Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Reinheim mit Georgenhausen, Spachbrücken, Ueberau und Zeilhard (Kreis Darmstadt-Dieburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule     
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Privatpersonen und Gewerbebetriebe  
Ereignisse im Frühjahr 1933 nach der Machtübernahme 
Kennkarten aus der NS-Zeit    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
   
In Reinheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Bereits im Mittelalter lebten Juden am Ort, da 1328 ein "David von Reinheim" Judenbürger in Frankfurt wurde. Auch ein Isaak von Reinheim wird 1343-1347 in Frankfurt genannt. Weitere Nachrichten im Mittelalter fehlen.
   
In Spachbrücken lebten um 1548 drei jüdische Familien: Samuel, Liebmann und Salomon. Hier dürfte im 17./18. Jahrhundert eine selbständige Gemeinde bestanden haben, da noch um 1830 55 jüdische Einwohner gezählt wurden. Auch bis Ende des 19. Jahrhunderts wird im "Statistischen Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes" Spachbrücken (zusammen mit Georgenhausen) noch als selbstständige Gemeinde aufgeführt (siehe unten). 
  
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde in Reinheim geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 1606 wird in der Stadtrechnung die Summe von 3 Gulden genannt, die ein namentlich nicht genannter Jude für das Wohnrecht in der Stadt zu zahlen hatte. 1626/27 gab es sieben jüdisch, als zwei jüdische Familien am Ort lebten (jeweils 1746 und 1770). Lange ansässig waren vor allem die Familien Lehmann und Frohmann.  
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner in Reinheim wie folgt: 1805 30 jüdische Einwohner (3,0 % von insgesamt 984 Einwohnern), 1829 59 (4,9 % von 1.196), 1861 40 (2,8 % von 1.414), 1880 77 (4,6 % von 1.663), 1890 100 (in 17 Familien), 1893 95, 1897 83 (in 16 Familien), 1900 86 (4,5 % von 1.892), 1903 83 (von 1893 Einwohnern, in 16 Haushaltungen), 1910 78 (3,5 % von 2.209).
 
Zur jüdischen Gemeinde Reinheim gehörten - spätestens Anfang des 20. Jahrhunderts - auch die in den umliegenden Orten lebenden jüdischen Personen:
in Spachbrücken (1830 55, 1896 23 in 4 Familien, 1897 19 in fünf Familien, 1898 20 in vier Haushaltungen, 1905 15 jüdische Einwohner). Das "Statistische Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes" führt für 1896/1897 noch eigene Gemeindevorsteher auf: J. Lehmann. B. Neumann, J. Weisbecker und nennt als jüdischen Lehrer am Ort Herrn Sulzbacher, der 1896 neun, 1897 acht Kinder unterrichtete). 1898 waren H. Lehmann und J. Weisbecker die Gemeindevorsteher.
in Georgenhausen (1830: 24, 1897 20, 1899 16 in drei Haushaltungen, 1905: 18 jüdische Einwohner). Auch hier werden im "Statistischen Jahrbuch" 1897/1899 noch eigene Gemeindevorsteher genannt: S. Morgenstern und A. Morgenstern. Am Ort erhielten 1896 sechs Kinder Religionsunterricht durch Lehrer Sulzbacher aus Spachbrücken. 1897 waren es fünf, 1899 sechs Kinder, die jüdischen Religionsunterricht erhielten.  
sowie in
Ueberau
. An letzterem Ort wohnte um 1870 der damalige Vorsteher der "Israelitischen Gemeinde Reinheim mit Ueberau" Frohmann (siehe Ausschreibungstext der Lehrerstelle von 1870).
   
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde in Reinheim eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad (im Untergeschoss des Synagogengebäudes). Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden bis Anfang des 19. Jahrhunderts in Dieburg, spätestens seit 1931 in Groß-Bieberau beigesetzt (dieser Friedhof liegt an der Straße zwischen Reinheim und Groß-Bieberau). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (Ausschreibungen der Stelle s.u.). Genannt werden unter anderem: um 1857 Lehrer Sugerheim (genannt bei einer Lehrerversammlung in Offenbach, AZJ 12.10.1857 S. 576; doch unklar, um nicht verschrieben für Sugenheim oder ähnlich), um 1873 Lehrer Hirschhorn (genannt in "Der israelitische Lehrer" 1873 12 S. 50), um 1879/1881 Lehrer Lublinsky. Über 45 Jahre Jahre war in der Gemeinde (seit 1891 bis nach 1936) Lehrer Josef Vorenberg tätig (geb. 1865 in Meimbressen, vor Reinheim Lehrer in Monsheim). 1883 hatte die Gemeinde noch 18 schulpflichtige Kinder, 1892 12, 1893 16.
   
An jüdischen Vereinen gab es seit 1852 einen "Israelitischen Verein" bzw. "Israelitischer Wohltätigkeitsverein" (1892 unter Leitung von H. Frohmann und M. Frohmann, 1893/1896 unter Leitung von H. Frohmann, A. Frohmann und Z. Rosenthal in Überau), nach 1900 einen Israelitischen Männerverein (1932 unter Leitung von M. Lehmann, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger) sowie einen Israelitischen Frauenverein (gegründet 1909, s.u.; 1924 17 Mitglieder unter Leitung von Emma Karlsbeck, 1932 unter Leitung von Sara Lehmann, Zweck: Unterstützung Hilfsbedürftiger). 1929 wird in Reinheim ein "Verein zur Anschaffung von Synagogen-Requisen" genannt (Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft 1929 S. 207).
 
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1870 Herr Frohmann, um 1871/1887 Herz Lehmann, um 1892 die Herren Lehmann, Frohmann und Neumann. 
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Heinrich Frohmann (geb. 3.11.1895 in Reinheim, gef. 5.8.1916) und Julius Morgenstern (geb. 9.7.1888 in Georgenhausen, vor 1914 in Reinheim wohnhaft, gef. 15.9.1914). Außerdem ist gefallen Albert Morgenthau (geb. 12.8.1887 in Reinheim, vor 1914 in Dresden wohnhaft, gef. 31.8.1918).       
  
Ihre Einkünfte bezogen die jüdischen Haushaltsvorsteher von ihren Tätigkeiten als Kauf- und Geschäftsleute. Es gab um 1925 auch noch fünf Viehhändler und zwei Metzger. Außerdem gab es einen Fabrikanten (Josef Frohmann, der eine Steinschleiferei betrieb). Beliebt und geschätzt unter der Bevölkerung war der Arzt Dr. Jacob Goldmann (1933 nach Frankfurt gezogen, vgl. Artikel unten, 1939 über Großbritannien in die USA; zu seinem 1921 in Reinheim geborenen Sohn Robert Goldmann siehe unten). 
        
Um 1924, als noch 64 jüdische Personen in Reinheim lebten (2,7 % von 2.378), waren die Vorsteher der Gemeinde H. Frohmann jun., M. Karlsberg und H. Wolf. Als Kantor, Lehrer und Schochet war weiterhin Josef Vorenberg tätig. Er unterrichtete damals drei schulpflichtige jüdische Kinder in Religion. Zur jüdischen Gemeinde gehörten damals auch fünf in Spachbrücken wohnende jüdische Personen. 1932 waren die Vorsteher: S. Steiermann (1. Vors.), A. Wolf (2. Vors.) und Max Lehmann (3. Vors.). Weiterhin war Lehrer Vorenberg in der Gemeinde tätig. Er unterrichtete im Schuljahr 1931/32 sieben schulpflichtige jüdische Kinder in Religion, dazu unterrichtete er auch in umliegenden Gemeinden, u.a. in Groß-Bieberau. 1932 hatte die Gemeinde in Spachbrücken sechs, in Georgenhausen vier Gemeindemitglieder. Anfang 1933 fanden nochmals Vorstandswahlen statt, bei denen Joseph Frohmann und Max Lehmann als 1. beziehungsweise als 2. Vorsitzender gewählt wurden.   
   
Nach 1933
ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 62 Personen, d.h. 2,4 % von insgesamt 2.585 Einwohnern) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bereits unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtübernahme kam es zu brutalen Gewaltmaßnahmen mit schweren Misshandlungen durch die örtliche SS. 
Von den jüdischen Einwohnern, die in der Folgezeit auswandern konnten, sind 15 nach Nordamerika, zwei nach Frankreich (Paris) und drei nach Palästina. Andere verzogen nach Frankfurt am Main, Berlin und in andere Orte. Die letzten Vorsteher der Gemeinde waren Josef Frohmann II und Max Lehmann. Beim Novemberpogrom 1938 wurden von SA-Trupps unter dem Beifall von Schaulustigen nahezu sämtliche noch von jüdischen Familien bewohnte Häuser überfallen. Die Inneneinrichtung der Synagoge wurde zerstört (s.u.). Es kam zu schweren Misshandlungen jüdischer Personen. In den Wochen nach dem Novemberpogrom verließen alle jüdischen Personen den Ort. Im Mai 1939 wurde kein jüdischer Einwohner mehr in Reinheim festgestellt (in Spachbrücken noch zwei Personen).  
       
Von den in Reinheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Amalie Blum geb. Frohmann (1860), Rosa Braun geb. Lehmann (1892), Ida Cahn (1858), Mathilde (Tilde) Fiebelman geb. Strauss (1893), Max Frohmann (1901), Meta Frohmann (1898), Chanette Frohmann geb. Reinheimer (1871), Jakob Heidingsfeld (1897), Hedwig Heilborn geb. Morgenthau (1883), Mina Joseph geb. Frohmann (1891), Moritz Lahnstein (1875), Gutha (Kathi) Mayer geb. Reinheimer (1879), Jenny (Chämi) Oppenheimer geb. Lehmann (1886), Recha Reinheimer geb. Strauss (1892), Moritz Strauss (1865), Lehrer Josef Vorenberg (1865), Emma Weissbecker geb. Wolf (1887), Hermann Wolf (1880).
  
