Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Rödelheim (Stadt Frankfurt am Main) 
Jüdische Friedhöfe  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde      
   
Siehe Seite zur Synagoge in Rödelheim (interner Link) 
   
   
Zur Geschichte der Friedhöfe        
   
Der alte jüdische Friedhof wurde spätestens in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegt. Er wurde bis 1848 belegt. Die ältesten noch sichtbaren Grabsteine datieren von 1740. Da der Friedhof in der NS-Zeit abgeräumt wurde, sind nur noch etwa 20 Grabsteine erhalten. Ein 1893 erneuerter Grabstein am Eingang erinnert an den Gelehrten und Verleger Wolf Heidenheim (gest. 1832). Die Friedhofsfläche beträgt 27,24 ar. 
   
Der neue Friedhof wurde Ende der 1840er-Jahre angelegt (der alte Friedhof wurde 1848 geschlossen), jedoch in der NS-Zeit völlig abgeräumt. Nur zwei Erinnerungssteine mit der gleichlautenden Inschrift "Jüdischer Friedhof der ehemaligen Gemeinde Rödelheim" zeigen an, dass sich hier ein Friedhof befand. Die Friedhofsfläche beträgt 14,93 ar. 
   
   
Aus der Geschichte der Friedhöfe  

Neuer Grabstein für Wolf Heidenheim im alten Friedhof (1893)  
Anmerkung: den Bericht verfasste wohl der langjährige Gemeindevorsteher Heinrich Hammel.   

Roedelheim Israelit 01061893.jpg (190273 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1896: "Rödelheim, am 41. Tag des Omer (= Freitag, 12. Mai 1893). Zu einer Gedächtnisfeier hatten sich am letzten Sonntag Nachmittag eine große Anzahl hiesiger Gemeindemitglieder, sowie mehrere Herren aus Frankfurt am Main auf dem alten jüdischen Friedhofe eingefunden, und noch selten dürfte dieser ehrwürdige Totenhof seit dem Jahre 1848, wo er geschlossen wurde, eine solche Anzahl von Besuchern aufzuweisen gehabt haben, als am genannten Tage. Galt es doch einem Manne zu Ehren, der, obgleich ihn bereits 61 Jahre der Mutterschoß der Erde birgt, dennoch heute in Aller Gedächtnis lebt - dem berühmten Wolf Heidenheim - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, dem von einer Anzahl Verehrern, namentlich in Frankfurt am Main, ein neuer Leichenstein, nachdem der alte dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen, gestiftet wurde, und bei welcher Gelegenheit Herr Rabbiner Dr. Horowitz aus Frankfurt eine längere Rede hielt. Derselbe schilderte eingehend, mit passenden Midraschstellen verknüpft, das Leben und Wirken Heidenheims, wie seiner hervorragenden Kenntnisse auf dem Gebiete der jüdischen Literatur und Grammatik bahnbrechend für die jüdische Gelehrtenwelt gewesen sind und er es dennoch nicht verschmähte, als Gelehrter selbst Hand anzulegen, um seine Werke zu drucken ... und um das Jahr 1800 die noch heute bestehende Rödelheimer hebräische Buchdruckerei begründete. Aber nicht allein als jüdischer Gelehrter, sondern auch als Vertreter der sozialen Bildung ist uns Heidenheim bekannt geworden, denn er stand damals bei der Frankfurter christlichen Geistlichkeit in hohem Ansehen und war der Vermittler zwischen dieser und den Frankfurter Rabbinen. Herr Dr. Horowitz übergab alsdann den neuen Grabstein unserer Gemeinde, als Zeichen der Dankbarkeit gegen diesen großen Toten. Der Grabstein, den ein aus Granit bestehender Untersatz trägt, ist in gewölbter Form ein aus Syenit gefertigtes, des Toten würdiges Denkmal mit sinnreicher Inschrift versehen. Herr Dr. Horowitz hat sich um diese Angelegenheit die meisten Verdienste erworben, indem er durch Sammlung die nötigen Mittel hierzu beschaffte. Ich glaube deshalb im Rechte zu sein, wenn ich namens unserer Gemeinde Herrn Dr. Horowitz - sein Licht leuchte - für sein rastloses und uneigennütziges Bestreben auch an dieser Stelle den innigsten Dank ausspreche. - Jahrzehnte sind dahin gerauscht, seitdem Wolf Heidenheim - seligen Andenkens - nicht mehr unter den Lebenden weilt und in glänzender Weise hat sich an ihm bewährt das alte jüdische Weisheitswort - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen, denn als Segen wird er sich erweisen für alle diejenigen, die da lernen von seinem Leben und leben nach seiner Lehre. Hch. Hammel."       

   
   
   
Lage der Friedhöfe   
  
Alter Friedhof: an der Straße "Seegewann" bzw. "Zehntmarkweg".      
  
Neuer Friedhof: an der Westerbachstraße innerhalb des allgemeinen Friedhofes.    
  
