Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Mainstockheim (Kreis Kitzingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Aus der Geschichte des Handels- und Erziehungsinstitutes (bzw. Erziehungs- und Unterrichtsanstalt) von Abraham Hirsch nach 1866  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Sonstiges      
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In Mainstockheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. Nach einem ansbachischen Schutzbrief (Staatsarchiv Nürnberg) konnten sich Juden erstmals 1535 in Mainstockheim niederlassen. 1543 erlaubte der Würzburger Bischof dem Juden Moses aus Mainstockheim, sich in Würzburg niederzulassen. 1594 und 1614 (Juden Kueßel und Mayer) sowie 1621/22 (Juden Mayer von Wiesentheid, Schmoll von Eibelstadt, Beritz von Unsleben, Schmuel von Reichenberg und Salomon von Schwarzenau) nahmen die Markgrafen von Ansbach weitere Juden in Mainstockheim auf. Im weiteren Verlauf des Dreißigjährigen Krieges (1631) lebten Juden u.a. aus Mainstockheim für einige Zeit in Ansbach, vermutlich auf Grund der Bedrohung in den Landgemeinden. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner am Ort wieder zu: 1695 waren 15 jüdische Familien am Ort, davon zehn Familien unter ansbachischem Schutz und fünf unter dem Schutz der Familie von Bechtolsheim. 
  
In der Mitte des 18. Jahrhunderts wuchs die Zahl der jüdischen Familien auf 28 Familien. Sie erfuhr u.a. Zuzug aus dem benachbarten Mainsondheim, woher 1753 die damals letzten dort lebenden drei jüdischen Familien zugezogen sind.     
   
1771 flohen einige jüdische Familien aus Kitzingen nach Mainstockheim. Auf Grund einer schweren Teuerung waren die jüdischen Wohnhäuser dort geplündert und der Hausrat gestohlen wurden (1789 wurden auch die letzten Juden Kitzingens ausgewiesen; die ersten Juden, die sich im 19. Jahrhundert wieder dort niederlassen konnten, waren u.a. Kaufmann Joseph Silber aus Mainstockheim, der 1831 ein Schnittwarengeschäft in Kitzingen eröffnen konnte; 1847 eröffnete Hirsch Stern aus Mainstockheim die mehrere Generationen bestehende Eisenhandlung in Kitzingen). 
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner in Mainstockheim wie folgt: 1816 169 jüdische Einwohner (13,5 % von insgesamt 1.250), 1837 212 (15,4 % von insgesamt 1.374), 1867 203 (14,9 % von insgesamt 1.359), 1880 155 (12,0 % von 1.291), 1900 123 (9,9 % von 1.245), 1910 82 (7,4 % von 1.100). 
   
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Mainstockheim auf insgesamt 39 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Simson Samuel Witthan (Mehlhandel), Meier Löb Ullmann (Handel), Löb Mendel (Weinhandel), Meier Raphael Rosenthal (Schlachten), Raphael Mendel (Weinhandel), Raphael Loew Ettenheim (Altkleiderhandel), Maier Joseph Stern (Schlechten), Zerla Raphael Feldhan (Wildprets- und Rauchwarenhandel), Samuel Löw/Levi Müller (Kgl. Lotto-Collecteur), Veist Kühn (Viehschlachten und Schlachten), Moses Kühn (Warenhandel), Baruch Kühn (Schmusen), Herz Selig Rothstein (Schnitthandel), Löw Abraham Neu (Schnitthandel), Seligmann Wolf Stern (Getreide-, Mehl- und Krempelhandel), Reitz Abraham Sichel (Schnittwarenhandel), Herz Löw Fisch (Schmusen und Altkleiderhandel), Löw Schmul Fisch (Schmusen und Altkleiderhandel), Löw Schmul Fisch (Schmusen), Loeb Salomon Ziegel (Altkleiderhandel, Handel im Kleinen), Simon Loeb Ziegel (Schnitthandel), Joseph Mendel (Kapitalist, Judenvorgänger), Süßlein Samuel Friedmann (Schnitthandel), Moses Ischa Freymann (Viehhandel), Ischa Moses Freymann (Viehhandel), Jonas Loeser Scheid (Schnitthandel und Schmusen), Abraham Loeser Scheid (Schnitthandel und Schmusen), Sara, vermutlich Witwe von Raphael Dulp (wird durch ihren Sohn ernährt), Samuel Meier Bichmann (Schmusen), Benjamin Schmul Sander (Vieh- und Schnitthandel), Hirsch David Hoech (Schmusen), Moses Loeb Hahn (Schnitthandel und Kremplerei), Isaac Schmul Feigenbaum (Schnitthandel), Selig Salomon Silber (Schnittwarenhandel, dann mit Zucker, Kaffee und Salz), Salomon Selig Silber (Schnitthandel und Schmusen), Scholum Baer Stübel (Wein-, Häuser-, Güter- und Geldmäkler), Joseph Wolf Stern (Krempel- und Schnitthandel), Wolf Joseph Stern (lebt von Alimenten seines [vorgenannten] Sohnes Joseph Wolf Stern), Löb Eissig Eisenbach (Schnitthandel), Nachum Selig Silber (Schnitthandel). 
     
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Israelitische Elementarschule, ein Gemeindehaus und ein rituelles Bad (auf Grundstück des "Schlosses Ebracher Hof" erhalten). Zeitweise (bis zur Verlegung nach Miltenberg) bestand am Ort auch eine "Kleine Jeschiwa", eine Vorbereitungsanstalt zur Talmud-Schule. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof von Rödelsee beigesetzt. Nach 1866 bestand für einige Jahre am Ort das private Handels- und Erziehungsinstitut von Abraham Hirsch (s.u.). Es war von Miltenberg hierher verlegt wurden und wurde einige Jahre danach nach Burgpreppach verlegt (als Präparandenschule). 
  
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt (zur Zeit des Bestehens der Elementarschule ein Volksschullehrer), der zugleich als Vorbeter tätig war. Folgende jüdische Lehrer waren im 19./20. Jahrhundert am Ort: Samuel Heinemann aus Fuchsstadt (zuvor Hayum, um 1820), danach Samuel Cohn aus Reckendorf, 1828 bis 1837 Michael Adler aus Geroldshausen, 1838 bis 1843 Abraham Dessauer (gest. 1866) und Hermann Stern, 1843 bis 1870 Samuel Weil aus Acholshausen, 1870 bis 1883 Jakob Sonn aus Schweinshaupten (siehe unten Bericht zu seinem Tod 1932), 1883 Juda Freudenberger, 1883 bis 1925 Moritz Wurzmann aus Demmelsdorf (siehe unten), 1925 bis 1940 Siegbert Friedmann.        
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Isack (Isi) Klein (geb. 18.3.1894 in Mainstockheim, gef. 13.11.1914), Salomon Ernst Nußbaum (geb. 5.3.1885 in Weimarschmieden, gef. 12.3.1915) und Justin Sonder (geb. 23.8.1897 in Mainstockheim, gef. 21.8.1918). Ihre Namen stehen auf dem Kriegerdenkmal in der Ortsmitte an der Kreuzung Hauptstraße/Mühlweg. Außerdem sind gefallen: Leutnant Emil Höchster (geb. 27.10.1894 in Mainstockheim, vor 1914 in Fürth wohnhaft, gef. 12.10.1917), Berthold Klein (geb. 8.8.1889 in Mainstockheim, vor 1914 in Veitshöchheim wohnhaft, gef. 25.5.1915), Fritz Rothstein (geb. 23.10.1895 in Mainstockheim, vor 1914 in Würzburg wohnhaft, gef. 15.12.1914). Zu nennen ist auch Simon Höchster (geb. 8.10.1890 in Mainstockheim), der im Ersten Weltkrieg diente und am 8.5.1922 an den Folgen von Kriegsverletzungen in Fürth verstarb (s.u. Erinnerungstafel in Fürth).

Um 1924, als noch 75 jüdische Einwohner gezählt wurden (6,52 % von insgesamt 1.150 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Josef Lomnitz und Siegmund Stern. Als Religionslehrer und Kultusbeamter war Moritz Wurzmann tätig (bereits seit etwa 40 Jahren in der Gemeinde, siehe Berichte zu seinem Tod unten). Er unterrichtete an der Religionsschule der Gemeinde damals ein Kind. An jüdischen Vereinen bestanden die Chewra Bachurim (gegründet 1840; Jünglingsverein, 1924/32 unter Leitung von Samuel Stern, 20/18 Mitglieder; Ziel: Unterstützung ortsansässiger Hilfsbedürftiger), die Chewra Kadischa (Beerdigungs- und Sozialverein; 1924 unter Leitung von Elias Simon, 3 Mitglieder), der Wohltätigkeitsverein Gemillus Chassodim (Wohltätigkeitsverein, 1924 unter Leitung von Julius Klein, 3 Mitglieder) und der Jüdische Frauenverein (gegründet 1905; 1924/32 unter Leitung von Bertha Sonder, 15/23 Mitglieder; Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger). Die Gemeinde war dem Distriktsrabbinat in Würzburg zugeteilt. 1932 waren die Vorsteher Theo Stern, Julius Simon und Siegfried Rindsberg (letzterer in der Funktion des Schatzmeisters). Als Lehrer wird 1932 Siegbert Friedmann genannt. Er war seit 1925 Nachfolger von Lehrer Wurzmann (siehe Bericht unten).          
  
1933 lebten 74 jüdische Personen in Mainstockheim. Die Ortsverwaltung und die christliche Einwohnerschaft taten sich alsbald durch antijüdische Initiativen hervor. Im Oktober 1933 untersagte der Bürgermeister ortsfremden Juden, Mainstockheim ohne Sondergenehmigung zu betreten. Im Oktober 1934 erschienen Plakate am Ort, auf denen der Auszug der Juden gefordert wurde. Das jüdische Gemeindeleben bestand bis 1938 fort. An der jüdische Volksschule wurden 1937 noch elf Schüler unterrichtet. Bis 1938 konnten mit Unterstützung der jüdischen Gemeinde Würzburg mehrere kulturelle Veranstaltungen und Ausbildungskurse durchgeführt werden. Beim Novemberpogrom 1938 kam es offenbar auf Grund des Einschreitens des Bürgermeisters zu keinen Übergriffen gegen jüdische Privathäuser. 1939 lebten noch etwa 40 jüdische Personen am Ort. Am 21. März 1942 wurden 27 von ihnen nach Izbica bei Lublin deportiert. Im September 1942 wurden vier weitere Juden in das Ghetto Theresienstadt verschleppt.   
        
Von den in Mainstockheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Alfred Adler (1922), Max Adler (1882), Meta Pauline Adler geb. Liebenstein (1885), Ernestine Bamberger geb. Stern (1883), Ernestine Bauer geb. Stern (1882), Hedwig Blättner (1889), Inge Bravmann (1924), Sara Cohn geb. Sonn (1870), Jenni Droller geb. Sonn (1877), Klara Eichenbronner geb. Rothstein (1878), Alfred Feldhahn (1880), Fritz Feldhahn (1892), Ida Friedmann geb. Kissinger (1888), Lilli (Lily) Friedmann (1920), Siegbert Friedmann (1880), Henny Klara Gottlieb geb. Silber (1884), Gustav Höchster (1892), Julius Höchster (geb. ?), Klara Kahn geb. Stern (1885), Thekla Kraus (1899), Karoline Lärmer geb. Liebenstein (1884), Lippmann Lärmer (1883), Dina Lehmann geb. Wurzmann (1890), Joseph Lessinger (1882), Katharina Liebenstein (1888), Selma Liebmann geb. Rothstein (1878), Lina Loeb geb. Schwab (1856), Josef Lomnitz (1874), Sofie Lomnitz geb. Kahn (1875), Ilse Luber geb. Zimmermann (1906), Rudolf Luber (1899), Hedwig Metzger geb. Rothstein (1898), Moses Oppenheimer (geb. ?), Betty Ottensoser geb. Rothstein (1852), Norbert Rau (1922), Herbert Rindsberg (1926), Kurt Rindsberg (1928), Rika Rindsberg geb. Rindsberg (1893), Siegfried Rindsberg (1891), Dinchen Rosenstein geb. Sonder (1873), Antonie Rothstein (1900), Heinrich Rothstein (1872), Jette Rothstein geb. Stern (1872), Rudolf Rothstein (1869), Siegfried Rothstein (1908), Sigmund Rothstein (1867), Babette Schornstein (1926), Emilie Schornstein geb. Silber (1886), Hermann Schornstein (1894), Justin Schornstein (1923), Max Schornstein (1924), Otto Schneider (1870), Frieda Simon geb. Oppenheimer (1892), Paula M. Simon (1927), Julius Simon (1887), Siegbert Simon (1930), Eduard Sonder (1868), Salomon Sonder (1876), Simon Sonder (1867), Cäcilie Sonder geb. Stern (1900), Raphael Abraham Sonn (1873), Sanni Sonn geb. Droler (1875), Sofie Steinheimer geb. Stern (1881), Max Stern (1876), Sara Clara Stern (1885), Else Stiefel geb. Kahn (1910), Judith Stiefel (1937), Maier Strauss (1875), Babette Wahlhaus geb. Sonder (1900), Erna Anna Elli Wilmersdörfer geb. Eichenbronner (1902), Bertl Wolf geb. Oppenheimer (1880), Paula Wolfromm geb. Adler (1881).  
     