Aus Georgenhausen sind umgekommen: Johanna Hess geb. Morgenthau (1859), Rosa Löb geb. Morgenstern (1886), Nathan Morgenthau (1856), Seligmann Morgenthau (1850), Franziska Moses geb. Katzenstein (1877), Moritz Schack (1883), Nathan Schack (1844), Simon Schack (1876), Lina Schönfeld geb. Schack (1878). 
   
Aus Spachbrücken sind umgekommen: Karl Lilienthal (1883), Rosa Mayer geb. Lilienthal (1881), Rosa Schack geb. May (1875), Simon Schack (1876), Rosa Schwarz (1873), Theodor Schwarz (1883), Wilhelm Schwarz (1889), Otto Weisbecker.   
    
Aus Ueberau sind umgekommen: Ferdinand Frohmann (1867), Josef Frohmann (1869), Zacharias Frohmann (1873). 
   
Aus Zeilhard ist umgekommen: Mina Liebmann (1871).   
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule 
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1868 / 1870 / 1874 / 1875 / 1876 / 1887 / 1891  

Anzeige in "Der Israelit" vom 22. Juli 1868: "Die Stelle eines Religionslehrers und Vorsängers bei der israelitischen Gemeinde zu Reinheim mit Überau, mit einem jährlichen Einkommen von 300 fl., steht offen, und ist alsbald zu besetzen. Bewerber wollen sich unter Vorlegung ihrer Zeugnisse bei dem Unterzeichneten melden.
Der Vorstand. M. Frohmann
."   
 
Reinheim Israelit 15061870.jpg (47183 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juni 1870: "Die Lehrer- und Vorsängerstelle bei der israelitischen Gemeinde Reinheim mit Ueberau, Kreis Dieburg ist bis zum 15. August dieses Jahres zu besetzen. Reflektierende wollen sich an den unterzeichneten Vorstand wenden. Außer fixem Gehalt von 250 Gulden, sind demselben von 50-60 Gulden Nebeneinkünfte, inklusive des Schächteramtes, nebst freier Wohnung zugesichert. 
Ueberau
, 7. Juni 1870. Der Vorstand Frohmann." 
  
Reinheim Israelit 30111870.jpg (43455 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November 1870: "Die Stelle eines israelitischen Religionslehrers für Reinheim und Ueberau im Kreise Dieburg ist mit einer Besoldung von 260 bis 300 Gulden nebst freier Wohnung und 80 Gulden Akzidenzien alsbald zu besetzen. Übernahmslustige wollen sich unter Beibringung ihrer Zeugnisse wenden an 
Herz Lehmann,
Vorsteher. Reinheim, am 27. November 1870." 
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. November 1874: "Die Stelle eines Lehrers und Vorsängers 
bei der israelitischen Religionsgemeinde zu Reinheim ist bis zum 1. Januar 1875 vakant. Gehalt inklusive Nebenverdienste 450 fl. Reflektierende wollen sich an den unterzeichneten Vorstand alsbald wenden.  
Reinheim bei Darmstadt, den 24. Oktober 1874. Der Vorstand   Lehmann."     
 
Reinheim Israelit 13011875.jpg (48774 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Januar 1875: "Die Stelle eines Lehrers, Vorsängers und Schächters bei der israelitischen Gemeinde zu Reinheim ist von heute an vakant. Gehalt inklusive Nebenverdienste 950 Mark. Reflektierende wollen sich an den unterzeichneten Vorstand baldigst melden. Reisekosten werden nicht vergütet. Reinheim im Odenwald, 1. Januar 1875. Der Vorstand: Lehmann."
 
Reinheim Israelit 16021876.jpg (28072 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1876: "Die Stelle eines israelitischen Lehrers, Vorbeters und Schächters ist vakant. Darauf Reflektierende wollen sich baldigst melden. 
Reinheim im Odenwald, Kreis Dieburg. Lehmann, Vorsteher."
  
Reinheim Israelit 27121876.jpg (39444 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Dezember 1876: "Die Stelle eines Lehrers, Vorsängers und Schächters in der Gemeinde Reinheim ist bis März 1877 vakant. Gehalt inklusive Nebenverdienste 900 Mark. Reflektierende wollen sich baldigst an den unterzeichneten Vorstand melden. Reinheim im Odenwald, den 25. Dezember 1876. 
Der Vorstand Lehmann."
 
Reinheim Israelit 28021887.jpg (38481 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1887: "Die Stelle eines Lehrers, Vorbeters und Schächters in hiesiger Gemeinde ist sofort zu besetzen. Gehalt 800 Mark nebst 200 Mark Nebenverdienst. 
Reinheim, 25. Februar 1887. Der Vorstand: Lehmann". 
 
Reinheim Israelit 21111887.jpg (42237 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1887: "Die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters in hiesiger israelitischer Gemeinde ist sofort zu besetzen. Gehalt Mark 800, Wohnung frei, Nebenverdienst 2-300 Mark. Unverheiratet wird vorgezogen.  
Reinheim (Hessen), 20. November 1887. Der Vorstand: Lehmann." 
 
Reinheim Israelit 04051891.jpg (39353 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Mai 1891: "Die Stelle eines Lehrers, Vorbeters und Schächters in hiesiger Gemeinde ist bis 1. Juli zu besetzen. Gehalt 800 Mark, nebst 2-300 Mark Nebenverdienst. Unverheiratete werden vorgezogen. 
Reinheim (Hessen). Der Vorstand: H. Lehmann."

   
Zum Tod des Lehrers Neumann (1920; Lehrer in Reinheim vor 1887)  

Friedberg Israelit 11031920.jpg (111219 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1920: "Friedberg in Hessen, 7. März (1920). Unsere Gemeinde hat einen schweren Verlust erlitten. Am Heiligen Schabbat mit der Toralesung Teruma starb in Frankfurt am Main infolge einer Operation Herr Lehrer Neumann, der mehr als zwanzig Jahre die Funktionen eines Lehrers, Kantors und Schochets hier ausgeübt hat. Schüler der Präparandenanstalt zu Burgpreppach und des Seminars zu Köln war er nacheinander in Lohrhaupten, Herborn, an der Israelitischen Religionsgesellschaft in Gießen, in Reinheim, Groß-Gerau und schließlich dahier tätig. Überall wusste er sich durch große Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit die Zufriedenheit der Gemeinden zu erwerben. An seinem Grabe sprachen Herr Rabbiner Dr. Sander, Gießen, der besonders das Lehrgeschick des Verstorbenen hervorhob, Herr Lehrer Ehrmann, dahier, für den 'Unabhängigen Verein israelitischer Lehrer Hessens’ und für den 'Bund gesetzestreuer jüdischer Lehrer Deutschlands’, denen der Verewigte angehört hatte, Herr Rektor Philipps von der hiesigen Volksschule, das Vorstandsmitglied Herr Ferdinand Krämer für die Gemeinde und Herr Studienassessor Ehrmann, Frankfurt am Main, im Namen der Schüler. Möge sein Andenken ein gesegnetes sein! Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

     
Neujahrsgrüße von Lehrer Vorenberg und seiner Frau (um 1900)  
Anmerkung: Gewünscht wird hebräisch eine "Einschreibung und gute Versiegelung" (gemeint: im himmlischen Buch des Lebens). Der Neujahrsgruß ist שנה טובה schana tova bzw. aschkenasisch (le)schono tauwo 'ein gutes Jahr' oder auch שנה טובה ומתוקה schana tova u'metuka bzw. aschkenasisch schono tauwo u'messuko 'ein gutes und süßes Jahr‘. Ein traditioneller aschkenasischer Neujahrsgruß ist auch leschono tauwo tikossëiw 'zu einem guten Jahr mögest du (in das Buch des Lebens) eingeschrieben sein', der oft durch wessechosëim 'und besiegelt' ergänzt wird. (Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Rosch_ha-Schana)   

 Anzeige in "Der Israelit" vom 23. September 1897. Anzeige in "Der Israelit" vom 12. September 1901.  Anzeige in "Der Israelit" vom 30. September 1902.    

    
Visitation der jüdischen Religionsschule (1903)  

Reinheim Israelit 26111903.jpg (64149 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1903: "Reinheim, 23. November (1903). Es scheint, dass es mit der Regelung der Verhältnisse im Schulwesen der hessischen Religionsschulen doch bald Ernst wird, und dass der Unterricht auch von Seiten der Großherzoglichen Kreisschulkommission beaufsichtigt werden soll. So wurde heute die hiesige Religionsschule des Herrn Lehrer Vorenberg von dem Herrn Kreisschulinspektor Gunderloch - Dieburg besucht. Er ließ Religion (drittes und fünftes Gebot) und Bibel-Geschichte (Noah und Abraham) mit der Unterabteilung durchnehmen. Mit einem: 'Es war gut' verließ er die Klasse."  

   
Lehrer Josef Vorenberg erhält zum 25-jährigen Dienstjubiläum den Chawer-Titel (1911)  

Reinheim Israelit 13071911.jpg (24513 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juli 1911: "Reinheim (Hessen), 9. Juli (1911). Herrn Lehrer Vorenberg wurde anlässlich seiner 25jährigen Dienstjubiläums von Herrn Landrabbiner Dr. Marx in Darmstadt in einem sehr anerkennenden Schreiben der Chawer-Titel verliehen". 

