte und so breitete sich (das Volk) aus!"         

      
Während der Feiertage können die Gottesdienste im Schwurgerichtssaal abgehalten werden (1873)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. September 1873: "Heilbronn, 20. September. Wenn auch der Gegenstand von keiner großen Bedeutung ist ist, so teilen wir doch den folgenden Artikel aus der 'Neckar-Zeitung' vom 19. d. W. mit, weil er für die Verhältnisse und die Gesinnung in erfreulicher Weise bezeichnend ist.
Bei der Zahl der hiesigen israelitischen Gemeindemitglieder war es schon seit einigen Jahren schwierig, ja nahezu unmöglich, während der hohen Festtage die Besucher des Gottesdienstes in die engen Räume des Lokals in der Kaserne unterzubringen; dazu gesellte sich heute die Befürchtung, es möchte bei dem gegenwärtig hier herrschenden gestörten Gesundheitszustandes (Cholera) gewagt sein, eine solche Menge von Menschen, wie sie an den hohen Festtagen sich zu versammeln pflegt, während der Dauer eines Vormittags, oder gar eines ganzen Tages in die beschränkten Räume des Betlokales einzuzwängen. Das Kirchenvorsteheramt beschloss daher einen zweiten Gottesdienst abzuhalten, und hierzu ein geeignetes Lokal ausfindig zu machen. Man wandte sich zunächst an den Herrn Direktor des hiesigen Zellengefängnisses, um die Kirche des bisherigen Zuchtpolizeihauses zu diesem Zwecke zu erlangen; mit dankenswerter Bereitwilligkeit wurde von Seiten jener Behörde das genannte Lokal, vorbehaltlich höherer Genehmigung zur Verfügung gestellt, zugleich aber bemerkt, dass ein Teil der Kirche zur Aufnahme von wegen der Cholera Evakuierten zu dienen bestimmt sei, weshalb hiervon Abstand genommen werden musste. Schon war man nahe daran, den Sonnensaal zu jenem Zwecke zu mieten, für welchen der Actiengartenverein in zuvorkommender Weise Subsellien (Bänke) zur Verfügung stellte, als es bekannt wurde, dass die Schwurgerichtssitzungen für dieses Jahr ausfallen sollten; die Nähe des Schwurgerichtssaals bei der Synagoge musste den Gedanken erregen, sich um Einräumung des Schwurgerichtssaales zu bemühen. Der Herr Direktor des hiesigen Kreisgerichtshofes, der seitens einer Deputation des israelischen Kirchenvorsteheramtes mit einer desfallsigen Bitte angegangen wurde, sagte zu, die Angelegenheit sofort mit seiner Befürwortung an das königl. Justizministerium berichten zu wollen. Heute nun kam schon ein Erlass des Direktoriums des hiesigen Kreisgerichtshofes an das Kirchenvorsteheramt, worin demselben die Gewährung des Schwurgerichtssaales zur gottesdienstlichen Feier während des Neujahrsfestes und Versöhnungstages angezeigt wurde. Die hiesige israelitische Gemeinde ist den genannten hohen Behörden zu großem Dank verpflichtet und hoch erfreut über die Liberalität, mit der man ihr entgegenkam."      

      
      
1865 entschied sich der Vorstand der Israelitischen Gemeinde zum Erwerb eines Platzes für den Bau einer Synagoge. Sechs Jahre später konnte man ein geeignetes Grundstück an der Allee kaufen und fasste am 21. Juni 1871 den Beschluss, hier eine Synagoge zu errichten. 
    
Ein Grundstück zum Bau einer neuen Synagoge wurde angekauft (1871)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1871: "Heilbronn am Neckar. Die hiesige israelitische Gemeinde, jetzt etwa 124 Familien zählend, hat am 14. April dieses Jahres einen Garten an der Allee um 16.000 Gulden zum Synagogenbauplatz angekauft, wovon jedoch ein Teil zu einem einstigen Gemeindehaus für Schule und Amtswohnungen des Rabbinen und Vorsängers etc. verwendet und doch noch eine größere Fläche zu Privatbauten wieder veräußert werden kann, da das Areal mehr als 1 Morgen misst. Eine vorangegangene Gemeindeversammlung genehmigte den Ankauf des Platzes, verschob jedoch den Synagogenbau selbst, um abzuwarten, ob nicht in der Nähe desselben ein Teil eines bald zu verkaufenden staatlichen Gebäudekomplexes billiger zu diesem Zwecke erworben werden kann. 
Jedenfalls wird bei einem Synagogenbau von orthodoxer Seite mit Vorsicht die Gefahr der Einführung verbotener Reformen zu vermeiden gesucht. S."          

   
 Erstes Ergebnis des Architektenwettbewerbs (1872)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1872: "Heilbronn, 17. Januar (1872). In dieser Woche waren zwei Architekten, von Karlsruhe Prof. Durm und von Baden Techniker Lang, hier, um als Preisrichter über drei einverlangte Pläne zum Bau einer neuen Synagoge ihr Urteil abzugeben, welche von den Professoren Grauth und Wolter in Stuttgart und Baurat Wolf in Nürnberg abverlangt worden waren. Die Entwürfe, von denen der Wolter'sche bevorzugt wurde, sind ausgezeichnet, deren strikte Ausführung wurde aber die ausgesetzte Bausumme weiter übersteigen und sich auf je 100.000 Gulden belaufen. Es sollen deshalb bedeutende Reduktionen vorgenommen werden, um die Ausgaben zu vermindern."           

  
In einer Gemeindeversammlung wird der Bau der neuen Synagoge beschlossen (1872)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März 1872: "Heilbronn, 2. März (1872). In einer heute stattgehabten Gemeindeversammlung wurde mit großer Majorität der Bau einer neuen Synagoge beschlossen, die einschließlich des Kaufpreises für den schönen Bauplatz und die innere Ausstattung auf 100.000 Gulden zu stehen kommen dürfte. Eine Minorität, in der die Orthodoxie stark vertreten war, protestierte gegen die für die gegenwärtigen Verhältnisse zu große Belastung der Kontribuenten und verwahrte sich gegen Einführung einer Orgel und eines Reformgottesdienstes mit dem Anfügen, dass in letzterem Falle, wenn und sobald die Gesetze es ermöglichen, sie aus dem Gemeindeverband ausscheiden würde. Über Reformen und Orgeleinführung ist vorerst kein Beschluss gefasst worden. Diese Fragen sollen in besonderer Versammlung beraten und erledigt werden. Ein solcher Austritt müsste die Steuerlast der Verbleibenden noch mehr erhöhen. Es soll bereits ein Anlehen von 80.000 Gulden à 4 1/2 % Zins zum Cours von 97 p.Ct. mit hiesigen Bankhäusern und der Württembergischen Vereinsbank vorbehaltlich höherer Genehmigung abgeschlossen sein. Der Synagogenbau bringt unsere Gemeinde, namentlich solang die Domiziliantensteuerfrage noch nicht definitiv zu Gunsten des Domizils entschieden ist, in eine finanzielle und religiöse Krisis. Möge sie dieselbe glücklich und zur Ehre Gottes überstehen."            

   
Der Plan von Baurat Adolf Wolff aus Stuttgart wurde 1873 genehmigt. Mitte August dieses Jahres konnte die Grundsteinlegung vorgenommen werden. Am 23. November 1874 wurde Richtfest gefeiert; die weiteren Arbeiten zogen sich jedoch bis Ende Mai 1877 hin, sodass schließlich am Freitag, 8. Juni 1877 die Einweihung der Synagoge feierlich begangen werden konnte. Dazu fand zunächst ein Abschiedsgottesdienst in der alten Synagoge statt. Um 11 Uhr erfolgte der Umzug der Torarollen in die neue Synagoge. Die Festpredigt und das Weihegebet hielt Rabbiner Dr. Moses Engelbert. Um 13 Uhr mittags versammelte man sich in der "Rose" zu einem Festessen, an dem die Vertreter der Heilbronner Behörden, der Vorstand des Oberamtes und viele andere geladene Gäste teilnahmen. Das Fest endete um 6 Uhr abends, ihm folgte bei den Klängen der städtischen Kapelle ein Ball in der Harmonie, bei dem der Synagogenchor und der Jugendverein auftraten. Der Bauaufwand für die neue Synagoge erforderte im ganzen 372.778 Mark.   
 
Das in maurischem Stil mit einer großen Kuppel erbaute Gebäude galt als eines der schönsten Bauwerke Heilbronns. Es war der architektonische Eckpfeiler der oberen Allee und stand hier in Richtung von Nordwest nach Südost. Die Synagoge bestand aus einem dreischiffigen Langbau mit hohem Mittelschiff und niedrigeren Seitenschiffen; das Mittelschiff war überragt von der gewaltigen, mit 12 Rundbogenfenstern versehenen Kuppel. Die vier weiteren kleineren Kuppeln saßen auf den Ecken des Baus zur Verziehung. Zwei turmartige, vorspringende Anbauten an der Vorderseite trugen ebenfalls kleinere Kuppeln auf den Laternen. Das Gebäude betrat man von der Westseite durch drei maurische Bögen und eine etwas niedere, von mehreren hintereinanderstehenden Säulen getragene Vorhalle. Von hier führten drei Türen in den Innenraum. Über dem Portal stand eine vergoldete hebräische Inschrift mit den Worten aus Jesaja 56,7: "Mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker genannt werden". Ein schönes, großes, reichornamentiertes Rosenfenster war in der Mitte der Vorderseite. Zwei weitere, kleinere und einfachere Portale führten von Süden und Norden in das Innere der Synagoge; auch über diesen Portalen waren große Rosenfenster. Innen trug eine über der genannten Vorhalle liegende Empore die Orgel; zwei weitere Emporen waren in den Seitenschiffen. Nach Osten öffnete sich hinter dem hohen Hufeisenbogen ein gewölbter, polygonaler Chor. Die hohe Kuppel in der Mitte wurde von starken, säulengeschmückten Pilastern getragen. An den Seiten waren zwei Fensterreihen übereinander, die unteren Fenster kleiner als die oberen. Der Synagogenplatz war mit eisernen Gittern umgeben.  
  
