Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zu den Synagogen in Baden-Württemberg 

  
Neidenstein (Rhein-Neckar-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
   
Bitte besuchen Sie auch die Website der "Fördergemeinschaft Ehemalige Synagoge Neidenstein e.V.": 
https://www.synagoge-neidenstein.de/ 

Übersicht: 

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  (english version)  
   
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts der Familie von Venningen gehörenden Neidenstein bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Erste jüdische Personen/Familien wurden von der Ortsherrschaft (Familie von Venningen) in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg aufgenommen. Zwischen 1686 und 1730 sind im "Mohelbuch" des Beschneiders R. Seligmann von Hüffenhardt 33 Beschneidungen in Neidenstein eingetragen, so gab es in dieser Zeit zusammen ca. 60 bis 65 Geburten in jüdischen Familien am Ort.
 
1774 wurden 74 jüdische Einwohner gezählt (10,2 % von insgesamt 367 Einwohnern), 1780 110 (26,3 % von 418), 1789 179 (33,6 % von 532). Die Häuser der jüdischen Familien standen in der "Schmalgasse" und am "Judenbuckel". Unter den 114 Wohnhäusern des Ortes gehörten 1797 12 jüdischen Familien. Eines der ältesten ehemaligen jüdischen Häuser ist das Gebäude Bahnhofstraße 5.   
 
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1802 210 jüdische Einwohner (31,6 % von insgesamt 664), 1825 215 (26,8 % von 803), 1839 254, 1842 281, 1875 195 (20,7 % von 940), 1887 169, 1892/94 201 (in 38/36 Familien; Angabe statistisches Jahrbuch 1894), 1895 179 (19,0 % von 942), 1897/98 145 (von insgesamt 942 Einwohner; 36 Familien), 1900 125 (13,8 % von 906), 1910 118 (13,8 % von 857). Der örtliche Handel lag bis Anfang des 20. Jahrhunderts fast ausschließlich in den Händen der jüdischen Familien. Die meisten trieben Vieh- und Pferde- oder Landesproduktenhandel (Getreide, Mehl und Tabak).   
 
Ab 1811 nahmen die jüdischen Familien feste Familiennamen an. Mitte des 19. Jahrhunderts werden genannt die Familien der Handelsleute: Josef Würzweiler, Gumbel Schlesinger, Wolf Kaufmann, Salomon Kaufmann, Wolf Oppenheimer, Moses Hirsch, Seligmann Bamberger, Wolf Engel, Simon Maier, Simon Sinsheimer, Isaak Wertheimer, Löb Reichenberger, Aron Lippmann, Josef Strauß, Salomon Reichenberger, Liebmann Bischofsheimer, Löb Runkel, Götz Bachert, Benedikt Eisenmann, Liebmann Kauffmann, Jakob Fleischer; des Bäckermeisters Götz Friedberger, des Metzgermeisters Nathan Pforzheimer, des Glasermeisters Benedikt Wolf, des Lumpensammlers Josef Holland, des Lehrers Moses Münzesheimer, dazu des Synagogenrates Abraham Dührenheimer.  
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Volks-(Elementar-)schule (bis 1876, danach Religionsschule; die Schule war im Gebäude Eschelbronner Straße 19) sowie ein rituelles Bad (vermutlich im Bereich der Synagoge). Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in Waibstadt beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Aus dem 19. Jahrhunderts sind die Namen folgender Lehrer bekannt: Leopold Kaufmann aus Leimen (nach 1828), Moses Münzesheimer (ab 1851 bis 1878), S. Strauß (um 1884/1897, unterrichtete auch die Kinder in Ketsch, um 1894/1897 auch die Kinder in Meckesheim), um 1903/1920 Lehrer Bravmann. Die jüdische Religionsschule wurde um 1892/1894 von 34 Kindern besucht.
  
Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Sinsheim
  
An jüdischen Vereinen gab es den Israelitischen Krankenunterstützungsverein (um 1894 unter Leitung von J. Mayer und Lehrer S. Strauß; bzw. Israelitischer Männerverein, 1897 unter Leitung von H. Mayer oder Männer-Unterstützungsverein, 1905 unter Leitung von J. Mayer, den Israelitischen Frauenverein (um 1892/1894/1905 unter Leitung von Frau B. Oppenheimer) und den Israelitischen Jugendverein (1892/1894 unter Leitung von H. Kaufmann und L. Mayer, 1905 unter Leitung von W. Friedberger) sowie den Armen-Verein (1905 unter Leitung von J.H. Mayer). Die Esther Westheimer'sche Stiftung wurde vom Synagogenrat betreut. 
 
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1892 J. Mayer I, A. Mayer, A. Dührenheimer; um 1894/1897 J. Mayer I., A. Mayer, B. Jakob, dazu um 1892/97 als Rechnungsführer (Rendant) M. Kaufmann III.
  
Um 1900 waren folgende Häuser in jüdischem Besitz: Bahnhofstraße 1 (Kleinviehhändler Bernhard Jakob), 2 (Viehhändler Zadok Mayer), 13 (Schäfer Moses Eisenmann), 28 u.a. Viehhändler Jakob Jakob, 31 (Manufaktur Adolf und Alfred Dührenheimer), 32 (Makler Leopold Oppenheimer), 34 (Schuhhändler Meier Wertheimer), 40 (Getreidehändler Isaak Friedberger), 59 (Viehhändler Lehmann Mayer), Eschelbronner Straße  2 (Holz- und Stoffhändler Isaak Hirsch Mayer), 4 (Eisenhandlung Jonathan Mayer), 5 (Viehhändler Albert Ettlinger), 7 (Viehhändler Josef Kaufmann), 10 (Getreidehändler Wolf Friedberger), 11 (Pferdehändler Moses Oppenheimer), Schloßstraße 6 (Metzgerei Mayer), Kirchgraben 3 und 4 (Pferdehändler und Lagerhausbesitzer Wolf und Julius Würzweiler) 5 (Händler Adolf Frischer), 8 (Viehhändler Marx Kaufmann), 12 (Ludwig Löhmann), Daisbacher Straße  23 (Viehhändler Benedikt Jakob), Bergstraße  12 (Gasthaus zum Hirsch, Inh. Jakob Liebmann), 28 (Jud Löb), 30 (Siegfried Mayer), 32 (u.a. Metzgerei Isaak Mayer). 
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Ludwig Mayer (geb. 5.11.1886 in Neidenstein, Landwehrmann, Kaufmann, gef. 30.1.1915 bei Mametmy/Nordfrankreich) und Friedrich (Fritz) Würzweiler (geb. 14.9.1888 in Neidenstein, Musketier, Kaufmann, gef. 16.3.1915). Ihre Namen stehen im Ehrenbuch der Ortsgemeinde (ein Gefallenendenkmal 1914/18 gibt es in Neidenstein nicht). Außerdem ist gefallen: Kurt Mayer (geb. 23.4.1896 in Neidenstein, vor 1914 in Mannheim wohnhaft, gef. 4.5.1917).   
  
Die jüdischen Einwohner waren bis zu Beginn der NS-Zeit völlig im allgemeinen Leben des Ortes integriert. Im Gesangverein "Concordia" gab es auch jüdische Mitglieder. 1933 war noch ein jüdischer Einwohner Gemeinderatsmitglied; im Bürgerausschuss saßen sechs jüdische Mitglieder.   
   
Um 1924, als noch 75 jüdische Einwohner gezählt wurden (9,0 % von insgesamt 836), waren die Vorsteher der Gemeinde J. Friedberger, Ludwig Mayer, J.H. Mayer (gest. 1933, siehe Bericht unten) und Alfred Dührenheimer. Lehrer der jüdischen Kinder war Lehrer E. Bär aus Hoffenheim, der zum Unterricht der jüdischen Volksschulkinder regelmäßig nach Neidenstein kam. Der Religionsunterricht der Schüler an den höheren Schulen wurde durch Lehrer Maier Rosenberger aus Sinsheim erteilt. An jüdischen Vereinen gab es weiterhin (vgl. oben) den Israelitischen Frauenverein (1932 unter Leitung von Rosa Oppenheimer, Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenunterstützung) sowie den Israelitischen Männerverein (1932 unter Leitung von Louis Kaufmann, Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenunterstützung). Als Stiftung für Zwecke der Wohltätigkeit bestand die "Lob-Kunkel-Stiftung". 1932 waren die Gemeindevorsteher: Alfred Dührenheimer (1. Vors.), Alex Friedberger (2. Vors.) und Julius Würzweiler (3. Vors.). Religionsunterricht erhielten im Schuljahr 1931/32 noch drei Kinder.    

Bis nach 1933 gab es an Handels- und Gewerbebetrieben in jüdischem Besitz u.a.: Kolonialwarengeschäft Alfred Dührenheimer (Bahnhofstraße 31), Mehl- und Getreidehandlung Ludwig Mayer (Eschelbronner Straße 4), Jüdische Gastwirtschaft "Hirsch", Inh. Jakob Lipmann (Bergstraße 12), Manufakturwarengeschäft Ludwig Löbmann (Kirchgraben 12), Manufakturwarengeschäft Ida Mayer (Bergstraße 32), Metzgerei Josef Mayer (Schlossstraße 6), Kohlen- und Eisenhandlung Ludwig Mayer (Eschelbronner Straße 4).

