Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Rauischholzhausen mit Wittelsberg (beide Gemeinde Ebsdorfergrund, Kreis Marburg-Biedenkopf)
Jüdische Geschichte / Synagoge

      
Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

     
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
      
In Rauischholzhausen (früher: Holzhausen) bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Erstmals wird 1690 (nach anderen Angaben bereits 1553) eine jüdische Person in Rauischholzhausen genannt, die von dem Grundherren des Dorfes Rau von Holzhausen, aufgenommen wurde. Dabei handelte es sich um Joseph aus Mainz-Kastel, der in Amöneburg aufgenommen wurde und sich dann aber in Rauischholzhausen niederließ. 1721 werden die Familien des Salomon, Jacob, Seligmann und Feist genannt. 1744 gab es sechs jüdische Familien am Ort (des Mayer Juda, Feist Israel, David Liebmann, Susmann Levi, Aaron Salomon und Russel Levi), 1749 fünf jüdische Familien mit zusammen 22 Personen (5,2 % von insgesamt 419 Einwohnern). Von diesen besaß Aaron Salomon ein eigenes Haus.   
   
Unter den jüdischen Familien in Rauischholzhausen hatten die Familien Rülf und Bachenheimer sephardische Wurzeln. 
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1835 57 jüdische Einwohner (8,9 % von insgesamt 638 Einwohnern), 1855 76 (14,2 % von 635), 1861 78 (11,9 % von 654), 1885 62 (10,1 % von 615), 1895 52 (8,3 % von 621), 1905 45 (7,0 % von 642). 1858 werden folgende jüdische Haushaltsvorsteher genannt (in Klammer ihr Gewerbe): Juda Rülf (Viehhändler), Hirsch Schaumberg (Viehhändler, Spezerei- und Eisenhandel), Jakob Bachenheimer (Vieh- und Spezereiwarenhandel, Metzger), Isaac Rülf (Schächter, Händler), Susmann Stern (Viehhändler), Meier Bachenheimer (erlaubter Nothandel), Susmann Bachenheimer (Nothandel), Hirsch Bachenheimer (Nothandel), Mendel Bachenheimer (Viehhändler), Susmann Bachenheimer II (Nothandel), Salomon Stein (erlaubter Nothandel), Heinemann Bachenheimer (Viehhändler), Juda Plaut (Metzger), Feist Stern (Nothandel) sowie Hirsch Hahn (Lehrer). 
 
Zur jüdischen Gemeinde Rauischholzhausen gehörten auch die im 2 km westlich gelegenen Wittelsberg lebenden jüdischen Personen. 1744 wohnte hier die Familie des David Salomon, auf den vermutlich die spätere Familie Baum zurückgeht. Neben der Familie Baum gab es seit dem 1. Drittel des 19. Jahrhunderts auch eine Familie Spier am Ort. 1835 wurden 17 jüdische Einwohner gezählt, 1861 21, 1905 18.   

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Israelitische Elementarschule für die jüdischen Kinder aus Rauischholzhausen, Wittelsberg und Roßdorf, ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1844 wird als Lehrer Hirsch Wolf Hahn genannt; er starb 1870 in Rauischholzhausen (siehe Bericht zu seinem Tod unten; 1868 hatte er 26 Kinder zu unterrichten). Sein Nachfolger war Victor Bachenheimer (1871-1872). Ab 1881 war Lehrer Jacob Rothschild an der Schule; er unterrichtete zunächst 31 Kinder (17 Jungen, 14 Mädchen). Lehrer Rothschild unterrichtete bis zu seiner Pensionierung 1918; er starb im April 1921. Seit 1918 unterrichteten auswärtige Lehrer die jüdischen Kinder in Religion, zuletzt Salomon Pfifferling aus Marburg (1941 deportiert). Die Gemeinde gehörte zum Provinzialrabbinat in Marburg.     
  
Rauischholzhausen Gedenktafel 015.jpg (37733 Byte)Im Ersten Weltkrieg fielen aus der Gemeinde: aus Rauischholzhausen Leopold Reiß (geb. 6.7.1884 in Holzhausen, gef. 28.4.1918), Jakob Isidor Rülf (geb. 11.7.1898 in Holzhausen, gef. 17.6.1917), Moses Rülf (geb. 13.12.1874 in Holzhausen, gef. 28.5.1917); aus Wittelsberg: Hermann Baum (geb. 10.6.1893 in Wittelsberg, gef. 14.10.1917), Theodor Baum (geb. 17.7.1891 in Wittelsberg, gef. 19.11.1914), Siegfried Rülf (geb. 9.11.1899 in Wittelsberg, gef. 26.6.1918).  
In der Synagoge in Rauischholzhausen wurde in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg eine Gedenktafel für die jüdischen Gefallenen aus den beiden Orten eingeweiht. Nach 1945 war diese Tafel auf dem jüdischen Friedhof in Rauischholzhausen (aus dieser Zeit stammt vermutlich das Foto, das sich in der Sammlung Paul Arnsberg im Jüdischen Museum Frankfurt am Main befindet). Später kam die Tafel nach New York in eine Einrichtung in der Bennett Avenue.     
  
Um 1924, als zur Gemeinde noch 29 Personen gehörten (4,3 % von insgesamt 682 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Juda Rülf und David Stern. Der Religionsunterricht von fünf Kindern der Gemeinde, die höhere Schulen besuchten, wurde durch Rabbiner Dr. Cohn in Marburg erteilt. Damals gehörten 15 jüdische Personen aus Wittelsberg zur jüdischen Gemeinde in Rauischholzhausen.  1932 waren die Gemeindevorsteher weiterhin Juda Rülf (1. Vors.) und David Stern (Schriftführer). Den Religionsunterricht der damals vier schulpflichtigen jüdischen Kinder der Gemeinde erteilte der bereits genannte Lehrer Salomon Pfifferling (Marburg). Aus Wittelsberg gehörten noch acht Personen zur Gemeinde.     
   
1933 lebten noch 18 jüdische Personen in Rauischholzhausen. In den folgenden Jahren sind einige Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 kam es auch in Rauischholzhausen zu Ausschreitungen, die sich möglicherweise gegen die Synagoge, aber auch gegen die noch am Ort lebenden jüdischen Personen richteten. So wurde am Haus von Hermann Mendel die Haustüre durch Axthiebe beschädigt und zwei Fenster zerstört. Am 10. November 1938 wurden Julius Spier, Simon Frenkel und Hermann Mendel festgenommen. 1939/42 waren noch sieben jüdische Einwohner am Ort (Hermann Mendel, Sara Mendel, Bertha Rülf, Louis Rülf, Abraham Spier, Jenny Spier, Hedwig Stern). Zu ihnen kamen 1942 die noch in Schweinsberg und Mardorf lebenden Juden, sodass diese Orte in der NS-Sprache nun "judenfrei" waren. Am 6. September 1942 wurden insgesamt 18 jüdische Personen aus Rauischholzhausen in das Ghetto Theresienstadt deportiert.   
   
Von den in Rauischholzhausen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Siegfried Seligmann Bachenheimer (1871, wohnte später in Camberg, Gedenkblatt), Simon Frenkel (1882), Johanna (Hannchen) Horwitz geb. Bachenheimer (1869), Klara Maas (1921), Hermann Mendel (1878), Bertha Rülf geb. Kanter (1872), Louis Rülf (1902), Abraham Spier (1881), Jenny Spier geb. Wertheim (1890), Paula Stern geb. Rosenbaum (1874). 
         