   
Verkauf der alten Synagogeneinrichtung (1877)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1877:  "Die Synagogenausstattung unserer bisherigen Betsaales ist uns durch die Erbauung eines neuen Gotteshauses entbehrlich geworden. 
Sämtliche in sehr gutem Zustande erhaltene Utensilien, bestehend in Tabernakel, Vorlese- und Betpult, vielen Männer- und Frauen-Subsellien, Hängeleuchtern, Kerzengestellen, Opferstöcken, Sesseln etc. etc. Werden am 
Ostermontag, den 2. April d. J., Mittags 1 Uhr, 
in der alten Synagoge öffentlich versteigert. 
Mancher israelitischen Gemeinde ist hierdurch Gelegenheit geboten, ihre Synagoge und Schule vollständig und billig auszustatten. 
Heilbronn am Neckar. Israelitisches Kirchenvorsteher-Amt.
"       

  
Königin Olga von Württemberg besucht die Synagoge (1877)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Oktober 1877:  "Aus Württemberg, 28. September (1877). Ihre Majestät die Königin Olga von Württemberg besuchten mit ihrer Kaiserlichen Hoheit der Frau Herzogin Wera von Württemberg die Stadt Heilbronn, um der am 25. dieses Monats stattgefundenen Einweihung einer Anstalt für Krankenpflegerinnen beizuwohnen. Nach Beendigung dieser Feier erfolgte die Fahrt zu Synagoge, woselbst Begrüßung durch die Kirchenvorsteher, Orgelspiel und Gesang stattfand."            

 
Gemeindeversammlung der israelitischen Gemeinde im Blick auf eine eventuelle Orgel in der Synagoge (1879)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Februar 1879: "Heilbronn, 22. Febr. Gestern Abend war im Saale des hiesigen 'Württemberger Hof' eine vom israelitischen Kirchenvorsteheramte infolge höheren Auftrags einberufene Gemeindeversammlung, um zu konstatieren, ob die Gemeinde dem auch im 'Israelit' schon erwähnten Beschlusse der Majorität des Kirchenvorsteheramtes in die neue etwa in einem Jahre vollendete Synagoge eine Orgel einzuführen, zustimme oder nicht. Auffallender Weise war der Termin zu dieser Versammlung im Widerspruche mit den öffentlichen Einladungen im Amtsblatte und in der Synagoge plötzlich von heute auf gestern verlegt worden, wodurch viele Missverständnisse möglich geworden sind. Es erschien auch wirklich kaum die Hälfte der Gemeindegenossen. Die Verhandlung dauerte, da man stundenlang warten musste, bis endlich etliche und sechzig Mitglieder erschienen, nur sehr kurze Zeit, weil die Vorsteher sich vorher das Wort gegeben hatten, weder für noch gegen das Vorhaben zu sprechen und die Majorität auf Abstimmung drängte. Da das Vorsteheramt seinen Majoritätsbeschluss für dieses christliche Kircheninstrument infolge einer bekannten, mit 100 durch Kolportage gewonnene Unterschriften versehenen Eingabe gefasst hat, so wurde von orthodoxer Seite in Übereinstimmung mit einer Minorität des Vorsteheramtes beantragt, die Abstimmung geheim vorzunehmen, damit diejenigen Gemeindegenossen, welche eine andere Überzeugung gewonnen haben könnten, sich aber genierten, gegen ihre frühere Unterschrift zu votieren, nun ungebunden und frei ihre Stimmen hätten abgeben können. Dieses gerechte Verlangen wurde niedermajoriert. Es wurde mit Namensaufruf abgestimmt und sind auf diese Weise außer zwei Vorstehern nur noch sieben Jehudim zu verzeichnen, welche gegen die Einführung der Orgel stimmten. Der 70-jährige Greis und Rabbi Maier Strauß, dessen Erscheinen in später Abendstunde als eine wahre Heiligung des Gottesnamens unter vielen den Gegners anfänglich mächtig imponierte, äußerte sich deshalb nach der Abstimmung, dass die geringe Beteiligung an heutiger Versammlung ihm die Vermutung aufdränge, die abwesenden seien zum Teil auch gegen die Orgel, sie seien aber weggeblieben, weil sie in öffentlicher Abstimmung mit der ihnen abgelockten früheren Unterschrift sich nicht in Widerspruch setzen wollten. Die Frage, ob diese nach der Debatte gesprochenen Worte in dem Protokoll Aufnahme finden dürfen, rief einen charakterisierenden wütenden Sturm hervor. Die finanzielle Seite der Orgeleinführung kam gar nicht zur Erörterung. Wenn der Vorsitzende, Rabbiner Dr. Engelbert, der schon seit Jahren für dieses Lieblingsorgan der Reformer agitiert, im Geiste des Erlasses der Oberkirchenbehörde, welche diese Gemeindeversammlung trotz der hundert Unterschriften angeordnet hat, alle Aktenstücke pro und contra in der Versammlung zur Verlesung gebracht hätte, würde die Minorität wohl respektabel gewachsen sein. Es kam aber weder der schriftliche Protest der Orthodoxen noch eine ältere gedruckte Broschüre des Dr. Lehmann gegen die Orgel zur Kenntnis der Versammlung, obschon die Oberbehörde alle diese Akten dem Kirchenvorsteheramt zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellt hatte. Es ist nun abzuwarten, wie die Oberkirchenbehörde auf dieses Resultat hin ihre Entscheidung treffen und welche Schritte die protestierende Minorität in der Sache weiter tun wird."        

  
Diebstahl in der Synagoge (1893)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. März 1893: "Heilbronn a. N. Als kürzlich der Synagogendiener Hermann Stern die Synagoge öffnete, machte er die Wahrnehmung, dass die beiden Opferbüchsen erbrochen und geleert waren. Dem sehr umsichtigen Wachmeister König von hier gelang es, die beiden Täter (junge Bürschchen) zu entdecken und der gerechten Bestrafung zuzuführen."      

  
Zur Feier des 25-jährigen Bestehens der Synagoge - Antwort auf einen nicht korrekten Bericht im "Israelitischen Familienblatt" (1902)  
Anmerkung: Äußerst kritisch wurde in der orthodox-konservativen Zeitung "Der Israelit" gesehen, dass am Sabbat durch die beschriebenen Arbeiten die Synagoge geschmückt und auch noch ein Foto erstellt wurde. Beides sind nach konservativer Auffassung Entweihungen des Sabbat.   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1902: "Aus Württemberg. Awerah gaureres Awerah, eine Sünde zieht die andere nach (sc. Spruch von Schim'on Ben Assai in den Pirke Aboth IV,2). Wie die Entweihung des von Gott gebotenen Ruhetages dazu führt, unwahre Tatsachen zu verbreiten, dafür nach nachfolgend ein drastisches Beispiel.
Das 'Israelitische Familienblatt' in Hamburg berichtet in Nr. 30, dass am Samstag, den 8. Juni die israelitische Gemeinde in Heilbronn das fünfundzwanzigjährige Bestehen ihrer Synagoge gefeiert, die Orgel zu diesem Zwecke festlich dekoriert worden sein usw. Diese Angaben sind von vorne bis hinten einfach unwahr.
An Sabbat Paraschath Schelach Iocho vor 25 Jahren wurde genannte Synagoge ihren Zwecken übergeben und am gleichen Sabbat dieses Jahres, also am 28. Juni wurde ein Festgottesdienst mit Predigt abgehalten und wäre damit die einfache Festlichkeit erledigt gewesen, wenn nicht einige Mitglieder des Synagogenchors es anders gewollt hätten. Am Freitag, den 27. Juni d. J. beim Abendgottesdienst war in der Synagoge alles wie gewöhnlich – irgendwelche Veränderung war daselbst nirgends zu erblicken – ganz anders sah jedoch am Samstag beim Frühgottesdienst die Synagoge aus. Auf Veranlassung einiger Mitglieder des Synagogenchors wurde in früher Morgenstunde (am Sabbat) unter Beaufsichtigung des Herrn Vorsänger Dreyfus die Emporen bei der Orgel durch Aufstellen von Kübel- und Blattpflanzen, durch Anbringung von Nägeln zur Befestigung von Girlanden an der Brüstung, diese ganzen Partie in einen Blumengarten verwandelt. Als Schlusseffekt fanden sich am gleichen Samstag Nachmittag Damen und Herren des Synagogenchors wiederholt in der Synagoge ein, um ein photographisches Gesamtbild der Mitglieder, inklusive des Herrn Vorsängers Dreyfus, aufnehmen zu lassen. Die Aufnahme erfolgte in der Weise, dass sich die anwesenden Mitglieder wie gewöhnlich um die Orgel aufstellten, der Photograph mit seinem Apparat postierte sich gegenüber auf der frei und erhöht stehenden Kanzel.
Fragliches Bild kam mit dem im Eingang des erwähnten Berichtes gleichfalls in genannter jüdischer Zeitung zum Abdruck. - Jeder Kommentar hierzu ist überflüssig. Es würde die Wucht der Tatsachen nur abschwächen."          

    
Im Mai 1927 konnte mit einem großen Fest das 50-jährige Bestehen der Synagoge gefeiert werden, wozu Dr. Oskar Mayer aus Heilbronn eine Festschrift zur Geschichte der Juden in Heilbronn schrieb. Am 21. Mai 1927 war ein Festgottesdienst in der Synagoge, danach ein Festabend in der Harmonie. In seiner Festrede bedauerte Rechtsanwalt Dr. Siegfried Gumbel den Judenhass, der sich immer wieder zeige und einer vollkommenen staatsbürgerlichen und gesellschaftlichen Gleichberechtigung entgegenstehe. Ein Festspiel von Kaufmann Hermann Wolf (Heilbronn) zeigte in sechs Bildern Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Heilbronner israelitischen Gemeinde.  
   
Eine schwierige Situation ergab sich in unmittelbarer Nähe der Synagoge im Frühjahr 1928. Auf dem Nachbargrundstück Ecke Allee/Titotstraße beabsichtigte die Post einen fünf Stockwerke hohen, modernen Neubau zu erstellen, der den Blick auf die Synagoge empfindlich beeinträchtigt hätte. Intensive Verhandlungen zwischen der Israelitischen Gemeinde, der Stadt und der Post führten dazu, dass die Post auf einen geplanten Winkelvorbau verzichtete, die Bauflucht um zwei Meter zurücksetzte und die Dächer des Neubaus ganz flach hielt. Im Februar 1931 konnte das Postamt feierlich eingeweiht werden. Bei der Feier hierzu sprach auch Rabbiner Dr. Max Beermann und lobte, dass durch den Neubau der Post die Synagoge in ihrer imposanten Erscheinung nicht beeinträchtigt werde. Tatsächlich zeigten in den folgenden Jahren verschiedene Postkarten der Stadt nebeneinander das neue Postamt und die Synagoge.   
      
