Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Obermoschel (VG Nordpfälzer Land, Donnersbergkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen      
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
   
In Obermoschel bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/39. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Doch gab es bereits im Mittelalter Juden in der Stadt. Nach dem Deutzer Memorbuch traf sie die Verfolgung in der Pestzeit 1348/49. Auch 1429 wird ein Jude in Obermoschel genannt (Jud Salman, dem ein Bergwerk im Selberg verliehen wird). 
 
Danach lassen sich allerdings erst wieder in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts einzelne Juden nachweisen: 1674 wird ein jüdischer Einwohner in der Stadt genannt. Bis Ende des 18. Jahrhunderts lebten zwei bis fünf jüdische Familien in Obermoschel (1786 vier Familien). 1744 ist in Obermoschel Elias Marx geboren, der sich später in Ruppertshofen niederließ (gest. 1823 ebd.). 
  
Aus der Zeit des berüchtigten Räubers "Schinderhannes" (um 1800) wird berichtet, dass dieser in Obermoschel in ein jüdisches Haus eingebrochen sei, aber von wachsamen nichtjüdischen Bürgern in die Flucht geschlagen wurde. Er entwich durch ein 'Törchen' in der Stadtmauer.          
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1801 36 jüdische Einwohner (5,0 % der Gesamteinwohnerschaft), 1808 43 (5,6 %), 1825 53 (5,3 %), 1837 75, 1844 64, 1861 69 in 15 Familien, 1867 81, 1880 60, 1885 77, 1890 und 1895 je 86, 1910 70, 1918 71.   
  
1809/10 werden an jüdischen Haushaltsvorstehern genannt: Elias Landsberg (Händler), Jacques Landsberg (Schrotthändler), Joseph Schneeberger (Händler), Isaac Seligberg (Schrotthändler), Louis Simon (Händler), Abraham Stern (Händler) und David Stern (Händler). 
   
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (jüdische Elementarschule bis 1926), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. unten die Ausschreibungen der Stelle). Einer der Lehrer war bis 1868 Feist Straus (zu seiner Biographie siehe Bericht unten), ein anderer dessen Schwiegersohn Lehrer Leopold Gutmann (bis 1898 Lehrer in Obermoschel, danach lange Jahre Lehrer in Oettingen). Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Kaiserslautern.  
 
Die jüdischen Familien waren im Leben der Stadt weitestgehend integriert. Bereits 1853 wurde mit Elias Simon ein jüdischer Einwohner in den Stadtrat gewählt. Viele jüdische Gemeindeglieder waren in den Vereinen der Stadt Mitglied. 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Alfred Brück (geb. 13.12.1882 in Obermoschel, gef. 26.9.1916) und Lehrer Siegmund Löb (geb. 22.6.1883 in Steinbach am Glan, gef. 4.5.1918).  Außerdem sind gefallen: Gefreiter Ludwig Gutmann (geb. 20.10.1897 in Obermoschel, Sohn des damaligen Lehrers Leopold Gutmann, vor 1914 in Oettingen wohnhaft, gef. 6.6.1918) und Hugo Stern (geb. 8.7.1897 in Obermoschel, vor 1914 in Bad Kreuznach wohnhaft, gef. 28.11.1917).      
  
Um 1924, als zur Gemeinde noch 41 Personen gehörten (2,8 % von insgesamt 1.492 Einwohnern, dazu drei Gemeindeglieder in Niedermoschel und vier in Odernheim), waren die Gemeindevorsteher Albert Brück, Leopold Rheinstein, Josef Maier und Isaak Brück. Als Religionslehrer und Kantor war S. Langstädter in der Gemeinde tätig. Er erteilte damals vier Kindern der Gemeinde den Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen gab es insbesondere den Wohltätigkeitsverein Gemillus Chesed (1924 unter Leitung von Albert Brück). 1932 waren die Gemeindevorsteher Julius Lob (1. Vors.), Leo Lorig (2. Vors.), Sally Speier (3. Vors.).     

1933 lebten noch 35 jüdische Personen in Obermoschel (von insgesamt etwa 1.300 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Großteil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1938 wurden noch 23 jüdische Einwohner gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge verwüstet (s.u.). 1939 wurden noch 12 jüdische Einwohner gezählt. Die letzten neun wurden im Oktober 1940 nach Gurs deportiert.   
  
Von den in Obermoschel geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bertha Alexander geb. Abraham (geb. in Obermoschel; Suizid in Köln nach Aufforderung zur Deportation nach Lódz am 29.10.1941); Emma Brunner geb. Rheinstein (1871), Adolf Brück (1870), Jenny (Johannette) Brück geb. Mayer (1885), Oskar Brück (1880), Karoline Fuhrmann geb. Strauss (1866), Heinz Justinus Isidor Langstädter (1921, Sohn des Lehrers Siegfried Langstädter in Venningen), Karl Lorig (1923), Leo Lorig (1892), Recha Lorig geb. Brück (1899), Henriette Löb geb. Kahn (1882), Julius Löb (1879), Ida Strauss (1886), Otto Strauss (1894), Mathilde Strauß geb. Neu (1873), Erna Wahnschaffe geb. Brück (1890).    
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1848 / 1889 / 1898  

Obermoschel AZJ 10011848.jpg (153472 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Januar 1848: "Erledigung der israelitischen Schulstelle zu Obermoschel in der Pfalz, Königreich Bayern. 
Durch die heimliche Entfernung des Lehrers Löb ist die israelitische Schulstelle zu Obermoschel in Erledigung gekommen und soll demnächst wieder besetzt werden. Bewerber um diese Stelle haben ihre Gesuche mit beigefügten Befähigungs- und Moralitätszeugnissen binnen 6 Wochen an das unterfertigte Amt einzusenden. 
Der Gehalt des Lehrers besteht in: 
1) Einhundert Gulden, welche von den israelitischen Kultusgenossen erhoben werden  100 Fl.  
2) Fünfzig Gulden an Schulgeld auf die schulpflichtigen Kinder repartiert  50 Fl.  
3) Wohnung, veranschlagt zu  25 Fl. 
4) Mietzins aus dem Keller unter dem Gebäude 15 Fl.  
5) dem mittelst Entschließung hoher königlicher Regierung vom 12. Juli 1843 zugesicherten jährlichen Zuschusse aus dem Kreisschulfond ad 35 Fl.  
6) einem Beitrage aus der Gemeindekasse von jährlich  25 Fl.  
7) Kasualien  50 Fl.  
Ferner werden dem Lehrer für die Beheizung und Reinigung der Schullokalitäten sowohl, als der Synagoge, das Anzünden und Auslöschen der Lichter bei gottesdienstlichen Verrichtungen, die Beheizung der Schule am Sabbate und an Feiertagen des Morgens und Abends vor dem Gottesdienste zugesichert  30 Fl.   
Summa 330 Fl.  
Zugleich wird bemerkt, dass der anzustellende Lehrer das Amt als Vorsänger zu versehen habe und musikalisch gebildet sein müsse, damit er den Chor gehörig einüben und leiten könne. 
Obermoschel, den 15. Dezember 1847. 
Das Bürgermeisteramt. Max Neu."  
 
