Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Nesselröden (Gemeinde Herleshausen, Werra-Meißner-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)        
    
In Nesselröden bestand eine jüdische Gemeinde bis 1937/38. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1744 werden drei jüdische Familien am Ort genannt; aus den Daten der ab ca. 1823 geführten Sterberegistern lassen sich Geburten in Nesselröden bis in die Zeit um 1750 zurückrechnen. Möglicherweise waren auch bereits vor dem 30-jährigen Krieg jüdische Familien unter dem Schutz der Herren Treusch von Buttlar ansässig (diese nahmen im benachbarten Wommen schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mindestens eine jüdische Familie auf).       
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt:  1835 76 jüdische Einwohner, 1861 107 (22,7 % von 472), 1871 97 (21,4 % von 454), 1885 56 (12,8 % von 436), 1895 57 (13,2 % von 432), 1905 45 (12,4 % von 364). Die jüdischen Familienvorsteher verdienten den Lebensunterhalt als Vieh- und Pferdehändler; einige betrieben Textilhandel. In der 1. Hälfte beziehungsweise in der Mitte des 19. Jahrhunderts werden darüber hinaus genannt: ein jüdischer Buchbinder, zwei Metzger, ein Bäcker, ein Schuster und ein Baumwollweber.   

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule (im Gebäude der Synagoge; bis nach 1900 Israelitische Elementarschule, danach Privat-Elementarschule, vgl. Ausschreibung der Lehrerstelle von 1907, später noch Religionsschule), ein rituelles Bad (in einem kleinen Gebäude im Hof hinter der Synagoge) und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Um 1825 wird ein Vorsänger Falk Müller genannt; damals war Marcus Wolf Gemeindeältester (Vorsteher). Unter den Lehrern sind bekannt: um 1866 L. Müller (Quelle), Isaac Eichengrün aus Niedenstein (Lehrer in Nesselröden 1875 bis zu seinem Tod 1878, erst 52 Jahre alt; zuvor war Eichengrün Lehrer in Meimbressen gewesen). 1893 sollte die jüdische Elementarschule bereits geschlossen werden, da es nur noch 10 bis 11 Schüler gab. Da zwischen 1879 und 1893 jedoch 24 jüdische Kinder geboren waren, blieb die Schule weiter bestehen, zuletzt (1907/08) noch als private Elementarschule. 1901 hatte die Schule etwa 10 Kinder.   
Die Gemeinde gehörte zum Kreisrabbinat Eschwege innerhalb des Rabbinatsbezirkes Niederhessen mit Sitz in Kassel.  
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Unteroffizier Siegmund Buchheim (geb. 27.6.1892 in Gilsa, gef. 11.11.1916) und Max Nußbaum (geb. 19.5.1881 in Mittelsinn, gef. 6.7.1917). 
 
Um 1924, als zur Gemeinde noch 12 Personen gehörten (2,9 % von insgesamt 418 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Julius Weinstein und Wilhelm Katz. 1932 waren die Gemeindevorsteher Isidor Fink (1. Vorsteher) und Wilhelm Katz (Schatzmeister).   

1933 lebten 14 jüdische Personen in Nesselröden.
In den folgenden Jahren sind fast alle von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Der letzte Gemeindevorsteher Wilhelm Katz konnte nach England auswandern. 1937 waren noch 10 jüdische Personen am Ort, 1938 fünf. Diese mussten die Ausschreitungen beim Novemberpogrom 1938 miterleben. Dabei wurden an ihren Wohnhäusern die Fensterscheiben eingeschlagen. Bis 1940 werden noch zwei jüdische Einwohner genannt, die offenbar mit den letzten jüdischen Einwohnern von Herleshausen deportiert wurden.   
  
