Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Otterberg (Kreis Kaiserslautern)
Jüdische Geschichte / Familie Straus / Synagoge
Jewish History / Family Straus / Synagogue

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletAus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Allgemeine Beiträge 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule      
Berichte zu Personen aus der jüdischen Gemeinde - Beiträge zur Familie Straus (Strauss, Strauß)   
Fotos zur Geschichte der Familie Strauss 
Berichte zu weiteren Personen aus der jüdischen Gemeinde    
Sonstiges: Kennkarte aus der NS-Zeit    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos zur Geschichte der Synagoge  
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde      
   
In Otterberg bestand eine jüdische Gemeinde bis 1897. Ihre Entstehung geht in die Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts zurück, als einige jüdische Familien aus benachbarten Orten und anderen pfälzischen Gebieten zugezogen sind. Jedoch lebten bereits zuvor Juden am Ort: 1650 wird eine jüdische Familie am Ort genannt.
   
Genaue Zahlen jüdischer Einwohner liegen erst wieder aus dem 19. Jahrhundert vor. 1803 werden vier jüdische Familien gezählt, 1808 31 jüdische Einwohner (8 % der Gesamteinwohnerschaft), 1815 acht jüdische Familien, 1825 56 jüdische Einwohner (2,4 %), 1848 100 jüdische Einwohner in 21 Familien mit 100 Personen.
  
1809/10 werden die folgenden jüdischen Haushaltsvorstände genannt: Salomon Maas (Händler), Joseph Rothschild (Viehhändler), Isaac Strauß (Viehhändler), Jacob Strauß (Viehhändler), Lazare Strauß (Viehhändler), Isaac Weil (Händler), David Wolff (Händler). Die Abwanderung jüdischer Familien aus Otterberg begann recht früh: 1827 wird in Kaiserslautern unter den dorthin gezogenen jüdischen Personen Jacob Heumann aus Otterberg genannt.  
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine jüdische Schule (Religionsschule) und eine Mikwe. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Mehlingen beigesetzt. Von den jüdischen Lehrern werden genannt: um 1828 Herr Adler, um 1831 J. Lehmann, sein Nachfolger war J. Asser, der vor 1841 starb, dann Lehrer Mandel; um 1885/1887 Hermann Strauss (genannt in "Der Israelit" vom 22.9.1885). 
  
Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Aus- und Abwanderung schnell zurück. 1875 wurden nur noch 23 jüdische Einwohner gezählt, 1887 17, 1888 14, 1892 14 in zwei Familien, 1893 15 in drei Familien, um 1894/1901 15 in zwei Familien. 1897 konnte kein Gottesdienst mehr abgehalten werden, da nur noch drei erwachsene jüdische Männer hier lebten. Daher wurde in diesem Jahr die jüdische Gemeinde Otterberg aufgelöst. Die hier noch lebenden Juden wurden der Gemeinde in Kaiserslautern zugeteilt. 
  
Von den Gemeindevorstehern werden zuletzt genannt: um 1887/1896 H. Marx, L. Straß und H. Straus. um 1898/1901 H. Marx und H. Straus. 
 
Von den Vereinen und Stiftungen in der Gemeinde werden genannt: ein Wohltätigkeitsverein (genannt 1869 in "Der Israelit" vom 10.11.1869 und "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 2.11.1869, bzw. als Verein Gemilut Chassodim in "Der Israelit" vom 3.8.1870), die Eheleute Maas'sche Stiftung (um 1888/1893 unter Vorsitz von Herrn Straus). 
    
Von den in Otterberg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Eugen Heimann (geb. 1869 in Otterberg, später Köln, 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert, wo er 1944 umgekommen ist), Mathilde Salmon geb. Heimann (geb. 1867 in Otterberg, später in Berlin, 1941 in das Ghetto Lodz deportiert, 1942 in das Vernichtungslager Chelmno).   
     
     
     
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde          
      
Allgemeine Beiträge    
Streit vor Gericht zwischen Gemeindegliedern in Otterberg und dem Rabbiner von Kaiserslautern (1846)  
Das Dokumente stammt aus der Zeit aufkommender Auseinandersetzungen zwischen reformerisch und konservativ gesinnten Personen in den jüdischen Gemeinden. Beschrieben wird, wie Personen der Otterberger Gemeinde den "reformatorischen Bestrebungen" des Rabbiners "stets hindernd im Wege" standen. Die Bestrebungen des Rabbiners gingen allerdings ausgesprochen weit, was u.a. daran deutlich wird, dass sich der Rabbiner in der Gerichtsverhandlung u.a. für eine Abschaffung des feierlichen Eingangsgebetes an Jom Kippur, dem Kol Nidre aussprach. 

Otterberg KL AZJ 14121846a.jpg (111050 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Dezember 1846: "Otterberg (für Osterberg) bei Kaiserslautern (bayerische Pfalz), 30. November (1846). Die Presse ist dazu da, die Übergriffe nach jeder Seite hin zu bekämpfen, um nur dem Geltung zu verschaffen, was in reiner Intention und mit reinen Mitteln unternommen worden. Wir haben hier am 3. dieses Monats vor dem Zuchtpolizeigerichte in öffentlicher Sitzung ein Schauspiel erlebt, das sicherlich einer strengen Mahnung bedarf. Die Israeliten K. und O. waren von Herrn Rabbiner S. angeklagt, ihn am letztverflossenen Erew Jom Kippur in der Synagoge durch Worte in Verrichtung seiner Funktionen gestört zu haben. (Wenn ich nicht irre, war nämlich dies die Veranlassung, dass jene behaupteten, man sage an diesem Tage kein Awenu Malkenu ['Unser Vater, unser König', Teil der Jom-Kippur-Liturgie]). Herr Rabbiner, der bei dieser Sache selbst als Zeuge geladen war, deponierte mit der größtesten Leidenschaftlichkeit, und suchte namentlich die als Entlastungszeugen geladenen Israeliten, zwanzig an der Zahl, worunter die angesehensten der Stadt, als Teilnehmer eines Komplotts darzustellen; dieses Komplott stünde seinen reformatorischen Bestrebungen stets hindernd im Wege, und suche alle Verbesserungen, die er im Gottesdienste einzuführen gedenke, zu hintertreiben, nicht sowohl aus innerer Frömmigkeit, als vielmehr aus persönlichem Hasse gegen ihn selbst. Als Beleg seiner Behauptung verließ Herr S. plötzlich den eigentlichen Boden der Verhandlung, und führte an: es existiere ein Gebet, das sogenannte Kol Nidre, das am Versöhnungsfeste gesprochen werde. 
Otterberg KL AZJ 14121846b.jpg (223633 Byte) Dieses Gebet enthalte den Ausdruck, dass alle Schwüre und Eide, die ein Israelit während des ganzen Jahres ablege, förmlich erlassen seien. Dieses Gebet nun habe er abschaffen wollen, weil es den Betenden leicht irre führen und zur Ansicht verleiten könne, es würde in demselben der Meineid verziehen, er sei aber auf den heftigsten Widerstand gestoßen, und so werde das Kol Nidre heute noch am Verstöhnungstage gebetet. 
Herr Rabbiner führte noch mehrere Beispiele von solchen widersinnigen Gebeten an, die er habe abschaffen wollen, unter Anderen, dass eines dieser Gebete mit den Worten anfange: 'Ich danke dir, Herr, dass ich kein Christ bin'; ein anderes: 'Ich danke dir, Herr, dass du mich zu keiner Frau gemacht.' Als Herr S. seine Zeugenaussage beendigt hatte und zu seinem Sitze zurückgekehrt war, soll ihm ein anderer Israelit zugerufen haben: 'Herr Rabbiner, sagen Sie Kiddusch darauf.' Herr S. erhob sich sofort leidenschaftlich gegen das Gericht und deponierte, dieses Wort sei eines der gemeinsten Schmähwörter, welche die hebräische Sprache aufzuweisen habe. Der Mann der jenes Wort ausgerufen, wurde sofort vor Gericht gestellt. Er erklärte zu seiner Verteidigung, das Wort Kiddusch habe durchaus die Bedeutung nciht, welche Herr Rabbiner S. ihm beizulegen sich bemühe. Der Präsident des Gerichts ließ zwei anwesende Israeliten vortreten, um sich über die Bedeutung des Wortes zu erklären. Auf ihre Behauptung, das Wort Kiddusch enthalte nichts Beleidigendes, wurde der Mann freigesprochen.  
Die Verhandlung dieser Sache, die einen großen Teil der Sitzung einnahm, namentlich die krasse Schroffheit, mit welcher der Herr Rabbiner gegen seine Glaubensgenossen auftrat, machte auf alle Unbeteiligten einen sichtbar widerlichen und verletzenden Eindruck. Der Verteidiger des Angeklagten erhob sich darauf und erklärt mit feierlicher Stimme: 'Wenn alles das wahr ist, was Herr Rabbiner S. zur Schilderung seiner Glaubensgenossen und von ihren Gebeten und Gebräuchen gesagt hat, so fühle ich mich versucht, auszurufen: Ich danke dir, Herr, dass du mich nicht zum Juden gemacht.'  
Ich könnte Ihnen noch Manches bei dieser Verhandlung Vorgekommene aufzählen, will aber, der Kürze wegen, nur noch das anführen, dass Herr S., um seine Handlungen zu beschönigen, das Wirken seines Vorgängers, des seligen Herrn Rabbiners Cohen auf alle mögliche Weise zu verunglimpfen suchte, eines Mannes, dessen Name noch heute wohltuend klingt, und dessen zu frühes Hinscheiden noch jetzt von Jedermann tief bedauert wird. 
Von welchen moralischen Folgen ein Tatbestand begleitet ist, der, wie der vorliegende, öffentlich vor einer großen Menge von Zuhörern verhandelt worden, welche Eindrücke und Meinungen ferner dieser Vorfall hervorgerufen, und noch hervorruft, davon mag sich jeder Leser Ihres verbreiteten Blattes überzeugen.  St."  