Obermoschel Israelit 02011889.jpg (92438 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1889: "Durch die Pensionierung des Schulverwesers Schwarz ist die Verweserstelle an der israelitischen Schule zu Obermoschel in Erledigung gekommen, und wird hiermit zur Bewerbung ausgeschrieben. Mit derselben sind folgende Gehaltsbezüge verbunden: 1) Vorbetergehalt  Mark 242.80  2) Schulverwesergehalt  Mark 428.60  3) Zuschuss aus Staatsfonds  Mark 190.-  4) Wohnungsentschädigung  Mark 100.-  zusammen: Mark 951,40.   
Für Beheizung des Lehrsaales werden 51 Mark, für Instandhaltung und Reinigung der Synagoge und des Lehrsaales 50 Mark vergütet; außerdem wird die im Schulhause vorhandene Wohnung dem Schulverweser überlassen; für Kellermiete kann derselbe ca. 36 Mark erzielen. Der Schächterdienst, mit einem Einkommen von ca. 300 Mark, kann mit der erledigten Stelle verbunden werden. Bei entsprechenden Leistungen ist die Umwandlung der Stelle in eine Lehrerstelle beabsichtigt. Bewerbungsgesuche wollen bis längstens den 31. Januar bei dem Unterzeichneten eingereicht werden. Obermoschel, den 29. Dezember 1888. Der Vorstand: Julius Stern."
 
    
Obermoschel Israelit 14111889.jpg (68016 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1889: "Nachdem Schulverweser Schwarz nunmehr definitiv pensioniert ist, wird die hiesige Schulverweserstelle hiermit wiederholt zur Bewerbung ausgeschrieben. Mit derselben sind folgende Gehaltsbezüge verbunden: Gehalt als Vorbeter Mark 242.80, Gehalt als Schulverweser  Mark 428.60.  Zuschuss aus der Staatskasse Mark 180.-  Wohnungsentschädigung  Mark 100.-  für Beheizung des Lehrsaals  Mark 51.-  für Instandhalten und Reinigen der Synagoge sowie des Lehrsaals Mark 50.-  Schächterdienst mutmaßlich Mark 300.-  ferner freie Wohnung im Schulhause mit Keller (aus letzterem können durch Vermietung ca. Mark 36 erzielt werden). Bei Konvenierung ist die Umwandlung der Stelle in eine Lehrerstelle beabsichtigt. 
Obermoschel (Rheinpfalz). Der Kultusvorstand: Julius Stern."
  
Obermoschel Israelit 23061898.jpg (101748 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1898: "Besetzung der israelitischen Lehrerstelle zu Obermoschel. Vorbehaltlich Genehmigung hoher königlicher Regierung wird hiermit die israelitische Volksschullehrerstelle zu Obermoschel, mit welcher der Vorbeter- und Schächterdienst verbunden ist, mit nachfolgenden Bezügen zur Bewerbung ausgeschrieben:  Gehalt als Lehrer   Mark 430.-  Gehalt als Vorsänger  Mark 244.-  Beitrag aus Staatsfonds  Mark 180.-  Kreisaufbesserungszuschuss  Mark 70.-  Wohnungsentschädigung Mark 100.-  Erträge aus dem Schächterdienst ca. Mark 250.-  Für Beheizung des Schulsaales  Mark 50.-  Für Reinigung der Synagoge und Schulsaal  Mark 50.-  Erträgnis aus der Miete des Schulkellers Mark 36.-  Summa: Mark 1410. Für einen ledigen Herrn ist im Schulhause freie Wohnung vorhanden. Meldetermin 7. Juli dieses Jahres. Bewerber, welche ein bayerisches Seminar besucht und in Bayern die Anstellungsprüfung bestanden haben, wollen ihre Zeugnisse gefälligst an den unterfertigten Kultusvorstand einsehen. 
Obermoschel (Pfalz), den 20. Juni 1898. Der israelitische Kultusvorstand: Gustav Abraham."
 
Obermoschel Israelit 29081901.jpg (107073 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1901: "Besetzung der israelitischen Lehrerstelle zu Obermoschel..." 
Text weitgehend identisch mit dem der Anzeige von 1898 (siehe oben)
.    

    
Zum Tod des Lehrers Feist Strauß (1898)  
Anmerkung: Feist Strauß war bis 1868 Lehrer in Obermoschel, danach in Oettingen. In Obermoschel heiratete er die Lehrertochter Sophie Schwab aus Westheim. Sein Schwiegersohn, ein Lehrer Gutmann, war um 1898 Lehrer in Obermoschel. Aus diesem Grund wird der gesamte Nachruf zum Tod von Lehrer Feist Strauß hier wiedergegeben, obwohl er überwiegend im Rückblick auf seine Zeit in Oettingen verfasst wurde.  