Im Juli 1928 wurde auf Antrag der städtischen Bauabteilung der Verbindungsweg zwischen der Gymnasiumstrasse und der Allee verbreitert und nun offiziell als "Synagogenweg" bezeichnet, nachdem unter den Heilbronnern dieser Weg schon viele Jahre "Synagogengässle" genannt wurde.  
   
Die Zerstörung der Synagoge beim Novemberpogrom 1938 
  
Am Morgen des 10. November 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt. Bereits kurz nach Mitternacht hatten SA-Leute mit den Vorbereitungen zur Brandstiftung begonnen. Benzinkanister wurden in die Synagoge getragen. Zwischen 3 und 5 Uhr wurde die Feuerwehr von der bevorstehenden Aktion informiert. Gegen 5 Uhr waren in der Stadt zwei heftige Detonationen zu hören. Wenig später stand die Synagoge in Flammen und brannte in wenigen Stunden völlig aus. Die Kuppel fiel glühend in das Innere des Hauses. Die Feuerwehr löschte vor allem im Blick auf den Schutz der Nachbargebäude.  Zahlreiche Anwohner und Neugierige verfolgten das Geschehen. Auch der Oberbürgermeister, der Polizeidirektor und andere Amtspersonen waren an der Brandstätte. Nachdem die ausgebrannte Ruine gelöscht war, blieb sie lange Zeit unberührt. Erst am 16. Februar 1940 begann der Abbruch, der am 16. März 1940 abgeschlossen wurde. Ein Teil der Kultgegenstände wurde vor der Brandstiftung am 10. November 1938 offensichtlich aus dem Gebäude getragen. Über ihren Verbleib ist jedoch nichts mehr bekannt geworden.  
   
Nach 1945 wurde das Grundstück der Synagoge neu überbaut. 1966 wurde ein Gedenkstein beim Platz der Synagoge aufgestellt. Eine aus der Synagoge gerettete Tora-Rolle befindet sich in einer Synagoge in Baltimore/Maryland, USA.
   
   
Der Betsaal der orthodox-jüdischen Gemeinde     
  
Ein Betsaal der seit 1911 in Heilbronn bestehenden orthodox-jüdischen Gemeinde (Israelitische Religionsgemeinschaft Adass Jeschurun) befand sich zunächst in einem alten Haus in der Siebeneichgasse, dann in einem zuvor gewerblich genutzten Hintergebäude des Hauses von Max Rosenstein in der Uhlandstrasse 7. Im Erdgeschoss des Vordergebäudes wurde eine Dienstwohnung für den orthodoxen Rabbiner eingerichtet. Später wohnte er in der Kaiserstrasse. Im Juli 1918 erwarb die Israelitische Religionsgemeinschaft das Hintergebäude Bismarckstrasse 3a. Hier wurde eine neue Rabbiner-Wohnung und ein rituelles Bad eingerichtet (fertiggestellt 1920.   
 
Eine orthodoxe Gemeinde ist im Entstehen (1910)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. September 1910: "In Heilbronn wird für die Errichtung einer orthodoxen Separatgemeinde agitiert. Man plant schon zu den Feiertagen einen eigenen Betsaal und die Anstellung eines besonderen Beamten".           
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. September 1910: "Heilbronn. Hier ist eine orthodoxe Separatgemeinde in Bildung. Der Sohn des Herrn David Reis wurde jüngst nicht mehr in der Synagoge Barmizwoh."        

       
Einweihung des Betsaales der Israelitischen Religionsgesellschaft in der Uhlandstraße 7 (1911)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. September 1911: "Heilbronn, 25. September (1911). Einen erfreulichen Fortschritt hat die hiesige Israelitische Religionsgesellschaft noch im zu Ende gehenden Jahre zu verzeichnen, indem es ihr gelang, am letzten Schabbat vor Rosch Haschana (Neujahr) ihr neue Bethaus (Uhlandstraße 7), eine in jeder Hinsicht würdige und dem heiligen Zweck entsprechende Gebetstätte einzuweihen. Nachdem vor dem Toraschrein die Umzüge mit den Torarollen vorgenommen waren, dankte nach dem Einheben der Torarollen Herr Rabbiner Dr. Ansbacher in seiner Festrede dem Vorstand, durch dessen unermüdliche Tätigkeit und Umsicht die Arbeiten rasch und wohlgelungen vollendet wurden, sowie allen, die durch freiwillige Spenden die innere Ausstattung noch verschönerten. Anlehnend an das Wort der Sidra 'nimm diese Buch der Lehre', ermahnte er die Gemeinde, stets das heilige Torawort als Richtschnur für jedes Tun und Lassen in Gemeinde- und Privatleben zu nehmen. 
Wie Vater Isaak im fremden Philisterlande an drei Stellen nach Wasser grub, weil die Einwohner die von seinem Vater angelegten Quellen getrübt und verstopft hatten, so habe auch die Adas Jeschurun einzelne 'Quellen' anzulegen sich bestrebt, um sich an dem lebenden und erbauenden, der Überlieferung entsprechenden Gebete zu stärken und ihren Wissensdurst aus dem frischen Lebensborn der Tora zu stillen, in einer Zeit, da diese Quellen durch Modernisierungssucht oft getrübt und eingedämmt werden. Auch das neue Bethaus sei die dritte Gebetsstätte (nachdem vorher in der Wohnung des Vorstands, Herrn D. Reis, sodann in einem kleineren Saal Gottesdienst abgehalten worden war), doch sei nicht Bedrückung oder Verleumdung, 'Zank' oder 'Hindernisse' die Veranlassung, eine neue 'Quelle' anzulegen, sondern die Erweiterung und Vergrößerung der gesetzestreuen Schar, die keine 'Neuorthodoxie' vertrete, sondern nur die von fremden Händen getrübten quellen wiederherstellen wolle. Möge sich die 'Heilige Gemeinde' in gleicher Weise zur Ehre der Gottesfürchtigen Württembergs stets vergrößern und ausbauen. Amen!"         

Der Betsaal in der Uhlandstrasse 7 war nach der Beschreibung der Arthur Reis "etwa 80 qm groß. [...] Die Männerabteilung enthielt 50 Sitzplätze, die durch einen durchsichtigen Vorhang getrennte Abteilung für Frauen weitere 20. [...] Mehrere Torarollen mit ihrem Schmuck, der Toraschrank, der Almemortisch zum Vorlesen der Tora, das Vorbeterpult, die samtenen, goldbestickten Mäntelchen, Vorhänge und Decken, die handbemalten bunten Wimpel sowie die Sitzbänke mit ihren Pulten bildeten das Inventar des Gotteshauses". 
   
Ein besonderes Ereignis war der 11. Januar 1933, da in der festlich geschmückten Synagoge die Neueinweihung einer Torarolle gefeiert werden konnte. Sie war von verschiedenen Personen, insbesondere dem damaligen Vorsteher Heinrich Scheuer und Moses Reis gespendet worden. 1933 gehörten der Religionsgesellschaft etwa 60 Mitglieder an (1935 noch etwa 40 bis 45), darunter auch einige ostjüdische Familien, die in Heilbronn keinen eigenen Betsaal hatten. 
  
Einweihung einer Torarolle bei der Israelitischen Religionsgesellschaft (1933)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1933: "Heilbronn am Neckar, 13. Februar (1933). In Verbindung mit Chamischa Asar (gemeint der 15. Schewat = Tu Bischwat, ein Fasttag, das war am 11. Februar 1933) konnte die Israelitische Religionsgesellschaft das seltene Feste der Einweihung einer Torarolle begehen, nachdem sich am Sonntag vorher die Spender zur Vollendung der letzten Buchstaben eingefunden hatten. In der festlich geschmückten Synagoge wurde am Schabbos das neue, mit wundervollem Schmuck ausgestattete Sefer feierlich nach vorausgegangenen Hakovaus (Umzügen) eingeweiht. Es war eine wahre Simchas Tauroh (Freude über die Tora). Nach dem Leienen (Vorlesen des Toraabschnittes) erläuterte Herr Lehrer Flamm den Zusammenhang zwischen Chamischa Asar und der Einweihung einer Torarolle anhand einer Mischnah aus den Perokim in schöner Weise. Nach dem Minchogottesdienst lud der Vorstand, Herr Heinrich Scheuer und Gemahlin die Gemeindemitglieder und deren Jugend ein einer Festfeier ein. Im harmonischen Verlauf derselben dankte Herr Lehrer Flamm nochmals den edlen Spendern, insbesondere Herrn Heinrich Scheuer und Herrn Moses Reis für ihre große Mühe und Liebe, mit der sie dieses Fest ermöglichten. Die Zeit bis Maariw (Abendgebet) wurde durch Semiraus (Lieder) und dem Tag entsprechende Aufwartung ausgefüllt, sodass es eine wahre Freude über die Erfüllung eines göttlichen Gebotes war, die einen Schimmer von Licht mit in den trüben Alltag hinausnehmen ließ. Möge unsere Gemeinde im Sinne des Groß- und Bedeutendmachens der Tora weiter bestehen und wachsen."            

     
Beim Novemberpogrom 1938 wurde der Betsaal der Religionsgesellschaft verwüstet, 1944 kriegszerstört. Das Grundstück ist 1952 neu überbaut worden. Auch die Einrichtung des Hauses Bismarckstrasse 3a wurde in der Pogromnacht zerstört. 
      