    
Ergebnis einer Kollekte in der Gemeinde "für die Notleidenden im Heiligen Land" (1870)       

Mitteilung in "Der Israelit" vom 3. August 1870: "Aus Otterberg (Pfalz:) von dem Vorstande Salomon Straus: aus der Chewrat Gemilut Chassodim (Wohltätigkeitsverein) 15 fl., aus der Machzit HaSchekel-Sammlung an Purim fünf fl., zusammen 20 fl."           

    
Über zwei Stiftungen in der Gemeinde (1891)         

Artikel in "Israelitische Wochenschrift" vom 16. Juli 1891: "Kaiserslautern, 3. Juli. (Original-Korrespondenz). Zu dem Legat, dass seit vielen Jahren das kinderlose Manoh'sche Ehepaar seligen Andenkens zu Otterberg, einer frühen früher nicht unbedeutenden Gemeinde des Rabbinatsbezirks Kaiserslautern, vermacht, mit der Bestimmung, den Todestag durch Lernen und Kaddischgebet zu begehen (diese Bestimmung wird nun, da in Otterberg kein Minjan mehr vorhanden, auf Veranlassung unseres Bezirksrabbiners Dr. Landsberg und mit Genehmigung der vorgesetzten Behörde alljährlich pünktlich und feierlich in hiesiger Synagoge im Sinne des Testaments beachtet) gesellt sich ein Vermächtnis von 10.000 Mark, das der vor ca. sechs Jahren hier verstorbene ledige Herr Nathan May seligen Andenkens der hiesigen Gemeinde durch seinen in Amerika lebenden wohnenden Onkel Salomon May gestiftet. Der Testator, aus Wallhalben stammend und schon bei Lebzeiten seinen Wohltätigkeitssinn zeigend, bestimmte, dass die hiesige Gemeinde über obiges Kapital zu verfügen habe, jedoch an seinem Todestage die Armen hiesiger Gemeinde, sowie der Gemeinden Wallhalben und Herschberg entsprechend zu unterstützen. Herr Dr. Landsberg nahm Veranlassung, am letzten Sabbat in einer glänzenden und tief zu Herzen gehenden Rede diese schöne Wohltat des Mannes, der mit großer Liebe dem hiesigen Gemeindeleben zugetan war, zu preisen und somit sein Andenken zu ehren. Möge des Redners Wunsch sich erfüllen, dass die Wohlhabenden der Gemeinde auf ähnliche Weise nach Unsterblichkeit streben, sich erheben zur Ehre des Judentums und zum eigenen Heile hier und dort!"         

  
Die letzten jüdischen Einwohnerinnen verlassen Otterberg (1913)    

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 9. Oktober 1913: "Otterberg. (Die Letzten.) Dieser Tage verließen die beiden Damen Marx unser Städtchen, um nach Kaiserslautern überzusiedeln. Dieser an sich ziemlich unbedeutende Vorgang erhält, wie man der 'Pfälzischen Volkszeitung' berichtet, dadurch eine besondere Wichtigkeit, als damit die letzten Israeliten unsere Stadt verlassen haben. Man erinnert sich noch ganz gut hier, dass vor einigen Jahrzehnten die hiesige Einwohnerschaft mindestens zur Hälfte sich zum Judentum bekannte. Die Tatsache, dass in verhältnismäßig kurzer Zeit eine Gemeinde von der meistens Handel treibenden Einwohnerschaft verlassen wird, gibt sicher zu denken. Otterberg mit seinem früher blühenden Handel, war durch die Eröffnung der Alsenz- und der Lautertalbahn abseits gesetzt, sein Handeln unterbunden. Der Wegzug der Juden ist ein Zeichen für den bevorstehenden Niedergang unseres Ortes in wirtschaftlicher Beziehung."       

       
In Otterberg gibt es keine jüdischen Einwohner mehr (1913)      

Artikel in "Neue jüdische Presse / Frankfurter Israelitisches Familienblatt" vom 10. Oktober 1913: "Otterberg bei Kaiserslautern. Unser fast 3000 Seelen zählendes Städtchen hatte noch vor wenigen Jahrzehnten eine blühende jüdische Gemeinde. Heute gibt es nicht eine jüdische Seele mehr hier."      

   
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule     
Nennung der Lehrer in Otterberg in den 1820er-/1830er-Jahren (1841)     

Artikel in "Israelitische Annalen" vom 15. Januar 1841: "Das israelitische Schulwesen in der Pfalz.
Von E. Grünebaum, Bezirksrabbiner in Landau. (Fortsetzung.)
Zur ersten Prüfung nun im Jahre 1828 hatten sich 27 Individuen gemeldet, aber nur 24 sich der Prüfung unterzogen. Von diesen erhielten sieben die Note gut - worunter aber einige ausgezeichnete waren, wie Maier Elsasser, Lehrer zu Edenkoben, und der damals in Otterberg als Lehrer funktionierende Herr Adler, jetzt Privatmann in Kirchheimbolanden; sieben erhielten die Note hinlänglich und zehn wurden als notdürftig bezeichnet. Die beiden letzten Kategorien bekamen die Weisung, sich im nächsten Jahre wieder einer Prüfung zu unterziehen, 'um hierdurch die Gewissheit zu geben, dass sie den Unterricht an den israelitischen Religionsschulen mit Nutzen und gesegneten Erfolge zu übernehmen im Stande sind'. (Int. Bl. 26. September 1828). "      
 
Artikel in "Israelitische Annalen" vom 15. Januar 1841: "Rabbinatsbezirk Kaiserslautern
1) Winnweiler, J. Strauss 7. März 1830.
2) Alsenz, B. Weinschenk, 28. August 1830.
3) Odenbach, Is. C. Kampe, 16. Februar 1831.
4) Otterberg, J. Lehmann, 11. Juni 1831 (Nach dessen Versetzung J. Asser, jetzt gestorben, und an dessen Stelle jetzt Mandel.) 
5) Steinbach, S. Frenkel, 11. August 1831.
6) Münchweiler, J. Strauß, 15. Januar 1832.
7) Kirchheimbolanden, Adler, 28. Juli 1832 (an dessen Stelle später der ebenfalls wackere Jakob Sulzbacher).
8) Kaiserslautern, A. Kahn, 23. Mai 1833 (später Walz).
9) Hochspeyer, H. Rothschild, 4. August 1833 (später in Niederhochstadt und jene Stelle ist noch unbesetzt).
10) Gauersheim, B. Feistmann, 30. Dezember 1834 (gestorben)
11) Börrstadt, Jos. Abr. Blum, 20. Februar 1836 (versetzt nach Hagenbach, und hier B. Alexander).
12) Rockenhausen, M. Eigner, 28. Oktober 1837.
13) Niederkirchen, M. Salomon, 11. Oktober 1837. 
14) Marienthal, Isaac Lob, 18. März 1838 (später J. Frank, pensioniert unterm 23. August 1838, für ihn S. Wolff)."   