Aus Wittelsberg sind umgekommen: Elieser Baum (1863), Rosa Rothschild geb. Rülf (1878; nach A. Schneider s.Lit. S. 360 hieß sie Rosa Schaumburg geb. Rülf).     
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1876

Schweinsberg Israelit 10011877.jpg (77668 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Januar 1877: "Die Erledigung der nachverzeichneten israelitischen Lehrer- und Vorsängerstellen im Kreise Kirchhain, Regierungsbezirk Kassel, als: 
1) zu Halsdorf, kompetenzmäßiges Diensteinkommen 870 Mark.  
2) Holzhausen, kompetenzmäßiges Diensteinkommen 915 Mark.  
3) Schweinsberg, kompetenzmäßiges Diensteinkommen 870 Mark, wird hierdurch mit dem Bemerken veröffentlicht, dass geeignete Bewerber um die eine oder andere Stelle ihre mit den erforderlichen Prüfungs- und Führungszeugnisse zu versehende Meldungsgesuche innerhalb sechs Wochen bei unterfertiger Behörde einreichen mögen. Marburg, den 27. Dezember 1876. Königliches israelitisches Vorsteheramt. Dr. Munk."  

  
Fragen des Miteinanders zwischen jüdischer und christlicher Konfessionsschule (1844)  
Anmerkung: der nachfolgende Abschnitt bezieht sich eindeutig auf Rauischholzhausen bei Marburg unter Lehrer Hirsch Wolf Hahn, auch wenn die Namen nur abgekürzt, aber doch identifizierbar wiedergegeben worden sind.

Holzhausen MR AZJ 16091844.JPG (240966 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. September 1844: "Marburg, 25. August (1844). Die Didaskalia enthält von hier aus folgenden Artikel: ‚Kindlein, liebet euch untereinander! Das ist das Alte und das Neue Testament und ist zu lesen im Herzen aller Menschen. Wie glücklich müsste die Welt sein, wenn dieser Satz die allgemeine Religion des Lebens wäre! Handlungen der reinen Menschenliebe sind aber leider noch so selten in unserer frommen Welt, dass es dem Menschenfreunde eine wahre Erquickung ist, wenn ihm unversehens da eine solche aufstößt, wo er sie am wenigstens vermutete.  – In dem Dorfe H-z-h-n (= Holzhausen = Rauischholzhausen) bei M-b-g (= Marburg) ist seit mehreren Monaten der christliche Schullehrer erkrankt. Von seinem Gehalte, der kaum zu seiner Pflege ausreicht, kann er keinen Stellvertreter bezahlen. Die Gemeinde will den in treuer Amtsverwaltung für sie Erkrankten nicht der letzten Stütze berauben, kann aber auch nicht noch einen Lehrer besolden. Also müsste die unschuldige Jugend darunter leiden, 90-100 Kinder ohne Unterricht bleiben. Der dortige Pfarrer, ein höchst würdiger Geistlicher, will zwar gern den Religionsunterricht übernehmen, aber mehr zu tun, verhindern ihn seine Amtsgeschäfte. Dem Religionsunterricht muss aber notwendig der Elementarunterricht vorangehen, die Kinder müssen lesen, Schreiben etc. lernen. Wie ist da zu helfen? – Es ist auch ein jüdischer Lehrer, Herr H-n (Hahn), im Orte. Zwar hat dieser selbst ein sehr schwieriges Amt, er muss täglich sechs Stunden unterrichten, noch dazu in zwei verschiedenen Orten, wohin er täglich eine halbe Stunde weit gehen muss. Indes, er denkt: Mein Bruder ist krank; so nötig mir die Erholung auch ist, ich muss ein Übrigens tun, die Schule darf nicht verwaist bleiben. Glücklicherweise gehört der Herr Pfarrer nicht zu denen, die es für gefährlich halten, dass ein Jude an einer christlichen Schule unterrichte. Er kommt mit dem jüdischen Lehrer überein, übernimmt den Unterricht in Religionslehre und Bibel, Herr H-n erteilt täglich zwei Stunden in den übrigen Gegenständen des Volksunterrichts, und Allen ist geholfen. Herr H-n (Hahn) fühlt sich genügend belohnt, denn er handelt also, damit erfüllt werde das Testament der Menschheit: ‚Kindlein, liebet euch untereinander!’ – Um aber diese Handlung würdigen zu können, möge auch ihr Gegenbild hier seinen Platz finden. Nicht sehr weit von diesem Orte wohnt auf einem Dorfe eine einzelne jüdische Familie, deren Kinder drei Viertel Stunde weit zu einem jüdischen Lehrer in die Schule gehen müssen. Die Kinder sind noch klein und schwach, beim besten Willen können sie in Winterszeit und schlechtem Wetter nicht in die Schule gehen. Der Vater, dem es schon sauer genug wird, seinen Beitrag zum Gehalt des Lehrers aufzubringen, sucht um die Erlaubnis nach, seine Kinder in die christliche Schule seines Ortes schicken zu dürfen, damit sie hier den Elementarunterricht genießen möchten. Nein, sagt der christliche Lehrer, Ihre Kinder gehen mich Nichts an. Die Behörde wird angerufen, aber sie kann den christlichen Lehrer zum Unterrichte jüdischer Kinder nicht zwingen. Nein, nein! Nicht zwingen. – Welche Religion rühmt sich doch, das Testament der Menschheit in ihrem Kanon zu lesen?  A.S."

  
Zum Tod von Lehrer Hirsch Wolf Hahn (1870)   

Holzhausen MR Israelit 08061870.jpg (91077 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1870: "Amöneburg (Kurhessen). Dieser Tage starb in Holzhausen der Lehrer Hirsch Wolf Hahn.  
Derselbe, ca. 55 Jahre alt, war aus Fulda gebürtig, und wirkte mit großem Erfolge seit 30 Jahren als Lehrer in Holzhausen. Er war ein Gelehrter, der Nächte hindurch Gemara lernte, und als ein frommer, streng religiöser Jehudi, als edler Charakter in der weiten Umgegend bekannt. Der Verblichene hat ca. 30 junge Leute, die Lehrer geworden sind, bis zum Seminar herangebildet, und waren derer auch mehrere heute von Nah und Fern zu seiner Beerdigung herbeigeeilt. Dem Verblichenen ist seine Frau schon vor einigen Jahren irrsinnig geworden; sie ist in einer Anstalt untergebracht. Für die sieben unmündigen Kinder, die er hinterlässt, wovon vier zuhause sind, ist und wird gesorgt."   