Oettingen Israelit 02061898.jpg (388766 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1898: "Oettingen (Schwaben), im Monat Siwan Mai. (Hebräisch und deutsch:) ‚Wehe der Gemeinde, die ihren Führer verloren, Wehe dem Schiffe, das seinen Steuermann verloren.’ Diese Worte unserer Weisen, die im Gemeindeleben nur allzu oft ihre Bestätigung finden, traten mir unwillkürlich in ihrem hohen Ernste vor die Seele, als ich die Mitteilung von dem plötzlichen Tode des Lehrers F. Strauß dahier, erhielt. So hat denn wieder einer der hochachtbarsten und doch so still bescheidenen Schulmänner, ein edler religiös-sittlicher Mann, eine Zierde seines Standes, sein treues Auge geschlossen. Ja, am 27. April, 5. Ijjar, hat die kalte Hand des Todes einen schönen Lebenskranz zerrissen, ein treues Lehrerherz zum Stillstand gebracht. Einen treuen Gatten und liebevollen Vater, einen braven Kollegen und fleißigen, gewissenhaften Lehrer hat der Tod von hinnen genommen und nichts weiter von ihm zurückgelassen als die Erinnerung, die in den Herzen seiner tief trauernden Hinterbliebenen sowie seiner dankbaren Gemeindemitglieder fortleben wird. So dürfte es denn angebracht sein, dem Dahingeschiedenen eine Palme der Erinnerung zu weihen, ihm einen Ehrenkranz aufs Grab zu legen.    
Feist Strauß war der Sohn des rühmlichst bekannten Lehrers Wohl Strauß aus Kleinheubach, wo er im Jahre 1834 das Licht der Welt erblickte. Klein und bescheiden, wie die Räume des elterlichen Hauses, waren die Verhältnisse, unter denen der kleine Feist seine ersten Jugendjahre verlebte. Sehr frühzeitig offenbarte der Knabe eine hervorragende geistige Begabung und mit Freuden auf den Lieblingswunsch des Vaters eingehend, wurde F. Strauß Schullehrling und bezog mit einer gediegenen Vorbildung, nicht bloß im profanen, sondern namentlich auch im talmudischen Wissensgebiete, ausgerüstet das Schullehrerseminar in Würzburg. F. Strauß studierte mit anhaltendem Fleiße und absolvierte im Jahre 1854 die genannte Anstalt mit sehr günstigem Erfolge. Die ersten Felder seiner Wirksamkeit waren Privatstellen in Eltville und Gedern und die Volksschulstelle in Obermoschel (Pfalz), woselbst er überall, ganz allein seinem Berufe sich hingebend, mit der ihm eigenen, zähen Ausdauer und Willenskraft an seiner Fortbildung arbeitete und eine solche Tätigkeit in seiner Schule entfaltete, dass sein Ruf weit über den Kreis hinaus drang, in welchem er zunächst Segen und Liebe verbreitete. Als im Jahre 1868 die Lehrer- und Kantorstelle dahier in Oettingen in Erledigung gekommen war, wurde ihm dieselbe einstimmig übertragen.
Da jedoch in die Zeit seines Aufenthaltes in Obermoschel seine Verehelichung mit der Lehrerstochter Sophie Schwab aus Westheim (Unterfranken) fällt, so möge hier, ehe wir seinen weiteren Lebenslauf in Oettingen verfolgen, gleich etwas über das häusliche Leben des Dahingeschiedenen gesagt werden. Geziert mit den schönsten Tugenden der Häuslichkeit, Sparsamkeit, Fleiß und Umsicht, fand die Gattin, die in des Wortes umfassendsten Sinne eine ‚wackere Frau’ ist, ihr Glück nur im stillen Frieden des Hauses, im bescheidenen Familienleben und in der treuen Sorge um ihren Gatten und ihre Kinder. Die Erziehung seiner Kinder war dem seligen Entschlafenen neben Schule und Privatstudien eine Hauptlebensaufgabe. Strauß war das Muster eines Erziehers. Mit seiner Strenge verband er eine aufrichtige Liebe, ein herzliches Wohlwollen, eine treue Fürsorge für Frau und Kinder, von denen ein noch lediger Sohn und drei verheiratete Töchter in glücklichen Verhältnissen leben.    
Was soll ich nach dem bisher Gesagten noch viel von seiner segensreichen Wirksamkeit in Oettingen sprechen? F. Strauß war ein Charakter im vollsten Sinne des Wortes, ein ganzer Mann, ein Lehrer, wie er sein soll, darum auch allseitig geachtet und geliebt. Wie bisher, lebte er bis zum Ende seines Daseins mit voller Hingabe seinem Berufe, den er in seiner ganzen Tragweite und hohen Bedeutung erkannte und erfasste. Er war stolz, ein Lehrer zu sein. Auf eine musterhafte Ordnung, Ruhe und Anstand hielt er mit unerbittlicher Strenge bei seinen Schülern und besaß dabei deren höchste Liebe und Verehrung.  Doch, was ich hier ganz besonders hervorheben möchte, ist, dass F. Strauß ein Vorbild für echte Gottesfurcht (hebräisch dto.) war. Sein Tun und Lassen war immer von den edelsten, wohlmeinendsten und besten Absichten geleitet, sein Wandel war sittlich, rein und fleckenlos. Wie kindlich, fasslich und anschaulich konnte Strauß im Religionsunterrichte erzählen! Diese Unterrichtsstunden waren nicht, wie in vielen Schulen, den Kindern eine Plage, sondern eine Erbauungsstunde, ein Kindergottesdienst. In gleicher Weise war er ein meister in der Abhaltung der religiösen Vorträge in den hier bestehenden Vereinen. In atemloser Stille lauschte alles seinen geistvollen Auslegungen des Midrasch und des Tanach (hebräische Bibel), welch letzteres er in 30jähriger Tätigkeit in der Gemeinde Oettingen einige Male durchwanderte. Es waren (hebräisch und deutsch) ‚Worte, die den Eingang ins Herz fanden.’ Die Liebe und Verehrung, die ihm von Seiten seiner Gemeinde, Schüler, seiner Vorgesetzen und Kollegen entgegen gebracht wurde, fanden ihren beredtesten Ausdruck gelegentlich seines 25jährigen Dienstjubiläums im Jahre 1893, an welchem Tage  
Oettingen Israelit 02061898b.jpg (97458 Byte)alles wetteiferte, ihm die im vollen Maße verdiente Anerkennung zu zollen. Nicht minder rührend war auch die erhebende Leichenfeier nach dem so plötzlich erfolgten Hinscheiden des geliebten Lehrers. Es bewahrheitete sich dabei der Spruch unserer Weisen ‚bei der Trauerrede erkennt man, ob ein Mensch wichtig war’. Trotz der ungünstigen Zeit – es war Freitagnachmittag kurz vor Schabbat – war die Beteiligung eine so große, dass man mit Recht sagen: eine große Trauer war diese für die Heilige Gemeinde Oettingen. In einer tief ergreifenden Rede hob Herr Distriktsrabbiner Dr. Cohn aus Ichenhausen, der des Verstorbenen Wirken aus persönlicher Anschauung kennen und schätzen gelernt, anknüpfend an die Anfangsworte der Sidra ‚Heilige sollt ihr sein’, die edlen Charakterzüge und Verdienste des Entschlafenen hervor, die Ermahnung an seine Schüler richtend, das edle Beispiel des Verblichenen in ihrem Leben zu betätigen. – Hieran richteten sich noch verschiedene Ansprachen von Seiten des Königlichen Distriktschulinspektors, des Vorstandes des Bezirkslehrervereins, des israelitischen Kollegen H. Friedmann aus Hainsfahrt und des Schwiegersohnes des Verstorbenen des Lehrers Gutmann aus Obermoschel. In tiefster Wehmut verließ man die Stätte der Trauer, der Worte unseres unsterblichen Raschi - seligen Andenkens - gedenkend: 'Es hat sich gewendet der Fromme, es hat sich gewendet seine Pracht, es hat sich gewendet sein Glanz.*   Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens".  
*Der Webmaster von "Alemannia Judaica" freut sich über die Rückmeldung einer präziseren Übersetzung des Zitates von Raschi, Adresse siehe Eingangsseite.   

   
Zum Tod des Lehrers Leopold Gutmann (bis 1898 Lehrer in Obermoschel, danach in Oettingen, wo er 1930 starb)      

Oettingen BayrGZ 01101930.jpg (94211 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Oktober 1930 (Nachruf des Lehrervereins): "Leopold Gutmann. Jäh und unerwartet traf uns am 8. Juli die Trauerbotschaft von dem Ableben Leopold Gutmanns von Oettingen. Gutmann gehörte unserem Verein seit dem Jahre 1899 als treues, hilfsbereites und stets uneigennütziges Mitglied an. Immer war er zur Stelle, wenn es galt, für den Verein und für die Interessen der Lehrerschaft zu wirken. Durch das Vertrauen der Mitglieder wurde er 1914 in die Verwaltung berufen. In dankbarer Anerkennung seiner besonderen Verdienste um die Unterstützungskasse wurde er 1922 nach seinem Rücktritte als Verwaltungsmitglied zum Ehrenmitglied der Verwaltung ernannt. Gutmann war als Volksschullehrer zuerst in Obermoschel (Rheinpfalz) und seit 1898 in Oettingen tätig. Seine ideale Berufsauffassung und seine hohe pädagogische Begabung, seine Liebe zur jüdischen Gemeinschaft und zur Jugend, brachten ihm nicht nur Anerkennung und Verehrung von Seiten seiner Gemeinde, sondern schafften ihm auch darüber hinaus Ansehen und Freundschaft in weiten Kreisen. Gutmann ist für uns nicht gestorben. Er lebt in unseren Reihen weiter.
Hinweis: weitere Berichte zu Lehrer Leopold Gutmann auf der Textseite zu Oettingen.   