Von den in Nesselöden geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Jenny Bercovici geb. Blaubaum (1879), Clara Döllefeld geb. Wallach (1889), Isidor Fink (Freitod 1936), Goldina (Golda, Goldine) Hecht (1878), Jettchen Hecht (1880), Ida Hofmann geb. Katz (1876), Meta de Jong geb. Neuhaus (1896), Berta Katz (1889), Max Klebe (1873), Hedwig Levi geb. Wallach (1887), Jenny Levi geb. Wallach (1867), Sara Levy geb. Oppenheimer (1858), Lina Löwenthal geb. Fink (1878), Rebekka Meyer geb. Löwenstein (1870), Emma Müller (1862), Johanna Nußbaum geb. Wolf (geb. in Unhausen 1866), Rosalie Rosenthal geb. Hecht (1870), Emma Schlösser geb. Wolf (1899), Emma Stern geb. Wolf (1890), Jenny Süßkind geb. Wallach (1890), Fritz Weinstein (geb. in Wommen 1869), Jeanette Weinstein (1871), Honet Wolf (1861).  

Zur Erinnerung an Opfer der NS-Zeit wurden im September 2014 in Nesselröden 24 "Stolpersteine" verlegt, u.a. vor dem Haus Badegasse 2 für Barline Fin, Isidor Fink, Bertha Fin, Sitti Fink und Marga Fink.  
       
       
       
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1904 / 1907   

Nesselroeden Israelit 04011904.jpg (59370 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1904: "Die Gemeinde Nesselröden (Bezirk Kassel) sucht zum 1. April 1904 einen Religionslehrer, Vorbeter und Schochet bei einem Gehalt von 800 Mark und 200 Mark Nebeneinnahmen, nebst freier Wohnung. Meldungen sind zu richten an 
S. Wolf, Gemeindeältester
."   
  
Nesselroeden Israelit 21031907.jpg (55232 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1907: "Infolge Berufung unseres Lehrers in staatliche Stellung suchen wir für unsere Privat-Elementarschule für möglichst bald einen Lehrer, der auch Vorbeter und Schochet ist. Gehalt beläuft sich mit Nebeneinkommen auf 1.200 Mark. Außerdem freie Wohnung. Bewerber wollen sich melden an den Gemeindeältesten S. Wolf. Nesselröden."   

      
      
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   

Aus Nesselröden stammte Abraham Goldschmidt (1806-1886), der seit 1827 über 54 Jahre als Lehrer in Hoof tätig war.    

     
     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
   
Anzeige des Viehgeschäftes Gebrüder Wolf (1907)    

Nesselroeden Israelit 23051907.jpg (47928 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1907: "Suchen für unser Viehgeschäft einen kräftigen und tüchtigen jungen Mann, zum sofortigen Eintritt. Gehalt nach Übereinkunft. 
Gebrüder Wolf, Nesselröden,
Bezirk Kassel."   

         
         
 
        
Zur Geschichte der Synagoge       
    
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem der jüdischen Häuser vorhanden (18. Jahrhundert). 1826 wurde eine Synagoge eingerichtet. Das zweigeschossige Gebäude hatte einen Vorbau mit runden Säulen und war mit unauffälligem und ortstypischem Fachwerk gebaut. Daher legt sich die Vermutung nahe, dass das Gebäude zunächst Wohnhaus und Teil eines Bauernhofes gewesen ist, das erst später zur Synagoge umgebaut wurde. In dem zum Synagogenraum umgebauten Gebäudeteil gab es eine dreiseitige Empore. In das Gebäude führten zwei Eingänge, über denen sich ein Vorbau mit einem kleinen Walmdach befand (noch auf Foto aus den 1960er-Jahren erkennbar). Der rechte Eingang führte in den Synagogenraum unter der Empore. Über die linke Tür kam man in den Eingangsflur, von dem aus die Schulstube und die Küche der Lehrerwohnung zu erreichen war. Über eine Treppe konnte man von hier zur Frauenempore beziehungsweise in die Stuben der Lehrerwohnung auf der linken Seite gelangen.  
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge nicht zerstört, da sie bereits 1937 in den Besitz einer nichtjüdischen Familie übergegangen war. Es wurde zu einem Wohnhaus umgebaut. In der 1960er-Jahren wurde das Gebäude durch massiv erstellte Konstruktionsteile nach und nach ersetzt, sodass die Giebel massiv erstellt (gemauert worden).    
  