 
70. Geburtstag von Lehrer Josef Vorenberg (1935) 

Reinheim Israelit 18071935.jpg (56466 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1935: "Reinheim, 14. Juli. (1935). Montag, den 22. Juli (21. Tamus) begeht Herr Lehrer Vorenberg dahier in voller, körperlicher und geistiger Frische und Rüstigkeit seinen 70. Geburtstag. Herr Vorenberg, der nahezu vier Jahrzehnte dahier überaus segensreich wirkt, erfreut sich in allen Kreisen der größten Wertschätzung und Liebe. Möge es ihm vergönnt sein, noch viele Jahre zum Segen seiner Gemeinde und für ganz Israel zu wirken, möge ihm an der Seite seiner gleichgesinnten Gattin ein lange, an Freuden reicher Lebensabend beschieden sein. (Alles Gute) bis 120 Jahre."  

  
50-jährige Amtszeit von Lehrer Josef Vorenberg (1936)  

Reinheim Israelit 02071936.jpg (34204 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1936: "Reinheim (Hessen), 1. Juli (1936). Herr Lehrer Vorenberg, Reinheim (Hessen), sah am 1. Juli auf eine 50-jährige Amtszeit zurück. Herr Vorenberg, der im vergangenen Jahre seinen 70. Geburtstag feiern konnte, übt seit 45 Jahren seinen Beruf als Lehrer, Kantor und Gemeinderechner ununterbrochen in Reinheim aus. (Alles Gute) bis 120 Jahre."  

       
       
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    
Gemeindevertreterversammlung in Reinheim mit einem Vortrag von Lehrer Meier Spier (Groß-Zimmern) zur "Landrabbinerwahl in Hessen" (1895)        

  Artikel in "Der Israelit"
vom 24. Juni 1895

Artikel in "Der Israelit" vom 24. Juni 1895. Die Rede endet mit folgenden Gedanken: "Meine Herren. Bevor ich schließe fasse ich meine Ausführungen noch einmal kurz zusammen. Meine Ansicht ist die: 1. Der anzustellende Landrabbiner muss auf dem Boden des strengreligiösen Judentum stehen, 2. seinen Sitz in Darmstadt haben und schließlich Rabbiner einer Gemeinde in Darmstadt sein. Dann meine Herren wäre auch die Personenfrage auf's Schönste gelöst: wir hätten einen Landes-Rabbiner in der Person des Herrn Dr. Marx, Rabbiner der israelitischen Religionsgesellschaft in Darmstadt. Missverstehen Sie mich nicht, meine Herren, ich weiß wohl, die Personenfrage soll noch nicht erörtert werden, sondern wir wollen erst Einigung schaffen in der Prinzipienfrage; es liegt mir auch vollkommen ferne, Ihnen meine Meinung aufoktroyren zu wollen, was auch bei Männern von Ihrer Erfahrung und Ihrer Überzeugungstreue nicht leicht möglich wäre, noch ferner liegt es mir, den Agitator für eine Persönlichkeit zu spielen. Aber, meine Herren, ich frage sie, wäre es keine Unterlassungssünde, wäre es nicht die höchste Undankbarkeit, wollten wir in diesem Augenblicke, da uns eine so wichtige und heilige Frage beschäftigt, nicht des Herrn Dr. Marx in Dankbarkeit, Verehrung und Wertschätzung Erwähnung tun? Hat doch Herr Dr. Marx nahezu ein Vierteljahrhundert in größter Uneigennützigkeit, In rastloser Tätigkeit, in regstem Eifer den Landgemeinden mit Rat und Tat beigestanden, sich ihnen wie den Beamten in Leid und Freud als Freund gezeigt: Er hat ihre religiösen Institutionen beaufsichtigt: Schechita (Schächtung) Mikwe usw.. Und dann auch vereinigt Herr Dr. Marx all jene Bedingungen in sich, die wir an einen Rabbiner stellen: Reiches weltliches Wissen, wie große talmuddische Gelehrsamkeit, begeisterte und begeisternde Beredsamkeit und ungeheuchelte Frömmigkeit. Sein seitheriges Wirken als Privatrabbiner gibt uns Bürgschaft genug dafür, dass auch sein Wirken als Landrabbiner ein segensreiches sein würde. 'Warum in die Ferne schweifen wenn das Gute liegt so nah!'
Meine Herren, ich bin mit meinen Ausführungen zu Ende. Ich bitte Sie, streben Sie danach, die Rabbinerfrage so zu lösen, dass sich erfüllen möge das Wort, das wir gestern gelesen: (hebräisch und deutsch:) Ich werde Frieden dem Lande geben!"    

     
Gründung eines Frauenvereines (1909)   

Reinheim Israelit 01041909.jpg (39718 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1909: "Reinheim, 29. März (1909). Von verschiedenen Seiten war angeregt worden, hierselbst einen Frauenverein zu gründen, dessen besonderer Zweck Wohltätigkeit sein sollte. Am vergangenen Sonntag hat sich der Verein konstituiert. Zur 1. Vorsteherin wurde durch Stimmenabgabe Frau Rose Neumann, zur 2. Vorsteherin Elise Lehmann und zur Rechnerin Frau Emma Frohmann gewählt."   

    
Die Mikwe soll restauriert werden (1911)  

Reinheim Israelit 13071911a.jpg (55954 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juli 1911: "Reinheim. Eine kleine Gemeinde in der Nähe, welche treu zur Wahrheit hält, möchte gerne ihre Mikwe (rituelles Bad), welches sehr verwahrlost ist restaurieren lassen. Es fehlen aber die nötigen Mittel. Ich bitte daher Söhne Israels sich durch Spenden an dieser Weisung (gemeint: damit die biblische Weisung erfüllt werden kann) beteiligen zu wollen. 
Das Rabbinat Darmstadt II (Dr. Marx) ist gern bereit Auskunft zu geben und nimmt wie der Unterzeichnete Spenden mit Dank entgegen. Im Israelit wird eventuell darüber quittiert. J. Vorenberg."  

     
Auf der Krieger-Gedenktafel in der Kirche Georgenhausen wird der Name des jüdischen Kriegsteilnehmers weggelassen (1912)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. Dezember 1912: "Darmstadt. Bei der Wiederherstellung der evangelischen Kirche in Georgenhausen ist auf der dort angebrachten Krieger-Gedenktafel des Krieges 1870/71 der Name des jetzt noch lebenden Juden Nathan Schack weggelassen worden. Der Pfarrer soll dies mit der Begründung veranlasst haben, dass 'der Name eines Juden nicht in eine protestantische Kirche gehöre.'"          

  
Generalversammlung des Frauenvereines (1923)  

Reinheim Israelit 08031923.jpg (81298 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1923: "Reinheim (Hessen), 27. Februar (1923). Am letzten Sonntag fand hier wieder nach langer Zeit bei der Rechnerin des Frauenvereins, Frau U. Frohmann I. die General-Versammlung statt. Herr Lehrer Vorenberg begrüßte die Anwesenden und verbreitete sich über die Ziele des Vereins die Gerechtigkeit und Wohltätigkeit bezwecken. Herr U. Frohmann I. stiftete in hochherziger Weise dem Verein 100.000 Mark (sc. Inflationszeit) anlässlich der Ankunft seines ersten Enkels und zum Andenken an seinen Vater - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, als Gotschall-Frohmann-Stiftung. Die Zinsen sollen für Wohltätigkeit verwendet werden. Zum Vorstand wurde einstimmig Frau Max Karlsberg gewählt. Bei feinen Torten und Kaffee verweilt die Versammlung noch längere Zeit. Möge der Verein weiter blühen und gedeihen und möchten sich noch mehrere solcher Stifter finden." 

 
Vorstandswahlen (1929)  

Reinheim Israelit 20061929.jpg (33399 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1929: "Reinheim (Hessen), 16. Juni. Bei der heutigen Wahl des Vorstandes der Jüdischen Gemeinde unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Buxmann und der beiden Beisitzer N. Frohmann und Lehrer Vorenberg wurde Herr Sigmund Steiermann mit großer Stimmenmehrheit zum ersten Vorstand gewählt."

    
Die Israelitische Gemeinde ist Mitinhaberin des Jüdischen Friedhofes Groß-Bieberau (1931) 

Reinheim Israelit 13081931.jpg (35509 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1931: "Reinheim (Hessen), 9. August (1931). Die Israelitische Religionsgemeinde Reinheim ist seit einem Jahr Mitinhaberin des Jüdischen Friedhofes der Israelitischen Religionsgemeinde Groß-Bieberau. Interessenten werden darauf aufmerksam gemacht, dass der Schlüssel zum Friedhof bei dem 1. Vorstand, Herrn S. Steiermann, Reinheim, in Empfang genommen werden kann."   

  
Vorstandswahlen (1933)  

Reinheim Israelit 02031933.jpg (25510 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1933: "Reinheim (Hessen), 26. Februar (1933). Bei der heutigen Vorstandswahl wurde Herr Joseph Frohmann mit 12 Stimmen als 1. Vorstand, Herr Max Lehmann mit 10 Stimmen als 2. Vorstand gewählt. Herr Hanauer wurde schon früher als 3. Vorstand bestimmt."  

      
      
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Zum Tod von Feitel Frohmann (1893)  

Reinheim Israelit 23111893.jpg (75744 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. November 1893: "Reinheim, Hessen, 20. November (1893). In unserer Zeit, in welcher die Frommen und Edlen immer seltener werden und aufrichtige Religiosität immer mehr verschwindet, ist es besonders hart, eine edle und brave Person von uns scheiden zu sehen. Wir beklagen den Verlust einer echten wackeren Frau, eines braven, frommen Biederweibes, Frau Feitel Frohmann, sie ist nicht mehr. Nach langem und schmerzvollen Krankenlager ist sie eingegangen in den ewigen Frieden am Sonntag den 12. November. Sie war eine liebevolle Gattin und Mutter, beliebt bei allen, die sie kannten, davon gab die große Beteiligung bei ihrem Leichenbegängnis Zeugnis, bei welchem wir auch unter anderen die Herren Bürgermeister, Postmeister etc. bemerkten. An der Bahre gaben die Herren Dr. Marx - Darmstadt und Lehrer Vorenberg hierselbst der allgemeinen Trauer in beredten Worten Ausdruck. Möge der Allgütige die Trauernden vor ferneren Verlusten behüten."