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Über den aus Rauischholzhausen stammenden Seminardirigenten Dr. Jakob Stein (gest. in Kassel 1898)  

Holzhausen MR AZJ 18021898.jpg (224711 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Februar 1898: "Kassel, 10. Februar (1898). Am 6. dieses Monats verschied hierselbst der Seminardirigent a.D. Dr. Jacob Stein. In ihm verlieren wir einen in vielfacher Hinsicht ausgezeichneten Mann, der sich in den weitesten Kreisen hohen Ansehens und großer Beliebtheit erfreut hat. Geboren 1835 in dem Dorfe Holzhausen bei Marburg, zeigte er früh lebhafte Neigung und natürliche Anlage zum Lehrerberuf, dem der denn sein ganzes Leben treu geblieben ist. Nachdem er zuerst in Ropperhausen und Adelebsen gewirkt hatte, kam er 1862 nach Göttingen, wo er sich neben seinem Lehramte mit eisernem Fleiße akademischen Studien widmete, die er mit einer Arbeit über den Koran abschloss. Von Göttingen wurde er als Lehrer an die Jacobsonschule nach Seesen berufen, und von dort folgte er 1866 einem Rufe nach Kassel, um die Leitung des israelitischen Seminars zu übernehmen. Dieses Amt hat er bis 1897 verwaltet und demnach fast ein Menschenalter im Dienste der Volksschule unserer Provinz gewirkt. Eine große Anzahl israelitischer Lehrer Hessens und der Nachbarprovinzen sind seine Schüler gewesen, die mit unbegrenzter Liebe und Verehrung an ihm hingen, da sie in ihm jederzeit ihren besten Freund und weisesten Berater fanden. Bald nach seinem Amtsantritt gab er die tatkräftige Anregung zur Gründung der israelitischen Lehrerkonferenz für Hessen und ist bis zu seinem Tode ununterbrochen ihr Vorsitzender gewesen. Überhaupt widmete er sich mit dem größten Eifer allen Bestrebungen zur Förderung der Volksschule, für die er eine Reihe Schulbücher verfasst hat, wie des Lehrerstandes, dem er mit ganzem Herzen ergeben war. Als im Jahre 1891 das 25-jährige Jubiläum seiner hiesigen Amtstätigkeit gefeiert wurde, zeigte sich in zahlreichen Kundgebungen, wie viel Liebe er gesät hatte. Denn so sehr in sein Amt in Anspruch nahm, so eifrig beteiligte er sich an zahlreichen humanen und gemeinnützigen Bestrebungen, jedes Amt mit der gleichen Treue und Gewissenhaftigkeit versehend. Eine lange Reihe von Jahren war er u.a. erst Armenpfleger und dann Armenrat der Stadt, für diese Tätigkeit durch seine Herzensgüte und Menschenfreundlichkeit, sein sanftes und liebevolles Wesen besonders geeignet. Ein schweres Herzleiden zwang ihn, Ostern 1897 seine Pensionierung nachzusuchen, und bei dieser Gelegenheit wurde er durch Verleihung der Roten Adlerordens ausgezeichnet. Leider sollte er sich des Ruhestandes nicht erfreuen. Seine Krankheit verschlimmerte sich unaufhaltsam und führte schließlich zu qualvollem Leiden, die er mit der großartigen Ergebung eines Dulders ohne Klagelaut ertrug. Er war ein Mann nach dem Herzen Gottes, eine anima candida, wohin er kam, Liebe säend und Segen stiftend, eine Zierde des Lehrerstandes, der Pestalozzi der israelitischen Schule Hessens. Die große Beliebtheit, deren sich der Verstorbene zu erfreuen hatte, gab sich bei der gestern Nachmittag stattgefundenen Beerdigung kund, die unter überaus zahlreichem Geleite erfolgte. Die Kinder des israelitischen Waisenhauses, denen sich die Zöglinge des hiesigen Seminars anschlossen, welch Letztere den Sarg zur Gruft trugen, eröffneten den langen Zug, in dem auch viele israelitische Lehrer aus der ganzen Provinz, frühere Schüler des Verblichenen, vertreten waren. In warmen Worten hoben bei der Feier auf dem Friedhofe zuerst Herr Landrabbiner Dr. Prager und sodann Herr Rabbiner Dr. (Benno) Jacob aus Göttingen, der Schwiegersohn des Verstorbenen, seine hohen Tugenden hervor. Möge ihm die Erde leicht sein; ein treues Andenken ist ihm in weiten Kreisen sicher."

    
Resie Frenkel hat das Abitur bestanden (1929)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 8. März 1929: "Holzhausen (Kreis Kirchhain). Frl. Resie Frenkel, Tochter des Kaufmanns Simon Frenkel, hat als erste ihres Dorfes am Oberlyzeum Marburg ihr Abiturientenexamen bestanden."             

  
  
Über die Familie Rülf 

Die Vorfahren der Familie waren 1492 von der Iberischen Halbinsel vertrieben wurden und hatten sich in Rauischholzhausen ansiedeln können. In napoleonischer Zeit hatten sie als Familiennamen Rülf nach dem unweit ihres Hauses vorbeifließendes 'Rülfbach' angenommen. Damals waren sie als "Ackerbürger" eingetragen und betrieben Landwirtschaft und Viehhandel.   

  
  
Über den aus Rauischholzhausen stammenden Rabbiner Dr. Isaak Rülf (1831-1902)  
Anmerkung: Rabbiner Dr. Isaak Rülf (geb. 10. Februar 1831 in Rauischholzhausen, gest. 18. September 1902 in Bonn), war Rabbiner, Publizist und Zionist. 
Link:  Wikipedia-Artikel   
 
    
Zum 70. Geburtstag von Rabbiner Dr. Isaak Rülf (1901)  

Rauisch-Holzhausen Israelit 07021901.jpg (115109 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1901: "Memel, 4. Februar (1901). (Eine biographische Skizze.) Dr. Rülf, der am 10. dieses Monats sein siebzigstes Lebensjahr vollendet, ist ein Mann von so hervorragender Bedeutung, dass es nicht unangebracht erscheinen dürfte, bei dieser Gelegenheit den verehrlichen Lesern dieses Blattes, insbesondere seinen vielen Freunden und Verehrern, eine kurze Skizze seines Lebens zu geben.  
Rülf wurde geboren am 10. Februar 1831 in Rauisch-Holzhausen bei Marburg in Hessen, und erhielt den ersten Unterricht in der jüdischen Dorfschule. Nach dreijährigem Aufenthalte bei dem Kreisrabbiner Wetzler in Gudensberg (nicht: Gudenberg) bei Kassel in Hessen, entschloss Rülf sich, zum Lehrfache sich vorzubereiten.   
Schon nach etwa zweijährigem Studium bestand er das Lehrerexamen und wurde auch sofort als Hilfslehrer wieder nach Gudensberg zu seinem Talmudlehrer berufen. Von jetzt ab fing Rülf an, sich ernstlich für das rabbinische Studium vorzubereiten. Nach abermaligem dreijährigen Aufenthalte kündigte Rülf seine Stelle und verließ den Ort, um sich noch weiter für das Universitätsstudium vorzubereiten. In seiner Heimat war ihm dazu der katholische Pfarrer und der Kaplan, welch’ letzterer noch als Domherr in Fulda lebt, behilflich. -  
Nach etwa einem Jahr bezog Rülf endlich die so nahe gelegene Universität Marburg, studierte aber zuerst nicht als Rabbiner, sondern als Mediziner. Fast ein Jahr hindurch hatte Rülf nur medizinische, das will sagen, vorerst nur naturwissenschaftliche Kollegien gehört, ihm war aber schon von früher her durch Privatlektüre die Philosophie ans Herz gewachsen, und nach
Rauisch-Holzhausen Israelit 07021901a.jpg (195395 Byte)Rücksprache mit seinem dortigen Professor E. Zeller, verließ er das Fach und widmete sich von jetzt ab ausschließlich dem jüdischen theologischen Studium, das ihm auch Gelegenheit gab, in das Studium der Religionsphilosophie immer tiefer einzudringen.    
Seinen Lebensunterhalt gewann er sich dadurch, dass er die bei der israelitischen Gemeinde frei gewordene Lehrerstelle übernahm, beziehungsweise eine solche Schule daselbst erst errichtete. Oster 1854 war er zur Universität gekommen. Im Dezember bestand er die Prüfung als Rabbiner bei der dortigen Prüfungskommission, einer von der theologischen, philologischen und philosophischen Fakultät besonders abgezweigten Kommission für Bewerber um Rabbinerstellen im damaligen Kurfürstentum Hessen. Er verblieb jedoch noch lehrend und lernend in Marburg bis Oktober 1859, war darauf bis April 1863 Lehrer und Prediger an einem Ort im Großherzogtum Hessen und von da bis November 1865 Religionslehrer in Mecklenburg-Schwerin.    
Während seines Aufenthaltes in Schwerin benutzte Rülf die Gelegenheit, um an der Landes-Universität Rostock zu promovieren. November 1865 trat Dr. Rülf seine Stelle in Memel an, woselbst er bis zum Frühjahr des Jahres 1898 in verschiedener gemeinnütziger Weise tätig und wirksam war. Als im Jahre 1867 der schwere Notstand über Ostpreußen hereinbrach, wurde Rülf gleichfalls in das Hilfskomitee als Schriftführer berufen. Protektor aller Komitees war der damalige Kronprinz von Preußen, der nachmalige Kaiser Friedrich.   
Was indes hier in Ostpreußen bloßer Notstand, das war drüben in Westrussland geradezu Hungersnot, welche besonders die jüdische Bevölkerung schrecklich ergriffen hatte. Es bildete sich in Memel ein Komitee zur Unterstützung der russischen Juden in Westrussland, an dessen Spitze Rülfs stand. Damit war Rülf gleichsam zum Anwalte der russischen Juden geworden, und ist es belieben bis zur Stunde, da er Memel verließ, ganz ebenso, wie ihn das Armenwesen der Stadt Memel bis zu seinem Scheiden von Memel beschäftigte. Diesen Bestrebungen verdankt ein großer Teil seines Schrifttums seine Entstehung. Von seinen zahlreichen Schriften sind uns bisher folgende bekannt geworden:    
1) ‚Zur Verteidigung der Juden hier und überall.’ Mit besonderer Rücksicht auf ihre Stellung und Beaufsichtigung in Kurhessen. Marburg. 1858.  2) ‚Meine Reise nach Kowno’. Memel 1869.  3) ‚Der Einheitsgedanke.’ Als Fundamentalbegriff aller Religion und Wissenschaft, als Verständigungsbasis unter den Gebildeten aller Konfessionen und Nationen. Memel 1880. 4) ‚Drei Tage in Jüdisch-Russland’. Ein Kultur- und Sittenbild. Memel 1882.  5) ‚Aruchas bas-Ammi.’ ‚Heilung Israels.’  Memel 1883.  6) ‚Die russischen Juden.’ Memel 1890.
  