Zur Seite über den neuen Betsaal in der Gegenwart  
   
   
 
  
Fotos    
Historische Fotos / Plan 
(Quelle: Karten aus Sammlung Hahn; Foto Innenansicht: Jüdische Gotteshäuser und Friedhöfe in Württemberg 1932 S. 84):  

Heilbronn Plan01.jpg (122389 Byte) Heilbronn Synagoge 908.jpg (62323 Byte)
Ausschnitt aus einem Stadtplan Heilbronn vor 1933 mit der Lage der Synagoge   Historische Ansicht 
     
Heilbronn Synagoge 395.jpg (52530 Byte) Heilbronn Synagoge 702.jpg (21538 Byte) Heilbronn Synagoge 909.jpg (67062 Byte)
Historische Ansichtskarten; die kolorierte Karte links von 1908  
 
  Heilbronn Synagoge 710.jpg (51782 Byte)  
  Karte oben: Aus der Sammlung von
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries
 
     
Heilbronn Synagoge101.jpg (78955 Byte) Synagoge Heilbronn.jpg (43912 Byte) Heilbronn Synagoge 405.jpg (82896 Byte)

 Synagoge Heilbronn Außenansichten  

  
Heilbronn Synagoge 904.jpg (76367 Byte) Heilbronn Synagoge 903.jpg (58453 Byte) Heilbronn Synagoge 907.jpg (67396 Byte)
Luftaufnahme mit der Synagoge - rechts Ausschnittsvergrößerung     
      

Heilbronn Synagoge 191.jpg (53776 Byte)

Heilbronn Karte01.jpg (63000 Byte)

Heilbronn Synagoge 190.jpg (98198 Byte)
Innenansicht: 
Blick zum Toraschrein  
Die Synagoge neben dem Neuen Postamt Heilbronn
(Quelle des Fotos rechts: M. Ritter, Synagoge in Affaltrach S. 121)  
     
Heilbronn Synagoge 1938.jpg (29974 Byte) Heilbronn Briefmarke.jpg (46565 Byte) Heilbronn Synagoge 125.jpg (49464 Byte)
Die brennende Heilbronner Synagoge 
in der Pogromnacht Nov. 1938 
(Quelle: H. Franke s.u. Lit. S. 127) 
Briefmarke des Staates Israel von
 1988 zum Gedenken an die Pogromnacht
 mit der Heilbronner Synagoge 
Die ausgebrannte Synagoge am 
10. November 1938
(Quelle: Stadtarchiv Heilbronn) 

   

Hinweis: Auf der Website von Bernd Pfoh (Mosbach) findet sich 
eine virtuelle Rekonstruktion der
Heilbronner Synagoge
:   http://www.visionfuturo.de/syna_hn01.html 
Heilbronn Synagoge p160.jpg (109838 Byte) Heilbronn Synagoge p161.jpg (49393 Byte) Heilbronn Synagoge p162.jpg (68983 Byte)

  
Fotos nach 1945/Gegenwart: 

Fotos um 1985: 
(Fotos: Hahn)
     
Heilbronn Synagogenweg.jpg (23092 Byte) Heilbronn Synagoge Denkmal01.jpg (65668 Byte) Heilbronn Synagoge Denkmal02.jpg (78314 Byte)
  Das Denkmal für die Synagoge an der Allee/Synagogenweg 
     
Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, 
Aufnahmedatum 4.9.2003) 
Heilbronn Synagoge 153.jpg (48366 Byte) Heilbronn Synagoge 152.jpg (55844 Byte)
   Standort der Synagoge an der
 Allee/Synagogenweg 
Straßenschild 
"Synagogenweg"  
      
   Heilbronn Synagoge 150.jpg (37536 Byte) Heilbronn Synagoge 151.jpg (61903 Byte)
   Blick vom Synagogenweg 
auf den Gedenkstein 
Der Gedenkstein 
für die Synagoge 

      
      
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

April 2012: In Heilbronn wurden "Stolpersteine" verlegt   
Artikel von Helmut Buchholz in der "Heilbronner Stimme" vom 17. April 2012: "Stolperstein-Verlegung in Heilbronn und Neckarsulm..."  
Link zum Artikel      
 
November 2013: Die Wiedererrichtung der Heilbronner Synagoge beantragt    
Artikel von Alfred Dagenbach in meine.stimme.de vom 23. November 2013: "Wiederrichtung der Heilbronner Synagoge beantragt..."  
Link zum Artikel    
 
April 2015: Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Heilbronn - Avital Toren - spricht sich für eine neue Synagoge aus   
Artikel von Heinz Deininger in meine.stimme.de vom 1. Juni 2015: "Vortrag A. Toren: 'Eine neue Synagoge für Heilbronn?'
Frau Avital Toren, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Heilbronn, sprach am 23. April im Johanniterhaus in Affaltrach vor 26 Mitgliedern des Freundeskreises ehemalige Synagoge Affaltrach. Sie führte aus: 'Seit dem 9. November 1938 hat die Heilbronner jüdische Gemeinde keine eigene Synagoge mehr. Derzeit dient eine 5-Zimmer-Wohnung in der Allee der über 100köpfigen Gemeinde als Betraum. Diese Räumlichkeiten sind zu klein für die umfangreichen Aktivitäten, so daß der Wunsch nach größeren Räumen, am liebsten in einer eigenen Synagoge, besteht. Das Haupthindernis für eine eigene Synagoge sind die Kosten, die leicht mehrere Millionen Euro erreichen können. Als Alternative zum Neubau kommt die Verwendung bereits bestehender Gebäude in Frage, was weniger kosten würde. Die jüdische Gemeinde Stuttgart, zu der die Heilbronner jüdische Gemeinde gehört, kann dies aber auch nicht alleine tragen. Daher braucht es auf jeden Fall viele öffentliche und private Förderer für dieses Vorhaben, das angesichts der beengten Raumsituation durchaus dringend ist.' In der angeregten Diskussion kamen viele Nachfragen und Vorschläge für das weitere Vorgehen. Es wurde deutlich, dass es den Mitgliedern des Freundeskreises ein wichtiges Anliegen ist, dieses Projekt der jüdischen Gemeinde mit Rat und Tat zu unterstützen." 
Link zum Artikel 
 
Mai 2015: Siebte Verlegung von "Stolpersteinen" 
Artikel von in stimme.de vom 20. Mai 2015: "17 Stolpersteine für NS-Opfer
Heilbronn
Der Künstler Gunter Demnig verlegte am heutigen Mittwoch in Heilbronn wieder Stolpersteine, die an Heilbronner Opfer der Nazi-Diktatur erinnern.
Neben Bürgermeisterin Agnes Christner und Günter Spengler vom Freundeskreis Synagoge waren Schülerinnen und Schüler des Mönchsee- und Robert-Mayer-Gymnasium sowie der Johann-Jakob-Widmann-Schule mit dabei. Die Jugendlichen sind Paten der neu verlegten weiteren 17 Stolpersteine, die an diesem Tag an acht Orten verlegt werden.
Messingtafeln. Bereits seit über 20 Jahren setzt sich der Künstler Gunter Demnig mit seinem Projekt 'Stolpersteine' deutschland– und europaweit dafür ein, dass die Opfer des Nationalsozialismus nicht vergessen werden. Bereits zum siebten Mal war Demnig jetzt auch in Heilbronn unterwegs. Die Messingtafeln mit Namen und Lebensdaten der Opfer wurden vor deren letzter frei gewählter Wohnung im Straßenbelag eingelassen.
'Das Gedenken an die jüdischen und die Euthanasie-Opfer aus Heilbronn machen wir durch das Verlegen der Stolpersteine sichtbar', sagte Bürgermeisterin Agnes Christner. Dies sei Teil der Erinnerungskultur, die die Stadt auch in Verantwortung für ihre Geschichte pflege. Dieses Mal setzte Demnig Stolpersteine für Klara und Kurt Asch (Allee 57), Adolf, Heinz und Pauline Einstein (Cäcilienstr. 60), Aron Eliaschow (Fleiner Str. 9), Julie Herz (Sichererstr. 30), Hermann Grünebaum und Rebekka Simsohn (Allee 39), Bertha Sternfeld geb. Igersheimer (Gymnasiumstr. 48), Eugenie Luise und Max Rosenthal (Klarastr. 6) sowie Heinz, Herbert, Klara, Martha und Salomon Vollweiler (Mozartstr. 8). Hintergrund: Seit 2009 verlegt Gunter Demnig Stolpersteine in Heilbronn. Inzwischen sind es 97 Steine an 37 Orten im Heilbronner Stadtgebiet. Unter www.stolpersteine-heilbronn.de hat das Stadtarchiv einen interaktiven Stadtplan angelegt, in dem alle Stolpersteine und die Geschichte ihrer Namensgeber hinterlegt sind. Zudem hat das Schul-, Kultur- und Sportamt einen Flyer mit den Standorten der Gedenksteine aufgelegt."  
Link zum Artikel   
 
November 2018: Der in Heilbronn geborene Walter Strauss erinnert sich an die Ereignisse der Pogromnacht in Berlin  
Anmerkung: Walter Strauss ist am 16. Juli 1922 in Heilbronn geboren als Sohn von Dr. Moses Strauss (geb. 1887 in Eschau) und der Elsa geb. Wolf (geb. 1895 in Baden/Schweiz). Dr. Strauss hatte eine Arztpraxis in der Kilianstraße 19. Walter hatte zwei Geschwister: Edith (geb. 16. Dezember 1926 in Heilbronn) und Ernst (geb. 6. April 1928 in Heilbronn). Walter verzog 1937 von Heilbronn nach Berlin. Seine Eltern und Geschwister konnten im Dezember 1937 nach Liechtenstein emigrieren, Walter Strauss konnte ihnen Anfang 1939 folgen. 
Artikel (mit Videos) von Marc Tribelhorn und Simon Hehli in der "Neuen Zürcher Zeitung" vom 9. November 2018: "Walter Strauss erlebte die Reichspogromnacht – und sagt heute: «Ich glaube nicht, dass die Menschen aus der Geschichte lernen. Der Weg von der Zivilisation zur Barbarei ist kurz.'
Im November 1938 brennen in Deutschland die Synagogen. Walter Strauss wird zum Zeugen des Nazi-Terrors. Erst über Umwege gelingt ihm die Flucht in die schweizerische Heimat seiner Mutter..." 
Link zum Artikel  
 
Oktober 2017: Weitere "Stolpersteine" sollen in Heilbronn verlegt werden 
Anmerkung: bis Oktober 2017 wurden in Heilbronn insgesamt 151 "Stolpersteine" verlegt.    
Artikel von Carsten Friese in der "Heilbronner Stimme" vom 23. Oktober 2017: "Neue Stolperstein-Paten werden gesucht
Heilbronn Organisatoren der Erinnerungsobjekte für Opfer der Nazi-Diktatur planen 15 weitere Verlegungen in Heilbronn. Bei Interesse können sie sich beim pensionierten Pfarrer Spengler melden.