      
Simon Neumann wird in den Stadtrat gewählt (1910)        

Anzeige in "Dr. Blochs österreichische Wochenschrift" vom 14. Januar 1910: "Reinheim. Unser Städtchen war seinerzeit eine Hochburg des Antisemitismus. Einen Beweis, wie sehr diese Burg verlassen ist, bewies die heutige Stadtratswahl. In derselben erhielt unser Glaubensgenosse Herr Simon Neumann unter den vier gewählten Kandidaten die zweithöchste Zahl der Stimmen (147). Herr Neumann erfreut sich einer allgemeinen Beliebtheit bei allen Bürgern, so dass auch über dessen Wahl große Befriedigung herrscht. "    

   
Goldene Hochzeit der Eheleute Herz Lehmann (1911)  

Reinheim Israelit 17081911.jpg (72687 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. August 1911: "Reinheim (Hessen), 16. August. Am 14. dieses Monats feierten die Eheleute Herz Lehmann hierselbst in seltener Frische und Gesundheit im Kreise ihrer Kinder und Enkel sowie weiter Verwandtenkreise, das Fest ihrer Goldenen Hochzeit. Von nah und fern kamen Geschenke und Gratulationen. Die meisten Bewohner von Reinheim kamen persönlich zur Beglückwünschung, darunter die Herren Bürgermeister und Pfarrverwalter. Seine Königliche Hoheit der Großherzog sandte sein Bild im schönen Rahmen mit eigenhändiger Namensunterricht sowie ein Gratulationsschreiben. 
Möge es dem Jubelpaar vergönnt sein, in derselben Gesundheit und Frische das Fest der diamantenen Hochzeit zu begehen."

   
Zum Tod von Frau Bentheim geb. Frohmann (1921)  

Reinheim Israelit 03111921.jpg (61371 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November 1921: "Reinheim (Hessen), 26. Oktober (1921). Eine echte wackere Frau, ein Biederweib im besten Sinne haben wir in Frau Moritz Bentheim, geb. Frohmann am ersten Tag Chol HaMoed Sukkot (erster Tag der Halbfeiertage des Laubhüttenfestes = 19. Oktober 1921) zu Grabe getragen. Erst 38 Jahre alt, starb sie an den Folgen einer Operation in Darmstadt. Die zahlreiche Beteiligung an ihrer Beerdigung gab Zeugnis von ihrer großen Beliebtheit bei Arm und Reich. Mit Rücksicht auf den Halbfeiertag konnte Herr Lehrer Vorenberg ihr nur einige herzliche Worte des Abschieds widmen. Möge Gott dem trauernden Gatten, der einzigen Tochter und der Schwester in ihrem Schmerze beistehen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

  
Familie H. Frohmann I. verzieht nach Frankfurt (1929)  

Reinheim Israelit 05041929.jpg (66163 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. April 1929: "Reinheim (Hessen), 1. April (1929). Am 27. März verließ die Familie H. Frohmann I. unsere Gemeinde, um zu ihrer Tochter, die in Frankfurt verheiratet ist, zu ziehen. Herr und Frau Frohmann haben sich während ihres Hierseins nicht nur die Liebe und Verehrung der jüdischen Gemeinde, sondern auch aller Bewohner Reinheims und Umgegend erworben, sodass ihr Fortgang allgemein bedauert wird. Besonders hervorzugeben war ihr Gemillut Chäsäd, die Ausübung von Wohltätigkeit an alle Arme und Notleidende. Möge Gott ihnen einen glücklichen und zufriedenen Lebensabend bei ihren Kindern zuteil werden lassen."  

   
Zum Tod von Feist Lehmann (1934)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Januar 1934: "Reinheim, 14. Januar (1934). Am 8. dieses Monats starb hier das älteste israelitische Gemeindemitglied und einer der ältesten Bürger von Reinheim, Feist Lehmann, im 88. Lebensjahre. Die große Beteiligung bei der Beerdigung, auch vieler nichtjüdischer Einwohner, zeugte von der Beliebtheit des Entschlafenen. Herr Lehrer Vorenberg sprach im Trauerhause neben der Synagoge Worte des Trostes. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."      

   
88. und 90. Geburtstag von Nathan Schack in Georgenhausen (1932/1934)       
Anmerkung: Nathan Schack ist am 17. Februar 1844 in Georgenhausen geboren. Er starb am 12. Februar 1939 in Bad Vilbel. Die Eltern von Nathan Schack waren: Löb (Jehuda) Schack (geb. ca. 1810 in
Reichenbach, gest.11. August 1884 in Georgenhausen) und Judith (Jüttel) geb. Simon (geb. 1806 in Georgenhausen, gest. 1885 in Georgenhausen).  

Artikel in "Der Israelit" vom 3. März 1932: "Darmstadt, 29. Februar. Am 17. Februar konnte Herr Nathan Schack aus Georgenhausen in körperlicher und geistiger Frische seinen 88. Geburtstag feiern. Der Jubilar war Kriegsteilnehmer in den Jahren 1866 bis 1870/71 und ist Inhaber verschiedener Kriegsauszeichnungen. Der Herr Reichspräsident von Hindenburg ehrte ihn durch ein Glückwunschschreiben und Übersendung seines Bildes mit eigenhändiger Unterschrift. Die Ortsgruppe Darmstadt des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten ernannte den alten Kameraden zu seinem Ehrentagmitglied und ließ ihm durch eine Abordnung des Vorstandes eine künstlerisch ausgeführte Ehrenurkunde mit den herzlichen Glückwünschen für einen frohen Lebensabend überreichen. Auch der Bundesvorsitzender des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten, Kamerad Dr. Löwenstein, sandte im Namen des Bundes ein in herzlichen Worten gehaltenes Glückwunschschreiben."   
 
Artikel in "Mitteilungsblatt des Landesverbandes israelitischer Gemeinden Hessens" vom März 1932 S. 4: "Darmstadt. Am 17. Februar konnte Herr Nathan Schack aus Georgenhausen in körperlicher und geistiger Frische seinen 88. Geburtstag feiern. Der Jubilar war Kriegsteilnehmer in den Jahren 1866, 1870-71 und ist Inhaber verschiedener Kriegsauszeichnungen. Der Herr Reichspräsident von Hindenburg ehrte ihn durch ein Glückwunschschreiben und Übersendung seines Bildes mit eigenhändiger Unterschrift. Die Ortsgruppe Darmstadt des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten ernannte den alten Kameraden zu seinem Ehrenmitglied und ließ ihm durch eine Abordnung des Vorstandes eine künstlerisch ausgeführte Ehrenurkunde mit den herzlichen Glückwünschen für einen frohen Lebensabend überreichen. Auch der Bundesvorsitzender des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten, Kamerad Dr. Löwenstein, sandte im Namen des Bundes ein in herzlichen Worten gehaltenes Glückwunschschreiben."   
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1934: "Reinheim (Hessen), 26. Februar (1934). Am 17. Februar feierte der Altveteran von 1866 und 1870, Herr Nathan Schack, in dem nahen Georgenhausen in voller geistiger und körperlicher Rüstigkeit seinen 90. Geburtstag. An der Feier beteiligten sich nicht nur die ganze Gemeinde, an der Spitze der Herr Bürgermeister, sondern auch die Nachbargemeinden Roßdorf, Oberramstadt, Reinheim, die letztere war vertreten durch ihren Vorstand und Lehrer. Unter den zahlreichen Gratulationen und Geschenken befanden sich auch ein Schreiben des Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg, welcher dem Jubilar sein Bild mit eigenhändiger Unterschrift übersandte. 
Wir wünschen dem Jubilar einen weiteren gesunden Lebensabend. (Alles Gute) bis 120 Jahre."       

   
Irma Vorenberg wird mit dem Kriegsehrenkreuz ausgezeichnet (1935)  

Reinheim Israelit 13061935.jpg (31117 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1935: "Reinheim, 11. Juni. Unter den wenigen jüdischen Frauen, die das Kriegsehrenkreuz erhielten, befindet sich jetzt auch Frau Irma Vorenberg, Gattin des Herrn Bernhard Vorenberg, welcher als Frontkämpfen ebenfalls dasselbe besitzt. Frau Vorenberg war als Schwester an der Front tätig." 

   
   
Anzeigen jüdischer Privatpersonen und Gewerbebetriebe  
   
Nathan Rapp sucht für seine Manufakturwarenhandlung einen Lehrling (1884)     

Anzeige in "Der Israelit" vom 28. Februar 1884: "Für meine Manufakturwarenhandlung suche per sofort einen Lehrling.
Kost und Logis im Hause. Samstags geschlossen.
Reinheim (Hessen). Nathan Raab. "   

    
Anzeige der Fa. Granit- und Syenitwerke Frohmann und Comp. in Reinheim (1906) 
Anzeige erhalten von Hans Peter Trautmann.    