 
Links zu den Google-Maps   
(der grüne Pfeil markiert jeweils die Lage des Friedhofes)     

Der alte Friedhof    Der neue Friedhof  
   

    
    
    

Fotos 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 13.9.2012; Fotos zu den jüdischen Friedhöfen auch in den Fotoseiten von Stefan Haas: https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-hessen/)     

Der alte jüdische Friedhof      
 Roedelheim Friedhof a12040.jpg (274958 Byte)  Roedelheim Friedhof a12041.jpg (153000 Byte)  Roedelheim Friedhof a12042.jpg (239788 Byte)
Das Eingangstor   Hinweistafel   Blick vom Eingang über den Friedhof 
    Das Foto oben in hoher Auflösung  
     
Roedelheim Friedhof a12043.jpg (222499 Byte) Roedelheim Friedhof a12055.jpg (179031 Byte) Roedelheim Friedhof a12044.jpg (272452 Byte) Roedelheim Friedhof a12045.jpg (255993 Byte)
Grabstein für Wolf Heidenheim von 
1893 (siehe Bericht oben)  
 Teilansicht   
  
   Das Foto oben in hoher Auflösung   
     
Roedelheim Friedhof a12046.jpg (289345 Byte) Roedelheim Friedhof a12047.jpg (256848 Byte) Roedelheim Friedhof a12048.jpg (262830 Byte)
Einzelne Grabsteine im oberen Teil des Friedhofes  
     
Roedelheim Friedhof a12049.jpg (304345 Byte) Roedelheim Friedhof a12050.jpg (275742 Byte) Roedelheim Friedhof a12052.jpg (281153 Byte)
  Unterer Bereich des Friedhofes   Teilansicht im unteren Teil 
  Das Foto oben in hoher Auflösung   
     
Roedelheim Friedhof a12051.jpg (274698 Byte) Roedelheim Friedhof a12053.jpg (304081 Byte) Roedelheim Friedhof a12054.jpg (301187 Byte)
Einzelne Grabsteine im unteren Teil des Friedhofes   
     
     
Der neue jüdische Friedhof    Roedelheim Friedhof 12025.jpg (172118 Byte) Roedelheim Friedhof 12026.jpg (158341 Byte) 
  Plan des allgemeinen Friedhofes in Rödelheim mit dem jüdischen Teil
 (Ausschnittvergrößerung rechts): auffallend die Eintragung der (teilweise nur
 geplanten) Grabstätten, obwohl auf dem Friedhof selbst keine mehr erkennbar sind.  
     
     
Roedelheim Friedhof 12024.jpg (288393 Byte) Roedelheim Friedhof 12023.jpg (290262 Byte) Roedelheim Friedhof 12022.jpg (274680 Byte)
Ansichten des Friedhofes 
     
Roedelheim Friedhof 12021.jpg (279914 Byte) Roedelheim Friedhof 12020.jpg (173147 Byte)   
Ansicht des Friedhofes mit den 
beiden Gedenksteinen 
Einer der beiden 
Gedenksteine 
 
      

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte        

November 2017: Führung über die jüdischen Friedhöfe   
Artikel in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 18. November 2017: "Gedenkstätte. Jüdische Friedhöfe: Gräber für die Ewigkeit
18.11.2017 Nur zwei jüdische Friedhöfe haben die NS-Zeit überstanden. Während im Nordend zahlreiche Grabsteine das jüdische Leben in Frankfurt bis heute dokumentieren, sind in Rödelheim nur noch zwei überwiegend leere Rasenflächen erhalten. Am Sonntag findet dort zum zweiten Mal eine historische Führung statt.