  
Adresse/Standort der Synagoge    Am wilden Graben 5    
    
   
Fotos  
(sw-Fotos 2. Fotozeile und 3. Zeile links aus Altaras 2007 S. 194, Plan und dritte Fotorzeile rechts Spalte aus Kullmann/Wiegand S. 65).

Historischer Entwurf   Nesselroeden Synagoge Pl170.jpg (79965 Byte)   
   Entwurf zum Bau der Synagoge in
 Nesselröden, gezeichnet von Landbaumeister
 Matthei 1826; deutlich die beiden Eingänge (siehe oben)   
   
        
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge 
n den 1960er-Jahren 
Nesselroeden Synagoge 141.jpg (55637 Byte)    
   Erkennbar ist der kleine Vorbau, der über den
 ursprünglich zwei Eingängen erstellt wurde. 
Der rechte Eingang führte in den Betraum der
 Männer, der linke zur Lehrerwohnung und über
die Treppe zur Frauenempore  
    
          
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge
 im April 1987 / 1988
Nesselroeden Synagoge 140.jpg (33745 Byte)  Nesselroeden Synagoge 270.jpg (102944 Byte)
   Durch den Umbau wurden die Erinnerungen an das Synagogengebäude beseitigt 
      
 Das Gebäude der ehemaligen Synagoge
im Oktober 2019

(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 23.10.2019)
      

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

September 2014: In Nesselröden werden 24 "Stolpersteine" verlegt  
Artikel in der "Werra-Rundschau" vom 7. September 2014: "Gunter Demnig: 24 Stolpersteine für Nesselröden
Nesselröden. 48.000 Stolpersteine hat Gunter Demnig schon verlegt. Jetzt war Nesselröden an der Reihe. Weitere 24 Mahnmale setzte der Künstler hinzu.
NESSELRÖDEN. Gunter Demnig ist weit gereist seit 1996. In 18 europäischen Ländern, davon an 981 Orten in Deutschland, hat er inzwischen rund 48 000 Stolpersteine als Kunstwerke zur Erinnerung an die Opfer des Nazi-Terrors verlegt. Sein rechtes Knie ist gepolstert wie bei einem Eishockeyspieler, wenn es auf Asphalt seine körperlich harte Arbeit abstützt. Da kommt das Publikum schon vom Zuschauen ins Schwitzen. Seine Lebensgefährtin Katja Wagner begleitete ihn jetzt nach Nesselröden, als er sich dort auf Einladung des Arbeitskreises 'Stolpersteine Herleshausen - Nesselröden im Werratalverein, Zweigverein Südringgau', an die Arbeit machte. 24 Stolpersteine hatten sie im Gepäck..." 
Link zum Artikel     
  