     
     
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   

Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Ausschreibung der Stelle des jüdischen Lehrers (1842)  

Anzeige im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs Bayern vom 1. September 1842: "28. August 1842.
Die israelitische deutsche Schulstelle zu Mainstockheim, Landgerichts Dettelbach, ist in Erledigung gekommen. Dieselbe zählt gegenwärtig 31 Werk- und 18 Sonntags-Schüler und hat nach der Fassion von 1833 ein reines Einkommen von 300 fl. 25 1/4 kr., worunter 50 fl. für den Religions-Unterricht und 15 fl. Wohnungs- Anschlag inbegriffen sind. Bewerber um diese Stelle haben ihre Bittgesuche innerhalb 4 Wochen bei der unterzeichneten Behörde einzureichen. 
Markt Kleinlangheim, den 24. August 1842.  Königlich protestantische Distrikts-Schulen-Inspektion.  A.G. Sittig, Distrikts-Inspektor.."     

      
Zum Tod des Lehrers Jakob Sonn (1932 in Würzburg, war bis 1883 Lehrer in Mainstockheim)     
Anmerkung (nach Strätz, Biographisches Handbuch Würzburger Juden II,569): Jakob Sonn ist am 10. April 1840 in Schweinshaupten geboren als Sohn des Bauern Moses Sonn und der Sara geb. Schloss. Er war 1867 unter den ersten Absolventen der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg, die 1864 gegründet worden war. Er war Lehrer in Mainstockheim (bis 1883) und Theilheim (bis 1905). Ende 1905 zog er nach der Pensionierung mit seiner Ehefrau nach Würzburg. Verheiratet war er seit 1868 in Mainstockheim mit Fanny geb. Heinemann (geb. 8. August 1844 in Fuchsstadt bei Ochsenfurt als Tochter des Kaufmanns David Heinemann und der Jenny geb. Schlenker). 
Kinder von Jakob und Fanny Sonn: Sara (1870) verh. mit Jakob Cohn (Kohn, Würzburg), David Sonn (1871, Kultusbeamter/Lehrer in Würzburg), Abraham Sonn (1873, Lehrer in Fulda), Jenny verh. Droller (1887), Moses Sonn (Lehrer in Buttenwiesen).    

Schweinshaupten Israelit 11021932.jpg (224157 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1932: "Würzburg, 8. Februar 1932 Ein imposantes Trauergefolge bewegte sich jüngst von hieraus nach dem altjüdischen Friedhof des nahegelegenen Höchberg. Galt es doch die irdischen Überreste des allbeliebten Lehrers Jakob Sonn zur letzten Ruhe zu bestatten. Der Verblichene erreichte ein Alter von 92 Jahren, und dürfte somit der Nestor aller bayerischen und wohl auch deutschen Lehrer gewesen sein. Ein wahrer Zaddik (Gerechter) ist mit ihm zur Ruhe gegangen. Geboren war derselbe in dem kleinen unterfränkischen Dorfe Schweinshaupten, als Sohn des weitbekannten Rabbi Mosche Sonn das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -. Letzterer, seines Zeichens ein Ökonom, war vor mehr als 100 Jahren zu Fuß nach Frankfurt gewandert – Bahnen gab es damals noch nicht – um die Jeschiwo zu besuchen. Von bedeutenden Rabbinen Unterfrankens mit dem Morenu-Titel ausgezeichnet, wurde dieser Ökonom später sogar Vertreter des Rabbinatsbezirkes Burgpreppach. Vier Söhne führte er dem Lehrberufe beziehungsweise Kultusamte zu, und auch die einzige Tochter heiratete einen Lehrer. In solchem Milieu wuchs der Verblichene heran, absolvierte 1867 das Israelitische Lehrerseminar des unvergesslichen großen Seligmann Baer Bambergerdas Gedenken des Gerechten und Heiligen ist zum Segen  – in Würzburg, lernte auch in Zell am Main bei Reb Elijo Refoel seligen Angedenkens – und Reb Jone Rosenbaumseligen Angedenkens -. Von Rabbiner Seligmann Baer Bamberger bekam er schon in jungen Jahren den Chower-Titel verliehen. Er wirkte segensreich bis 1883 in Mainstockheim und dann bis 1905 in Theilheim. Ein schweres Augenleiden zwang ihn leider, seinen Dienst aufzugeben, und schon in Theilheim nahm er seinen Sohn Abraham Sonn, zur Zeit Lehrer in Fulda, als Assistent zu sich. Sein Wirken als Lehrer, Chason und Schochet ist in den Gemeinden bis heute noch nicht vergessen. Seinem sinnvollen Vortrag der Gebete lauschte man voll Ergriffenheit und Andacht, zumal ihn eine klangvolle Stimme dabei unterstützte. Seit 1905 lebte er in Würzburg bei seinem Schwiegersohn Jakob Kohn, der im Vereine mit seiner Frau, der Tochter des Hinterbliebenen, in wirklich aufopfernder Weise ihm den Lebensabend so angenehm als nur möglich gestaltete. So ertrug er das schwere Schicksal des Verlustes seines Augenlichtes in jüdisch-heroischer Art. Er lebte in der lichten Welt der Tora und der Mizwaus (Gebote), lernte mit Kindern und Enkeln täglich und stündlich, ließ sich bis in die letzten Jahre noch täglich zur Synagoge führen, sich Tehillim vorsagen, und gab gerne aus dem Schatze seines großen Wissens anderen, die ihn besuchten. Sein freundliches Wesen zog stets einen großen Kreis von Bekannten in seine Nähe. So ist es nicht zu verwundern, dass die Beerdigung sich zu einer ungewöhnlichen Trauerkundgebung gestaltete. Im Sterbehause sprachen zunächst die beiden Söhne, David Sonn, Lehrer, Würzburg, Abraham Sonn, Lehrer in Fulda, tiefempfundene Worte des Schmerzes. Auf dem Friedhof in Höchberg nahm zunächst Herr Rabbiner Dr. Hannover, Würzburg das Wort, um im Anschluss an einen Midrasch das Leben und Wirken dieses frommen Lehrers zu schildern. Hierauf nahm der dritte Sohn des Heimgegangenen, Hauptlehrer Moses Sonn, Buttenwiesen, Abschied vom teuren Vater. Studiendirektor Stoll, Würzburg, widmete dem Heimgegangenen einen Nachruf als Vertreter des jüdischen Lehrervereins in Bayern. Rührende Worte der Trauer und des Schmerzes fand auch der Enkel des Verblichenen, Herr Krankenhausverwalter Moses Sonn, Würzburg. Im Namen eines engeren und weiteren Verwandtenkreises widmete Hauptlehrer Mannheimer, Dettelbach, dem Unvergesslichen einen Gruß. Durch alle Reden zitterte des Schmerz um den Heimgang des seltenen Menschen und Jehudi.  – sein Verdienst möge uns schützen -."  

  
Zum Tod des Lehrer Moritz Wurzmann (1931) - 41 Jahre Lehrer in Mainstockheim 

Mainstockheim BayrGZ 15051931.jpg (151350 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai 1931: "Moritz Wurzmann - er ruhe in Frieden. Wiederum ist einer unserer 'guten Alten' von uns weggegangen. Moritz Wurzmann, der 41 Jahre in Mainstockheim wirkte, segnete im Alter von 70 Jahren, als Oberlehrer im Ruhestand, in Schlüchtern das Zeitliche. Dort verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens bei seinen Kindern und dort ging ihm auch vor wenigen Monaten seine treue Gattin - sie ruhe in Frieden - im Tode voran. 'Die sich geliebt und hold gewesen bei ihrem Leben, sie sollten auch im Tode nicht getrennt sein.' Früh verwaist, kam er von seinem Geburtsort Demmelsdorf in Oberfranken in die Waisenanstalt nach Fürth, absolvierte dann die Präparandenschule Burgpreppach und das Lehrerseminar zu Würzburg, beides mit sehr gutem Erfolge. Nur kurze Zeit wirkte er in Wiesenfeld bei Würzburg, dann übernahm er die jüdische Volksschule in Mainstockheim. Mit pädagogischem Blick und Geschickt wirkte er mehr als 40 Jahre an derselben und griff dabei oft über das amtlich abgesteckte Lehrziel hinaus. Es war bekannt, dass Wurzmanns Schüler, wenn sie in die Mittelschule übertraten, dort stets zu den besten zählten. Dabei hatte seine Methode etwas durchaus Ruhiges an sich, den Tod einer gemütlichen Unterhaltung. Alle seine Funktionen versah er in alter schlichter Yiroh (Gottesfurcht) in in vorbildlicher Gewissenhaftigkeit. Auf unseren Versammlungen (gemeint: des Lehrervereins) war er ein gern gesehener Freund und Kollege, wenn die Beschwerlichkeiten allzu anstrengender Reisen es nur immer zuließen. So hat er sich in seinem Leben die schönste Krone gesichert, die Krone des guten Namens (auch hebräisch: die Krone des guten Namens), ein dankbares, ehrendes Gedenken bei seiner Gemeinde, seinen zahlreichen Schülern, seiner Kollegen im jüdischen Lehrerverein Bayerns. Bei seiner Bestattung einige Tage vor Pessach musste mit Rücksicht auf den Nissanmonat jedes laute Worte der Klage verstummen. Man konnte aber die innere Ergriffenheit der stattlichen Trauerschar von den Gesichtern ablesen. Von weiter Ferne waren Freunde und Bekannte herbeigeeilt, dem Geliebten den letzten Ehrenzoll zu weihen. Seine ehemalige Gemeinde Mainstockheim hatte eine würdige Vertretung entsandt. Wir sichern dem entschlafenen Amtsbruder in unseren Reihen und unserem Brudervereine Bayern das beste Gedenken. Er ruhe im Frieden! Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. M.D."   
    
