Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Sobernheim (Kreis Bad Kreuznach)  
Jüdische Geschichte / Synagoge  
   

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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)       
   
In dem seit 1330 zur Stadt erhobenen und zum Erzbistum Mainz gehörenden Sobernheim lebten jüdische Personen/Familien bereits im Mittelalter. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts sind erstmals Juden nachweisbar (1301). Während der Verfolgung in der Pestzeit 1348/49 wurden auch hier Juden ermordet. 1357 nahm der Mainzer Erzbischof Gerlach zwei Juden in seinen Schutz und überließ es ihnen, sich in Bingen oder Sobernheim niederzulassen. Sicher werden 1384 wiederum Juden in der Stadt genannt. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts waren es vier oder fünf jüdische Familien. Die Familien lebten vom Geldverleih. 1418 zahlten vier jüdische Familien je 10 Gulden, eine Frau zusätzlich 4 Gulden sowie drei arme Juden 4 Gulden an Jahressteuern (an die Mainzer Kellerei in Sobernheim beziehungsweise ans Reich). 1429 wurden die Juden zu Sobernheim (genannt werden Hirtz, Gomprecht, Smohel, Mayer, Smohels Mutter und andere Juden und Jüdinnen) zusammen mit denen des ganzen Erzstifts Mainz gefangengenommen. Zu einer Vertreibung kam es vermutlich nicht, doch lebten Mitte des 16. Jahrhunderts offensichtlich keine Juden in Sobernheim.
 
Zur Gründung der neuzeitlichen Gemeinde kam es seit dem 17./18. Jahrhundert. In dieser Zeit lebten bis zu fünf Familien mit insgesamt 20 bis 30 Personen in der Stadt. Nach der Französischen Revolution wuchs die Gemeinde von 64 Personen (1808) auf 135 Personen (1895, Höchstzahl) an. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Aus- und Abwanderung zurück.

Im 19./20. Jahrhundert gab es unter den jüdischen Sobernheimern Viehhändler, Metzger, Kaufleute für Textilien und Agrarprodukte, Schuhmacher und Lederhändler sowie Kaufhausbesitzer und Strumpffabrikanten (von besonderer Bedeutung die Strumpffabrik Marum).     
    
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Elementar- und Religionsschule (mit der Lehrerwohnung im Haus Marumstraße 20; das Gebäude hatte Isaac Werner nach Einweihung der Synagoge 1859 der jüdischen Gemeinde als Schulgebäude geschenkt), ein rituelles Bad (eine vermutlich ins Mittelalter zurückgehende ehemalige Mikwe wurde 1996 im Haus Großstraße 53 entdeckt) sowie einen eigenen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein jüdischer Elementarlehrer (Volksschullehrer) (zuletzt nur ein Religionslehrer) angestellt, der in der Gemeinde zugleich als Vorbeter (Kantor), vermutlich auch als Schochet (Schächter) tätig war. Bei Neubesetzungen wurde die Stelle immer wieder ausgeschrieben. Der Ausschreibungstext von 1853 lautete:      

Sobernheim AZJ 01081853.jpg (28858 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. August 1853: "Die hiesige israelitische Gemeinde sucht zum 1. September dieses Jahres einen tüchtigen Elementarlehrer und Kantor. Derselbe muss Inländer sein, erhält 160 Thaler Gehalt, nebst freier Wohnung und Heizung. Reflektanten wollen sich baldigst melden, und eine Abschrift ihrer Prüfungs- und Dienstzeugnisse beifügen."
Sobernheim in Rheinpreußen. Der Schulvorstand. J. Werner, J. Klein". 

Auf diese Ausschreibung hin bewarb sich erfolgreich Alexander Cahn, der über mehrere Jahrzehnte in Sobernheim wirkte, die prägende Gestalt des jüdischen Gemeindelebens in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war und hier auch erfolgreich ein Israelitisches Knaben-Pensionat betrieb (s.u.). Seit 1890 war Lehrer Simon Berendt in der Gemeinde tätig. Mit ihm feierte die Gemeinde die Wiedereinweihung der Synagoge 1904 (siehe Bericht unten). 1915 konnte er sein 25-jähriges Ortsjubiläum in Sobernheim feiern (siehe Berichte unten).   
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Rudolf Hesse (geb. 26.7.1876 in Sobernheim, gef. 24.4.1917), Gefreiter Richard Feibelmann (geb. 26.11.1889 in Meddersheim, gef. 21.11.1917), Dr. Joseph Rosenberg (geb. 4.4.1886 in Sobernheim, gest. an der Kriegsverletzung 4.5.1922) und Kurt Metzler. Ihre Namen stehen auf dem Gefallenendenkmal des jüdischen Friedhofes.  
  
Mitte der 1920er-Jahren
gehörten zur jüdischen Gemeinde Bad Sobernheim noch etwa 80 Personen bei einer Gesamteinwohnerschaft von ca. 3.850 Personen (2,1 %). Zur Sobernheimer Gemeinde gehörten auch die in Meddersheim lebenden Juden (Mitte der 1920er-Jahre 16 Personen). Die Synagogenvorsteher waren damals Leopold Loeb, Heinrich Kallmann und Gustav Hesse. Als Kantor und Religionslehrer war inzwischen Julius Katzenstein angestellt. Er erteilte den Religionsunterricht an öffentlichen Schule der Stadt für 14 jüdische Kinder. An jüdischen Vereinen gab es einen Israelitischen Frauenverein (Aufgabe war die Wohlfahrtspflege), den Verein Chewroth (Aufgabe war die Kranken- und Beerdigungsfürsorge) und einen Liberalen Jugendbund. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Koblenz. Anfang der 1930er-Jahre waren die Vorsitzenden der Gemeinde Alfred Marum, Heinrich Kallmann und Herr Haas. Zur Repräsentanz gehörten neun Mitglieder (unter dem Vorsitz von Richard Wolf und Moses Fried). Kantor war inzwischen Felix Moses.
   
1933 wurden noch 83 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, zunehmender Repressalien und der Entrechtung ging ihre Zahl durch Aus- und Abwanderung bis zum Novemberpogrom 1938 auf 45 zurück. 1942 wurden die letzten 12 jüdischen Einwohner Sobernheims deportiert. 
Anmerkung: Hinweis auf ein Verzeichnis der jüdischen Personen, die sich aus dem Amtsbezirk Bad Sobernheim (Bad Sobernheim, Staudernheim, Meddersheim) im Jahr 1942 zum "Weitertransport" (sc. Deportation) in Bad Kreuznach melden mussten (pdf-Datei der an den Internationalen Suchdienst von der Stadt- und Amtsverwaltung Sobernheim 1962 mitgeteilten Liste von 19 Personen). 
    
Von den in Sobernheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Rosa Bergheim geb. Schrimmer (1868), Frieda Cohen geb. Gerson (1887), Anna (Anni) Feibelmann geb. Bergheim (1895), Emmy Frankfurter geb. Metzler (1878), Bertha Fried geb. Kahn (1876), Moses Fried (1866), Elisabeth Gerothwohl geb. Herz (1889), Ignatz Gerothwohl (1881), Klementine Haas geb. Abraham (1877), Anna Hartheimer geb. Siegel (1880), Selma Heimbach geb. Glaser (1885), Benno Heymann (1910), Therese Kahn (1869), Elise Kallmann geb. Herz (1873), Friedel Katzenstein (1920), Markus Klein (1868), Emilie Landau geb. Gerson (1882), Nathan Landau (1878), Clara Lehmann geb. Wolf (1885), Johanna Lichtenstein geb. Herz (1877), Heinrich Marum (1848), Johanna Mayer (1880), Clementine Mendel (1883), Ernst Metzler (1895), Gertrud(e) Metzler geb. Kann (1888), Judith Metzger (1933), Jakob Ostermann (1872), Johanna Ostermann geb. Mayer (1872), Dorothea Pappenheim geb. Klein (1875), Rita J. Rothschild geb. Wolf (1879), Paula Salm geb. Wolf (1886), Melanie Schönwald geb. Haas (geb. 1905), Martha Sondermann geb. Wolf (1892), Arthur Wolf (1890), Bertha Wolff geb. Oppenheimer (1856), Emilie Wolff (1885), Friederike Wolff geb. Fröhlich (1873), Hugo Wolf (1881), Otto Wolf (1890).    
      
      
      
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
      
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  

Der jüdische Lehrer Alexander Cahn und sein Israelitisches Knaben-Pensionat (Bericht von 1869)    
Alexander Kahn war seit 1853 Lehrer in Sobernheim, wo er nach einigen Jahren ein Israelitisches Knaben-Pensionat eröffnete. Bei diesem Knaben-Pensionat handelte es sich um ein Internat für auswärtige jüdische Schüler, die entweder das Gymnasium in Sobernheim besuchen wollten und in Kahns Institut zusätzliche Begleitung erfuhren oder die die von Cahn betreute jüdische Elementarschule in Sobernheim besuchten und dabei zusätzlich im Institut Förderung erfuhren. Das Knaben-Pensionat wurde - wie die Anzeigen in der orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" zeigen - orthodox-jüdisch geführt.   