September 2017: Weitere 15 "Stolpersteine" werden in Nesselröden verlegt     
Artikel in der "Werra-Rundschau" vom 18. September 2017: "Erinnerungen auf Schritt und Tritt. 15 weitere Stolpersteine werden in Nesselröden verlegt
Nesselröden.
Über diese Steine stolpert nicht der Fuß, sondern der Kopf.
15 weitere Bronzequader, am Freitagnachmittag eingelassen in das Pflaster vor fünf Nesselröder Wohnhäusern, machen künftig jedermann darauf aufmerksam: In diesem Haus wohnte einst ein Unschuldiger, der von den Schergen des Nazi-Regimes verschleppt, seiner Freiheit beraubt und umgebracht wurde. Quadratisch und goldglänzend stechen die 15 Stolpersteine aus dem Grau der Gehwege vor den Adressen Badegasse 9 und 14, Im Winkel 4, Wildengraben 3 und 5 heraus. Es werden die letzten sein, die im Herleshäuser Ortsteil Nesselröden verlegt worden sind, sagt Helmut Schmidt, Vorsitzender des Arbeitskreises Stolpersteine. 'Seit Beginn der Aktion 2013 hat das Interesse Jahr für Jahr spürbar zugenommen', so Schmidt, der insbesondere das Engagement der Historiker Hans Isenberg (Langenhain) und Dr. Karl Kollmann (Bischhausen) hervorhob, die mit ihren Recherchen einen wertvollen Beitrag zur Erforschung der jüdischen Geschichte Herleshausens und Nesselrödens geleistet haben. Ebenfalls würdigte Schmidt die Verdienste Thomas Becks, Vorsitzender des Heimatvereins Datterode, und die umfangreichen Recherchearbeiten des Dekans Dr. Martin Arnold.
'Das Wichtigste aber ist', sagte der Arbeitskreis-Vorsitzende, dass der Rückhalt aus der Gemeinde ungebrochen groß sei. Nie hätten die Mitglieder des Arbeitskreises etwa um Spenden bitten müssen, und auch die Patenschaften für die insgesamt 94 verlegten Steine innerhalb der Gemeinde seien gesichert. Positiv gestimmt sehe er nun der Verlegung der 13 letzten Steine in Herleshausen entgegen, schloss Helmut Schmidt. Das Schaffen einer Erinnerungskultur lobte Herleshausens Bürgermeister Burkhard Scheld: 'Die Nachkommen dieser Menschen suchen bis heute nach den Wurzeln ihrer Familien.' Wer einer solchen Begegnung mit der Vergangenheit habe beiwohnen dürfen, verstehe, wie wichtig die Erinnerung an die ehemaligen Mitbewohner der Gemeinde sei.
Wilhelm und Henriette Katz. Viehhändler Wilhelm Katz wird 1878 in Nesselröden geboren. Katz ist Vorsteher der Synagogengemeinde und als vertrauenswürdiger Mann in Erinnerung geblieben. 1906 heiratet er Henriette Katz. 1938 flüchtet das Ehepaar mit Tochter Lotte nach England. Die Stein-Patenschaft vor dem Haus an der Badegasse 14 übernimmt die Freiwillige Feuerwehr Nesselröden.
Käthe Kohn, Lotte Dixon und Karl Katz.
Käte, Lotte und Karl sind die Kinder des Ehepaars Wilhelm und Henriette Katz. Alle drei verleben eine glückliche Kindheit in Nesselröden. Nun erinnert jeweils ein Stolperstein vor dem Haus Badegasse 14 an sie.
Ida Katz und Bertha Katz. Ida Katz wird 1876 in Nesselröden geboren. 1944 wird sie in das Ghetto Teresienstadt deportiert, wo ihr Tod am 21. April registriert wird. Die Patenschaft für ihren Stolperstein an der Badegasse 9 übernimmt Gerald Warneke. Ebenfalls wird dort an ihre Schwester Bertha Katz erinnert. Die Hausangestellte wird 1942 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Sie stirbt dort am 3. Juni.
Sara Weinberg, Rebekka Meyer. Sara Weinberg ist die Schwester von Wilhelm Katz. 1879 wird sie in Nesselröden geboren. 1938 wird sie im Zuge der 'Polenaktion' ausgewiesen. Ihr Schicksal bleibt unbekannt. Die Patenschaft für den Stein an der Badegasse 14 übernimmt Pfarrerin Katrin Klöpfel. In das Ghetto Izbica (Polen) deportiert worden ist Rebekka Meyer, ebenfalls eine Schwester von Wilhelm Katz. Sie verstirbt am 15. Juni 1942.
Max Klebe. Vor seinem Geburtshaus an der Straße Im Winkel 4 in Nesselröden wird mit einem Stolperstein an Max Klebe erinnert. In Eisenach ist Klebe mit seinem Vater Alexander und seinem Bruder Salomon im Fellhandel tätig. Max Klebe wird am 20. September 1942 über Weimar, Halle und Leipzig nach Theresienstadt deportiert. Im dortigen Ghetto wird er am 12. August 1944 ermordet.
Honet Wolf, Emma Schlosser. Honet Wolf (geboren 1861) ist als Viehhändler in Nesselröden tätig. Seine Kindheit verbringt er im Haus Im Winkel 4. 1942 wird er in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er 1943 ermordet wird. Seine Tochter Emma, verheiratete Schlosser, wird mit ihrem Ehemann Max und ihrem Sohn, ebenfalls mit dem Namen Max, in das Ghetto Riga deportiert. Dort wird ihre ganze Familie ausgelöscht – am 8. Mai 1945.
Emma Stern. Emma Wolf ist die Jüngste von drei Töchtern des Viehhändlers Salomon Wolf, eines Bruders von Honet Wolf. Sie heiratet den Viehhändler Kaufmann Stern. Emma Stern wird am 10. Mai 1942 in das Ghetto Belzyce in Polen deportiert. Ihr Todesdatum wird im Gedenkbuch mit '1942' angegeben. Mit einem Stolperstein vor dem Haus am Wildengraben 3 wird nun an sie erinnert.
Sara Levy und Ferdinand Müller. Sara Müller wird 1858 in Nesselröden geboren. Sie heiratet Samuel Levy. Sara Levy wird nach Theresienstadt deportiert und am 20. April 1943 ermordet. Die Stein-Patenschaft am Haus Wildengraben 5 übernimmt Maik Klotzbach. Erinnert wird hier auch an Bruder Ferdinand Müller. Stolperstein-Pate ist Uwe Hartmann."
Link zum Artikel 
Vgl. die "Fotogalerie Stolpersteine" in der Website der Gemeinde Herleshausen  https://www.herleshausen.de/seite/380870/fotogalerie-stolpersteine.html   
 