   
Über den Lehrer Siegmund Löb (gefallen im Ersten Weltkrieg 1918)
 
Anmerkung: Dokumente erhalten von Leslie Haas-Koelsch, San Francisco)   

 Ober-Moschel Dok Loeb Siegmund 02.jpg (38398 Byte)   Ober-Moschel Dok Loeb Siegmund 01.jpg (63081 Byte)     Lehrer Siegmund Loeb ist am 22. Juni 1883 in Steinbach am Glan geboren als Sohn des Viehhändlers Josef Löb und seiner Frau Sofie geb. Aron (links Geburtsurkunde). Er war seit 25. August 1914 verheiratet mit Johanna geb. Brück, mit der er eine Tochter hatte (geboren in Obermoschel). Seine Frau Johanna geb. Brück war eine am 16. Juni 1891 in Obermoschel geborene Tochter des Moritz Brück und seiner Frau Rosa geb. Sternheimer. 
Siegmund Löb wurde vermutlich bald nach Beginn des Ersten Weltkrieges in den Kriegseinsatz eingezogen. Das Familienregister (links) enthält den Eintrag: "Am 9.11.1916 krank ins Lazarett". Am 4. Mai 1918 ist er in Hangard gefallen bzw. an seinen Kriegsverletzungen gestorben.
In zweiter Ehe heiratete die Witwe Johanna Löb geb. Brück am 11. Mai 1925 in Obermoschel Ludwig Löb (geb. 21. März 1877 in Gersheim).   
 
Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 13. Juni 1918: "Siegmund Löb. Am 4. Mai fand bei den schweren Kämpfen im Westen der Lehrer Siegmund Löb aus Obermoschel den Heldentod. Löb wurde 1883 als der Sohn des derzeitigen Kultusvorstandes Josef Löb in Steinbach am Glan geboren. Er besuchte die israelitische Volksschule seines Geburtsortes. Seine berufliche Ausbildung erhielt er in der königlichen Lehrerbildungsanstalt Kaiserslautern und fand nach Absolvierung derselben Anstellung in Leimersheim, Venningen und Obermoschel. In letzterem Orte wurde ihm 1914 bis zu seiner Einberufung im Jahre 1916 die Führung der protestantischen Schule übertragen. Im ersten Kriegsjahre verheiratete er sich, und Gattin und ein Töchterchen betrauern schmerzlich den Verlust des teuren Gatten und Vaters. Die Gemeinde verliert in ihm einen gewissenhaften, pflichttreuen Beamten, der sich durch sein biederes, von echter Religiosität getragenes, vorbildliches Verhalten die Wertschätzung all derer erwarb, die mit ihm in Verkehr standen. Wir Lehrer beklagen den Verlust eines wackeren Kollegen, dessen heiteres, offenes Wesen ihn jedermann lieb und wert machte. Sein charaktervolles Interesse, sein pflichttreues Schaffen und sein stets bewährtes Interesse an allen Standesfragen sichern dem jungen Helden ein dauerndes Andenken in unseren Reihen."

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
 
Elias Simon wird zum Stadtrat gewählt (1853)

Obermoschel AZJ 06061853.jpg (75777 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Juni 1853: "Aus der Rheinpfalz, 13. Mai (Fr.J. =? Frankfurter Journal). Bei den jüngst in Obermoschel vorgenommenen Stadtratswahlen ist der israelitische Kaufmann Herr Elias Simon von der großen Mehrheit christlicher Wähler zum Stadtrate ernannt worden, und wie wir hören, ist Aussicht vorhanden, dass derselbe auch zum Bürgermeister erwählt werde. Diese Erscheinung, von der Vorurteilslosigkeit der Christen sowohl, als von der Würdigkeit des Juden Zeugnis gebend, ist doppelt erfreulich und verdient in einer Zeit, wo der finstere Geist wieder überall umherschleicht, um die Konfessionen zu trennen, und aus einem Lande, wo infolge des strengen Vorgehens der Gerichte gegen einzelne Individuen das Vorurteil feindselig und ungerecht so oft gegen alle Juden gerichtet ist, ganz besonders hervorgehoben zu werden."

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
 
Uhrmacher Jakob Strauß sucht einen Lehrling (1868 / 1869 / 1871)  

Obermoschel Israelit 01041868.jpg (25936 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1868: "Ein junger Mann, welcher die Uhrmacherei gründlich erlernen will, wird gesucht bei 
J. Strauß
, Uhrmacher in Obermoschel. Sabbat- und Feiertage ist das Geschäft geschlossen."      
 
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1869: "Einem jungen Manne ist Gelegenheit geboten, die Uhrmacherei gründlich zu erlernen; derselbe kann sofort eintreten bei 
Jakob Strauss,
Uhrmacher in Obermoschel, Rheinbayern".  
 
 
Obermoschel AZJ 03101871.jpg (15212 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Oktober 1871: "Ein Lehrling wird sogleich gesucht bei 
Jakob Strauß, Uhrmacher in Obermoschel, Rheinbayern."
   

      
Joseph Lipold sucht für ein Mädchen eine Stellung (1884)   

Obermoschel Israelit 24011884.jpg (28279 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1884: "Ein jüdisches junges Mädchen, 18 Jahre alt, aus achtbarer Familie, sucht zur Stütze der Hausfrau bei anständigen Leuten oder zu einer einzelnen Dame für sofort Stellung.
Joseph Lipold in Obermoschel, Bayern."

    
Stelle für jüdischen Handwerkerlehrling gesucht (1937)  
Anmerkung: bei dem jüdischen Jungen, für den die Lehrstelle gesucht wurde, handelte es sich um Karl Lorig, geb. 30. Mai 1923 in Obermoschel als Sohn von Leo Lorig (geb. 1892 in Butzweiler) und seiner Frau Recha geb. Brück (geb. 1899 in Obermoschel, verheiratet seit 1922), der im Frühjahr 1937 die Schule beendet hat. Er wurde am 22. Oktober 1940 in das Internierungslager Gurs deportiert, danach in das Lager Drancy, am 6. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz, wo er ermordet wurde.      

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom  1. November 1937: "Persönliche Nachricht. Für einen jüdischen Jungen, der im Frühjahr die Schule verlassen hat, wird eine Handwerkerlehrstelle gesucht
Lorig, Obermoschel
".    