Rauisch-Holzhausen Israelit 07021901b.jpg (160203 Byte)Andere kleine Schriften, von welchen eine ganze Anzahl während der furchtbaren Judenhetze in Südrussland im Jahre 1882 von Rülf in die Welt geschickt wurden, kommen weniger in Betracht.   
Von den Vorträgen Rülf’s seien hier erwähnt:  ‚Schleiermacher als Religionsvirtuos’. ‚Lessing als Held der Aufklärung.’  ‚Was wir sollen und wollen.’  Vortrag, gehalten bei Eröffnung des ‚Vereins für jüdische Geschichte und Literatur’ zu Memel. ‚Zur Geschichte der Juden in Memel’ (Abgedruckt im ersten Bericht der israelitischen Religionsschule zu Memel, 1900.).     
Seiner Tätigkeit als Chef-Redakteur des ‚Memeler Dampfboot’ sei hier nur beiläufig erwähnt. Was Rülf in dieser seiner Stellung zur Unterdrückung und Bekämpfung des Antisemitismus betan, verdient alle Achtung und volle Anerkennung seiner Glaubensbrüder.   
Den Eck- und Schlussstein seiner schriftstellerischen Tätigkeit aber bildet sein großes Hauptwerk über ‚Metaphysik’, ein Werk, das von der philosophischen Welt als geradezu ‚epochemachend’ bezeichnet wird. Schon seine Promotionsschrift 1864, ‚Qua fundamenta metaphysices prorsus novae ponere conatus est’, ‚wie ist die Metaphysik auf neuen Grundlagen aufzubauen?’ – deutet auf dieses große Werk hin. -  
In der Hast und dem Drang aller der Anforderungen seines so ausgebreiteten Wirkungskreises konnte bei Rülf dieser Gedanke nur sehr allmählich zum Systeme ausreifen. Erst im Jahre 1884 ging Rülf an die Arbeit dieses seines Hauptwerkes, und im Jahre 1888 erschienen die ersten beiden Bände des auf fünf Bände berechneten Werkes. Das System ist in folgende Teile gegliedert: Wissenschaft des Weltgedankens, Wissenschaft der Gedankenwelt, Wissenschaft der Krafteinheit, Wissenschaft der Geisteseinheit, Wissenschaft der Gotteseinheit.     
Der Wunsch, seinen Lebensabend in der Nähe seiner Kinder zu verbringen, veranlasste Dr. Rülf, noch im 68. Lebensjahre, den Wohnort zu wechseln und von Memel nach Bonn am Rhein überzusiedeln, Seitdem ist er dort ganz philosophischer Muße hingegeben, um sein philosophisches Hauptwerk (Metaphysik) der Vollendung nahe zu bringen. 
Möge er in ungeschwächter Kraft noch recht lange der Wissenschaft und seinen Mitmenschen erhalten bleiben. Emil Benjamin."
 
Rauischholzhausen Israelit 20051891.jpg (135828 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit' vom 20. Mai 1891: Aufruf zur Unterstützung jüdischer Auswanderer aus Russland von Dr. J. Rülf, Rabbiner in Memel:
"Erneuter Hilferuf. Auf unseren Hilferuf zu Gunsten der Unterstützung jüdischer Auswanderer aus Russland am Ende des vorigen Jahres waren 19.687 Mark 55 Pfennig eingegangen, wovon 9.045 Mark 6 Pfennig bereits verausgabt und 433 Auswanderer bis heute (11. Mai) unterstützt und nach überseeischen Ländern - einen anderen Weg nimmt die Auswanderung überhaupt nicht - befördert worden sind. Jetzt aber naht ein neuer Zufluss von Auswanderern, bestehend aus jüdischen Handwerkern und ehemaligen Soldaten, welche ihres bisherigen Freizügigkeits-Rechts beraubt, aus dem Innern Russlands nach der 'Judengrenze' verwiesen sind und auswandern müssen, weil sie in den westrussischen Gouvernements keine Heimat und keine Beschäftigung finden. Arm, elend, ausgezogen und ausgezogen langen sie hier an und in wenigen Wochen wird unsere Kasse erschöpft sein. Große Geldbeiträge sind notwendig und darum bitten wir wiederholt und ganz besonders die Glaubensgenossen, uns mit den Mitteln zur Unterstützung der Unglücklichen zu versehen. Wir sind fest überzeugt, dass ein jeder, der menschlich denkt und fühlt, verlangtermaßen unser Unterstützungswerk fördern wird. Die Beiträge entgegenzunehmen ist ermächtigt durch das ständige Hilfskomitee für die Notstände russischer Israeliten.
Dr. J. Rülf, Rabbiner. Memel, im Mai 1891. 
Auch die Expedition dieses Blattes ist gerne bereit, Gaben in Empfang zu nehmen und an den oben Unterzeichneten zu senden."     

