Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Ladenburg (Rhein-Neckar-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Übersicht: 

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bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Kleinere Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde      
Sonstiges  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
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bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
    
In Ladenburg (im frühen Mittelalter zum Hochstift Worms gehörend, seit 1385 kurpfälzisch-wormsisches Kondominat, 1705-1803 Kurpfalz) bestand bereits im Mittelalter eine jüdische Gemeinde. Zwischen 1291 und 1391 werden Juden in der Stadt genannt. Bei der Judenverfolgung während der Pestzeit 1348 wurde die Gemeinde vernichtet. 1380 waren wieder vier jüdische Familien in der Stadt. Kurfürst Ruprecht II. vertrieb sie 1391 wie damals alle Juden aus der Kurpfalz.  
   
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17. Jahrhundert zurück. Seit 1622 sind wieder Juden in Ladenburg nachweisbar. 1712 wurde eine Versammlung der Pfälzer Juden in Ladenburg abgehalten. 1722 waren acht jüdische Familien in der Stadt, 1743 26 Familien, 1757 14 Familien, 1789 75 jüdische Einwohner (4,1 % von insgesamt 1.826 Einwohnern). 
 
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1825 93 (4,2 % von insgesamt 2.192 Einwohnern), Höchstzahl 1864 mit 125 Personen, 1871 114, 1875 99 (von insgesamt 3.040), 1895 104 (3,0 % von 3.424), 1899 91 (von 3.424 Einwohnern, in 19 Haushaltungen), 1900 105 (3,0 % von 3.456), 1910 96 (2,2 % von 4.335). Zur jüdischen Gemeinde Ladenburg gehörten auch die im benachbarten Edingen lebten jüdischen Personen (1932 3). Die jüdischen Familien lebten vom Handel und Handlungen mit Waren aller Art und eröffneten im Laufe des 19. Jahrhunderts mehrere für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt nicht unbedeutende Gewerbebetriebe.  

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.) sowie (in dem rechts daneben stehenden Gebäude) die jüdische Schule (bis 1869 israelitische Elementarschule, danach Religionsschule) mit Lehrerwohnung sowie ein rituelles Bad.  Seit 1848 hatte die Gemeinde einen eigenen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Von den Lehrer blieben in Ladenburg mehrere über längere Zeiträume: Aron Weisel (1800-1828), Cossmann Ladenburger (1828-1868), David Freitag (1868-1907, unterrichtete um 1899 27 Kinder der Gemeinde; beigesetzt im Friedhof in Ladenburg), Max Schiff (aus Groß-Karben, 1907-1909), Hermann Strauß (aus Eppertshausen,1909-1910, gestorben nach sechs Monaten Dienstzeit, beigesetzt im Friedhof in Ladenburg), Sally Rosenfelder (1910-1939). 
Da die Gemeinde im Gottesdienst ein Instrument (Harmonium) für die Gottesdienste verwendete, wird als Organist genannt: um 1887/1899 V. Hertel.
Als Synagogendiener wird genannt: um 1887/1899 H. Arnold.  
    
Seit 1827 war Ladenburg Sitz eines Bezirksrabbinates: erster Rabbiner in Ladenburg war Rabbiner Jakob Ettlinger (1798-1871; war zugleich erster Konferenzrabbiner im Oberrat der Israeliten Badens, ab 1836 Oberrabbiner für Schleswig-Holstein mit Sitz in Altona, weiteres zu ihm siehe eine Textseite zu Karlsruhe); letzter Rabbiner war dessen Bruder Rabbiner Löb Ettlinger (weiteres zu ihm s.u. beim Bericht zu seinem Tod 1883). Seit 1883 wurden die Betreuung des Rabbinates Ladenburg durch den Heidelberger Bezirksrabbiner wahrgenommen. Offiziell gehörten zum "Rabbinatsbezirk Ladenburg" noch bis in die 1930er-Jahre Feudenheim, Ilvesheim mit Seckenheim sowie Schriesheim mit Dossenheim. 
 
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1887 S. Maier, H. Sternweiler und J. Kaufmann II., um 1897 L. Haase, J. Kaufmann II und H. Sternweiler, um 1899 K. Hauser, J. Kaufmann II, H. Sternweiler. 
 
An jüdischen Vereinen werden genannt: der Männliche Israelitische Krankenunterstützungsverein (um 1899 unter Leitung von J. Kaufmann II, L. Hochstetter und D. Freitag), der Weibliche israelitische Krankenunterstützungsverein (um 1899 unter Leitung der Frau von B. Kaufmann, der Frau von K. Meier und Frl. Ladenburger), ein K'le kodesch Verein. Dazu bestanden verschiedene Stiftungen (um 1899 die Ester-Abraham-Stiftung, die Julius Hirsch Eheleute-Stiftung, die Lämmle Löwenthal und von Ehren'sche Stiftung, die Zacharias Loewenthal-Stiftung, die Salomon Rosenthal-Stiftung, Gerson Schwarzschild-Stiftung; alle Stiftungen unter Leitung des Gemeinderates der Gemeinde).
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Theodor David Hauser (geb. 16.8.1889 in Ladenburg, am 19.8.1914 als 1. Ladenburger Soldat gefallen) und Arthur Kaufmann (geb. 1.3.1893 in Ladenburg, gef. 14.2.1915). 
   
Um 1924, als noch 88 jüdische Personen in Ladenburg lebten (1,76 % von insgesamt etwa 5.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Julius Kaufmann II. (Vorsteher von ca. 1906 bis 1934, die über Jahrzehnte prägende Persönlichkeit jüdischen Lebens in Ladenburg, siehe Berichte unten), David Hirsch und Karl Darmstädter. Schriftführer des Vorstandes war der bereits genannte Lehrer Sally Rosenfelder, der als Religionslehrer, Kantor und Schochet in der Gemeinde tätig war. 1924 erteilte er 12 Kindern den Religionsunterricht (an den öffentlichen Schulen). An jüdischen Vereinen bestanden der Jüdische Männerkrankenverein (gegründet 1845, Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenpflege und Bestattungswesen, 1924/32 unter Leitung von David Hirsch mit 21 Mitgliedern, 1932 19 Mitglieder), der Israelitische Frauenverein Gemilus Chessed (gegründet 1923 von Gella Strauß, Frau des 1910 verstorbenen Lehrers Hermann Strauß, Ziel: Wohlfahrtspflege und Bestattungswesen, 1924/32 unter Leitung von Frau Strauß mit 22 Mitgliedern) sowie der Jüdische Verein Ladenburg (Ziel: Förderung jüdischen Wissens und Pflege edler Geselligkeit, Leitung Lehrer Rosenfelder mit 1924 40 Mitgliedern). 1932 gehörten dem Vorstand an: wie bisher Julius Kaufmann (1. Vors.) und David Hirsch (2. Vors.), neu war Baruch Bela Hönigsberg (3. Vors.). Weiterhin war als Lehrer und Kantor Sally Rosenfelder in Ladenburg. Im Schuljahr 1931/32 unterrichtete er 18 Kinder in Religion. An Stiftungen bestanden die "Vereinigten israelitischen Ortsstiftungen", womit eine größere Zahl von Stiftungen zusammengefasst war. 
 
An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetrieben im Besitz jüdischer Personen gab es insbesondere: Manufakturwaren Adolf und Moritz Driels (Hauptstraße 36/38), Eisenwarenhandlung Baruch Bela Hönigsberg (Kirchenstraße 19/Ecke Neugasse), Maschinen- und Reparaturwerkstätte Jakob Kapustin (Neue Anlage 1), Stoffrestegeschäft Kaufmann (Mühlgasse 3), Schuhmacherei Salomon Löwenstein (Schwarzkreuzstraße 8), Manufakturwaren Max Rhein (Neugasse 3) sowie der praktische Arzt Dr. Justin Vogel (Hauptstraße 5) und der Zahnarzt Dr. Hans Weil-Kander (Hauptstraße 53).  
  
1933 lebten noch 88 jüdische Personen in Ladenburg. Auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts entschlossen sich in den folgenden Jahren immer mehr der jüdischen Personen zur Aus- oder Abwanderung. Nach dem Tod des Gemeindevorstehers Julius Kaufmann 1934 wurde Nachfolger im Amt sein Schwiegersohn Eugen Levy, der jedoch bereits im August 1937 verstorben ist (siehe Berichte unten). Die letzten jüdischen Geschäfte musste bis 1937/38 schließen oder an nichtjüdische Personen verkauft werden. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge und des jüdische Gemeindehaus sowie die Wohnung von Lehrer Rosenfelder völlig demoliert. SS-Leute bereiteten auch die Inbrandsetzung oder alternativ die Sprengung des Gebäudes vor, was jedoch auf Grund der dichten Bebauung nicht ausgeführt wurde. Bis 1940 war etwa die Hälfte der jüdischen Ladenburger in die USA, nach Erez Israel/Palästina, England oder Australien emigriert. Die letzten 27 jüdischen Personen in der Stadt wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert.  
  
Auf Grund der Judenverfolgungen und -ermordungen in der NS-Zeit kamen von den 1933 in Ladenburg wohnhaften 88 jüdischen Personen mindestens 29 ums Leben.  
     
Von den in Ladenburg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Angaben aus dem Buch "Die jüdischen Ladenburger"):  Heinrich Aberbach (1888), Salomon Auerbacher (1886), Jakob Bamberg (1913), Josef Birnbaum (1876), Johanna Cohn geb. Kaufmann (1872), Hermann Daniel (1890), Adolf Jakob Driels (1881), Else Driels (1919), Moritz Driels (1882), Rosa Driels geb. Rubel (1889), Karl Eichengrün (1904), Julius Fischer (1903), Lilli Frankenthal (1889), Hermann Greilsheimer (1885), Recha Gutmann (siehe unter Löwenfels), Adolf Hauser (1862), Moses Heidenheimer (1886), Isidor Heß (1875), Fritz Hirsch (1888), Jettchen Hirsch geb. Lammfromm (1870), Johanna Hirsch geb. Simon (1856), Johanna Hirsch (1871), Sofie Hockenheimer (1857), Anna Kapustin (1907), Erna Kaufmann (1898), Julie Kaufmann (1885), Louis Kaufmann (1861), Kurt Sigmund Kaufmann (1893), Luise Kaufmann (1889), Mathilde Kaufmann geb. Maier (1855), Meta Kaufmann (1892), Sally Kaufmann (1880), Siegfried Kaufmann (1880), Sophie Kaufmann (1857), Wilhelmine Kehr geb. Freitag (1873), Betty Kempe geb. Plaut (1894), Erich Kempe (1896), Alfred Krell (1897), Anna Krell (= Anna Kapustin s.o.), Frieda Fanny Lammfromm geb. Liebmann (1883), Ella (Gudella) Levy geb. Kaufmann (1890), Lea Marga Levy (1926), Heinrich Löwenfels (1901), Recha Löwenfels geb. Gutmann (1912), Emilie Löwenstein geb. Heumann (1882), Ida Lorch geb. Kaufmann (1870), Helene Maier (1908), Rosi Plaut (1900), Berta Rhein geb. Sternweiler (1877), Eugenie Rosenblatt geb. Kaufmann (1896), Sigmund Rubel (1880), Josef Rund (1890), Zessi (Zigwah, Zigera) Saul geb. Kaufmann (1886), Max Selig (1893), Helmar Spier (1906), Ingrid Gerda Spier (1937), Irene (Irma) Spier geb. Weinberg (1909), Gella Strauß geb. Wertheimer (1879), Regina Strauss (1872), Regina Süssmann (1920), Max Thalmann (1894).
     