    
    
Berichte zu Personen aus der jüdischen Gemeinde -
Beiträge zur Familie Straus (Strauss, Strauß)    
Lazarus und Sara Strauss aus Otterberg und seine Söhne - ein Überblic
k:   

bulletLazarus Straus (geb. 1809 in Otterberg, gest. 1898 in New York), Vater von Isidor, Nathan und Oskar Straus; gründete in Folge der durch seine Aktivitäten bei der Revolution 1848/49 (enge Freundschaft mit Carl Schurz und Gottfried Kinkel) veranlassten Auswanderung in die USA das Warenhaus L. Straus and Sons (weitere Informationen zur Familiengeschichte in den unten stehenden Artikeln von 1898 und 1906).  
    
bulletIsidor Strauss (geb. 1845 in Otterberg, gest. 15. April 1912 beim Untergang der Titanic): 1854 mit seiner Familie in die USA ausgewandert, zunächst aufgewachsen in Talbotton, Georgia, 1866 nach New York, 1888 zusammen mit seinem Bruder Nathan Teilhaber des Kaufhauses R.H. Macy & Co. in New York; 1894-1895 Mitglied des Repräsentantenhauses. Im April 1912 zusammen mit seiner Frau Ida und zwei Angestellten an Bord des Luxusdampfers Titanic. Beide kamen bei der Katastrophe ums Leben. 
Dazu Artikel von Katja Becher in Ludwigshafen24.de vom 24. Februar 2018: "Die tragische Geschichte des Ehepaars Straus: dieses berühmte Paar aus 'Titanic' lebte in der Region..."   
  
bulletNathan Strauss (geb. 31.Januar 1848 in Otterberg, gest. 1931 in New York): 1854 mit seiner Familie in die USA ausgewandert, zunächst aufgewachsen in Talbotton, Georgia, 1866 nach New York, 1888 zusammen mit seinem Bruder Isidor Teilhaber des Kaufhauses R.H. Macy & Co. in New York; verheiratet seit 1875 mit Lina geb. Gutherz; Nathan Strauss galt bereits in den 1890er-Jahren als Wohltäter. Setzte sich für Arme und Obdachlose ein; unterstützte wesentlich eine Kampagne für pasteurisierte Milch und rettete dadurch unzähligen Kindern das Leben (vgl. zu Sandhausen und Text unten zu Karlsruhe). In den folgenden Jahrzehnten unterstützte er mit großen Summen Projekte in den USA, Palästina (Israel) und Deutschland. Die Stadt Netanja in Israel ist nach ihm benannt.  
     
bulletOskar Salomon Strauss (Oscar S. Straus, geb. 23. Dezember 1850 in Otterberg, gest. 3. Mai 1926 in New York), 1854 mit seiner Familie in die USA ausgewandert; machte eine politische Karriere zunächst als US-Gesandter der Türkei 1887-1889 und 1898-1899. 1906-1909 war er unter Präsident Theodore Roosevelt US Secretary of Commerce and Labor (Wirtschafts- und Arbeitsminister; war erstes jüdisches Kabinettsmitglied in den USA); 1909-10 wiederum als Botschafter der USA in der Türkei.  

  

Lazarus Straus - bereits vor der Auswanderung in besonderer Funktion (1843)  
Anmerkung: bereits lange vor der 1854 erfolgten Auswanderung nach Amerika hatte Lazarus Straus eine besondere Rolle in der Judenschaft von Otterberg und der Region inne. Er war es, der im Alter von 30 Jahren 1843 für die "Allgemeine Zeitung des Judentums" den Nekrolog zum Tod von Bezirksrabbiner Moses Cohen (Kaiserslautern) verfasste:  

Kaiserslautern AZJ 05061843.jpg (192170 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Juni 1843: "Nekrolog. Am 14. dieses (Monats) entschlummerte nach kurzem Krankenlager unser geliebter Bezirksrabbiner Moses Cohen zu Kaiserslautern. Geboren im Jahre 1785 zu Merzbach in Unterfranken, bezog er in seinem fünfzehnten Jahre die damals noch blühende jüdische Hochschule in Fürth, und nachdem er zwei Jahre da zugebracht, setzte er seine Studien neun Jahre in Prag weiter fort. Als im Jahre 1828 das Bezirksrabbinat zu Kaiserlautern gegründet wurde, berief man ihn zu diesem Amte, bei welchem er als Geistlicher und als ein wahrer Priester (Cohen) des Ewigen fünfzehn volle Jahre hindurch wirkte. Der Verblichene gehörte zu den selteneren, ausgezeichneten Persönlichkeiten. Außer seinen theologischen und linguistischen Kenntnissen hatte er sich noch besonders in Mathematik und Geschichte hervorgetan. Alle seine heilsamen Verbesserungen, die er namentlich beim Schul- und Synagogenwesen ins Leben rief, suchte er nicht durch Gewalt, sondern langsam auf dem Wege der Liebe und Besserung durchzuführen.    
Noch nie habe ich einen größeren Leichenzug erblickt. Den Glaubensgenossen des Verewigten, die aus allen Orten in und außer des ausgebreiteten Bezirkes herbeigeströmt waren, hatten sich die christlichen Bewohner der Stadt Kaiserslautern in Masse angeschlossen; die Beamten, die Geistlichen der verschiedenen Konfessionen, die Lehrer der Volksschulen, die Zöglinge des Seminars und der Gewerbeschule, sie alle waren herbeigekommen, um dem Verblichenen die letzte Ehre zu erweisen. Vor der Stadt machte der Zug Halt, und nachdem die Seminaristen einige Trauerkantaten abgesungen hatten, bewegte sich der Leichenwagen nach dem zwei Stunden von da entfernten Begräbnisplatze. Der Dahingeschiedene hatte, wie der hiezu berufene Leichenredner, Bezirksrabbiner Dr. Grünebaum aus Landau treffend bemerkte, keinen Feind, ja nicht einmal einen Gegner. Ihn beweinen eine trostlose Witwe mit fünf Kindern, sein tief getrübter Bruder, der Bezirksrabbiner (Aron) Merz aus Dürkheim a. H., sowie sämtliche Gemeinden des Bezirks Kaiserslautern. Möge sein Andenken noch recht lange unter uns weilen! Möge aber auch der Geist des Friedens, der Liebe und der erleuchteten Frömmigkeit, die ihn beseelt, über uns walten, ihm zum Ruhme und uns zum Segen!  
Otterberg, im Mai 1843. L. Straus, der junge."

      
Zum Tod von Lazarus Straus (1898)     

Otterberg AZJ 04021898.jpg (133662 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Februar 1898: "New York, 15. Januar (1898). Gestern verschied hier in dem hohen Alter von 89 Jahren Herr Lazarus Straus, der Gründer des weithin bekannten Warenhauses L. Straus and Sons. Im Jahre 1809 in Otterberg, Bayern, geboren, ein Enkel des gleichnamigen Mitgliedes des französischen Sanhedrins, widmete er sich neben den von ihm betriebenen Studien des hebräischen Schrifttums und der Geschichte der Juden dem merkantilen Fache. An der revolutionären Bewegung in den Jahren 1848 und 1849 nahm er, ein Freund Kinkels und Karl Schurz's, tätigen Anteil. Im Jahre 1853 verließ er die Heimat und wanderte nach Amerika aus. Er eröffnete ein Geschäft in Talbotton, Georgia und siedelte sich mehrere Jahre später in New York an, wo er mit seinem Sohne Isidor das Haus begründete, das heute zu den bedeutendsten und angesehensten des Landes gehört. In den letzten Jahren seines Lebens zog er sich vom Geschäft zurück und widmete sich den liebgewonnenen Studien. Als sein Sohn Oskar, der frühere amerikanische Gesandte in Konstantinopel, der gegenwärtige Präsident der 'Amerikanisch-jüdisch-historischen Gesellschaft', vor einigen Jahren Herrn Dr. Kayserling in Budapest veranlasste, zur Ermittelung des Anteils, welchen die Juden an der Entdeckung Amerikas genommen, eine Forschungsreise nach Spanien zu unternehmen, war er es, der die Kosten der Reise bestritt. Lazarus Straus, eines der ältesten Mitglieder der Beth-el-Gemeinde und vertrauter Freund des Rabbiners David Einhorn, gehörte zu den wohltätigsten Männern New Yorks; viele Familien betrauern in ihm ihren Ernährer. Sein Andenken wird stets ein gesegnetes sein!" 
 