Anzeige aus dem "Odenwälder Boten - Amtliches Kreisblatt für den Landkreis Dieburg" von (ca. 1. März) 1906 : "Bekanntmachungen.
In unserem Handelsregister wurde heute eingetragen:
1. die Firma Granit- und Syenitwerke Frohmann und Comp. in Reinheim. Offene Handelsgesellschaft. Die Gesellschaft hat am 2. Februar 1906 begonnen. Gesellschafter sind: Elias Frohmann und Josef Frohmann, beide Kaufmann in Reinheim.
2. die Firma Gebrüder Reinheimer in Reinheim. Offene Handelsgesellschaft. Die Gesellschaft hat am 2. Februar 1906 begonnen. Gesellschafter sind: Leopold Reinheimer und Isaak Reinheimer, beide Kaufmann in Reinheim.
3. die Firma Jonas Reinheimer in Reinheim ist erloschen.
Reinheim, den 27. Februar 1906. Großherzogliches Amtsgericht.

     
Dr. Jacob Goldmann wird für seinen Kriegseinsatz mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1915)  

Mitteilung in "Dr. Blochs österreichische Wochenschrift" vom 12. März 1915: "Auszeichnungen jüdischer Krieger mit dem Eisernen Kreuze.
Reinheim
(Odenwald). Doktor Goldmann, Arzt. "  

     
Anzeige der Handlung S. Bentheim (1925)    

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 23. Januar 1925:
"Mayonnaisen- und Tafelöle.
Offeriere in 1a Qualität:
Tafelöl
5 kg Mark 12,50   -  Mayonnaisenöl 5 kg Mark 14,50
einschließlich Korb und Kanne franko gegen Nachname oder vorherige Postschecküberweisung Frankfurt am Main 25626.
S. Bentheim, Reinheim
(Hessen).  "     

  
Hochzeitsanzeige von Salli Strauss und Jettchen geb. Berberich (Reinheim / Groß-Krotzenburg) (1927)  

Reinheim Israelit 29121927.jpg (33252 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Dezember 1927: 
"Salli Strauss - Jettchen Strauss geb. Berberich. Vermählte - 
Reinheim - Groß-Krotzenburg
Trauung, Sonntag, den 1. Januar 1928. Restaurant Scheuer, Frankfurt am Main, Börnsenplatz."

   
Der Arzt Dr. Goldmann verlegt seine Praxis von Reinheim nach Frankfurt (1933)        

Anzeige in der "Jüdischen Rundschau" vom 29. Dezember 1933: "Nach 21-jähriger ärztlicher Tätigkeit in Reinheim (Hessen) habe ich mich hier als Arzt niedergelassen
Dr. med. Goldmann
Frankfurt am Main, Eschenheimer Anlage 19 a, I.

Tel. 56570. Sprechzeit 8-10, 3-5 Uhr."    

  
Hochzeitsanzeige von Siegfried Lehmann und Sonja geb. Cytel (1937)     
Anmerkung: mit Nathania ist die israelische Stadt gemeint, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Netanja  

Anzeige in "Jüdische Rundschau" vom 12. Februar 1937:
"Siegfried Lehmann     Sonja Lehmann geb. Cytel
Vermählte
Nathania, den 16. Februar 1937
Reinheim (Hessen)          Berlin"    

    
   
Hinweis auf Robert Goldmann, Ehrenbürger von Reinheim (geb. 1921)  

Quelle: Wikipedia-Artikel zu Robert Goldmann und Biographie in der Website der Gemeinde Weinheim
Robert Goldmann ist am 1. Mai 1921 in Reinheim als Sohn des dortigen angesehenen Landarztes Dr. Jacob Goldmann geboren. Ab 19344re lebte die Familie in Frankfurt am Main. Nach dem Novemberpogrom 1938 konnte Robert Goldmann 1939 noch die Abiturprüfung am Frankfurter Philanthropin ablegen und anschließend mit den Eltern über Großbritannien nach New York emigrieren. Er war später als angesehener Journalist tätig (zeitweise als Sprecher des von Präsident John F. Kennedy aufgelegten Lateinamerikaprogramms) und wirkte in zahlreichen gemeinnützigen Stiftungen und Organisationen. 1998 wurde er Ehrenbürger von Reinheim. Er lebt in New York. 
Siehe auch Presseartikel (mit Foto) in Echo-Online vom 19. Mai 2011: "Ein Film über die Goldmanns" (Link zum Artikel) und weitere Artikel über Online-Recherche.  
Wir danken Herrn Jürgen Poth in Reinheim für den Hinweis auf Robert Goldmann.       

   
   
Ereignisse im Frühjahr 1933 nach der NS-Machtübernahme    

"Er (sc. Georg Allmann, Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend) ging die Jahnstraße hinunter, Richtung Synagoge, Es war Freitag abend, die Juden waren in der Synagoge und beteten nun ihren Sabbat ein. Der SS-Mann Hentschel sagte zu mir. 'Du gehst jetzt rein und holst alle Stinkjuden raus, und die treten alle unter deinem Kommando zum Abwaschen an. Die Frauen und Kinder können heimgehen!' Wieder weigerte ich mich, das zu tun. Da trat der Hentschel gegen die Eingangstür und stieß mich hinein. Hier weinte schon alles, denn sie hatten ja mitgekriegt, was draußen vor sich ging. Die Männer kamen auf mich zu, denn ich kannte alle sehr gut, und ich sagte ihnen, was da vorgehen sollte. Die Frauen und Kinder weinten, und die Männer gingen mit mir. Fragt nicht, was sich nun abspielte, denn alle wollten nun einmal die größten Judenhasse sein... Wie die Juden bekam ich einen Eimer in die Hand, und der kleine Trauerzug von zwölf Juden, meist ältere Männer, zog mit mir an der Spitze zu dem Gasthaus 'Zur Spritze' vorbei zum Baronsgarten am Ortsausgang nach Groß-Bieberau. Die ganze Zeit waren wir von einer hysterisch johlenden Menge begleitet. Dort war alles vorbereitet, und das Schauspiel konnte beginne. Jeder bekam einen Eimer Wasser und musste zum Abwaschen hinauf auf das flache Dach. Die Volksbelustigung war offensichtlich sehr groß, denn einige hatten allein schon Angst, die Leiter zu erklimmen. Doch die SS half nach, bis alle oben waren. Da es mittlerweile dunkel wurde, halfen Autoscheinwerfer, den Schaulustigen den Spaß nicht zu nehmen. Die jüdischen Männer hatten alle schwarze Anzüge an und sahen bald zum Erbarmen aus... Ihre Hüte wurden mit den Gummiknüppeln aufgespießt und unter die Menge geworfen. Die aufsichtsführenden SS-Gangster traten den Juden immer auf die Finger oder gegen die Füße, damit sie abrutschten, und die Gaudi wurde immer roher. Ich sag gerade noch , wie ein SS-Mann den Juden Blum, einen kleinen Mann mit Glatze, seinen Gummiknüppel auf den Kopf schlug, dass das Blut nur so spritzte. Ich werde die Schreie dieses Mannes nie vergessen, und es wurde einen Moment ganz still unter dem Volk". 
(zitiert aus Studienkreis s. Lit. S. 46)  

       

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
  Kennkarten zu Personen, die in Reinheim geboren sind:   
   Reinheim KK MZ Fiebelmann Mathilde.jpg (99951 Byte)  Reinheim KK MZ Frohmann Chanette.jpg (98808 Byte)  Reinheim KK MZ Frohmann Julius.jpg (92557 Byte)
KK (Kitzingen 1939) für Malchen Blum geb. 
Frohmann
(geb. 23. Oktober 1860 in Reinheim),
 wohnhaft in Kitzingen, am 23. September 1942 
deportiert ab Nürnberg - Würzburg - Regensburg
in das Ghetto Theresienstadt, wo sie am 
27. Juli 1943 umgekommen ist    
  KK (Haselünne 1941) für Mathilde 
Fiebelmann geb. Strauß
(geb. 6. Dezember 
1893 in Reinheim), wohnhaft in Haselünne,
 am 13. Dezember 1941 deportiert ab Münster -
 Osnabrück - Bielefeld in das Ghetto Riga, 
umgekommen 
KK (Darmstadt-Stadt 1939) für Chanette 
Frohmann geb. Reinheimer
(geb. 17. 
Februar 1871 in Reinheim), wohnhaft in Mainz; 
am 27. September 1942 deportiert ab Darmstadt
 in das Ghetto Theresienstadt, wo sie am 
3. März 1943 umgekommen ist 
   KK (Darmstadt-Stadt 1938) für
 Julius Frohmann (geb. 21. August 1894 
in Reinheim), Kaufmann 
 
        
Reinheim KK MZ Frohmann Max.jpg (94765 Byte) Reinheim KK MZ Frohmann Meta.jpg (87964 Byte) Reinheim KK MZ Frohmann Mina.jpg (100900 Byte) Reinheim KK MZ Joseph Minna.jpg (90523 Byte)
KK (Frankfurt 1939) für Max Frohmann (geb.
 7. Dezember 1901 in Reinheim); wohnhaft in
 Mannheim und Frankfurt;
am 20. Oktober 1941 deportiert ab Frankfurt
 in das Ghetto Litzmannstadt (Lodz),
 umgekommen 20. November 1942    
 KK (Frankfurt 1939) für Meta Frohmann (geb. 
14. Juni 1898 in Reinheim), wohnhaft in Frankfurt; 
am 20. Oktober 1941 deportiert ab Frankfurt in 
das Ghetto Litzmannstadt (Lodz), wo sie am 
28. April 1942 umgekommen ist    
 KK (Darmstadt-Stadt 1939) für Mina Frohmann 
(geb. 26. Dezember 1898 in Reinheim), wohnhaft
in Mainz; am 27. September 1942 deportiert ab 
Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, wo sie 
am 3. Februar 1944 umgekommen ist 
 KK (Frankfurt 1940) für Mina Joseph geb. 
Frohmann
(geb. 24. Mai 1891 in Reinheim), 
wohnhaft in Frankfurt; am 20. Oktober 1941 
deportiert ab Frankfurt in das Ghetto Litzmannstadt
 (Lodz), wo sie am 4. Dezember 1942 umgekommen ist 
       