Sobernheim AZJ 07091869.JPG (134684 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. September 1869: "Sobernheim, 19. August (1869). Gestern feierte der Lehrer der jüdischen Gemeinde, Herr Alexander Cahn, unter allgemeiner Beteiligung der hiesigen Bürgerschaft, sowie seiner aus Nah und Fern herbeigeeilten Freunde und Gönner das 25jährige Jubiläum seiner lehramtlichen Tätigkeit. Mit einer am Vorabend des Fester vor der Rufini'schen Kapelle dem Jubilar dargebrachten Serenade und der Illumination des von Letzterem bewohnten, der Feier des Tages entsprechend geschmückten Hauses, eingeleitet, erfolgte, nach einem noch vorangegangenen Frühständchen, um 10 Uhr Vormittags der von dem Prediger der israelitischen Gemeinde zu Neuß Herr Dr. J. Hulisch vollzogene Hauptakt der Tagesfeier. In beredter und überzeugungsvoller Weise sprach der Redner nach dem einleitenden Gesange der Schüler des Jubilars über die Bedeutung des Lehrerberufes in religiöser, politischer und sozialer Beziehung, und beleuchtete die segensreiche Wirksamkeit des Gefeierten nach diesen verschiedenen Richtungen hin. Der Festrede unmittelbar reihten sich die Beglückwünschungen der verschiedenen Deputationen und die dankbare Erwiderung des Jubilars an, worauf ein Schlussgesang diese ernste, die ganze Zuhörerschaft erhebende Feier beendigte, um der bevorstehenden heitern Platz zu machen. Das darauf folge Festmahl, an welchem sich die Notabeln des Ortes ohne konfessionellen Unterschied in erfreulicher Weise beteiligten, vereinigte die Festgesellschaft bis lange nach Mitternacht in der heitersten Stimmung, welche durch zahl- und sinnreiche Toaste und Festlieder wesentlich gehoben wurde. Sicherlich wird der erhebende Eindruck, den diese Feier in ihrer Gesamtheit wie in ihren Einzelheiten bei allen Beteiligten hervorgerufen, noch lange in der Erinnerung derselben fortdauern."   

      
 Anzeigen zum Israelitischen Knabenpensionat von Alexander Cahn in Bad Sobernheim 1859 bis 1881  

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. August 1859: "Knaben von 9-16 Jahren finden in meinem Hause gegen billige Vergütung Gelegenheit zur Erziehung und Ausbildung. Da die Praxis die beste Garantie bietet, so bitte ich gefälligst diejenigen, die mich mit ihrem Vertrauen beehren wollen, bei den Herren Dr. Auerbach in Bonn, J. Goldschmidt in Ehrenbreitenstein, Salomon Barth in Illingen, N. Stern in Monzingen, H. Michel in Meddersheim, H. Werner hierselbst, S. Strauß in Dusemond, deren Kinder oder Pflegebefohlenen ich erzogen und größtenteils jetzt noch in meinem Hause erziehe, Erkundigung über mich einziehen zu wollen. Es mag noch besonders Erwähnung verdienen, dass der hiesige Ort in einer sehr reizenden und gesunden Lage sich befindet und besonders Kindern geeignet ist, die zur Stärkung und Kräftigung ihrer Gesundheit eine Ortsveränderung vornehmen sollen. Sobernheim, 8. August 1859. Alexander Cahn, conc. Lehrer."      
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Juli 1865: "Es können wieder zwei Knaben zur Erziehung und Bildung Aufnahme in meinem Hause finden. Französische und englische Konversation. Die Herren B. Rothschild in Trier, S. Sternfeld in Düsseldorf, G. Schönholz in Köln, Herr W. O. v. Horn in Wiesbaden, sowie der Herr Redakteur dieser Zeitung werden gern Auskunft über mich erteilen. Preis sehr mäßig. Sehr reizende Gegend. 
Sobernheim
, in Juni 1865. Alexander Cahn."   
     
Sobernheim Israelit 22111871.jpg (35908 Byte)Unklar ist, warum A. Cahn 1871 plante, sein Pensionat nach Mainz zu verlegen. In den folgenden Jahren blieb es jedenfalls in Sobernheim bestehen. Am 22. November 1871 erschien in der Zeitschrift "Der Israelit" jedenfalls die folgende Anzeige: 
"Mit dem 1. Januar 1872 gedenke ich mein Pensionat nach Mainz zu verlegen, und finden Knaben, die die unter der Leitung des Herrn Rabbiner Dr. Lehmann stehende Anstalt, oder andere Anstalten besuchen wollen, in meinem Hause, unter sorgfältiger Pflege, Aufnahme und die notwendige Nachhilfe. Herr Rabbiner Dr. Lehmann und Herr Bertram Bondi in Mainz, Herr Rabbiner Dr. Schwarz in Köln, sowie Herr S. Bürger in Siegburg geben gern Auskunft. Sobernheim, im November 1871. A. Cahn".  
  
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1872: "Pensionat A. Cahn zu Sobernheim.  
Knaben, welche das hiesige, vollberechtigte, das Zeugnis zum einjährigen Dienste erteilende Gymnasium besuchen wollen, müssen bis zum 11. April, diejenigen, welche in meine Anstalt eintreten, gleich nach Pessach hier eintreffen. Anmeldungen erwünsche ich recht bald. 
Ein Lehrer, der im Englischen und in der Musik tüchtig ist, und darüber Zeugnisse vorlegen kann, findet bei mir eine gute, dauernde Stelle. 
Sobernheim, im März 1872. A. Cahn, conc. Lehrer."   
     
Wie bereits in der Ausschreibung von 1872 hervorgeht, unterrichtete neben A. Cahn mindestens ein weiterer Lehrer in seinem Institut:
Sobernheim AZJ 26051874.jpg (21478 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Mai 1874: "Ein Lehrer, der Mathematik und Naturwissenschaft findet sogleich bei mir eine gute, dauernde Stelle. Solche, die Musik und Englisch verstehen, erhalten den Vorzug. Sobernheim. A. Cahn, Instituts-Vorsteher".  
 
Sobernheim Israelit 08031876.jpg (35586 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1876: "Israelitisches Knaben-Pensionat A. Cahn zu Sobernheim. Knaben, welche das hiesige vollberechtigte Gymnasium oder meine Schule besuchen wollen, finden Aufnahme und die nötige Nachhilfe. Referenzen: Herr Rabbiner Dr. Lehmann in Mainz, Herr Dr. M.C. Wahl in Erfurt, Herr Advokat - Anwalt Dr. Eich und Herr Rabbiner Dr. Philippson in Bonn. Das Nähere im Prospekt".  
 
Sobernheim Israelit 30081876.jpg (30979 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. August 1876: "Pensionat A. Cahn in Sobernheim fördert schnell solche Knaben, die in den Klassen zurückgeblieben sind, gesunde, kräftige Pflege, sehr reizende Lage. Herr Rabbiner Dr. Lehmann in Mainz, Herr Dr. Philippson in Bonn, Herr Direktor Dr. Wahl in Erfurt, dessen Sohn auch hier ist, geben gern Auskunft".   
 
Sobernheim Israelit 08061881.jpg (37598 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1881: "Knabenpensionat A. Cahn zu Sobernheim bildet zum Kaufmanne und zum Studium durch Besuch des vollberechtigten Progymnasiums vor. Ein Hauslehrer und verschiedene andere Lehrer assistieren. Mäßige Preise. Die besten Referenzen des In- und Auslandes."  

       
25-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Alexander Cahn (1869)  

Sobernheim Israelit 08091869.jpg (140945 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom8. September 1869: "Sobernheim, 19. August (1869). Gestern feierte der Lehrer der jüdischen Gemeinde, Herr Alexander Cahn, unter allgemeiner Beteiligung der hiesigen Bürgerschaft, sowie seiner aus Nah und Fern herbeigeeilten Freunde und Gönner, das 25-jährige Jubiläum seiner lehramtlichen Tätigkeit. Mit einer am Vorabend des Festes dargebrachten Serenade und der Illumination des von Letzterem bewohnten, der Feier des Tages entsprechend geschmückten Hauses eingeleitet, erfolgt nach vorangegangenem Frühständchen um 10 Uhr vormittags der von Herrn Dr. Hulisch, Prediger der israelitischen Gemeinde zu Neuß, vollzogene Hauptakt der Tagesfeier. In beredter und überzeugungsvoller Weise sprach der Redner nach dem einleitenden Gesange der Schüler des Jubilars über die Bedeutung des Lehrerberufs in religiöser, politischer und sozialer Beziehung und beleuchtete die segensreiche Wirksamkeit des Gefeierten nach verschiedenen Richtungen hin (Anmerkung: Wie wir hören, wird die obgedachte Festrede demnächst zum Besten der Hinterbliebenen der im Plauen'schen Grunde Verunglückten im Drucke erscheinen]. Der Festrede unmittelbar reihten sich die Beglückwünschungen der verschiedenen Deputationen und die dankbare Erwiderung des Jubilars an, worauf ein Schlussgesang diese ernste, die ganze Zuhörerschaft erhebende Feier beendigte, um der bevorstehenden heitern Platz zu machen. Das darauf folgende Festmahl, an welchem sich die Notabeln des Ortes ohne konfessionellen Unterschied in erfreulicher Weise beteiligten, vereinigte die Festgesellschaft bis lange nach Mitternacht in der heitersten Stimmung, welche durch zahl und sinnreiche Toaste und Festlieder wesentlich gehoben wurde. - Sicherlich wird der erhebende Eindruck, den diese Feier in ihrer Gesamtheit und in ihren Einzelheiten bei allen Beteiligten hervorgerufen, noch lange in der Erinnerung derselben fortdauern."      