Artikel in "Dr. Bloch's österreichische Wochenschrift" vom  4. März 1898: "New York, 18. Februar. An Altersschwäche - er war 1809 in Otterberg in der Rheinpfalz geboren - schied am Freitag den 14. vorigen Monats im Hause seines Sohnes Isidor, Nr. 23 West 56. Straße  Herr Lazarus Straus, einer der bekanntesten Deutschen New York.
Der 'New Yorker Herald' widmet ihm folgenden Nachruf: in Herrn Lazarus Straus, der gestern im Alter von 89 Jahren gestorben ist, hat New York einen seiner geachtetsten Geschäftsmänner und besten Bürger verloren und die Angehörigen des Verstorbenen einen Vater, der ein Patriarch im echten Sinn des Wortes war und zu dem alle Mitglieder seiner großen Familie als zu ihrem Haupte mit Verehrung hinaufschauten. Wenn je das alte Bibelwort sich bewährt hat, welches heißt: 'des Vaters Segen baut den Kindern Häuser', so hat es sich hier bewährt - die drei Söhne des Verstorbenen sind hochgeachtete Bürger und Geschäftsleute und haben auch schon höhere politische Ehrenstellungen begleitet - Herr Oskar Straus war Gesandter in der Türkei, Herr Nathan Straus ist jetzt Präsident der Gesundheitsbehörde von New York und Herr Isidor Straus war Mitglied des Kongresses. Aber als sie schon in Amt und Würden waren, sind sie doch ihrem alten Vater gegenüber nie etwas anderes gewesen als gehorsame Söhne, die seinen Rat einholten uns seine Wünsche befolgten - und der Segen ihres Vaters ruht auf Ihnen. Zu ihren schönsten Erinnerungen wird es stets gehören, dass sie sich auch noch als Männer jeden Freitag Abend, wenn Sie hier waren, im Hause des Vaters versammelten und dass dann die Mahlzeit nach der Sitte der Väter mit dem orthodoxen hebräischen Tischgebete eröffnet und geschlossen wurde."     
 
Artikel in "Der Israelit" vom 23. Februar 1898: "Amerika. New York, 18. Februar. An Altersschwäche - er war 1809 in Otterberg in der Rheinpfalz geboren - schied am Freitag den 14. vorigen Monats im Hause seines Sohnes Isidor, Nr. 23 West 56. Straße. Herr Lazarus Straus, einer der bekanntesten Deutschen New Yorks.
Der New Yorker Herold mit mit ihm folgenden Nachruf (unterzeichnet von Rev. Osias Hochglück):     derselbe Text wie oben
  
Artikel in "Populär-wissenschaftliche Monatsblätter" vom 1. Juni 1898: "An Altersschwäche - er war 1809 in Otterberg in der Rheinpfalz geboren - starb in New York Herr Lazarus Strauß, einer der bekanntesten Deutschen New York. Wenn je das alte Bibelwort sich bewährt hat, welches heißt: des Vaters Segen bauet den Kindern Häuser, so hat es sich hier bewährt - die drei Söhne des Verstorbenen sind hochgeachtete Bürger und Geschäftsleute, und haben auch schon höhere politische Ehrenstellungen begleitet - Herr Oskar Strauß war Gesandter in der Türkei, Herr Nathan Strauß ist jetzt Präsident der Gesundheitsbehörde von Groß-New-York und Herr Isidor Strauß war Mitglied des Kongresses. Aber als sie schon in Amt und Würden waren, sind sie doch ihrem alten Vater gegenüber nie etwas anderes gewesen als gehorsame Söhne, die seinen Rat einholten und seine Wünsche befolgten - und der Segen ihres Vaters ruht auf ihnen."      

   
Über die Tätigkeiten von Nathan Strauß in New York (1898)  

Ortenberg AZJ 24091897.jpg (69612 Byte)Artikel in "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. September 1898: "Eine große Wohltat ist der Dachgarten auf dem Gebäude der Educational Alliance wieder täglich Tausende Erholung suchen. Jeden Freitag und Sonntag finden daselbst Konzerte statt, und Erfrischungen werden unentgeltlich verabreicht.  Herr Nathan Struaß, der bekannte Philanthrop, hat daselbst eine seiner zahlreichen Milchhallen, in denen sterilisierte Milch für einen nominellen Preis verkauft wird. Eine andere Verkaufshalle, welche Herr Strauß auf dem Quai im New Yorker Hafen errichten wollten, welche Erfolgungszwecken gewidmet ist, wollte die Häfenbehörde nicht gestattet, weil dadurch dem Pächter des dortigen Hafenrestaurants Konkurrenz gemacht wurde. " 

  
Nathan Strauß wird Präsident des Sanitätsrates von New York - Oskar Strauß ist zum Präsidenten der Park-Kommission nominiert (1898)  

Otterberg AZJ 11021898.jpg (39570 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Februar 1898: "New York, im Januar (1898). Nathan Strauß, der bekannte Philanthrop, ist zum Präsidenten des Sanitätsrates der jetzigen Viermillionenstadt ernannt worden. Sein Bruder, der frühere amerikanische Gesandte bei der Pforte, Oskar Strauß, ist zum Präsidenten der Park-Kommission ausersehen, hat sich aber seine Entscheidung über die Annahme des ihm zugedachten Amtes noch vorbehalten."  

      
Über Oskar S. Straus (geb. 1850 in Otterberg, Artikel von 1902)      

Artikel in "Ost und West" von 1902 Sp. 321-322: "Ein jüdischer Diplomat. Von Dr. M. Kayserling (Budapest).
Vor einigen Wochen ging die Notiz durch die Presse, dass Oskar S. Straus in New York an die Stelle des verstorbenen früheren Präsidenten Benjamin Harrison zum Mitglied des internationalen Friedensgerichtshofes im Haag ernannt wurde. Es ist das der erste Jude, dem diese Auszeichnung zuteil geworden ist.
Oskar S. Straus, als Diplomat nicht weniger wie als Schriftsteller, als hingebungsvoller Sohn seines großen, freien Vaterlandes wie als treuer Jude auch diesseits des Ozeans bekannt, ist seiner Geburt nach ein Deutscher. In Otterberg, einem Städtchen in der bayerischen Pfalz, erblickte er am 23. Dezember 1850 das Licht der Welt. Er war kaum vier Jahre alt, als sich sein Vater, Lazarus Straus, ein gebildeter freiheitsliebender Mann, entschloss, mit seiner Familie nach Amerika auszuwandern; in Talbotton, Georgia, ließ er sich nieder. In diesem Orte, der nicht mehr als tausend Einwohner zählte, genoss Oscar den ersten Schulunterricht.
Nach Beendigung des Bürgerkrieges siedelte sich Lazarus Straus in New York an und fand auch alsbald einen seinen bedeutenden kaufmännischen Fähigkeiten entsprechenden Wirkungskreis; er eröffnete ein Warenhaus, das er durch seinen Fleiß und seine Umsicht schnell zur Blüte brachte. Oscar widmete sich dem Rechtsstudium und wurde an der Universität Columbia 1873 zum Doctor juris promoviert. Er widmete sich zuerst dem Advokatenstande, trat aber bald in das Porzellanwarengeschäft seines Vaters, welches unter der renommierten Firma L. Straus & Sons in New York besteht. Der vielbeschäftigte Kaufmann fand auch immer Zeit, sich den Wissenschaften zu widmen und eine politisch-patriotische Tätigkeit zu entfalten.
Ganz ohne sein Dazutun wurde er im Jahre 1887 vom Präsidenten Cleveland zum Gesandten der Vereinigten Staaten bei der Pforte ernannt; er blieb auf seinem Posten auf besonderen Wunsche des Präsidenten Harrison bis im August 1890. Sieben Jahre später kehrte er auf Drängen McKinley's wieder als Gesandter nach Konstantinopel zurück. Mehr als irgendeiner seiner Gesandtschaftskollegen vermochte er bei dem Sultan durchzusetzen, so dass derselbe ihn mit großem Bedauern im Dezember 1900 von seinem Posten scheiden sah. Nach New York zurückgekehrt, nahm er seine ausgebreitete Tätigkeit als Kaufmann und Fabrikant sowie seine wissenschaftliche Beschäftigung wieder auf.
Oskar Straus, der Diplomat, der Besitzer einer in New York bekannten, besonders an Americana reichen Bibliothek, ist auch ein namhafter Schriftsteller. Im Jahre 1887 erschien sein erstes größeres Werk 'Die Ursache der republikanischen Regierungsform in den Vereinigten Staaten Amerikas', das durch die umfassenden Studien, auf denen es beruht, durch die Neuheit der Gedanken und die Schärfe der Logik allgemeine Aufmerksamkeit erregte. Von diesem Buche erschien 1890 eine französische Übersetzung mit einer umfassenden Vorrede des berühmten Nationalökonomen Emil de Laveleye und vor einigen Jahren eine neue englische Auflage.
Eine noch weit größeren Erfolg als mit diesem Werke erzielte er mit 'Roger Williams, der Vorkämpfer der Glaubens und Gewissensfreiheit'. Es ist dies die erste ausführliche und gründliche Biografie jenes Amerikaners, der dem Grundsatz 'freie Kirche im freien Staate' in der von ihm gegründeten Kolonie zuerst Geltung verschaffte. Diesem Werke, das eine so günstige Aufnahme fand, dass die ganze Auflage nach wenigen Monaten vergriffen war, folgte 1896 die Schrift 'Religionsfreiheit in den Vereinigten Staaten'. Er ist Mitarbeiter verschiedener Journale und Revuen, in 'The Century' veröffentlichte er eine vortreffliche Monographie über Moritz von Hirsch, mit dem er von Konstantinopel her innig befreundet war. Ein festes Band inniger Freundschaft knüpfte ihn und seine Gattin mit der verstorbenen Clara von Hirsch bis zu deren Hinscheiden.
Oskar S. Strauss wurden mehrfache Auszeichnungen zuteil. Mehrere Universitäten, wie die von Washington und Pennsylvanien, verliehen ihm das Diplom eines Doktors der Philosophie. Er ist Präsident der vor zehn Jahren von ihm ins Leben gerufenen 'Amerikanisch-jüdisch-historischen Gesellschaft', sowie der Amerikanisch sozial-wissenschaftlichen Vereinigung und erst vor wenigen Wochen wählte ihn das Schiedsgericht, dass sich in New York gebildet hat, um Streitigkeiten zwischen Fabrikanten und Arbeitern zu schlichten, zu seinem Präsidenten. Es gibt überhaupt keine öffentliche Angelegenheit von nationaler Bedeutung, an der Straus nicht den regsten Anteil nimmt."            