1933 lebten noch 63 jüdische Personen in Neidenstein (7,6 % von insgesamt 842). Durch die Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, die zunehmenden Repressalien und die Entrechtung war auch in Neidenstein nach 1933 auf Dauer kein jüdisches Leben mehr möglich. Ab 1935 wurden die jüdischen Geschäfte und Häuser aufgegeben und an nichtjüdische Personen verkauft. Der jüdische Schäfer Moses Eisenmann erhielt ab 1936 keine Weideplätze mehr für seine Schafherde und musste die Tiere verkaufen. Viele der jüdischen Einwohner konnten noch emigrieren. In die USA emigrierten: aus Familie Alfred Dührenheimer 2 Personen, Alex Friedberger 3, Louis Kaufmann 3, Herbert Kaufmann 4, Siegfried Mayer 3, Ida Mayer, Babette Oppenheimer 2, Sally Wolf 7; nach Palästina: Familie Herbert Dührenheimer mit 4 Personen, Walter Jakob, J.H. Mayer 3; nach Dänemark: Erna Kaufmann; nach Holland: Hugo Oppenheimer 3, Ludwig Mayer 3. Andere verzogen in andere Orte wie der Schäfer Moses Eisenmann, der nach Heidelberg zog (gestorben 1937, seine Frau 1938). Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört. Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten 19 jüdischen Einwohner nach Gurs deportiert (Siegfried, Irma und Liesel Hermann, Adolf Jakob, Hermann und Betty Jakob, Seligmann, Meta und Ruth Jakob, Lehmann, Alex und Jenny Mayer, Julius, Emmy und Renate Würzweiler, Gutta Löbmann sowie zwei weitere Personen).   
    
Von den in Neidenstein geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Siegfried Bamberger (1884), Friederike Bodenheimer geb. Sinsheimer (1857), Sophie Carlebach geb. Runkel (1887), Reinette Cukaswailler (1922), Alfred Dührenheimer (1872), Babette Engel (1861), Karoline Engel (1869), Salomon Engel (1869), Irma Herrmann geb. Jakob (1905), Siegfried Herrmann (1903), Betty Jakob geb. Würzweiler (1892), Ernestine Jakob geb. Fromm (1881), Herrmann Jakob (1879), Julius Jakob (1879), Seligmann Jakob (1889), Simon Jakob (1877), Wolf Jakob (1876), Johanna Kahn geb. Bamberger (1875), Betty Kaichen geb. Wolf (1898), Maier Kaufmann (1868), Gutta Löbmann geb. Kaufmann (1882), Alex Mayer (1885), Bertha Mayer geb. Israel (1874), Jenny Mayer geb. Palm (1892), Lehmann Mayer (1855), Ludwig Mayer (1874), Mathilde Mayer geb. Wertheimer (1898), Sannchen (Hannchen) Oettinger geb. Bamberger (1877), Bella (Betty) Oppenheimer (1882), Hannchen (Johanna) Ottenheimer geb. Mayer (1868), Sofie Rosenberg geb. Jakob (1878), Betty Weil geb. Friedberger (1888), Emanuel Wertheimer (1903), Wilhelmine Wertheimer geb. Merklinger (1870), Emmy Würzweiler geb. Karlsruher (1887), Julius Würzweiler (1884), Kurt Würzweiler (1919), Renate Würzweiler (1922). 
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
     
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und Vorbeter 

Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und Schochet (1842 / 1901)  

Anzeige in der "Karlsruher Zeitung" vom 25. Mai 1842: "Neidenstein. Erledigte Stelle. Bei der israelitischen Gemeinde in Neidenstein, Bezirksamt Sinsheim, welche nahe an 60 Familien zählt, kann ein befähigter lediger Vorsänger, der zugleich die Stelle als Schächter zu versehen hat, auf mehrere Jahre Anstellung erhalten. Eine angenehme Stimme und musikalische Kenntnisse sind Haupterfordernis; Befähigung im Rituale ist erwünscht. Derjenige, welcher sich die Zufriedenheit der Gemeinde zu erwerben im Stande sein wird, kann seinerzeit auf definitive Übertragung dieser Stelle, welche ein reichliches Auskommen sichert, rechnen. Nähere Auskunft erteilt auf frankierte Anfrage. Neidenstein, den 23. Mai 1842 der Synagogenrat Abraham Dührenheimer."
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April 1901: "Religionsschulstelle. Die Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle zu Neidenstein soll zum 1. Juli dieses Jahres besetzt werden. Gehalt bei freier Wohnung mit Garten von der israelitischen Gemeinde 800 Mark, von der politischen Gemeinde für Erteilung des Religionsunterrichts 200 Mark. Nebeneinnahmen ca. 600 Mark. Bewerber soll mit dem Kantorat vertraut und im Besitze guter Stimmmittel sein. Seminaristisch Gebildete bevorzugt. 
Heidelberg, 22. April (1901). 
Die Bezirks-Synagoge:
Dr. Pinkuß."    

         
Über den im Alter von 104 Jahren gestorbenen Vorsänger Moses Engel (1834)  

Neidesheim 1834.jpg (73304 Byte)Bericht in den "Eßlinger wöchentlichen Anzeigen" vom 23. Juli 1834 S. 124 über den im Alter von 104 Jahren verstorbenen Neidensteiner Vorsänger Moses Engel: "Alte Leute. Beispiele neuerer Zeit. Zu Neidesheim im Großherzogtum Baden ist anfangs 1829 der Vorsänger Moses Engel in einem Alter von 104 Jahren und 11 Monaten gestorben. Er hinterließ 7 Kinder, von denen (bei seinem Tode) die älteste Tochter 76 und der jüngste Sohn 35 Jahre alt waren. Drei Jahre vor seinem Ende, bei der Hochzeit seines jüngsten Sohnes, stellte er die Braut und die übrigen weiblichen Hochzeitsgäste, worunter auch seine 76jährige Tochter, in einer Reihe, und führte mit jeder einen Tanz auf. - Am letzten langen Tage (= Jom Kippur) genügte er noch, wie jeder andere in der Synagoge, den Vorschriften seiner Religion mit Beten und Fasten. Er war niemals krank."

    
Hauptlehrer Leopold Kaufmann wechselt nach Bruchsal - Neuausschreibung der Stelle in Neidenstein (1850)     

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 30. November 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Durch die Übertragung der Hauptlehrerstelle an der israelitischen Volksschule in Bruchsal an den Hauptlehrer Leopold Kaufmann in Neidenstein, wurde die mit einem festen Gehalte von 200 fl., nebst einer Dienstwohnung - oder den gesetzlichen Wertanschlag für solche - und einem Schulgelde von 1 fl. für jedes Schulkind verbundene Hauptlehrerstelle an der israelitischen Volksschule zu Neidenstein erledigt.  
Die berechtigten Bewerber um diese Lehrstelle werden daher aufgefordert, mit ihren Bewerbungsgesuchen, nach Maßgabe der Verordnung vom 7. Juli 1836, unter Anfügung ihrer Aufnahmescheine und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel durch die betreffende großherzogliche Bezirksschulvisitatur bei der großherzlichen Bezirksschulvisitatur Sinsheim in Dühren binnen 6 Wochen sich zu melden."    

 
Zum Tod von Lehrer Moses Münzesheimer (1892; bis 1878 langjähriger Lehrer und Vorbeter in Neidenstein)
Moses Münzesheimer stammte aus Rohrbach.  

Neidenstein Israelit 18021892.jpg (89020 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1892: "Worms. Am Freitag hat man dahier einen Mann zu Grabe getragen, dessen Tod, besonders im Großherzogtum Baden, seinem früheren Wirkungskreise, recht viele Teilnahme erwecken wird. Es ist dies Moses Münzesheimer, Hauptlehrer in Pension. Derselbe gehörte noch zu denjenigen Lehrern, welche unter Nahholz das Seminar in Rastatt besuchten. Münzesheimer bekleidete die Schulstelle zu Sennfeld, Leutershausen und schließlich zu Neidenstein, Bezirksrabbinat Heidelberg. An letzterem Ort wirkte er eine lange Reihe von Jahren als öffentlicher Lehrer und Kantor. Wie die Kreisschulvisitatur Mosbach sich stets in der anerkennendsten Weise über die Leistungen Münzesheimers als Elementarlehrer aussprach, so war dies auch mit seinen Leistungen als Religionslehrer der Fall. Als im Jahre 1878 die Kommunalschulen in Baden allgemein eingeführt wurden, wurde er pensioniert. Er übersiedelte alsdann hierher, wo schon einige Jahre vorher, mehrere seiner Kinder sich selbständig gemacht hatten. Trotz seiner 74 Jahre war der Verstorbene ein so rüstiger, körperlich und geistig frischer Greis, dass er noch die Absicht hatte, sich in Heidelberg einer Augenoperation zu unterziehen. Montag Abend wohnte er noch wie alltäglich dem Abendgottesdienste an; Mittwoch beendete ganz unerwartet ein Herzschlag sein leben. Bei seiner Beerdigung, die unter großer Beteiligung stattfand, schilderte Rabbiner Dr. Stein in beredter Weise das Leben des Hingeschiedenen, indem er dabei in meisterhafter Weise, das Bild eines treuen und tüchtigen Lehrers entrollte. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. R."      