     
Rezensionen zur "Wissenschaft des Weltgedankens und der Gedankenwelt..." von Rabbiner Dr. Rülf in Memel (1889)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" 
vom 28. November 1889:  Artikel wird nicht ausgeschrieben      
Rauischholzhausen AZJ 28111889a.jpg (420002 Byte) Rauischholzhausen AZJ 28111889b.jpg (411488 Byte) Rauischholzhausen AZJ 28111889c.jpg (38926 Byte)

    
Hinweis auf eine Publikation von Dr. Isaak Rülf (1891)
     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1891: "Soeben erschien und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen: 
Entstehung und Bedeutung des Antisemitismus in Hessen 
von Dr. J. Rülf. - Preis 20 Pfg. - 
Diese Aufsätze, welche bei ihrem ersten Erscheinen im 'Israelit und Jeschurun' durch ihre so gründliche Widerlegung der antisemitischen Unwahrheiten allenthalben berechtigtes Aufsehen hervorriefen, dürften sich in Oberhessen, wo die Erregung gegen die jüdische Bevölkerung leider noch immer eine sehr große ist, zur Massenverbreitung besonders eignen. Bei Partiebezug bedeutender Rabatt. 
Joh. Wirth'sche Hofbuchdruckerei A.-G., Mainz".    

    
Zum tragischen Unfalltod des Rabbiners Dr. Isaak. Rülf in Bonn (1902)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1902: "Bonn, 19. September (1902). Auf traurige Art kam gestern Abend der Rabbiner Herr Dr. J. Rülf ums Leben, indem er auf einer Radfahrt vor der Stadt auf einem abschüssigen Wege unter die Räder eines Fuhrwerks geriet und schwere Verletzungen erlitt, die bald darauf seinen Tod zur Folge hatten. Rülf stand im 72. Lebensjahre. In einem hessischen Bauerndorfe zu Holzhausen (statt Golzhausen) geboren, war er ohne geordnete Schulbildung bis zum 12. Lebensjahre aufgewachsen. Da fielen ihm Schiller's Werke in die Hände, und damit ging ihm eine bis dahin ungekannte Welt auf. Mit eisernem Fleiße begann er zu studieren, sodass er mit 19 Jahren als wohlbestallter Dorfschulmeister sich dem Unterrichte anderer widmen konnte. Er ruhte aber nicht eher, bis er die nötigen Vorkenntnisse besaß, um als Studierender der Philosophie und der biblischen Wissenschaft die Universität Marburg beziehen zu können. In Rostock erwarb er sich den Doktorhut der Philosophie, und dann wirkte er zunächst als Rabbiner in Schwerin. Sein eigentliches Arbeitsfeld sollte ihm aber in Memel, auf der Vorwarte des Deutschen Reiches, erstehen; dort entwickelte er eine gesegnete und vielseitige Tätigkeit. Zur Stärkung des Deutschtums schuf er mit gleichgesinnten Freunden das Memeler 'Dampfboot', ein Tageblatt, dessen Redaktion er viele Jahre hindurch selber leitete, ohne sein Seelsorgeamt zu vernachlässigen. Wir sehr er für die leibliche Wohlfahrt seiner Gemeinde und anderer Notleidenden sorgte, das zeigte sich am schönsten, als damals in Folge von Missernten jener große Notstand über Ostpreußen hereinbrach. Dass er den vielen Juden, die aus Russland ausgetrieben wurden, ein treuer Berater und Helfer war, das lag schon in seinem Amte begründet und werden sich die älteren Leser des 'Israelit' seiner großen und häufigen Sammlungen zu Gunsten seiner bedrängten Glaubensgenossen noch gut erinnern können. Nebenher schuf sich Rülf durch seine wissenschaftliche Forschung einen geachteten Namen. Seit einigen Jahren lebte er hier im 'Ruhestande', aber noch bis in die letzten Tage schaffte er rührig, um seinem Gebäude der Metaphysik in einem Werke über 'Wissenschaft der Gotteseinheit' das Schlussglied einzufügen. Ein Sohn Rülf's hat sich nach längerer ärztlicher Praxis vor zwei Jahren als Privatdozent in der hiesigen philosophischen Fakultät niedergelassen, ein anderer ist Rabbiner von Braunschweig und ein dritter hat als Dr. ing. promoviert und sich als Patentanwalt in Frankfurt niedergelassen.  
Rülf, der, wie wir sagen, in junger Jahren ein eifriger Assimilant war, flüchtete sich in seinem Alter, als er bei dem viel umworbenen Germanentum keine Gegenliebe fand, in den Zionismus, dem er in seiner schwärmerischen Art mit Begeisterung anhing. Die Zionistische  Bewegung verliert in ihm einen ihrer hervorragendsten und geistvollsten Vertreter. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    
 
Rauischholzhausen AZJ 26091902a.jpg (111774 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. September 1902: "Bonn, 21. September (1902). Überall, wo Juden wohnen, wird die Trauerkunde von dem Hinscheiden des allgemein bekannten und geschätzten Rabbiners Dr. Isaac Rülf mit inniger Teilnahme aufgenommen werden. Dr. Rülf ist am 19. dieses Monats abends infolge eines Schlaganfalles verschieden. Der Verstorbene hatte eine Radtour unternommen und war in der Nähe der Gronau, als er einem Fuhrwerk ausweichen wollte, mit dem Rade gestürzt. Ein Schutzmann, welcher den Vorgang beobachtete, brachte Dr. Rülf, welcher bei dem Fall nur eine leichte Schürfung der einen Hand erlitt, auf seinen Wunsch nach seiner in der Argelanderstraße gelegenen Wohnung, woselbst der hochbetagte Herr, wohl infolge des vorangegangenen Schrecks, plötzlich verschied. Mit dem Fuhrwerk, welchem Dr. Rülf nach links ausweichen musste, ist derselbe in keinerlei Berührung gekommen. Nach einer anderen Darstellung ist  Dr. Rülf beim Fall gegen das Hinterrad des Wagens gestürzt, wobei er eine schwere Brustquetschung und eine Daumenverletzung erlitt. Der so unerwartet Dahingeschiedene, welcher am 10. Februar 1901 unter Anteilnahme weiterer Kreise hier seinen 70. Geburtstag beging, hatte seine Laufbahn als Lehrer begonnen. Er studierte später in Marburg und erwarb sich in Rostock den Doktorhut. Nachdem Rülf kürzere Zeit in Schwerin als Rabbiner tätig war, wirkte er etwa 30 Jahre lang in der gleichen Eigenschaft in Memel, woselbst er als Begründer und Leiter des 'Memeler Dampfboot' Jahrzehnte lang auch im Interesse des Deutschtums im Osten eine segensvolle Tätigkeit entfaltete. In den Ruhestandsjahren welche Rülf hier in Bonn verlebte, beschäftigte sich der trotz seines hohen Alters immer noch rüstige Mann           
Rauischholzhausen AZJ 26091902b.jpg (150862 Byte) mit wissenschaftlichen Arbeiten. Isaac Rülf war eine eigenartige Persönlichkeit. Seine publizistische Tätigkeit kam wesentlich dem 'Memeler Dampfboot' zugute. Rülf hatte jahrelang eine leitende Stelle bei dem ostpreußischen Blatte und trat wacker und mit viel Geschick für den Liberalismus ein. Im Memel hatte Rülf ausgiebige Gelegenheit, die Not der ärmeren russischen Juden zumal in den Grenzprovinzen des Zarenreiches kennen zu lernen. Er machte es zu seiner Aufgabe, nach Möglichkeit dieser Not zu steuern. Er ging zum Studium der Lage der Juden in Russland wiederholt in das Nachbarland und schuf gemeinsam mit anderen in Memel Wohltätigkeitsanstalten zum Besten russischer Auswanderer jüdischen Glaubens. Durch die Schriften 'Meine Reise nach Kowno' und 'Drei Tage im jüdischen Russland' lenkte er die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf die Not des großen Teiles der russischen Juden. Einer seiner Lieblingsgedanken war, durch Verpflanzung in andere Gegenden die Notleidenden in bessere Lebensbedingungen zu bringen. Seit den achtziger Jahren widmete sch Rülf philosophischen Studien. Rülf versuchte, ein fest geschlossenes System der Philosophie herzustellen, und er meinte, dass ihm dies gelungen sei. Seine Anschauungen legte Rülf zuerst in einer übersichtlichen Fassung 18880 in der Schrift 'Der Einheitsgedanke als Fundamentalbegriff' nieder. Eingehend begründete er seine Lehre in einem mehrbändigen Werke 'Wissenschaft des Weltgedankens und der Gedankenwelt', mit dem Nebentitel 'System einer neuen Metaphysik'. Die einzelnen Bände behandeln die Wissenschaft des Weltgedankens, die Wissenschaft der Gedankenwelt, die Wissenschaft der Krafteinheit, die Wissenschaft der Geisteseinheit. Schließlich beschäftigte sich Rülf auch mit sozialpolitischen Studien. 1893 erschien von ihm eine Schrift 'Das Erbrecht als Erbübel'. In den letzten Jahren widmete sich Rülf mit dem Feuereifer, der ihm nun einmal zu eigen war, den zionistischen Bestrebungen in Wort und Schrift. Mit ihm scheidet eine der markantesten Persönlichkeiten des deutschen Rabbinerstandes, deren Bedeutung im Einzelnen noch zu schildern sein wird. Sein Andenken wir unvergessen fortleben.! (Auch wir widmen dem verehrten Manne, dem treuen Mitarbeiter, den Zeil dankbarer Erinnerung und werden sein Andenken stets in Ehren halten. Friede seinem hehren Geist! Die Redaktion.)'"    
 