     
Über Dr. Emanuel Hecht's "Übersetzungslehrer", neu bearbeitet und vermehrt von Alexander Cahn in Sobernheim (1877)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. August 1877: "Dr. Emanuel Hecht's 'Übersetzungslehrer'. Ein methodisches Hilfsmittel zum Übersetzen des Pentateuchs und der Pessach Hagadah, wie der Bücher: Esther, Ruth und Echa. Nebst einem hebräischen Lehr- und Übungsbuche für Schulen. Dritte Auflage. Neu bearbeitet, verbessert und vermehrt von A. Cahn, Lehrer und Leiter eines Instituts in Sobernheim. Kreuznach 1877. Voigtländer. Mit Recht sagt Herr Cahn in seiner Vorrede, ein die dritte Auflage erforderndes Buch hat sich als praktisch bewährt, und dafür erkennen auch wir die vorliegende Schrift gern an. Die Befürchtung, dass der Lehrer durch die Bequemlichkeit, welche das Buch ihm und dem Schüler bietet, sich verleiten lässt, allzu wenig auf die Erlernung der Grammatik zu dringen, wir durch den Anhang: 'Kleine hebräische Grammatik nach unterrichtlichen Grundsätzen' (S. 127-180) beseitigt. Der Schüler erhält hier Vers nach Vers von jedem Worte das Grundwort und dessen Bedeutung, sowie die im Verse vorkommende Form des Wortes mit ihrer Bedeutung. In der Voraussetzung, dass die Grundwörter auswendig gelernt werden, nimmt deren Angabe ab. Die kleine Grammatik in Beispiel, Belehrung und Übung ist für den Unterricht in den Elementen sehr angemessen angelegt. Statt der Bücher Esther, Ruth und echa hätten wir die hautsächlichsten Gebete in gleicher Weise bearbeitet gewünscht."            
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. August 1877: "Im Verlage von R. Voigtländer in Kreuznach erschien soeben: 
Dr. Emanuel Hecht's Übersetzungslehrer.
 
Ein methodisches Hilfsmittel zum Übersetzen des Pentateuchs und der Pessach-Hagadah, wie der Bücher: Esther, Ruth und Echa.  Nebst einem hebräischen Lehr- und Übungsbuch für Schulen. Dritte Auflage. Neu bearbeitet, verbessert und vermehrt von A. Cahn. Preis 1 Mark 50 Pf.   
Herr A. Cahn, der bewährte Leiter des Sobernheimer Erziehungsinstitutes hat das Hecht'sche Werk einer durchgreifenden Bearbeitung unterworfen. Das Buch kann in seiner jetzigen Gestalt sowohl allen Schulen zur Einführung bestens empfohlen werden, wie es auch von Vätern, welche selbst ihre Kinder in die heiligen Schriften einführen wollen, freudig begrüßt werden wird. 
Bei Neueinführungen stellt die Verlagshandlung gern Freiexemplare für ärmere Schüler zur Verfügung. 
Jede solide Buchhandlung ist in Stand gesetzt, Exemplare zur Einsicht zu liefern."      

 
25-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer und Kantor Simon Berendt (1915)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1915: "Sobernheim, 7. März (1915). Am 1. April blickt Herr Lehrer und Kantor S. Berendt auf eine 25-jährige segensreiche Tätigkeit in der hiesigen Kultusgemeinde zurück. Im Hinblick auf die schweren Zeiten hat er sich jegliche Feier verbeten. Doch willen es sich seine Freunde nicht nehmen lassen, ihm nach dem Kriege eine seinem ersprießlichen Wirken entsprechende Feier zu veranstalten."  

 
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers und Kantor (1924)  

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins) vom 13. März 1924:
"Wir suchen für 1. April oder spätestens 15. April dieses Jahres einen seminaristisch gebildeten 
Kantor und Religionslehrer
. Unverheiratete bevorzugt. Zeugnisse mit Bild und Gehaltsansprüchen erheben. 
Israelitische Gemeinde Sobernheim. Leopold Loeb
, Vorsteher."       

  
70. Geburtstag von Lehrer i.R. Simon Berendt (1934)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1934: "Bad Ems, 10. Dezember (1934). Herr Lehrer und Kantor Simon Berendt, früher in Sobernheim und Veitshöchheim, der jetzt seinen wohlverdienten Ruheabend im Lehrerheim zu Bad Ems genießt, begeht am 24. Dezember seinen 70. Geburtstag. Wir wünschen dem verdienten Beamten und Jugendbildner weitere Jahre ungetrübten Lebens. (Alles Gute) bis 120 Jahre."        

  

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgende Kennkarte ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte des 1935/39 in Sobernheim tätigen
 Rabbiner Dr. Moritz Lorge
 
 HarmuthsachsenKK MZ Moritz Lorge.jpg (85926 Byte)

Kennkarte (Mainz) für Rabbiner Dr. phil. Moritz Lorge (geb. 6. Oktober 1874 in Harmuthsachsen). Moritz Lorge war nach dem Besuch der Schule in Harmuthsachsen Schüler an der Israelitischen Präparandenschule in Burgpreppach. 1892 bis 1892 studierte er am Lehrerseminar in Kassel. Er war zwischen 1900 und 1904 jeweils kürzere Zeit Lehrer in Wolfenbüttel, dann Lehrer und Prediger in Petershagen sowie Lehrer in Hamm in Westfalen. Ab 1904 studierte er in Berlin und Tübingen (Promotion 1907). Von 1908 bis 1933 war er Oberlehrer und Studienrat für Religion, Deutsch und Geschichte in Mainz an der Höheren Töchterschule. 1935 Bezirksrabbiner in Sobernheim. 1939 in die USA emigriert und in den folgenden Jahren in Cincinatti und New York Vortrags- und Lehrtätigkeit zur Geschichte der Juden in Deutschland und den USA. War verheiratet mit Hedwig geb. Steinweg (Sohn: der 1916 geborene Ernst Mordechai Lorge wurde gleichfalls Rabbiner, siehe Artikel unten). Moritz Lorge starb 1948 in New York.   

 

Harmuthsachsen PA 201605a.jpg (187927 Byte) Hinweis auf den Artikel von Gabriele Hannah, Hans-Dieter Graf und Wolfgang Bürkle in der "Allgemeinen Zeitung Mainz" vom 27. Mai 2016: "Stets hoffnungsvoll und furchtlos. 
Auswanderer. Ernst Mordecai Lorge flüchtete aus Mainz in die USA / Seelsorger für KZ-Überlebende..." 
Artikel zum 100. Geburtstag von Ernst Mordechai Lorge.   
Der Artikel ist eingestellt als Bilddatei (links) und als pdf-Datei.  
    

 
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
  
Hinweis für arme, durchreisende Juden (1886)  

Sobernheim Israelit 06101886.jpg (31585 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Oktober 1886: "Die Armen im Volk Israel möge man gefälligst benachrichtigen, dass sie an hiesigem Orte, wenn anders ihre Papiere geordnet sind, nicht mehr zu befürchten haben, eingesperrt zu werden. Dieselben holen sich bei dem Vorsteher S. Löb hier eine Anweisung, die ich, der Kassierer, ausbezahlen werde. 
Sobernheim, 29. September 1886. Alexander Cahn". 

    
Chanukka-Abend der Religionsschule (1901)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Dezember 1901: "Sobernheim, 10. Dezember (1901). Zu welcher Beliebtheit die Chanukka-Veranstaltungen der unter Leitung unseres Herrn Lehrers Berendt stehenden Religionsschule es bei den hiesigen und bei den in den Nachbargemeinden wohnenden Glaubensgenossen gebracht haben, bewies die große Zahl der Besucher, welche der geräumige Saal der 'Hohen Burg' am Samstag Abend, 7 Uhr, kaum zu fallen vermochte. Das Programm war mit vielem Geschick zusammengestellt, und entledigte sich Herr Berendt seiner keineswegs leichten Aufgabe mit bekannter Meisterschaft.    
Eingeleitet wurde die Feier durch ein von Herrn Gerichtsschreiber Höning künstlerisch gespieltes Präludium für Pianoforte. Hierauf folgte die Festrede des Herrn Berendt. Alle Anwesenden folgten mit größter Aufmerksamkeit den Ausführungen des beliebten Redners, der zum Schlusse die Jugend ermahnte, das teure Gut, für das die Makkabäer gerungen, sich zu eigen zu machen, sich zu vertiefen in die reichen Schätze unserer Religion, Geschichte und Literatur, zu lernen, was es heißt, 'Jude', ein Nachkomme jenes Juda Makkabi zu sein. Alsdann sang Herr Berendt mit seiner volltönenden, wohlgebildeten Baritonstimme die 'Brochaus' und entzündete die Lichter. Es war ein entzückender Anblick, als darauf sämtlich Knaben, 28 an der Zahl . de Chanukkalichter an ihren eigenen Leuchtern anzündeten. Letztere waren ein Geschenk von der vorjährigen Chanukkafeier. Nach 'Maous zur jeschuosi' wurden Deklamationen und Lieder vorgetragen, und kam bei letzteren die vortreffliche, gesangliche Disziplin zu herrlicher Entfaltung.  
Die Hauptnummer der Aufführungen bildete das von Alexander Simeon verfasste Festspiel für die Jugend: 'Der Weg der Treue'. Hier trat die treffliche Schulung so recht ins Licht und ließ dieses Stück zu einer vollendeten Glanzleistung gedeihen, welche sämtliche Zuhörer zu brausendem Beifall hinriss. Nach dem gemeinsamen Gesang des Liedes 'Schirm und Schutz' von Lewandowski, folgte die Chanukka-Bescherung. Um 11 Uhr verließ die Versammlung, voll befriedigt von dem Gehörten und Gesehenen, den Festsaal in dem Bewusstsein, dass hier auf wirklich erhebende und über den Rahmen des Alltäglichen und der gewöhnlichen Leistung 3einer Schule hinausgehenden Weise Chanukka würdig gefeiert worden sei. In Anerkennung seiner Verdienste um das Gelingen wurde dem Herrn Berendt von den hiesigen Damen ein sehr wertvolles Geschenk überreicht."      