    
     
     

Zur Geschichte der Synagoge       
   
Zunächst war ein Betraum vorhanden. Der 1852 in einem Zustandsbericht über den jüdischen Kultus im Bereich des Landkommissariats Kirchheim genannte Betsaal war "schon seit 62 Jahren" im Haus des Jacob Landsberg eingerichtet (das heißt seit 1790). 1814 hat die jüdische Gemeinde dieses Haus für 900 Gulden erworben. Im Laufe der Jahre wurde der Zustand des Betsaales immer schlechter. 1841 hieß es, das Gebäude sei "demoliert", das heißt in baufälligen Zustand. Wenig später ist es abgebrochen worden. 
 
1844 wurde an Stelle des abgebrochenen Gebäudes mit dem alten Betsaal ein neues Synagogengebäude erstellt. Im Erdgeschoss wurden Schulsaal und Lehrerwohnung eingerichtet. Der Betsaal im Obergeschoss hatte 35 Plätze für Männer und 20 Plätze für Frauen auf einer Empore. Die Fassade des Gebäudes war durch Lisenen und Rundbogenfenster gegliedert. 
  
Über 90 Jahre war das Synagogengebäude Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Obermoschel. 1911 wurden aufwändige Renovierungsarbeiten vorgenommen.
        
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge am frühen Morgen des 10. November durch SA-Leute und andere Nationalsozialisten aufgebrochen. Der Innenraum, die Einrichtung und die fünf wertvollen Buntglasfenster wurden zerstört. Die Ritualien sowie die demolierte Einrichtung wurden auf den Marktplatz geschleppt und dort verbrannt. Das Gebäude selbst blieb von einer Brandstiftung verschont. Im Zweiten Weltkrieg wurden in dem Gebäude französische Kriegsgefangene und Ostarbeiter untergebracht.   
   
1952 kam das Gebäude im Zuge der Rückerstattung an die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz. Der Betsaal wurde in der Folgezeit als Abstellraum genutzt, die Fenster verkleinert und zum Teil vermauert. 1972 wurde das Gebäude an Privatleute verkauft und 1972/73 in ein Wohnhaus umgebaut (die Hinweistafel nennt als Jahr des Verkaufs 1975). Das Äußere (und Innere) der früheren Synagoge wurde die Umbauten unkenntlich gemacht beziehungsweise zerstört.  
  
2006 wurde die frühere Portalinschrift in ein Denkmal bei der evangelischen Kirche integriert (siehe Bericht unten). Am ehemaligen Synagogengebäude befindet sich eine Gedenktafel mit dem Text: "Hier stand die Synagoge der jüdischen Gemeinde Obermoschel, 1841 erbaut. Am 9. November 1938 wurde sie im Verlauf der Reichspogromnacht geschändet und als Gebetshaus nicht mehr genutzt, 1975 verkauft und zum Wohnhaus umgebaut".  
   
   
Adresse/Standort der Synagoge    Synagogenstraße 1  (NS-Zeit bis 1989: Mathildenstraße)   
   
   
Fotos
(Quelle: Landesamt s.Lit. S. 294-296; O. Weber S. 129-131)

Die ehemalige Synagoge 
nach der Zerstörung 
beim Novemberpogrom 1938 
Obermoschel Synagoge 190.jpg (47720 Byte) Obermoschel Synagoge 192.jpg (83211 Byte)
  Das Synagogengebäude im Jahr 1940 
mit den noch zerstörten Fenstern 
Die Eingangstür mit der 
Portalinschrift aus Psalm 118,20 
     
  Obermoschel Synagoge 193.jpg (78779 Byte) Obermoschel Synagoge 195.jpg (53139 Byte)
   Auf dem Weg, die ehemalige Synagoge
 unkenntlich zu machen: die Fenster 
sind verkleinert, teilweise zugemauert 
(vermutlich 1964) 
Blick auf das Synagogengebäude von Osten
 (Foto von 1964) - über dem früheren
 Toraschrein eine Rosette, die
 Rundbogenfenster sind zugemauert 
      
Nach dem Umbau zum Wohnhaus 
in den 1970er-Jahren
Obermoschel Synagoge 194.jpg (44995 Byte) Obermoschel Synagoge 191.jpg (44829 Byte)
     Die seit den 1970er-Jahren zum Wohnhaus
 umgebaute und unkenntlich gemachte frühere
 Synagoge - nur der Kellereingang und die
 Ecklisenen erinnern an das frühere Gebäude
Erinnerung an die ehemalige Synagoge: 
die Synagogenstraße 
 
             
     

Das ehemalige Synagogengebäude im Mai 2010 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 24.5.2010)   

   
Obermoschel Synagoge 170.jpg (73190 Byte) Obermoschel Synagoge 172.jpg (73665 Byte) Obermoschel Synagoge 173.jpg (62290 Byte)
Das zu einem Wohnhaus umgebaute Synagogengebäude Das Gebäude steht an der Ecke 
Matzenberg / Synagogenstraße
 
     
Obermoschel Synagoge 176.jpg (60684 Byte) Obermoschel Synagoge 170.jpg (39771 Byte) Obermoschel Synagoge 179.jpg (69296 Byte) Obermoschel Synagoge 174.jpg (82432 Byte)
An der Westfassade ist die Spur eines 
hohen Rundbogenfensters erkennbar 
(Foto rechts von Bernhard Kukatzki, 2011)
Blick von Osten auf das 
ehemalige Synagogengebäude 
Hinweistafel 
(Text siehe oben) 
      
     
Vierpassfenster der ehemaligen Synagoge 
am ehemaligen Bet- und Zechenhaus
Obermoschel Synagoge 180.jpg (99323 Byte) Obermoschel Synagoge 182.jpg (53638 Byte)
  Am ehemaligen Bet- und Zechenhaus der "Combinierten Landsberger Quecksilberwerke" 
auf dem Moschellandsberg bei Obermoschel befindet sich ein Vierpassfenster der 
ehemaligen Synagoge von Obermoschel
     
      
Erinnerung im Jüdischen Museum 
der Nordpfalz in Winnweiler
Winnweiler Museum 203.jpg (51349 Byte)   
  Hauptinschriftstein vom Rundbogen-Portal der
 ehemaligen Synagoge von Obermoschel mit
 Zitat aus Psalm 118,20 
  

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

November 2006: Denkmal zur Erinnerung an die Synagoge 
Das Denkmal an 
der Kirche des Ortes  
Obermoschel Gedenkstein 190.jpg (106801 Byte) Obermoschel Gedenkstein 191.jpg (91619 Byte) Obermoschel Gedenkstein 192.jpg (101577 Byte)
 Fotos oben von Bernhard Kukatzki (Aufnahmen vom Dezember 2011); 
weiteres Foto in hoch auflösender Form von Andreas Andel über Link zu Fotoseite (846 KB)
       