 
Oskar Straus wird zum Minister für Handel und Industrie berufen (1906) 

Otterberg FrfIsrFambl 02111906.jpg (104123 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt - Neue jüdische Presse" vom 2. November 1906: "New York. Ein jüdischer Minister. In das Kabinett ist zum ersten male ein Jude eingetreten. Präsident Roosevelt hat den früheren Botschafter am türkischen Hofe Oskar Straus zum Sekretär (Minister) für Handel und Industrie ernannt. Oskar Straus ist 1850 in Otterberg (Bayern) geboren, kam als Knabe von 4 Jahren mit seinen Angehörigen nach Amerika. Er widmete sich nach besuch der Columbia-Lateinschule und der Columbia-Universität in New York zuerst der juristischen Laufbahn, trat aber später in das Porzellan- und Glasgeschäft seines Vaters ein. Seine politische Tätigkeit begann er gelegentlich der Wahl Clevelands zum Präsidenten im Jahre 1884, und drei Jahre später wurde er Botschafter in Konstantinopel. Nach dem Tode des Expräsidenten Harrison wurde er 1902 als dessen Nachfolger zum Mitgliede der Friedenskonferenz im Haag (= Den Haag) ernannt."  
 
Artikel in "Im deutschen Reich" Nr. 12 1906: "Ein jüdischer Minister.
Zum ersten Male ist in Amerika ein Jude ins Kabinett berufen worden, Oskar Salomon Strauss, der neue Minister für Handel und Gewerbe. Straus, der 1859 in Otterberg in der Rheinpfalz geboren wurde, kam vier Jahre später mit seinem Vater nach Amerika, wo dieser bald zu Wohlstand und Ansehen gelangte. Der Sohn studierte auf der Columbia-Universität die Rechte, ließ sich in den siebziger Jahren als Advokat nieder und zog bald die Aufmerksamkeit auf sich. 1880 gab er nach einer schweren Krankheit den Advokatenberuf auf, trat in das inzwischen von seinem Vater in New York eröffnete große Porzellan- und Glaswarengeschäft ein und beteiligte sich dann auch lebhaft am öffentlichen Leben. 1887 wurde er zum Gesandten bei der Pforte ernannt, kam nach zwei Jahren zurück, um 1897 wieder auf drei Jahre zu diesem Posten berufen zu werden. Er wurde später zum Mitglied des Haagar Tribunals ernannt und gilt als ein hervorragender Anhänger der Weltfriedensidee. Sein warmes Interesse für das Schicksal seiner Glaubensgenossen hat er in den verschiedensten Stellungen und in der Verwaltung jüdischer Organisationen vielfach betätigt neuerdings aber auch dadurch wieder kundgegeben, dass er - obgleich er seinen amerikanischen Patriotismus gleichzeitig entschieden betont, - sich dennoch sehr für die Bestrebungen der 'ITO' erwärmte, die darauf gerichtet sind, für die heimatlos gewordenen russischen Glaubensgenossen gesicherte Asyle zu schaffen."      

  
Über Oskar Strauß und die Geschichte der Familie Strauß (1906)  

Otterberg FrfIsrFambl 09111906.jpg (285697 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. November 1906: "Oskar Strauß. Über die Familie und die Person des neuen Ministers der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, lesen wir in den 'Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus': Die Familie Strauß stammt aus Bayern, wo seine Vorfahren Landwirte waren und noch sein Vater ein Gut besaß. Dieser Lazarus Strauß nahm an der Revolution im Jahre 1848 teil, wurde mit Karl Schurz bekannt und stand zu diesem in freundschaftlichen Beziehungen bis zu dessen Tode. Lazarus Strauß musste aus Deutschland flüchten und ging nach Philadelphia. Es wurde ihm aber geraten, nach dem Süden zu gehen, und im Jahre 1854 eröffnete er in Talboton im Staates Georgia einen Laden. Er hatte damals drei Söhne: Isidor, der 9, Nathan, der 6, und Oskar, der noch nicht 4 Jahre alt war. Die Familie war arm, sodass die Mutter beispielsweise die Kleider für die Kinder anfertigen und ihre Strümpfe stricken musste. Vater Strauß nahm entschieden Stellung gegen die Sklaverei und zum Teil aus diesem Grunde zog er nach dem viel größeren Columbus in demselben Staate. 
Infolge der kriegerischen Ereignisse kam Lazarus Strauß in Geldverlegenheit. Obwohl ihm ein Chef der Firma, der er 3.000 Dollar schuldete, riet, sich nicht aller Mittel zu entblößen und mit 10 % zu akkordieren, wie es die anderen Kaufleute im Süden täten, erklärte Lazarus Strauß: Ich will meine ganze schuld bezahlen. Ich erwarte nicht, meinen Kindern viel Vermögen zu hinterlassen, aber ich will ihnen einen ehrlichen Namen vererben. Mit dem geringen Reste seines Barvermögens begründete Strauß ein Porzellangeschäft. 
Alle drei Söhne dieses Mannes haben es zu Einfluss und Ansehen gebracht. Nathan Strauß, der die armen Kinder New Yorks mit sterilisierter Milch, ihre Eltern mit Kohlen im Winter und die Obdachlosen mit Asylen versorgt hat, war beispielsweise als Kandidat für den New Yorker Bürgermeisterposten aufgestellt. Isidor Strauß wurde Kongressmitglied und war beteiligt an der Herstellung des Wilsontarifs. Der bedeutendste aber ist Oskar Strauß, der Kaufmann, Verfasser mehrerer staatwissenschaftlicher Werke, Mitglied der permanenten Haager Schiedsgerichtshofes ist und zweimal amerikanischer Gesandter in Konstantinopel war. 
Was waren nun die hauptsächlichsten Taten des jüdischen Gesandten in Konstantinopel? Damals war christlichen Kolporteuren verboten worden, Bibeln und Traktätchen in der Türkei zu verteilen. Es schien unmöglich, da Abhilfe zu schaffen. Aber Strauß, der jüdische Gesandte, fand doch ein Mittel, dem christlichen Missionswesen zu helfen. Er stellte nämlich auf der Pforte vor, dass die Kolporteure auch Bibeln verkauften, und dass eine Verhinderung dieses Geschäfts eine Verletzung des Handelsvertrages bedeute. So setzte er durch, dass die christlichen Schriften wieder verteilt werden durften und dass auch 50 gewaltsam geschlossene christliche Schulen wieder geöffnet wurden. Präsident Cleveland dankte dem Gesandten für diesen Erfolg und auch der Evangelische Bund in England ließ ihm durch Vermittlung Lord Salisbury's eine Anerkennung zukommen. Das zweite Mal gelang es Strauß, mit dem Sultan in einem ernsteren Konflikt fertig zu werden. Armenische Christen waren massakriert und für 90.000 Dollar Missionsbesitz vernichtet worden. Strauß erklärte dem Sultan, der Konflikt könne durch einen Krieg oder durch friedliche Mittel schnell erledigt werden. Er schlug ein Schiedsgericht vor, bemerkte jedoch, dass dieses dann auch eine Untersuchung wegen der Metzeleien veranstalten würde. Strauß wusste wohl, dass der Sultan eine solche Untersuchung nie zulassen würde. In der Tat entschloss sich der Sultan schnell, die amerikanischen Ansprüche zu befriedigen." 

