Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Monheim (Kreis Donau-Ries)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

      

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  

Monheim Israelit 28111904.jpg (89609 Byte)In Monheim bestand eine jüdische Gemeinde von 1697 bis 1741. 1697 erlaubte Herzog Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1658-1716) sechs jüdischen, aus Eichstätt ausgewiesenen Familien die Ansiedlung in Monheim. An jährlichen Schulgeldern hatten diese Familien 30 Reichstaler beziehungsweise 45 Gulden zu bezahlen. Die Familien konnten mit Pferden, Vieh, Waren und Kleidern handeln sowie Häuser und Grundstücke erwerben. Die Judenschaft konnte sich einen eigenen Rabbiner halten und Gemeindeeinrichtungen schaffen (Synagoge s.u., Rabbinerwohnung). 

Die Zahl der jüdischen Einwohner stieg seit der Aufnahme 1697 kontinuierlich an: 1712 waren es zehn Haushaltungen, 1728 16 jüdische Familien in zehn eigenen Häusern, 1730 16 Familien mit 116 Personen, 1737 19 Familien mit mehr als 150 Personen. Da diese Entwicklung der christlichen Bevölkerung wenig behagte und diese sich hartnäckig beim Herzog über die Judenschaft beklagte, wurde die Zahl der jüdischen Familien nach 1730 begrenzt. Der weitere Erwerb von Häusern und Gütern musste von der Herrschaft genehmigt werden. 1736 wurde bestimmt, dass für eine Heiratserlaubnis, die ausschließlich den erstgeborenen Söhnen und Töchtern eingeräumt wurde, 2.000 bis 3.000 Gulden an die Hofkanzlei gezahlt werden mussten. Damit konnte sich auf Dauer nur noch die reichsten Familien halten.  

Die christliche Einwohnerschaft befürchtete trotz dieser starken Restriktionen gegenüber den jüdischen Familien auch 1737 noch, dass sie durch das Anwachsen der Zahl der Juden mit der Zeit "ausgerottet" würde. Zahlreiche Klagen wurden vorgebracht. Anfang 1741 erließ Herzog Karl Philipp ein Dekret, in dem festgelegt wurde, dass alle im Herzogtum Pfalz-Neuburg ansässigen Juden ihr unbewegliches Eigentum den offiziellen Vertretern ihres Wohnsitzes übergeben mussten. Zum 31. Juli mussten sie das Herzogtum verlassen. 

Die jüdischen Familien wanderten in andere Orte der weiteren Umgebung ab, darunter nach Treuchtlingen, Heidenheim, Steinhart, Hainsfahrt, Altenstadt, Wittelshofen, Harburg. An die Episode jüdischer Geschichte in Monheim erinnerte der an mehreren bayerischen Orten bis zur NS-Zeit mehrfach vorkommende Familienname Monheimer (bis heute gibt es auf der ganzen Welt jüdische Familien "Monheimer). 
 
Ein andere Erinnerung an die Monheimer jüdische Geschichte stand in der Synagoge von Wittelshofen, worüber 1842 berichtet wurde: 

Wittelshofen AZJ 24091842s.jpg (38226 Byte)Artikel in "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. September 1842:  "In der Synagoge zu Wittelshofen befindet sich ein Stand aus der ehemaligen Synagoge in Monheim, wo jetzt keine Juden mehr zu finden sind. Der gegenwärtige Besitzer dieses Synagogenstandes ist ein alter Mann, namens Monheimer, dessen Großvater, unter den aus Monheim vertriebenen Israeliten, in sein neues Domizil nichts mitbrachte, da man ihm aller seiner Habe beraubt hatte, als diesen Synagogenstand, den er auf seinem Rücken von Monheim nach Wittelshofen getragen hat".