Beitrag von Prof. Dr. Rainer Schlundt und Dekan Stefan Dominke in http://obermoschel.info/stadtgeschichte/geschichte/:    
"Die Steine der Synagoge reden wieder. Zur Geschichte und Botschaft eines Mahnmals.
Überraschend und außergewöhnlich: Ein Rundbogen mit hebräischen Schriftzeichen, neben der Evangelischen Kirche auf einem exponierten Platz der Stadt. Was wollen diese Steine sagen, welche Botschaften sollen sie verkünden?
Bereits der Standort spricht für sich: Hier, auf dem 'Hewwel' steht seit 50 Jahren das Mahnmal für die Opfer der beiden Weltkriege. Erstaunlicherweise zeigt es nicht einen sterbenden Soldaten, wie das so oft zu sehen ist, und erfreulicherweise wiederholt es auch nicht die verlogene Phrase 'Wir starben, damit ihr leben könnt'. In kluger und einfühlsamer Symbolik wurde ein zeitloses, leises und deshalb umso wirkungsvolleres Zeichen gesetzt gegen Krieg und Tod. Hier steht eine Mutter, die beschützend ihre Hand über ihr spielendes Kind hält. Die Statue schließt das Denkmal an der Evangelischen Kirche ab, aber die Mutter steht am Weg zur Katholischen Kirche.
Sie verweist auf Mutter Maria, die in der Katholischen Kirche eine bedeutende Rolle spielt. Standort und Statue drücken Versöhnung zwischen beiden christlichen Gemeinden, Überwindung der Gegensätze zwischen den Konfessionen aus. In der Statue der Mutter als Sinnbild des Lebens ist das schreckliche und sinnlose Sterben, der Krieg schlechthin überwunden. Diese Botschaft des christlichen Mahnmals links von der Kirche wird nun ergänzt durch die Steine der ehemaligen Synagoge rechts von der Kirche. So wird eine gute Beziehung hergestellt, eine notwendige Balance der Erinnerung um das Zentrum der 'Gotteshäuser'. Der Ursprung des christlichen aus dem jüdischen Glauben wird symbolisch erkennbar. Die Steine sollen anstelle der ehemaligen jüdischen Mitbürger reden. Sie selbst wurden zum Schweigen gebracht, nun werden diese Steine zu Erinnerung, Gedenken und Mahnung reden.
Portal der ehemaligen Synagoge. Der obere, steinerne Halbkreis schloss ursprünglich das Portal, den Eingang zur Synagoge in Obermoschel ab. Die darunter stehenden Steintafeln symbolisieren die Tür zur Synagoge, die rechte ist etwas nach vorn gerichtet, leicht geöffnet, als lade sie zur Einkehr ein. 3 Inschriften interpretieren 3 Epochen unserer Geschichte. Die erste Inschrift erinnert an über 600 Jahre christlich-jüdischer Kultur – bereits 1429 wurde dem 'Juden Salman' ein Bergwerk im Selberg verliehen, frühere Zeugnisse jüdischer Kultur sind zu vermuten. In den folgenden Jahrhunderten erlitt die Minderheit die Verfolgungen und Pogrome wie überall in Europa, ehe sie sich ab dem 19. Jahrhundert als gleichberechtigten Teil der Bürgerschaft fühlen konnte. Die Einweihung der repräsentativen Synagoge 1844 drückt Selbstbewusstsein und Emanzipation aus. Zum Gedenken ruft die zentrale, zweite Inschrift auf. Unvorbereitet, brutal und menschenverachtend traf die Bürger eine verbrecherische Rassenpolitik des III. Reiches. Als die Synagogen in der Reichspogromnacht 1938 geschändet wurden, als die letzten Bürger in das französische Sammellager Gurs am Fuße der Pyrenäen verschleppt wurden, das wenige überlebten, war die jüdische Kultur der Stadt grausam beendet worden. Die Botschaften dieser beiden Tafeln, die Vergangenheit festhalten, fließen in der zentralen Botschaft des gesamten Mahnmals zusammen:
Aus dem Bewusstsein der eigenen Traditionen und in Verantwortung vor der Geschichte mahnt die dritte Inschrift zu friedvollem Miteinander in Gegenwart und Zukunft. Allen drei ethischen Appellen steht die jeweilige Nutzung der Synagoge im Laufe der Jahrhunderte gegenüber. Dieses Ensemble bewahrt einen wichtigen Aspekt der Obermoscheler Geschichte. In der Nähe zur ehemaligen Synagoge, der Synagogenstraße und dem 'Matzenberg' wird die Erinnerung an das Zentrum der jüdischen Gemeinde und zugleich an einen bedeutenden Teil der städtischen Geschichte erhalten. Christliche und jüdische Zeitrechnung nennen zwar andere Ziffern und Namen, meinen aber das gleiche Datum. Gibt es ein deutlicheres Zeichen gemeinsam erlebter Zeit?
Mit diesem Mahnmal wurde ein lang gehegter Plan Wirklichkeit: Vor über 30 Jahren – 1972/73- konnten die Steine des Synagogenportals vor der Müllkippe gerettet werden. Seit dem Jahr 2000 arbeiteten wir an der Realisierung. Briefe um finanzielle Unterstützung fanden wenig Gehör, zu zahlreiche Absagen von zuständigen Institutionen, sehr heftige, unsachliche Kritik ließen zuweilen den Gedanken ans Aufgeben zu. Doch dauernde emotionale Unterstützung, kleine und große Spenden selbst aus den USA, engagierte Mitarbeit Vieler drängten zum Durchhalten.
Am Freitag, den 10. November 2006 konnte dann endlich das Mahnmal der Öffentlichkeit übergeben werden. In einem beeindruckenden ökomenischen Gottesdienst erinnerte Dekan Stefan Dominke an die schrecklichen Verbrechen des Dritten Reiches. Jiddische Lieder, die Frau Silke Loettel – Forderer sehr überzeugend vortrug, ließen Erinnerungen an die ehemalige jiddische Kultur der Pfalz wach werden. Prof. Dr. Rainer Schlundt erläuterte die Botschaft des Mahnmals, das Bläserensemble der Kantorei umrahmte feierlich den Gottesdienst.
Über 400 Besucher aus nah und fern zeigten ihre Zustimmung zu den Botschaften des Mahnmals und seiner Initiatoren.
Zur anschließenden Enthüllung und Einweihung sprachen die Vertreter der Kirchen, der Jüdischen Kultusgemeinde der Pfalz und Repräsentanten der politischen Öffentlichkeit . Während die Namen der ermordeten Bürger und Familien verlesen wurden, legte Frau Mackie McMakin, die Enkelin des 'Uhren – Strauß' einen Stein nieder: Der alte Brauch lebte wieder auf, ein Überrest jüdischer Kultur.
Diese eindrucksvolle, würdige Feier und das Mahnmal sind zum Zeugnis einer ganzen Stadt geworden. Ihre Bürger bekennen sich damit zur Verantwortung vor ihrer Geschichte. Sie haben Marksteine der Erinnerung aufgerichtet, in Verneigung vor den Toten und dem Bekenntnis: Nicht mehr, wie schon einmal, zu schweigen zu Unrecht und Gewalt!"
 