Reinheim KK MZ Kahn Ida.jpg (89518 Byte) Reinheim KK MZ Lahnstein Moritz.jpg (88530 Byte) Reinheim KK MZ Lehmann Johanna.jpg (99113 Byte) Reinheim KK MZ Lehmann Max.jpg (92553 Byte)
 KK (Frankfurt 1939) für 
Ida Kahn geb. Frohmann
(geb. 
30. Januar 1858 in Reinheim) 
 
KK (Frankfurt 1939) für Moritz Lahnstein (geb.
 14. Oktober 1875 in Reinheim), Kaufmann, 
wohnhaft in Frankfurt; 1941 in das KZ Mauthausen
 deportiert, wo er am 13. Mai 1942 umgekommen ist    
 KK (Darmstadt-Stadt 1939) für 
Johanna Lehmann geb. Neumann
 (geb. 30. November 1873 in Reinheim) 
  
 KK (Dieburg 1939) für Max Lehmann 
(geb. 5. Dezember 1876 in Reinheim), 
Viehhändler  
  
       
Reinheim KK MZ Morgenthau Arthur.jpg (92374 Byte) Reinheim KK MZ Nauheim Meda.jpg (98594 Byte) Reinheim KK MZ Neumann Josef.jpg (104679 Byte) Reinheim KK MZ Oppenheimer Germaine.jpg (101010 Byte)
 KK (Dresden 1939) für 
Arthur Morgenthau
 
(geb. 20. Oktober 1885 in Reinheim), 
Kaufmann  
    
 KK (Darmstadt-Stadt 1939) für 
Meda Nauheim geb. Neumann 
(geb. 1. Oktober 1880 in Reinheim)  
 
   
 KK (Berlin 1939) für Josef Neumann 
(geb. 18. Juni 1883 in Reinheim),
 Vertreter 
 
  
 KK (Worms-Stadt 1939) für Germaine Oppenheimer
 geb. Lehmann
(geb. 26. Februar 1886 in Reinheim),
 wohnhaft in Mannheim und Worms; ab 22. Oktober 
1940 deportiert in das Internierungslager Gurs, wo
 sie am 24. Oktober 1942 umgekommen ist 
       
Reinheim KK MZ Reinheimer Recha.jpg (97729 Byte) Reinheim KK MZ Schloss Marie.jpg (86824 Byte) Reinheim KK MZ Troll Nelly.jpg (94639 Byte)  Reinheim KK MZ Frohmann Max.jpg (94765 Byte)
 KK (Worms-Stadt 1939) für Recha Reinheimer
 geb. Strauss
(geb. 22. Juli 1892 in Reinheim), 
wohnhaft in Worms; am 25. März 1942 deportiert 
ab Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski,
 umgekommen   
KK (Heidelberg 1939) für Maria Schloss 
geb. Frohmann
 
(geb. 16. Dezember 1897 in Reinheim)  
 
  
 KK (Darmstadt-Stadt 1938) für 
Nelly Troll geb. Bentheim
 
(geb. 15. November 1908 in Reinheim) 
 
   
 KK (Frankfurt 1939) für Max Frohmann 
(geb. 7. Dezember 1901 in Reinheim), Kaufm.
 Angestellter; wohnhaft in Mannheim und Frankfurt;
 am 20. Oktober 1941 deportiert ab Frankfurt 
in das Ghetto Litzmannstadt (Lodz), wo er am 
20. November 1942 umgekommen ist  
        
       
 Kennkarten zu Personen, 
die in Georgenhausen geboren sind
 
 Georgenhausen KK MZ Hess Hanna.jpg (101231 Byte)  Georgenhausen KK MZ Morgenthau Nathan.jpg (93171 Byte) Hergershausen KK MZ Loeb Rosa.jpg (92693 Byte)
   KK (Bergen-Enkheim 1938) für Hanna (Johanna)  Hess geb. Morgenthau (geb. 3. Oktober 1859 in Georgenhausen), wohnhaft in Hergershausen und Frankfurt am Main, Freitag in Frankfurt am 19. August 1940     KK (Koblenz 1938) für Nathan Morgenthau (geb. 27. März 1856 in Georgenhausen), wohnhaft in Koblenz und Bendorf-Sayn (Heil- und Pflegeanstalt), am 15. Juni 1942 deportiert ab Koblenz - Köln - Düsseldorf in das Vernichtungslager Sobibor, ermordet   KK (Heppenheim 1939) für Rosa Löb geb. Morgenstern (geb. 8. März 1886 in Georgenhausen), wohnhaft in Birkenau, Bensheim und Frankfurt; am 22. November 1941 deportiert ab Frankfurt nach Kowno (Kauen), Fort IX, umgekommen   
         
  Georgenhausen KK MZ Morgenthau Simon.jpg (88312 Byte) Georgenhausen KK MZ Schack Simon.jpg (96621 Byte)  
   KK (Wesbaden 1939) für Simon Morgenthau (geb. 2. Juli 1850 in Georgenhausen), wohnhaft in Wiesbaden; am 1. September 1942 deportiert ab Frankfurt in das Ghetto Theresienstadt, wo er am 7. September 1942 umgekommen ist     KK (Dieburg 1939) für Simon Schack (geb. 12. Juni 1876 in Georgenhausen), wohnhaft in Spachbrücken, Dieburg und Darmstadt; am 27. September 1942 deportiert ab Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, wo er am 27. Februar 1943 umgekommen ist   
       
 Kennkarten zu Personen, 
die in Spachbrücken geboren sind
 
 Spachbruecken KK MZ Lilienthal Karl.jpg (102593 Byte)  Spachbruecken KK MZ Weissbecker Louis.jpg (88357 Byte)  
   KK (Offenbach-Stadt 1939) für Karl Lilienthal 
(geb. 13. Januar 1883 in Spachbrücken), Kaufmann,
 wohnhaft in Offenbach; am 27. September 1942
 deportiert ab Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt,
 wo er am 20. März 1943 umgekommen ist  
 KK (Mainz 1939) für Louis Weißbecker 
(geb. 17. November 1881 in Spachbrücken) 


  
  KK (Offenbach-Stadt 1940) für
Rosa Mayer geb. Lilienthal

(geb. 21. Mai 1881 in Spachbrücken),
Witwe von Samuel Mayer aus
Hainhausen; wohnhaft zuletzt
in Offenbach am Main; am
30. September 1942 deportiert
ab Darmstadt nach Treblinka (ermordet).
       
 Kennkarten zu Personen, 
die in Überau geboren sind
 
 Reinheim KK MZ Blum Malchen.jpg (91915 Byte)  Ueberau KK MZ Frohmann Hertz.jpg (89946 Byte)  Ueberau KK MZ Frohmann Joseph.jpg (87853 Byte)
    KK (Kitzingen 1939) für Malchen Blum 
geb. Frohmann
 
(geb. 23. Oktober 1860 in Überau) 
  
   
KK (Frankfurt 1939) für Hertz Frohmann 
(geb. 11. Oktober 1865 in Überau) 
 
   
  
 KK (Frankfurt 1939) für Joseph Frohmann 
(geb. 8. Dezember 1869 in Überau), wohnhaft in
 Frankfurt, am 20. Oktober 1941 deportiert ab
 Frankfurt in das Ghetto Litzmannstadt (Lodz), 
wo er am 1. Juni 1942 umgekommen ist.  
        
  Ueberau KK MZ Frohmann Zacharias.jpg (86476 Byte) Ueberau KK MZ Hirsch Schanette.jpg (103890 Byte) Ueberau KK MZ Libmann Henriette.jpg (96344 Byte)
  KK (Essen 1944) für Zacharias Frohmann 
(geb. 27. Juni 1873 in Überau), Kaufmann, wohnhaft 
in Essen; am 21. Juli 1942 deportiert ab Düsseldorf 
in das Ghetto Theresienstadt, am 21. September 
1942 in das Vernichtungslager Treblinka, ermordet    
 KK (Darmstadt-Stadt 1939) für 
Schanette Hirsch geb. Frohmann
 
(geb. 29. August 1863 in Überau) 
  
   
KK (Darmstadt-Stadt 1939) für 
Johannette Henriette Liebmann
 geb. Rosenthal
 
(geb. 12. November 1885 in Überau)  
  
       
 Kennkarten zu Personen, 
die in Zeilhard geboren sind
 
 Zeilhard Reinheim KK MZ Brueckmann GB Dernburg Jakob.jpg (101088 Byte)  Zeilhard Reinheim KK MZ Brueckmann GB Liebmann Minchen.jpg (95095 Byte)  
  KK (Darmstadt-Stadt 1939) 
für Jakob Dernburg 
(geb. 21. März 1861 in Zeilhard), 
Kaufmann   
  
  KK (Dieburg 1939) für Minchen (Mina, Minna)
 Brückmann
(geb. 9. November 1875 in Zeilhard),
 wohnhaft in Groß-Umstadt; am 27. September 1942
 ab Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt deportiert,
 wo sie am 11. April 1944 umgekommen ist.  
   
       

      
      
      
Zur Geschichte der Synagoge           
     
Zunächst war ein Betsaal vorhanden. Eine Synagoge wurde 1837 in der heutigen Straße Am Biet erstellt. Bei dem Gebäude handelte es sich um einen zweigeschossigen Massivbau aus Sandsteinmauerwerk mit einem Satteldach giebelseitig zum Straßenzug. An allen Seiten hatte es Rundbogenfenster. In der Synagoge hatte es 50 Sitzplätze für Männer, 32 auf der Empore für die Frauen. 
 