Mainstockheim Israelit 16041931.jpg (163779 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. April 1931: "Schlüchtern, 12. April (1931). Nur 2 1/2 Monate nach dem Heimgang seiner treuen Gattin und Weggenossin hat auch Moritz Wurzmann, Oberlehrer a.D. in Schlüchtern des Zeitliche gesegnet. Er hat das biblische Alter im November vorigen Jahres erreicht. Seine Wiege stand in Demmelsdorf in Oberfranken. Frühzeitig verlor er, der Jüngste von fünf Geschwistern, den Vater. Das Waisenhaus in Fürth wurde ihm alsdann zur zweiten Heimat. Seine ausgezeichnete Begabung und seine großen Fähigkeiten wiesen bald auf den Weg seiner ferneren Ausbildung. Er kam auf die Präparandenschule Burgpreppach und nach deren Absolvierung in das Lehrerseminar nach Würzburg. Nach Abschluss seiner Studien erhielt er seine erste Stelle in Wiesenfeld bei Karlstadt a.M. Hier war er nur zwei Jahre. Er folgte einem Rufe der Regierung zur Übernahme der Volksschullehrerstelle in Mainstockheim bei Würzburg. Was er hier in vollen 41 Jahren auf dem Gebiete der Schule, in der Gemeinde und deren Wohlfahrtseinrichtungen Hervorragendes und Segensreiches geleistet hat, war für ihn und seine Gemeinde von solch erfolgreicher Tragweite, dass ihm des öfteren Lob und Anerkennung seitens der Regierung zuteil wurde. Er war nicht nur der weithin bekannte und berühmte Schulmann und Erzieher, dessen Schule den allerbesten Ruf hatte, sondern auch ein Führer seiner Gemeinde, erfüllt von Toroh (Tora) und Jiroh (Gottesfurcht), die er in Einlang zu bringen verstand mit Derech Erez (respektvollem Umgang), wie man es sich nicht schöner und besser wünschen konnte. Dem entsprach auch sein ganzes Wesen und Auftreten in seiner dienstlichen wie privaten Betätigung, die durchdrungen war von einer Ruhe und Gelassenheit und gekrönt von einer Bescheidenheit, die in Familie und Wirkungskreis geradezu sprichwörtlich geworden war. Einer solchen Persönlichkeit ergeben zu sein und ihr sein ganzes Herz zu erschließen, galt in jüdischen und insbesondere auch in nichtjüdischen Kreisen als selbstverständlich. Verehrung und Hochachtung wurden ihm allerseits entgegengebracht. 
Nach seiner Pensionierung verlegte er seinen Wohnsitz nach Schlüchtern, um den Ruhestand in der Nähe seiner Angehörigen verbringen zu können. Nur sechs Jahre waren ihm noch beschieden. Familie, Freunde und Berufsgenossen werden dem Verstorbenen ein dankbares und ehrendes Gedenken bewahren. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen."  

     
Siegbert Friedmann wird Nachfolger von Lehrer Wurzmann (1925)  

Mainstockheim Israelit 10121925.jpg (114730 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1925: "Mainstockheim, 7. Dezember (1925). Der gestrige Schabbat Paraschat Wajischlach (Schabbat mit der Toralesung Wajischlach = 1. Mose 32,4 - 36,43, das war am 5. Dezember 1925) brachte ein für unsere Gemeinde seltenes und schon lange ersehntes Ereignis. Ist es doch nach einem mehrjährigen Interregnum unserem stets um das Gemeindewohl bemühten rührigen 1. Vorstand Herr J. Lomnitz und dank der Opferwilligkeit der Gemeinde gelungen, in der Person des Herrn S. Friedmann, bisher Volksschullehrer in Schwanfeld, einen Nachfolger des 40 Jahre hier wirkenden Oberlehrers a.D. Herrn Wurzmann zu finden. Die Freude der Gemeinde über die Neubesetzung der Stelle brachte der Vorstand am Schlusse des Freitag-Abend-Gottesdienstes in der festlich geschmückten Synagoge in zu Herzen gehenden Worten zum Ausdruck. Verherrlicht wurde die Einführungsfeier durch die Anwesenheit unseres allverehrten Herrn Distriktsrabbiner Dr. Hanover, der in gewohnter Meisterschaft die Wichtigkeit und Bedeutung des Lehrerberufs, zumal in gegenwärtiger Zeit, in der das Judentum zum Kampfe gerüstet sein muss, der Gemeinde darlegte. Herr Hauptlehrer Friedmann entwickelte dann unter Zugrundelegung der symbolischen Bedeutung des Chanukka-Leuchters die Aufgaben und Pflichten des Lehrers und versprach, nach besten Kräften stets zum Wohle der Schule und Gemeinde zu wirken. Möge er erfolgreich sein!"      
 
SIEGBERT ISIDOR ARNO-FRIEDMANN.jpg (56644 Byte)Links: Lehrer Siegbert Friedmann (links) zusammen mit Isidor Friedmann und Arno Friedmann (1867-1934, Lehrer, später Schuhhändler in Ingolstadt und Heimatforscher).  

       
Zum Tod der Frau von Lehrer Wurzmann, Bertha Wurzmann geb. Lichtenstädter (gest. 1931 in Schlüchtern)  

Schluechtern Israelit 29011931.jpg (150381 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Januar 1931: "Schlüchtern, 25. Januar (1931). Kurz vor Eintritt in ihr 74. Lebensjahr ist Frau Bertha Wurzmann geb. Lichtenstädter, Gattin des in Schlüchtern im Ruhestand lebenden Oberlehrers M. Wurzmann, früher in Mainstockheim, aus dem Leben geschieden. Mit ihr ist eine wackere Frau im wahrsten Sinne des Wortes von uns gegangen. Sie war in Wiesenfeld bei Karlstadt am Main geboren und konnte sich nahezu 45 Jahre eines glücklichen und gesegneten Ehelebens erfreuen. Die tief überzeugte Frömmigkeit, das unerschütterliche Gottesvertrauen, der ausgeprägte Wohltätigkeitssinn der Heimgegangenen, gepaart mit ungewöhnlicher Energie und großer Tüchtigkeit für jegliche Betätigung im Hause, in der Familie und nicht zuletzt für die Allgemeinheit, lassen die edlen Charaktereigenschaften der Entschlafenen im hellsten Lichte erstrahlen. Ihr schlichtes, von aufrichtiger Güte erfülltes offenes, gerades Wesen, das mit hohen Geistesgaben noch besonders ausgezeichnet war, ließ Viele ihren wohlmeinenden Rat und ihre reiche Erfahrung in Anspruch nehmen. Bis zur Ruhesetzung ihres Gatten war sie ihm in langen 41 Jahren die treueste und bescheidenste Gefährtin und Mitarbeiterin in seinem hohen und verantwortungsvollen Beruf als Volksschullehrer in Mainstockheim. Auch während ihrer schweren Krankheit, die ihr die jüngste Tochter durch eine geradezu übermenschliche Hingabe und Pflege in allem zu erleichtern suchte, nahm sie noch bis zuletzt regen Anteil an den Geschehnissen der Familie wie auch der Umwelt. An ihrem Leichenbegängnis kam dies erst recht zum Ausdruck, wie über alles Erwarten groß der Kreis derer von Fern und Nah war, die der Heimgegangenen Dank und Verehrung bis über das Grab hinaus zollten. Mit dem leidenden, tief gebeugten Gatten trauern acht Kinder um die stets zärtliche, liebevolle Gattin und bis an ihr Lebensende fürsorgende Mutter. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   
  
Schluechtern Israelit 15011931.jpg (50957 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1931: "Am 11. Januar 1931 wurde meine teure Frau, unsere innigst geliebte Mutter und Großmutter 
Frau Bertha Wurzmann
geb. Lichtenstädter im 74. Lebensjahr von uns genommen. 
Schlüchtern, Saarbrücken, Ulm, Halberstadt, Mailand, Januar 1931. 
Im Namen der Hinterbliebenen M. Wurzmann, Oberlehrer a.D."  

  
  
Aus der Geschichte des Handels- und Erziehungsinstitutes (bzw. Erziehungs- und Unterrichtsanstalt) von Abraham Hirsch nach 1866
Die Verlegung des Institutes von Miltenberg nach Mainstockheim (1866)    

Mainstockheim Israelit 07111866.jpg (79391 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November 1866: "Aus Unterfranken. Es ist gewiss für jeden gesetzestreuen Israeliten höchst erfreulich, einer Pflanzstätte des Wissens zu begegnen, in welcher unserer heiligen Lehre verbunden mit respektvollem Umgang) gewissenhaft Rechnung getragen wird. 
Eine solche ist die von Miltenberg nach Mainstockheim am Main verlegte Erziehungs- und Unterrichts-Anstalt für Knaben des Instituts-Direktors Abraham Hirsch. Dieser, ein sehr gelehrter Mann von edlem Charakter, hat mehrere tüchtige Lehrkräfte für seine Anstalt gewonnen, sodass in derselben Bibel, Mischna und Gemara, die neueren Sprachen und die gemeinnützigen Lehrgegenstände mit aller Gründlichkeit unterrichtet werden. Der Distrikts-Rabbiner Herr Abraham Adler in Aschaffenburg hatte bereits, wie er sich darüber aussprach, mehrmals Gelegenheit, sich genau zu überzeigen, welch ein vortrefflicher Geist des religiösen Lebens, der Ordnung und des Fleißes in dieser Anstalt herrscht.
Es ist mit derselben ein Pensionat verbunden und Alle, welche ihre Kinder diesem Institute anvertrauen, können sicher sein, dass die Zöglinge die beste Behandlung und Beaufsichtigung genießen."      
  
Berichte über die Arbeit des Institutes anlässlich von Prüfungen 1869 / 1870 / 1871
Mainstockheim Israelit 29091869.jpg (166146 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1869: "Aus Unterfranken. Es ist heutzutage nicht selten der Fall, dass man jüdische Institute antrifft, in welchen der Religionsunterricht mit einer solchen Nonchalance und so kompendiös erteilt wird, dass die Kinder, wenn sie die Schule verlassen, kaum das Nötigste wissen. Ein umso erfreulicheres Bewusstsein gewährt es dem religiös-denkenden Israeliten, wenn er Gelegenheit findet, Schulen zu besuchen, in welchen die verschiedenen Zweige der Religionslehre mit Gewissenhaftigkeit und mit wahrhaft regem Eifer gepflegt werden. Solche Schulanstalten verdienen alles Lob und jede Anerkennung und können in unserer Zeit nicht laut genug gepriesen werden. - Ich kann es daher nicht unterlassen, die erfreulichen Resultate, die die jüngste Religionsprüfung an dem Handelslehrinstitute des Herrn Direktors Hirsch zu Mainstockheim geliefert hat, in Ihrem viel gelesenen Blatte zu registrieren und den Beweis zu liefern, wie es möglich ist, neben gründlichem Elementar- und Realunterrichte auch einen vollständig genügenden Religionsunterricht zu erteilen.
Es war am 22. August dieses Jahres, als Herr Distriktsrabbiner S. B. Bamberger zu Würzburg die Prüfung in den Religionsfächern an dem genannten Institute vornahm. - Kinder, die dieses Institut erst kurze Zeit besuchen, können bereits den ganzen Pentateuch übersehen und größtenteils die darin vorkommenden Gebote nach dem Buche Mizwot Haschem erklären. Im Übersetzen der Propheten und in der biblischen Geschichte wurde Ausgezeichnetes geleistet. Viele der Schüler konnten die Dijim (sc. Rechte, Gesetze), die sie im Chaje Adam (sc. populäre Schrift des Abraham Danzig, 1748-1820) gelernt hatten, auswendig. Ich konnte mich eines freudigen Staunens nicht enthalten, als ich auch die Prüfung in Mischnajot und Gemara ein günstiges Resultat liefern sah. Die Leistungen des Herrn Direktors Direktors Hirsch auf dem Gebiete der übrigen Wissenschaften sind hinlänglich bekannt und ich behalte mir den Bericht über die Prüfung in den Elementar- und Handelsfächern auf später vor, da dieselbe in Folge einer Anordnung der Schulinspektion auf das Frühjahr verlegt wurde. Ich halte es für ein verdienstliches Werk, diejenigen Eltern, denen es neben gediegener Bildung um gründlichen Religionsunterricht zu tun ist, auf das Handelslehrinstitut des Herrn Hirsch zu Mainstockheim aufmerksam zu machen und kann hier den Wunsch nicht unterdrücken: möge mehrerwähntes Institut sich immer wie bisher einer zahlreichen Frequenz erfreuen.  Helios."
  