Auf dem allgemeinen städtischen Friedhof befindet sich ein Ehrenmal für die "Opfer der Kriege und der Gewalt".
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Über die Lehrer der jüdischen Gemeinde im 19. Jahrhundert 

Ladenburg AZJ 08011904.jpg (29136 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Januar 1904: "Die israelitische Gemeinde zu Ladenburg in Baden hatte vom Jahre 1800 bis heute nur drei Lehrer und Vorsänger, und zwar 1800 bis 1828 Ar. Weisel, 1828 bis 1868 C. Ladenburger, 1868, den 28. Dezember bis heute D. Freitag. Letzterer war 1. April dieses Jahres 40 Jahre im Dienst." 

  
Gehaltszulage für den israelitischen Lehrer (1863)  

Ladenburg Israelit 10061863.jpg (70723 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1863: "Ladenburg, 30. Mai (1863). Die hiesige Gemeindebehörde bewilligte im Jahre 1858 den christlichen Lehrern eine Gehaltszulage; nach Beschluss des Gemeinderats und des engeren Ausschusses wurde heute die gleiche Zulage den israelitischen Lehrern zuerkannt. Da die israelitische Volksschule einzig und allein von der israelitischen Gemeinde bestritten werden muss, so ist diese Tat umso anerkennenswerter, und wir sehen darin einen großen Beweis des edlen Strebens und der toleranten Gesinnung, von welcher unsere Gemeindebehörde beseelt ist, sowie einen Ausdruck der vollkommenen Harmonie aller Konfessionen unter den hiesigen Bürgern. (M.A.)." 

 
Auszeichnung für den Lehrer Coßmann Ladenburger (1867)  

Ladenburg Israelit 01051867.jpg (29460 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1867: "Karlsruhe, 17. April (1867). Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben sich unter dem 6. dieses Monats allergnädigst bewogen gefunden, dem israelitischen Hauptlehrer Coßmann Ladenburger in Ladenburg die kleine goldene Zivilmedaille zu verleihen. (Karls.Z.)."

   
Lehrer Sally Rosenfelder als Weltkriegsteilnehmer (1915/1918)    
Anmerkung: Lehrer Sally Rosenfelder (geboren 5. Mai 1882 in Aidhausen), studierte am Lehrerseminar in Burgpreppach, war nach einer Zeit als Lehrer in Buchen und Bödigheim vom 1. Juli 1910 bis 23. Juli 1939 Lehrer und Kantor der jüdischen Gemeinde in Ladenburg, unterbrochen durch die Zeit des Ersten Weltkrieges, in der er als Soldat diente (ausgezeichnet mit dem EK II). Er war verheiratet mit Mina geb. Schwarzenberger, mit der er zwei Töchter hatte (Brunhilde geb. 1912 und Irene geb. 1919). Familie Rosenfelder konnte 1939 noch nach Großbritannien emigrieren, von dort 1940 in die USA, wo Sally Rosenfelder im September 1969 gestorben ist.  

Mitteilung im "Israelitischen Familienblatt" vom 18. Februar 1915: "Unsere Kollegen unter Waffen... 
S. Rosenfelder
aus Ladenburg a. N.; 2. Rekrutendepot Landwehr-Ersatz-Bataillon, Füsilier-Regiment Nr. 40 in Rastatt..."    
 
Mitteilung im "Israelitischen Familienblatt" vom 26. September 1918: "Das Eiserne Kreuz zweiter Klasse.
... Ladenburg
. Landsturmmann Rosenfelder."   

   
Publikationen von Lehrer Sally Rosenfelder (1925/1935)  

Ladenburg Israelit 30071925.jpg (81622 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1925: "Merkbuch für den israelitischen Religionsunterricht. Von S. Rosenfelder. Ladenburg a.N. Selbstverlag. 64 Seiten.  
Der Religionsunterricht muss sich vor allem an das Gemüt wenden, aber auch einen geeigneten Wissensstoff vermitteln, der bleibendes Eigentum der Schüler werden soll. Diesen Merkstoff hat der Verfasser des vorliegenden Büchleins knapp zusammengestellt. Die Auswahl zeigt der erfahrenen Lehrer. Der Verfasser bietet nicht etwa nur eine systematische Zusammenstellung, sondern auch eine Anzahl Notizen, die einerseits dem Lehrer Anregungen bieten, andererseits dem Schüler Gelegenheit gewähren, das Erlernte zu wiederholen und sich die hebräischen Ausdrücke korrekt einzuprägen. Bei einer Neuauflage würden wir empfehlen, die zehn Gebote ungekürzt aufzunehmen. E."  
   
Ladenburg Israelit 03051928.jpg (232915 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1928 (nur Anfang und Schluss ausgeschrieben): "Rosenfelder, S., Lehrer in Ladenburg a.N., Merkbuch für jüdische Geschichte. Im Selbstverlage des Verfasser.
Der Verfasser der unter dem Motto 'Aus der Praxis für die Praxis' seither erschienenen Merkbücher hat als drittes derselben ein Merkbuch für jüdische Geschichte erscheinen lassen. Wir entnehmen der Vorbemerkung: 'Das Büchlein soll vor allem der Wiederholung dienen. Für den Unterricht in der nachbiblischen Geschichte kann man es sehr wohl als selbständiges Unterrichtsbuch den Schülern in die Hand geben. Die kurzen Hinweise sind durch mündlichen Vortrag des Lehrers, sowie durch Lektüre (Quellenbücher, Schülerbibliothek) zu ergänzen. In Merkworten und einfachen, prägnanten Sätzen soll das Büchlein eine Übersicht geben über das ganze Gebiet der jüdischen Geschichte, soweit sie für unsere Schulen in Betracht kommt.' 
   
...

Schlussbeurteilung: Als Hilfs- und Merkbuch für den jüdischen Geschichtsunterricht können wir Rosenfelders Büchlein, das auch durch guten Druck und handliches Format sich auszeichnet, ohne Vorbehalt empfehlen. Es ist vom Verfasser zum Preise von Mark 1,50 zu beziehen. Wir dürfen noch darauf hinweisen, dass bei Mehrbezug entsprechender Rabatt gewährt wird." 
  
Ladenburg Israelit 09081928.jpg (241551 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1928: "Hebräisches Lehrbuch für die Grundschule. (1. bis 4. Schuljahr-). 1. Teil. von S. Rosenfelder, Lehrer in Ladenburg a.N.   Illustriert von Klara Unna in Mannheim. 1928. Im Selbstverlag des Verfassers.  
Das vorliegende hebräische Lehrbuch will Leben und Freude in den Unterricht bringen. Das ist richtig erkannt. Leben und Freude und Liebe und Begeisterung muss heute die Parole eines jeden jüdischen Unterrichts sein. Das jüdische Kind will auch in seiner jüdischen Welt freudig leben. Immer mehr wird erkannt, dass dieser Wunsch ein berechtigter ist, dass er ein Wunsch ist, zu dessen Erfüllung wir selbst unsere letzt Kraft hergeben müssen; gilt es dich, die - unsere! - Kinder in heiliges Land hineinzuführen. Und dass das erkannt ist, davon zeugt die Neuerscheinung mehrerer hebräischer Fibeln in den letzten Jahren. Das mag auch Rosenfelder veranlasst haben, sein Lehrbuch zusammenzustellen, doch ist darin dieser Gedanke m.E. nicht konsequent genug durchgeführt...
  
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Schlussabschnitte:
Zur Ausstattung der Fibel: die Illustrationen sind nicht immer klar und haben kaum irgendwelchen künstlerischen Wert. Auch hier sollte man erkennen, dass in die Fibel nur künstlerisch-kindertümliche Bilder gehören.  
Nach diesen Betrachtungen kommen wir zum Ergebnis, dass das vorliegende hebräische Lehrbuch abzulehnen ist, da es einen Fortschritt gegenüber der bereits vorhandenen Fibelliteratur nicht bedeutet. -r." 
 
Ladenburg Israelit 12071928.jpg (534069 Byte)Ein weiterer Artikel mit Vergleich zwischen den hebräischen Lehrbüchern von S. Rosenfelder - Ladenburg und Mich. Abraham - Berlin erschien bereits in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1928:  
"Zwei neue hebräische Fibeln.   S. Rosenfelder - Ladenburg, Hebräisches Lehrbuch für die Grundschule, erster Teil, illustriert von Klara Unna - Mannheim, Selbstverlag des Verfassers.  
Mich. Abraham - Berlin, (hebräisch und deutsch:) Für unsere Kinder, neue hebräische Lehrfibel, illustriert von Oscar Haberer - Berlin. H. Kauffmann Verlag, Frankfurt am Main.   ..."
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Ladenburg Israelit 30061932.jpg (115097 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juni 1932: "S. Rosenfelder, Ladenburg am Neckar. Biblische Geschichte, Geschichtsbogen Nr. 1. Vorgeschichte; Selbstverlag des Verfassers.
Kollege Rosenfelder in Ladenburg, einer der wenigen jüdischen Landlehrer, die produktiv auf dem Gebiete der Schulbücherliteratur tätig sind, ist auch in diesem Jahre wieder mit einer Neuerscheinung auf den Plan getreten. Er bringt den ersten Boden einer 'Biblischen Geschichte' auf den Büchermarkt, die in ihrer Neuartigkeit von den seither erschienenen Büchern dieses Faches abweicht. Der Text wird von zeichnerischen Darstellungen begleitet, die einfach und schön sind und darum von den Kleinen leicht nachgezeichnet werden können. Somit wird dem Arbeitsschulgedanken in ansprechender Weise Rechnung getragen. Der Text ist in seiner kindertümlichen Einfachheit den kindlichen Nacherzählungen abgelauscht. Er ist darum zum Nachlesen für die Kleinen geeignet, um eine rasche Einprägung der vom Lehrer dargebotenen Geschichten zu erreichen. Einige Ausdrücke erscheinen noch zu schwer und über den Horizont der Unterstufe hinausgehend. Die angefügten Merksprüche entsprechen unserem Geschmacke nicht, sie erinnern zu sehr an Katechismen. 
Abgesehen von diesen wenigen Ausstellungen, die den Wert des Büchleins als Ganzes nicht zu mindern vermögen, können wir dasselbe bestens empfehlen. Es ist eine Neuerscheinung, die in der Tat etwas Neues bietet und darum der Aufmerksamkeit der jüdischen Lehrerwelt wert."
     