151 Messingsteine erinnern in der Stadt bereits an Opfer der Nazi-Diktatur. Das Stolperstein-Projekt, das der Runde Tisch mit dem Stadtarchiv und dem Kölner Künstler Günter Demnig aufbaute, hat vom Schüler bis zum Rentner schon viele Menschen bewegt. 40 Stolperstein-Paten kümmern sich mit wenig Aufwand im Jahr um die im Gehweg verlegten glänzenden Namensschilder. Nun suchen die Organisatoren weitere Helfer, um das Projekt fortsetzen zu können. "Wir suchen Menschen, die bereit sind, ab und an nach einem Stolpersteinplatz nach möglichen Schäden zu sehen", sagt Koordinator Günter Spengler, ehemaliger Pfarrer der Nikolaigemeinde.
Paten sollen keine großen Aufwand haben. Einmal im Jahr sollte ein Stein mit einem normalen Silberputzmittel und einem weichen Tuch geputzt werden, da Messing nachdunkele und die Schrift sonst schlecht lesbar sei. "Das ist kein großer Aufwand, und wenn man nicht gerade Scheuersand benutzt, kann man nichts falsch machen", versichert Spengler. Für viele Steine haben Paten, die Bereitschaft der Heilbronner sei bisher überwältigend gewesen. Jetzt plane man für 2018 rund 15 neue Stolpersteine in der Stadt und suche für die neueren Objekt neue Paten.
Opfer-Liste umfasst etwa 450 Namen. Die Stadt Heilbronn unterstützt das Projekt mit einem Faltblatt, das in der Tourist-Information erhältlich ist. Zudem kann sich jeder im Internet unter www.stolpersteine-heilbronn.de ausführlich informieren. Etwa 450 Namen umfasst die Liste der Opfer des Nazi-Terrors in Heilbronn - viele Juden sind darunter, Behinderte, Kranke, politische Gegner, Sinti und Roma. Das Material und das Verlegen der Steine wird über Spenden finanziert. Jeder Stein öffnet den Zugang zu einer besonderen Lebensgeschichte. Wer Interesse an einer Patenschaft hat, kann sich bei Günter Spengler melden: über E-Mail crg.spengler@gmx.de  oder Telefon 0151 58 32 81 81." 
Link zum Artikel     
 
November 2017: Gedenken an den Novemberpogrom 1938  
Artikel in der "Heilbronner Stimme" vom 9. November 2017: "Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Reichspogromnacht
Heilbronn Am heutigen Donnerstag lädt die Stadt Heilbronn anlässlich des 79. Jahrestags der Reichspogromnacht zur Gedenkfeier 'Wider das Vergessen' am Synagogengedenkstein an der Allee ein.

Die Gedenkveranstaltung beginnt um 19.15 Uhr am Synagogengedenkstein an der Allee. Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Harry Mergel wird Silke Ortwein, DGB-Vorsitzende im Stadt- und Landkreis Heilbronn, eine Ansprache halten. Für den musikalischen Rahmen sorgt der Posaunenchor Horkheim unter der Leitung von Helmut Reustle.
Bestandteil der Erinnerungskultur. 'Es war mir ein persönliches Anliegen, dass die bisher vom Friedensbüro Heilbronn organisierte Gedenkveranstaltung jetzt auch offiziell ein fester Bestandteil der Heilbronner Erinnerungskultur ist', betont Oberbürgermeister Harry Mergel. Damit sei nicht nur die Organisation der Veranstaltung für die Zukunft gesichert, sondern auch die historische Relevanz der Veranstaltung hervorgehoben. 'Das Erinnern an die Reichspogromnacht in Heilbronn reiht sich damit ein in die seit langem etablierten Veranstaltungen zum Volkstrauertag und zum Gedenken an den Bombenangriff vom 4. Dezember 1944', so Mergel.
Video: Spaziergang um die Heilbronner Synagoge. Wie klein muss sich gefühlt haben, wer vor der 30 Meter hohen Synagoge mit ihren mächtigen Kuppeln stand. Am frühen Morgen des 10. November 1938 wurde das imposante Gebäude an der Heilbronner Allee ein Raub der Flammen. Nationalsozialisten hatten das Feuer gelegt, Schaulustige und Anwohner verfolgten das Geschehen. Noch bis März 1940 mahnten unübersehbar die verkohlten Reste an die böse Tat. Der Mosbacher 3D-Grafiker Bernd Pfoh hat das seinerzeit weithin berühmte, orientalisch anmutende jüdische Gotteshaus nach den Plänen des Architekten Adolf Wolff rekonstruiert. Im Stimme.tv-Video unternehmen wir einen virtuellen Spaziergang rund um die Synagoge von 1877." (Link zum Video siehe unten)  
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Juli 2018: Weitere "Stolpersteine" werden verlegt 
Artikel von Brigitte Fritz Kador in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 16. Juli 2018: "Stolpersteine in Heilbronn - Aus Luise Heilbronner wurde Luise Bronner
Vergangen, aber nicht vergessen - Neue Denkmäler erinnern an sie und weitere Juden.
Heilbronn.
Der Künstler Gunter Demnig ist 'Stammgast in Heilbronn', mindestens einmal im Jahr kommt er, um auch hier seine Stolpersteine zu verlegen. Mehr als 69.000 Mal hat er die Pflastersteine mit Messingkappe verlegt, auf denen Name, Geburts- und Todesdatum jüdischer Mitbürger stehen und die er vor den Häusern ins Pflaster versenkt werden, in denen sie einst gewohnt haben. Demnig kann noch oft nach Heilbronn kommen: 161 Stolpersteine hat er hier schon verlegt, sagt Peter Wanner vom Stadtarchiv, der, zusammen mit Günther Spengler vom 'Runder Tisch Stolpersteine Heilbronn', das 2009 gestartete Projekt betreut, denn vermutlich sind im Holocaust 400 Mitglieder der jüdischen Gemeinde umgekommen. Unter denen, die immer mit dabei sind, ist Avital Toren, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Heilbronn. Sie frage sich oft "was wäre eigentlich aus Heilbronn geworden, wenn es den Holocaust nicht gegeben hätte?' Ja, wie hätten alle die Bankdirektoren, die Wein- und Einzelhändler, die Schneiderinnen und die höheren Töchter das Stadtleben heute geprägt? Eine Vorstellung dazu kann man kaum entwickeln, aber möglich ist, jedes einzelne Schicksal zu verfolgen und jeden einzelnen Menschen nicht zu vergessen. In Heilbronn tun das schon von Anfang an auch Schüler. Sie gehen mit der Hilfe des Stadtarchivs den einzelnen Lebensläufen nach bis zum Ende, für das meist Namen wie Treblinka oder Auschwitz stehen. Nur wenigen Heilbronner Juden es gelungen zu überleben - auch ihrer wird gedacht. Eine davon ist Luise Bronner. Ihre Familie lebte zuletzt in der Schillerstraße. Vor dem Mehrfamilienhaus sind zu den drei Stolpersteinen zwei weitere hinzugekommen. Bevor Demnig diese in die vom Tiefbauamt ausgeführten Vertiefungen einlässt, poliert er die anderen erst blank. Von den zwei neuen Steine erinnert einer an Luise Bronner. Eigentlich hieß die Familie 'Heilbronner', sie änderte ihren Namen in der Emigration. Schüler der Luise-Bronner-Realschule sind mit ihren Lehrern gekommen. Ein Bruder von Luise war schon 1933 emigriert. Die Familie, zuvor schon reiche Seifenfabrikanten, konnte ihren Erfolg in den USA fortsetzen. Heute haben die Produkte von 'Dr. Bronner‘s Magic Soap' Kultstatus in den USA. Luise, die noch 1932 ihr Abitur an der Vorläuferschule des heutigen Robert-Mayer-Gymnasiums abgelegt hatte, wanderte 1938 in die USA aus, besuchte Heilbronn 1958 noch einmal und gab ihr Vermögen in eine Stiftung, die bis heute den Schüleraustausch zwischen Heilbronn und Baltimore finanziert. Ihre Eltern hatten auch bereits alle Ausreisedokumente beisammen. Doch einen Tag vor ihrer Abreise griff Japan als deutscher Verbündeter die USA an, das besiegelte auch das Schicksal der Bronners. Sie überlebten die weitere Verfolgung nicht, wurden deportiert und ermordet. Den Schülern, die diesen Schicksalen nachgehen, gehen sie auch nahe. Kulturbürgermeisterin Agnes Christner betont die Wichtigkeit solcher 'Geschichtsstunden'. Die Beschäftigung mit Einzelschicksalen bringt das Verbrecherische dieser Zeit auf eine nachvollziehbare Ebene und hinterlässt Spuren. Leon Fisel vom Robert-Mayer-Gymnasium hat seine Semesterarbeit im elften Schuljahr dem Thema Stolpersteine und 'Wie sieht richtiges Gedenken aus?' gewidmet. Er sagt, er werde nie wieder vergessen können, was er hierbei erfahren hat. Seine Mitschülerin kämpft mit den Tränen, als sie das Gedicht 'Ich will leben' von Selma Meerbaum vorliest, einer Cousine des Dichters Paul Celan, die, kaum älter als sie selbst, in einem Lager starb. Unterstützt wird die Aktion von der Volksbank. Sie geht auf die Bankengründung der bedeutenden Heilbronner jüdischen Familie Gumbel zurück. Der Abraham-Gumbel-Saal an ihrem Standort an der Allee erinnert daran, was diese Familie von Bankiers und Anwälten einst für die Stadt bedeutete. Auch diesmal war ein Stolperstein in der Uhlandstraße einem Familienmitglied gewidmet. Emma Gumbel wurde nach Theresienstadt deportiert, wo sie 1943 starb." 
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November 2018: Ausstellung zu "80 Jahre Pogromnacht" 
Artikel von Bärbel Kistner in der "Heilbronner Stimme" vom 29. Oktober 2018: "Mahnende Erinnerung an eine dunkle Epoche
Heilbronn
Eine Ausstellung zu 80 Jahre Reichspogromnacht zeigt in der Kilianskirche detailreich die Geschichte von jüdischen Heilbronnern.
Ein paar Texte und Bilder zur Reichspogromnacht in Heilbronn vor 80 Jahren zu zeigen, das war zunächst die Idee. Herausgekommen ist nun eine detailreiche Schau zur Geschichte der jüdischen Heilbronner von den Anfängen bis in die Gegenwart. Initiatorin Alexandra Winter, Pfarrerin der Citykirche und zuständig für die Evangelische Erwachsenenbildung, hat für sich festgestellt: Nur die Ereignisse der Reichspogromnacht 1938 zu erklären reicht nicht. Die Einzelschicksale von jüdischen Heilbronnern und die lokalen Ereignisse müssen im Zusammengang mit dem schon vorher vorhandenen Antisemitismus und der Politik des NS-Regimes gezeigt werden. In Martin Schmidt und Sarah Peters hat die Pfarrerin Mitstreiter gefunden, 'um das heikle, dunkle und belastete Thema anzugehen'. Sie hat unzählige Texte im Archiv gelesen und Kontakte zu ehemaligen Heilbronnern in Israel geknüpft.
'Mahnend an eine Epoche erinnern'. Mit der Ausstellung wolle man 'mahnend an die Epoche erinnern, nicht zuletzt, um an diesem Datum gegen den immer stärker werdenden Antisemitismus in Deutschland ein Zeichen zu setzen', erklärt Winter zur Eröffnung im Rahmen eines Themengottesdienstes. Die Schau sollte nicht irgendwo versteckt, sondern mitten in der Innenstadt, in der Kilianskirche gezeigt werden. 'Das hat für die Kirche auch einen symbolischen Wert, und ich bin froh, dass der Kirchengemeinderat zugestimmt hat.'
Mahnende Erinnerung an eine dunkle Epoche. Winter möchte mit der Schau deutlich machen, dass dem Brand der Heilbronner Synagoge am 10. November 'die menschlichen Schweinereien' folgten. Mit dem Einschlagen von Scheiben und Schaufenstern habe es begonnen, danach seien Menschen eingeschüchtert und misshandelt worden: 'Das wird gerne vergessen, wenn man den Begriff der Reichskristallnacht verwendet.'
Das Unrechtsbewusstsein war vorhanden. Texte auf den Tafeln berichten zum Beispiel vom Überfall auf das israelitische Landesasyl in Sontheim. Bewegend waren für die Pfarrerin Erinnerungen Älterer, die, obwohl sie noch Kinder waren, gewusst hätten: ein Gotteshaus anzuzünden, verletzt ein Tabu. 'In den Köpfen und Herzen war das Unrechtsbewusstsein da.' Fassungslos ist Winter über den alltäglichen Antisemitismus, wie Entrechtung und Ausgrenzung hingenommen wurden und wie wiederholte Floskeln und Schuldzuweisungen Wirkung zeigten. 'Das macht mir auch heute wieder Angst.' Auf dem Schulhof ihres Sohnes höre man wieder 'Du Jude' als Schimpfwort. Gerade jüngere Menschen, so die Hoffnung Winters, soll die Ausstellung erreichen, damit sie die Geschichte der Juden in Heilbronn kennenlernen. 'Wir wollen nicht anklagen, aber dennoch Namen nennen dürfen.' Die Besucher erfahren, dass jüdische Heilbronner einst gleichberechtigt hier lebten und arbeiteten. Aber auch Episoden wie diese: 1932 verließen die NSDAP-Mitglieder im Gemeinderat, Alfred Faber, Heinrich Gültig und Hugo Kölle, bei der Vereidigung des jüdischen Stadtrats Siegfried Gumbel den Saal.
Daten zur Ausstellung. Geöffnet Montag bis Samstag, 10 bis 17 Uhr, Sonntag 12 bis 17 Uhr. Finissage Freitag, 30. November, 18.30 Uhr. Führungen unter Telefon 07131 179850.
Die Akteure. Pfarrerin Alexandra Winter hat die Ausstellung der Evangelischen Erwachsenenbildung initiiert und gemeinsam mit dem früheren Gymnasiallehrer Martin Schmidt und mit Sarah Peters umgesetzt: unter anderem mit Unterstützung des Stadtarchivs und der jüdischen Gemeinde Heilbronn und in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart, den Freundeskreisen Synagoge Heilbronn und ehemalige Synagoge Affaltrach, dem evangelischen Schuldekanat Heilbronn und der Kiliansgemeinde."   
 