 
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
  
Zum Tod von Ferdinand Wolff, Teilhaber der Firma Gebr. Jacob Wolff in Sobernheim (1857) 
Nachruf des Lehrers Alexander Cahn: "Einen solchen Leichenzug von Juden und Christen aus der Nähe und Ferne hat unsere Stadt noch nie gesehen"

Sobernheim AZJ 30111857.jpg (238594 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. November 1857: "Nekrolog
Sobernheim
, 19. November (1857). Wie Köln in diesem Jahre den Hintritt eines Mannes beweinte, dessen edles Streben für alles Gute und Schöne allgemein ge- und erkannt war, ich meines des Herr Isaac Kaufmann, der es wohl verdiente, in diesem Blattes, welches man mit Recht unsere Chronik nennen kann, rühmlichst erwähnt zu werden, ... und dem nur Herr Klein, wofür er sich gewiss den Dank Vieler erworben, ein Denkmal in seinem diesjährigen Kalender gesetzt - so haben auch wir die irdische Hülle eines Biedermannes zur Erde bestattet, der allgemein geachtet und geliebt, nun der Gegenstand der Trauer, ich darf sagen, der ganzen Stadt und Umgebung ist. Es starb nämlich dieser Tage nach einem langen und schmerzlichen Leiden der Herr Ferdinand Wolff, Teilhaber des Geschäftes unter der Firma Gebrüder Jacob Wolff, Förderer alles Guten; ohne erst von anderer Seite dazu ermuntert und angespornt zu werden, spendete er reichlich die Gaben der Milde, und glaubte dennoch, nie genug getan zu haben; seine angenehmsten Besuche waren, trotz seiner angesehenen Stellung, die, welche er den armen, leidenden Familien machte,  und wohltuend war es für mich und gewiss für jeden Menschenfreund, wenn ich ihn Sabbats mit diesen Leuten an ihrer Türe sitzen und sich eifrig und angenehm mit ihnen unterhalten sah, und gewiss ist es, dass er ihnen nicht nur eine materielle, sondern auch eine geistige Stütze war, denn diese seine Handlungsart war Ausfluss eines nicht nur weltlich, sondern auch religiös gebildeten, und besonders in den jüdischen Schriften sehr bewanderten Geistes, so zwar, dass er einen hebräischen Brief und sogar ein Gedicht in hebräischer Sprache abzufassen verstand. Einen solchen Leichenzug von Juden und Christen aus der Nähe und Ferne hat unsere Stadt noch nie gesehen; selten aber auch sind die Menschen, die, so wie er, ihr Wohl und ihr Interesse beiseite setzend, sich ausschließlich der leidenden Menschheit weihen. Um nur ein kleines Beispiel zu geben: als diese Zeitung in diesem Jahre das Unglück der Familie des Lehrers Levisohn aus Fulda meldete, da wurde, ohne dass ich etwas vorzutragen nötig hatte, mir von obiger Firma eine reichliche Gabe ins Haus geschickt; allein das schien noch nicht genug zu sein, ich musste bei dem Herrn Redakteur dieses Blattes anfragen, (was auch geschehen, wie der Herr Dr. Philippson gern bezeugen wird) was man vielleicht für diese Familie noch mehr ihrerseits tun könnte, und gewiss bin ich, hätte man ein größeres als ein Geldopfer verlangt, es wäre gebracht worden. Trotz seiner Gewandtheit in Musik und fremden Sprachen und Wissenschaften war doch die jüdische Lektüre seine liebste Beschäftigung, und waren es besonders die Werke des Herrn Dr. Philippson und dessen Zeitung, die er mit besonderem Eifer, mit besonderer Lust durchsah, sodass er kaum die Zeit erwarten konnte, bis das Blatt wöchentlich ankam; selbst ein interessanter Humorist, vermochte ein Witz im Volksblatte ihn Tage hindurch zu erheitern und so Herr Redakteur, haben Sie, ohne es zu wissen, einen Freund und Gönner in dem Verstorbenen besessen, und so haben Sie, ohne es zu wissen, diese Freundschaft durch die verschaffte Erheiterung erwidert. Dass ich den Satz: De mortuis nil nisi bene nicht unterschreibe, das wissen Alle, die mich genauer kennen; ich könnte nicht aufhören, wollte ich die Tugenden des Verstorbenen aufzählen. Der Herr des Himmels und der Erde hat sie eingeschrieben in das Buch des Lebens die Wohltaten, die er geübt, und die Gesinnungen, die er durch seine letzte Verfügung noch an den Tag gelegt, Er wird dafür seine Seele einschließen in den Bund des Lebens. Amen. Sit terra ei levis. Alexander Cahn". 

   
Zum Tod von Philipp Jacob Wolff (1859)     

Sobernheim AZJ 17101859.jpg (54524 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Oktober 1859: "Todesanzeige. Allgemein betrauert, starb in diesen Tagen zu unserem großen Leidwesen der auch in fernen Kreisen bekannte biedere, gottesfürchtige, allseitig gebildete Philipp Jacob Wolff. Wer den Verewigten gekannt, wird den Schmerz zu rechtfertigen wissen, den sein Dahinscheiden über die Seinigen sowohl, als über die Menge seiner Freunde und Bekannten gebracht, und vielleicht Mancher, dem durch diese Zeilen die traurige Kunde zugeführt wird, kann eine Träne des Mitleids ihm nicht versagen. 
Sobernheim
, 3. Oktober 1859. A. Cahn."  

    
Zum Tod der Witwe Ludwig Michel von Sobernheim (1885) 
"allen tat sie wohl, allen war sie eine Retterin, eine Stütze" 

Sobernheim Israelit 11061885.jpg (88316 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1885: "Sobernheim, 3. Juni (1885). Wir haben verloren, was wir nicht wiederfinden, eine Eschet chajal (tüchtige Frau) im wahren Sinne des Wortes; die Frau Witwe Ludwig Michel von hier ist nicht mehr unter den Lebenden, sie ist hinüber gewandert zu ihrem himmlischen Vater, den sie hier kindlich geliebt und verehrt hat, sie war eine Rechtschaffene in jeder Beziehung, nicht nur im Gebete, sie war zu jeder Zeit die Erste und die Letzte in der Synagoge, mehr noch bewahrte sie sich als Hausmutter, ihr ebenso braver Mann, der ihr vorausgeeilt ist zum Himmel, und der seine Bestimmung als rechtschaffener Ehemann auch in seinem ganzen Leben erfüllte, heiratete seine brave Frau als Witwer und brachte sechs Kinder mit in die Ehe, die sie, nicht wie eine Stiefmutter, sondern wie die leibliche Mutter mit ihren eigenen fünf Kindern erzog, und es ist ein Genuss, zu sehen, und sich zu überzeugen, wie alle ihre Kinder mit Liebe an ihr hingen und ihr das Leben, wie sie es verdiente, versüßten. Arme, Witwen und Waisen waren ihre Hausgenossen, allen tat sie wohl, allen war sie eine Retterin, eine Stütze. Gestern, bei ihrer Beerdigung, zeigte es sich; die Tränen, die bei dem überaus großen Leichenzuge, der von Nahe und Fern Leidtragende aller Konfessionen vereinte, fielen, bewiesen, dass man brav und fromm leben müsse, um betrauert, geachtet und hochgeehrt sterben zu können. Ihre Seele sie eingebunden in den Bund des Lebens".   

    
Auszeichnung für Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkrieges Richard Feibelmann (1915)  

Sobernheim Israelit 07011915.jpg (21412 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar 1915: "Sobernheim, 1. Januar. Mit dem 'Eisernen Kreuz' ausgezeichnet und zum Gefreiten befördert wurde der im Westen kämpfende Richard Feibelmann, Sobernheim, 10. Komp. Infanterie-Regiment Nr. 68". 

      
Auszeichnung für Unteroffizier Lippmann Ullmann (1915)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1915: "Sobernheim, 30. Januar (1915). Der Unteroffizier im 1. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment, Lippmann Ullmann, Teilhaber der Firma Reinemann-Lichtinger in München, wurde auf dem westlichen Kriegsschauplatz mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet; außerdem wurde ihm der bayerische Militär-Verdienstorden mit Schwertern verliehen."  

  
     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   

Lehrer Alexander Cahn kann einen Lehrling vermitteln (1859) 
   
  

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. September 1859: "Einem Geschäfte, das an Sabbat- und Feiertagen geschlossen, kann ich sofort einen gut vorgebildeten Lehrling verschaffen. 
Sobernheim
, 8. August 1859. Alexander Cahn."        