Aus dem Jahr 1907 meldeten die Zeitungen den Einschlag eines Blitzes in der Synagoge, bei dem glücklicherweise niemand verletzt wurde und die Synagoge unbeschädigt blieb
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Blitzeinschlag in die Synagoge während des Gottesdienstes (1907)   

Reinheim Israelit 05091907.jpg (52640 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1907: "Rheinheim (Hessen), 1. September (1907). In der hiesigen Synagoge ereignete sich heute früh 1/2 5 Uhr, als die Gemeinde zum Gottesdienst versammelt war, folgender aufregender Vorfall. Bei Beginn der Selichot zog ein starkes Gewitter herauf, und nach einiger Zeit gab es plötzlich einen fürchterlichen Schlag; im selten Moment erlosch das elektrische Licht und die Synagoge füllte sich mit einem bläulichen Rauch. Ein Unfall ist glücklicherweise nicht vorgenommen. Da die elektrische Leitung nicht mehr funktionierte und kein anderes Licht vorhanden war, so musste der Gottesdienst abgebrochen werden."
  
Reinheim AZJ 27091907.jpg (33575 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. September 1907: "In Reinheim (Hessen) schlug ein Blitz in demselben Augenblick in das israelitische Bethaus ein, als zahlreiche Beter gerade in dem Gotteshause weilten. Die Lichter erloschen sofort und verschiedene Personen stürzten besinnungslos zu Boden, ohne indes aber weiteren Schaden zu nehmen."

1925 wollte die Gemeinde die Synagoge renovieren; ein Antrag auf Unterstützung wurde jedoch von der politischen Gemeinde abgelehnt. 1927 wurde der Zuschuss bewilligt. Die restlichen Kosten wurden von 25 Gemeindemitgliedern aufgebracht.     

Vor dem Novemberpogrom 1938 wurden die Vorsteher nach dem Bericht von Paul Arnsberg (s. Lit.) vom Bürgermeister gewarnt. Sie brachten die Torarollen und andere Ritualien daraufhin zum Bürgermeisteramt in Sicherheit; später sollen diese Gegenstände nach Darmstadt verbracht worden sein. Beim Novemberpogrom wurde die Synagoge von SA-Trupps aufgebrochen, die Inneneinrichtung zerstört. Ein Teil der Inneneinrichtung wurde auf den nahe gelegenen Wall geschafft und dort verbrannt. 
   
Das Synagogengebäude wurde beschlagnahmt und ging schließlich in den Besitz eines Nachbarn wurde, der das Gebäude später als Scheune verwendete. Die Fensteröffnungen wurden verändert und mit Resten der ehemaligen Steinumrahmungen eingefasst. 
   
Am 31. Januar 1986 wurde eine Gedenktafel angebracht mit dem Text: "Dieses Gebäude, errichtet 1837, diente bis 1938 als Synagoge der jüdischen Gemeinde Reinheim. Während der Ausschreitungen gegen die Juden im November 1938 wurde die Inneneinrichtung zerstört und das Gebäude selbst anschließend beschlagnahmt. Die Juden unserer Stadt wanderten teilweise aus, die übrigen wurden inhaftiert und deportiert. Unter den Millionen Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft von 1933-1945 befinden sich auch ehemalige Juden aus Reinheim. Zum Andenken und zur Mahnung gestiftet von der Stadt Reinheim." Die Gedenktafel wurde von der Künstlerin Marianne Wagner (Seckach) gestaltet (Website der Künstlerin). 
   
1990 wurde das Gebäude von Architektur-Studenten der FH Darmstadt unter Leitung des Dozenten F. Oppermann untersucht und in einer ausführlichen Dokumentation dargestellt. Dabei wurden auch Reste der Innenbemalung festgestellt (reichhaltige florale Ornamentierung). Die Raumaufteilung des Gebäudes konnte rekonstruiert werden. Nicht mehr gefunden wurde das rituelle Bad im Erdgeschoss. Während diese Dokumentation erstellt wurde, war bereits der Umbau der ehemaligen Synagoge zu einem Wohnhaus im Gange. Die Denkmalschutzbehörde und der Denkmalbeirat machten dem Besitzer die Wiederherstellung der ursprünglichen Außengestaltung mit den Fensteröffnungen zur Auflage.   
   
   
Adresse/Standort der SynagogeAm Biet 12     
  

  
Fotos  

Pläne zur Lage der Synagoge 
(Quelle: Altaras s. Lit. 1988 S. 133) 
  Reinheim Plan 100.jpg (41376 Byte) Reinheim Plan 110.jpg (33199 Byte)
    Die Pläne wurden gezeichnet nach den Grundstücksplänen 1986 (links) und 1927 (rechts)
   
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge 
vor der Renovierung 

(Aufnahme Juni 1987; Quelle: Altaras s. Lit. 1988 S. 132)
  Reinheim Synagoge 140.jpg (93618 Byte)    
    Erkennbar sind die früheren Bogenfenster    
     
     
Die ehemalige Synagoge nach dem Umbau zu einem Wohnhaus 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 17.8.2008)   
Reinheim Synagoge 174.jpg (66273 Byte) Reinheim Synagoge 172.jpg (74015 Byte) Reinheim Synagoge 176.jpg (69729 Byte)
Die ehemalige Synagoge von Nordwesten Die ehemalige Synagoge von Süden  
     
Reinheim Synagoge 179.jpg (69857 Byte) Reinheim Synagoge 178.jpg (63184 Byte) Reinheim Synagoge 177.jpg (69525 Byte)
Die ehemalige Synagoge von Westen   Die ehemalige Synagoge von der Ost-/Nordseite 
   
  Reinheim Synagoge 170.jpg (89947 Byte)  
  Die Gedenktafel    

       
       
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

März 2011: In Groß-Bieberau und Reinheim werden "Stolpersteine" verlegt   
Artikel von Charlotte Martin in "echo-online.de" vom 11. März 2011 (Artikel): "Schicksale bekommen ein Gesicht
Gedenken: Schüler der Bieberauer Albert-Einstein-Schule verlegen Stolpersteine zur Erinnerung an jüdische Familien
GROSS-BIEBERAU.
Schüler des Leistungskurses Geschichte der Groß-Bieberauer Albert-Einstein-Schule beteiligen sich an der Aktion 'Stolpersteine'. Eineinhalb Jahre haben sie, begleitet von Lehrerin Verena Akkermann, zum Schicksal jüdischer Familien aus Groß-Bieberau und Reinheim in der Zeit des Nationalsozialismus recherchiert..."        
   
Reinheim Sto 31032011a.jpg (326480 Byte)Ein weiterer Artikel zur Verlegung von "Stolpersteinen" in Reinheim erschien in der Wochenendausgabe der "süwo" (Anzeigenzeitung für Südhessen" vom 26./27. März 2011. 
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken
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November 2017: Erinnerung an die Geschichte der Reinheimer Synagoge
Anmerkung: im ersten Teil des Artikels steht die Synagoge in Pfungstadt im Mittelpunkt, was bei der Zitierung des Artikels auf der Reinheimer Seite weggelassen wird.
Artikel von Janka Holitzka in "echo-online.de" vom 4. November 2017: "Bei den Novemberpogromen wurden alle Synagogen im Landkreis zerstört - doch einiges hat der Zeit getrotzt
Wo keine Menschen mehr erzählen können, müssen Dokumente übernehmen, Dinge, oder auch Orte. Synagogen zum Beispiel. Weil sie uns bis heute viel zeigen: dass jüdische Kultur so alltäglich war. Meist haben nicht alleine die Nazis Synagogen verschwinden lassen - im Kreis sind deren Reste noch bis in die 1980er abgerissen worden.
DARMSTADT-DIEBURG -
...Abschnitt zu Pfungstadt...
Auch andernorts gibt es Spuren - besser versteckt, aber sie sind da. Georg Hartwein legt einen Schnellhefter auf den Wohnzimmertisch, lässt sich selbst auf die Couch nieder und blättert eine Weile darin. Bis er zwischen lauter Briefen von Denkmalschutz und Behörden den ausgeschnittenen FAZ-Artikel findet. 'Ja, damals gab's Ärger', sagt Hartwein und hält wie zum Beweis die vergilbte Zeitungsseite aus dem Oktober 1995 vor die Brust. Ehefrau Brigitte nickt. 'Bestürzung über Umbau früherer Reinheimer Synagoge', steht über dem Artikel. 'Für uns war das der Schuppen, wir haben uns nie Gedanken darüber gemacht, dass es mal die Synagoge war', erzählt Hartwein und schaut aus dem Wohnzimmerfenster auf die ehemalige Synagoge. Er ist deren Erbe. Sein Opa, Georg Bernius, hat das Gebäude 1940 gekauft und für die Landwirtschaft genutzt. Gewusst, um was es sich da handelt, klar, das habe man schon, erzählt Hartwein: 'Aber darum hat sich ja jahrelang keiner gekümmert.' Erst 1985 hat die Stadt - etwa zeitgleich zu den meisten anderen Kommunen im Landkreis - eine Gedenktafel errichtet. 'Aber dann, 1995 als wir bauen wollten, ist was ins Rollen gekommen.' Die Hartweins wollten den Synagogen-Schuppen zum Wohnhaus machen. Der Denkmalschutz gestattete das, machte aber Auflagen, etwa wegen einer Wandmalerei - um die es den Zeitungsartikel-Ärger gab. Auch die in der Nachkriegszeit zugemauerten Fenster mussten die Landwirte wieder historisch anlegen, auf eigene Kosten, sagen sie. 'Sie müssen die Synagoge erhalten, egal was es kostet.' Dieser Satz der Denkmalschützer habe den Hartweins damals richtig Angst gemacht. 'Ich kann doch als Privatmann kein Museum bauen, habe ich gedacht', erinnert sich der Synagogen-Erbe. Die halbrunden Sprossenfenster gibt es nun also wieder. 'Man kann sie jetzt kaum putzen', sagt Brigitte Hartwein und schiebt hinterher: 'Aber wenn ich die Gasse entlang komme, dann denke ich schon immer, dass der Ort jetzt würdiger aussieht.' Weil man erkennt, was da 'Am Biet' einmal stand, wenn man nur genau hinschaut. 'Solche Gedenkorte werden gerade jetzt, da die letzten Zeitzeugen sterben, ganz wichtig für uns', sagt Christian Hahn. Der Journalist und Designer führt gemeinsam mit dem Historiker Dr. Holger Köhn das 'Büro für Erinnerungskultur' in Babenhausen und hat im vergangenen Jahr etwa das Gedenkband für die Babenhäuser Synagoge gestaltet. Für ihn können solche Orte etwas ganz Besonderes: 'Beim Erinnern geht es ums Fühlbar machen. Da lassen sich authentische Orte kaum ersetzen. Ich sehe die alten Häuser rundrum, wie es riecht, wenn es dort regnet. Und verstehe: Das waren nicht irgendwelche sechs Millionen. Das waren Menschen, die hier lebten, mittendrin.' Natürlich, und das betont Hahn mit Blick 'auf diese AfD-Typen', seien solche Orte aber immer nur ein Angebot zum Erinnern. 'Wir Deutschen sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat', hat Björn Höcke im Januar über das Holocaust-Mahnmal in Berlin gesagt. Hahn seufzt darüber nur. Für ihn gehört das Gedenken mittenrein, in Berlin wie in Reinheim..." 
Link zum Artikel  
 