   
Ein Bewerber für die Lehrerstelle in Neidenstein verzichtet auf seine Bewerbung auf Grund des in der Synagoge vorhandenen Harmoniums (1901)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juli 1901: "Aus Baden, im Tamus. Die Gemeinde Neidenstein, Rabbinatsbezirk Heidelberg, sucht in Folge Ablebens des seitherigen Lehrers einen solchen, der auch Vorbeter und Schochet sein muss. Es muss jeden echten Jehudi wohltuend berühren, wenn er hört, dass ein Bewerber, der auf der Hinreise nach Neidenstein erfuhr, dass man in dieser kleinen Gemeinde ein Harmonium beim Gottesdienste benütze, kurzer Hand umkehrte. Ein anderer, der zum Probevortrag in Neidenstein war, äußerte sich, dass er nur dann die Stelle annehmen könne, wenn das Harmonium nicht mehr benützt würde. Auch bezüglich der Schechita betonte dieser Herr seinen Standpunkt, was ihm allerdings sofort die Metzger zu grimmigen Gegnern machte, sodass seine Wahl nicht mehr in Betracht kommt. 
Wir freuen uns, von dieser echt jüdischen Denkungsart hier Kenntnis geben zu können. - Man frägt sich, wie viele Herren sich noch vorstellen müssen, bis der 'richtige' herausgefunden sein wird."   

    
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben    
Ankündigung von Vorträgen in der Gemeinde (1934)       

Mitteilung in "Jüdische Rundschau" vom 16. Februar 1934: "Neidenstein. Lehrer Bloch aus Neckarbischofsheim hält auf Veranlassung des Synagogenrates alle 14 Tage Lehrvorträge ab. Ebenso hielt Oberkantor Krainer (Heidelberg) einen Vortrag über Vergangenheit und Gegenwart. "   

   
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
  
Suche nach dem Schneidergesellen Hirsch Engel aus Neidenstein (1841)  

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1841 S. 224 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Neckarbischofsheim [Aufforderung]. In einer dahier anhängigen Untersuchung ist die Einvernahme des Israeliten Hirsch Engel von Neidenstein, Amts Sinsheim, welcher sich als Schneidergesell auf der Wanderschaft befindet, erforderlich, und da seiner Heimatbehörde der gegenwärtige Aufenthaltsort unbekannt ist, so werden die Großherzoglichen Bezirksämter respektive Polizeibehörden ersucht, den Aufenthaltsort desselben gefälligst auskundschaften, und im Ausmittelungsfalle uns sogleich Nachricht geben zu wollen. 
Neckarbischofsheim, den 9. Februar 1841.
Großherzogliches Bezirksamt. Benitz."   

  
Dem Baruch Rosenstraus wurde eine Jagdflinte gestohlen (1849)  

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 8. August 1849 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Bonndorf. [Bekanntmachung]. Nachträglich bringen wir zu unserer Fahndung vom 16. Juli 1849 zur öffentlichen Kenntnis, dass zu derselben Zeit, wo die Kassenplünderung stattgefunden, dem Obereinnehmereiverweser Blödt durch die Beute des Leutnants Baruch Rosenstraus von Neidenstein eine gewöhnliche Jagdflinte entwendet worden. Es befindet sich an dieser ein hölzerner Ladstock und messingenes Beschläg. 
Bonndorf, den 1. August 1849. Großherzogliches Bezirksamt."  

   
Baruch Rosenstrauß hat sich am revolutionären Umtrieben beteiligt - Fahndungsaufruf und Urteil (1850)  

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 20. Februar 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):  "Sinsheim. [Erkenntnis]. A0ßer den bereits unterm 24. vorigen Monats ausgeschriebenen Personen, nämlich 
.... 
werden noch weiter die wegen Teilnahme am letzten Aufstand landesflüchtigen 
.... 9) Polytechniker Baruch Rosenstrauß von Neidenstein.... 
da sich dieselben der an sie öffentlichen Aufforderung sich zu stellen, keine Folge geleistet haben, nach Ansicht des § 9, Lit. bd, des sechsten Konstitutions-Edikts vom 4. Juni 1808 und mit Bezug auf die Verordnung vom 17. Januar 1822, Regierungsblatt Nr. 3, des badischen Staatsbürgerrechts für verlustig erklärt, und sämtliche in die dadurch entstandenen Kosten unter samtverbindlicher Haftbarkeit verurteilt, was ihnen auf diesem Wege eröffnet wird. 
Sinsheim, den 8. Februar 1850. 
Großherzogliches Bezirksamt."    
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 11. September 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Bonndorf. [Urteil]. R.-Nr. 9844 I. Sen.) In Untersuchungssachen gegen Baruch Rosenstrauß von Neidenstein, Amts Sinsheim, wegen Teilnahme am Hochverrat und Raubs, wird auf ungehorsames Ausbleiben des Angeschuldigten und erhobenen Verteidigung zu Recht erkannt:
'Baruch Rosenstrauß von Neidenstein sei der Teilnahme am Hochverrate, ferner des an Rentmeister Hall zu Immendingen verübten Raubs einer Doppelflinte, zweier Doppelpistolen, zweier Schrothbeutel und zweier Pulverhörner für schuldig zu erklären, und deshalb zur Erstehung einer gemeinen Zuchthausstrafe von sieben Jahren, beziehungsweise von vier Jahren und acht Monaten Einzelhaft, zum Ersatze des durch die vorjährige Mairevolution verursachten Schadens unter samtverbindlicher Haftbarkeit mit den übrigen Teilnehmern, insbesondere zum Ersatze des auf der großherzoglichen Obereinnehmerei Bonndorf im Betrage von 254 fl. 38 kr. und auf dem fürstlich fürstenbergischen Rentamte Immendingen im Betrage von 151 fl. 42 kr. weggenommenen Geldes, sodann zum Ersatze des dem Rentmeister Hall verursachten Schadens, endlich zur Tragung der Untersuchungs- und Straferstehungskosten zu verurteilen.' V. R. W.  Dessen zur Urkunde wurde gegenwärtiges Urteil auf den Grund der im Anhange enthaltenen Entscheidungsgründe ausgefertigt und mit dem größeren Gerichtsinsiegel versehen. 
So geschehen Konstanz, den 16. August 1850.
Großherzogliches badisches Hofgericht des Seekreises. 
Kieffer  (L.S.),  Faller. Ehle."    

 
Lazarus Sinsheimer und  Baruch Rosenstrauß haben sich nicht zur Einschreibung für das Militär gemeldet (1851)     

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 1. April 1851 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):  "Sinsheim. [Die ordentliche Konskription pro 1850 betreffend.] 
Beschluss

Nachstehende Konskriptionspflichtigen, welche in der Aushebungstagfahrt ausgeblieben sind, und sich der öffentlichen Aufforderung vom Dezember vorigen Jahres ungeachtet bis jetzt nicht gestellt haben, werden unter Verfällung in die Kosten, ein jeder zur Zahlung einer Geldstrafe von 800 fl. verurteilt, und des badischen Staatsbürgerrechts verlustig erklärt: 
darunter: Nr. 9) Lazarus Sinsheimer von Neidenstein und Nr. 15) Baruch Rosenstrauß von Neidenstein.  
Dies wird den Verurteilten auf diesem Wege bekannt gegeben und um Fahndung auf dieselben gebeten.
Sinsheim, den 21. März 1851. Großherzogliches Bezirksamt."   

   
Über die Gefallenen des Ersten Weltkrieges - Eintragungen in den Sterberegistern der Gemeinde (1915)    

Neidenstein FR 010.jpg (74616 Byte)Aus dem Familienregister Neidenstein (Sterberegister, 1915 S. 71): "Neidenstein am 5. Mai 1915: Der Leutnant und Kompanieführer der 2. Kompanie des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 249 Erich Krynitz hat mitgeteilt, dass der ledige Musketier Kaufmann Friedrich Würzweiler, wohnhaft in Neidenstein, 26 Jahre alt, israelitischer Religion, geboren zu Neidenstein, Sohn des Handelsmanns Wolf Würzweiler und dessen Ehefrau Berta geborene Fleischer, beide wohnhaft in Neidenstein, in dem Gefechte bei Wech (?) am 18. März 1915 den Heldentod fürs Vaterland gefallen sei. Der Standesbeamte".
  
Neidenstein FR 011.jpg (74018 Byte)Aus dem Familienregister Neidenstein (Sterberegister, 1915 S. 68: "Neidenstein am 19. Februar 1915. Der Leutnant und Kompanieführer der 7. Kompanie des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 40 hat mitgeteilt, dass der Landwehrmann Kaufmann Ludwig Mayer, wohnhaft in Neidenstein, 28 Jahre alt, israelitischer Religion, geboren zu Neidenstein, ledigen Standes, Sohn des Handelsmannes Lehmann Mayer und dessen Ehefrau Lina geborene Strauß, beide wohnhaft in Neidenstein, bei Mamety in Nordfrankreich am 30. Januar des Jahres 1915 gefallen sei. Der Standesbeamte Ziegler." 

   
Zum 70. Geburtstag von J. H. Mayer (1929)  

Neidenstein Israelit 17011929.jpg (26239 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1929: "Neidenstein (Baden), 10. Januar (1929). Am nächsten Schabbos Paraschat Bo (Schabbat mit der Parascha = Toralesung Bo, d.i. 2. Mose 10,1 - 13,16; das war am 19. Januar 1929) begeht Herr J.H. Mayer dahier, im engsten Familienkreise in körperlicher und geistiger Rüstigkeit, seinen 70. Geburtstag. Wr wünschen ihm ein ferneres Wohlergehen. (Alles Gute) bis 100 Jahre."  