   
   
   
Das Haus des Abraham Elias Model - jetziges Rathaus (Marktplatz 23)     
   
Als besondere Erinnerung an die Geschichte der jüdischen Familien ist das ehemalige Haus des Hoffaktors Abraham Elias Model erhalten. Er erwarb um 1712 für 1.025 Gulden ein früheres Brau- und Gasthaus und ließ es zwischen 1714 und 1720 als "sehr kostbares Haus" völlig neu errichten. Es handelt sich um einen Barockbau mit "quadratischem Grundriss, auf dem sich drei Stockwerke mit fünfachsiger Vorder- und Seitenfront erheben. Das gekröpfte Vollwalmdach ist mit übergiebelten Mansardenfenstern versehen. Die Markseite ist als Portalfront mit Treppenaufgang, Mitteltor, 'Ochsenauge' und breit ausladendem Torgiebel gestaltet. Die meisten Räume haben Stuckdecken. Besonders reichhaltig an Ornamenten, Bildmotiven und Schriftzügen ist die restaurierte, in lichte Farben gefasste Decke des Sitzungssaals. Der hebräische Schriftzug in Sternform unmittelbar über der Eingangstür enthält einen Lobpreis der Tora und die Bitte um Erlösung aus der Diaspora. Die Mitte der Saaldecke zeigt Isaak auf dem Opferaltar und Abraham, den ein Engel am Vollzug des Menschenopfers hindert. nahe den Fenstern an der Marktseite findet sich in hebräischer Schrift die Bitte um göttlichen Segen für das Haus. Zur Südseite hin ist Jakobs Segen mit dem zugehörigen Torawort, zur Nordseite hin Jakob mit der Himmelsleiter und den Worten der Zusicherung göttlichen Schutzes dargestellt..." (Beschreibung aus den Exkursionsblättern s.Lit.).
    
In den beiden 1994 restaurierten Nebenräumen sind weitere Gestalten der biblischen Geschichte zu erkennen: Moses mit den Gesetzestafeln auf dem Sinai und der harfespielende, in einen Hermelinmantel gekleidete König David.      
     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge                      
     
Den jüdischen Familien wurde bei ihrer Aufnahme eine ungehinderte Ausübung der religiösen Zeremonien zugesichert. Zunächst richteten diese einen einfachen Betsaal ein. 1715 eine Synagoge. Die Synagoge befand sich im Hinterhaus der früheren Gastwirtschaft "Zum Ochsen", links neben dem heutigen Rathaus zwischen Wohnhaus und Stadel. Von der Synagoge ist jedoch nichts mehr erkennbar.  
    
    
Adresse/Standort der SynagogeMarktplatz 21   
   

   
Fotos

Rathaus in Monheim - ehemaliges 
Haus des Abraham Elias Model

(Quelle: Foto links Website der Stadt Monheim
Foto rechts: Ruben Frankenstein)  
Monheim Rathaus 122.jpg (54702 Byte) Monheim 2015-08-12 13.21.jpg (105480 Byte)
         
         
Fotos der Stuckdecke
(Aufnahmen vom August 2015 von Ruben Frankenstein)  
   
Monheim 2015-08-12 13.03dd.jpg (83575 Byte) Monheim 2015-08-12 13.03cc.jpg (75372 Byte) Monheim 2015-08-12 13.04bb.jpg (85337 Byte)   Monheim 2015-08-12 13.03.jpg (82137 Byte)
Jakobs Traum mit der Himmelsleiter (1. Mose 28)   Darbringung Isaaks, links Abraham mit dem Schwert und Isaak, rechts der Einhalt gebietende Engel (1. Mose 22)    
     
Monheim 2015-08-12 13.06b.jpg (63351 Byte) Monheim 2015-08-12 13.06.jpg (55099 Byte)  Monheim 2015-08-12 13.04.jpg (57831 Byte)
Mose empfängt die Zehn Gebote -
 das Volk Israel am Sinai 
König David - in einen Hermelinmantel
gekleidet - mit einer Harfe 
  

   
    

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Monheim  
bulletAusführlich zur jüdischen Geschichte in Monheim siehe Informationen von Yehuda Shenef: https://jhva.wordpress.com/2012/05/30/juden-im-bayerisch-schwabischen-monheim/  