Ladenburg Israelit 01081935.jpg (80618 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1935: "Notiz. Herr Lehrer S. Rosenfelder in Ladenburg a.N. hat als Beitrag zur Methodik des hebräischen Unterrichts eine Anleitung zu dem von ihm verfassten hebräischen Lehrbuch erscheinen lassen. Kollege Rosenfelder hat die jüdische Schulbuchliteratur durch manche wertvolle und brauchbare Gabe bereichert. Kaum ein Jahr vergeht, wo er nicht einen Beitrag zu einem Fach des jüdischen Religionsunterrichts liefert. Wir empfehlen den Kollegen, die das Rosenfelder'sche hebräische Lehrbuch besitzen und es in ihrer Schule gebrauchen, sich an den Verfasser zu wenden, der ihnen seine Anleitung zum hebräischen Lehrbuch kostenlos zukommen lässt." 

  
Lehrer Sally Rosenfelder unterhält Kontakte mit den Emigrierten (1938)      

Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 20. Oktober 1938: "Ladenburg am Neckar. Rundbrief an die Ausgewanderten.
Die Jüdische Gemeinde Ladenburg hat durch ihren langjährigen Lehrer S. Rosenfelder einen Rosch-Haschana-Brief verfassen und ihn allen ehemaligen Gemeindemitgliedern, die ausgewandert sind, zugehen lassen. Der Brief enthält die Adressen der Ausgewanderten, um ihnen die Möglichkeit zu geben, untereinander Fühlung zu nehmen, weiter Familiennachrichten aus der Gemeinde Ladenburg und andere Mitteilungen, von denen anzunehmen ist, dass sie das Interesse der Ausgewanderten finden. Rabbiner Dr. Max Kapustin, der heute ein Amt in USA bekleidet, hat zu dem Gemeinderundbrief ein Geleitwort geschrieben."    

 
  
Kleinere Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Neugestaltung des Gottesdienstes nach der Gottesdienstordnung von Bühl (Artikel von 1864)
    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. November 1864: "Bühl, im Oktober. Die 'Badische Landeszeitung' Nr. 215 schreibt von hier: Wo immerhin das Gute gedeihet, verdient es zur Aufmunterung aller Gutgesinnten zur allgemeinen Kenntnis gebracht zu werden. Die hiesige israelitische Gemeinde hat unter der Leitung ihres Rabbiners, Herrn Schott, seit 6 Jahren ihren Gottesdienst nach dem Vorbilde der Mannheimer Agende umgestaltet, sodass Chorgesang mit Begleitung einer Physharmonika, responsenreicher Vortrag mehrerer hebräischer Gebetstücke, deutsche Gebete und Predigt, bei der Stille und Ruhe, woran sich die Gemeinde gewöhnt hat, ein harmonisches, Andacht erweckendes Ganzes bilden. Schon viele Fremde, welche dem hiesigen Gottesdienste beiwohnten, haben auch versichert, sich noch nirgends so wie in der hiesigen Synagoge erbaut zu haben, und sprachen es laut aus, dass sie sich glücklich schätzen würden, wenn in ihrer Gemeinde eine ähnliche Verbesserung eingeführt würde. Aber alles Gute reift langsam, doch es reift, und wir können mit Vergnügen berichten, dass nicht nur bereits in einigen Synagogen des Bühler Rabbinatsbezirks, zum Beispiel in Rastatt, Gernsbach, Hörden und Rheinbischofsheim, ein schöner Anfang zur Hebung des Gottesdienstes gemacht worden ist, sondern dass unser Beispiel auch in der Ferne Nachahmung findet. So zum Beispiel hat die israelitische Gemeinde zu Ladenburg sich schon vor einigen Jahren die hiesige Synagogenordnung zur Nachahmung erbeten und dieselbe auch eingeführt, und in neuester Zeit sandten zwei Gemeinden des Rabbinatsbezirks Sinsheim, Berwangen und Neidenstein, auf Anregung ihres würdigen Geistlichen, des Herrn Konferenz-Rabbiners Geismar, ihre Lehrer hierher, um sowohl den Sabbat- als den Werktagsgottesdienst zu studieren und ihn dann in ihren Synagogen einzuführen. So bricht sich das wahrhaft Gute allenthalben Bahn; dem schönen, selbstlosen Beispiele des greisen Herrn Rabbiners Geismar aber, der nicht ansteht, die Schöpfung eines jüngeren Berufsgenossen anzuerkennen und als Vorbild zu empfehlen, zollen wir unsere aufrichtigste Anerkennung und Hochachtung."            

  
Chanukka-Tage in der Gemeinde 1920 mit Einweihung eines "Lernzimmers"  

Ladenburg Israelit 09121920.jpg (180576 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1920: "Ladenburg, 4. Dezember (1920). Bereichert durch eine schöne Stiftung, begannen wir heute die Chanukka-Tage. Unser Vorsteher, Herr Julius Kaufmann II., der erst jüngst seinen 70. Geburtstag feierte, ließ auf einem an die Synagoge angrenzenden freien Raum ein Zimmer herstellen, das als Lernzimmer und als Gemeindezimmer dienen soll. Es wurde am Chanukka-Abend seiner Bestimmung übergeben durch eine schlichte Feier, die von Kindergesängen umrahmt war. Der Wille des Stifters ist ausgedrückt in einer Tafel, die außer dem Namen und Jahr die Worte enthält: Talmud tora keneged kulam (= 'Das Lernen der Tora wiegt alle Gebote auf', Zitat aus den 'Sprüchen der Väter). Herr L. Kaufmann sprach Worte des Dankes im Namen der Gemeinde, Herr Lehrer Rosenfelder, den wir mit gutem Gewissen und ohne Übertreibung bei dieser Gelegenheit als einen der rührigsten jüdischen Lehrer der ganzen Gegend bezeichnen können, erläuterte Sinn und Zweck des Raumes und beschloss seine Ausführungen durch einen Schiur über die Danim zu Chanukka. - Zu besonderem Dank ist dem edlen Stifter auch der 'Jüdische Verein Ladenburg' verpflichtet, der nun auch einen Lern- und Versammlungsraum erhält und dadurch in die Lage versetzt wird, noch bequemer 'Wissen von der Lehre und dem Leben des Judentums zu verbreiten', wie es in einem Aufrufe heißt, den der Verein dieser Tage versendet. Mit der löblichen Absicht nämlich, durch freiwillige Bücherspenden seiner Freunde und Gönner in Nah und Fern sich den Grundstock zu einer kleinen jüdischen Bibliothek zu legen. Möge die jüdische Gemeinde Ladenburg, die wechselvolle Schicksale im Laufe der Jahrhundert hinter sich hat, fernerhin mit all ihren Einrichtungen blühen und zunehmen!"

 
Das Ende der jüdischen Gemeinde in Ladenburg zeichnet sich ab (1937)  

Ladenburg Israelit 28101937.jpg (52942 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Oktober 1937: "Mannheim. Das 'Jüdische Gemeindeblatt Mannheim' berichtet, dass in Leutershausen das religiöse Leben ein Ende gefunden hat und dass auch die Jüdische Gemeinde in Ladenburg in ihrem Bestande bedroht ist. In den Landgemeinden Badens befindet sich noch etwa dreißig jüdische Lehrer in Dienst...."

  
Brief der Gemeinde an die ehemaligen Ladenburger (Oktober 1938)  

Ladenburg Israelit 21101938.jpg (55768 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1938: "Ladenburg, 14. Oktober (1938). Die Israelitische Gemeinde Ladenburg hat zu den Feiertagen allen ehemaligen Gemeindemitgliedern, die ausgewandert sind, einen Brief zugestellt. Darin finden sich Gemeinde- und Familiennachrichten, sowie die Adressen aller ehemaligen Ladenburger. Es ist dies ein schöner Versuch, das 'Familienband' unter den einstigen Ladenburger Juden, die in aller Welt zerstreut sind, aufrecht zu erhalten. Dr. Max Kapustin, selbst aus Ladenburg stammend, jetzt in USA, als Rabbiner tätig, schrieb zu diesem Brief ein Geleitwort."  

     
  
Berichte zu einzelnen Personen   
   
Zum Tod von Rabbi Löb Ettlinger (1884)   
Anmerkung: Rabbiner Löb Ettlinger (geb. 1803 in Karlsruhe, gest. 24. Dezember 1883 in Mannheim): war Sohn des Klausrabbiners Aron Ettlinger in Karlsruhe und jüngerer Bruder von Rabbiner Jakob Ettlinger: studierte ab 1826 in Würzburg; 1829 bei seinem Bruder in Mannheim als Rabbinatskandidat; 1832/33 Landesrabbiner für Birkenfeld in Hoppstädten, danach wieder in Mannheim als "Klausbeter", seit 1837 als Klausrabbiner in Mannheim; seit 1849 war er auch Verwalter des Bezirksrabbinates in Ladenburg, das ihm 1857 definitiv übertragen wurde.    

Ladenburg Israelit 10011884.jpg (52424 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Januar 1884: "Mannheim, 1. Januar (1884). Am 1. Tage des Chanukka-Festes, an dem Tage, an welchem er das 80. Lebensjahr vollendet hatte, verschied Rabbi Löb Ettlinger - er ruhe in Frieden - , Klausrabbiner hier und Kreisrabbiner von Ladenburg. Da derselbe sich jeden ehrenden Nachruf verbeten, so beschränke ich mich auf die Mitteilung der schmerzlichen Tatsache. Rabbi Löb - er ruhe in Frieden - war ein jüngerer Bruder des weltberühmten Oberrabbinen von Altona, Rabbi Jakob Ettlinger - seligen Andenkens -. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

   
Sigmund Selig wurde zum Synagogenrat gewählt (1907)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Juli 1907:  "Ladenburg in Baden. Bei der jüngst stattgefundenen Wahl wurde Herr Sigmund Selig zum Synagogenrat gewählt."     