    
Zum Tod von Friederike Mayer geb. Ettlinger (1929)       

Artikel in "Der Israelit" vom 19. September 1929: "Neidenstein (Baden), 15. September (1929). Nach längerer Krankheit wurde eine unserer besten und frömmsten Frauen ins bessere Jenseits abberufen: Frau Friederike Meyer geb. Ettlinger, eine Frau von seltener Frömmigkeit und Gottergebenheit. Sie führte zusammen mit Ihrem Gatten eine echt jüdische Ehe. Die Mizwas Hachnojas Orchim (sc. das Gebot der Gastfreundschaft) übte sie mit ganz besonderer Sorgfalt aus. Keinen entließ die Verblichene mit leeren Händen. Ihre Kinder erzog sie zu guten und aufrichtigen Jehudim.
Herr Rabbiner Dr. Lauer, Mannheim, gab an der Bahre mit beredten Worten dem Schmerze Ausdruck, der hauptsächlich von dem Gatten und den beiden Töchtern sehr hart empfunden wird. Die rege Begleitung von Nah und Fern auf ihrem letzten Weg, legten von der Beliebtheit, die die Verblichene genoss, Zeugnis ab.
Möge das Sechut (Verdienst) der Heimgegangenen den Hinterbliebenen in vollstem Maße zuteil werden. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. "     

    
Zum Tod von J. H. Mayer (1933)   

Neidenstein Israelit 16111933.jpg (83188 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1933: "Neidenstein bei Heidelberg, 10. November (1933). Ein echter und schlichter Jehudi alten Schlages ist durch das Ableben von J.H. Mayer von uns gegangen. Sein Ruf ging nicht weit über die Grenzen seiner kleinen Heimat. Doch umso mehr war er im Kreise seiner Familie und im ganzen Ort beliebt und geschätzt. man kannte ihn als den gehämmerten Jehudi, der sich durch seine genaue Einhaltung der Gebote auszeichnete. Bewunderungswürdig war seine unerschütterliche Konsequenz, mit der er im abgelegenen einsamen Ort alle Gebote aufs Peinlichste erfüllte. Wenn er auch kein Amt und keine Würde suchte, eine Tätigkeit ließ er sich nicht nehmen: Er war 25 Jahre lang Mitglied des örtlichen Synagogenrates und konnte kraft seines energischen Eintretens verhindern, dass irgendeine Neuerung auf synagogalem Gebiet Einlass fand. - Nun ist er, fast 75 Jahre alt, von uns gegangen. Sein Verdienst komme uns zugute."   

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen          
W. Friedberger sucht eine Stelle für seine Tochter (1902) 

Anzeige in "Der Israelit" vom 30. April 1902: "Suche für meine 18-jährige Tochter in einem besseren Hause, welche im Nähen und in der Küche nicht unerfahren ist, Stelle zur weiteren Ausbildung, bei vollständigem Familienanschluss ohne gegenseitige Vergütung.
Offerten erbitte an W. Friedberger, Neidenstein in Baden. "     

       
Todesanzeige für Wolf Würzweiler (1927)       

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins" vom 21. Oktober 1927:
"Statt jeder besonderen Anzeige!
Schmerzerfüllt machen wir Verwandten, Freunden und Bekannten die traurige Nachricht, dass heute unser innigstgeliebter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Herr Wolf Würzweiler
nach längerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden im Alter von 75 Jahren sanft verschieden ist.
Neidenstein, den 8. Oktober 1927.  Die trauernden Hinterbliebenen. "    

   
Verlobungsanzeige für Hanna Strauss und Artur Würzweiler (1931)    

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 3. April 1931:
"Statt Karten!
Hanna Strauß    Arthur Würzweiler
Verlobte.
Heinsheim (Baden)         Düsseldorf, Herzogstraße 48 / Neidenstein (Baden).    Ostern 1931. "      

  
Hochzeitsanzeige für Gerhard Freundlich und Trude geb. Kaufmann (1936)     .   

Anzeige in "Jüdische Rundschau" vom 7. August 1936: "Gerhard Freundlich
Trude Freundlich geb. Kaufmann

Vermählte
danken gleichzeitig für erwiesen Aufmerksamkeiten.
Nürnberg Schlochau   9. August 1936   Neidenstein Baden."     

  
   
Sonstiges  
 
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für 
Leopold Coshland (Koschland) aus Ichenhausen (gest. 1860) und seine Frau Sarah aus Neidenstein gest. 1886)        
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn; der Geburtsname der Frau Sarah wird nicht mitgeteilt.      

Ichenhausen New York Salem 1831a.jpg (117977 Byte)   Ichenhausen New York Salem 1831.jpg (100905 Byte)Grabstein für "Our beloved Father 
Leopold Coshland  Born in Ichenhausen Bavaria  
Died Feb. 26, 1860  Aged 38 years. 
Remains interred in Salem Fields Cemetery" und 
"Our beloved Mother Sarah Coshland
Born in Neidenstein-Baden 
and was summoned to a better world on 
Febr. 3 1886 aged 73 years".    

  
Grabstein in New York für Barbetta Ahrens aus Neidenstein (gest. 1892) und Aaron Ahrens aus Oldenberg (gest. 1898)      
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn; der Geburtsname von Barbetta Ahrens wird nicht mitgeteilt; unklar ist, welcher Ort mit "Oldenberg" gemeint sein soll (vermutlich verschrieben für Oldenburg).      

Neidenstein NY Cyprus 1768.jpg (135283 Byte)   Grabstein für
 "Our beloved Mother Barbetta Ahrens  
Wife of Aaron Ahrens  Born in Neidenstein, Baden, Germany  
Died in New York June 17th 1892 Aged 62 (?) Years" and 
"our beloved Father Aaron Ahrens
Born in Oldenberg - Germany. 
Died in New York April 22, 1898, 
Aged 71 Years." 

    
    
    
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge    
         
Im 18. Jahrhundert konzentrierte sich das jüdische Wohngebiet auf die Schmalgasse und den "Judenbuckel". Bereits 1796 gab es eine "Judenschule" ("Synagoge“), die im Haus mit der früheren Nummer 57 eingerichtet war. Damals - gegen Ende des 18. Jahrhunderts - gehörten bereits zwölf Häuser im Ort jüdischen Familien.   
 
Um 1820 wurde auf Grund der steigenden Zahl der Gemeindeglieder der Neubau einer Synagoge nötig. Damals umfasste die Gemeinde inzwischen 30 Familien. Am 19. Juli 1822 erschienen der damalige Vorstand der jüdischen Gemeinde Herz Wertheimer und der Gemeindedeputierte Wolf Oppenheimer beim Bezirksamt Sinsheim und trugen das Anliegen der jüdischen Gemeinde vor, auf Grund der viel zu klein gewordenen alten Synagoge einen Neubau zu erstellen. Wenig später gab der Oberrat der Israeliten eine zunächst mündliche Zusage zur Durchführung einer Kollekte bei anderen jüdischen Gemeinden in Baden zu diesem Bauvorhaben. Darauf konnte im Februar 1823 die kleine und unbemittelte jüdische Gemeinde Zwingenberg, der zunächst keine Kollekte genehmigt wurde, die für sie zuständigen Behörden hinweisen: "Die jüdische Gemeinde Neidenstein ist wenigstens fünf mal so stark als die hiesige, mitunter ganz reiche und viel bemittelte Glieder und dennoch wurde derselben eine Kollekte zur Erbauung oder Reparation ihrer Synagoge bewilligt..." Am 9. Oktober 1825 beschloss eine Versammlung der jüdischen Gemeinde Neidenstein den möglichst bald durchzuführenden Bau der neuen Synagoge und eines rituellen Bades am Platz der alten Synagoge und legte fest, welche Beiträge die Gemeindeglieder in den kommenden zwei Jahren dafür zu bezahlen hätten. Man einigte sich auf zunächst 25 Gulden, die jeder Haushaltsvorstand in den kommenden beiden Jahren einzubringen habe. Am 28. Juni 1827 erschienen Herz Wertheimer und Wolf Oppenheimer gemeinsam mit Bezirksrabbiner David Geismar aus Sinsheim wiederum beim Bezirksamt und wiederholten ihre Bitte um einen baldigen Neubau. Die Kosten des Baus würden etwa 3.500 Gulden betragen. Inzwischen sei auch ein Teil des Geldes vorhanden. Die Frauen der Gemeinde hätten für das Bad einen Fond von 500 Gulden gespart. Von den noch unverheirateten Männer käme eine Stiftung von 200 Gulden. Außerdem müssten durch die im Oktober 1825 getroffene Abmachung in Bälde 850 Gulden zusammenkommen. So seien inzwischen 1.550 Gulden gesichert. Den Restbetrag von 1.950 Gulden wolle man teilweise durch die vom Oberrat bewilligte Kollekte, teilweise durch die Versteigerung der Plätze in der Synagoge, von der man sich 600 Gulden erhoffte, zusammentragen. Im Sommer 1827 wurden von Landbaumeister Schwarz aus Bruchsal Baupläne gefertigt. Das Direktorium des Neckarkreises genehmigte die die vom Oberrat bereits 1822 in Aussicht gestellte Kollekte. Zu deren Durchführung benannte die Gemeinde 13 Männer, die dafür geeignet erschienen. Bis zum 31. Januar 1831 dauerte es allerdings noch, bis die Bauarbeiten auf dem Neidensteiner Rathaus öffentlich versteigert werden konnten. Inzwischen schätzte man die Kosten des Baus auf etwa 4.000 Gulden ein. Im Februar 1831 wurde der Verkauf der Synagogenplätze geregelt. Die Gemeindeglieder wurden dazu in vier Klassen eingeteilt. Der ersten Klasse kamen die jeweils fünf besten Plätze auf der rechten und linken Seite des Toraschreines zu, für die je 100 Gulden zu bezahlen waren. Für die Plätze der zweiten bis vierten Klasse mussten 30 bis 75 Gulden erbracht werden. Da diese Summen erst innerhalb von zehn bis fünfzehn Jahren aufzubringen waren, musste die Gemeinde zur Bezahlung der Handwerkerarbeiten im Januar 1832 einen Kredit von 2.500 Gulden aufnehmen. Noch Ende 1831 oder Anfang 1832 wurde die neue Synagoge feierlich eingeweiht. Es handelte sich dabei um eine der größten Landsynagogen Badens (Grundstück Kirchgraben 6; Gebäude Nr. 53; Lagebuch-Nr. 252). 
  
Vermutlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts - möglicherweise erst nach 1864 unter dem Einfluss der Gottesdienstgestaltung in Bühl s.u. -  wurde in der Synagoge ein Harmonium (der Vorläufer war die Physharmonika) zur Begleitung der Gottesdienste aufgestellt. Dieses stieß allerdings 1901 bei den Bewerbern um die damals ausgeschriebene Lehrer- und Vorbeterstelle auf wenig Gegenliebe (siehe Bericht oben): ein Lehrer kehrte auf dem Weg nach Neidenstein um, nachdem er von dem Harmonium erfahren hatte, ein anderer machte das Aufrechterhalten seiner Bewerbung von der Abschaffung des Harmoniums abhängig.   
   
Neugestaltung des Gottesdienstes - der jüdische Lehrer von Berwangen studiert die Gottesdienste in Bühl (1864)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. November 1864: "Bühl, im Oktober. Die 'Badische Landeszeitung' Nr. 215 schreibt von hier: Wo immerhin das Gute gedeihet, verdient es zur Aufmunterung aller Gutgesinnten zur allgemeinen Kenntnis gebracht zu werden. Die hiesige israelitische Gemeinde hat unter der Leitung ihres Rabbiners, Herrn Schott, seit 6 Jahren ihren Gottesdienst nach dem Vorbilde der Mannheimer Agende umgestaltet, sodass Chorgesang mit Begleitung einer Physharmonika, responsenreicher Vortrag mehrerer hebräischer Gebetstücke, deutsche Gebete und Predigt, bei der Stille und Ruhe, woran sich die Gemeinde gewöhnt hat, ein harmonisches, Andacht erweckendes Ganzes bilden. Schon viele Fremde, welche dem hiesigen Gottesdienste beiwohnten, haben auch versichert, sich noch nirgends so wie in der hiesigen Synagoge erbaut zu haben, und sprachen es laut aus, dass sie sich glücklich schätzen würden, wenn in ihrer Gemeinde eine ähnliche Verbesserung eingeführt würde. Aber alles Gute reift langsam, doch es reift, und wir können mit Vergnügen berichten, dass nicht nur bereits in einigen Synagogen des Bühler Rabbinatsbezirks, zum Beispiel in Rastatt, Gernsbach, Hörden und Rheinbischofsheim, ein schöner Anfang zur Hebung des Gottesdienstes gemacht worden ist, sondern dass unser Beispiel auch in der Ferne Nachahmung findet. So zum Beispiel hat die israelitische Gemeinde zu Ladenburg sich schon vor einigen Jahren die hiesige Synagogenordnung zur Nachahmung erbeten und dieselbe auch eingeführt, und in neuester Zeit sandten zwei Gemeinden des Rabbinatsbezirks Sinsheim, Berwangen und Neidenstein, auf Anregung ihres würdigen Geistlichen, des Herrn Konferenz-Rabbiners Geismar, ihre Lehrer hierher, um sowohl den Sabbat- als den Werktagsgottesdienst zu studieren und ihn dann in ihren Synagogen einzuführen. So bricht sich das wahrhaft Gute allenthalben Bahn; dem schönen, selbstlosen Beispiele des greisen Herrn Rabbiners Geismar aber, der nicht ansteht, die Schöpfung eines jüngeren Berufsgenossen anzuerkennen und als Vorbild zu empfehlen, zollen wir unsere aufrichtigste Anerkennung und Hochachtung."            

  
1930 ist die Synagoge anlässlich des bevorstehenden 100jährigen Jubiläums gründlich renoviert worden.
  
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung von SA-Männern aus Eschelbronn und Neidenstein zerstört. Das Gebäude wurde teilweise geschleift. Die Einrichtungsgegenstände wurden gestohlen. Nach der Plünderung in der Pogromnacht (vgl. das Dokument unten) meldete die Gemeinde den Verlust von 14 Torarollen, Vorhängen, Decken und Torahüllen, einem Kronleuchter, drei Kandelabern, Beleuchtungskörpern, Lesepulten, Tischen, Stühlen und Schränken, silbernen Bechern, silbernen Kultgegenständen, Gebetmäntel, Gebetbüchern und sonstige Bücher, Bodenläufern, Ofen- und Waschkessel, die Wanduhr und Brennmaterial. Das Gebäude wurde von der Israelitischen Gemeinde mit Kaufvertrag vom 20. Januar 1939 zum Preis von 1000.- RM an einen örtlichen Landwirt verkauft. Dieser hat die ehemalige Synagoge kurze Zeit später teilweise abgebrochen (vorderer Teil zur Straßenseite, hier heute Überreste einer Misthaufenanlage). Das Anwesen wurde mit einer Scheuer/Stall neu überbaut, in der die Reste der Umfassungsmauern der Synagoge integriert wurden (Rundbogenfenster noch sichtbar). Steine des Teilabrisses wurden nach Daisbach gebracht und dort zum Bau einer Scheune verwendet.     

Neidenstein Synagoge 140.jpg (78675 Byte)Bericht des Synagogenrates Neidenstein vom 24.Januar 1939 an das Bürgermeisteramt über den Verlust der Inneneinrichtung der Synagoge seit dem 10. November 1938: "Synagogenrat Neidenstein. Neidenstein, den 24, Januar 1939 An das Bürgermeisteramt Neidenstein zur Weiterleitung an die Leitstelle der Geheimen Staatspolizei Karlsruhe. 
Auf Veranlassung des Oberrats der Israeliten Karlsruhe melden hierdurch seit 10. November 1938 in der Synagoge Neidenstein als vermisst: 1. 14 Thorarollen.  2. Plüschvorhänge, Decken & Thorahüllen.  3. 1 Kronleuchter, 3 Kandelaber.  4. Beleuchtungskörper.  5. Lesepulte, Tische, Stühle & Schränke.   6. Silberne Becher, silberne Kultusgegenstände & andere Utensilien.   7. Gebetmäntel, Ornat.  8. Gebet & sonstige Bücher.  9. Bodenläufer.  10. Ofen & Waschkessel.  11. 1 Wanduhr.   12. Brennmaterial.  
Sämtliche oben aufgeführte Gegenstände waren laut Feuerversicherung vom 27. April 1938 versichert.
Der Synagogenrat: Alfred Israel Dührenheimer, Alexander Israel Friedberger, Julius Israel Würzweiler."   

1945 wurde das Gebäude von alliiertem Militär beschlagnahmt und der jüdischen Vermögensverwaltung JRSO übergeben. Diese war noch 1951 zu einem Drittel Miteigentümerin des Gebäudes und verkaufte den Eigentumsanteil zum 6. November 1952 für 1700 DM an den Landwirt, der das Gebäude bereits 1939 erworben hatte. 
    
Hinweis: in einigen Darstellungen aus den 1980er-Jahren finden sich teilweise Angaben, dass das Synagogengebäude 1938 zerstört, von ihm nichts erhalten und an seiner Stelle ein landwirtschaftliches Anwesen erstellt wurde. Diese Angaben beruhen auf verschiedenen irreführenden Mitteilungen des Bürgermeisteramtes Neidenstein:
Am 4. Januar 1984 teilte das Bürgermeisteramt Neidenstein zur Frage nach dem Schicksal des Synagogen-Gebäudes bzw. Grundstückes an die damalige "Hilfsstelle für Rasseverfolgte" bei der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart mit: "Gebäude abgebrochen. Auf dem Grundstück danach Stall und Scheune errichtet".
Am 14. Januar 1985 teilte das Bürgermeisteramt Neidenstein dem "Studienkreis Frankfurt am Main" für die Erstellung einer Publikation "Heimatgeschichtlicher Wegweiser..." mit: "Die Synagoge wurde am 10.11.1938 zerstört, in den nachfolgenden Jahren wurde auf dem Grundstück ein landwirtschaftliches Anwesen (Stall und Scheune) errichtet und wird heute noch als solches genutzt".
Am 27. Januar 1986 wurde an J. Hahn (Alemannia Judaica) vom Bürgermeisteramt Neidenstein mitgeteilt: "Die ehemalige Synagoge stand auf dem Grundstück Nr. 252, Kirchgraben Nr. 6. Das Grundstück wird nun als landwirtschaftliches Anwesen (Scheuer und Stall) genutzt."
    
Da das Synagogengebäude noch zu einem großen Teil erhalten ist (vgl. Fotos unten), gibt es seit einigen Jahren Aktivitäten am Ort im Blick auf eine Restaurierung und eine neue Nutzung des Gebäudes (siehe Presseartikel unten). Am 1. Juli 2020 fand die Gründungsversammlung der "Fördergemeinschaft Ehemalige Synagoge Neidenstein" statt. Zum Erhalt des Synagogengebäudes soll zunächst unter anderem ein Sanierungs- und Nutzungskonzept entwickelt werden. Mögliches Ziel ist es, bis zum 200jährigen Bestehen der Synagoge im Jahr 2032 das Gebäude als Gedenk-, Begegnungs-, Bildungs- und Forschungsstätte zu entwickeln.