Mainstockheim Israelit 13041870.jpg (121167 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. April 1870. "Aus Unterfranken, im April. In unserem Berichte vom Herbste des vergangenen Jahres über das günstige Resultat der durch den Herrn Distriktsrabbinen Bamberger abgehaltenen jüdischen Prüfung an dem Handels- und Erziehungs-Institute des Herrn Direktor A. Hirsch in Mainstockheim am Main haben wir die Überzeugung ausgesprochen, dass gewiss das Resultat des Examens in den wissenschaftlichen Fächern ein ebenso günstiges sein werde.
Wir freuen uns daher, den geschätzten Lesern des 'Israelit' berichten zu können, dass dieser unserer Erwartung durch die Tat entsprochen worden und glauben wir vielen wahren Israeliten, die oft in Verlegenheit sind, eine Anstalt zu finden, in der gründlicher jüdischer Unterricht, gepaart mit einem wissenschaftlichen, der allen Anforderungen der Zeit entspricht, und vereinigt mit wahrer jüdischer Erziehung zu finden, einen Dienst zu erweisen, indem wir ihnen folgende Mitteilung über die am Montag, den 4. April stattgefundene Prüfung berichten.
Der von der königlichen Regierung bestimmte Kommissär hielt ein in alle Unterrichtsfächer eingehendes und ausschließlich von ihm selbst geleitetes Examen ab. An Schlusse desselben, nachdem er seine volle Zufriedenheit über das glänzende Ergebnis der Prüfung trotz eines so harten Winters, in welchem so oft Zöglinge durch Krankheit längere Zeit an der Teilnahme am Unterricht verhindert waren, aussprach, führte er noch hinzu, dass er von der königlichen Regierung beauftragt sei, der Anstalt für das so sehr günstige Resultat der vorjährigen Prüfung die öffentliche Anerkennung auszusprechen, und dass er nicht zweifle, dass diese Belobung auch für das heute abgehaltene Examen erfolgen werde. " 
 
Mainstockheim Israelit 13091871.jpg (149152 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1871: "Mainstockheim, 3. September (1871). Am verflossenen Mittwoch wurde in der Erziehungs- und Unterrichts-Anstalt des Herrn A. Hirsch dahier die Prüfung in den Religionslehrgegenständen durch Herrn Rabbiner Simon Bamberger aus Fischach, im Auftrage des Herrn Distrikt-Rabbiners S.B. Bamberger zu Würzburg, welcher selbst daran verhindert war, abgehalten. Das Resultat dieser Prüfung war ein sehr glänzendes und für jeden aufrichtigen Jehudi hererhebendes. Der Unterricht umfasste: Bibel, Mischna, Gemara, Raschi zur Tora u.a.m., hebräische Sprachlehre und wurde in allen diesen Gegenständen eingehend geprüft, wobei die von den Schülern erworbenen Kenntnisse als sehr bedeutende erkannt und die höchste erfreuliche Wahrnehmung gemacht werden konnte, dass alle diese Disziplinen mit größter Lust und Liebe gelehrt und gelernt wurden. Besonders lobend äußerte sich der Herr Examinator über die erzielten Erfolge im Unterrichte der späteren Propheten (sc. Prophetenbücher ab Jesaja), wobei die Zöglinge nebst exakter Übersetzung die herrlichen Malbim'schen Erklärungen sehr gut wiedergaben. Bei allen Zöglingen, ohne Ausnahme, trat eine ganz merkwürdige Liebe zur Tora zu Tage, die deutlich zeigte, von welch' echt jüdischem Geiste diese Anstalt getragen wird. Außer dem rühmlichst bekannten Herrn Direktor ist an der Anstalt ein junger Mann, Herr Schwab tätig, welcher aus dem israelitischen Lehrerseminare zu Würzburg hervorgegangen, und bei gediegener pädagogischer Bildung von bestem Eifer beseelt ist. 
Bei dem großem Mangel an Anstalten, in welchen nebst gründlichem Unterrichte in den profanen Wissenschaften die Zöglinge auch eine echt jüdische Erziehung genießen und schöne Kenntnisse in unserer heiligen Tora erlangen, ist in der Tat jeder aufrichtig Religiöse dem Herrn Hirsch für dessen edles Wirken vielen Dank schuldig, welchem wir unsererseits durch diese Zeilen einen schwachen Ausdruck verleihen wollten."
 
Das Erziehungsinstitut wurde einige Jahre später nach Burgpreppach verlegt und als Präparandenschule weitergeführt.

  
Anzeigen zum Beginn des Sommersemesters (1868 / 1872)
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1868: "In meiner Handels- und Erziehungsanstalt zu Mainstockheim am Main beginnt das Sommer-Semester am 21. April dieses Jahres. Vorbereitung für den einjährigen Freiwilligendienst. Näheres Prospekte. A. Hirsch, Direktor."     
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1872: "In meiner Handels- und Erziehungs-Anstalt beginnt das Sommersemester am 6. Mai. Näheres Prospekt.  
Mainstockheim, im April 1872. A. Hirsch, Direktor."    

    
    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben 
Besuch von Rabbiner Dr. Salomon Stiebel aus Schrimm in seinem Heimatort Mainstockheim (1868)  
Zur Person: Rabbiner Dr. Salomon Stiebel (geb. 1840 in Mainstockheim): studierte nach 1861 in Würzburg, Berlin und Leipzig; 1866 bis 1875 Rabbiner in Schrimm (Srem), Posen, 1875 bis 1878 Rabbiner in Filehne (Wielen), Posen), 1881 bis um 1893 Rabbiner in Strasburg (Brodnica), Westpreußen, Religionslehrer am Gymnasium und an der höheren Töchterschule.     

Mainstockheim Israelit 23091868.jpg (115339 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. September 1868: "Mainstockheim. Es sei uns gestattet, dem Leserkreis dieses geschätzten Blattes, dessen Blüte wir mit größter Befriedigung sich immer reicher entfalten sehen, die Korrespondenz in der Beilage zu Nr. 19 des 'Israelit' - Schrimm, Provinz Posen - hiermit zu bestätigen. 
Dr. S. Stiebel aus Schrimm besuchte mit seiner jungen Gemahlin seine hier wohnenden Eltern und Geschwister. Von dem hiesigen Kultus-Vorstande aufgefordert, erfreute uns Dr. Stiebel am vergangenen Schabbat Paraschat Schofetim (d.i. Schabbat mit der Toralesung Schofetim = 5. Mose 16,18 - 21,9, das war am 22. August 1868) in der hiesigen Synagoge mit einer Rede, welche auf die Herzen aller Zuhörer einen überwältigenden Eindruck hervorbrachte. 
Nachdem der verehrte Redner im Eingange mit tief gefühlten Worten das Glück und die hohe Seligkeit zu schildern versuchte, die ihm der heutige Tag durch die Verkündigung des göttlichen Wortes an dieser geheiligten Stätte verschaffte, ging derselbe zur eigentlichen in allen ihren Teilen wohl durchdachten und von echt jüdischem Geiste durchwehten Rede über. 
Der Text 'Und all deine Kinder sind Lehrlinge des Herrn, und groß ist der Friede deiner Kinder' (Jesaja 54,13), welcher vom Redner auf sehr sinnige Weise erklärt wurde, gab ihm Gelegenheit, über Erziehung und Unterricht in so erhebender Weise zu sprechen, dass alle Zuhörer tief ergriffen waren, und den begeisternden und hinreißenden Worten in tiefer Stille und Andacht lauschten. Gewiss werden diese anregenden Worte noch lange in den Gemütern der Gemeindeglieder nachhallen! 
Möge diese Anerkennung des Verdienstes dem hoch verehrten Redner ein Zeichen unseres Dankes und eine Ermunterung sein, seine Bahn mutig zu verfolgen und fort und fort zum Heile Israels zu wirken."    

     
Über Dr. Salomon Stiebel und seine erfolgreiche Wirksamkeit in Schrimm (1868)  

Mainstockheim Israelit 06051868.jpg (88573 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Israelit" vom 6. Mai 1868: "Schrimm (Provinz Posen). Es ist wohltuend auch aus hiesiger, wenig gekannter Gemeinde einen erfreulichen Fortschritt auf dem Gebiete des jüdischen Religionsunterrichtes zu melden. Vor 1 1/2 Jahren verbanden sich mehrere wohlhabende Mitglieder hiesiger Gemeinde zu einem Vereine, der es sich zur Aufgabe machte, der Jugend einen guten hebräischen Unterricht, den sie bis dahin entbehrt, auf eigene Kosten zu verschaffen. - Da der größere Teil der hiesigen Juden erwähnter Vereinsmitglieder das Gymnasium besucht, musste auf eine Lehrkraft Bedacht genommen werden, die es vermag, dieser imponierend bei ihr den religiösen Geist zu wecken und zu erhalten. Und Gott sei Dank! In der Person des Dr. Stiebel aus Bayern hat der genannte Verein einen Mann gefunden, der durch eisernen Fleiß, seltene Ausdauer, herablassende Güte, und durch sein großes Wissen sich die Liebe seiner Schüler und Schülerinnen in dem Maße erworben hat, wie sie sonst nur eine öffentliche Lehranstalt aufzuweisen pflegt. - Mit seltener Hingebung widmen sie sich dem früher fast gar nicht gekannten Unterricht und lernen namentlich die dieser Schule auch angehörenden Primaner des Gymnasium den Wert des Ersteren kennen. - Mein Zweck ist nun heute über eine Feier zu berichten, die auf die Freunde des jüdischen Unterrichts einen bleiben Eindruck übte...".
Mainstockheim Israelit 06051868a.jpg (146881 Byte) ich meine die Prüfungsfeier. die am 2. Tag von Pessach stattfand. Nachdem Herr Dr. Stiebel über die Aufgabe der Religionsschule und der Hindernisse, die eine solche zu bestehen hat, besonders hier, wo sie von mancher Seite noch angefeindet wird, in ergreifenden Worten gesprochen, überraschten die Mädchen durch ihr so vielseitiges Wissen in allen Fächern des jüdischen Unterrichts ganz besonders. Man sah ihnen an, dass sie mit wahrer Hingebung demselben gefolgt sie; sie kannten nicht nur de Geschichte, sondern waren im Übersetzen der meisten Gebetstücke, eines Teiles der 'Sprüche der Väter', in den Glaubenslehren vollständig zu Hause. - Die Knaben, die noch einen zweiten Lehrer beschäftigen, zeigten nicht minder für die kurze Zeit des Bestehens der Schule bedeutende Fortschritte. Der größte Teil des Pentateuch wird von ihnen geläufig übersetzt, grammatisch analysiert und zum Teil auch Raschikommentar in ansprechender Weise vorgetragen. Außer der ganzen biblischen Geschichte, hatten sie auch die Pflichtenlehre gut inne. Nachdem nun alle Klasse die Befriedigung aller Anwesenden erreichten, wurden von den drei Schülern der ersten Klasse, [Primaner und Sekundaner], freie Vorträge über Psalmen, Geschichte und Propheten gehalten, die gleichfalls das Zeugnis ablegten, mit welcher Lust sich diese Jünger der Wissenschaft dem jüdischen Religionsunterricht hingeben. - 
Es bleibt nur zu wünschen, dass diese Schule, die jetzt von 65 Schülern besucht wird, eine allgemeine werde, und auch der Wissensdurst der Kinder, deren Eltern dem Vereine ohne Grund fern stehen, gesättigt werde. 
Aber der Verein hat auch in dem erwähnten Dr. Stiebel als Prediger eine gute Akquisition gemacht. So wie er durch angeführte Eigenschaften die Herzen der Kinder gewinnt, so übt seine feurige begeisterte Rede einen überwältigenden Eindruck auf die Zuhörer, und namentlich wenn es gilt, gegen ein altes vorherrschendes Übel das Wort zu ergreifen, da wird er so hinreißend, dass seine Worte noch lange nachhallen. - 
Wolle Gott der Schule auch ferner seinen Beistand verleihen!"     

     
Die jüdische Gemeinde möchte ihr Archiv aufarbeiten (1913)

Dettelbach FrfIsrFambl 07111913.jpg (73461 Byte) Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. November 1913: "Dettelbach, Bayern. Einen interessanten Vortrag hielt unser Lehrer Mannheimer. Er hatte in mühevoller Arbeit die alten Akten der Gemeinde gesammelt und eine Art Chronik dazu geschrieben. Acht Foliobände mit 2213 Belegen, mit Sachregister und Nummern versehen, bilden nun den Grundstock eines Archivs der Gemeinde. In einem einstündigen Vortrag referierte er darüber und erntete reichen Beifall für seine interessanten Ausführungen. - 
Auch war die Nachbargemeinde Mainstockheim durch ihren Vorstand und mehrere Gemeindemitglieder vertreten, da sie ebenfalls ihr altes Aktenmaterial sichten und binden lassen will. Das sollte und könnte in noch vielen Gemeinden geschehen! Heimatliebe und jüdische Pietät sollten dahin führen. In dieser Beziehung hat sich Lehrer Mannheimer um die hiesige Kultusgemeinde ein bleibendes Verdienst erworben. S." 