Anzeige der "Koscher-Wurstfabrik" von Israel Metzler in Sobernheim (1879)  

Sobernheim Israelit 12111879.jpg (24084 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1879): "Koscher - Wurst-Fabrik - Koscher von Is. Metzler in Sobernheim a.d. Nahe  empfiehlt Cervelat-, Lyoner-, Fleisch-, und Knoblauch-Würste, beste Qualität, sowie Rauch- und Pökelfleisch, Roulade und Zungen zu den billigsten Preisen."  

    
Werbeanzeige für die Strumpf-Fabrik A. Marum Witwe (1937!)  

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins) vom 1. April 1937: "Strumpf-Fabriken A. Marum Witwe. Aktien-Gesellschaft. Sobernheim (Rheinland)."   

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge      
  
Über mittelalterliche Einrichtungen ist nichts bekannt. Doch dürfte - bei vier bis fünf jüdischen Familien in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts - ein Betraum vorhanden gewesen sein. 
  
Auch die neuzeitliche Gemeinde seit dem 17./18. Jahrhundert hatte zunächst einen Betsaal. Seit 1816 befand er sich in einem Privathaus (Haus Werner, Marumstraße 20). Bereits Ende der 1830er-Jahre drohte die Baupolizei mit der Schließung des etwa 25 am großen Raumes, da er die größer gewordene Gemeinde nicht mehr fasste. Zunächst bemühte man sich um ein Grundstück in der Marumstraße (Fläche des späteren Hauses Bottlinger), doch erwies sich dieses zu klein für einen Neubau. Erst 1858 wurde unter großen finanziellen Opfern eine Synagoge in der heutigen Gymnasialstraße auf dem Gelände einer früheren Scheune erbaut. Es handelte sich um einen spätklassizistischen Sandsteinquaderbau mit Rundbogenfenstern und Pyramidaldach. Das ursprüngliche Gebäude war - verglichen mit dem erhaltenen - um eine Fensterachse kleiner, auf dem verbleibenden Platz sollte ein Schulhaus entstehen.  
Über die Einweihung der Synagoge am 18. Juni 1858, die Oberrabbiner Dr. Auerbach gemeinsam mit dem Sobernheimer Kantor und Lehrer Alexander Cahn durchführte, liegt ein Bericht in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Juli 1858 vor, der von "Maurermeister S. Hadra" verfasst wurde:    

Sobernheim AZJ 19071858.jpg (126040 Byte) "Sobernheim, 18. Juni (1858). Am heutigen Tage feierte die hiesige israelitische Gemeinde die Einweihung ihres neu erbauten Gotteshauses. Dasselbe ist im Verhältnis der nicht sehr zahlreichen jüdischen Einwohnerschaft sehr geräumig erbaut, sodass bei einer noch so großen Vermehrung derselben es nicht an Raum mangeln dürfte. Das Gebäude selbst ist in einem passenden modernen Stil erbaut. - Die Gemeinde scheute keine Kosten, ihr Gotteshaus auf die würdigste Weise auszustatten. Auch hatte sie sich wertvoller Geschenke und Beiträge auswärtiger Mitglieder zu erfreuen. Die Einweihungs-Feierlichkeiten wurden mit großen Pomp begangenen. Zahlreiche Freunde von Nah und Fern hatten sich eingefunden, um diesem Festtage beizuwohnen. 
Der festliche Zug bewegte sich von dem alten Bethause nach der neuen Synagoge. Voran unter dem prachtvollen Baldachin der Oberrabbiner, Herr Dr. Auerbach aus Bonn und der hiesige Kantor und Lehrer, Herr Cahn, gefolgt von den Trägern des Gesetzrollen. Hierauf folgte das hier neu errichtete Sängerchor von den Jungfrauen und Männern Sobernheims, die zu dieser Festlichkeit geladenen Beamten und die übrigen Mitglieder der Gemeinde. Die Synagoge war bei dieser denkwürdigen Feierlichkeit mit Laub und Blumengewinden vom Referenten geschmückt worden. Herr Oberrabbiner Dr. Auerbach hielt eine tief ergreifende Predigt, die Wichtigkeit des heutigen Tages schildernd. Am Samstage darauf predigte der Lehrer und Kantor der israelitischen Gemeinde Herr Kahn über das Thema: 'Bauet mir ein Gotteshaus und ich werde wohnen unter Euch.'   S. Hadra, Maurermeister."

1904 wurde die Synagoge umfassend renoviert und nach Westen erweitert. Über den Abschluss der Arbeiten und die Wiedereinweihung des Gotteshauses am 11. und 12. November 1904 liegt ein Bericht aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1904 vor:

Sobernheim Israelit 24111904.JPG (243925 Byte) Sobernheim. 14. November (1904). Der 11. und 12. November waren hohe Festtage für die hiesige Gemeinde, galt es doch an diesen Tagen, die erweiterte und verschönerte Synagoge einzuweihen. Zu den Feierlichkeiten waren viele Gäste von hier und von auswärts eingeladen und erschienen. Der am Freitag Nachmittag abgehaltene Weihegottesdienst, an dem unter anderen auch der Bürgermeister, das Stadtverordneten-Kollegium, der Königliche Kreisschulinspektor, der Direktor der hiesigen Realschule sowie die Vertreter der Schulverbände teilnahmen, wurde eröffnet durch die vom Synagogenchor vorgetragene Motette: "Gesegnet sei, wer da kommt im Namen des Herrn." Hierauf verlas der Lehrer der Gemeinde, Herr Berendt, mit erhebend ausdrucksvoller Stimme Psalm 110. Nachdem der Chor alsdann Mah towu gesungen, trug die älteste Tochter des Vorstandsmitgliedes Herrn Michel in mustergültiger Weise einen Prolog vor und überreichte dem Gemeindevorsitzenden, Herrn M. Marum, den Schlüssel zur heiligen Lade. Dieser hielt eine Ansprache und dankte in kurzen, aber herzlichen Worten allen denen, die zur Ausführung des Baues beigetragen haben. Darauf öffnete Herr Marum die heilige Lage und übergab sie dem zeremoniellen Gebrachte. Während der Chor Wajehi benisa sang, entnahm das Vorstandsmitglied, Herr Löb, eine der Torarollen und übergab sie Herrn Berendt, welcher mit feierlicher Stimme folgendes sprach: "Und dies ist die Lehre, welche Moses den Kindern Israels vorgelegt, und in dieser Lehre steht das Wort, welches Israel auf seiner langen Wanderung durch die Geschichte als Banner gedient, um welches es sich geschart, das Wort, welches Sein Leitstern war in freundlichen und in trüber Tagen: Höre Israel, der Ewige, unser Gott, der Ewige, ist einzig." – Nachdem Chor und Gemeinde die letzten Worte in hebräischer Sprache wiederholt hatten, wurde die Torarolle unter geeignetem Chorgesang in die heilige Lade gestellt. Tief ergreifend und ernst durchdacht war die hierauf folgende Festpredigt des Herrn Berendt über das Wort des Propheten Jesajas: beiti beit tefila jekare lekol haAmim "Mein Haus soll sein ein Bethaus und ein Haus für alle Völker". Nach der hierauf von ihm vorgenommenen Weihe und der Verlesung des allgemeinen Bittegebets wurde sodann der aronitische Segen in hebräischer und deutscher Sprache erteilt und vom Chore der Weihgesang vorgetragen. Der Festgottesdienst hinterließ bei allen Teilnehmern ersichtlich einen der Würde der Feier voll entsprechenden Eindruck. Nach einer kurzen Pause fand kabbalat schabbat (Empfang des Schabbat) statt, wobei ebenso wie am Nachmittag unser prächtiges Gotteshaus in herrlichem elektrischem Lichterglanze erstrahlte. Am Samstag Vormittag fand ein Hauptgottesdienst statt, mit welchem die religiöse Feier abschloss. Nachmittags 4 Uhr begann im Saale der "hohen Burg" ein Bankett. In schönster Weise verlief auch diese Veranstaltung, sodass das Fest sich zu einem harmonischen Ganzen gestaltete, welches seinen Arrangeuren Ehre machte und bei allen Teilnehmern eine dauernde Erinnerung bilden wird. An der Ausschmückung des Gotteshauses haben sich ein besonderes Verdienst erworben: Frau Jakob Kaufmann geb. van Geldern, die durch Sammlung bei der Frauen die Anschaffung eines großartigen Parochet (Toravorhang) ermöglichte; Herr Ferdinand Herz, der eine kostbare Schulchandecke (Decke für das Vorlesepult) stiftete; Frau Else Jakobi geb. Marum von Grünstadt und Herr B. Steinherb aus Aachen, welche je ein reichgeziertes Toramäntelchen schenkten. Die Familie Jakob Marum aus Karlsruhe gab einen seltenen Teppich, der das Innere des Gotteshauses ziert.  

1929 wurde das Dach der Synagoge erneuert. Im August 1930 wurde eine Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus Sobernheim in der Synagoge angebracht.   

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge demoliert und geschändet. Die Gebetbücher wurden verbrannt. Die Torarollen und der Vorhang des Toraschreines konnten gerettet werden. Die zerschlagene Gefallenengedenktafel wurde von Alfred Marum in Sicherheit gebracht. (Sie wurde von ihm wieder zusammengesetzt und am 15. Oktober 1950 an dem Denkmal auf dem Friedhof im zerbrochenen Zustand befestigt. Die Jüdische Kultusgemeinde für die Kreise Bad Kreuznach und Birkenfeld hat die beschädigte Tafel durch eine originalgetreue Neuanfertigung im Januar 2005 ersetzt).  
  