Juni 2019: Weitere "Stolpersteine" wurden verlegt 
Anmerkung: bis Juni 2019 wurden in Heilbronn nunmehr insgesamt 178 "Stolpersteine" verlegt. 
Artikel von Kilian Krauth in der "Heilbronner Stimme" vom 1. Juli 2019: "17 weitere Stolpersteine in Heilbronn verlegt
Heilbronn Künstler, Schüler und Privatpersonen haben in Heilbronn 17 weitere Stolpersteine für Opfer des NS-Terrors verlegt. Bürgermeisterin Agnes Christner warnte vor Neonazis und rechter Gewalt.
Mit einem Appell gegen rechtsradikale Gedanken und Gewalttaten leitete Bürgermeisterin Agnes Christner am Montag die Verlegung 17 neuer Stolpersteine ein. Die aus Messing und Beton gefertigten Quader erinnern an Verfolgung, Vertreibung und Flucht überwiegend jüdischer Menschen in der Nazi-Zeit. 'Das Thema ist leider wieder aktuell', sagte Christner. Umso wichtiger sei es, über eine entsprechende Erinnerungskultur die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren: zum Beispiel über Stolpersteine des Künstlers Günter Demnig, der seit 1992 in 23 Ländern fast 70 000 solcher Pflastersteine mit der Grundfläche neun auf neun Zentimeter verlegt hat.
Anfeindungen gegen den Ideengeber. Mit Eimern, Spachtel und Hammern im Gepäck lobte Demnig die Zusammenarbeit mit der Stadt. So habe das Betriebsamt passende Löcher ins Pflaster gefräst. 'In anderen Großstädten kümmert sich da kaum jemand drum.' Er habe sogar zunehmend mit Anfeindungen zu leben - bis hin zu Morddrohungen. '600 Steine wurden bereits geklaut.' Dennoch will sich der 71-Jährige nicht entmutigen lassen, 'irgendwann komme ich halt mit Krücken oder Rollator.'
Nunmehr 178 Stolpersteine in Heilbronn. In Heilbronn wurden in zehn Jahren 161 Steine verlegt, 17 kamen jetzt hinzu. Mitinitiator Pfarrer Günter Spengler bedankte sich bei Schülern, Privatpersonen, Stadtarchiv und Stadtbibliothek, die die 'Einzelschicksale für die Erinnerungszeichen' recherchiert oder hierfür zugearbeitet hätten. Vor allem Stadthistoriker Peter Wanner habe viele Türen geöffnet. Ähnlich äußerten sich Lehrer und Schüler wie Geschichtslehrerin Viola Widmaier und Lara Gürol, Emily Burroughs, Larissa Liebhardt und Emma Käß von der Luise-Bronner-Realschule, die von den bewegenden Lebensgeschichten berichteten. An dem Projekt beteiligt waren zudem Mönchsee-, Robert-Mayer und Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium.
Angehörigen sind gerührt und beeindruckt. Beeindruckt vom großen Engagement zeigten sich Nachfahren von Opfern, die die Aktion in der Cäcilienstraße oder etwa an der Frankfurter Straße begleiteten und danach mit Avital Toren von der jüdischen Gemeinde im Rathaus empfangen wurden. Angehörige der Familien Hochherr und Hanauer beispielsweise leben heute in den Niederlanden, Südafrika, Kanada, England, USA, Italien, aber auch im Heimatland ihrer verfolgten Vorfahren.
Betty Weiss, geb. Israel, betrieb mit Ehemann Hermann einen Kleider- und Schuhladen an der Kirchbrunnenstraße, den sie nach der sogenannten Machtergreifung durch die Nazis im Jahre 1933 zum Trödelladen machen musste. Sie wurde in Riga ermordet, ihr Mann starb bereits 1938 in Heilbronn.
Dora und Gustav Karlsruher besaßen eine Lumpensortieranstalt. Er war im Ersten Weltkrieg deutscher Soldat. 1935 flüchteten sie in Doras Heimatstadt Metz, wurden aber 1944 nach Birkenau deportiert, wo sie ermordet wurden. Sohn Ernst wanderte 1928 in die USA aus.
Helene Würzburger: Ihrer Familie gehörte die Adler-Brauerei in der Deutschhofstraße und in der Klarastraße der Adlerkeller, der zeitweise als jüdische Schule diente, Helene wohnte hier als Witwe. Sie starb in Theresienstadt. Sohn Alfred emigrierte über Israel in die USA.
Martha Rothschild kam aus der Pfalz nach Heilbronn und arbeitete als Dienstmädchen. 1939 flüchtete sie nach Holland zu ihrer Schwester. Martha wurde in Auschwitz ermordet. Einer dritten Schwester, Erna, gelang die Flucht nach England.
Gertrud und Alfred Oppenheimer: Die wohlhabende Familie führte die gleichnamige Darm- und Gewürzhandlung, die nach der 'Arisierung' als Ried & Co. firmierte. Er emigrierte 1936 nach Palästina, wo er als Landwirt in einer jüdisch-deutschen Siedlung arbeitete. Die Familie klagte wegen der Enteignung ihres Grundstücks 1938 nach dem Zweiten Weltkrieg gegen die Stadt Heilbronn und bekam eine Entschädigung von 700 D-Mark.
Berta, Isaak, Manfred Hanauer und Gertrud Farrer: Die Familie kam aus Gemmingen und eröffnete an der Cäcilienstraße ein Geschäft für Polster- und Sattlerartikel mit Schreinerbedarf. Manfred und Gertrud flüchteten 1934 nach Palästina. 1941 waren Isaak und Berta bei den ersten Heilbronner Juden, die deportiert wurden.
Cilly Levi, Aron und Theresia Lindner sowie Sofie Schwab: Die teils aus Affaltrach zugezogene Familie betrieb eine Manufaktur an der Allee und später an der Rollwagstraße. Ihr Haus wurde zum 'Judenhaus'. Manchen Familienmitgliedern gelang die Flucht, andere wurden deportiert und ermordet.
Bernhard und Grete Hochherr: Die Familie betrieb verschiedene Zigarrenfabriken im Kraichgau und in Heilbronn mit hunderten Angestellten. Ihr Besitz wurde 1938 'arisiert'. Bernhard starb nach Aufenthalten in Altersheimen 1942 in Theresienstadt, angeblich an Altersschwäche. Tochter Grete arbeitet beim Heilbronner Bankverein und der Madaform Seifenfabrik. Sie konnte 1938 nach Südafrika auswandern, wo sie Bruno Kaufmann heiratete, der zuvor für eine Schuhfabrik in Heilbronn arbeitete.   Lebenswege und Stationen: www.stolpersteine-heilbronn.de
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November 2019: Erinnerung an die Pogromnacht 1938 
Artikel von Carsten Friese in der "Heilbronner Stimme" vom 10. November 2019: "Gedenken an NS-Brandanschlag auf Heilbronner Synagoge.
Heilbronn
Gut 200 Teilnehmer erinnern an den NS-Brandanschlag auf die Synagoge an der Allee vor 81 Jahren. OB Harry Mergel bekundet tiefe Scham und fordert zum Einsatz gegen Hass und Gewalt auf. Die Sprecherin der Jüdischen Gemeinde dankt in bewegenden Worten für aktuelle Zeichen der Hoffnung.
Mit einer emotional-bewegenden Gedenkfeier haben gut 200 Menschen am Samstagabend am Synagogenstein an der Allee an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 erinnert. In der Nacht, in der im Dritten Reich 267 Synagogen brannten, wurde auch das jüdische Gotteshaus an der Allee ein Opfer der Flammen. Dieser Tag stecke 'wie ein Stachel im Fleisch', sagte Oberbürgermeister Harry Mergel auf der Veranstaltung unter dem Motto ' Wider das Vergessen'. Auch acht Jahrzehnte später 'erfüllt uns diese Gewalt noch mit tiefer Scham'. Man wolle die Erinnerung wachhalten und mahnen, die Werte von Toleranz, Weltoffenheit und Demokratie zu verteidigen. Man wolle dafür einstehen, dass Hass und Gewalt ' in unserer Stadt keinen Platz haben'.
Fester Teil der Heilbronner Erinnerungskultur. Dieses Gedenken soll nach Mergels Worten ein fester Teil der Heilbronner Erinnerungskultur bleiben. Man wolle deutlich machen, 'dass wir in Heilbronn nicht nur Opfer, sondern auch Täter waren'. In der vom Posaunenchor Horkheim und Bläsern aus dem Kirchenbezirk umrahmten Gedenkstunde stufte St.-Augustinus-Pfarrer Markus Pfeiffer das historische Datum als ' furchtbar unmenschliche Nacht' ein. Wie Christen damals einerseits Gottesdienste feiern konnten und dann eine ' furchtbare Judenhetze' betrieben, die in den Holocaust mündete, mache ihn sprachlos. Wenn so etwas passiere, dann ' müssen wir aufschreien, anprangern und unsere Stimme dagegen erheben'. Auch heute, sagte Pfeiffer, hätten viele Menschen ' aus der Geschichte offenbar nichts gelernt'.
Positive, mitfühlende Briefe nach der Tat von Halle haben jüdischer Gemeinde gut getan. Der bewegendste Moment der Gedenkfeier: Avital Toren, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Heilbronn, blickte auf den Abend zurück, als sie vom Gewaltanschlag auf die jüdische Synagoge in Halle erfuhr. ' Es war für uns sehr schlimm. Viele hatten Angst.' Doch dann habe sie viele positive Briefe und Anrufe erhalten von Heilbronnern, die verdeutlichten, 'dass sie hinter uns stehen'. Das habe es wieder etwas leichter gemacht ' und uns allen sehr gut getan', sprach sie ihren Dank aus. Und dass an diesem Abend gut 200 Heilbronner zu dem Gedenken erschienen sind, wertete Toren ebenfalls als 'gutes Zeichen'.
Stolpersteine erinnern an jüdische Heilbronner, die von den Nazis deportiert und ermordet wurden. DGB-Regionssekretärin Silke Ortwein und OB Harry Mergel entrollten Schleifen an zwei Gedenkkränzen an der Allee. Zuvor hatte der frühere Pfarrer Günter Spengler rund 35 Teilnehmer zu acht Stolpersteinen in der Innenstadt geführt. Sie erinnern an jüdische Heilbronner, die im Dritten Reich deportiert und ermordet worden waren. In der Gymnasiumstraße verwies Spengler unter anderem auf Max Strauss, der in Höhe der heutigen Kreissparkasse den Brauereigasthof Adlerkeller führte. Nach der Reichspogromnacht sei das jüdische Gemeindeleben in kurzer Zeit zerstört worden, mahnte er." 
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Dezember 2019: Übergabe eines Gemäldes von Luise Bronner in der Luise-Bronner-Realschule
Foto links: Der Stifter Veit Feger und die Malerin Marlis Glaser neben dem von ihr gemalten Bild der aus Heilbronn stammenden, in den USA überlebenden Chemikerin und Germanistin Luise Bronner.
Foto: Hildegard Glaser.
 