Oktober 2020: Rundgang zur jüdische Geschichte des Ortes aus Anlass des Gedenkens an die Deportation nach Gurs 1940  
Artikel von Arno Mohr im "Wochenblatt-Reporter" (Alsenz) am 27. Oktober 2020: "Spuren jüdischen Lebens in Obermoschel. Rundgang anlässlich Gurs-Gedenkens.
Obermoschel. 'Sie haben uns heute allen ein besonderes Geschenk heute gemacht', lobte am Ende des Rundgangs Rubrecht Beuther vor dem jüdischen Mahnmal den in Obermoschel geborenen und aufgewachsenen Professor Dr. habil. Dr. phil. Rainer Schlundt, der als profunder Kenner die Spuren jüdischen Lebens in der kleinsten pfälzischen Stadt kundig und hochinteressant für die rund 30 Gäste, darunter auch Stadtbürgermeister Ralf Beisiegel und VG-Bürgermeister Michael Cullmann, aufzeigte. Die Führung war Teil der Veranstaltungsreihe anlässlich des Gurs-Gedenkens und wurde statt zentral in in verschiedene Orte verlegt. Sie soll zum einen zum Nachdenken über die Geschichte anregen, aber auch aufzeigen, was die Bürger heute dazu beitragen können, dass der Unmenschlichkeit Einhalt geboten wird und so aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen, so Beuter.
In Obermoschel existierte bis zu ihrer Vernichtung in der Nazizeit eine jüdische Kultusgemeinde, deren Wurzeln bis in das Mittel-alter zurückreichen. Den höchsten Bevölkerungsanteil erreichte die jüdische Gemeinde 1890, als die mit 86 Personen 6,3 Prozent der Bevölkerung stellte. In das Jahr der Stadtrechteverleihung 1349 fällt auch die erste Erwähnung von Juden. Heute leben ehemalige jüdische Bürger von Obermoschel und ihre Nachfahren über alle Welt verstreut, von den USA über Kanada, Brasilien, Kolumbien, Frankreich bis nach Belgien. Gelegentlich wird die Heimat ihrer Vorfahren besucht.
Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus begann der Rundgang. Hier seien in der Reichspogromnacht 1938 Möbel und Gegenstände aus der geschändeten Synagoge verbrannt worden. Jüdische Mitbürger seien am 20. Oktober 1940 vom Marktplatz aus in Viehwaggons nach Koblenz und von dort dann in die Lager nach Gurs, einige auch nach Auschwitz, verbracht worden, so Schlundt. Nur wenige hätten überlebt. Dies seien zwei negative Höhepunkte dieser Zeit für dem zentralen Platz in Obermoschel gewesen.
Lange gutes Miteinander und gegenseitige Unterstützung und Hilfe. Schlundt zeigte bei dem Rundgang auch auf, dass es eigentlich ein gutes und normales Miteinander mit jüdischen Mitbürgern gegeben habe, bevor die unselige Zeit über die Stadt hereinbrach. Neben normalen jüdischen Mitbürgern waren einige auch geschäftlich tätig. Direkt am Marktplatz betrieb der Jude Joseph Maier eine Eisenhandlung mit kombiniertem Schuhwaren-, Kolonial- und Spezereiwarengeschäft. Später befand sich in diesem Räumen die Firma Elektro-May. Als der Inhaber Karl. May als Wehrmachtssoldat in Tulle in französische Kriegsgefangenschaft im Zweiten Weltkrieg geriet, schickte ihm die frühere Nachbarin Frau Lorig ein Päckchen mit Brot. In einem beigefügten Brief schrieb sie wörtlich: 'Obwohl die Deutschen meinen Sohn und meinen Mann umgebracht haben, schicke ich Dir dieses Päckchen'. Wie die Frau an die Adresse kam, ist bis heute nicht geklärt. Ein ebenso gutes Zeichen mitmenschlichen Zusammenlebens war der Einbruch von Räuberhauptmann 'Schinderhannes' - der zwischen 1797 und 1802 die Region unsicher machte und es vor allem auf jüdische Händler und Juden selbst abgesehen hatte- bei dem Obermoscheler Eisenhändler Joel Elias. Auf seine Hilferufe erschienen nicht wenige Moscheler, teils bewaffnet und teils unbewaffnet und vertrieben den Räuberhauptmann samt seinem Gefolge vor die Stadttore. Auch das sei ein Nachweis, so Schlundt, dass die Moscheler schon bereit waren, jüdischen Nachbarn beizustehen. Dazu gehört sicherlich auch, dass der Briefträger Klein trotz Verbot von höherer Stelle, Briefe an Juden zuzustellen, dies dann über seine Tochter vornehmen ließ.
Eintrübung in Nazi-Zeit. Nach der Machtergreifung Hitlers und in der Nazi-Zeit trübte sich dieses Verhältnis immer mehr ein. Viele jüdische Familien wanderten dann aus und verließen die Stadt. Die die dablieben, wurden in die menschenverachtenden Lager deportiert. In der Wilhelmstraße - Unnergass - war dann der Eingang zum Polnischen Hof, der früher Danziger Hof hieß, nächster Halt der Runde. Im Gebäude Nummer 30 wohnte der Viehhändler Strauß, der im Volksmund nur als 'Ochsen-Strauß' bekannt war. Hier handelte es sich um einen armen Viehhändler, so Schlundt aber auch wohl situierte habe es gegeben. Ein Enkel von ihm aus Dallas besuchte in den 90er Jahren den Ort seiner Vorfahren. Nicht mit hundertprozentiger Sicherheit könne gesagt werden, ob sich hier auch das jüdische Ritualbad, die Mikwe befand, Nach einem Klassifikationsplan von 1845 müsste sich das Bad im Anwesen Nr. 22 in der Wilhelmstraße befunden habe.
'Ochsen-Strauß' und 'Uhren-Strauß'. Amüsant war sicherlich der Vortrag von Schlundt, dass es neben dem 'Ochsen-Strauß' auch einen 'Uhren-Strauß' (Wilhelm Strauß, Landsbergstraße 5) wie auch einen 'Gaul-(Pferde-)Strauß' (Leopold Strauß) gab, letzterer lebte im Haus Nr. 22 in der Wilhelmstraße, dem es mit sechs Kindern wirtschaftlich schlecht ging. Daneben hatten weitere jüdische Mitbürger Geschäfte in der Stadt wie Isaak Schneider, Joseph Rheinstein, Josef Maier, Siegfried, Moritz und Friedrich Brück, Speier & Matthes oder Ferdinand Loeb, die Viehhandel, Kolonialwaren, Bekleidung oder auch Wein und andere landwirtschaftliche Produkte und Güter handelten. Auch ein Metzger Carl Lipold war in der Stadt (heutige Richard-Müller-Straße) tätig und sie alle belebten damit das wirtschaftliche Leben nicht nur in Obermoschel, sondern in der gesamten Region.
Schuck'sches Haus. Schlundt konnte auch viel Wissenswertes und Historisches zu dem 'Schuckschen Haus' in der Wilhelmstraße, das aus dem Jahr 1583/1584 stammt und im ersten Stockwerk im Fachwerk bemerkenswerte holzgeschnitzte Fratzen und Gesichter, die wohl mit dem Bergbau der Stadt zusammenhängen, erzählen.
'Weinbrück'. Auf dem Gelände der heutigen Sparkasse und dahinter war der Weinhändler Friedrich Brück mit seiner Wein-, Branntwein- und Zigarrenhandlung tätig, später war hier das Weingut/der Weinhandel H.C. Lemke. Im heutigen Restaurant/Cafe Weinbrück (Weinbrück war 1934 die erste Telegramm-Name von Friedrich Brück) ist über der Eingangstür das alte Sandsteinportal mit den Initialen 'FB 1876' überarbeitet zu sehen. Ein Hingucker besonderer Art ist der der Gastraum: Es ist der 1876 errichtete große Sandstein-Gewölbekeller.
'Hinnerumweg' -Landsbergstraße. Im 'Hinnerumweg' (Landsbergstraße) ging es dann zum Anwesen Landsbergstraße 5. Dort war die Familie von 'Uhren-Strauß' zu Hause. Die Frau wurde mit der Tochter (fünf Jahre) ins Lager Auschwitz deportiert, wusste Schlundt zu berichten. Die Tochter überlebte das Martyrium und kam später nach Obermoschel zurück und litt lebenslang an den Folgen des grausamen Lageraufenthaltes.
Judenfriedhof. Über die Landsbergstraße und Kanalstraße wurde dann der an der Feldstraße gelegene Judenfriedhof besucht. Bestehend seit 1819 wird im Urkataster 1844 erwähnt, dass der cica 17 Decimale große /rund 58o Quadratmeter große Begräbnisplatz 'Am Scheeb' bereits seit urdenklicher Zeit Eigentum der Judengenossenschaft sei. Heute sind noch rund 30 Grabsteine ersichtlich, der Friedhof gibt ein sehr gepflegtes Bild von sich. Die letzte Beerdigung fand auf besonderen Wunsch einer Frau vor rund 20 Jahren hier statt. Jeder Grabstein sei mittlerweile in einem Verzeichnis erfasst und mit Bildern versehen worden, damit auch dieses Stück Geschichte von Juden in Obermoschel für die Nachwelt dauerhaft erhalten bleibt, so Schlundt.
Über Judenpfad zur Synagoge. Ein Obermoscheler Teilnehmer wusste zu berichten, dass der fußläufige Verbindungsweg von der Baumgartenstraße in die Entengasse/Ringmauergasse als 'Judenpfad' bezeichnet wird, weil er die kürzeste Verbindung zwischen Judenfriedhof und Synagoge ist. Dort angekommen, informierte Rainer Schlundt über ein Kernstück jüdischer Geschichte, die Synagoge, die im Jahre 1841 an der Ecke der Straße Matzenberg/Synagogenstraße (Matze ist das ungesäuerte Brot, das Juden während des Pessach esssen) neu errichtet wurde. Synagogen konnten erst errichtet werden, wenn sich mindestens zehn religionsmündige Männer (Minjan) zur Abhaltung des Gottesdienstes in einer Gemeinde zusammenfanden. Nur unter großen Opfern war für die jüdische Gemeinde ein Neubau möglich. Die Fassade war durch Lisenen und Rundbogenfries gegliedert. Über eine Treppe und ein Rundbogenportal mit hebräischer Inschrift 'Dies ist das Tor des Herrn, die Gerechten selbst werden in dasselbe eintreten' (Psalm 118,20). wurde die Synagoge erschlossen. Im Obergeschoß befand sich der eigentliche Beetsaal, in dem auch die Thorarollen aufbewahrt wurden. 35 Männerplätze gab es, auf der Frauenempore waren 20 Plätze vorhanden. Die Decke war mit einem Sternenhimmel ausgemalt. Im Erdgeschoß befand sich die Wohnung des Vorbeters und des Lehrers, ebenso war ein Lehrsaal der jüdischen Schule untergebracht. Es gab auch eine Synagogenordnung mit 24 Artikeln, die regelten, welche Bräuche existierten und was nicht erlaubt ist. In der Reichspogromnacht wurde die Syanagoge geschändet und im Innern demoliert, aber nicht in Brand gesetzt, da wohl Angst bestand, dass das Feuer auf die in der engen Gasse vorhandenen Nachbargebäude übergreift. Die in der Nazi-Zeit enteignete Synagoge wurde Anfang der 40er Jahre für die Unterbringung französicher Kriegsgefangener verwendet und 1952 an die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz zurückgegeben. Zwanzig Jahre später wurde die ehemalige Synagoge in der Mathildenstraße 1 (auf Antrag von Rainer Schlundt erhielt diese Straße durch Stadtratsbeschluß von 1989 wieder den Namen Synagogenstraße) an den Metzgermeister Karl-Heinz Remdt aus Obermoschel verkauft, der das Gebäude zu Mietwohnungen umfunktionierte.
Jüdisches Mahnmal auf dem 'Hewwel' an Protestantischer Kirche. Das Eingangsportal mit der hebräischen Inschrift der Synagoge wurde 2006 als Bestandteil des jüdischen Mahnmals an der Evangelischen Kirche mitverwendet. Am 10. November 2oo6 wurde nach zuvor intensiven Diskussionen dieses würdige Mahnmal an die verfolgten und ermordeten jüdischen Mitbürger/innen errichtet. Schlundt verlas hier zum einen das in Bockenheim preisgekrönte Gedicht 'Judenhaissje' des Rehorner Mundartdichters Norbert Schneider sowie in Gedenken die Namen der mindestens elf Obermoschel Mitbürger, die in den Lagern verstarben. Eine Tafel mit diesen Namen sei das Einzige, das am Mahnmal noch fehle und ergänzt werden müsse, so Rainer Schlundt (am)."
Link zum Artikel   