1939 wurde die Synagoge an die Stadt verkauft, die das Gebäude zur Aula für das Gymnasium machen will. Im Zweiten Weltkrieg wird die ehemalige Synagoge allerdings als Lagerraum für die Wehrmacht zweckentfremdet.    
        
      
Nach 1945: 1953 wurde das Gebäude an den Inhaber des Kaufhauses Schmidt verkauft und danach als Möbellager verwendet. Dazu wurden zwei Zwischendecken eingezogen. 1971 drohte der Abbruch des Gebäudes. Eine breite Umgehungsstraße sollte nach den damaligen Plänen über das Grundstück der Synagoge führen. Nur mit großer Mühe konnte der Unterschutzstellungsantrag beim Landesamt für Denkmalpflege durchgesetzt werden. Die Stadt und der Eigentümer legten (vergeblich) Widerspruch ein. 
  
1986 wurde das Gebäude wiederum verkauft und als Getränkelager und zur Vorratshaltung verwendet. Am 9. November 1989 wurde der Förderverein Synagoge Sobernheim e.V. gegründet. Er setzte sich zum Ziel, das Vermächtnis der jüdischen Kultur in Bad Sobernheim zu bewahren. Von vornherein stand die Erhaltung und Renovierung der Synagoge im Mittelpunkt. Das Gotteshaus sollte einer sinnvollen, der Würde des Gebäudes entsprechenden Nutzung zugeführt werden. Diese Nutzung konnte darin gefunden werden, dass in dem Gebäude die städtische Bibliothek und die Bibliothek der Kirchengemeinde zusammengefasst werden sollten und dabei der frühere Betsaal in seinen Dimensionen erhalten blieb (keine durchgezogene Zwischendecke). 
   
2001
wurde von der Stadt Bad Sobernheim die Synagoge erworben. Durch einen Nutzungs- und Unterhaltungsvertrag kam das Gebäude in die Obhut der Fördervereins. 2002 wurden das Dach und die Fenster repariert. Von Nachkommen der Familie Marum wurde ein neuer Davidsstern für das Dach gespendet. Alsbald fanden in dem zunächst noch wenig ansehnlichen Innenraum mehrere Gedenkveranstaltungen, Konzerte und auch jüdische Gottesdienste statt. Enge Kontakte wurden in diesem Zusammenhang geknüpft zwischen dem Verein und der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (mit dem Max-Willner-Haus in Bad Sobernheim) und der Jüdischen Kultusgemeinde in Bad Kreuznach. 2003 fand der erste jüdische Gottesdienst in der Synagoge nach 65 Jahren statt.  
  
Zwischen 2005 und 2010 konnte die Restaurierung der ehemaligen Synagoge als eines Kulturhauses Synagoge" durchgeführt werden. Die feierliche Einweihung des "Kulturhauses Synagoge" war am 30. Mai 2010. 
   
   
Adresse: Förderverein Synagoge Sobernheim e.V., zu Hdn. von Hans-Eberhard Berkemann, Auf dem Kolben 4, 55566 Bad Sobernheim. Tel. 06751/3795. 
Spendenkonto: Sparkasse Rhein-Nahe (BLZ 560 501 80) Nr. 1 009 760  E-Mail
   
   
Adresse/Standort der SynagogeGymnasialstraße 9  
   
   
Fotos           
(Fotos um 1980 aus "und dies ist die Pforte..." s.Lit. S. 95.97)
Fotos 2005: Hahn, Aufnahmedatum am "Tag des offenen Denkmals", 11.9.2005) 

Der alte Betsaal / das Schulgebäude in der Marumstraße 
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Im Gebäude Marumstraße 20 (ehemaliges Haus der Familie Werner) befand sich 
vor Einweihung der Synagoge 1858 der Betsaal 
Erinnerung an die Strumpffabrik Marum 
in der Marumstraße
     
Historisches zur 1858 
eingeweihten Synagoge 
Sobernheim Synagoge 100.jpg (86196 Byte) Meisenheim Synagoge 117.jpg (62520 Byte)
   Innenansicht 
der Synagoge 
Toravorhang aus Bad Sobernheim, ausgestellt in 
der ehemaligen Synagoge in Meisenheim
      
Die ehemalige Synagoge 
um 1980
Sobernheim Synagoge 051.jpg (57172 Byte) Sobernheim Synagoge 050.jpg (41013 Byte)
    Links der ehemaligen Synagoge befindet 
sich noch der Anbau mit einer Einfahrt 
Möbellager im Inneren der 
ehemaligen Synagoge 
      
Die ehemalige Synagoge 2005 - vor den Renovierungsarbeiten    
Sobernheim Synagoge 101.jpg (54671 Byte) Sobernheim Synagoge 102.jpg (55256 Byte) Sobernheim Synagoge 103.jpg (59147 Byte)
Die Synagoge von Südwesten gesehen, 
links der Eingangsbereich 
Synagoge und Kirche 
im Gegenüber 
Die Synagoge von 
Osten gesehen 
     
Sobernheim Synagoge 104.jpg (55233 Byte) Sobernheim Synagoge 106.jpg (17559 Byte) Sobernheim Synagoge 111.jpg (37729 Byte)
Ansicht von Nordosten  Der 2002 aufgesetzte Davidstern, 
gestiftet von Nachkommen  
der Familie Marum 
Der Stab für den alten Davidsstern; 
der Stern wurde von der Dachspitze 
in der NS-Zeit "abgeschossen" 
 
     
Sobernheim Synagoge 109.jpg (58199 Byte) Sobernheim Synagoge 108.jpg (58362 Byte) Sobernheim Synagoge 114.jpg (71863 Byte)
Der Eingangsbereich  Die Portalinschrift, in der Mitte auf hebräisch "Haus Gottes"; links die hebräische Jahreszahl für 1858. Hinweistafel
   
     
Sobernheim Synagoge 115.jpg (53872 Byte) Sobernheim Synagoge 117.jpg (46350 Byte) Sobernheim Synagoge 116.jpg (26589 Byte)
Im Bereich des Erdgeschosses  Erster Stock auf Höhe der Frauenempore  Unter dem Dach 
     
Sobernheim Synagoge 110.jpg (69572 Byte) Sobernheim Synagoge 113.jpg (53624 Byte)   
Zeichnung der alten Gefallenengedenktafel,
 die in der Pogromnacht 1938 zerschlagen
 wurde (siehe die Kopie der Tafel auf
 dem Friedhof
Fotos und Namen der deportierten
 Sobernheimer Juden im Bereich des
 Toraschreines 
   
  
     
Sobernheim Synagoge 112.jpg (50209 Byte) Sobernheim Synagoge 105.jpg (45484 Byte)   
Aufgefundene Grabsteine.   
    
Die ehemalige Synagoge 
im Juni 2008 

(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 27.6.2008) 
Bad Sobernheim Synagoge 350.jpg (72985 Byte) Bad Sobernheim Synagoge 353.jpg (88588 Byte)
      Die ehemalige Synagoge, von Osten (links) und Südwesten (rechts) gesehen 
   
Bad Sobernheim Synagoge 354.jpg (100148 Byte) Bad Sobernheim Synagoge 355.jpg (99447 Byte) Bad Sobernheim Synagoge 356.jpg (99569 Byte)
 Eingang mit der Portalinschrift   Westliche Seite mit Eingangsbereich 
   
Bad Sobernheim Synagoge 352.jpg (55251 Byte) Bad Sobernheim Synagoge 357.jpg (79205 Byte) Bad Sobernheim Synagoge 359.jpg (47852 Byte)
    Hinweistafel  Der 2002 aufgesetzte Davidstern
     
     
Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten: die ehemalige Synagoge 
am Tag der Eröffnung als "Kulturhaus Synagoge" am 31. Mai 2010 
(Fotos: Hahn)
 
Bad Sobernheim Synagoge 440.jpg (74160 Byte) Bad Sobernheim Synagoge 447.jpg (69731 Byte) Bad Sobernheim Synagoge 445.jpg (77802 Byte)
Ansichten des Gebäudes von Osten / Nordosten   Ansicht von der Gymnasialstraße 
     
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Blick auf den Eingangsbereich  Hinweistafel "Kulturhaus Synagoge" 
     
Bad Sobernheim Synagoge 441.jpg (82188 Byte) Bad Sobernheim Synagoge 446.jpg (46521 Byte)  
Das Eingangstor mit Portalinschrift  Das Davidstern auf dem Gebäude   
     
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Ansichten des Erdgeschosses des vor allem als Bücherei genützten "Kulturhauses Synagoge" 
     
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Auf Höhe der früheren Frauenempore  Über dem ehemaligen Toraschrein:
Rundfenster mit Davidstern 
 
     
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Blick auf den 
ehemaligen Toraschrein 
Von der Familie Marum zur Einweihung als
 Kulturhaus zurückgegebene Torarolle
Fotos von jüdischen Einwohnern Sobernheims,
 die in der NS-Zeit ermordet wurden
      
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Ein Harmonium, wie es bis 1938 auf 
der Empore der Synagoge stand 
Modell der ehemaligen Synagoge von Gottfried Kneib 
 
     
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   Hoch verdient um die Restaurierung der
 ehemaligen Synagoge: Hans-Eberhard
 Berkemann im Gespräch 
 
       
     
Erinnerungen an die 
Familie Marum 
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   Straßenschild der Marumstraße, in der sich bis heute die Gebäude der 
ehemaligen Strumpffabrik Marum befinden 
      