Rauischholzhausen AZJ 26091902.jpg (166914 Byte) Anzeigen in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. September 1902:   

       
Über die Beisetzung von Dr. Isaac Rülf (1902)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Oktober 1902: "Bonn, 26. September (1902). Das Leichenbegängnis des verstorbenen Rabbiners Dr. Isaac Rülf fand am 22. dieses Monats unter lebhafter Teilnahme seitens der hiesigen Gemeindemitglieder statt. Am Grabe sprachen der Ortsrabbiner Dr. Kalischer - Bonn und Namens der früheren Gemeinde Dr. Carlebach - Memel, im Namen des deutschen Rabbinerverbandes sprach Rabbiner Dr. Frank - Köln, für das Zentralkomitee der zionistischen Vereinigung für Deutschland Rechtsanwalt Dr. Bodenheimer. Namens der persönlichen Freunde Dr. Freudenerg und für die akademische Verbindung Rhenofilelia stud. med. Behr. - Von einem Freunde des Verstorbenen erhalten wir noch die folgenden interessanten Erinnerungen an Rülf: 'Der verstorbene I. Rülf gehörte zu den Männern, die mehr waren, als sie schienen. Gerade Dr. Rülf ist ein Beweis dafür, dass die freisinnige Richtung des Judentums, die er uneingeschränkt vertrat, auch die Bedürfnisse der Juden an der Ostgrenze verstehen und ihnen entgegenkommen kann. Ich hatte Gelegenheit, das Tagewerk dieses Rabbiners der kleinen deutschen Gemeinde Memel zu beobachte. Das Gehalt war namentlich anfangs sehr klein, und Rülf verdiente einen großen Teil des Lebensunterhaltes dadurch, dass er die einzige größere liberale) Zeitung der Stadt, das 'Memeler Dampfboot', redigierte. Für die zahlreiche, namentlich im Sommer wegen des Holz-. und Getreidehandels fluktuierende russisch-jüdische Bevölkerung in Memel hatte Rülf eine eigene Schule im Krankenhaus und ein Beth ha-Midrasch erbaut, in dem er am Freitagabend selbst vorbetete. Da zu Rülf zahlreiche arme russische Juden, aber auch Zionisten und jüdische Gelehrte, um seinen Rat zu erbitten, kamen, um ihn kennen zu lernen usw., Es ist es wirklich wunderbar, dass dieser Mann noch Zeit gefunden hat, tief durchdachte philosophische Werke ('Der Einheitsgedanke', 'Weltgedanke und Gedankenwelt', eine von den Fachgelehrten anerkannte Metaphysik) zu schreiben. Das Größte aber leistete Rülf im Notstandsjahr 1867, als eine Hungersnot in Ostpreußen und an der russischen Grenze herrschte. Um den Nachwirkungen dieses für jene Gegenden schrecklichen Jahres zu begegnen, erließ Dr. Rülf 1868 einen Aufruf, der über eine halbe Million Mark für die Bedrängten zusammenbrachte und positive Organisationen ins Leben rufen halt, um für 'Jüdisch-Russland' (vergleiche Dr. Rülf, Drei Tage in Jüdische Russland) eine bessere Ausbildung namentlich der Jugend anzubahnen. Dr. Rülf hatte sich damals, als es galt, die Not zu studieren        
Rauischholzhausen AZJ 03101902a.jpg (201713 Byte)  noch nicht ausgeschrieben - zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.    
   
Rauischholzhausen AZJ 22101902.jpg (178375 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Oktober 1902: "Memel, im Oktober (1902). Die Jugend des kürzlich zu Grabe getragenen jüdischen Philanthropen Rabbiner Dr. Rülf - denn in dieser Eigenschaft als Menschenfreund wird er bei Tausenden fortleben, die ihm ihre Existenz verdanken - zeigte einen bekannten typischen Zug aus der Zeit des Vormärz. Rülf hatte keine regelmäßige Schulbildung erhalten, und ebenso wie z.B. David Cassel, Aaron Bernstein, Eduard Lasker, Berthold Auerbach und viele gebietende Gelehrte, den harten, aber wie es scheint, desto mehr fördernden Weg des Autodidakten gehen müssen.....           
Rauischholzhausen AZJ 22101902a.jpg (99237 Byte) noch nicht ausgeschrieben - zum Leben bitte Textabbildungen anklicken   

    
Erinnerung an Rabbiner Dr. Rülf (1927)    

Rauisch-Holzhausen JuedWZKassel 11021927.jpg (331957 Byte)Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 11. Februar 1927: "Ein Mann der Tat. Zur Erinnerung an einen aus Kurhessen stammenden Rabbiner. 
Von L. Horwitz, Kassel.  In Rauisch-Holzhausen wurde am 10. Februar 1831 ein jüdisches Kind geboren - Isaak Rülf -, dessen späteres Leben ganz seinen Glaubensbrüdern gewidmet war..."     
Zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken.  
Rauisch-Holzhausen JuedWZKassel 11021927a.jpg (92079 Byte) 

  
Beitrag zum 100. Geburtstag von Rabbiner Dr. Isaak Rülf seligen Andenkens (1931)   