August 2019: Besuch von Nachkommen der Familie Süßkind in Nesselröden 
Artikel in der "Werra-Rundschau" vom 16. August 2019: "Jüdische Familie Süßkind auf den Spuren ihrer Vorfahren in Nesselröden
Die Mitglieder des Arbeitskreises Stolpersteine freuten sich jüngst über den Besuch der Familie Süßkind – diese war aus Israel angereist, um sich in Nesselröden auf Spurensuche zu begeben.
Dan, Gidon und Yael Süßkind waren als große Gruppe mit ihren Kindern und Enkelkindern zunächst nach Bebra gereist, um dort an der ersten Verlegung von Stolpersteinen teilzunehmen. In der Apothekenstraße 10 stand das Haus ihrer Vorfahren, von denen fünf in Konzentrationslagern umgebracht wurden. Darunter auch die in Nesselröden geborene Großmutter Jenny Süßkind geborene Wallach. Über ihre Eltern, Dr. Siegfried Süßkind und Gertraude, geborene Levi, die sich nach ihrer Flucht in Palästina kennen gelernt und 1937 dort geheiratet haben, sagte Yael Süßkind-Keller in einer kurzen Ansprache: 'Sie bauten ihr neues Leben in Israel auf, hatten drei Kinder und dann sieben Enkelkinder. Das war ihr Sieg über die Geister des Bösen und den grausamen Tod ihrer Eltern und anderer Familienmitglieder. Wir alle haben ein glückliches Leben geführt, aber der Schmerz, der nie verheilte und kaum jemals zur Sprache kam, hinterließ eine tiefe seelische Narbe. Die Nazis ermordeten sechs Millionen Juden, konnten aber den menschlichen Geist nicht ermorden. Dass wir heute hier stehen mit unserer großen Familie, ist der Sieg von uns allen über das Böse und die grässliche Vergangenheit.'
Nach den Feierlichkeiten in Bebra sowie dem Besuch der jüdischen Friedhöfe in Bebra und Bad Hersfeld inklusive des jüdischen Museums in Rotenburg an der Fulda kam Gidon Süßkind mit seiner 14-köpfigen Familie nach Nesselröden, wo seine Großmutter Jenny 1890 als Tochter von Moses Wallach und Janette, geborene Weißkopf, im Gebäude an der Holzhäuser Straße 1 geboren ist. 'Auch wenn das 'Empfangskomitee' durch die Urlaubszeit überschaubar war, war es doch fast auf den Tag genau nach drei Jahren ein freudiges Wiedersehen, und dank der Hausherrin glänzten die fünf Stolpersteine der Wallach-Familie wie zum besonderen Gruß', sagt Helmut Schmidt, Vorsitzender des Arbeitskreises. Auch das Grab von Gidons Urgroßmutter (väterlicherseits), Sophie Frank geborene Fürth, die aufgrund der Ereignisse der Pogromnacht von Bebra nach Eisenach geflohen war und kurz darauf in Eisenach – aus Angst, hier etwas ähnliches erleben zu müssen – den Freitod gewählt hatte, wurde am späteren Nachmittag noch besucht. Die Gäste aus Israel bedankten sich herzlich bei Familie Rimbach für die erwiesene Gastfreundschaft und für die Pflege der Stolpersteine. Die nächste Stolpersteinverlegung in Herleshausen findet am Freitag, 11. Oktober, statt. Darunter werden sich auch drei Steine für Euthanasie-Opfer befinden."
Link zum Artikel  
 