 
Zum Tod von Ricka Strauß (1915)  

Ladenburg israelit 18111915.jpg (94463 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. November 1915: "Ladenburg, 9. November (1915). Wir haben heute eine Frau zu Grabe getragen, welche es verdient, auch an dieser Stelle einen Nachruf zu erhalten. Frau Ricka Strauß Witwe, gebürtig aus Ebertshausen*, lebte 5 Jahre in unserer Gemeinde. Während dieser kurzen Zeit hat sie sich durch ihr bescheidenes und frommes Wesen die Zuneigung und Liebe der sämtlichen Gemeindemitglieder erworben. Sie war eine 'Esches Chajil' (wackere Frau) im wahren Sinne des Wortes und wirkte durch ihr vielseitig religiöses Wissen vorbildlich in unserer Gemeinde. Hat doch nie ein Armer ihr Haus hungrig verlassen. Der Verstorbenen waren in ihren 74 Lebensjahren schwere Prüfungen auferlegt, doch in Ergebung und Gottvertrauen trug sie dieselben. 
Möge Gott die hinterlassene Tochter und Schwiegertochter, welche die Entschlafene mit der größten Aufopferung und Liebe in ihrer schweren Krankheit gepflegt, trösten. Die Verstorbene wird in unserer Gemeinde in gesegnetem Andenken weiterleben. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
* Gemeinde im Rhein-Lahn-Kreis, VG Katzenelnbogen, hatte keine jüdische Gemeinde

 
40-jähriges Synagogenratjubiläum von Julius Kaufmann II. (1925)    

Ladenburg Israelit 10121925.jpg (175453 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1925: "Ladenburg am Neckar, 5. Dezember (1925). Die aus Anlass des 40jährigen Synagogenratjubiläum des Herrn Julius Kaufmann II von der Gemeinde am 12. Kislew veranstaltete Feier nahm einen erhebenden Verlauf. Die Synagoge, in der die Feier stattfand, war überfüllt von einheimischen und fremden Teilnehmern an dem Festakt, zu dem der Bezirksrabbiner Dr. Pinkuß - Heidelberg und als Vertreter des Oberrats Herr Rechtsanwalt Dr. Pfälzer - Weinheim erschienen war. Die Nachbargemeinden waren fast alle durch Synagogenratsmitglieder vertreten. Nachdem Lehrer Rosenfelder - Ladenburg die Erschienenen begrüßt und seine Glückwünsche übermittelt hatte, sprach der Herr Bezirksrabbiner und wies darauf hin, dass der Jubilar nicht nur ein Verwaltungssynagogenrat und -vorstand gewesen sei in diesen 40 Jahren, sondern ein Führer, der es verstanden habe, jüdisches Leben zu wecken und zur Blüte zu bringen. Die Glückwünsche des Oberrats überbrachte Herr Dr. Pfälzer; er fand nicht nur für den Jubilar, sondern auch für unsere Gemeinde viele Worte der Anerkennung wegen der vorbildlichen Jüdischkeit, die die Gemeinde erfülle. Im Mittelpunkt der Feier stand die Festansprache des Synagogenratmitgliedes Lehramtsassessor Karl Darmstädter, der u.a. in wohl abgewogenen Worten darauf hinwies, wie schwer es der Führer einer Gemeinde habe, das ihm anvertraute Amt im Sinne des überlieferten Judentums zu führen, wenn ihm für sein Tun Verständnislosigkeit, Missdeutung und Hohn entgegengebracht werde. Dass diese Periode Gott sei dank einer anderen Platz gemacht hat, darf im Zusammenhang mit der Würdigung der Verdienste des Jubilars auch an dieser Stelle gesagt werden. Die Festansprache klang aus in die von herzlichen Wünschen begleitete Überreichung einer silbernen Jad (Toralesehand) an den Jubilar. Das Geschenk und die dazu gehörige Urkunde sollten dem Geehrten zugleich den Dank der Gemeinde zu Ausdruck bringen für manche wertvolle Stiftung und Schenkung der letzten Jahre; und so wie Herr Julius Kaufmann II. erst jüngst die Gemeinde durch Schenkung einer wertvollen Torarolle erfreut hatte, so sollte ihn die Toralesehand zu seiner Torarolle eine besonders innige Gabe sein. Erwähnt seien noch die Gesänge des Synagogenchors der Klaussynagoge in Mannheim der mit großer Teilnehmerzahl der Feier beiwohnte und unter Leitung des Herrn Th. Bodenheim in schönster Weise zu einem stimmungsvollen Verlaufe beitrug. Der Jubilar, den auch Herr Konferenzrabbiner Dr. Unna - Mannheim, als Vertreter aller gesetzestreuen Gesinnungsgenossen in Baden, zum Jubiläumstag beglückwünschte, gab seinem Dank in herzlichen Worten Ausdruck."   

      
Julius Kaufmann II. - 40 Jahre im Synagogenrat - 75. Geburtstag (1925)  

Ladenburg Israelit 12111925.jpg (55617 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1925: "Ladenburg a.N., 5. November (1925). Am 13. November kann der Vorsteher unserer Gemeinde, Herr Julius Kaufmann II., ein seltenes Jubiläum feiern, An diesem Tage gehört er 40 Jahre lang dem Synagogenrat an, während er das Amt des Vorstandes selbst auch seit nahezu 20 Jahren innehat. Die Gemeinde weiß die Bedeutung dieses Ereignisses wohl zu würdigen und wird einige Tage später, am Sonntag den 29. November, nachmittags 4 Uhr, eine Feier zu Ehren des Jubilars, der in diesem Jahre auch mit Gottes Hilfe sein 75. Lebensjahr zurückgelegt hat, veranstalten."  

   
Verlobungsanzeige von Lydia Kaufmann und Kaufmann Wormser (1927)  

Ladenburg Israelit 18081927.jpg (26171 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. August 1927: "Statt Karten. Gepriesen sei Gott.
Lydia Kaufmann - Kaufmann Wormser. Verlobte.
Ladenburg a.N. - Frankfurt a. M. Im Monat Aw (wörtlich Tröster Aw) 5687." 


Einweihung einer Torarolle im Haus von Fritz Hirsch (1928)  

Ladenburg Israelit 19041928.jpg (82408 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. April 1928: "Ladenburg, 29. März (1928). In den letzten Jahren findet die Pflicht des Schreibens einer Tora(rolle) mehr und mehr wieder Eingang in den Kreisen der gesetzestreuen deutschen Judenheit. Auch in unserer Gemeinde hatten wir die Freude, der Einweihung einer Torarolle beizuwohnen, und zwar im Hause des allverehrten Herrn Fritz Hirsch, wo sich zur Feier eine große Zahl von Freunden und Bekannten von Nah und Fern eingefunden hatte. In einer sehr herzlich gehaltenen Ansprache begrüßte der Hausherr die Gäste und brachte ihnen seinen Dank zum Ausdruck für die ihm durch ihr Erscheinen erwiesenen Ehre. Auch sein Schwiegervater, Herr Kaufmann, hieß die Erschienenen willkommen, und wies in seinen weiteren Ausführungen auf zwei Fundamentalgesetze der Tora hin, deren genaue Erfüllung an den wahren Juden große Anspruche stellen. Von den geladenen Gästen sprachen u.a. Herr Rabbiner J. Korn aus Frankfurt am Main, der in seiner groß angelegten Predigt das Ende der Tora mit deren Anfang verband und die hier wie dort enthaltenen Pflichten von Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit unterstrich und Herr Studienrat Dr. Levi, Mannheim, der mit seinen schönen Tora-Worten allgemeinen Beifall fand."   

       
80. Geburtstag der langjährigen Gemeindevorstehers Julius Kaufmann (1930)
Anmerkung: Julius Kaufmann II ist am 2. September 1850 in Ladenburg geboren, wo er als Kaufmann tätig war (Hauptstraße 26). Er war verheiratet mit Thekla geb. Lindauer (Kinder: Emma, Eugenia, Frieda, Gudella/Ella). Er starb am 2. Oktober 1934 in Ladenburg und wurde im jüdischen Friedhof ebd. beigesetzt.

Ladenburg Israelit 11091930.jpg (175362 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. September 1930: "Ladenburg, 7. September (1930). Am 2. September feierte Herr Julius Kaufmann seinen 80. Geburtstag. Wer Zeuge all der Liebe und Verehrung war, die dem Jubilar an diesem Tage von Verwandten, Freunden, Anstalten und Vereinen entgegengebracht wurden, kann ermessen, auf ein wie reiches Leben der verehrte Jubilar zurückblicken kann. In einer dem überlieferten Judentum entfremdeten Gemeinde hatte er jahrzehntelang mit dem Einsatz seiner ganzen Kraft um die Anerkennung der Tora und ihrer Forderungen zu kämpfen, und wenn diese Gemeinde heute unter den Kleingemeinden Deutschlands einen ehrenvollen Rang einnimmt, wenn heute sich täglich morgens und abends ein Minjan zum Gemeindegebet zusammenfindet, so ist dies in allererster Linie den unermüdlichen Bemühungen des verehrten Jubilars zu danken, der noch heute als Synagogenratsvorsitzender seiner Gemeinde vorsteht und noch heute in jugendliche Kraft und pünktlicher Gewissenhaftigkeit zu den zehn ersten im Gotteshause zählt. Seine flammende Begeisterung für alles Jüdische aber schöpfte und schöpft er aus den Schriften S. R. Hirschs - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - und Rabbiner Dr. M. Lehmanns - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, aus ihnen holte er sich Mut im Lebenskampf, aus ihnen gestaltete er seine kraftvolle jüdische Persönlichkeit. In diesem Geiste gelang es ihm auch, vereint mit einer treuen Lebensgefährtin seine Kinder Kinder zu ebensolchen aufrechten und opferbereiten Jehudim zu erziehen. Der materielle Wohlstand, den Gottes segnende Hand ihm gewährte, bedeutete ihm stets verantwortungsvolle Verpflichtung zu strengster Redlichkeit in Handel und Wandel, zu freigiebiger Unterstützung aller Hilfesuchenden und zu weitherziger Förderung aller Anstalten und Institutionen, die sich an ihn wandten. Für alle zeige er noch heute ein warmes und verständnisvolles Herz. 
Möge Gott dem Jubilar noch recht lange seinem Hause, das fest gegründet ist auf Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit erhalten, seinen Kindern, Enkeln und Urenkeln als leuchtendes Vorbild. (Alles Gute) bis 120."