Mitteilung vom Dezember 2019: "Die Luise-Bronner-Realschule Heilbronn erhält ein Portrait ihrer Namensgeberin
HEILBRONN
(vf). Die Luise-Bronner-Realschule der Stadt ist per Gemeinderatsbeschluss vom Jahr 2018 nach einer ungewöhnlichen Tochter der Stadt benannt, nach Luise Bronner, geboren als Luise Heilbronner in Heilbronn (geb. 1912, gest. 1999, siehe Informationen in der Website der Schule: https://lbrhn.de/index.php/unsere-namensgeberin-luise-bronner/; Luise Heilbronner benannte sich in den USA um in 'Bronner').
Die in Attenweiler bei Biberach lebende Künstlerin Marlis Glaser hat jetzt ein Bild dieser Frau gemalt. Es wurde von dem früheren Ehinger Zeitungsverleger und Redaktionsleiter Veit Feger der Luise-Bronner-Schule in Heilbronn gestiftet, mit der Maßgabe, das Bild an einem schönen, gut sichtbaren Platz im Schulgebäude zu präsentieren. Am 4. Dezember 2019 wurde das Bild im feierlichen Rahmen eines Schulfestes übergeben. Die Schulleitung hatte diesen Termin mit Absicht gewählt; siebzig Jahre zuvor war die Stadt zu großen Teil zerbombt worden, sechstausend Menschen starben. - Obwohl Luise Bronner vor den Nationalsozialisten fliehen musste, obwohl ihre Eltern im NS-Reich ermordet wurden, nahm Luise Bronner ab Ende der Fünfziger Jahre wieder Kontakt zu ihrer Heimatstadt auf und stiftete später sogar ihrer Heimatstadt Geld für schulische Zwecke. Die Schulfeier am 4. Dezember wurde mitgestaltet von dem Kantor der liberalen jüdischen Gemeinde München, Nikola David. Zu den Ehrengästen gehörte die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Heilbronn, die 78jährige Avital Toren. Die US-Firma 'Bronner’s' wurde in den Vierzigern von einem Angehörigen der aus Deutschland geflüchteten Seifensieder-Dynastie Heilbronner/ Bronner in den USA wiedergegründet; diese Firma beschenkte alle Besucher der Feier mit einem Stück edler Seife.
Im Sommer des Jahres 2019 übergab Veit Feger ein von ihm gestiftetes, ein von Marlis Glaser gemaltes Portrait des einstigen Riedlinger Bürgermeisters Ludwig Walz der Stadt Riedlingen. Bürgermeister und Gemeinderat stimmten der Aufhängung im Sitzungssaal des Rathauses zu. Ludwig Walz wurde 1974 für seine Hilfe für verfolgte jüdische Menschen - vor allem in der nahen Gemeinde Buttenhausen – von der israelischen Gedenkstätte 'Yad Vashem' zum 'Gerechten unter den Völkern' erklärt. Ebenfalls zu einer 'Gerechten unter den Völkern' ernannt wurde die Helferin vieler verfolgter jüdischer Menschen im Dritten Reich, Gertrud Luckner, Ehrenbürgerin von Freiburg. Auch von ihr malte Marlis Glaser, Attenweiler, im Auftrag von V. Feger, Ehingen, ein Portrait. Dieses Portrait wurde im November der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule Freiburg zur schönen Aufhängung im Schulbereich übergeben. Hier einige der Gedanken, die M. Glaser bei der Übergabe des Portraits von Luise Bronner in Heilbronn vortrug.
Marlis Glaser über das von ihr gemalte Portrait von Luise Bronner: Dieses Bild gehört in eine Reihe von Arbeiten mit dem Titel: 'Abraham aber pflanzte einen Tamariskenbaum – Bilder über deutschsprachige Emigranten und Überlebende und deren Kinder in Israel'. Die Bilder sind der Erinnerung und der Hoffnung gewidmet. Diese Bilder-Serie umfasst inzwischen über zweihundert Werke und drei Buch- oder Katalog-Dokumentationen. - Die Bilder haben mit dem Leben der Dargestellten, ihrer Geschichte, ihrer Persönlichkeit zu tun. Ich begann mit dieser Bilderreihe im Jahr 2005. Die Welt der deutschsprachigen Überlebenden und Emigranten und deren Kinder in Israel (teils auch in den USA) wurde durch vier symbolische Motive angedeutet: durch das menschliche Antlitz, durch den Namen des Portraitierten, durch einen Gegenstand, bevorzugt durch einen Baum. Soweit es mir möglich war, malte und zeichnete ich die Männer und Frauen mit Blick zum Betrachter denn das Angeschaut-, das Beachtetwerden und das Anschauen des Anderen können uns in den Bann ziehen. - Der 1905 in Kaunas geborene überlebende jüdische Philosoph Emanuel Levinas schrieb: 'Das Antlitz des anderen Menschen ist ein 'Um-Erbarmen-Bitten'. Das Gebot 'du sollst nicht morden' ist Gottes Wort, und das menschliche Antlitz sagt mir dieses Wort Gottes.' Das Bild zu Luise Bronner wurde gemalt nach einem Foto, welches vor Jahrzehnten von ihr bei einem Vortrag in Heilbronn aufgenommen wurde. Das von mir gewählte Rot in diesem Portrait symbolisiert Bronners Energie und Vitalität bis ins hohe Alter. Ihr Gesicht ist umgeben von den drei Grundfarben, dem Rot, dem Gelb und dem Blau, alle drei Töne in verschiedenen Nuancen; zwei Drittel von Kopf, Hals und Schultern sind in warmen Gelbtönen gehalten. Deutlicher als auf dem sehr kleinen Foto, das mir vorlag, malte ich die Augen unterschiedlich. – In der Mundpartie ist der vage Ansatz eines Lächelns erkennbar, aber nicht in ihren Augen.
Zur Farbe Rot, die Energie und Vitalität empfinden lässt: Luise Bronner wollte handeln. Diese Empfindung über ihren Charakter ließ mich ein Gespräch erinnern, das ich 2004 in Israel mit der damals fast neunzigjährigen Überlebenden Stella aus Wien führte, für eines meiner ersten Portraits dieser Bilderreihe; ich fragte sie damls: 'Stella, was macht denn das Jüdische aus?' Ihre Antwort, lächelnd: 'es tun!' Im fünften Buch Mose klingt das so: 'Wer macht, ist gesegnet – wer nicht macht, nicht.' - 'es tun' steht auch für 'Tikkun Olam', die Welt wieder ganz machen, zu einem besseren Ort machen, das Auseinandergerissene wieder zusammenbringen, es heilen, 'Tikkun Olam' steht für: Reden und Tun in Übereinstimmung bringen. - Nach allem, was ich über Luise Bronner gelesen habe, gehörte sie zu den Menschen, die die Aufforderung 'es tun' ernst nehmen und als Maßstab für ihr Handeln ansehen.
Zur Komposition: Luise Bronners Kopf ist als eine Art Öffnung in die Bildebene gesetzt, umgeben an zwei Seiten von Symbolen und Texten mit Daten ihrer Geschichte und der ihrer Vorfahren. Da sind die Namen der Eltern, das Datum ihrer Deportation und ihres Todes, das Fabrikgebäude des Unternehmens, Zeichen von L. Bronners erster Berufsausbildung, zur Chemie-Laborantin, der Beginn ihres Exils in den USA, ihre Promotion in Germanistik, ein Bildzitat aus dem Umschlag ihres Gedichtbandes, dann oben auf dem Portrait der Titel ihres für mich wichtigsten Gedichts 'May I never forget…' In diesem Gedicht beschreibt Luise Bronner ihre Empfindungen über den Tod der Eltern. - Ganz oben noch die Titel-Zeile eines ihrer Gedichte: 'Auf Bertolt Brecht'. Dieser Schriftsteller war für mich während meines Studiums sehr bedeutsam."   