Kontakt: Fördergemeinschaft Ehemalige Synagoge Neidenstein e.V.  Gartenstr. 30  74933 Neidenstein  E-Mail: info@synagoge-neidenstein.de  Tel. 07263-400846.   
    
Informationsbriefe (Newsletter) der Fördergemeinschaft (eingestellt als pdf-Dateien):     
    - Informationsbrief vom Oktober 2020 
    - Informationsbrief vom Dezember 2020       
     
  
   
Fotos 
Historischer Plan und Foto:   

Neidenstein Plan 050.jpg (94121 Byte) Neidenstein Synagoge 004.jpg (84630 Byte) Neidenstein Synagoge 005.jpg (57704 Byte)
Plan des "Kirchgrabens" in Neidenstein mit
 Eintragung von Kirche und Synagoge
 (Urkataster Neidenstein, Mitte des 
19. Jahrhunderts)  
Blick vom oberen Teil des Kirchgrabens in Neidenstein auf die ehemalige Synagoge 
(Foto Anfang der 1930er-Jahre von Willy Volk; Quelle: G. Volk s. Lit. S. 33) 
    

  
Fotos nach 1945/Gegenwart:    

Fotos 1999:
Quelle: Projektgruppe "Judentum im Kraichgau" an der Realschule Waibstadt 
(siehe unter Links) 
Neidenstein Synagoge 300.jpg (14420 Byte) Neidenstein Synagoge 302.jpg (8895 Byte) Neidenstein Synagoge 304.jpg (13054 Byte)
   Die zu einer Scheune/Stall umgebaute Synagoge - zur Schaffung eines größeren Freiraumes zur Straße hin 
wurde die vordere Wand abgebrochen und - etwas zurückgesetzt - wieder aufgebaut. 
 
Neidenstein Synagoge 303.jpg (9915 Byte) Neidenstein Synagoge 301.jpg (13416 Byte) Neidenstein Synagoge 120.jpg (39693 Byte)
Zugemauertes Rundbogenfenster 
der ehemaligen Synagoge 
    Ähnliche Blickrichtung im Kirchgraben auf 
die Gebäude wie historisches Foto oben
 (Aufnahmedatum 9.1.2001, 
Foto: G. Volk s. Lit. S. 33) 
  
         
Fotos 2003
(Fotos: Hahn, 
Aufnahmedatum 14.10.2003) 
Neidenstein Synagoge 150.jpg (45885 Byte) Neidenstein Synagoge 152.jpg (56425 Byte)
  Blick vom oberen Teil des Kirchgrabens 
wie historisches Foto oben  
Ehemalige Synagoge 
  
     
Neidenstein Synagoge 154.jpg (40997 Byte) Neidenstein Synagoge 151.jpg (37659 Byte) Neidenstein Synagoge 153.jpg (48788 Byte)
     Rundbogenfenster an der linken 
(östlichen) Wand  
Blick auf die rechte 
(nördliche) Wand  
     
Jüdische Portalinschrift im Ort
(Quelle: Foto erhalten von 
H.-H. Hartmann, Bad Rappenau 2004)
Neidenstein Ort 010.jpg (73130 Byte)
  Die auf dem Schlussstein über einem von der Straße her zugänglichen Kellereingang 
bezeichnet den jüdischen Namen "Avigdor"; die Schreibweise ist jedoch dem 
assimilierten Namen "Viktor" angeglichen: das Haus gehörte Ende des 18. Jahrhundert 
dem jüdischen Gemeindeglied Viktor Liebmann.
    
     
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge
 im April 2011
(Fotos: Michael Ohmsen; in höherer 
Auflösung einsehbar über die
 Fotoseite von M. Ohmsen
Neidenstein Synagoge 0170.jpg (73386 Byte) Neidenstein Synagoge 0171.jpg (55837 Byte)
    Blick vom Kirchgraben auf das Gebäude  
        
  Neidenstein Synagoge 0173.jpg (74416 Byte) Neidenstein Synagoge 0174.jpg (74392 Byte)
     Zugemauertes Rundbogenfenster 
     
Der Gurs-Gedenkstein 
vor dem Rathaus
(Fotos: Michael Ohmsen, wie oben) 
Neidenstein Gedenken 190.jpg (67870 Byte) Neidenstein Gedenken 191.jpg (86616 Byte)
   Inschrift: "Zur Erinnerung an die Deportation jüdischer Mitbürger aus Neidenstein am 
22. Oktober 1940. Ökumen. Jugendprojekt 2005. Vgl. das Mahnmal in Neckarzimmern.
      
Haus der 
Familie Dührenheimer 
(Fotos: Michael Ohmsen, wie oben)
Neidenstein Gedenken 192.jpg (89319 Byte)
   Seit dem 13. Oktober 2010 befinden sich am Haus der Familie Dührenheimer in der
 Bahnhofstraße 31 zwei "Stolpersteine" zur Erinnerung an Alfred Dührenheimer 
(geb. 1872, deportiert 1940, umgekommen im Lager Gurs 1941) und Mathilde Dührenheimer 
geb. Behr (geb. 1873, deportiert 1940, überlebte durch Flucht in die USA) 
      
 Innenaufnahmen der ehemaligen Synagoge 
(Fotos: Berthold Jürriens, Aufnahmen von 2019)
   
  Blicke zum Dachstuhl  
     
     
Im Inneren sieht man derzeit vor allem die Spuren der jahrzehntelangen landwirtschaftlichen Zweckentfremdung des Gebäudes  
     
   
   Reste/Spuren der Wandbemalung der Synagoge  Vermutlicher Gewölbekeller der Mikwe

    
    

Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

September 2009: "Stolpersteine" - auch in Neidenstein ?  
Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 17. September 2009 (Artikel): Stolperstein soll nicht Stein des Anstoßes sein.  
Neidenstein. (bju)
"Hier wohnte…" So beginnen die Inschriften auf den zehn mal zehn Zentimeter kleinen Gedenktafeln aus Messing, die mittlerweile in über 480 Orten Deutschlands, Österreichs, Ungarns und den Niederlanden zu finden sind. Sie erinnern an Menschen, die dem Nazi-Terror zum Opfer fielen und vor dem letzten Wohnort der Verfolgten ins Trottoir eingelassen werden. Aus dem Projekt "Stolpersteine" des Kölner Künstlers Gunter Demnig ist inzwischen das größte dezentrale Mahnmal der Welt geworden. Auch in Neidenstein sollen derartige Steine vor Häusern deportierter und ermordeter Juden eingelassen und die Erinnerung an diesen Menschen lebendig gehalten werden..." 
 
März 2010: Erinnerung an die Geschichte der Synagoge   
Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 17. März 2010 (Artikel): "Auf den Spuren der Juden im Kraichgau. 
Neidenstein. (gg) Neidensteiner waren da und über 40 Mitglieder des Vereins "Jüdisches Leben Kraichgau". Sie waren auf Einladung des Kultur- und Heimatvereins Neidenstein gekommen, um sich über jüdisches Leben im Ort zu informieren. Das Interesse war sicherlich auch deshalb groß, weil ein Artikel von Willy Beck vom Heimatverein über jüdisches Leben in Neidenstein in der ersten Ausgabe der Mitgliedszeitschrift des Verein "Jüdisches Leben Kraichgau" abgedruckt war..."    
 
Oktober 2010: Am 13. Oktober 2010 wurden die ersten zehn "Stolpersteine" in Neidenstein verlegt.  Er wurden verlegt: drei Steine vor dem Haus Bergstraße 32, zwei Steine vor dem Haus Bahnhofstraße 31 (Haus Dührenheimer, siehe Fotos oben), drei Steine vor dem Haus Bahnhofstraße 59 und zwei Steine vor dem Haus Daisbacher Straße 23.   
   
August 2011: Presseartikel zu den Bemühungen am Ort um die ehemalige Synagoge und die Suche nach der früheren Mikwe  
    Neidenstein PA 082011a.jpg (190106 Byte) Neidenstein PA 082011b.jpg (277406 Byte)

Links: Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" (Lokalausgabe) 
von Berthold Jürriens am 19. August 2011: 
"Ritualbad könnte alte Synagoge aufwerten"
Zum Lesen bitte den in zwei Teilen eingestellten Artikel anklicken  

   
Dezember 2013: Die "Stolpersteine" werden von Jugendlichen geputzt   
Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 7. Dezember 2013: "Wortwörtliche Denkmal-Pflege in Neidenstein
Neidenstein. (bju) Seit Herbst 2010 erinnern sie an die ehemaligen jüdischen Bewohner, die durch das Nazi-Regime ums Leben kamen. Die Rede ist von den Stolpersteinen, die auf Initiative von Realschülern der Schulprojektgruppe "Judentum im Kraichgau" im Burgdorf verlegt wurden... 25 Opfer des Nationalsozialismus konnten damals die Schüler und Mitglieder des Vereins "Jüdisches Kulturerbe Kraichgau" ihren letzten Wohnhäusern in Neidenstein zuordnen...  Vor drei Jahren waren Jonas Oehmig, Carsten Tilhein, Robin Siehl und Patric Sauer noch nicht in der Arbeitsgruppe aktiv. Doch nun kamen sie mit diesen Stolpersteinen in ganz besonderem Kontakt und nahmen das Wort "Denkmalpflege" wortwörtlich. Mit Bürste, Tüchern und Spezialputzmittel bewaffnet, rückten sie die angelaufenen Messingtafeln zu Leibe. "Die Inschriften der Stolpersteine sind eingeprägt. Da Messing mit der Zeit dunkel anläuft, ist es erforderlich die Tafeln mit einem Metall-Putzmittel zu reinigen", erklären die vier Schüler. Nur so würden sie deutlich sichtbar bleiben und gehen nicht optisch in der Umgebung unter. In größeren Städten gäbe es oft so genannte "Putz-Paten", die die Reinigung von einzelnen Stolpersteinen übernehmen würden. Diese Patenschaft haben sozusagen die Schüler der Projektgruppe übernommen. Mit der Verlegung der ersten zehn Gedenksteine war dieses Projekt im Burgdorf zunächst beendet worden mit der Aussicht auf weitere Stolpersteine."  
Link zum Artikel    
 