     

    
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Herleshausen 
bullet"Fotoseite Stolpersteine in Herleshausen und Nesselröden" https://www.herleshausen.de/seite/380870/fotogalerie-stolpersteine.html   
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Nesselröden (interner Link)    

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Nesselröden 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Nesselröden sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,623   Geburtsregister der Juden von Nesselröden  1825 - 1867      
HHStAW 365,626   Sterberegister der Juden von Nesselröden  1827 - 1868: Abschrift des Sterberegisters von Nesselröden durch das Vorsteheramt in Kassel von 1937; enthält auch Angaben zu Personen in Breitzbach, Unhausen und Wommen  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3031398       
HHStAW 365,625   Trauregister der Juden von Nesselröden  1829 - 1867: Abschrift des Trauregisters von Nesselröden durch das Vorsteheramt der Israeliten in Kassel von 1937; enthält auch Angaben zu Personen in Breitzbach, Unhausen, Wommen    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v825442                      
HHStAW 365,624   Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Nesselröden  1868 - 1906, enthält auch Angaben zu Breitzbach und Wommen     https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v290015     

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 119.  
bulletErich Schwerdtfeger: Die jüdischen Gemeinden in Herleshausen und Nesselröden: Beiträge zu ihrer Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Gemeinde Herrleshausen 1988.  
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 76-77. 
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 68 (keine weiteren Informationen)
bulletdies.: Neubearbeitung der beiden Bücher. 2007. S. 194-195.   
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 228.   
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 524-525.  
bulletSpuren Lit 010.jpg (37810 Byte)Karl Kollmann / Thomas Wiegand: Spuren einer Minderheit. Jüdische Friedhöfe und Synagogen im Werra-Meissner-Kreis. Hrsg. von der Historischen Gesellschaft des Werralandes. Kassel 1996. S. 96 u.ö.  

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Nesselroeden (now part of Herleshausen) Hesse-Nassau. Established around 1776, the community numbered 107 (23 % of the total) in 1861. Having dwindled to 14 in 1933, it disbanded in 1937. The last Jews, three elderly sisters, were deported to the Theresienstadt ghetto in 1942.  
   
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013