    
Oscar Strauß engagierte sich für die verfolgten russischen Juden (1911)  

Otterberg FrfIsrFambl 24111911.jpg (80270 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. November 1911: "New York. Die Protestbewegung gegen die Zurücksetzung amerikanischer jüdischer Reisenden in Russland nimmt ständig an Ausdehnung zu. Großes Aufsehen macht eine Versammlung von vierhundert Geistlichen, Vertreter der verschiedenen christlichen Sekten, die als Protestversammlung gegen diese Zurücksetzung hier stattfand. Den Vorsitz führte der 80jährige Bischof James Courtny. Er brach in seiner Rede in Tränen aus über das bittere Unrecht, das den Juden zugefügt wird. Nachdem die Versammlung einstimmig eine Protestresolution angenommen hatte, ergriff der zu diesem Zwecke eingeladene frühere Botschafter Oscar Strauß das Wort zu einer Rede über die Lage der Juden in Russland. Die Rede machte tiefen Eindruck und veranlasste eine Resolution, die dem russischen Botschafter zu Übermittlung an seine Regierung überreicht werden soll."  

   
Stiftung eines Milchpasteurisierungsinstitutes in Heidelberg durch Nathan Strauß (1907)  

Otterberg FrfIsrFambl 15111907.jpg (12753 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. November 1907: "Heidelberg. Durch die Großherzigkeit des New Yorker Millionärs Nathan Strauß ist hier ein Milchpasteurisierungsinstitut errichtet worden". 
 
Links "Straussische Milchküche" in Sandhausen bei Heidelberg; Kinder holen pasteurisierte Milch ab (Quelle: Gemeindearchiv Sandhausen). In Sandhausen wurde die Ausgabestelle einer solchen Milchküche installiert, weil es im Ort die höchste Sterblichkeitsrate bei Kleinkindern im Herzogtum gab.   

  
Stiftung eines Milchpasteurisierungsinstitutes in Karlsruhe (1907)  

Otterberg Israelit 27121907.jpg (62244 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Dezember 1907: "Karlsruhe, 19. Dezember (1907). Die Großherzogin-Mutter empfing am Dienstag Abend im Schlosse zu Karlsruhe den bekannten New Yorker Millionär Nathan Strauß, der auf ihren Wunsch von Heidelberg, wo er gegenwärtig vorübergehend seinen Wohnsitz hat, dorthin gekommen war, um ihr über seine amerikanischen Schöpfungen zu berichten. Die Großherzogin-Mutter zeigte großes Interesse für die segensreichen Bestrebungen des Amerikaners, und Straus, der zu den Freunden Morgans und Rockefellers zählt, erklärte sich bereit, in der Stadt Karlsruhe auf eigene Kosten ein Pasteurisierungs-Institut zu errichten, wie er es in New York und anderen amerikanischen Städten, zuletzt in kleinerem Stil in Heidelberg, geschaffen hat."

  
Nathan Straus ist nach 13monatiger Tätigkeit im Ausland wieder in New York zurück (1908)

Otterberg FrfIsrFambl 11091908.jpg (46115 Byte)Artikel im Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. September 1908: "New York. Nach 13monatlicher Abwesenheit ist der Philanthrop Nathan Straus hier wieder eingetroffen. Er hat während dieser 13 Monate in Deutschland, Österreich und England Stationen für pasteurisierte Milch errichtet und seitens der Behörden und Fachmänner für sein segensreiches Wirken uneingeschränkte Anerkennung gefunden."  

  
Brief von Nathan Strauss an die Jahresversammlung der amerikanischen Zionisten (1912 nach der 'Titanic'-Kastrophe und dem Tod seines Bruders Isidor)       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. August 1912: "New York. Der bekannte Philanthrop Nathan Straus, Bruder des früheren Botschafters und Staatssekretärs Oskar Straus und des bei der 'Titanic'-Katastrophe verunglückten Isidor Straus, richtete an die Jahresversammlung der amerikanischen Zionisten einen Brief. In diesem Briefe heißt es: 
'Bei meinem jüngsten Besuch in Palästina machte der gewaltige Fortschritt im Vergleich zu den Zuständen bei meiner früheren Palästinareise vor sieben Jahren einen überaus tiefen Eindruck auf mich. Überall treten die Wirkungen von Dr. Herzls Geist und den großen Idealen, die er in Jung-Israel wachgerufen hat, deutlich zutage. Gleichwohl bleibt noch manches zu tun übrig. Dr. Magnes, der Ihrer Versammlung beiwohnt, wird Ihnen über unsere Bemühungen zur Besserung der Lage berichten... In den letzten drei Monaten war mein ganzes Sein vom Gedanken des Zionismus beherrscht, und ich habe eine Fülle von Plänen für das Wohl des Heiligen Landes erwogen. Infolge unseres jüngsten Missgeschicks (der Titanic-Katastrophe) waren jedoch meine Nerven derart angegriffen, dass ich unfähig war, sogleich, wie es mein sehnlichster Wunsch gewesen wäre, ans Werk zu gehen. Aus diesem Grunde fühle ich mich auch außerstande, in öffentlicher Versammlung zu sprechen.'"    

    
Nathan Straus veranlasst eine Perlmutter-Arbeiten-Fabrik in Jerusalem (1912)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. August 1912: "Jerusalem. Es sind wieder mehrere neue gewerbliche Unternehmungen von hier zu melden. 
Der bekannte New Yorker Philanthrop Nathan Straus, der unser Land vor einiger Zeit besuchte, hat die Errichtung einer Fabrik von Perlmutter-Arbeiten veranlasst. Bisher wurden diese Arbeiten nur von Christen in Bethlehem gemacht.  
Ein Antwerpener Zionist errichtet hier eine Diamantenschleiferei und wird damit einigen Dutzend Juden Arbeit geben."      

 
Spende von Oskar Salomon Straus (1916)  

Otterberg FrfIsrFambl 28071916.jpg (19597 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Juli 1916: "New York. Oskar S. Straus spendete dem Clara de  Hirsch-Heim für weibliche Einwanderer zur Errichtung eines zweiten Gebäudes 150.000 Dollar."    

    
Hohe Spende von Nathan Strauß für die Einrichtung des jüdischen Kriegsunterstützungsfonds (1919)
Anmerkung: der Kriegsunterstützungsfonds kam notleidenden Kriegsteilnehmern oder deren Hinterbliebenen zugute.  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. März 1919: "'Jewish Chronicle' meldet: 'Aus den letzten Berichten geht deutlich hervor, dass die in New York für den jüdischen Kriegsunterstützungsfonds ausgeschriebene Spende von 5 Millionen Dollar überzeichnet werden wird. Den größten Einzelbeitrag steuerte Mr. Nathan Strauß in Höhe von 200.000 Dollar bei. Mr. Jacob H. Schiff und Mr. Felix M. Warburg (statt Warburger) gaben je 100.000 Dollar. Viele der ganz bedeutenden Beträge kamen von nichtjüdischen Häusern und Persönlichkeiten."           

 
Weitere Spenden für das Institut in Karlsruhe (1922) 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12.1.1922: "Karlsruhe, 4. Dezember (1922): Der wegen seiner hochherzigen Spenden mehrfach genannte Philanthrop Nathan Straus in New York hat von Prof. Lust, dem Leiter des Kinderkrankenhauses in Karlsruhe, die Nachricht erhalten, dass die von Herrn Straus im Jahre 1907 in Karlsruhe errichtete Milchküche wegen Mangels an Mitteln geschlossen werden müsse. Herr Straus hat nun an W.T.B. 200.000 Mark überwiesen, die zur Hälfte für Karlsruhe, zur anderen Hälfte für die ebenfalls von ihm eingerichtete Milchküche der Frau Gothein-Roemers in Eberswalde bestimmt sind." 

    
74. Geburtstag von Nathan Straus (1922)  

Otterberg Israelit 03031922.jpg (48577 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1922: "Aus New York meldet die 'J.P.Z': Am 30. Januar feierte der bekannte jüdische Philanthrop Nathan Straus seinen 74. Geburtstag. In einer von ihm herausgegebenen Erklärung bedauert Straus, lange nicht so reich zu sein, wie man von ihm behauptet; er würde sich sonst schämen, nicht noch mehr Wohltätigkeit zu üben, als er es tue. Er gebe weit über seine Kräfte und würde sich schämen, für sich denselben Maßstab zu beanspruchen wie zu zahlreiche andere reiche Juden."
  
Otterberg FrfIsrFambl 23021922.jpg (23364 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. Februar 1922: "Nathan Straus feierte seinen 74. Geburtstag. In einem Brief bedauert Straus, lange nicht so reich zu sein, wie man von ihm behauptet; er würde sich sonst schämen, nicht noch mehr Wohltätigkeit zu üben, als er es tue."  