Januar 2019: Kritik am Umgang mit dem Gebäude der ehemaligen Synagoge in Neidenstein
Artikel von Berthold Jürriens in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 22. Januar 2019: "Neidenstein. Diese Scheune war eine Synagoge
Kritik von auswärts für fehlende Wertschätzung des ehemaligen jüdischen Gotteshauses - Infotafel könnte an Gemeinde erinnern
Neidenstein
. Mitte Dezember letzten Jahres sorgte ein kleines Plakat an der ehemaligen Synagoge im Kirchgraben, die sich in Privatbesitz befindet, für kurzes Aufsehen im Burgdorf. Neben einem Kranz aus Tannenzweigen konnte man die Aufschrift 'Auch ich war einmal ein Gotteshaus' lesen. Darunter das Bild einer Skulptur mit Händen vor den Augen und auf dem Boden zwei Grablichter. Urheberin war Elke Göckeritz, die seit etwa einem Jahr versucht, die Neidensteiner Synagoge aus ihrem 'zwangsverordneten Dornröschenschlaf zu erwecken', wie sie sich der RNZ gegenüber äußerte. Vor allem wegen der jüdischen Familie ihres 2013 verstorbenen Ehemannes, die unter anderem in Neidenstein gelebt hatte, sei ihr 'die Rettung der Synagoge' eine Herzensangelegenheit. 'Es liegt mir sehr daran, die Neidensteiner Öffentlichkeit, vor allem im Angesicht der 700-Jahrfeier, für das jüdische Erbe zu sensibilisieren', sagt Göckeritz. Mit dem Plakat sollte die ehemalige Synagoge in Erinnerung gerufen werden. Nach wenigen Tagen war es aber abgehängt worden. Das Äußere des denkmalgeschützten Gebäudes lässt tatsächlich kaum erkennen, dass es sich um eine der größten und prächtigsten Landesynagogen Badens gehandelt haben soll. Im Burgdorf selbst kennen zwar viele die Synagoge, aber sie bleibt ihnen auch fremd, weil sie aufgrund der landwirtschaftlichen Nutzung einer Scheune gleicht. Besucher haben es noch schwerer, denn einen Hinweis auf das jüdische Gotteshaus sucht man vergeblich. Da sind die Visionen von Göckeritz zunächst schwer vorstellbar, die sich die Synagoge als Veranstaltungsort für Ausstellungen oder Konzerte vorstellen könnte. Rundbogenfenster, Andeutungen einer Empore oder alte Wandfarbe und Ornamente im Innenbereich verweisen noch auf das jüdische Gotteshaus. In der Pogromnacht 1938 wurde vor allem die Inneneinrichtung von SA-Männern aus Eschelbronn und Neidenstein zerstört. Bei Rundgängen im Altort muss sich Bürgermeister Frank Gobernatz immer wieder so mancher Frage von Besuchern stellen, für die die zuvor gehörte 'bemerkenswerte jüdische Geschichte', die verlegten Stolpersteine im Ort für jüdische Opfer oder der Menachem-und-Fred-Wanderweg mit dem Zustand der ehemaligen Synagoge kein einheitliches Bild abgeben würden. Gobernatz muss dann meist schulterzuckend auf die Besitzverhältnisse verweisen.
Immerhin, der örtliche Heimatverein hatte vor Jahren eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, um Ideen für den Erhalt der Synagoge zu sammeln. Der 'Synagogen-AG' schwebte, ähnlich wie Göckeritz, eine Art Begegnungsstätte vor. Aber der Respekt vor dem privaten Eigentum hatte für die AG Vorrang, so dass die Aktivität im Sand verlief. Auch das Landesdenkmalamt brachte nach einer Besichtigung Ideen ein: Nur das Nötigste erhalten, sichern und konservieren. Auch das hätte für dieses Kulturdenkmal seinen Reiz und sei nicht so kostspielig, war vom damaligen Fachmann zu hören. 'Mir scheint, dass die Gemeinde kein Interesse an der Synagoge hat und auch sonst eher weitverbreitetes Desinteresse besteht', so der Eindruck Göckeritz’ nach einem Gespräch mit BM Gobernatz. Sie habe außerdem Kontakt zu den Besitzern hergestellt und ihr Anliegen formuliert. Der Hinweis, dass die Scheune noch genutzt werde und man aktuell keine Veränderungen möchte, sei für Göckeritz enttäuschend gewesen. Auch, dass das Plakat und die Kerzen nach nur wenigen Tagen entfernt worden waren. Brandgefahr sei ein Grund gewesen, erfuhr die RNZ. Und für das Plakatieren fremden Eigentums, selbst wenn es für eine gute Sache sei, brachten auf Nachfrage nur wenige Bewohner Verständnis auf. Wie wichtig der Ingersheimerin die Synagoge ist, sieht man an einem Text, den sie der RNZ anlässlich des 80-jährigen Gedenkens der Reichspogromnacht schickte. Teile des Textes werden in einem Buch der Meckesheimerin Edith Wolber veröffentlicht, die seit einigen Jahren über die Geschichte der Neidensteiner Juden recherchiert, wie Göckeritz berichtet. Wolber findet es wichtig, dass die Synagoge und die jüdische Geschichte wieder thematisiert werden. Hierfür könnte eine Idee aus der Bevölkerung ein erster Schritt sein, die Wahrnehmung des ehemaligen jüdischen Gotteshauses zu verstärken und an dessen Geschichte zu erinnern: Frank Gobernatz wird den Vorschlag zur Aufstellung einer Informationstafel im Gemeinderat zur Diskussion stellen. Laut der Eigentümerfamilie wäre eine Infotafel vorstellbar. So könnten Besucher erfahren, dass die Synagoge für die Jahrhunderte lange Integration jüdischer Mitbürger in das Dorfleben steht, aber ebenso für ihr jähes, schreckliches Ende. Im Jubiläumsjahr des 700 Jahre alten Ortes, den die Juden fast 365 Jahre mitprägten, wäre das ein erster Schritt, um das kulturgeschichtliche Gebäude regional ein wenig zu festigen."
Link zum Artikel 
 