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
  
Probleme der Ehescheidung von David Reichard Mendel und Fanny geb. Feldheim (1859)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Mai 1859:  "Aus Bayern, Mai (1859). Die in Nummer 20 dieser Zeitung auf Grund mündlicher Mitteilung gegebene Notiz, Erlass des Rabbiners Bamberger betreffen, bedarf insofern einer Berichtigung, als nicht eine Trauung, sondern die von Herrn Rabbiner Dr. Werner unter Assistenz der Herren Rabbinen Dr. Löwi in Fürth und Lebrecht in Niederwerrn vorgenommene Ehescheidung für nicht gültig erklärt wird. Wir glauben im Interesse der verehrlichen Leser zu handeln, wenn wir das merkwürdige Elaborat hier wörtlich folgen lassen. Es lautet: 'Es hat sich die Kunde verbreitet, David Reichard Mendel, Weinhändler von Mainstockheim (diesseitigen Rabbinats), welcher sich nach Amerika entfernte, habe für seine Ehefrau Fanny Mendel geb. Feldheim von Dettelbach, von Amerika aus einen Scheidebrief geschickt, und sei dieser auch bereits derselben unter Leitung des Dr. Werner, Rabbiners zu Adelsdorf, behändigt worden. Damit sich nun die Meinung nicht geltend mache, als wäre dieser Scheidebrief meiner religiösen Überzeugung entsprechend, und folglich auch für mich als maßgebend zu erachten: erkläre ich hiermit, dass dies der Fall durchaus nicht sei, ich vielmehr in vorliegender Ehescheidungssache eine Erklärung dahin abgegeben habe, dass ich bereit sei, die Leitung fraglichen Ehescheidungsaktes unter den Bedingungen vorzunehmen, dass entweder David Reinhard Mendel persönlich dahier erscheine, um seiner Ehefrau den Scheidebrief zu behändigen, oder vor dem Herrn Oberrabbiner Dr. Adler zu London und dessen Rabbinatskollegium und unter dessen Leitung einen  Abgeordneten zur Überreichung des Scheidebriefs beordre; dass in Amerika mir aber kein Rabbinatskollegium sowohl in orthodox-religiöser Beziehung, als bezüglich der rituellen Kenntnisse in der Art bekannt sei, dass ich, ohne Verletzung meines Gewissens, dasselbe mit obiger Scheidungsangelegenheit betrauen könnte. - Eingangsgenannter wird Vorstehendes den dortigen Kultusmitgliedern geeignet bekannt gegeben. Würzburg, im Dezember 17858. Der Distriktsrabbiner Seligmann Bär Bamberger.'  - Es hat dieses Plakat unterdessen die gebührende Würdigung von Seite der beteiligten Herren Rabbinen gefunden. - Es ist mir übrigens ein Fall bekannt, wo derselbe würdige Herr schon vor mehreren Jahren auf weit mehr verletzende Art in einer Ehescheidungssache intriguierte, die seinen Rabbinatsdistrikt gar nicht berührte, und bei welcher die amerikanischen Rabbinatskollegien auch nicht ins Spiel kamen, da beide Eheleute anwesend waren. Der schönen jüdischen Sitte folgend, nicht mit Bösem zu schließen, wollen wir mitteilen, dass die Königliche Regierung der Oberpfalz die jüngst beregte Anordnung des Magistrats Amberg in erfreulicher Weise wieder aufgehoben hat. R."         

 
Zum Tod von Jakob Stiebel, Vater von Rabbiner Dr. Salomon Stiebel (1879) 

Mainstockheim Israelit 26021879.jpg (148992 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Februar 1879: "Mainstockheim. Durch den unerforschlichen unabänderlichen Ratschluss der obwaltenden Vorsehung hat unsere Gemeinde einen bedauernswerten Verlust erlitten. Unser allbeliebtes Gemeindemitglied, Herr Jakob Stiebel seligen Angedenkens, hat das Zeitliche gesegnet, er ist heimgegangen zu seinen Vätern, um von dem Allvater im Himmel den Lohn für sein gottgefälliges Leben zu empfangen. Der Verewigte lebte zwar in bescheidenen Verhältnissen, dies hinderte ihn jedoch nicht, seine Kinder zu Gottesfurcht und Tugend zu erziehen. Sein einziges Streben war stets, seinen Kindern regen Sinn für die Tora einzuflößen und er hat auch ein günstiges Resultat hierin erzielt. Herr Dr. S. Stiebel, Rabbiner zu Strasburg in Westpreußen, dessen Name in orthodoxen Kreisen von gutem Klang ist, ist sein ältester Sohn. Der zweite der Vorstand unserer Gemeinde, erfreut sich ebenfalls ob seines echt jüdischen Charakters und seiner allbekannten Wohltätigkeit des besten Rufes in hiesiger Gegend. Der Verewigte befleißigte sich stets der strengsten Rechtlichkeit in Handel und Wandel, er versäumte nie, wenn nicht durch besondere Umstände gehindert, das Gebet in der Synagoge, er war überhaupt in echtem Sinne ein Jehudi von altem Schlage, dessen Reihen heute leider so sehr gelichtet sind. Herr Rabbiner Adler aus Kitzingen sprach auch am Sarge des Verewigten in diesem Sinne, indem er besonders die Tatsache hervorhob, dass der Verblichene, zwar nicht selbst ein Sohn der Tora (sc. er hat nicht Tora studiert), doch sehr große Liebe zur Tora zeigte, wovon die Erziehung seiner Kinder zur Tora am besten zeugt. Möge der Verblichene in den lichten Sphären die ewige Ruhe finden nach einem dornenvollen, von manchen Schicksalsschlägen heimgesuchten irdischen Dasein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

    
Zum Tod des langjährigen Kultusvorstandes in Mainstockheim, später in Kitzingen  Hirsch Stern (1892)    

Mainstockheim Israelit 10111892.jpg (89445 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1892: "Kitzingen. Eine angesehene Familie und mit ihr die hiesige Gemeinde und das orthodoxe Judentum hat einen tief schmerzlichen Verlust erlitten. Am 1. November schied nämlich im Alter von 70 Jahren und 10 Monaten Herr Kaufmann Hirsch Stern, früher langjähriger Kultusvorstand in dem nahen Mainstockheim und später hier, aus dem Leben. Die äußerst zahlreiche Beteiligung aus allen Schichten der hiesigen Bevölkerung bei dem Leichenbegängnisse bewies, dass der Verlebte, der seit Jahren auch das Amt eines Gemeindebevollmächtigten in hiesiger Stadt bekleidete, in hohem Ansehen stand. In der Leichenrede betonte Herr Distrikts-Rabbiner Adler, dass der Verstorbene bei liebevollstem Wesen gegen jeden Menschen, ohne Unterschied des Bekenntnisses, treu am Judentums hing und die Vorschriften desselben aufs Strengste befolgte, und hob von den vielen Tugenden, die ihn zierten, die Redlichkeit, Wohltätigkeit und Bescheidenheit hervor. 
Der gute Name, der gute Ruf, den der teuere Verblichene in ganz seltener Weise hinterlassen hat, wird Manchen zur Nacheiferung anspornen, sodass er noch nach seinem Tode Gutes stiften und sein Andenken zum Segen gereichen wird. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

    
Zum Tod von Benjamin S. Sonder (1903)  
Anmerkung:  Benjamin S. Sonder wird genannt bei R. Strätz, Biographisches Handbuch Würzburger Juden S. 567 als Mehlhändler in Mainsondheim (statt: Mainstockheim), verheiratet mit Babette geb. Simon. Sein Sohn Nathan Sonder (geb. 1863 in Mainstockheim, gest. 1934 in Würzburg) war später als Weinhändler in Mainstockheim tätig, ab 1910 als Versicherungs-, Warenagent in Würzburg. Nathans Frau Betti Sonder geb. Stern (geb. 1865 in Mainstockheim als Tochter des Viehhändlers Maier Stern und der Regina geb. Hanauer) verzog 1935 zur Tochter Else verh. Pohly nach Saarbrücken.  

Mainstockheim Israelit 04061903.jpg (168827 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1903: "Mainstockheim (Unterfranken). In einer kleinen Gemeinde ist der Verlust eines jeden Mitgliedes sehr schmerzlich. Umso empfindlicher ist aber der bei uns dieser Tage betroffene Schicksalsschlag; denn seit kaum einem Jahre ist es das dritte Gemeindemitglied, das Gott abberief, und außerdem war es auch eine der Zierden unserer Gemeinde, die uns der unerforschliche Ratschluss des Allmächtigen entriss.    
Am 22. Ijjar verschied hier nämlich im Alter von 68 Jahren Herr B. S. Sonder, dessen Vorzüge es wohl verdienen, auch in Ihrem geschätzten Blatte gewürdigt zu werden. Da in unserer materiellen Zeitströmung die Glaubensstarken leider immer seltener werden, so hat mit seinem Hingange nicht nur die hiesige Gemeinde, sondern das ganze orthodoxe Judentum einen herben Verlust erlitten. Pflegte der Entschlafene doch nach Kräften die Säulen des Judentums: Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit. Obwohl er nur die hiesige israelitische Volksschule besucht hatte, eignete er sich viele profane Kenntnisse und jüdisches Wissen in solch hohem Maße an, dass ihm von Rabbi Seligmann Br Bamberger seligen Andenkens der Ehrentitel Chower (Ehrenrabbiner) verliehen wurde. Die Aneignung eines solch hohen Schatzes von Tora ermöglichte ihm seine vorzügliche Begabung im Vereine mit aufrichtiger Liebe zur Tora. Was Awoda, den Gottesdienst, anlangt, werden wir alltäglich an seinen allzu frühen Verlust erinnert, denn er gehörte zu den regelmäßigen und eifrigsten Besuchern der Synagoge. Wie sehr vermissen wir seine Person und können uns nicht sobald daran gewöhnen, seinen Platz leer zu sehen. Wohltätigkeit und Gerechtigkeit übte er nicht nur als Gabbai für die Chewra Kadischa und für das Heilige Land, sondern auch aus eigenem Vermögen mit vollen Händen aus. Auch unerschütterliches Gottvertrauen zierte den Entschlafenen. Prüfungen blieben auch ihm nicht erspart; denn er musste gelebte Kinder im Knaben- und im Jünglingsalter ins Grab sinken sehen. Doch das Gottvertrauen erhielt ihn aufrecht. Ferner verdient seine Friedensliebe Erwähnung; nicht nur seinen Verwandten, sondern allen Nebenmenschen gegenüber bewies er dieselbe, sodass er, ohne einen Feind zu hinterlassen, von dannen scheiden konnte. Gewiss findet er für alle erworbenen Verdienste in jener besseren Welt den Lohn, der ihm gebührt.
Und er lasse verschwinden den Tod auf ewig ...".      
   
Mainstockheim Israelit 08061903.jpg (68540 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1903: "Mainstockheim. Zu Ihrem Berichte über das Hinscheiden des Herrn Benjamin Sonder sei zu dessen Ehre noch Folgendes bemerkt: Es wurde von der Familie Sonder der zuständige Herr Distrikts-Rabbiner Bamberger aus Würzburg berufen, um eine Grabrede zu halten, welchem Wunsche auch dahier, bevor die Leiche nach dem Friedhof Rödelsee abging, entsprochen wurde. Der Herr Rabbiner leitete seine Rede mit der Bibelstelle ein...   

   
Zum Tod des langjährigen Kultusvorstehers und ehemaligen Lehrers am Lehrinstitut Mainstockheim Gerson Kahn (1910) 
Anmerkung: Gerson Kahn wird genannt bei Strätz, Biographisches Handbuch Würzburger Juden S. 289 als Weinhändler in Mainstockheim, verheiratet mit Babette geb. Adler. Sein Sohn Raphael Kahn (geb. 1878 in Mainstockheim, gest. 1937 ? in Würzburg) war als Kaufmann in Mainstockheim und Kitzingen tätig. Seit 1934 lebte Raphael Kahn mit seiner Frau Hedwig geb. Stern (geb. 1882, gest. 1937 in Würzburg) im jüdischen Altersheim in Würzburg.      

