Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Marisfeld (VG Feldstein, Kreis Hildburghausen)
Jüdische Geschichte / Synagoge

   

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Allgemeine Berichte   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde            
    
In Marisfeld bestand eine jüdische Gemeinde Ende der 1920er-Jahre. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Im Herbst 1679 erlaubte Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha seinem Vasallen Johann Friedrich Marschalk von Ostheim, einen Juden in seinen Schutz zu nehmen. Im Laufe des 18. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner zu. Bis 1725 wird am Ort der Heilkundler Meyer Israel genannt, der Naturheilmittel vertrieb und hohes Ansehen genoss. Auf Betreiben von Ärzten wurde er jedoch in diesem Jahr ausgewiesen. Noch im Jahr 1826 sollte die Zahl der jüdischen Haushalte durch ein Regierungsrescript auf 25 begrenzt werden. 
   
Bis nach der Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl jüdischer Einwohner zu (1822 121, 1827 139, 1841 131, 1844 155 Personen) bis zu einer Höchstzahl von ca. 200 im Jahr 1865 (etwa 30 % der Gesamteinwohnerschaft). 

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Die jüdische Schule war in einem eigenen Schulhaus vorhanden. 1847 wurden in ihr 20 Kinder unterrichtet; 1861 wurde sie erweitert. Als Lehrer werden genannt: um 1843 Salomon Berg. Die Gemeinde wurde im 19. Jahrhundert dem Landesrabbinat Sachsen-Meiningen zugeteilt. 
 
1866
zerstörte ein Großbrand in Marisfeld viele Wohn- und Wirtschaftsgebäude, was zur Abwanderung zahlreicher jüdischer Einwohner in die Städte führte (Themar, Meiningen). 
   
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Bernhard Kahn (geb. 11.4.1899 in Marisfeld, gef. 24.09.1918).  
       
Um 1925, als noch 13 jüdische Gemeindeglieder gezählt worden (2,4 % von insgesamt etwa 550 Einwohnern), war Vorsteher der Gemeinde Max Kahn. Es gab nur noch ein schulpflichtiges jüdisches Kind, das von Lehrer Moses Levinstein aus Themar Religionsunterricht erhielt (Moritz Levinstein wurde Anfang Dezember 1938 von den Nationalsozialisten in den Freitod getrieben). Im "Handbuch der jüdischen Gemeindeverwaltung" von 1932 ist Marisfeld nicht mehr genannt.
         
1933 lebten nur noch wenige jüdische Personen am Ort. Beim Novemberpogrom 1938 war zwar keine Synagoge mehr zu zerstören, dennoch wurden die jüdischen Männer durch ein Einsatzkommando der SA nach Themar transportiert und von dort in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht, wo sie einige Wochen festgehalten wurden. 1942 wurden die letzten jüdischen Einwohner nach Theresienstadt deportiert. 
     
Von den in Marisfeld geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945". ergänzt durch die Liste von H. Nothnagel s. Lit. S. 131-132): Hermann Frankenberg (1862), Nathan Frankenberg (1863), Jakob Goldmann (1883), Karoline Goldmeier geb. Müller (1880), Salomon Hofmann (geb. ?), Herbert Kahn (1900), Hulda Kahn (1875), Isaak Kahn (1870), Jakob Kahn (1868), Max Kahn (1866), Richard Meyer Kahn (1908), Selma Kahn (1899), Rosette Kohn (1852), Rosa Lilienfeld geb. Cohn (1906), Hermann Ludwig (1872), Hermann Müller (1878), Hermann Müller (1892), Max Müller (1884), Sebald Müller (1892). Unbekannt sind u.a. die Schicksale von Daniel Kahn und Ehefrau Flora Kahn, Herbert Müller, Herbert Kahn, Selma Kahn.
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    
    
   
Allgemeine Berichte    
   
Allgemeine Gemeindebeschreibung (1839)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. November 1839: "Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht unterlassen, Ihnen von einer noch geringeren, zwei Stunden von Schwarza entfernt liegenden Gemeinde, Marisfeld, zu berichten. Dieselbe zählt kam 20 Mitglieder (gemeint: Familienoberhäupter), hat aber doch vor einigen Jahren sich eine sehr schöne Synagoge und ein geräumiges Schulhaus erbaut. Vor einigen Wochen machten die Jünglinge daselbst der Gemeinde ein Geschenk mit einer neuen Sefer Tora (sc. Tora-Rolle), welche sie hatten schreiben lassen, bei welcher Gelegenheit sich Jünglinge und Jungfrauen nicht bloß aus Marisfeld, sondern auch aus den umliegen Orten, namentlich aus Schwarza und Heinrichs einige Tage durch Tanz und andere Lustbarkeiten ergötzten. Alles nimmt Teil an solchen Freuden, welche zur Ehre und Verherrlichung Gottes veranstaltet werden". 

       
Zahl der jüdischen Einwohner im Herzogtum Meiningen (1841)
       

Mitteilung in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 16. Oktober 1841: "Die Zahl der jüdischen Einwohner des Herzogtums Meiningen beläuft sich dermalen auf 1494, und es wohnen hiervon 19 in der Stadt Meiningen, 548 in Walldorf, 63 in Dreißigacker, 121 in Bauerbach, 114 in Bibra, 100 in der Stadt Hildburghausen, 51 in Simmershausen, 153 in Berkach, 185 in Gleicherwiesen, 131 in Marisfeld, 9 in Liebenstein, 17 verstreut in verschiedenen Ortschaften, 23 haben bereits das Staatsbürgerrecht, und zwar nur im Hildburghausischen, 105 haben sich bürgerlichen Gewerben zugewendet."         

   
    
    
Zur Geschichte der Synagoge  
   
Im Laufe des 18. Jahrhunderts richteten die jüdischen Familien vermutlich zunächst einen Betsaal ein. Nachdem in den 1820er-Jahren die Zahl der jüdischen Einwohner stark zugenommen hatte, beschloss die Gemeinde den Bau einer Synagoge und eines Schulhauses. Am 2. November 1832 konnte die Synagoge mit einem großen Fest der Gemeinde eingeweiht werden. Zur Verschönerung der Gottesdienste gründete der damalige Lehrer Samuel Berg aus Hildburghausen 1837 einen Synagogenchor. 
   
Bis 1920 wurden in der Synagoge Gottesdienste abgehalten, dann stand das Gebäude einige Jahre leer und wurde noch vor 1933 verkauft. 
Es wurde zu einem Wohnhaus umgebaut.      
    
    
Adresse/Standort der SynagogeDorfstraße 32   
   

   
Foto   

Fotos werden bei Gelegenheit ergänzt; über Zusendungen freut sich der 
Webmaster von Alemannia Judaica, Adresse siehe Eingangsseite
  

     
        

Links und Literatur   

Links:

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Website der VG Feldstein   

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Literatur:  

bulletHans Nothnagel: Eine Nachlese zur Festschrift 1200 Jahre Marisfeld. In: Hans Nothnagel (Hg.): Juden in Südthüringen - geschützt und gejagt. Bd. 2: Juden in den ehemaligen Residenzstädten Römhild, Hildburghausen und in deren Umfeld. Suhl 1998. S. 127-132. Link: Juden in Südthüringen
bulletZeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Berlin 1992. S. 276-277. 

         

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020