  
Geburtsanzeige von Jacob-Simon Hirsch (1930)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1930: "Gott sei gepriesen. Jacob Simon
Die - Gott sei Dank - glückliche Geburt eines kräftigen Jungen zeigen in dankbarer Freude an  
Fritz Hirsch und Frau Selma geb. Kaufmann
.  
Ladenburg, 13. Juni 1930. Erew Schabbat Kodesch Behaalotecha".   

   
Zum Tod von Thekla Kaufmann geb. Lindauer (1934)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1934: "Ladenburg, 23. April (1934). Ein unübersehbarer Leichenzug bewegte sich Montag durch die Straßen unseres Städtchens, um Frau Thekla Kaufmann II geb. Lindauer die letzte Ehre zu erweisen. Noch am Morgen nach dem Sabbatgottesdienst froh im Kreise ihrer Lieben weilend, wo man immer die Sabbatpsalmen sprach, ist sie aus einem kurzen Schlummer hinübergegangen in die Ewigkeit. Was sie in den 53 Jahren ihrer Ehe mit ihrem verehrten Gatten Julius Kaufmann II für das Judentum geschaffen, wie sie Gutes säte und Tränen trocknete, das zog augenfällig an uns vorüber in den zahlreichen Leidtragenden aus allen Bekenntnissen, das fand Widerhall in den anerkennenden Worten der Gedenkreden. Rabbiner Dr. Pinkus, Heidelberg, pries die große Frömmigkeit der Entschlafenen, ihren milden Sinn und rühmte den großen, erzieherischen Einfluss, den sie über ihr Haus hinaus auf weite Kreise ausübte. Lehrer Goldstein, Baisingen, ein entfernter Verwandter, war herbeigeeilt, um der Heimgegangenen die letzten Grüße der Familie zu überbringen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

  
Zum Tod des Gemeindevorstehers Julius Kaufmann (1934)  

Ladenburg Israelit 18101934.jpg (120937 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Oktober 1934: "Ladenburg a.N., 15. Oktober (1934). Kaum war die Festesfreude verklungen, hauchte am Ausgang des Mozaei Jom Tof (am Ausgang des Feiertages Simchat Tora, d.i. am Abend des 2. Oktober 1934) Julius Kaufmann seine reine Seele aus. So ist er im patriarchalischen Alter von 84 Jahren seiner vor fünf Monaten heimgegangenen Gattin - sie ruhe in Frieden - in die Ewigkeit gefolgt. 
'Die sich lieben und sich hold sind in ihrem Leben - auch in ihrem Tod sind sine nicht getrennt' (2. Samuel 1.23). 
Julius Kaufmann war der Seniorchef der weitbekannten Firma Gebrüder Kaufmann, einer der Männer der Wahrheit, wie sie leider immer seltener werden und besonders in den Landgemeinden kaum mehr zu finden sind. Einem frommen Hause entstammend, erzog er mit seiner gleichgesinnten Gattin seine Kinder in echt jüdischem Geiste, die auch alle in diesem Sinne ihre Häuser gründeten, sodass die heranwachsenden Enkelkinder zu den schönsten Hoffnungen berechtigen. Über fünf Jahrzehnte bekleidete er das ehrenvolle Amt des ersten Vorstehers, immer eifrig bestrebt, das Wohl der hiesigen Kehillo (Gemeinde) zu fördern und deren Institutionen in großzügiger Weise zu erhalten. In erster Linie ist es ihm zu verdanken, dass das tägliche Minjan (Gottesdienst mit der dazu nötigen Zahl von 10 Männern) regelmäßig stattfindet. Die höchste aller Pflichten erblickte er in der Wohltätigkeit, denn in vorbildlich vornehmer Art übte er Gerechtigkeit. Ob es galt, Vereine, Talmudschulen oder Krankenhäuser zu unterstützen, Armen, Witwen und Waisen zu helfen, überall spendete er mit vollen Händen. Die Liebe und Wertschätzung dieses edlen Mannes zeigte sich so recht bei der Beerdigung, die einen Tag nach ... stattfand und dadurch jede Trauerrede unterbleiben musste. Möge das Verdienst des teuren Heimgegangenen seinen Kindern und Kindeskindern beistehen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1934: "Statt Karten. 
Für die vielen Beweise aufrichtiger Teilnahme beim Heimgang unseres geliebten Vaters 
Herrn Julius Kaufmann II
- das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen
danken wir herzlichst. Die Hinterbliebenen:  Ladenburg, im (Monat) Tischri 5695".  
   
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1934: "Ladenburg, 30. Oktober (1934). am Sonntag, den 28. Oktober fand in den würdig ausgestatteten Räumen der Fa. Gebrüder Kaufmann, Ladenburg eine eindrucksvolle, stark besuchte Trauerfeier für den heimgegangenen Herrn Julius Kaufmann - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - statt. Nach dem Mincha-Gebet würdigte Herr Rabbiner Mayer, Frankfurt am Main in einer großangelegten Gedenkrede den Entschlafenen.   
Im Anschluss an ein Midrasch-Wort über die Lebenserfolge Awrohoms, zeichnete er das Lebensbild des Heimgegangenen von drei Gesichtspunkten aus: der jüdisch-harmonischen Persönlichkeit, die sich an Rabbiner Hirsch orientierte, überbrachte er die letzten Grüße der Rabbiner-Hirsch-Gesellschaft. Dem mutigen Kämpfer gegen die Reform, der aus der Synagoge, in der sogar einst eine Mädchenkonfirmation durch einen nichtjüdischen Geistlichen vorgenommen wurde, die Orgel entfernt hatte, die Scheidegrüße der Freien Vereinigung und dem vorbildlichen Baal Zedokoh (Wohltäter), der von seinem reichen Überflüsse nicht nur das Masser, sondern weit mehr, Jeschiwaus und insbesondere Erz Jisroel zukommen ließ, den Dank der Palästinazentrale der Agudas Jisroel. Dabei erwähnte der Redner die Verdienste der vor einigen Monaten verschiedenen Gattin - sie ruhe in Frieden -, die es ermöglichte, ein derartiges, von jüdischer Pflichterfüllung durchtränktes Leben zu führen, das er als heiliges Vermächtnis seinen Kindern und Enkeln, wie auch seiner Gemeinde, in der der Heimgegangene jahrzehntelang als Vorstand gewirkt hatte, dringendst ans Herz legte. Für den Oberrat der Israeliten von Baden sprach hiernach Herr Rechtsanwalt Dr. Pfälzer, Weinheim. Namens der gesetzestreuen Juden Badens gab Herr Prof. Darmstädter, Mannheim, eine eingehende Schilderung der dem Heimgegangenen eigenen Art der jüdischen Pflichterfüllung, insbesondere da, wo es galt, Gemillas Chesed (Wohltätigkeit) zu üben.  
Im Auftrage der Gemeinde Ladenburg sprach dann Herr Lehrer Rosenfelder von den Verdiensten, die der Verstorbene sich um alle Institutionen der Gemeinde erworben hatte. - Nach dem Omer-Gebet beschloss Tefillat Maariw die eindrucksvolle Gedächtnisstunde."   
   
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1934: "Oslo, 20. Oktober (1934). Auf Julius Kaufmann - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - in Ladenburg geht uns noch von Rabbiner Samuel in Oslo folgender Nachruf zu:  
Über die Grenzen Deutschlands hinaus trifft uns die Kunde vom Heimgang eines Freundes. Ein Patriarch, der im Leben stets nach der innigsten Verbindung mit Gott gestrebt hat, ist in diese Verbindung eingegangen. Für den Schreiber dieser Zeilen bedeutet eine zehnjährige Bekanntschaft mit Julius Kaufmann - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - und den Seinen einen hohen seelischen Wertzuwachs. Von der Geisteswelt Samson Raphael Hirschs - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - mit gewaltiger Wucht gepackt, begann Julius Kaufmann sehr früh, ein Leben zu formen, in dem er die Welt der 'Chaurew' restlos und minutiös zu verwirklichen suchte. Wer könnte je einen 'Freitagabend' in dem wirtlichen Hause des Heimgegangenen vergessen, oder die Thillimstunde am Sabbat-Vormittag, wer konnte dabei sein, ohne den Patriarchen im Kreise der Kinder und Enkel zu bewundern und zu verehren. Als der Schreiber dieser Zeilen vor kurzer Zeit das berühmte Gedicht Bialiks übertrag, das von dem einsamen Juden im Städtchen erzählt, der aufsteht zum Tikkun Chazzot (Mitternachtstikkun*), da war es kein Städtchen des Ostens, in das mich meine Gedanken entführten, sondern Ladenburg, wo ich einen, vielleicht den einzigen deutschen Juden kannte, der diese innige Sitte noch im später Alter mit Hingebung übte. - Der äußere Ablauf dieses Lebens war sehr glücklich und von Gott in jeder Hinsicht gesegnet. Doch es war auch damit ausgefüllt, Segen des Judentums in die Familie zu tragen und in die Gemeinde, die er nach seinem Beispiel formte und sorgfältigst mit allen jüdischen Institutionen zu einer Mustergemeinde gestaltete. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     
Zum Tikkun und Mitternachtstikkun vgl. Infos auf Website

     
Zum Tod des Gemeindevorstehers Eugen Levy (1937)
  

Ladenburg Israelit 20081937.jpg (43921 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. August 1937: "Plötzlich und unerwartet ist mein lieber Gatte, unser geliebter Vater, Bruder, Schwager, Onkel und Neffe 
Herr Eugen Levy
 
im Alter von 50 Jahren sanft entschlaffen. Im Namen der trauernden Hinterblieben Elly Levy geb. Kaufmann und Kinder
Ladenburg, den 17. August 1937 - 10. Elul 5697".  
   