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 13. Februar 1931: "Zum 100. Geburtstag von Rabbiner Dr. Isaak Rülf s.A. In dem kleinen kurhessischen Dorf, unweit der Universitätsstadt Marburg, Rauisch-Holzhausen, erblickte am 10. Februar 1831 der nachmalige Rabbiner von Memel, Dr. Isaak Rülf, das Licht der Welt. November 1865, im 34. Lebensjahre, trat Dr. Rülf die Rabbinerstelle in Memel an, wo während der 33 Jahre seiner Amtstätigkeit sein reicher Geist zur einzigartigen Entwicklung gelangte. Isaak Rülf gehörte zu jenen geistig bevorzugten Naturen, deren geistige Spannweite soviel Schaffenskraft umfasst, dass sie in den verschiedenartigsten Tätigkeiten Bedeutendes zu leisten vermögen, ohne erschöpft zu werden. Neben seiner Wirksamkeit als Rabbiner und Prediger, neben seinem von außerordentlichem Erfolg gekrönten Schaffen als philosophischer Schriftsteller, neben seiner einzig dastehenden, umfassenden philanthropischen Tätigkeit ('Dr. Hülf') hat Dr. Rülf noch die Muße gefunden - ein Unikum wohl in der ganzen deutschen Journalistik -, 26 Jahre lang eine politische Tageszeitung, das 'Memeler Dampfboot', zu redigieren.  
Mit seltenem Freimut und logischer Schärfe hat Dr. Rülf auch Angriffe und Beschuldigungen gegen die Juden widerlegt. Dreimal wandte sich Rülf für seine Glaubensbrüder an Fürst Bismarck, und jedes Mal hat der Altreichskanzler die Eingaben berücksichtigt. Ein 'offener Brief' (1886) gegen antisemitische Auslassungen des Ministers von Puttkamer hat in ganz Deutschland berechtigtes Aufstehen erregt. Dabei war er der erste, und lange Zeit der einzige deutsche Rabbiner, der für die Kolonisation Palästinas und für die Zionsidee eifrig eintrat. In seinem glänzend geschriebenen Buche 'Das Erbrecht als Erbübel', in dem er den eigenartigen und immerhin interessanten Versuch anstellte, ein sozial-gesellschaftliches Problem großzügig zu lösen, erscheint er nicht in seiner vielfachen Eigenschaft als Rabbiner, Philosoph und Philanthrop, sondern in seiner klassischen Ruhe und geistvollen Tiefe als Sozialpolitiker."        


  
Über den aus Rauischholzhausen stammenden Rabbiner Gutmann Rülf 
Anmerkung: Gutmann Rülf (geb. 3. Dezember 1851 in Rauischholzhausen als Sohn von Rabbiner Dr. Isaak Rülf, gest. 17. Dezember 1915 in Braunschweig) war von 1884 bis 1915 Landesrabbiner des Herzogtums Braunschweig. 

Link: Wikipedia-Artikel zu Gutmann Rülf  
  
Anmerkung: ein Sohn von Gutmann Rülf war Schlomo (Salomon) Friedrich Rülf (geb. 13. Mai 1896 in Braunschweig, gest. 13. August 1976 in Vevey), siehe Wikipedia-Artikel zu Schlomo Rülf.
Zum Gedenken an seine Verdienste wurde die Friedrich-Schlomo-Rülf-Medaille benannt, die die Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft des Saalandes (CJAS) vergibt.
  


Über den aus Rauischholzhausen stammenden Moses Rülf  
Anmerkung: Moses Rülf (Bruder von Gutmann Rülf, geb. 1855 in Rauischholzhausen, gest. 1934), war Religionslehrer und Gemeindesekretär in Nürnberg.
  
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige von Karl Baum in Wittelsberg (1902)       

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli 1902: "Ein Sattler- und Tapeziergehilfe sucht Stellung. 
Karl Baum, Wittelsberg, Kreis Marburg."     

     
     
   
  
Zur Geschichte der Synagoge     
   
Zunächst war ein Betraum in einem der jüdischen Häuser vorhanden. 1849 erwarb die jüdische Gemeinde von Juda Plaut ein Scheunengebäude, um es als Synagoge mit Schule, Lehrerwohnung und rituellem Bad umzubauen. Zunächst hatte die Gemeinde große Pläne und wollte das Gebäude zweigeschossig ausbauen. Diese Pläne wurden nicht realisiert, da nach dem Brandkataster des Dorfes (ab 1874) das Synagogengebäude (mit der Haus-Nummer 22) nur einstöckig war. Es war 12 m lang und 6 m breit. Nach einer anderen Quelle wurde die Synagoge erst 1872 eingerichtet; demnach hat man wohl nach dem Erwerb des Synagogengebäudes 1849 nicht so schnell bauen können. 
 
In den 1920er-Jahren wurde in der Synagoge eine Gedenktafel für die Gefallenen des Krieges aus Rauischholzhausen und Wittelsberg angebracht. 
 
Vermutlich konnten bereits um 1930 nicht mehr regelmäßig Gottesdienstes abgehalten werden, da die Zahl der Gemeindeglieder stark zurückgegangen war. Im Juni 1935 wurde der Innenraum der Synagoge durch unbekannte Täter völlig verwüstet, sodass eine damals geplante Bar Mizwa-Feier nicht mehr stattfinden konnte. In der Silvesternacht 1935/36 wurde die Synagoge völlig ausgeplündert, die Torarolle in Brand gesteckt und das Gebäude bis zur Unnutzbarkeit zerstört. Die Täter wurden nicht gefunden. Die noch in Rauischholzhausen lebenden jüdischen Personen besuchten seitdem die Synagoge in Mardorf. Das Synagogengebäude in Rauischholzhausen wurde seitdem als Heu- und Strohspeicher eines Dorfbewohners verwendet. Im Sommer 1938 gab es Kaufverhandlungen mit den beiden Grundstücksanliegern, die sich schließlich das Grundstück teilten. Beim Novemberpogrom 1938 kam es zu weiteren Beschädigungen des Gebäudes, das vermutlich im Herbst 1939 abgebrochen wurde. Seitdem wird das Grundstück als Gartenland der beiden nachbarlichen Parteien verwendet. Am 28. Juli 1941 wurde das Gebäude im Kataster der Gemeinde gelöscht.  
  
  
Adresse/Standort der Synagoge  auf dem heutigen Gartengrundstück zwischen den Gebäuden Potsdamer Straße 5 und 7  
   
   
Fotos  

 Luftaufnahme von 
Rauischholzhausen 
(Quelle: Annamaria Junge, s. Lit.)  
 Rauischholzhausen Ort 0100.jpg (175117 Byte) 
  Mit dem Pfeil markiert ist die Synagoge, die ein charakteristisches Walmdach hatte 
     

  
  
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    

Mai 2011: Gedenkveranstaltung der Gesamtschule Ebsdorfergrund  
Hierzu Bericht mit Fotos in der Website der Gesamtschule Ebsdorfer Grund 
Weiterer Bericht in der Website der Dorfgemeinschaft Rauischholzhausen e.V.   
Dazu Presseartikel in der "Gießener Allgemeinen" vom 20. Mai 2011: "Jüdische Auswanderer schilderten in Rauischholzhausen Schicksal.  
Ebsdorfergrund
(ker). Etwa 200 Menschen nahmen - nachdenklich gestimmt und bewegt - kürzlich an einer Gedenkveranstaltung der Gesamtschule Ebsdorfergrund in Rauischholzhausen teil..."   
Link zum Artikel    
Weiterer Artikel von Martina Becker in der "Oberhessischen Presse" vom 14. Mai 2011: "Gegen das Vergessen, für die Versöhnung. 200 Menschen kamen zur Gedenkveranstaltung der Gesamtschule Ebsdorfer Grund nach Rauischholzhausen..." 
Link zum Artikel (eingestellt als pdf-Datei in der Website der Gesamtschule Ebsdorfer Grund)       
 
 Rauischholzhausen B 201101.jpg (179967 Byte) Rauischholzhausen B 201102.jpg (178405 Byte) Rauischholzhausen B 201103.jpg (170499 Byte) Rauischholzhausen B 201104.jpg (146075 Byte) Rauischholzhausen B 201105.jpg (157626 Byte) Rauischholzhausen B 201106.jpg (165348 Byte)
Oben: Fotos der Gedenkveranstaltung beim jüdischen Friedhof in Rauischholzhausen am 9. Mai 2011. In der Mitte der Reihe: Walter Spier bei seiner Rede, die teilweise auch von seiner Frau Karla Spier verlesen wurde. Rechts davon: Kaddisch-Gebet zusammen mit dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Marburg. Ganz rechts sitzend: Walter Spier und und Ehefrau Karla sowie sein Bruder Alfred Spier und Ehefrau Hannelore. 
(Fotos erhalten von Anna Junge).   
 