Mainstockheim FrfIsrFambl 28101910.jpg (106423 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Oktober 1910: "Mainstockheim (Unterfranken). Hier verschied der langjährige Kultusvorstand der israelitischen Gemeinde, Gerson Kahn. Er ragte an Bildung und Wissen weit über den sogenannten 'Durchschnitt' hinaus. Hatte er doch Gymnasium und Universität besucht, um Rabbiner zu werden! In seiner Jugend wirkte er als Lehrer im Rheinland und dann am hiesigen Lehrinstitut, das später nach Burgpreppach übersiedelte und die jetzige Präparandenschule bildet. Erst dann widmete er sich dem Geschäfte, dem Weinhandel. Das Vertrauen seiner Mitbürger rief ihn in die politische Gemeindeverwaltung. Mehr als 20 Jahre war er Kultusvorstand dahier. 
Bei der Beerdigung sprachen Rabbiner Bamberger - Würzburg, Rabbiner Adler - Kitzingen, der Schwager des Heimgegangenen, Dr. chem. Schulhöfer - Würzburg als Mitlogenbruder und Stern - Mainstockheim für die jüdische Gemeinde daselbst. M."   

    
Zum Tod der Rabbinerwitwe (Burgpreppach) Frau Hirsch (1915)     
Anmerkung: Eine besondere Beziehung von Frau Hirsch zu Mainstockheim war dadurch gegeben, dass ihr Mann, Rabbiner Dr. Abraham Hirsch nach 1866 ein Handels- und Erziehungsinstitut in Mainstockheim leitete (siehe oben), das dann als Präparandenanstalt nach Burgpreppach verlegt wurde.

Mainstockheim Israelit 22041915.jpg (139579 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1915: "Mainstockheim, 16. April (1915). Am 7. Tag des Pessachfestes (= 5. April 1915) starb hier nach kurzem Leiden unerwartet im Alter von 73 Jahren eine unserer besten und edelsten Frauen, die Rabbinerwitwe Frau Hirsch - sie ruhe in Frieden. Ein vorbildliches Leben hat mit dem Heimgange dieser edlen, für Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit begeisterten Frauengestalt einen würdigen Abschluss gefunden. Als Tochter des Rabbiner J.G. Adler - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - in Burgpreppach hatte sie in einem Hause, in dem alte echtjüdische Frömmigkeit ihren Sitz hatte und an der Seite ihres früh heimgegangenen Gatten, Rabbiner Abraham Hirsch - seligen Andenkens - des Begründers der Israelitischen Präparandenschule, Burgpreppach, das Leben einer wackeren Frau in des Wortes schönster Bedeutung geführt, welche Tugenden sie auch in ihrem Witwendasein treulich hütete. Da ihr der Kindersegen versagt war, so fand sie ihr schönstes Glück darin, wenn sie an den Feiertagen in ihrer stillen Häuslichkeit in Mainstockheim, wohin sie nach dem Tode ihres Mannes übersiedelte, ihre auswärtigen jugendlichen Anverwandten, denen sie mit mütterlicher Liebe und Fürsorge zugetan war, als Gäste bewirten konnte. 
Auf Wunsch der Verstorbenen fand die Beisetzung in Burgpreppach, der Ruhestätte ihres seligen Mannes, statt, wohin eine große Trauerschar aus allen Kreisen der Bevölkerung gefolgt war. Herr Distriktsrabbiner Dr. Cohn schilderte in kurzen, aber beredten und ergreifenden Worten die reichen Tugenden der Dahingeschiedenen. Insbesondere hob er im Auftrage des Kuratoriums der 'Talmud-Tora-Schule' deren reges Interesse für die Förderung der Schule hervor, das sie insbesondere durch eifrige Sammlungen zu Gunsten der Schulklasse zum Ausdruck brachte.
Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

       
Zum Tod des Nathan Nußbaum (1921)   

Mainstockheim Israelit 05051921.jpg (58648 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1921: "Mainstockheim, 27. April (1921). Unsere Gemeinde hat einen schweren Verlust durch den schon am 6. Adar II (= 16. März 1921) erfolgten Heimgang des Nathan Nußbaum erlitten. Allüberall, wo es galt, einem beizustehen oder positiv für das Judentum einzutreten, war der Verblichene, der ein Alter von nur 58 Jahren erreicht hat, in erster Linie auf dem Plan. Herr Rabbiner Dr. Hanover aus Würzburg schilderte den Dahingeschiedenen in markanten Worten und gab dem Schmerze der betroffenen Familie beredten Ausdruck. Möge Gott der schwer geprüften Gattin in ihren Kindern wahren Trost erblühen lassen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

   
Zum Tod von Fanny Stern (1921)  

Mainstockheim Israelit 02061921.jpg (98633 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1921: "Mainstockheim, 23. Mai (1921). Unsere Kultusgemeinde hat heute wiederum einen schweren Verlust zu beklagen. Am Donnerstag, den 19. Mai wurde Frau Fanny Stern, unter großer Beteiligung Angehöriger aller Konfessionen zur letzten Ruhe geleitet. Der Verlust dieser edlen Frau ist umso schmerzlicher, als gerade in kleineren Gemeinden solche wahrhaft und echtjüdische Frauengestalten immer seltener werden. Aus streng frommem Haus stammend, hatte sie die Traditionen, die sie ererbt, auch im eigenen Hause weiter gepflegt und auf ihre Kinder übertagen, die sie als fromme und brave Juden zu erziehen verstand. Liebenswürdig, gefällig und stets hilfsbereit gegen Jedermann ohne Unterschied des Standes und der Religionsangehörigkeit hatte sie nur Freunde sich erworben. Diese stete Hilfsbereitschaft übertrug sie auch auf ihre Söhne, die sich besonders während des langjährigen Krieges auf das Beste bewährte. Möge das allgemeine Mitgefühl über den Verlust ein Trost für die traurig Hinterbliebenen sein. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

      
Zum Tod der Frau Stern geb. Schloss (1922)  

Mainstockheim Israelit 07091922.jpg (94887 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1922: "Kitzingen. 28. August (1922). Einen schweren Verlust erlitt unsere Nachbargemeinde Mainstockheim durch den Heimgang der Frau Josef Stern geb. Schloss. Die allzu früh Dahingeschiedene war eine jüdische Frau im wahrsten Sinne des Wortes. Ihre Freundlichkeit, Liebenswürdigkeit und Menschenliebe waren mustergültig. Keine Gelegenheit bei Tag oder Nacht versäumt sie, ihren leidenden Mitmenschen Trost und Hilfe zu spenden. An ihrer Bahre schilderte Herr Rabbiner Dr. Feinberg, Würzburg in Vertretung des beurlaubten Herrn Dr. Hannover in einem warm empfundenen Nachruf die Verdienste der Verstorbenen und Herr Pfarrer Luttenberger hob ganz besonders hervor, dass sie Wohltätigkeit gegen jeden ohne Unterschied des Standes und Konfession übte und bezeichnete ihren religiösen Sinn sowie regelmäßigen Besuch der Synagoge als nachahmungswert für alle. Möge die allgemeine Teilnahme aller, die sie kannten, ein Trost für die Hinterbliebenen sein. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

        
Zum Tod von Raphael Kahn - Mainstockheim - Kitzingen (1937)  

Mainstockheim Israelit 25021937.jpg (85200 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1937: "Mainstockheim (Unterfranken), 20. Februar. Im Altersheim zu Würzburg starb am Sonntag, den 14. Februar, der hierorts geborene Raphael Kahn im Alter von 60 Jahren. Ein Sohn des einstigen, hiesigen Kultusvorstandes Gerson Kahn - seligen Andenkens - setzte er die frommen Traditionen des Elternhauses im ganzen Leben in die Tat um. Auf seinen weiten Reisen als Weinhändler war er als frommer Jehudi in allen Großstädten, die er berührte, hoch geschätzt. Ständig Worte der Tora auf den Lippen, mahnend und anregend, lehrte er noch mehr durch sein Beispiel und Opfer. In Kitzingen, wo er sich niedergelassen hatte, gehörte er zu den ersten und eifrigsten Förderern des Toralernens unter der Jugend durch Gründung des Chinuch Neorim dortselbst. Bei der im altehrwürdigen Friedhof zu Rödelsee stattgehabten Beerdigung schilderte Lehrer Bamberger, Kitzingen, in sinniger Anlehnung an die laufende Sidrot (Wochenabschnitt der Tora) die guten Taten des Heimgegangenen und Herr Lehrer Lomnitz, Mainz, dankte im Namen der Familie. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

      
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Anzeige der Weinhandlung von Rafael Kahn (1924)  
Anmerkung: siehe Bericht zum Tod von Rafael (Raphael) Kahn von 1937 oben.    

Mainstockheim Israelit 20031924.jpg (20001 Byte)Haupterwerbszweig mehrerer jüdischer Familien war der Handel mit Wein, links eine Anzeige der Weinhandlung von Rafael Kahn in Mainstockheim (aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März 1924). Die hebräischen Begriffe bedeuten rechts und links: "Koscher al Pessach", d.h. auch zum Genuss am Passah-Fest mit seinen strengeren Kaschrut-Vorschriften geeignete Waren.  

    
Anzeige der Fellenwarenfabrik H. Höchster (1897)  

Mainstockheim Israelit 08101897.jpg (31360 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1897: "Solider, fleißiger Reisender findet per sofort Stellung in meinem Hause. (Samstags geschlossen). Offerten bei freier Station erbittet sofort 
K. Höchster, Fellenwarenfabrik, Mainstockheim am Main."    

    
Dokument zu Wolf Rothstein in Mainstockheim 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)   

Umschlag eines zwischen 1862 
und 1867 versandten Briefes
Mainstockheim Dok 015.jpg (145880 Byte)
  Der Brief wurde von Hassfurt an Wolf Rothstein in Mainstockheim zwischen 1862 und 1867 verschickt. Der Adressat Wolf Rothstein ist um 1806 geboren. Er starb am 25. Oktober 1895 in Mainstockheim. Er war seit 15. August 1835 mit Doelz geb. Stern (geb. 31. Juli 1815) verheiratet. 

    
Anzeige des Metzgermeisters Simon Sonder (1902)        

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1902: "Zum sofortigen Eintritt suche ich für meine am Samstag und Feiertagen streng geschlossene Metzgerei und Wurstlerei einen kräftigen
Lehrling 
oder angehenden Gesellen. 
Simon Sonder
, Metzer, Mainstockheim am Main."     

    
Hochzeitsanzeige von Kurt Reichenbach und Meta geb. Wurzmann (1921)  

Mainstockheim Israelit 05051921a.jpg (37936 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1921: "Gott sei gepriesen. Kurt Reichenbach - Meta Reichenbach geb. Wurzmann. Vermählte. Halberstadt - Mainstockheim (Unterfranken). 
Trauung: Hotel Goldschmidt, Würzburg. Montag, 9. Mai, Rosch Chodesch Ijjar."     

      
Verlobungsanzeige von Rosel Abraham und Louis Wurzmann (1922)   

Mainstockheim Israelit 03081922.jpg (28782 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. August 1922: "Statt Karten! 
Rosel Abraham - Louis Wurzmann. Verlobte. Köln am Rhein, Ehrenstraße 80/82  - Mainstockheim / Mailand. 
Am Heiligen Schabbat Ekew (Schabbat mit der Toralesung Ekew = 5. Mose 7,12 - 11,25, d.i. Schabbat, 12. August 1922".     

   
Verlobungsanzeige von Recha Nußbaum und Josef Levi (1922)   

Mainstockheim Israelit 14091922.jpg (23373 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1922: 
"Recha Nußbaum - Josef Levi. Verlobte. 
Mainstockheim - Fulda. September 1922."  