Ladenburg Israelit 02091937.jpg (96955 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1937:  "Ladenburg, 30. August (1937). Am 17. August wurde unsere Kehillo (Gemeinde) unerwartet in tiefe Trauer versetzt. Der Vorsteher unserer Gemeinde, Eugen Levy, starb während des Minchagottesdienstes in der Synagoge im fünfzigsten Lebensjahr. Er war wie sein Vorgänger und Schwiegervater, Herr Julius Kaufmann - er ruhe in Frieden -, mit seltener treuer Hingabe und Friedensliebe im Dienste seiner Kehillo tätig. An den Jomim Nauroim (= 'ehrfurchtgebietende Tage' - zu den hohen Feiertagen im Herbst) versah er das Amt des Hilfsvorbeters mit tiefer Andacht und wohlklingender Stimme. Mit Frau und fünf Kindern trauert die ganze Gemeinde. Mit dem ganzen Einsatz seiner Persönlichkeit wirkte er an den vielseitigen Interessen des Hauses und war dem Teilhaber und den Mitarbeitern ein wohlwollender Förderer. 
Eine überaus große Menschenmenge gab dem Verblichenen am Donnerstag, am Tag der Beerdigung, das Geleite zum Bet Olam (Friedhof). Herr Lehrer Rosenfelder brachte die Größe des Verlustes und die Wertschätzung des Dahingeschiedenen sowie den Dank der Gemeinde zum Ausdruck. Möge Gott segnend herabschauen auf die schmerzerfüllten Gemüter der Hinterbliebenen und ihnen Kraft und Zuversicht geben im steten Gedenken und Nacheifern des leuchtenden Vorbildes, das nun für immer von ihnen gegangen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

   
Zum Tod von Moritz Hauser und Karoline Hauser geb. Reis (1934)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1934: "Ladenburg, 3. November (1934). Kaum waren die Schloschim (30 Trauertage) für unseren Julius Kaufmann II zu Ende, da führte der Weg unsere Gemeinde schon wieder, und diesmal zweimal kurz hintereinander, zum Friedhof. Am 21. Marscheschwan starb unter ältester Familienvorsteher, Herr Moritz Hauser, im 85 Lebensjahre, und am 26. Marcheschwan folgte ihm die Lebensgefährtin, Frau Karoline Hauser geb. Reis im 76. Lebensjahre in die Ewigkeit nach. Das einzige Kind, ihr Sohn, fiel 1914, und in der Todesanzeige des Vaters stand der Satz: 'Mein einziger Sohn fiel als erster Ladenburger für Deutschland.' Beide ruhen nun nebeneinander. Wieder ist die Gemeinde um zwei brave und gute Menschen ärmer geworden, und ihre Angehörigen und Freunde nehmen Abschied von ihnen im Bewusstsein: die sich geliebt haben im Leben sind auch im Tod nicht geschieden. Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens."  

       
      
Sonstiges

Verhandlung gegen den antisemitischen Professor Dr. Sevin von Ladenburg (1891)  

Ladenburg Israelit 27081891.jpg (26491 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1891: "Mannheim, 20. August (1891). Vor der hiesigen Strafkammer wurde heute gegen den antisemitischen Professor a.D. Dr. Sevin von Ladenburg wegen Wuchers verhandelt. Das Gericht erkannte aus kostenlose Freisprechung, da die Beweisaufnahme gegen Sevin keine genügenden Schuldmomente ergab."

 
Parteiversammlung der nationalliberalen Partei (1893)  

Ladenburg Israelit 09021893.jpg (47336 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1893: "Ladenburg bei Mannheim. Dieser Tage fand dahier eine sehr große Parteiversammlung der nationalliberalen Partei statt, in welcher Rechtsanwalt Dr. Bassermann von Mannheim sein Programm entwickelte. Wir heben aus seiner eingehenden Rede auch den Satz hervor, dass er für energische Bekämpfung des Antisemitismus eintrete. Wie ist es schade, dass die Nationalliberalen nicht schon früher so energisch in dieser Materie Farbe bekannt haben." 

  
Gedicht "Verhülltes Jahr" von Karl Darmstädter (1924) 
Anmerkung: Karl Darmstädter (geb. 1892 in Birkenau) lebte seit 1897 in Ladenburg, 1919-1923 in Mannheim und 1923 bis 1927 wieder in Ladenburg. Er war Oberlehrer für Deutsch an der Realschule, Professor; später Mitglied der Repräsentantenversammlung der jüdischen Gemeinde Mannheim und Mitglied der Oberrats der Israeliten Badens, noch vor den Deportationen emigriert, gestorben am 24. Juli 1984 in den USA. 
vgl. unten Anzeige von Lehramtsassessor Karl Darmstädter von 1928.  

Ladenburg Israelit 25091924.jpg (105671 Byte)Aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. September 1924: 
"Verhülltes Jahr. Von Karl Darmstädter in Ladenburg
Du Jahr kommst unsichtbar, wie Gott, gehangen, 
Du weckst in mir ein unruhiges Verlangen, 
Dich zu durchdringen und dich einzufangen 
In Bildern, wie wir sie von Ihm gebrauchen,
Wenn wir gar kindlich in sein Wesen tauchen, 
Wenn wir - o sündhaft Spiel - im Spiegel von Gestalten 
Es wagen würden, Gott selbst festzuhalten. 
 
Du bist die Nacht, die jede Schau beendet, 
Du bist das grelle Licht, das mich jäh blendet, 
Du bist der Berg, zu dem die Kühnen steigen, 
Du bist das Tal, vor dem sich Greise neigen. 
Du bist das Meer der unbekannten Klippen, 
Du bist so stumm, wie jene stimmen Lippen 
Fremder Gesichter, die mir oft begegnen 
Im dichtesten Gewühl und im entlegenen 
Gebirg, wo Wanderer, Vogelruf und Wind 
Zu jeder Stunde die Begleiter sind. 

Dich messen, hieße sagen: Ach, ein Flug, 
Der einer Schwalbe flüchtigen Schatten trug... 
So warst du gestern, heute bist du groß, 
Verschleiert Bild, unendlich, grenzenlos ... 
Sehr nahe bist Du! Schon ertönt der Ruf 
Des Horns, das Gott einst dem Ahnen schuf... 
Wohlan! Ich schreite hin zu meinem Dienst 
Wenn du dein dunkles Rätselwerk beginnst. 
Und wenn Dein Herold an der Pforte steht, 
Umhüllt mich Schauern, Stille und Gebet." 
       
Nach der Auswanderung in
 Washington (1941)
karlddarmstaedte01darm_1089.jpg (230446 Byte) karlddarmstaedte01darm_1088.jpg (219644 Byte)   
 Karte vom 3. Juli 1941, geschickt an Prof. Karl Darmstädter in Washington D.C. USA von Rabbiner Julius Greilsheimer 
(1924 bis 1939 in Mosbach), der mit seiner Familie nach Amsterdam ausgewandert war, jedoch von dort über das KZ Westerbork 
nach Auschwitz deportiert wurde; die ganze Familie wurde ermordet. (Quelle: Karl D. Darmstaedter Collection im Leo Baeck Institut New York; hier zahlreiche weitere Dokumente aus der Ladenburger Zeit)  

 
Über "Ein altes handschriftliches Siphre-Fragment in Ladenburg a.N." von Karl Darmstädter (Artikel von 1926)  

Ladenburg Israelit 25111926a.jpg (244995 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1926: "Ein altes handschriftliches Siphre-Fragment in Ladenburg am Neckar. Von Karl Darmstädter in Ladenburg. Die alte Römerstadt am Neckar, die wohl schon bald nach dem Jahre 1000 jüdische Einwohner in ihren Mauern gesehen hat, weiß uns von deren Schicksalen nicht mehr allzu viel zu erzählen. Die Brände des 30jährigen Krieges haben Wertvollstes in Asche verwandelt. Umso überraschender ist es, wenn ein Zufall dazu führt, ein Zeugnis der Vergangenheit zu finden, das inmitten verstaubter Akten einen Dornröschenschlaf geführt hat. Da suchte der Schreiber dieser Zeilen, beschäftigt mit lokalgeschichtlichen Gemeindeforschungen, in Grundbuchakten im Rathause in Ladenburg, als plötzlich sein Blick auf zwei Bände fiel, die in Pergament mit hebräischen Schriftzeichen gebunden waren. Es gelang, von der Stadtverwaltung die Erlaubnis zu erhalten, die Einbände loszulösen und sie in den Besitz der israelitischen Gemeinde überzuführen.
Zunächst schien es, als sei nur die eine Seite, die Außenseite der beiden Einbände beschrieben. Aber dann bestätigte sich doch die Vermutung, dass auch die Innenseite unter übergeklebtem, bedrucktem Papier in gleicher Weise beschrieben war. Nachdem nun von den beiden Bänden ('Erneuerung des Rats-Almosens 1624') die Einbanddeckel losgelöst und das überklebte Papier sorgfältig mit einem Schwamm abgezogen war, lagen zwei beiderseitig beschriebene Pergamentblätter vor. Jedes ist 34 cm breit, 38 cm hoch und zeigt einen unteren Rand von 10 cm, einen rechten von 8 und einen linken von 8 cm. Ein oberer Rand ist nicht mehr vorhanden; der Text ist da durchgeschnitten, so wie der Buchbinder der Ladenburger Rechtsprotokolle eben die Blätter handwerksmäßig zurechtpräparierte. Jede Seite enthält 3 Kolumnen zu je 35 /5 cm breiten) Zeilen, sodass wir also im ganzen 420 Zeilen Text vor uns haben. Es scheint recht viel zu sein, aber leider ist es doch nur ein winzig kleines Fragment, wenn wir wissen, was es ist.
Die ersten Einblicke wiesen auf Reste eines frühen Raschikommentars zu Parschath Ha'afinu hin. Nachdem jedoch Herr Rabbiner Dr. Lauer in Mannheim, dessen freundlichen Erläuterungen ich Wesentliches von diesen Ausführungen verdanke, Gelegenheit genommen hatte, den Text genau zu prüfen, ergab sich für ihn die Tatsache, dass wir es bei dem Ladenburger Fund mit einem interessanten Siphre-Fragment zu tun haben, und zwar zu Deuteronomium Kap. 32ff. - d.h. mit einem handschriftlichen Fragment jenes, 'Siphre' genannten, halachischen und hagadischen Kommentars zu den letzten beiden Büchern des Pentateuch. (Es ist eine Midrasch Tenaim). Die Schrift zeigt die Form der hebräischen Quadratschrift, mit Ausnahme des Aleph, das in der sog. Raschischrift gehalten ist. Die Schriftzeichen sind kalligraphisch-kunstvoll geschrieben, auf der Seite, die den äußeren Bucheinband bildete, naturgemäß verblasster als auf der vor Beschädigung bewahrten Innenseite. Nach der Charakteristik der Schrift und nach dem Pergament zu urteilen, würde man, nach Ansicht Rabbiner Dr. Lauers, nicht fehlgehen, wenn man annimmt, dass die Handschrift aus dem 12. jahrhundert stammt. Vielleicht ist das ganze bei den gar zu häufigen Verfolgungen einem Plünderer in die Hände gefallen und später, wohl in einer Zeit, als kein Jude
Ladenburg Israelit 25111926b.jpg (118341 Byte)in Ladenburg wohnen durfte, zu verschiedenen profanen Zwecken verwendet worden. 
Da wir sehr wenige Siphre-Handschriften besitzen, so ist - trotz ihres fragmentarischen Charakters - auch die Ladenburger Siphre-Handschrift wertvoll, schon wegen der Varianten und Textverschiedenheiten, wie sie sich bei einem Vergleich des vorliegenden Fragments mit den gedruckten Ausgaben (Siphre, ed. Friedmann, Wien 1864, idem ed. Horowitz, Leipzig 1917, angegeben bei Dubnow, Weltgeschichte des jüdischen Volkes III, Bibliographie zu § 40, S. 581) ergeben. Der eben genannte Dubnow Bd. III enthält auf S. 276f einige kurze Proben aus den 'halachischen Midraschim', zu denen unser Fragmentfund gehört.
Der Textschreiber hat uns auf diesen Blättern nichts hinterlassen, was eine Andeutung für seine Person geben könnte. Am unteren Ende der Textreihe bzw. des Blattes, mit dem unser Fragment zu Ende ist, ist ein Greif gezeichnet. Vielleicht ist dies irgendeine Anspielung, vielleicht weist es, da die Zeichnung unmittelbar unter dem vorweggenommenen ersten Wort des folgenden Blattes steht ('schebjodcho'), darauf hin, dass das Blatt nunmehr umzuwenden sei. Jedenfalls - unser Fund bricht mit diesen 'schebjodcho' ab, und wir wollen dem glücklichen Zufall wenigstens dafür dankbar sein, dass er dem literarisch, geschichtlich und altertumskundlich interessierten jüdischen Forscher die zwei Pergamentblätter mit dem Ladenburger Siphre-Text 'in die Hand' gegeben und sie damit jener Vernichtung entrissen hat, der vor Jahrhunderten - ach, wie viele - wertvolle Handschriften zum Opfer gefallen sind."  