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 257.
bulletAron Friedmann: Die Geschichte der Juden in Monheim. In: Blätter für jüdische Geschichte und Literatur Jg. 3 1902 S. 1-4.33-38.49-52. Separatdruck Mainz 1902.
Online unter: https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=hvd.hn55aj;view=1up;seq=1      
bulletChristian Bernreuther: Die Synagoge der Juden in Monheim. In: Heimatklänge (Beilage zum Tagblatt für Wemding und Monheim). Nr. 10 vom 31. Oktober 1932.  
bulletWilhelm Volkert: Die Juden im Fürstentum Pfalz-Neuburg. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte 26. 1963 S. 560-605.  
bulletExkursionsblätter zur Geschichte und Kultur der Juden in Bayern des Hauses der Bayerischen Geschichte. Blatt: Zur Geschichte der Juden in Nordschwaben. Landkreis Donau-Ries.  
bulletPfalz-Neuburg Lit 012.jpg (70178 Byte)Monika Müller: Judenschutz vor Ort. Jüdische Gemeinden im Fürstentum Pfalz-Neuburg. Wißner-Verlag 2016.  Reihe: Veröffentlichtungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft. ISBN/EAN: 978-3957860941. 452 S.  34,80 €       
Nicht Gegnerschaft und Ausweisung prägten den frühneuzeitlichen Alltag von Christen und Juden in Schwaben, sondern ein Neben- und Miteinander. Juden traten durchaus selbstbewusst gegenüber ihrem Schutzherrn auf, jüdisch-christliche Doppelgemeinden entwickelten sich mitunter.
Anders in Pfalz-Neuburg: In der sogenannten Jungen Pfalz - geschaffen 1505 nach dem Landshuter Erbfolgekrieg - entfaltete sich jüdisches Leben unter Schwierigkeiten. Immer wieder wurden die Pfalz-Neuburger Juden ausgewiesen, bisweilen entstanden erst Jahrzehnte später neue Gemeinden; landesbezogene jüdische Repräsentationsstrukturen, wie eine Landesjudenschaft, gab es nicht.
Diese Geschichte der vielen Brüche, der Diskontinuitäten, will das vorliegende Buch nachzeichnen. Dabei rücken im Spannungsfeld zwischen den Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg, den späteren Kurfürsten von der Pfalz, als Landesherren einerseits und den jüdischen Schutzverwandten andererseits insbesondere Kommunen wie Gundelfingen, Hilpoltstein, Höchstädt, Lauingen, Monheim und Neuburg a.d. Donau in den Blick. Im dörflichen und kleinstädtischen Raum spielten sich Prozesse von Integration und Segregation ab, die zeigen, dass Judenschutz in Pfalz-Neuburg eine hohe kommunale Komponente besaß, dass er 'vor Ort' stattfand.     
 


Sonstiges:    
Genealogische Seiten zu der Familie Model und einigen Nachkommen    
(erstellt von Rolf Hofmann, Harburgproject)    
Anmerkung: aufgezeigt wird mit den Zusammenstellungen, wie aus der Hoffaktorensippe Model im 19. Jahrhundert bedeutende jüdische Kunsthändler in München hervorgegangen sind. Dargestellt werden neben der Familie Model die Familien Drey und Helbing, Neben Vertretern dieser Familien gab es weitere bedeutende jüdische Kunsthändler in München wie z.B. Bernheimer, Nathan und Thannhauser.    
         
   -   Model Family Ancestry (pdf-file)   
   -   Family Sheet Salomon Wolf Model of Neuburg an der Donau (pdf-file)   
   -   Family Sheet Amson Model of Neuburg an der Donau + Hainsfarth + Augsburg (pdf-file)    
   -   Family Sheet David Samson Helbing of Bechhofen + Ellingen + Neuburg + Munich (pdf-file)      
   -   Family Sheet Sigmund Helbing of Munich (pdf-file) 
   -   Family Sheet Hugo Helbing of Munich (pdf-file) 
   -   Family Sheet Aron Schmay Drey of Heidingsfeld + Munich (pdf-file)         

     
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020