Nur zwanzig Grabsteine stehen noch vereinzelt auf dem alten jüdischen Friedhof in Rödelheim. Mit Berg und Tal ist das Friedhofsgelände untypisch geformt. Die stromlinienförmige Kurve hat der Westerbach ausgehoben, der hier bis ins 19 Jahrhundert gestaut wurde. Nach der Trockenlegung erhielt die jüdische Gemeinde die untere Ebene als Friedhofsfläche dazu. Heute sind die beiden jüdischen Friedhöfe in Rödelheim eher Leerstellen in der Landschaft. Auf dem 'neuen jüdischen Friedhof' in der Westerbachstraße erinnern nur noch zwei Gedenktafeln vor einer sonst leeren Rasenfläche an den Versuch der Nationalsozialisten, jegliche Spuren jüdischen Lebens in Rödelheim auszulöschen. Dabei haben die jüdischen Rödelheimer das Leben in der Ortschaft entscheidend geprägt. Mitte des 19. Jahrhunderts stellten sie knapp ein Fünftel der Rödelheimer Bevölkerung. Damals war Rödelheim noch eine eigene Gemeinde. Erst 1910 wurde es an das Stadtgebiet Frankfurts angeschlossen. Durch zahlreiche Eingemeindungen umfasst Frankfurt heute zwölf jüdische Friedhöfe. Nicht in allen Stadtteilen aber sind die Grabesstätten so präsent und weitestgehend unversehrt wie im Nordend. Auch in einigen anderen Stadtteilen gibt es nur Überreste.
So etwa in Griesheim. Das Gelände des 1740 eröffneten Friedhofs kaufte die IG Farben AG in den 1870er Jahren auf, um es in ein Fabrikgelände umzuwandeln. Trotz Protesten wurden etwa 40 Tote auf ein Gräberfeld neben dem neuen christlichen Friedhof in der Waldschulstraße verlegt, das heute noch zu sehen ist. Auch in Niederursel und Urselbachtal weisen nur noch Gedenktafeln auf die Gräberfelder hin.
Dabei werden jüdische Gräber auf ewig angelegt, erklärt Majer Szanckower, der die jüdischen Friedhöfe in Frankfurt verwaltet. 'Ewig heißt: bis der Messias kommt. Wenn der Messias kommt, stehen alle Juden auf und gehen nach Jerusalem. Das bedeutet, dass jüdische Gräber bis dahin nicht angerührt werden dürfen und wir auch nicht in Urnen bestatten.' Dadurch ist der älteste jüdische Grabstein in Frankfurt auf das Jahr 1272 datiert. Er steht auf dem östlichen Drittel des 'Uraltfriedhofs' am Börneplatz, das unversehrt geblieben ist. Heute mit Moos und Efeu bedeckt, sind einige der dort eng stehenden Steine in die Erde eingesunken oder umgekippt.
Bis 1828 fanden Verstorbene auf dem Friedhof am Börneplatz eine Ruhestätte. Dann wurde der Friedhof geschlossen und blieb über 100 Jahre unangetastet. Im Jahr 1943 begannen die Nationalsozialisten, den Friedhof mit über 6.500 Gräbern systematisch zu zerstören. Das letzte Drittel ist nur wegen des Bombenkriegs, der die Nazis vom weiteren Abräumen abhielt, unversehrt. Die entwendeten Grabsteine wurden meistens zerhackt und als Baumaterial genutzt. Neben zahlreichen Bruchstücken wurden davon 2.500 während der Aufbauarbeiten in den 1950er Jahren unter Trümmern und Bauschutt wiedergefunden. Sie stehen nun entlang der Innenseiten der Friedhofsmauer an der Battonnstraße.
Unter den 20 Steinen auf dem alten Rödelheimer Friedhof befinden sich die zweier Berühmtheiten: Baruch Baschwitz und Wolf Heidenheims. Der 1757 geborene Heidenheim eröffnete zuerst eine Druckerei in Offenbach, bevor er sich in Rödelheim niederließ und mit zeitweise mit Baschwitz zusammen verlegte. Neben einer eigenen Pentateuch-Ausgabe verfasste Heidenheim unter anderem eine wichtige jüdische Grammatik sowie religionsphilosophische Texte. In ihrer morgigen Führung wird es nicht nur um berühmte Rödelheimer gehen, sondern auch um die Memoria-Kultur an sich, erklärt Gabriela Schlick-Bamberger, Historikerin und Leiterin der Religionsschule Jeschurun. In Rödelheim sei die Forschung zurzeit sehr aktiv, erst im Sommer sind erneut Stolpersteine gelegt worden. 'Die Rödelheimer Juden sind ein Teil der Stadtgeschichte. Es ist wichtig, sich an sie zu erinnern.', sagt sie, 'vor allem über Besuch von Rödelheimer Anwohnern würde ich mich deshalb sehr freuen.' Die Führung über die beiden Friedhöfe findet morgen zum zweiten Mal statt. Die erste Führung sei mit über 60 Interessierten gut aufgenommen worden.
Führung über die jüdischen Friedhöfe am 19. November, 14 bis 15.30 Uhr, Treffpunkt: Alter jüdischer Friedhof, Zentmarkweg hinter der Straße Am Seedamm. Keine Anmeldung erforderlich, Eintritt: 6 € / 5 €."   

    
     

Links und Literatur 

Links: 

bulletZur Seite über die Synagoge in Rödelheim  (interner Link) 
bulletFotoseiten von Stefan Haas mit Fotos der jüdischen Friedhöfe von Rödelheim: https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-hessen/   

Literatur:  

bulletRoedelheim Lit 010.jpg (66455 Byte)Hans-Dieter Schneider: Geschichte und Geschichten um den Alten Jüdischen Friedhof in Rödelheim. Beiträge zur Rödelheimer Geschichte 4. Hrsg. vom Heimat- und Geschichtsverein Rödelheim e.V. Frankfurt am Main - Rödelheim 2015. 152 S. Zu bestellen beim Heimat- und Geschichtsverein Rödelheim e.V.  http://www.hgv-roedelheim.de/       

    
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020