   
    

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Heilbronn  
bulletWebsite www.stolpersteine-heilbronn.de  
bulletWebsite des Stadtarchivs Heilbronn   
bulletÜberblick des Stadtarchivs Heilbronn zur Chronologie der Stadt: hier anklicken   
bulletMehrere Informationsseiten zur Jüdischen Geschichte in Heilbronn 
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Heilbronn (interner Link)    
bulletZum Synagogenarchitekten Adolf Wolff (interner Link)  

Video
Video zur Zerstörung der Heilbronner Synagoge und virtuelle Rekonstruktion aus  https://youtu.be/OdoU0MrBh1Y  
   
   
Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Heilbronn 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Heilbronn sind vorhanden:    
J 386 Bü. 253 Heilbronn Geburten 1863 - 1927  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445308 (online kein Inhalt)   
J 386 Bü. 254 Heilbronn Sterbefälle 1863 - 1922  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445309   
J 386 Bü. 255 Heilbronn Sterbefälle 1868 - 1875  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445310    
J 386 Bü. 256 Heilbronn Eheschließungen 1863 - 1935 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445311   
J 386 Bü. 257 Heilbronn Familienbuch 1812 - 1938  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445312   
J 386 Bü. 258 Heilbronn Familienbuch ca. 1827 - 1870 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445313   
J 386 Bü. 259 Heilbronn Sterbefälle (Erwachsene) 1868 - 1889 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445314   
J 386 Bü. 260 Heilbronn Sterbefälle (Kinder) 1868 - 1887  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445315    
 
Hinweis auf die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg   
Im Bestand  https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368  auf der linken Seite bei "Heilbronn" über das "+" zu den einzelnen Grabsteinen; es sind 491 Grabsteine dokumentiert (mit Fotos).     
Im Bestand EL 228 b I Bü. 147 finden sich zum Friedhof Im Breitenloch Heilbronn Belegungsplan, Belegungslisten, Dokumentation Grabsteine  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1898651        

Literatur:   

bulletHeilbronn Buch01.jpg (28816 Byte)Oskar Mayer: Die Geschichte der Juden in Heilbronn. Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Synagoge in Heilbronn. 1927.
bulletPaul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. 1966. S. 95-100.
bulletHans Franke: Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn. 1963. Als Online-Publikation des Stadtarchivs Heilbronn Nr. 3 zugänglich (pdf-Datei)    
bulletGermania Judaica II,1 S. 346-350; III,1 S. 531-540.
bulletWolfram Angerbauer/Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn. 1986. S. 91-101.
bulletSteffen Zürger u.a.: Die Synagoge in Heilbronn (1877-1938), Arbeit der 12. Klasse des Robert-Mayer-Gymnasiums Heilbronn im Rahmen des Schülerwettbewerbs Deutsche Geschichte 1992/93. 
bulletNorbert Jung: Von Kahn zu Kult. Unsere Nachbarin - Die Zigarre. Ein Beitrag zur Geschichte der Heilbronner Bahnhofsvorstadt. Erschien 2009 (eingestellt als pdf-Datei).
Anmerkung: 2009 erschien diese Publikation, initiiert und hrsg. von der HELA und der Abendrealschule Heilbronn, um die historische Dimension dieses Platzes in der Bahnhofsvorstadt und den Übergang von der industriellen Nutzung zum Kulturhaus zu würdigen, nicht zuletzt aber der Pflege der Nachbarschaft wegen. Die Brüder Anselm, Julius und Josef Kahn, aus Gemmingen nach Heilbronn gekommen, betrieben gemeinschaftlich die Anhang des 20. Jahrhunderts gegründete Zigarrenfabrik in der Achtungstraße und setzten ihre gefragten Produkte in hohen Stückzahlen ab. In der Zeit der NS-Diktatuer wurden jüdische Unternehmer infolge der Arisierung aus der Wirtschaft und zur Emigration gedrängt. Auch die Brüder Kahn mussten nach der Flucht aus Deutschland neue Perspektiven in Europa und in den USA suchen. 2019 besuchte Harold Kahn, ein Engel Josef Kahns, begleitet von seinen Nichten Lauren und Lynelle, die Heimat seines Großvaters und zugleich den Geburtsort Heilbronn seines Vaters Otto Albert, die Familie hatte in der Bruckmannstraße 28 gewohnt.

      

bulletErgänzender Hinweis zu einer für die mittelalterliche Geschichte Heilbronns wichtigen neueren Publikation (darin ausführlich zur mittelalterlichen jüdischen Geschichte Heilbronns und der Heilbronner Inschrift "Nathan ha-Parnas"): 
Klaus Cuno: Die ältesten jüdischen Grabsteine in den Rheinlanden (bis ca. 1100): onomastische Aspekte und die Traditionen der Epitaphgestaltung seit der Antike. Dissertation Trier 2010. Online zugänglich über http://ubt.opus.hbz-nrw.de/volltexte/2012/745/   Zu Heilbronn S. 37-104.         
  
   


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Heilbronn  Wuerttemberg. A Jewish settlement existed in the mid-11th century. It was largely destroyed in the Rindfleisch massacres of 1298 and again in the Black Death persecutions of 1348-49. Subsequently the community received royal protection. In 1476 the Jews were expelled "perpetually" by the town council. 
The settlement was renewed in the first half of the 19th century and by 1857 included 20 families. Jews owned two textile factories. Another 17 families from the Rhineland joined them after the emancipation of Wuerttemberg Jews in 1861 and an independent community was constituted. In 1867, Heilbronn became the seat of the district rabbinate and in 1877 a synagogue was dedicated after a bitter controversy over installing an organ. A new controversy over cremation split the community in 1910 and resulted in the founding of the Jeshurun Congregation by Orthodox circles with separate community facilities. Jews were fully integrated in public life. They served on the city council and were socially accepted. They were also an important factor in the economic development of Heilbronn. In addition to textiles, Jews ran cigarette, furniture, shoe and hide-processing factories. Jews also operated major distilleries that won international prizes at Paris and Vienna.  They dominated the horse, cattle and sheep trade. In 1885 the Jewish population stood at 994 (total 27,758). Antisemitism began to be felt in the Weimar period, though most local residents opposed the National Socialist movement and an attempt was even made on Hitler's life when he appeared in Heilbronn in 1926. In 1933, the Jewish population was 790 (total 77,569), with ten other communities under the aegis of its rabbinate. Among the bodies represented were the Zionist Organization, B'nai B'rith, and ORT. Of the 534 factories and business establishments in Heilbronn, 149 were in Jewish hands and Jews were also prominent in the professional class. 
In the Nazi era, anti-Jewish propaganda was fostered in the vitriolic local press. Already in 1933, SA units rounded up Jews and beat them and Jewish children were isolated on separate benches in the public schools. Economic boycotts were instituted and Jews banned in various public places. In response, Jewish cultural and social life expanded within the community, with the Zionists increasing their activity significantly. In 1936 the community started its own school. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was set on fire and Nazis vandalized the Jeshurun Congretation's prayer house, the cemetery, the community center, and the Jewish school. Jewish homes and business establishments were also broken into and destroyed. Subsequently the Nazis impounded Jewish businesses and homes under their policy of "Aryanization". By November 1938, 353 Jews had emigrated to over 30 countries and by 1941 the number reached 603, including 238 to other countries in Europe, 170 to the United States and 105 to Palestine. Those remaining in the city were sent east in a number of stages: 49 to the Riga ghetto on 1 December 1941 (all perishing); 16 to Izbica in the Lublin district (Poland) in April 1942; and 52 to the Theresienstadt ghetto in August 1942 by way of Stuttgart. Another 56 were expelled from their various places of refuge throughout Germany and 22 were deported from the European countries where they had found shelter after these areas fell into German hands. After the war a number of Jews returned to Heilbronn and one of the Jewish distilleries was reopened, employing 360 workers and salesmen by 1961.
    
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020