     
80. Geburtstag von Nathan Strauß (Januar 1928)        

Artikel in "Bnai Berith" vom Oktober 1927 S. 285: "Am 31. Januar nächsten Jahres wird Nathan Strauß 80 Jahre alt. Die Septembernummer der amerikanischen Benei-Brith-Magazins widmet ihm einen ausführlichen Artikel und weist auf seine großen philanthropischen Leistungen hin. Er hat ein allgemeines Hospiz in Jerusalem errichtet, viele Kliniken im Lande besonders zur Bekämpfung des Trachoms gegründet, eine Haushaltungsschule für Mädchen, eine Fabrik für Bearbeitung von Perlmutter, um der Arbeitslosigkeit zu steuern, Volksküchen usw. Auch die Straße, die zur Klagemauer in Jerusalem führt, wird auf seine Kosten täglich dreimal gereinigt. Auf eigene Kosten errichtete er in New York Milchstationen, die sterilisierte Milch an Arme verteilt. Strauß war als sechsjähriger Knabe mit seinen Eltern aus Otterberg (Deutschland) in Amerika eingewandert und hat sich aus armen Verhältnissen allmählich zu einem der größten Philanthropen emporgearbeitet."          
 
Otterberg Israelit 09021928.jpg (29616 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1928: "Anlässlich seiner achtzigsten Geburtstages, über den wir bereits berichteten, machte Nathan Straus weitgehende Stiftungen für alle jüdischen Wohltätigkeitszwecke, auch für den Aufbau in Palästina."  

     
Zum Tod von Nathan Straus (1931)     

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 14. Januar 1931:  "Nathan Straus. Im hohen Alter von 83 Jahren verstarb am Montag, dem 11. Januar, in New York Herr Nathan Straus, der große jüdische Philanthrop und Menschenfreund. In der amerikanischen Judenheit ist die Trauer um Nathan Straus, auf den sie stolz war, groß. Nicht nur in Amerika, sondern in der ganzen Welt hatte der Verstorbene, dessen menschenfreundlichem Wirken die Abwendung von viel Unglück zu verdanken ist, und dessen Kinderschutzanstalten und Anstalten für Milch-Pasteurisierung, die er in zahlreichen Ländern gegründet hat, Tausenden von Kindern das Leben gerettet haben, einen großen Namen.  
Nathan Straus wurde im Jahre 1848 in Otterberg (Rheinpfalz) geboren, 1854 wanderten seine Eltern mit ihm aus Deutschland nach den Vereinigten Staaten aus. Im Jahre 1872 trat er in die Import-Firma seines Vaters L. Straus & Sons ein und wurde dann Teilhaber des New Yorker Warenhauses R. H. Macy & Co. sowie des Brooklyner Warenhauses Abraham & Straus. In der demokratischen Partei New Yorks spielte er von je eine führende Rolle. 1898 wurde er Präsident des New Yorker 'Board of Health'. Von dieser Zeit an begann seine weltumfassende gesundheitliche und philanthropische Tätigkeit. Er schuf insbesondere nicht nur in den Vereinigten Staaten, die er 1911 bei dem Berliner Internationalen Kongress zum Schutze der Kinder und 1912 beim Tuberkulose-Kongress in Rom offiziell vertreten hat, sondern auch in zahlreichen europäischen Ländern Stationen zur Verteilung von pasteurisierter Milch.  
Noch vor dem Weltkriege schloss sich Nathan Straus der zionistischen Bewegung an. Im Jahre 1912 gründete er in Jerusalem Suppenküchen sowie ein Health-Büro, das mit dem jüdischen Pasteur-Institut und dem deutschen Malaria-Institut zu einem Institut in Jerusalem vereinigt wurde. Während des Krieges, im Jahre 1915, entsandte er ein Lebensmittelschiff nach Palästina und brachte dadurch der hungernden jüdischen Bevölkerung dieses Landes Hilfe. Er spendete alljährlich größere Summen für jüdische, zionistische, und allgemeine philanthropische Zwecke. Mehrere Male wurde er zum Ehrenpräsidenten der Zionistischen Organisation Amerikas gewählt. In den Jahren 1920 bis 1922 war er Präsident des American Jewish Congress.  
Vor einigen Jahren gründete er in Jerusalem das große 'Gesundheits-Zentrum', welches Abzweigungen in mehreren Orten Palästinas hat. Zur Erhaltung dieser Institution, die Angehörigen aller Konfessionen offen steht, spendete er eine große Geldsumme. 1929 ließ er für das Institut ein großes Gebäude in Jerusalem aufführen. Das Gesundheitszentrum trägt seinen und seiner Gattin, Lina Gutherz-Straus, Namen. Lina Gutherz-Straus verstarb im Jahre 1930. Sie stand ihrem Manne in allen seinen philanthropischen Werken zur Seite, war in der amerikanischen Organisation jüdischer Frauen und Mädchen 'Hadassah' anführender Stelle tätig und hat die Institution er Hadassah ungemein gefördert.  
Nathan Straus war Ehrenbürger der Stadt New York.  
Die gesamte amerikanische Presse würdig an leitender Stelle die Persönlichkeit und das weltumfassende humanitäre Wirken des Verstorbenen. Die bedeutendsten Vertreter der jüdischen und christlichen Öffentlichkeit Amerikas, Mitglieder der Regierung und Führer fast aller großen Organisationen haben den Hinterbliebenen ihr Beileid zum Ausdruck gebracht.  
Das Kondolenzschreiben des Präsidenten der Vereinigten Staaten, Herbert Hoover, lautet u.a.: Durch den Tod von Nathan Straus ist unserem nationalen Leben eine verehrungswürdige Gestalt entrissen worden, deren Verlust schmerzlich empfunden wird; ein Führer der Judenheit, dessen Vision von hilfsbereitet Menschenfreundlichkeit über alle nationalen und konfessionellen Grenzen hinausging; ein Philanthrop, dessen Wohltaten, insbesondere die für die Kinder, bis in die ferne Zukunft weiter wirken werden."     

  
  
Fotos zur Geschichte der Familie Straus
 
(Quelle: die mit *) bezeichneten Fotos: Straus Historical Society)      

Otterberg Brueder Straus.jpg (38957 Byte) Otterberg Oskar Straus.jpg (44307 Byte) Otterberg OskarSStraus.jpg (39494 Byte)
Die Brüder Nathan, Oscar und 
Isidor Straus 1909 *
Oscar Salomon Straus 
(vor 1900) *
Oscar Salomon Straus 
um 1920 *
     
Otterberg Straus Haus.jpg (103897 Byte) Otterberg Strauss 01.jpg (25209 Byte) Otterberg Strauss 02.jpg (44071 Byte)
Das Haus der Familie Straus in Otterberg
 (historische Aufnahme, vgl. Fotos unten) *
Nathan Strauss 
(Foto vor 1912)
Nathan Strauss, 
Zeichnung, Quelle 
        
  Jerusalem Strassenschild Strauss 01.jpg (78867 Byte)  
 Der amerikanische Präsident Franklin
 D. Roosevelt zusammen mit Nathan Straus
(aus der Sammlung von Wilfried Hager, Sandhausen) 
Jerusalem: Straßenschild: Nathan Straus
 Street (Foto erhalten von Michael Hornung,
 Aufnahme vom Juni 2008)
 
     
 Weitere Fotos zum Haus der Familie Straus
aus dem Gemeindearchiv Otterberg
   
   
 Das Haus der Familie Straus um 1890   Das Haus der Familie Straus um 1900    Das Haus der Familie Straus um 1960  
     
     

    
    
Seit September 2006 an der Stadthalle in Otterberg: Denkmal für Oskar Salomon Straus   