    
Verlobungsanzeige von Meta Sonder und Theo Stern (1924)  

Mainstockheim Israelit 15051924.jpg (31870 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1924: "Statt Karten!  
Meta Sonder - Theo Stern    -   Zita Stern - Leo Sonder   
grüßen als Verlobte.  
Mainstockheim  -  Chemnitz  - Mai 1924."     
Mainstockheim Justin Sonder 010.jpg (105856 Byte)Hinweis: für die in der NS-Zeit ermordete Zita Sonder geb. Stern wurde in Chemnitz in der Zschopauer Straße 74 im Juli 2007 ein "Stolperstein" verlegt. Ihr Mann Leo Sonder (gest. 1949 an den Folgen der Haftzeit) und der Sohn Justin Sonder (geb. 1925 in Chemnitz) waren Überlebende der Lager; über Justin Sonder vgl. Wikipedia-Artikel "Justin Sonder" und zahlreiche Presseartikel und Fotos, die über die Suchmaschinen leicht gefunden werden können; eingestellt ist als pdf-Datei ein Artikel aus der Main-Post von Torsten Schleicher vom 18. Mai 2011 mit einem Interview mit Justin Sonder "In Auschwitz hat mich Gott verlassen". 
Das Foto von Justin Sonder aus der Website des Julius-Echter-Gymnasiums Elsenfeld: Seite zu Justin Sonder.     
Weiterer Artikel in der "Main-Post" am 30.5.2011: "Echo aus Chicago auf Main-Post-Artikel. Reaktion auf Bericht zu Justin Sonder. Ehemaliger Mainstockheimer meldet sich": eingestellt als pdf-Datei (Bericht über Walter Reed, aus der Familie Sonder in Mainstockheim).    

  
Verlobungsanzeige von  Berta Nussbaum und J. E. Neumann (1925)  

Mainstockheim Israelit 08041925.jpg (25040 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. April 1925: 
"Berta Nussbaum - J.E. Neumann. Verlobte. 
Mainstockheim
- Heilbronn a.N. Pessach 5685."     

   
Trauungsanzeige von J.E. Neumann und Berta geb. Nussbaum (1925)

Mainstockheim Israelit 28051925.jpg (39970 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1925: "Statt Karten - Gott sei gepriesen -. 
Zu unserer am Montag, den 1. Juni 1925, mittags 1/2 12 Uhr im Hotel Goldschmidt, Würzburg, stattfindenden Trauung laden wir alle Freunde und Bekannte herzlichst ein: 
J.E. Neumann - Berta Neumann geb. Nussbaum
. Heilbronn a.N., Allee 52 - Mainstockheim."

   
Heiratsanzeige von Walter Nussbaum und Helene geb. Adler (1931)   

Mainstockheim Israelit 03121931.jpg (37070 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember 1931: 
Gott sei gepriesen
. Walter Nussbaum - Helene Nussbaum geb. Adler.  Vermählte.   
Brüssel, Rue Belliard 145 / Mainstockheim - Bad Orb, Hotel Adler.  
Trauung: Sonntag, den 6. Dezember, 2. Tag von Chanukka, 2 Uhr. Hotel Ulmann, Frankfurt am Main."  

  
Heiratsanzeige von Julius Wallach und Bella geb. Friedmann (1934)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1934: 
"Julius Wallach - Bella Wallach 
geb. Friedmann
. Vermählte. 
Trauung: Sonntag, 18.11.1934 in Fulda, Rhabanusstraße 32. 
Fulda - Mainstockheim."        

  
Verlobungs- und Hochzeitsanzeigen von Melanie Nussbaum und Erich Knurr (1934)       

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1934: "Gott sei gepriesen. 
Melanie Nussbaum - Erich Knurr. Verlobte.  
Heilbronn a. N. /Achtungsstraße 19  -  Mainstockheim     -  Aurich /Ostfriesland.  
Empfang: In Heilbronn: Simchat Tora 5695 und Schmini Azeret / 1. und 2. Oktober 1934. 
In Aurich: am Heiligen Schabbat mit der Toralesung Bereschit / 6. Oktober 1934".     
 
Anzeige in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. März 1935:  
"Erich Knurr - Melanie Nussbaum  zeigen ihre Vermählung an.  
Aurich - Ostfriesland     -  Heilbronn a.N. / Mainstockheim.  
Trauung: Dienstag, 5. März, in Hannover, Restaurant de Vries, Herschelstraße 35."   

    
Anzeige der Metzgerei und Wurstlerei Simon Sonder (1902)   

Mainstockheim Israelit 04121902.jpg (44031 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1902: 
"Zum sofortigen Entritt suche ich für meine am Samstag und Feiertagen streng geschlossene Metzgerei und Wurstlerei einen kräftigen 
Lehrling
 
oder angehenden Gesellen. 
Simon Sonder, Metzger, Mainstockheim.

    
    
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: Grabstein in New York für Mina Dingfelder geb. Ullmann aus Mainstockheim (1843-1916)       
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.      

Mainstockheim New York Salem 1673a.jpg (111708 Byte)   Mainstockheim New York Salem 1673.jpg (192812 Byte)  "Ruhestätte unserer geliebten Mutter 
Mina Dingfelder Geborne Ullmann
 
Geb. in Mainstockheim, Bayern 
14. August 1843 Gest. 11. Mai 1916. 
Mit Weisheit öffnete sie ihren Mund 
und immer war die Lehre der Liebe auf ihrer Zunge".   

      

Postkarte an Benno Stern, 
Weinhandlung in Mainstockheim (1922)  
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries) 
Mainstockheim Dok 15153.jpg (103034 Byte) Mainstockheim Dok 15153a.jpg (98125 Byte)
Die Postkarte an Herrn Benno Stern, Weinhandlung in Mainstockheim, wurde versandt von Gastwirt Johann Synderhauf aus Döbra am 30. Oktober 1922. 
Die Geschichte der Familie Stern ist eng und über lange Zeit verbunden mit Mainstockheim. Bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts (1704) lassen sich die Spuren der Vorfahren zurück verfolgen. Benno (Benjamin) Stern ist einer der zahlreichen Nachkommen dieser Familie. Benno (Benjamin) Stern (geb. 4. September 1880 als Sohn von Moses Stern und Fanny Stern geb. Kraemer) war verheiratet mit Rosi Stern geb. Wolf (geboren am 26. Oktober 1891). Benno Stern war Inhaber oder Teilhaber einer Weinhandlung in Mainstockheim. Rosi Stern starb am 18. Dezember 1948. Ihre Todesanzeige in der amerikanisch-jüdischen Zeitung "Aufbau" vom 24.12.1948 (siehe unten) legt nahe, dass Benno (Benjamin) Stern und Rosi Stern noch in die USA emigrieren konnten. Benno (Benjamin) verstarb ebenfalls in New York.
Quellen: http://freepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com/~alcalz/aufbau/1948/1948pdf/j14a52s18280032.pdf 
http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf/en_de_ju_sky10401.pdf 
http://www.geni.com/people/Benjamin-Stern/6000000005616378927?through=6000000005617319056     
     
Todesanzeige für Rosi Stern geb. Wolf
 (früher Mainstockheim; 1948) 
(erschien im "Aufbau" vom 24.12.1948) 
Mainstockheim Aufbau 24121948.jpg (32615 Byte)  

   
     
     
Zur Geschichte der Synagoge              
    
Zunächst bestand eine Synagoge nicht bekannten Baujahres. Eine neue Synagoge wurde in Mainstockheim 1836 erbaut. Dabei wurde das Inventar aus der alten in die neue Synagoge übernommen. Die Fenster der neuen Synagoge zeigen einen charakteristischem Rundbogenstil aus der Zeit der 1830er-Jahren. Im Gebäude der Synagoge befand sich auch das Gemeindehaus der jüdischen Gemeinde, das rituelle Bad und die Israelitische Elementarschule.  
   
1936 konnte in der Gemeinde noch das 100jährige Bestehen der Synagoge gefeiert werden.  
 
Bericht über die Feier des 100jährigen Bestehens der Synagoge im Dezember 1936    

Mainstockheim Israelit 23121936.jpg (145703 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1936: "Mainstockheim, 15. Dezember (1936). Die hiesige Gemeinde feierte jüngst das Fest des 100jährigen Bestehens ihrer Synagoge, wozu sich zahlreiche Gäste eingefunden hatten. Hauptlehrer Friedmann sang das Ma tauwu, worauf das Minchagebet folgte. Der Kultusvorstand begrüßte dann in herzlicher Art die Erschienenen und sprach das sche'hechejanu-Gebet (sc. Dankgebet/Dankbracha für den Feiertag: 'der uns erleben ließ und uns erhalten hat und uns erreichen ließ diese Zeit'). Nach Gesang des Psalms 100 durch Hauptlehrer Friedmann bestieg Rabbiner Dr. Hanover, Würzburg die Kanzel, um in meisterhafter Form Sinn und Zweck einer solchen Feier gerade heutzutage darzulegen. Die Rede machte einen tiefen Eindruck. Hauptlehrer Friedmann sprach unter Anlehnung an Psalm 122 den Wunsch aus, die Synagoge möge auch fernerhin für die Gemeinde der Ort und Hort des Friedens, der Eintracht und der Stärke sein. Für die Kultusgemeinde Kitzingen brachte deren Vorstand, Oskar Hahn, freundnachbarliche Grüße und Glückwünsche, desgleichen Hauptlehrer A. Mannheimer für die Gemeinde Dettelbach. Letzterer gab auch einige Striche historischer Art für die Zeit, da die Synagoge gebaut wurde. Es waren bewegte Tage für Bayerns Juden. Mit dem heiligen Inventar und der Inneneinrichtung, die man von der alten Synagoge übernahm, sei auch der alte Geist mit eingezogen vor 100 Jahren. Lehrer Bamberger, Kitzingen, betonte die schönen familiären Beziehungen zwischen Mainstockheim und Kitzingen und erinnerte an das ideale Wirken der früheren Lehrer und Vorstände, die den konservativen Gemeindegeist pflegten und kräftigen. Interessante waren die Ausführungen von Hauptlehrer Kissinger*, Würzburg, der vor 66 Jahren die Schule in Mainstockheim besuchte. Er ließ das Bild alter Tage erstehen, insbesondere durch die Zeichnung mehrerer alter Vorsteher der Gemeinde. Lehrer Lomnitz**, Mainz, selbst ein Mainstockheimer Kind, entzückte alle durch seinen prachtvollen Gesang einiger Bibelverse. Mit dem Psalm 128, durch Hauptlehrer Friedmann vorgetragen, schloss die eindrucksvolle Feier. A.M."  
* Anmerkung: Lehrer David Kissinger (geb. 13. Juni 1860 in Rödelsee als Sohn des Kaufmanns Abraham Kissinger und der Fanny geb. Stern), war Lehrer u.a. in Ermershausen; 1925 zog er nach seiner Pensionierung nach Würzburg. 
**Anmerkung: Julius Lomnitz (geb. 20. März 1909 in Mainstockheim als Sohn des Weinhändler Josef Lomnitz und der Sofie geb. Kahn) studierte 1925 bis 1928 an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg. Er war seit 1933 Lehrer in Mainz. 

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung des Synagogengebäudes einschließlich der Ritualien durch SA-Leute und Ortsbewohner zerstört. 15 Torarollen und die Silbergeräte wurden gestohlen, teilweise bei der Überführung nach Kitzingen vernichtet. Das Gebäude blieb jedoch erhalten, auch auf Grund des Einschreitens des Bürgermeister, der die Synagogentüren versiegeln ließ. 

Nach 1945 waren in der ehemaligen Synagoge zeitweise Wohnungen für Flüchtlingsfamilien untergebracht. Später kam das Gebäude in den Besitz der auf Grund des Zuzuges von Flüchtlingen aus mittel- und ostdeutschen Gebieten entstandenen katholischen Kirchengemeinde und wird seit 1956 als katholisches Gemeindezentrum verwendet (Kirchweihe als katholische Kirche St. Gumbert). Eine Gedenktafel vom Bezirk Unterfranken wurde mit dem folgenden Text am Gebäude angebracht: "Dieses Gebäude, erbaut 1836, diente der Jüdischen Kultusgemeinde als Synagoge. Die Gemeinde gedenkt ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger. Zur Erinnerung und Mahnung". Von außen erkennbar ist noch das runde Fenster über dem ehemaligen Aron HaKodesch (Toraschrein). Vor dem Platz des Toraschreines befindet sich heute der Altar der katholischen Kirche.   
   
