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Marisfeld (VG
Feldstein, Kreis Hildburghausen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Marisfeld bestand eine jüdische Gemeinde
Ende der 1920er-Jahre. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts
zurück. Im Herbst 1679 erlaubte Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha
seinem Vasallen Johann Friedrich Marschalk von Ostheim, einen Juden in seinen
Schutz zu nehmen. Im Laufe des 18. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen
Einwohner zu. Bis 1725 wird am Ort der Heilkundler Meyer Israel genannt, der
Naturheilmittel vertrieb und hohes Ansehen genoss. Auf Betreiben von Ärzten
wurde er jedoch in diesem Jahr ausgewiesen. Noch im Jahr 1826 sollte die Zahl der jüdischen Haushalte
durch ein Regierungsrescript auf 25 begrenzt werden.
Bis nach der Mitte des 19. Jahrhunderts
nahm die Zahl jüdischer Einwohner zu (1822 121, 1827 139, 1841 131, 1844 155 Personen) bis zu einer
Höchstzahl von ca. 200 im Jahr 1865 (etwa 30 % der Gesamteinwohnerschaft).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Schule,
ein rituelles Bad und einen Friedhof. Die
jüdische Schule war in einem eigenen Schulhaus vorhanden. 1847 wurden in ihr 20 Kinder
unterrichtet; 1861 wurde sie erweitert. Als Lehrer werden genannt: um
1843 Salomon Berg. Die Gemeinde wurde im 19. Jahrhundert
dem Landesrabbinat Sachsen-Meiningen zugeteilt.
1866 zerstörte ein Großbrand
in Marisfeld viele Wohn- und Wirtschaftsgebäude, was zur Abwanderung
zahlreicher jüdischer Einwohner in die Städte führte (Themar, Meiningen).
Im Ersten
Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Bernhard Kahn (geb. 11.4.1899 in
Marisfeld, gef. 24.09.1918).
Um 1925, als noch 13 jüdische
Gemeindeglieder gezählt worden (2,4 % von insgesamt etwa 550 Einwohnern), war
Vorsteher der Gemeinde Max Kahn. Es gab nur noch ein schulpflichtiges jüdisches
Kind, das von Lehrer Moses Levinstein aus Themar Religionsunterricht erhielt
(Moritz Levinstein wurde Anfang Dezember 1938 von den Nationalsozialisten in den
Freitod getrieben). Im "Handbuch der jüdischen
Gemeindeverwaltung" von 1932 ist Marisfeld nicht mehr genannt.
1933 lebten nur noch wenige jüdische
Personen am Ort. Beim Novemberpogrom 1938 war zwar keine Synagoge mehr zu
zerstören, dennoch wurden die jüdischen Männer durch ein Einsatzkommando der
SA nach Themar transportiert und von dort in das Konzentrationslager Buchenwald
verbracht, wo sie einige Wochen festgehalten wurden. 1942 wurden die
letzten jüdischen Einwohner nach Theresienstadt deportiert.
Von den in Marisfeld geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945". ergänzt durch die Liste von H. Nothnagel s. Lit. S.
131-132):
Hermann Frankenberg (1862), Nathan Frankenberg (1863), Jakob Goldmann (1883), Karoline Goldmeier geb.
Müller (1880), Salomon Hofmann (geb. ?), Herbert Kahn (1900), Hulda Kahn (1875), Isaak Kahn
(1870), Jakob Kahn (1868), Max Kahn (1866), Richard Meyer Kahn (1908), Selma Kahn (1899), Rosette Kohn
(1852), Rosa Lilienfeld geb. Cohn (1906), Hermann Ludwig (1872), Hermann Müller (1878),
Hermann Müller (1892), Max Müller (1884), Sebald Müller (1892). Unbekannt sind u.a. die Schicksale von Daniel Kahn und Ehefrau Flora Kahn,
Herbert Müller, Herbert Kahn, Selma Kahn.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeine Berichte
Allgemeine
Gemeindebeschreibung (1839)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. November
1839: "Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht unterlassen, Ihnen
von einer noch geringeren, zwei Stunden von Schwarza entfernt liegenden
Gemeinde, Marisfeld, zu berichten. Dieselbe zählt kam 20 Mitglieder (gemeint:
Familienoberhäupter), hat aber doch vor einigen Jahren sich eine sehr
schöne Synagoge und ein geräumiges Schulhaus erbaut. Vor einigen Wochen
machten die Jünglinge daselbst der Gemeinde ein Geschenk mit einer neuen Sefer
Tora (sc. Tora-Rolle), welche sie hatten schreiben lassen, bei welcher
Gelegenheit sich Jünglinge und Jungfrauen nicht bloß aus Marisfeld, sondern
auch aus den umliegen Orten, namentlich aus Schwarza und Heinrichs einige Tage
durch Tanz und andere Lustbarkeiten ergötzten. Alles nimmt Teil an solchen
Freuden, welche zur Ehre und Verherrlichung Gottes veranstaltet werden". |
Zahl der jüdischen Einwohner im Herzogtum Meiningen (1841)
Mitteilung in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 16. Oktober 1841: "Die
Zahl der jüdischen Einwohner des Herzogtums Meiningen beläuft sich dermalen
auf 1494, und es wohnen hiervon 19 in der Stadt
Meiningen, 548 in
Walldorf, 63 in
Dreißigacker, 121 in
Bauerbach, 114 in
Bibra, 100 in der Stadt
Hildburghausen, 51 in
Simmershausen, 153 in
Berkach, 185 in
Gleicherwiesen, 131 in
Marisfeld, 9 in Liebenstein,
17 verstreut in verschiedenen Ortschaften, 23 haben bereits das
Staatsbürgerrecht, und zwar nur im Hildburghausischen, 105 haben sich
bürgerlichen Gewerben zugewendet." |
Zur Geschichte der Synagoge
Im Laufe des 18. Jahrhunderts richteten die jüdischen
Familien vermutlich zunächst einen Betsaal ein. Nachdem in den
1820er-Jahren die Zahl der jüdischen Einwohner stark zugenommen hatte,
beschloss die Gemeinde den Bau einer Synagoge und eines Schulhauses. Am 2.
November 1832 konnte die Synagoge mit einem großen Fest der Gemeinde
eingeweiht werden. Zur Verschönerung der Gottesdienste gründete der damalige
Lehrer Samuel Berg aus Hildburghausen 1837 einen Synagogenchor.
Bis 1920 wurden in der Synagoge Gottesdienste abgehalten, dann stand das Gebäude einige Jahre leer und wurde noch vor 1933
verkauft.
Es wurde zu einem Wohnhaus umgebaut.
Adresse/Standort der Synagoge: Dorfstraße 32
Foto
Fotos werden bei Gelegenheit
ergänzt; über Zusendungen freut sich der
Webmaster von Alemannia Judaica, Adresse siehe Eingangsseite |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Hans Nothnagel: Eine Nachlese zur Festschrift 1200 Jahre
Marisfeld. In: Hans Nothnagel (Hg.): Juden in Südthüringen -
geschützt und gejagt. Bd. 2: Juden in den ehemaligen Residenzstädten
Römhild, Hildburghausen und in deren Umfeld. Suhl 1998. S. 127-132. Link: Juden
in Südthüringen |
| Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in
Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und
Thüringen. Berlin 1992. S. 276-277. |
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