Otterberg PT 05.jpg (157529 Byte)Artikel aus dem Stadt- und Landkurier vom 21. September 2006:  "Denkmal für Oskar Salomon Straus: Otterberg. In einer Feierstunde zu Ehren des in Otterberg geborenen Oskar Salomon Straus, der u.a. als Minister in der Regierung Theodore Roosevelt war, wurde am Freitag, den 16. September in Anwesenheit der über 20 angereisten Nachkommen aus Amerika ein Denkmal an der Stadthalle enthüllt. Grußworte richtete Landrat Rolf Künne und Bürgermeister Ulrich Wasser sowie Roland Paul an die Straus Nachkommen und an die Mitglieder des Stadtrates sowie an die Bürger von Otterberg. Oskar Salomon Straus war einer der bekanntesten Söhne Otterbergs. 1850 in der Wallonenstadt geboren, wanderte bereits im Alter von vier Jahren mit seiner Familie nach Amerika aus und macht später eine glänzende Karriere. Dr. Hans Steinebrei erklärte in seiner Ansprache, wie es zu dieser Verbindung kam. 'Als Heimatforscher setzte ich mich mit der deutschen Botschaft in Washington in Verbindung, welche mir entsprechende Informationen lieferte. Bei einer USA-Reise konnte ich sehr viel über Oskar Salomon Straus finden. 1977 besuchte Robert K. Straus, der Historiker der Straus Familie Otterberg. Seit dieser Zeit besteht eine stetige Korrespondenz mit ihm und der gebildeten Straus Historical Society und der Sekretärin Mrs. Joan Adler. Roland Paul vom Bezirksverband der Pfalz und ich besuchten Bürgermeister Ulrich Wasser und unterbreiteten ihm den Vorschlag für ein Denkmal. Wasser war sehr aufgeschlossen und auch der Stadtrat. Der Bürgermeister wählte diesen Platz für den Steinfindling neben der Stadthalle. Ich bedanke mich bei Bürgermeister Wasser und dem Stadtrat, dass dieser Platz mit dem Denkmal geschaffen werden konnte.' Der Gedenkstein neben der Stadthalle hat folgenden Text: Oskar Salomon Straus, geb. 1850 in Otterberg, gestorben 1926 in New York, ausgewandert mit seiner Familie nach USA. Jura-Studium von 1887-1889 und 1898-1899. Gesandter in der Türkei. 1906-1909 Minister für Handel und Arbeit, erstes jüdisches Mitglied in einem US-Kabinett. Minister internationaler Organisatoren von Präsidenten, Autor und Großkaufmann. Seine Brüder Isidor und Nathan erwarben sich als Kaufleute ('Macy') und Wohltäter ebenfalls bleibende Verdienste. Oskar Salomon Straus III., Urenkel der Auswanderers und Vorstandsmitglied der 'Straus Historical Society' dankte der Stadt Otterberg für die Ehrung der Familie. Er habe die Verbindung zur Heimat seines Urgroßvaters nie verloren. 'Wir sind zwar Tausende Meilen entfernt, doch mit unseren Gedanken immer hier. Wir sind heute zu den Wurzeln unserer Familie zurückgekehrt."

Untertexte zu den Fotos auf dem Presseartikel: oberes Foto: "Denkmal Straus nach Enthüllung v.l.n.r. Dr. Hans Steinebrei, Bürgermeister Ulrich Wasser, Oskar Salomon Straus III. und Landrat Rolf Künne."
unteres Foto: "Familienmitglieder der Fam. Straus vor dem Gedenkstein".

          
  
Berichte zu weiteren Personen aus der jüdischen Gemeinde    
Zum Tod von Joseph Deutsch (geb. 1828 in Otterberg, gest. 1907 in Mainz) 
Anmerkung: Joseph Deutsch ist am 22. Juni 1828 in Otterberg geboren als Sohn von Samuel Deutsch und seiner Frau Friederika Judith. Er war verheiratet mit Fanny geb. Gros aus Bruchsal. Er starb am 16. März 1907 in Mainz. Genealogische Informationen und Fotos des Grabsteines:  https://www.geni.com/people/Joseph-Deutsch/6000000051483896249    

Mitteilung in "Bericht der Großloge" vom 1907 Nr. 04 S. 51: "Aus dem Gedächtnisbuch der Grossloge.
Seit unseren letzten Angaben hatten wir den Tod folgender Brüder zu beklagen.
Es starben:  ...
32. Am 16. März 1907 Bruder Josef Deutsch, Mitbegründer der Rhenusloge in Mainz 24. Februar 1889 geboren den 22. Juni 1828 in Otterberg. "        

 

Sonstiges:  Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten des in Otterberg
 geborenen Jakob Deutsch
 
 Otterberg KK MZ Deutsch Jakob.jpg (89747 Byte)  
   Kennkarte (Mainz 1939) für Jakob Deutsch (geb. 3. April 1863 in Otterberg), Kaufmann    

          
          
          
Zur Geschichte der Synagoge                 
   
1817 wird erstmals ein Betsaal genannt, über den jedoch nichts Weiteres bekannt ist. Nachdem die Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder in den 1820er-Jahren stark zunahm, plante man den Bau einer neuen Synagoge. 1831 wurde von jüdischen Gemeindemitgliedern ein Haus in der Hintergasse (heute Kirchstraße) gekauft, um dieses zu einer Synagoge mit Lehrerwohnung umzubauen. 1838 konnte die Synagoge eingeweiht werden. Einer der besonderen Höhepunkt in der Geschichte der jüdischen Gemeinde war der Besuch des bayrischen Königs (Ludwig I.) 1843 in der Otterberger Synagoge. Dazu berichtete die "Allgemeine Zeitung des Judentums" am 3. Juli 1843:

Otterberg Israelit 03071843s.jpg (55472 Byte)Otterberg (Pfalz), 18. Juni (1843). Bei der Anwesenheit Seiner Majestät des Königs von Bayern am 13. Juni (1843) allhier, begab sich dieser Monarch nach beendigtem Gottesdienste in der katholischen Kirche in unsere vor fünf Jahren von der hiesigen, aus fünfzehn Mitgliedern bestehenden Gemeinde erbaute Synagoge, erkundigte sich nach der Zahl und dem Wohlstande der Gemeindemitglieder bei dem israelitischen Lehrer E. Mandel, gab seinen Wohlgefallen zu erkennen, und fügte hinzu: "Das Alte Testament haben auch wir, und noch das neue." Die israelitische Gemeinde  fühlte sich durch die Aufmerksamkeit Seiner Majestät höchst beglückt.

1847 wurde die Synagoge umgebaut. Von der Architektur her war es eine einfache Dorfsynagoge. Äußerlich fielen die Rundbogenfenster und über dem Eingang eine hebräische Portalinschrift auf (Zitat aus Psalm 118,20). Für die Frauen gab es eine Empore mit separatem Zugang.      
    
Nach dem Wegzug beziehungsweise der Auswanderung der meisten jüdischen Familien wurde das Synagogengebäude nach 1880 verkauft. Damals muss es sich in einem desolaten Zustand befunden haben. 1902 wurde das Gebäude zu einem Wohnhaus umgebaut. Als solches ist es erhalten. Beim Umbau zum Wohnhaus wurden die Rundbogenfenster geschlossen und verputzt. Erst im Zusammenhang mit einer Renovierung des Gebäudes im Jahr 2002 wurden an der Nordseite die Rundbogenfenster wieder sichtbar gemacht.        
       
       
Adresse/Standort der SynagogeKirchstraße 19a.    
       

       
Fotos zur Geschichte der Synagoge 
(links: O. Weber s. Lit. S. 141, Foto von B. Gerlach; rechts: Landesamt s. Lit. S. 309; Farbfotos von 2016 aus der Facebook-Gruppe "Palatia Judaica" von Bernhard Kukatzki) 

Otterberg Synagoge 010.jpg (88190 Byte) Otterberg Synagoge 011.jpg (52194 Byte)   
Die ehemalige Synagoge in Otterberg 
mit den seit 2002 wieder 
freigelegten Rundbogenfenstern
Portalinschrift (Psalm 118,20): "Dies ist 
das Tor zum Herrn, Gerechte ziehen 
durch es hinein"
  
     
     
     
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge in Otterberg im Juli 2016 mit der Hinweistafel: "!835 als jüdisches Bethaus erbaut - 1847 zur Synagoge erhoben - 1900 nach Auflösung der jüdischen Gemeinde verkauft. Seither als Wohnhaus genutzt."   
     

    
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Februar 2020: QR-Codes geleiten durch die Stadt      
Artikel von Dorothea Richter in der "Rhein-Pfalz" vom 26. April 2020: "Otterberg: Internetgeführter Rundgang beschreibt historische Gebäude
Mit Hilfe von mit QR-Codes, die an verschiedenen Bauwerken angebracht sind, haben Besucher Otterbergs ab sofort die Möglichkeit, Beschreibungen historisch interessante Orte und Gebäude der Wallonenstadt zu erkunden. Sehenswürdigkeiten wie die Abteikirche, die ehemalige Synagoge, verschiedene Brunnen, Fachwerkbauten und die Stadtmauer sind nur einige Beispiele für die rund 30 ausgewählten Objekte. Die Initiative geht auf Harald Forsch zurück, der auch die Internetseite www.Otterberg24.de entwickelt hat, mit der dieser internetgeführte Rundgang ermöglicht wird. Bisher sind die ersten fünf Schilder mit den QR-Codes angebracht, bis zum Sommer sollen die restlichen montiert sein. Die Gesamtkosten für die Schilder von circa 2000 Euro wurden von den Vereinen Wir in Otterberg, Otterberger Werbekreis, KulturArt Otterberg, der Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg sowie mehreren privaten Spendern bisher zu 80 Prozent finanziert."  
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Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Stadt Otterberg  
bulletWebsite der Stadt Netanja / Israel (hebräisch)
bulletEnglische Website der Stadt Netanja 
bulletArtikel bei wikipedia zu Isidor Strauss   
bulletEnglische Seite zu Nathan Strauss "Jewish Heroes in America"   
bulletWebsite der "Straus Historical Society" 

Literatur:   

bulletOtmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 133-134.
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 309 (mit weiteren Literaturangaben).

   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020