2007 wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt. Im Dezember 2016 wurde das 60. Kirchweihjubiläum der katholischen Kirche St. Gumbert in der ehemaligen Synagoge gefeiert. Dabei wurde eine neue jüdisch-christliche Gedenktafel "Von der Synagoge zur Kirche" eingeweiht. Die Tafel hat den Text: "Also gehören alle, die glauben, zu dem glaubenden Abraham und werde, wie er, gesegnet". Die Tafel wurde von P. Meinrad Dufner aus Münsterschwarzach gestaltet und neben dem Eingang der Kirche angebracht.        
    
    
Adresse/Standort der SynagogeAn der Synagoge 9 (kleine Seitengasse an der Hauptstraße ortsauswärts, Nähe Gasthof 'Goldener Löwe', Richtung Dettelbach; die alte Anschrift war: Hauptstraße 213)     
    
    
Fotos

Die ehemalige Synagoge      
Mainstockheim Synagoge 200.jpg (11285 Byte)
Kommentar zu dem Foto der ehemaligen Synagoge aus der Friedmann-Website (siehe bei den Links): "The home of my grandmother Bella in her youth was the synagogue in Mainstockheim. Her father, Siegbert Friedmann, was the Rabbi. Today the synagogue is a church. The synagogue building was saved from being burned during the war due to its closeness to the home of a Nazi neighbor"
     
Fotos von 2007
(Fotos Außenaufnahmen: Hahn, Aufnahmedatum 28.5.2007)
 
Mainstockheim Synagoge 310.jpg (81901 Byte) Mainstockheim Synagoge 311.jpg (83765 Byte) Mainstockheim Synagoge 315.jpg (98658 Byte)
Die ehemalige Synagoge, jetzt Kirche; rechts am Gebäude die Gedenktafel mit Inschrift: 
"Dieses Gebäude, erbaut 1836, diente der Jüdischen Kultusgemeinde als Synagoge. Die
 Gemeinde gedenkt ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger. Zur Erinnerung und Mahnung."
Straßenbezeichnung 
und Hinweisschild
   
   
Mainstockheim Synagoge 312.jpg (66878 Byte) Mainstockheim Synagoge 313.jpg (74747 Byte) Mainstockheim Synagoge 314.jpg (74191 Byte)
Eingangsbereich (mit Bautüre auf 
Grund des Umbaus 2007) 
Informationstafel der Katholischen
 Gemeinde St. Gumbertus 
Fassade der 
ehemaligen Synagoge 
     
Mainstockheim Synagoge 511.jpg (97361 Byte) Mainstockheim Synagoge 512.jpg (92304 Byte) Mainstockheim Synagoge 513.jpg (61005 Byte)
Innenaufnahmen der ehemaligen Synagoge, jetzt Kirche mit (rechts) zugemauertem Misrachfenster über dem Bereich des früheren Toraschreines (Fotos von 2005: Hans-Werner Büscher, Bad Oeynhausen und Bünde, Quelle: www.synagogen.info
     
     
 Erinnerung an die Ermordeten einer
jüdischen Familie in Fürth, Maxstraße 5
(Foto: Wolf-Dieter Gutsch) 
 
    Text der Tafel: "Im Gedenken an Bewohner der Maxstraße 5. Simon Höchster (*8.10.1890, Mainstockheim), der im Ersten Weltkrieg diente und am 8.5.1922 an den Folgen von Kriegsverletzungen in Fürth verstarb.  Martha Höchster geb. Seeberger (*11.2.1893 Gunzenhausen), Witwe von Simon Höchster (*6.2.1892, Mainstockheim) und Babette Paula Höchster geb. Ichenhäuser (*28.2.1897 Fürth). Sie wurden am 24.3.1942 nach Izbica (Polen) deportiert und ermordet." 

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

November 2009: In Mainstockheim sollen vier "Stolpersteine" verleht werden    
Artikel von Ralf Weiskopf in der "Main-Post" vom 13. November 2009: "Mainstockheim - Vier neue Stolpersteine". 
Zugestimmt hat der Gemeinderat Mainstockheim bei einer Gegenstimme einem Antrag von Dagmar Vosskühler vom Förderverein Alte Synagoge in Kitzingen. Sie hatte im Auftrag einer Familie aus Kitzingen angefragt, ob die Gemeinde bereit sei, vier 'Stolpersteine' zu genehmigen, de vor dem Haus der jüdischen Familie Rindsberg ins Pflaster eingelassen werden..."   
Artikel eingestellt als pdf-Datei     
  
November 2011: In Mainstockheim werden die ersten "Stolpersteine" verlegt   
Artikel von Ralf Weiskopf in der "Main-Post" vom 20. November 2011: "Zerstörte Leben kann man nicht ersetzen. 
Vier so genannte Stolpersteine erinnern vor dem Anwesen Nummer 9 am Mühlberg in Mainstockheim an das Ehepaar Rika und Siegfried sowie ihre Söhne Kurt und Herbert Rindsberg. Es sind die ersten Stolpersteine in Mainstockheim..." 
Link zum Artikel - auch eingestellt als pdf-Datei    
  
Oktober 2015: "Stolpersteine" für die Familie Schornstein werden verlegt   
Artikel von Gerhard Bauer in "Die Kitzinger"  vom 16. Oktober 2015: "Stolpersteine für die Familie Schornstein
An alle Opfer des Dritten Reiches sollen Stolpersteine in Städten und Gemeinden erinnern. Am Donnerstag wurden vier in den Bürgersteig in Mainstockheim eingelassen.

An alle Opfer des Dritten Reiches sollen Stolpersteine in Städten und Gemeinden erinnern. Am Donnerstag wurden vier in den Bürgersteig vor dem Anwesen Hauptstraße 25 in Mainstockheim eingelassen: zur Erinnerung an die Familie Schornstein, die in diesem Haus lebte. Als Vorsitzende des Kitzinger Fördervereins Alte Synagoge las Margret Löther aus der Familiengeschichte der Schornsteins, die bis zu ihrer Deportation nach Izbica (Polen) in Mainstockheim lebten. Gekommen waren am Donnerstag Charles und Avi Hexter, Ayelet Tsumi und Sara Kandler als Nachfahren der Familie.
Lang ansässig in Mainstockheim. Hermann Schornstein wurde 1894 in Bamberg geboren, die Eltern stammten aus Polen. 1920 heiratete der Kaufmann und Handlungsreisende in Mainstockheim Emilie Silber aus einer dort lang ansässigen und tief verwurzelten Familie. Er wurde nach der Pogromnacht vom 10. November 1938 verhaftet, kam nach Kitzingen ins Gefängnis und von dort in das Konzentrationslager nach Dachau. Am 20. Dezember 1938 wurde er wieder frei gelassen. Seine Frau Emilie wurde 1886 in Mainstockheim geboren. Das Ehepaar hatte drei Kinder. Einzig die 1922 geborene Martha Schornstein konnte dem Nazi-Terror im Alter von 17 Jahren entkommen und in die USA emigrieren, wo sie Leo Hexter heiratete und mit ihm vier Kinder bekam: Charles, Herbert, Pauline und Judy Hexter. Martha Schornstein-Hexter lebt heute in New York und ist mittlerweile 93 Jahre alt. Emilie Schornstein wurde wie ihr Mann Hermann ins Konzentrationslager Izbica deportiert. Sie kamen ebenso wenig zurück wie der 1923 geborene Sohn Justin und dessen 1926 geborene Schwester Babette. Sie war 1939 von den Eltern vorsorglich zu Verwandten nach Antwerpen geschickt worden. Als deutsche Truppen Belgien 1940 besetzten, musste sie wieder zurück nach Mainstockheim. Familie Hexter war bereits im vergangenen November auf der Rundreise zu den Wohnorten der Vorfahren, dazu gehören neben Mainstockheim auch Kleinlangheim, und zum jüdischen Friedhof Rödelsee. Auf ihre Initiative hin wurden die vier Stolpersteine gesetzt. Mit der Geschichte der Familie hat sich Elisabeth Böhrer aus Schweinfurt als Mitglied im Kitzinger Förderverein eingehend beschäftigt. In ihrem Vortrag merkte sie an, dass die Aufenthaltsorte der Familie und ihrer Mitglieder nicht eindeutig mehr feststellbar seien. Es sei ihr aber gelungen im Staatsarchiv in Würzburg Schriftstücke ausfindig zu machen, in der Justin Schornstein zuletzt als Schreinerlehrling bezeichnet und für den Wehrdienst wegen seiner jüdischen Herkunft als ungeeignet eingestuft wurde." 
Link zum Artikel  
 
September 2016: Auf den Spuren der Vorfahren  
Artikel von Josef Gerspitzer in der "Main-Post vom 26. September 2016: "MAINSTOCKHEIM. Auf den Spuren der Großmutter.
Kurzfristig kam aus den USA Marlene Smith-Ringler mit ihrer Tochter Elena Ringler-Tagoa nach Mainstockheim. Die beiden jüdischen Frauen besuchten die ehemalige Synagoge, heute katholische Kirche St. Gumbert, und das Geburtshaus der Großmutter Ruth Stern-Smith. Die Gäste zeigten sich sehr berührt, in welch positiver Weise in Mainstockheim gerade in der katholischen Kirche und auch in der Form der Stolpersteine im Mühlweg das Gedenken an die früheren jüdischen Bewohner und auch der Respekt vor der jüdischen Religion gelebt wird. Die Großmutter konnte 1939 noch rechtzeitig vor dem Vernichtungslager nach Amerika ausreisen. Sie lebt heute noch in den USA. Margret Löther vom Förderverein der ehemaligen Synagoge Kitzingen übernahm die Begleitung der jüdischen Besucher. Auf dem Programm stand auch ein Besuch auf dem jüdischen Friedhof in Rödelsee, wo es noch ein Grab der Familie Stern gibt."
Link zum Artikel   

  
    

Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Mainstockheim   
bulletKommerzielle Website zu Mainstockheim  
bulletInformationsseiten zur Gemeinde Mainstockheim auf der Website der Burschenschaft Mainstockheim  
bulletFamilien-Website 'Friedmann Family home & Synagogue, Mainstockheim"    Foto von Ida Friedmann (geb. 1888) 
bulletNamen der jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf einer Seite des Hauses der Bayrischen Geschichte  

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 353-354.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 86.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 518-520. 
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 102-103 (auch die versehentlich unter "Mainsondheim" stehenden Namen gehören zur Liste  Mainstockheim; in Mainsondheim gab es damals keine jüdische Gemeinde mehr).
bulletMichael Schneeberger: "Da ham mer nix". Die Geschichte der Juden von Mainstockheim. Serie: Jüdische Landgemeinden in Bayern (28). In: Jüdisches Leben in Bayern. Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. 26. Jg. Nr. 115 April 2011 S. 36-43.
bulletFranken Obpf Lit 010.jpg (75915 Byte)Hans-Peter Süss: Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und Oberfranken. Verlag Dr. Faustus Büchenbach 2010 (Reihe: Arbeiten zur Archäologie Süddeutschlands Band 25). Zu Mainstockheim S. 85-87.    

           
            


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Mainstockheim  Lower Franconia. Jews are first mentioned in 1594. In 1771 refugees from Kitzingen settled there. The Jewish population reached a peak of 212 in 1837 (total 1.374) with a synagogue built in 1836. Jews engaged mainly in the wine trade. From the late 19th century the Jewish population declined steadily, dropping to 74 in 1933. A local ordinance in 1933 banned nonresident Jews from entering the village and in 1934 local agitators called for the expulsion of resident Jews. On Kristallnacht (9-10 November 1938), SA troops and local residents vandalized the synagogue. During 1938, 13 Jews left the village, 12 for the United States; another 13 left in 1939. Of those remaining, 27 were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) via Wuerzburg on 24 March 1942 an another four to the Theresienstadt ghetto.  
    
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020