       
         

Links und Literatur  

Links: 

bulletWebsite der Gemeinde Obermoschel (VG Nordpfälzer Land)  
bulletWebsite der VG Nordpfälzer Land  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Obermoschel (interner Link)  
bulletGenealogische Angaben / Ortsfamilienbuch der Stadt Obermoschel online: http://www.online-ofb.de/obermoschel/?lang=de      

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 617. 
bulletNordpfalz Lit 110.jpg (39055 Byte)Jüdisches Leben in der Nordpfalz. Eine Dokumentation des Nordpfälzer Geschichtsvereins von einem Autorenteam des NGV (Gesamtredaktion: Paul Karmann). 1992.     
bulletAlfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. 1992.   
bulletMichael Tilly: Die Textfunde aus der ehemaligen Synagoge von Obermoschel als Zeugnisse jüdischer Frömmigkeit im frühen 19. Jahrhundert.  In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad Kreuznach. 10. Jahrgang, Ausgabe 1/2000, Heft Nr. 18. S. 5-27. Online zugänglich (als pdf-Datei eingestellt). 
bulletOtmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 129-131.   
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S.294-296  (mit weiteren Literaturangaben).  

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Obermoschel  Palatinate. Four Jewish families were present in 1786 and 15 (64 Jews) in 1848. A cemetery was opened in 1819 and a synagogue in 1841. The Jewish population was 85 (total 1.347) in 1900 and 35 in 1932-33. No Jews remained by September 1939. The local Jewish elementary school closed in 1936 and the synagogue was wrecked on Kristallnacht (9-10 November 1938).  
         
          

                   
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Stand: 30. Juni 2020