Januar 2020: Erste Überlegungen zu einer Restaurierung der ehemaligen Synagoge  
Artikel von Berthold Jürriens in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 20. Januar 2020: "Neidenstein. Langer Atem für Restaurierung der alten Synagoge notwendig
Suche nach Mikwe und Originalbauplänen - Nutzungskonzept und Vereinsgründung stehen im Fokus
Neidenstein.
'Wir brauchen einen langen Atem.' Ein Satz, den Dr. Peter-Paul Ophey und die aus engagierten Bürgerinnen und Bürgern, Historikern, Architekten und Heimatforschern bestehende Arbeitsgruppe in den letzten Wochen und Monaten mehrmals zu sich selbst sagen mussten. Seit Mitte letzten Jahres ist der ehemalige Allgemeinmediziner Eigentümer der ehemaligen Synagoge im Burgdorf. Das ortsbildprägende Gebäude im Kirchgraben, das eine der größten Landsynagogen Badens gewesen ist, war über 80 Jahre landwirtschaftlich genutzt worden und seit vielen Jahren in einem bedauernswerten Zustand. Der anschließende Plan sah Denkmalschutzuntersuchungen und eine Bau- und Bestandssicherung vor, die Entwicklung eines Raum- und Sanierungskonzepts sowie parallel dazu die Gründung einer 'Fördergemeinschaft Ehemalige Synagoge Neidenstein', um entsprechende Fördergelder zu generieren, um dem ehemaligen jüdischen Gotteshaus neues Leben einzuhauchen. 'Es ist ein langer Prozess, bei dem verschiedene Türen, zeitweise gleichzeitig, geöffnet werden müssen und man noch gar nicht sagen kann, wie die ehemalige Synagoge am Ende aussieht', lautete das Fazit des jüngsten Treffens der Projektgruppe, zu der auch Bürgermeister Frank Gobernatz gehört. Aktuell kann man ein Baugerüst an der Außenwand entdecken. 'Teile der Dachrinnen müssen aufgrund der daraus resultierenden Nässe ausgetauscht werden', erzählt Ophey, der alles in enger Absprache mit den Denkmalfachbehörden regelt. Auch diese waren bereits vor Ort und haben sich positiv bei der Besichtigung geäußert, doch 'die möglichen Eingriffe in die historische Substanz werden seitens der Denkmalbehörden in Abhängigkeit vom geplanten Konzept gesehen', berichtet Projektteilnehmer Dr. Franz-Georg Scheffczyk, der lange Zeit selbst beim Denkmalschutz tätig war, in seinem Protokoll. Ausstellungs- und Begegnungsort oder Vortragssaal, vieles sei möglich. 'Durch einen Umbau sollte die Synagoge aber 'erlebbar gemacht werden'. Ein Suchschnitt des Ende 1831 oder Anfang 1832 eingeweihten Gebäudes sei ebenfalls noch erforderlich. 'Ob das Regierungspräsidium dabei unterstützen kann, wird noch abgeklärt', sagt Ophey.
In einem Workshop hat sich die Gruppe unter der Leitung des Architekten Dr. Thorsten Erl mit verschiedenen Themenfeldern, die für die Arbeit mit der ehemaligen Synagoge und der jüdischen Geschichte wichtig sein könnten, beschäftigt. 'Netzwerke zu Vereinen und Institutionen, Ideen und Frage zur Nutzung und die Einbeziehung von Schulen und Jugendlichen wurden dabei besprochen', sagt Erl, der vor kurzem eine möglicherweise wichtige Entdeckung machen konnte: 'Die Hauptfassade der 1940 in Baiertal zerstörten Synagoge ist fast identisch mit der Neidensteiner Fassade, die die einzige Aufnahme der Synagoge im Burgdorf zeigt.' Auch die Kubatur und Dachform erinnern an den Neidensteiner Bau. Da keine Originalpläne des Neidensteiner Gebäudes vorliegen, versuche man über die damaligen Architekten von Synagogen in der Region Verknüpfungen zu finden, um somit vielleicht eine Rekonstruktion des gesamten Gotteshauses zu ermöglichen. Kontakt aufgenommen habe man mit der TU Braunschweig und der dortigen 'Bet Tfila-Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa'. 'Wahrscheinlich die 'erste Adresse' im Land'' meint Erl. Ein Studienprojekt von Studenten sei möglich, bei dem auch das Ritualbad eine Rolle spielen könnte. 'Die Mikwe ist vorhanden, wurde aber noch nicht gefunden', erklärt Ophey. Zahlreiche historische Dokumente belegen zwar den Bau und die Nutzung des Ritualbads, aber der Zugang ist noch nicht gefunden worden. Vom Denkmalamt gab es aber die Zustimmung, dass man sich mit 'entsprechender Dokumentation' selbst auf die Suche nach der Mikwe machen dürfe. Bei Besuchen in Heinsheim beim dortigen Verein für die ehemalige Synagoge und bei einem Treffen mit Jutta Stier vom Verein 'Alte Synagoge Steinsfurt' holte man sich Tipps und Anregungen zur Vereinsgründung und zur Zusammenarbeit mit den Fachbehörden. Und auch hier hörte man immer wieder von dem 'langen Atem', der notwendig sei, um das Projekt zum Erfolg zu führen. 'Über allem steht das Nutzungskonzept, das für die Anträge für Fördergelder notwendig ist', sagt Ophey, der das Engagement der Projektgruppe und die regelmäßigen Treffen äußerst positiv bewertet. Auch dass BM Gobernatz mit von der Partie ist, sei ein gutes Zeichen von Seiten der Kommune. Wie groß das Interesse ist, sah man am Gedenktag zur Reichspogromnacht am 9. November. Dieser wurde erstmals im Burgdorf vom örtlichen Heimatverein vor der ehemaligen Synagoge ausgerichtet und stieß auf reges Interesse. Und auch zum bundesweiten 75. Holocaust-Gedenktag am 27. Januar wird sich die Projektgruppe mit einer kleinen Aktion beteiligen, die bei der ehemaligen Synagoge im Kirchgraben stattfinden wird." 
Link zum Artikel  
 
Januar 2020: Gedenkveranstaltung zum Holocaust-Gedenktag an der Synagoge 
Artikel von Berthold Jürriens in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 30. Januar 2020: "Neidenstein. Mit Licht an die Opfer der Nazis erinnert
Gedenkveranstaltung an der ehemaligen Synagoge - Kurzfristige Aktion mit Besucherresonanz
Neidenstein.
'Lichter gegen Dunkelheit' hieß die bundesweite Aktion, die anlässlich des Holocaustgedenktags und des 75. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vom 'Haus der Wannsee-Konferenz' in Potsdam am vergangenen Montag initiiert wurde. 'Wir hatten von diesem Lichter-Flashmob, bei dem Gedenkstätten angeleuchtet werden und weitere Aktionen stattfinden, erst im Dezember erfahren', sagte Karin Schäfer von der Projektgruppe 'Ehemalige Synagoge Neidenstein'. Der Anmeldeschluss war bereits vorbei, aber 'wir wollten dennoch ein Zeichen setzen'. Innerhalb kurzer Zeit konnte man Schüler und Schülerinnen der Max-Weber-Schule (MWS) gewinnen, die ein Plakat zu diesem Anlass entwarfen. Die MWS trägt den Titel 'Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage' und zeigte sich sofort bereit, ihren 'Titel' auch aktiv umzusetzen. Auf einem Plakat kann man die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Neidenstein auf einem Zeitstrahl mit Namen verfolgen. Das andere Plakat behandelt den 27. Januar 1945, der seit 1996 der Tag zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ist. Sabine Grolms und ihr Mann Peter haben dann in Absprache mit Peter-Paul Ophey, dem Eigentümer der ehemaligen Synagoge, für die entsprechende Beleuchtung gesorgt und ein weiteres Banner mit der Aufschrift 'Lichter gegen Dunkelheit' entworfen und an der Gebäudefront befestigt. Zusätzlich wurden auch die offenen Fenster mit Tüchern bedeckt und von innen angeleuchtet. Man habe mit den verschiedenen bunten Lichtern nicht nur optisch Aufmerksamkeit erregen und somit an den Gedenktag erinnern wollen, sondern damit auch die kulturelle und religiöse Vielfalt in unserem Land aufzeigen wollen, die es zu schützen gelte, hieß es aus der Projektgruppe. 'Für diese Aktion war die Zeit knapp, und wir haben nur über die Sozialen Medien und mit Mundpropaganda dafür geworben', erzählen Grolms und Schäfer, die aber sehr zufrieden waren mit der Besucherresonanz. Immer wieder kamen trotz des Regenwetters Bürger vorbei und lasen interessiert die Plakate. 'Wir haben erneut viel Zuspruch für unsere Arbeit und auch für diese Lichtaktion bekommen. Auch Schüler der MWS waren vor Ort und haben großes Interesse an der ehemaligen Synagoge bekundet', meinte Schäfer am Ende der zweistündigen Aktion." 
Link zum Artikel  https://www.rnz.de/nachrichten/sinsheim_artikel,-neidenstein-mit-licht-an-die-opfer-der-nazis-erinnert-_arid,496050.html  
 
September 2020: Tag des offenen Denkmals in der ehemaligen Synagoge
Seit der Gründung der "Fördergemeinschaft Ehemalige Synagoge Neidenstein e.V." finden erste Veranstaltungen statt (Foto: Berthold Jürriens). 
Weitere Informationen www.synagoge-neidenstein.de 
 
Januar 2021: Edith Wolber arbeitet an einem Buch über das jüdische Leben in Neidenstein   
Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 13. Januar 2021: "Einst gab es im Ort sogar eine Matzenbäckerei..."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken

      
      

Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Neidenstein  
bulletWebsite der "Fördergemeinschaft Ehemalige Synagoge Neidenstein e.V."  
bullet Website "Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau e.V."  
bulletWikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_(Neidenstein)      
bulletWebsite der Projektgruppe "Judentum im Kraichgau" bei der Realschule Waibstadt - Seite zu Neidenstein  

Quellen:   

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Neidenstein 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Neidenstein sind vorhanden:    
J 386 Bü. 421  Neidenstein Geburten 1811 - 1842 / Eheschließungen 1813 - 1841 / Sterbefälle 1812 - 1841   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446029    
J 386 Bü. 422  Neidenstein Geburten 1842 - 1870   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446740        
 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (hier: Generallandesarchiv Karlsruhe) sind weitere Familienregister aus badischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Amtsgerichtsbezirken) https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=12390  (Neidenstein gehörte zu Amtsgerichtsbezirk Neckarbischofsheim):
Zu Neidenstein ist vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
390 Nr. 3468: Neidenstein, evangelische, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1870-1875 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1221724  
390 Nr. 3470: Neidenstein, katholische und israelitische Gemeinde: Standesbuch 1866-1870 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1221726  
390 Nr. 3471: Neidenstein, israelitische Gemeinde: Standesbuch 1810-1865  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1221727

Literatur:  

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 211-212.
bulletKarl Ziegler: Ortschronik von Neidenstein. 1962. S. 95-96.
bulletPeter Beisel: Die Geschichte der Juden in unserer Region. 1989 (Beiträge zur Geschichte Neidensteins Nr. 1)
bulletGerrit Volk: Neidenstein. Ältere und neuere Ansichten. Buchen-Walldürn 2001. S.33
bulletMitteilungsblatt Nr. 6 des Vereins für Kultur- und Heimatpflege. Neidenstein Mai 1998.
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.    

     
  


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel. 

Neidenstein   Baden. Jews were present from the 16th century. a Jewish elementary school was opened in 1828 and the synagogue built in 1831 was among the most splendid in Baden's village communities. the Jewish population reached a peak of 281 in 1842 and then dropped to 125 in 1900 and 64 in 1933. Twenty-four Jews emigrated by November 1938 (15 to the United States and seven to Palestine) and another four after Kristallnacht (9-10 November 1938), when the synagogue was vandalized and Jews were taken to the Dachau concentration camp. The last 19 Jews were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940, joined by three who had previously left Neidenstein. Five survived the Holocaust. 
   
     

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge

            

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020