Mai 2012: Hinweis auf eine neue Publikation    
Rauischholzhausen Lit 020.jpg (39432 Byte) Annamaria Junge: "Niemand mehr da". 
Antisemitische Ausgrenzung und Verfolgung in Rauischholzhausen 1933-1942. 
Jonas-Verlag Marburg 2012. 240 S., 52 Abb. Broschur € 20.--  ISBN 978-3-89445-462-3      
Link zur Website des Jonas-Verlages mit Seite zur Buchvorstellung.    
Buchvorstellungstermine fanden statt:  
2. Juni 2012, 15.30 Uhr: Lesung und Diskussion - Alte Schule Rauischholzhausen, Alte Schulstr. 3
Annamaria Junge und die DGRHH e.V.
28. Juni 2012, 20.00 Uhr. 42. Rother Synagogengespräch in Kooperation mit dem Geschichtsverein Marburg
Landsynagoge Roth, Lahnstr. 27, Weimar-Roth   

      

     
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Ebsdorfergrund   
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Rauischholzhausen (interner Link)   
bulletGenealogisches zu einem Teil der Familie Rülf in Rauischholzhausen (mit einem Teil der Nachkommen des 1722 geborenen Jizchak Sussmann Levi Rülf in Rauischholzhausen)  
bulletWebsite http://www.juden-in-nordhessen.co.de: unter "Genealogien jüdischer Familien in Nordhessen" findet sich ein Stammbaum der Familie Bachenheimer in Rauischholzhausen (unter Forschungen Christoph Kuehn)   
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Rauischholzhausen   

Quellen:   

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Rauischholzhausen   
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Rauischholzhausen sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,452   Geburtsregister der Juden von Rauischholzhausen  1824 - 1874; enthält auch Angaben zu Personen aus Wittelsberg   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1899999         
HHStAW 365,453   Trauregister der Juden von Rauischholzhausen   1824 - 1874; enthält auch Angaben zu Personen aus Wittelsberg   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v289944      
HHStAW 365,454   Sterberegister der Juden von Rauischholzhausen  1825 - 1874; enthält auch Angaben zu Personen aus Wittelsberg     https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v825438     

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 204-208.  
bulletKeine Artikel in den Publikationen von Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 und dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994 und dies.: Neubearbeitung der beiden Bücher. 2007. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 148.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 439-440. 
bulletBarbara Händler-Lachmann / Ulrich Schütt: "unbekannt verzogen" oder "weggemacht". Schicksale der Juden im alten Landkreis Marburg 1933-1945. Marburg 1992. 
bulletBarbara Händler-Lachmann / Harald Händler /Ulrich Schütt: 'Purim, Purim, ihr liebe Leut, wißt ihr was Purim bedeut?' - Jüdisches Leben im Landkreis Marburg im 20. Jahrhundert. Marburg 1995.  
bulletKirchhain Lit 11.jpg (51572 Byte)Alfred Schneider: Die jüdischen Familien im ehemaligen Kreise Kirchhain. Beiträge zur Geschichte und Genealogie der jüdischen Familien im Ostteil des heutigen Landkreises Marburg-Biedenkopf in Hessen. Hrsg.: Museum Amöneburg. 2006. S. 336-360.
bulletRauischholzhausen Lit 010.jpg (57620 Byte)Annamaria Junge: "Niemand mehr da". Antisemitische Ausgrenzung und Verfolgung in Rauischholzhausen 1933–1942. 
Erschienen im Jonas Verlag Marburg 2012. ISBN 978-3-89445-462-3.   20,00 €   Pressemitteilung des Verlages zu dieser Publikation.  
  
Zu diesem Buch (Informationen aus der Website des Verlages): "Ich habe nicht die Natur zurückzugehen. [...] I [would] like to go, once more to Holzhausen, on the cemetery, to Kirchhain. I want to see [it], but ... ist niemand mehr da."
Die, die nicht mehr da sind, sind die jüdischen Bewohner Rauischholzhausens. Sie wurden verfolgt und entrechtet, vertrieben und ermordet. Dabei reicht die Geschichte jüdischen Lebens vor Ort weit zurück. Auch Antisemitismus hatte Tradition. 1933 hatte das Dorf noch 20 jüdische Bewohner. Am 6. September 1942 wurden die letzten 18 jüdischen Menschen aus der näheren Umgebung am Rauischholzhausener Zimmerplatz in einen LKW getrieben und nach Theresienstadt verschleppt. Drei von ihnen überlebten die Shoah und kehrten 1945 ins Dorf zurück. Dieses Buch ist das Ergebnis einer Suche nach denen, die fehlen und nach den Gründen ihrer Abwesenheit. Es ist das Ergebnis einer umfangreichen Suche in Archiven, in Gesprächen mit Zeitzeugen vor Ort, insbesondere aber Gesprächen mit noch lebenden jüdischen Zeugen, vier Geschwistern der Familie Spier. Auf Grundlage ihrer Erinnerungen unternimmt es den Versuch, die nicht beschreibbaren Jahre 1933–1942 zu beschreiben und präsentiert für Rauischholzhausen eine Ereignisgeschichte, die die staatliche Ausgrenzungs- und Verfolgungspolitik in vielfacher Hinsicht übertraf.
Zur Autorin: Annamaria Junge (*1981) studierte Jura in Berlin, einen Masterstudiengang zum Nationalsozialismus und arbeitet seit 2011 an einer Promotion zu jüdischer Geschichte in Deutschland nach 1945. Ihre Mutter ist in Rauischholzhausen geboren, ihre Großmutter (*1915) starb 2013. Der leibliche Großvater war Verwalter des größten landwirtschaftlichen Betriebs im Dorf, SA-Mitglied, Hitlerjugendführer und starb 1945 als Soldat in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. 
bulletdies.: Englische Übersetzung der oben genannten Publikation: "There's nobody left". Anti-Semitic Exclusion and Persecution in Rauischholzhausen 1933-1942. Online eingestellt (9 MB).  
bulletdies.: Spuren der Verfolgung. Orte der ehemaligen Synagogen in Rauischholzhausen und Mardorf. In: Jahrbuch 2012 des Kreisausschusses des Landkreises Marburg-Biedenkopf. S. 210-215. Online eingestellt (pdf-Datei).          

     
       


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Holzhausen (Rausch-Holzhausen) Hesse-Nassau. Although Jews lived there in 1553, the community was established much later, numbering 78 (12 % of the total) in 1861. Yitzhak Ruelf (1831-1902), rabbi of Memel and a pioneer German Zionist, belonged to a local Jewish family. Under Nazi pressure the community disposed of its synagogue before Kristallnacht (9-10 November 1938). The last nine Jews were deported to the Theresienstadt ghetto in 1942.  
    
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020