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Der "Marum-Park", ehemals Privatgarten der Familie Marum, dann der Stadt geschenkt mit einem Gedenkstein für Arnold Marum,
 gewidmet von seinen Eltern Alfred und Amelie Marum (1952) 
       

      
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte ab 2012  

Es besteht eine weitere Seite mit Berichten zur Restaurierung der ehemaligen Synagoge 2005 
bis zur Einweihungsfeier am 30. Mai 2010 und darüber hinaus
  

     

Mai 2012: Andrew Marum besucht Bad Sobernheim   
Artikel in der "Rhein-Zeitung" vom 18. Mai 2012: "Auf den Spuren seiner jüdischen Vorfahren: Andrew Marum in Sobernheimer Synagoge..."  
Link zum Artikel       
 
Artikel von Marion Unger in der "Allgemeinen Zeitung" vom 22. Mai 2012: "Ein Stein im Gebäude der Erinnerung. Familie Marum. Nachfahre aus den Vereinigten Staaten lobst das Kulturhaus Synagoge als Gedenkstätte..." 
Link zum Artikel:  Ein Stein im Gebäude der Erinnerung (Allgemeine Zeitung, 22.05.2012)    
  
August 2012: Zum Tod von Andrew Marum  
Link zum Artikel: Andrew Marum ist tot (Allgemeine Zeitung, 03.08.2012) 
 
Januar 2015: Schüler des Felke-Gymnasiums erstellen Ausstellung über frühere jüdische Schüler  
Artikel von Wilhelm Meyer in der "Allgemeinen Zeitung" vom 29. Januar 2015: "Ausstellung: Bad Sobernheimer Felke-Gymnasium erinnert an das Schicksal jüdischer Schüler..." 
Ausstellung: Bad Sobernheimer Felke-Gymnasium erinnert an das Schicksal jüdischer Schüler (Allgemeine Zeitung, 29.01.2015)   
 
Februar 2015: Bericht von der Jahreshauptversammlung des Fördervereins Synagoge  
1004 Teilnehmer in 17 Führungen (Allgemeine Zeitung, 03.02.2015) 

     

2014: Der Sobernheimer Synagogen-Förderverein feiert 25-jähriges Bestehen   
Wir gratulieren Hans-Eberhard Berkemann und dem Förderverein für die in diesen Jahren geleistete großartige Arbeit!  
Vgl. Artikel von Stefan Munzlinger in der "Rhein-Zeitung" vom 11. Januar 2014: "Vor 25 Jahren von Synagogen-Freunden gegründet: Förderverein wurde anfangs auch skeptisch beäugt...."  
Link zum Artikel         
 
März 2016: Förderverein Synagoge wird Arbeitskreis im 'Kulturforum Bad Sobernheim e.V.'  
Artikel von Wilhelm Meyer in der "Allgemeinen Zeitung" (Bad Sobernheim) vom 2. April 2016: "Bad Sobernheim. Förderverein Synagoge wird Arbeitskreis im 'Kulturforum Bad Sobernheim e.V.'
BAD SOBERNHEIM -
Seine Eigenständigkeit als 'Förderverein Synagoge Sobernheim e.V.', so hatten die Teilnehmer der außerordentlichen Mitgliederversammlung im Oktober vergangenen Jahres beschlossen, sollte der Verein zugunsten eines Aufgehens im Kulturforum Bad Sobernheim e.V. aufgeben. Hintergrund dieser 'einschneidenden Veränderung', wie es der Fördervereinsvorsitzende Hans-Eberhard Berkemann in der Einladung geschrieben hatte, sei 'die Tatsache, dass die meisten Mitglieder des jetzigen Vorstandes aus Altersgründen bei der Neuwahl im nächsten Jahr nicht mehr antreten werden'..." 
Link zum Artikel   
Artikel von Wilhelm Meyer in der "Allgemeinen Zeitung" vom 11. April 2016: "Förderverein wird zum Arbeitskreis
BAD SOBERNHEIM
- Nach 35-jährigem Bestehen hat sich der Förderverein Synagoge als eigenständiger Verein aufgelöst. Als Arbeitskreis Synagoge im Kulturforum allerdings wird er, befreit vom Formalen einer Vereinsführung, seine Arbeit weiter verfolgen. Nach Erreichen seiner Hauptziele, so die Hoffnung des früheren Fördervereinsvorsitzenden Hans-Eberhard Berkemann, sieht er in der neuen Verortung eine weit größere Chance. Der Arbeitskreis Priorhof im Kulturforum habe es vorgemacht, erläuterte dessen Vorsitzender Uwe Engelmann in seiner Vorstellung der 'neuen Heimat' der Förderer. Auch hier arbeitet eine von Vereinsformalien befreite Gruppe im Rahmen des Kulturvereins mit großem Erfolg. Nicht anders der Arbeitskreis Stadtgeschichte. Erstmals sei in einer Sobernheimer Chronik das jüdische Leben der Stadt überhaupt wahrgenommen worden.
Ein Besuch von Dr. Frances Henry Anfang Juni ist dabei ein wegweisendes Ereignis. Henry, Enkeltochter von Jakob und Johanna Ostermann, hat das Buch 'Nachbarn und Opfer', Erinnerungen an eine Kleinstadt (Sobernheim) im Nationalsozialismus, geschrieben, das der Förderverein herausgegeben hat. Sie bringt Briefe mit, die ihr Großvater aus Sobernheim den in Sicherheit befindlichen Kindern, also auch ihren Eltern, geschickt hatte. Das tragische Schicksal ihrer verbliebenen Großeltern, die schließlich in Theresienstadt ermordet wurden, ist Teil der Sobernheimer Geschichte. Vieles ist noch unerzählt, so hat ein Fund Berkemanns die Rolle des Sobernheimer evangelischen Pfarrers in völlig neuem Licht erscheinen lassen. Oder dass das Katholische Pfarrhaus lange das Zentrum der Versorgung der jüdischen Bevölkerung mit Fleisch gewesen sei.
HAUPTAKTEURE: Auf die neben dem Förderverein beim Erhalt der Synagoge tätigen Hauptakteure machte Berkemann gesondert aufmerksam. Da sei das Engagement des damaligen Bürgermeisters Hans-Georg Janneck zu nennen, das Land, das den Großteil der Mittel beigesteuert und die evangelische Kirche, die sich mit 30 000 Euro für die Restaurierung eingesetzt habe.
Der Jahresrückblick weitete sich zwar an manchen Stellen zu einer Generalerinnerung, der Kassenbericht aber hatte nichts davon. Überprüft und einwandfrei vorgefunden worden war Gottfried Kneibs Kasse von Ernst Fechter und Dr. Hans-Gert Dhonau. Entsprechend einstimmig konnte die Entlastung ausgesprochen werden. Das Vereinsvermögen war schon vorab zur Verwendung für den AK Synagoge dem Kulturforum überwiesen worden. Hans-Peter Koch übernahm den formalen Teil der Vereinsauflösung und die Wahl der Liquidatoren, zu denen einstimmig Berkemann und Kneib gewählt wurden. Sie haben im Laufe des folgenden Jahres die Vorstandsaufgaben zu erfüllen, bevor der Verein dann endgültig erlöschen kann. Den Schlusspunkt setzte Bürgermeister Michael Greiner. Den Dank der Stadt trug er vor, aber auch einen ganz persönlichen. Die Begegnung mit der jüdischen Geschichte der Stadt, wie sie erst durch die beharrliche Arbeit des Fördervereins sichtbar gemacht worden sei, habe auch für ihn eine bedeutende Rolle gespielt." 
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Februar 2020: Nachkommen der jüdischen Familie Ostermann aus Meddersheim/Bad Sobernheim besuchen den Ort 
Anmerkung: zu Prof. Frances Henry vgl. https://www.yorku.ca/fhenry/background.htm  
Frances Henry ist als Franziska Ostermann im Frühjahr 1939 im Alter von sieben Jahren in die USA emigriert. Mitte der 1970er-Jahre kam sie erstmals zurück nach Sobernheim. Sie verfasste das Buch:
Frances Henry: Nachbarn und Opfer. Erinnerungen an eine Kleinstadt im Nationalsozialismus. Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 1992. 256 S.   
Artikel von Wilhelm Meyer in der "Allgemeinen Zeitung" vom 4. Juni 2016: "Auf der Suche nach den Wurzeln
BAD SOBERNHEIM/MEDDERSHEIM
- Das wievielte Mal sie nun in Bad Sobernheim gewesen ist, wisse sie gar nicht mal genau, erzählte Frances Henry aus Toronto, in Deutschland als Franziska Ostermann geborene Jüdin, bei ihrer Lesung im Tennensaal von Menschels Vitalresort. Aus den Erfahrungen ihrer ersten beiden Besuche an der Nahe hat die bis in ihr siebtes Lebensjahr in Bad Kreuznach aufgewachsene Autorin und emeritierte Professorin der Anthropologie auf der Suche nach ihren Wurzeln ein Buch geschrieben, das für die Geschichte Sobernheims von beträchtlicher Bedeutung ist. Doch 'Nachbarn und Opfer' ist – auch wenn es die Geschehnisse aufgezeichnet hat, wie sie die Sobernheimer Bewohner und die der Vernichtung entkommenen ehemaligen jüdischen Sobernheimer ihr berichteten – nicht nur Lokalgeschichte. 'Erinnerung an eine Kleinstadt im Nationalsozialismus', so der Untertitel, weist auch auf das Exemplarische der von Henry zunächst in Amerika publizierten Arbeit. Kein geringerer als Willy Brandt schrieb damals das Vorwort.
Eltern des Vaters sterben in Theresienstadt. Die Lesung war der Abschluss ihres Aufenthaltes an der Nahe und ein familiärer dazu. Einige Zuhörer, frühere Meddersheimer oder Sobernheimer, waren zur Lesung von weither angereist, und nicht wenige im Tennensaal hatten das kleine hübsche Mädchen Franziska noch gekannt. Auf die Frage des Kreuznacher Pfarrers Dietrich Humrich, ob ihre Eltern ihr damals von den Geschehnissen in Deutschland erzählt hätten, antwortet Henry 'Nie, sie waren ja noch so jung!' Im Gegensatz dazu hatten die von ihr für 'Nachbarn und Opfer' Befragten in Sobernheim ausgiebig erzählt. In Deutschland wird Henry begleitet von ihrer Freundin Irma Fechter, Mitglied des vormaligen Fördervereins Synagoge, die heute in Bad Homburg lebt. Mit ihr und Hans-Eberhard Berkemann hat Frances Henry in den drei Tagen ihres Besuchs ein beachtliches Programm absolviert. Nicht zuletzt, um ihrer Enkelin Tianna, die sie nach Deutschland begleitet hat, von den Wurzeln zu berichten, die auch die ihren sind.
Henrys Vater, Arzt in Bad Kreuznach (sc. Dr. Wilhelm/William Ostermann, 1902-1972), ist in Meddersheim geboren, wie mehrere weitere Verwandte auch. Die Großeltern Jakob und Johanna Ostermann (sc. Johanna Ostermann geb. Mayer aus Staudernheim) lebten in Sobernheim (sc. Wilhelmstraße 11) und waren Ziel so vieler Besuche ihrer Enkelin. Ihnen war es nicht mehr gelungen, aus Nazi-Deutschland zu fliehen. Sie gehörten schließlich zu den nach Theresienstadt Deportierten. Ihre Großmutter, schon altersschwach und gebrechlich, starb bald danach. Ihr Großvater, ein kräftiger starker Mann, habe wohl noch über ein Jahr weitergelebt. Das Mädchen konnte 1939 mit ihren Eltern in die USA fliehen. Für die Geschichte Sobernheims bedeutende Dokumente hatte Henry dabei und übergab sie Berkemann für das Archiv: Briefe ihres Großvaters. Noch ist der Einblick in das Leben ihrer Sobernheimer Großeltern, den die hier übergebenen Briefe gewähren, nicht abzuschätzen. Sütterlinschrift und eine zunehmende Entfernung von der deutschen Sprache haben es der Enkelin bislang verwehrt, zu erfahren, was ihr Großvater im Jahr 1941 aus Sobernheim nach Amerika zu den glücklich geretteten Verwandten geschrieben hat. Ein hoffnungsvoller Programmpunkt dieser Tage war ein Gespräch in der ehemaligen Sobernheimer Synagoge. 53 Kinder der Lichtigfeld-Schule in Frankfurt füllten den Raum. Nicht der erste Besuch war es für Lea Wolf und Sigal Markhoff, die, wenn sie mit Schülern im Jüdischen Erholungsheim sind, einen Besuch in der Bad Sobernheimer Synagoge nie auslassen. Doch für beide war es diesmal etwas ganz Besonderes. Hatten ihre Eltern doch ein gleiches Schicksal, Exil, erfahren, wie Frances Henry, die mit sieben Jahren ohne ein Wort Englisch zu können, in New York ihr Schiff verließ. Erschrocken musste Henry bei ihrem Besuch in Bad Sobernheim sehen, wie das ehedem schöne Haus ihrer Großeltern in der Wilhelmstraße verfällt. "  
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Links und Literatur