     
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
Anzeigen des Manufakturwaren- und Möbelgeschäftes Gebrüder Kaufmann (1898 / 1901 / 1903 / 1904 / 1915)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1898: "Manufakturist. Gegen hohes Salair tüchtiger Verkäufer, ferner tüchtiger Buchhalter gesucht. Schabbat und Feiertag geschlossen. 
Gebrüder Kaufmann
, Ladenburg."      
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. November 1901: "Manufakturist. Tüchtiger Verkäufer per 1. Januar gegen hohen Salair gesucht. Detailreisender bevorzug. Schabbat und Feiertag geschlossen.
Gebr. Kaufmann, Ladenburg am Neckar."     
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1903: "Für unser Möbel- und Bettengeschäft in Weinheim suchen per sofort tüchtigen, branchekundigen 
Geschäftsführer

Offerten sind Zeugnisabschriften und Gehaltsanspruch beizufügen. Samstage und Feiertage geschlossen. 
Gebr. Kaufmann,
Ladenburg."      
  
Ladenburg Israelit 01021904.jpg (37463 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1904: "Suchen per bald, eventuell später Manufakturist, tüchtigen Verkäufer und Detailreisender (Israelit). Offerten mit Gehaltsansprüchen und Zeugnisabschriften an 
Gebr. Kaufmann, Ladenburg."   
 
Ladenburg Israelit 29071915.jpg (35563 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juli 1915: "Buchhalter, militärfrei, für unser Manufakturwaren- und Möbelgeschäft gesucht. Schabbat und Feiertag geschlossen. Branchekundige bevorzugt. 
Gebr. Kaufmann, Ladenburg."   
 
Ladenburg Israelit 08091915.jpg (31603 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1915: "Manufakturist. Tüchtiger Detailreisender gesucht. Schabbat und Feiertag geschlossen. 
Gebr. Kaufmann. Ladenburg.
 
Weiteres Dokument zur Firma Gebr. Kaufmann 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; Anmerkungen auf Grund der Rercherchen von P. K. Müller)      
Postkarte an die Firma Gebr. Kaufmann 
aus Bronnweiler (Reutlingen, 1899)
  
Ladenburg Dok 130504.jpg (210028 Byte) Ladenburg Dok 130504a.jpg (265453 Byte)
Die Postkarte wurde am 6. November 1899 von der Mechanischen Buntweberei Bronnweiler an die Gebrüder Kaufmann in Ladenburg geschickt. Die Gebrüder Kaufmann betrieben ein Manufakturwaren- und Möbelgeschäft. Julius Kaufmann (geb.  2. September 1850 in Ladenburg) war Seniorchef der Firma Gebr. Kaufmann und - wie aus anderen Berichten dieser Seite hervorgeht - ein überaus aktives Mitglied der jüdischen Gemeinde Ladenburgs. In verschiedenen Anzeigen zu Jubiläen seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten und Geburtstage finden sich zahlreiche Hinweise zu seinem über Jahrzehnte währenden Engagements für die Gemeinde (siehe oben). Julius Kaufmann war verheiratet mit Thekla Kaufmann geb. Lindauer. Das Paar hatte drei Kinder Emma; Eugenia, Frieda, Gudella/Ella. Julius Kaufmann starb am 2. Oktober 1934 im Alter von 84 Jahren (siehe Bericht oben). Fünf Monate vorher war seine Frau Thekla am 23. April 1934 gestorben (siehe Bericht oben). Beide wurden im jüdischen Friedhof in Ladenburg beigesetzt.  
Absender der Karte war die Mechanische Buntweberei Bronnweiler, unterschrieben mit "Bernheim & Cie ". Gründer der Mechanischen Buntweberei Bronnweiler war 1874 Rudolf Bernheim. Die Söhne Adolph, Heinrich und Sigmund wurden später Teilhaber der Firma.
1930 wechselte Adolf Bernheim mit Familie seinen Wohnsitz von Bronnweiler nach Tübingen in die Staufenbergstraße. 1938 gab es keine Zukunft mehr für die Firma. Auch das Wohnhaus in der Stauffenbergstraße wurde verkauft. 1939 gelang der Familie nach vielen Schikanen noch die Auswanderung in die USA. Heinrich Bernheim emigrierte 1939 nach England. Sigmund gelang der Absprung noch 1941 nach Argentinien.
Quelle: Die Tübinger Juden, Lili Zapf, Katzmann-Verlag Tübingen, 2. Auflage 1978, Seite 126.
www.tuebingen.de/19/142/259.html; www.tuebingen.de/147/434/437.html; www.stolpersteine-stuttgart.de/index.php?docid=796;  
www.zeichen-der-erinnerung.org/n5_1_bernheim.htm  

   
Verlobungsanzeige von Hilde Jakobsohn und Karl Darmstädter (1922)  

Neckarbischofsheim Israelit 19101922.jpg (38723 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober 1922: "Statt Karten - Gott sei gepriesen -  
Hilde Jakobsohn und Karl Darmstädter grüßen als Verlobte.  
Neckarbischofsheim / Frankfurt am Main   -   Ladenburg am Neckar.
2. Halbfeiertag von Sukkot 5683 (= 10. Oktober 1922)  

  
Anzeige von Lehramtsassessor Karl Darmstädter (1928)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1926: "Schüler
die 6-klassige Realschule (Knaben und Mädchen) besuchen sollen, finden gegen mäßigen Preis gute 
Aufnahme
 
und sachgemäße Beaufsichtigung in streng religiösem Haus. 
Karl Darmstädter  
Lehramtassessor  
Ladenburg am Neckar."    

 
Anzeige von Eugen Levy (1928)
  

Ladenburg Israelit 27091928.jpg (55895 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1928: "Gesucht für 15. Oktober
 für streng rituellen Haushalt ein tüchtiges, gesundes und kinderliebes 
Mädchen

das perfekt kochen kann, nicht unter 20 Jahren, mit Familien-Anschluss. Zweitmädchen vorhanden. Offerten mit Gehaltsansprüchen, Referenzen und Bild erbeten an 
Eugen Levy, Ladenburg (Baden)."  

   
Hochzeitsanzeige von Alfred Krell und Anna geb. Kapustin (1931)  

Sinsheim Israelit 29011931.jpg (34243 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Januar 1931: "Gott sei gepriesen.
Alfred Krell - Anna Krell geb. Kapustin.
Vermählte.
Sinsheim (Elsenz) Wilhelmstraße 88 - Ladenburg a.N.   
Sonntag, 1. Februar 1931 - 14. Schewat 5691. Trauung: so Gott will, 1 Uhr, August-Lamey-Loge. Mannheim C 4.12". 

       
       
       
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge     
      
Das früheste Zeugnis einer Synagoge in Ladenburg stammt aus dem 14. Jahrhunderts. Nach der Ausweisung der Juden aus der Kurpfalz 1391 wurde beurkundet, dass das Haus des Ladenburger Juden Mocke und die auf demselben Grundstück befindliche "Judenschule" von Kurfürst Ruprecht II. an einen nichtjüdischen Einwohner der Stadt veräußert wurde. Tatsächlich finden sich noch heute auf dem mit der damaligen Urkunde gemeinten Grundstück des Wohnhauses Metzgergasse 5 bauliche Reste der um 1300 erbauten Synagoge. Erhalten sind ein Maßwerkbiforium nach Osten und ein kleines Maßwerkfenster nach Norden.  
 
Seit dem späten 17. Jahrhundert benutzte die Gemeinde einen Raum im Stick’schen Haus, einem Renaissancebau gegenüber der Gallus-Kirche (Kirchenstrasse 45, heute Gasthaus "Zur Sackpfeife") als Bet- und Versammlungssaal. Etwa ab 1715 hatte die Gemeinde einen Raum im Haus des Moyses Levi und seiner Frau als Betsaal gemietet. Um 1756 hab es zwischen Levi und der Gemeinde einen Streit um den Mietzins und um bauliche Veränderungen. Schon damals überlegte man sich, eine Synagoge zu bauen, entschloss sich dann aber doch, zunächst die bisherige Praxis eines gemieteten Betsaales beizubehalten. In den 1820er-Jahren wurden das Vorhaben zum Neubau einer Synagoge konkreter. 1828 liest man von der Publikation einer in Ladenburg gehaltenen Rede von Rabbiner Jakob Aron Ettlinger (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Ettlinger), deren Erlös zum Bau einer neuen Synagoge in Ladenburg bestimmt war. 
  