April 2019: In Spachbrücken werden "Stolpersteine" verlegt 
Artikel von Melanie Schweinfurth in "op-online.de" vom 12. April 2019: " Zwei 'Stolpersteine' erinnern in Spachbrücken an Rosa und Simon Schack
Der Künstler Gunter Demnig hat die beiden Messingsteine vor dem Haus in der Bachgasse 1 verlegt. Schüler der Dr.-Kurt-Schumacher-Schule haben die Geschichte des jüdischen Ehepaars recherchiert.
SPACHBRÜCKEN
- Eine Dorferneuerung bedeutet nicht nur, Wege und Plätze neu anzulegen, Blumen zu pflanzen und Hausfassaden zu gestalten. Zur Dorferneuerung gehört auch die Auseinandersetzung mit der Historie des Ortes. Der Arbeitskreis Dorferneuerung in Spachbrücken hat sich einem besonderen Teil der Dorfgeschichte gewidmet und das Schicksal jüdischer Familien, die in Spachbrücken lebten, aufgearbeitet. In Zusammenarbeit mit der zehnten Klasse des Gymnasialzweigs an der Dr.-Kurt-Schumacher-Schule entstand ein Faltblatt, das das Schicksal von Simon und Rosa Schack – den letzten in Spachbrücken lebenden Juden – zeigt. Als Schlusspunkt der Kooperation mit den Schülern sowie der Dorferneuerung hatte der Arbeitskreis nun zu einer kleinen Gedenkfeier eingeladen, bei der der Künstler Gunter Demnig zwei seiner 'Stolpersteine' verlegte. 73 000 Messingsteine mit den Namen jener Menschen, die in der Nazi-Zeit verfolgt, deportiert und ermordet wurden, sind bereits in 24 Ländern verlegt worden. Die Steine werden stets in das Gehwegpflaster vor den Häusern eingearbeitet, in denen die Opfer des Nationalsozialismus zuletzt lebten. 'Die Familienschicksale, die hinter den Namen stehen, sind für mich immer neu, individuell und berührend', sagte Demnig. Besonders beeindruckt sei er stets vom Engagement der Jugendlichen, die häufig die Verlegung von Stolpersteinen in ihren Heimatorten initiierten und an den entsprechenden Aktionen mitwirkten. Die Zehntklässler der Dr.-Kurt-Schumacher-Schule hatten die Lebensgeschichte des Ehepaars Rosa und Simon Schack recherchiert und aufgeschrieben und um das Gedicht 'Als sie die Juden holten' von Martin Niemöller ergänzt. 'Wir haben uns in Reinheim schon einmal auf die Suche nach Stolpersteinen gemacht', erzählt Schülerin Lilien Buchwald. 'Die Auseinandersetzung mit den Eheleuten Schack hat uns die Familie nähergebracht und ihr Schicksal in unsere Wirklichkeit geholt.' Bis 1942 lebten Rosa und Simon Schack in der Bachgasse 1 in Spachbrücken. Wie viele Bürger des Ortes hielten sie Kleinvieh und bewirtschafteten ein Gartengrundstück. Simon Schack war zudem Fabrikarbeiter in einer Ober-Ramstädter Firma. Im Alter von 67 und 66 Jahren mussten Rosa und Simon Schack als letzte Juden aus Reinheim und den heutigen Stadtteilen den Ort verlassen. Unter dem Vorwand, ihren Wohnort in ein Altersheim zu verlegen, wurden sie am 27. September 1942 mit 1288 weiteren Juden, Sinti und Roma nach Theresienstadt deportiert. Aus dem Getto existieren Todesfallanzeigen, wie die Schüler mit dem Arbeitskreis Dorferneuerung recherchiert haben. 'Die Verlegung der Stolpersteine soll kein flüchtiger Moment sein, sondern ein Zeichen der Dauerhaftigkeit', sagte Reinheims Bürgermeister Karl Hartmann. Die Entmenschlichung der Gesellschaft habe sich damals in der Einteilung in wertes und unwertes Leben gezeigt. Zwar hätten viele kein erkennbar schlechtes Gewissen angesichts der Gräuel gehabt. Aber es habe auch jene gegeben, die sich ihre Menschlichkeit nicht ausreden oder verbieten ließen. 'Bleiben wir auch heute und morgen aktiv, sodass die Stolpersteine zu Bausteinen für eine bessere Welt werden', rief Hartmann auf." 
Link zum Artikel 
 
 
 
 Videos - hochgeladen vom Museum Reinheim  https://www.museum-reinheim.de/  
   
 Video "Orte jüdischen Lebens in Reinheim" 
  
Video: Orte jüdischen Lebens in Reinheim:
Wohnplätze jüdischer Familien in Reinheim und den Stadtteilen   
 
   
Orte jüdischen Lebens in Reinheim - Die Synagoge     
   
   
Orte jüdischen Lebens in Reinheim - Familie Vorenberg   Orte jüdischen Lebens in Reinheim - Die alte Synagoge ("Judenschule")    
 
   
Orte jüdischen Lebens in Reinheim - Tankstelle - Die 1920er-Jahre    Orte jüdischen Lebens in Reinheim - Georgenhausen und Zeilhard   
 
   
Orte jüdischen Lebens in Reinheim - Das Museum  
 
Orte jüdischen Lebens in Reinheim -
Wohnplätze jüdischer Familien in Reinheim und den Stadtteilen  
   
Orte jüdischen Lebens in Reinheim - Der Dr. Jacob Goldmann Kindergarten    Orte jüdischen Lebens in Reinheim - Der Friedhof in Groß-Bieberau 

    
      

Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Stadt Reinheim  
bulletMuseum Reinheim mit Seiten zu Orten jüdischen Lebens in Reinheim https://www.museum-reinheim.de/Stadtrundgang-Orte-juedischen-Lebens-in-Reinheim/mobile/  
bullet Webportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Reinheim (nur für angemeldete User)
bullet Museum Reinheim (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit dem Geschichtsverein Reinheim-Ueberau e.V.: Orte jüdischen Lebens in Reinheim und den Ortsteilen. ISBN 978 3 9822372-6-8. 125 S., zahlreiche Fotos, Skizzen, Pläne.  https://www.museum-reinheim.de/
Anmerkung: das Buch kann man im Museum Reinheim zu den sonntäglichen Öffnungszeiten und in der Buchhandlung "buchMEYER" zum Preis von 12,- € erwerben. Zusammen mit den Museumsleuten sind der Geschichtsverein Reinheim-Ueberau e.V., Georgenhausen - Zeilhard, der Ehrenbürgermeister Karl Hartmann, Jakob Benke und Harald Heiligenthal von der DKSS und Jürgen Poth, der Guggugg aus Spachbrücken auf die Spurensuche gegangen und haben in unterschiedlichen Beiträgen darüber berichtet.   

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Reinheim 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Reinheim sind (nur) vorhanden (zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,717   Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Reinheim: Jüdisches Geburtsregister 1798 - 1799, Jüdisch Trauregister 1791, 1796, Jüdisches Sterberegister 1790, 1800, 1805  
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3054272      

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 692; kein Ortsartikel in III,2.  
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 217-219. 
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 132-133.
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 115. 
bulletFritz Volz: Die Reinheimer Juden. Spuren ihrer Geschichte. Reinheim 1988. (Dieses Buch konnte noch nicht in der obigen Darstellung berücksichtigt werden). 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 46-47.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 303-304. 

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Reinheim  Hesse.  The community numbered 86 (4 % of the total) in 1900 and was affiliated with the Orthodox rabbinate of Darmstadt. Jews attended Sabbath eve services in March 1933 were brutally assaulted and 42 left before Kristallnacht (9-10 November 1938), when the synagogue (already sold to a non-Jew) was spared total destruction. Of the 64 Jews living there in 1933, at least 24 emigrated (mostly to the United States). The local SS officer responsible for the 1933 pogrom was hanged by inmates of the Buchenwald concentration camp prior to their liberation in April 1945.  
           
           

                   
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Stand: 30. Juni 2020