Links: 

bulletWebsite der Stadt Bad Sobernheim  
bulletWebsite des Fördervereins Synagoge Sobernheim 
bulletKurze Informationsseite zur Gedenkstätte Synagoge Sobernheim  

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 768; III,2 S. 1374-1376. 
bulletInformationsblätter des Fördervereins Synagoge Sobernheim e.V. 
bulletFrances Henry: Nachbarn und Opfer - Erinnerungen an eine Kleinstadt im Nationalsozialismus. Mit einem Vorwort von Willy Brandt. Hrsg. vom Förderverein Synagoge Sobernheim. Bonn 1992. 256 S. 
bulletHans-Eberhard Berkemann: Gedenkfeier zum 50. Jahrestag der letzten Deportation aus Sobernheim am 26. Juli 1992. Gedenkgottesdienst vom 26. Juli 1992 in der Matthias-Kirche. Bericht zu den Ereignissen am 26. Juli 1942. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad Kreuznach 4. Jahrgang. Ausgabe 2/1994 Heft Nr. 7 S. 24-28. Online eingestellt (pdf-Datei).    
bulletders.: Der Innenraum der Sobernheimer Synagoge. Zum Gemälde von Hans Marum. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Hrsg. von Matthias Molitor und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad Kreuznach. 4. Jahrgang Ausgabe 3/1994 S. 42-43. Online eingestellt (pdf-Datei).  
bulletChanan Peled, vormals Hans-Hermann Feibelmann: Meine Kindheit im III. Reich, das Novemberpogrom von 1938 und meine Flucht aus Deutschland. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad Kreuznach. 8. Jahrgang Ausgabe 2/1998 Heft Nr. 16. S. 35-37.  Online zugänglich (als pdf-Datei eingestellt). 
bulletHans-Eberhard Berkemann: 60 Jahre Novemberpogrom in Bad Sobernheim. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad Kreuznach. 8. Jahrgang Ausgabe 2/1998 Heft Nr. 16. S. 35-37.  Online zugänglich (als pdf-Datei eingestellt). 
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 95-97 (mit weiteren Literaturangaben).  
bulletEinzelne Presseartikel aus der "Allgemeinen Zeitung" (siehe Berichte auf einer weiteren Seite)  
bulletSobernheim Syn Lit 13010.jpg (44547 Byte)Gottfried Kneib: "Die Synagoge von Bad Sobernheim". Erschien 2013. 
Erhältlich gegen eine Spende beim Förderverein Synagoge. Tel. 06751-3795. 
Sonderdruck aus dem "Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte". Schriftenreihe des Landeshauptarchivs in Koblenz. 
Vgl. Presseartikel: "Die spannende Geschichte der Sobernheimer Synagoge" in "Rhein-Zeitung" vom 24.1.2013. Link zum Artikel
bulletMartin Geisz: Harmonium – Instrumente in Synagogen – Musik für Harmonium in Synagogen. Mettlach: Arbeitskreis Harmonium in der Gesellschaft der Orgelfreunde. November 2015. Beitrag ist eingestellt (pdf-Datei).   
Der Autor Martin Geisz zeigt anhand einiger Beispiele, daß das Harmonium auch zum jüdischen Kulturerbe gehört. Harmoniums waren von 1810 bis zur Reichsprogromnacht am 9./10. November 1938 in verschiedenen Synagogen jüdisch-reformierter Gemeinden als einziges Begleitinstrument oder zusätzlich zur Orgel vorhanden. Anhand einiger Beispiele wird die Geschichte und Nutzung der Harmoniums in Synagogen nachgezeichnet, daneben gibt der Autor zahlreiche Hinweise zu Komponisten und Literatur dieses Repertoires.
Erschienen im November 2015. Das Harmonium in Bad Sobernheim wird ausführlich vorgestellt.   

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Sobernheim  Rhineland. Jews are first mentioned in 1336 and were victims of the Black Death persecutions of 1348-49. Settlement was soon renewed, with Jews earning their livelihoods as moneylenders, wine and textile merchants, and livestock traders. In 1808 a local Jew was chosen as a deputy to the Assembly of Jewish Notables in Paris. A synagogue was consecrated in 1859 but the community remained under the jurisdiction of the Bad Kreuznach regional congregation, only becoming independent in 1926. A Jewish elementary school was in operation by 1840. During the 19th century, Jews began opening stores and business establishments, mainly dealing in textiles. One store became the largest department store in the town and a small, domestic sock-knitting business, started by Sarah Maron, a widow with nine children, became a huge family enterprise employing 800 workers. The Jewish population was 131 in 1843 and 109 (total 3,479) in 1905. In 1888, a Jew was first elected to the municipal council. Afterwards, Jews also served as deputy mayors (mostly members of the wealthy Marom family). The Zionists were active between the World Wars but the majority of the community did not identify with the movement. In religion, most were Liberal (15 % being considered Orthodox). Harmonious relations generally prevailed with the non-Jewish population. These, however, eroded somewhat during the Weimar period. 
In the March 1933 Reichstag elections, 42 % of the local vote went to the Nazi Party. In 1933, the 34 families in Sobernheim owned 19 businesses. All were subjected to boycott pressures and most closed in 1935-36, the last of them in 1938 (including the Marom factory, sold at the end of the year) along with homes and land still in Jewish hands. Social ostracization accompanied the boycott as Jews were insulted, spat upon, and beaten in the streets. Only a small minority continued to help the Jews. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue and Jewish homes were seriously damaged and the Jewish cemetery was desecrated. The last 13 Jews were moved to five houses and in spring and summer 1942 deported to the east where they died. Of the 150 Jews present in Sobernheim in the Nazi period, 76 emigrated (46 to the United States) while 23 left for other German cities. At least 31 perished in the Holocaust.   
      
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020