Publikation einer in Ladenburg gehaltenen Rede von Bezirksrabbiner Jakob Aron Ettlinger (1828)    
 

Anzeige in der "Karlsruher Zeitung" vom 31. Dezember 1828: "Literarische Anzeige. In der D. R. Marxschen Buch- und Kunsthandlung ist für 12 kr. zu haben:
Rede, gehalten zur hundertjährigen Gedächtnisfeier der Geburt Seiner Königlichen Hoheit des höchstseligen Großherzogs Karl Friedrich von Baden in der Bezirkssynagoge zu Ladenburg den 23. November 1828 von Jakob Aron Ettlinger, Klausprimator, Konferenz- und Bezirksrabbiner.
Der Erlös ist zum Bau der dortigen Synagoge bestimmt."   

Bereits damals (1828) oder wenig später wird die Gemeinde ein Haus zur Einrichtung eines Betsaales erworben oder gemietet zu haben, sonst hätte vor dem Bau der neuen Synagoge nicht am 29. März 1832 das alte Synagogengebäude versteigert werden können. Mit dem Erlös wollte man einen Teil der Kosten der neuen Synagoge bestreiten. Es ist freilich unklar, um welches Gebäude es sich bei der alten Synagoge gehandelt hat, nach den bei Jürgen Zieher (s.Lit.) gemachten Angaben wurde das oben genannte Gebäude Kirchenstrasse 45 bis 1832 als Synagoge genutzt.  
  
Am 23. Mai 1832 wandten sich die damaligen Vertreter der jüdischen Gemeinde Ladenburg (Gustav Rosenthal, J. Weisel und Samuel Kallmann) um finanzielle Unterstützung des Synagogenneubaus an den Großherzog. Noch bevor die Antwort eingegangen war, richtete der Synagogenratsvorstand Gustav Rosenthal am 11. Juni 1832 ein Gesuch auf Genehmigung zur Aufnahme eines Kapitals von 2.000 Gulden für den Kauf oder Neubau einer Synagoge samt Schulhaus an die zuständige Behörde, die dies wenige Tage später erlaubte. Vom großherzoglichen Innenministerium kam Anfang August die Rückmeldung, dass man den Synagogenneubau nicht unterstützen könne. Vermutlich war man der Ansicht, dass die Gemeinde im Vergleich zu anderen jüdischen Gemeinden ausreichendes Vermögen besaß, um den Bau selbst zu finanzieren. Tatsächlich konnte die jüdische Gemeinde kurz darauf das Sellner’sche Haus in der Hauptstraße 46 erwerben und dieses zu einem jüdischen Schulhaus mit Schule, Lehrerwohnung und Mikwe umbauen. Unmittelbar angebaut wurde als Hintergebäude zur Hauptstraße 46 eine Synagoge im neugotischen Stil, deren Spitzbogenfenster deswegen auffielen, weil dieser Stil für Synagogen im 19./20. Jahrhundert selten verwendet wurde. Die feierliche Einweihung der neuen Synagoge fand am 23. November 1832 statt.   
   
Zum Bau und zur Einweihung der neuen Synagoge (1833)     

Artikel in der "Karlsruher Zeitung" vom 15. Januar 1833: "Ladenburg, 3. Januar (1833). Die bisherige in einem Privathause gelegene Synagoge war für die vermehrte israelitische Gemeinde dahier zu klein; dies veranlasste die Gemeinde, ein neues, geräumiges, den Forderungen des jetzigen Geschmacks, und der vorangeschrittenen Bildung genügendes Gotteshaus zu erbauen. Außer dem jedes der 23 Gemeindeglieder treffenden Beitrage, brachten die Wohlhabenden noch reichliche Opfer, um zur Erbauung des neuen Gotteshauses die Mittel herbeizuschaffen.
Schnell ging der Bau vorwärts, und schon am 23. November vorigen Jahres, am Tage des im Jahre 1828 gefeierten hundertjährigen Geburtsfestes des nun in Gott ruhenden Großherzogs Karl Friederich königl. Hoheit gestifteten Vereins, konnte zur Tempelweihe geschritten werden. Um dem Feste anzuwohnen kamen von nahe und ferne Israeliten, welche bei ihren hiesigen Glaubensgenossen gastfreundliche Aufnahme fanden. - Groß war der Andrang, als sich von der bisherigen Synagoge, wo den letzten Gottesdienst zu feiern die Gemeinde sich versammelt hatte, der Zug feierlich-ernst sich in Bewegung setzte. - Angekommen an dem neuen Tempel hielt der Zug, und der Vorsteher öffnete dann die Pforte, durch welche, unter Aufführung einer Ouvertüre durch die hiesigen Musikliebhaber, der Zug einzog. Bald darauf kamen auch die zur Feierlichkeiten geladenen geistlichen Behörden, der Gemeinderat und andere Bürger. - Die Feier begann mit Absingung deutscher Gesänge unter Begleitung der Musik. Dann folgte Gebet und die Einweihungsrede, gehalten von dem Klausprimator, Konferenz- und Bezirksrabbiner Herrn T. Ettlinger aus Mannheim. Dieser würdige Mann, sowie der würdige Herr Rehfus (sc. Dr. Carl Rehfuß, vgl. nächster Text), Prediger und Oberlehrer zu Heidelberg, welcher eine gehaltvolle Rede beim Morgengottesdienste hielt, drückten in ihren der Feier angemessenen Reden die Deutung derselben aus.
In herzlichen Worten belobte hierauf der würdige Bezirksamtmann, Herr Pfeifer, den Eifer, welchen die Gemeinde bei Erbauung des Tempels gezeigt, ermunterte zu weisem Fortschreiten, und erinnerte an den Segen einer geistigen Gottesverehrung. Mit Gebet und Gesang schloss sich die Feier, welche auf alle denkenden Anwesenden einen tiefen Eindruck machte.
Sehr erfreulich war es in dem neuen Tempel zu sehen, dass darin eine Kanzel angebracht, und statt der in den Synagogen üblich gewesenen beweglichen Betstühle, feststehende Bänke sind. Überhaupt ist die ganze innere Einrichtung des Tempels sehr würdevoll und zweckmäßig.  Dem Vernehmen nach soll die längst erwartete Synode zur Ordnung der israelitischen kirchlichen Angelegenheiten bald berufen werden; in Betracht dessen vornehmlich hat sich Einsender dieses bewogen gefunden, das Obige zur Kenntnis des Publikums zu bringen. Möchte man aus Obigem entnehmen, dass die Mehrzahl der Israeliten nicht halsstarrig am Herkömmlichen festhält, wie man sie leider so häufig beschuldigt, sondern bereit ist, kräftig auf dem Weg zum Bessern fortzuschreiten!  Möchte man daraus entnehmen, dass der Indifferentismus gottlob nur noch Wenige unter den Israeliten ergriffen hat, und dass die Mehrzahl noch immer bereit ist, bedeutende Opfer für die Erhaltung des kirchlichen Lebens zu bringen! Möchte man auch erkennen, dass die Zeiten der Unduldsamkeit vorüber sind, denn dies sahen wir auch bei dieser Feier, wo Christen freudig an derselben teilnahmen, durch die Tonkunst das Fest erhöhten!"       

  
Konfirmation in der Synagoge Ladenburg durch Dr. Rehfuß aus Heidelberg (1835)
    
Anmerkung: zu Dr. Carl Rehfuß weitere Informationen in einer Seite mit Texten zu Heidelberg.    

Anzeige in der "Karlsruher Zeitung" vom 2. April 1835: "Danksagung.
Mit einer rührenden Feierlichkeit wurde am 21. dieses Monats in der hiesigen Synagoge die Konfirmation eines Knaben begangen. Herr Dr. Rehfuß aus Heidelberg, als dessen Lehrer und in dessen Hände derselbe sein Glaubensbekenntnis ablegte, hatte auf eine eben so sinnige, als wahrhaft fromme Weise diese Feierlichkeit geordnet und geleitet, und nach derselben durch eine herrliche, Herz und Gempt erhebende Predigt alle Zuhörer gerührt und erbaut, dass wir uns nicht nur verpflichtet fühlen, demselben innigst zu danken, sondern auch öffentlich den Wunsch zu äußern, dass alle Konfirmationen mit gleicher Feierlichkeit vorgenommen und eingeführt werden möchten.
Ladenburg, den 25. März 1835. Der Synagogenrat. D. Hirsch."  

   
Neugestaltung des Gottesdienstes nach Vorbild des Synagogengottesdienstes in Bühl (1864) 
       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. November 1864: "Bühl, im Oktober. Die 'Badische Landeszeitung' Nr. 215 schreibt von hier: Wo immerhin das Gute gedeihet, verdient es zur Aufmunterung aller Gutgesinnten zur allgemeinen Kenntnis gebracht zu werden. Die hiesige israelitische Gemeinde hat unter der Leitung ihres Rabbiners, Herrn Schott, seit 6 Jahren ihren Gottesdienst nach dem Vorbilde der Mannheimer Agende umgestaltet, sodass Chorgesang mit Begleitung einer Physharmonika, responsenreicher Vortrag mehrerer hebräischer Gebetstücke, deutsche Gebete und Predigt, bei der Stille und Ruhe, woran sich die Gemeinde gewöhnt hat, ein harmonisches, Andacht erweckendes Ganzes bilden. Schon viele Fremde, welche dem hiesigen Gottesdienste beiwohnten, haben auch versichert, sich noch nirgends so wie in der hiesigen Synagoge erbaut zu haben, und sprachen es laut aus, dass sie sich glücklich schätzen würden, wenn in ihrer Gemeinde eine ähnliche Verbesserung eingeführt würde. Aber alles Gute reift langsam, doch es reift, und wir können mit Vergnügen berichten, dass nicht nur bereits in einigen Synagogen des Bühler Rabbinatsbezirks, zum Beispiel in Rastatt, Gernsbach, Hörden und Rheinbischofsheim, ein schöner Anfang zur Hebung des Gottesdienstes gemacht worden ist, sondern dass unser Beispiel auch in der Ferne Nachahmung findet. So zum Beispiel hat die israelitische Gemeinde zu Ladenburg sich schon vor einigen Jahren die hiesige Synagogenordnung zur Nachahmung erbeten und dieselbe auch eingeführt, und in neuester Zeit sandten zwei Gemeinden des Rabbinatsbezirks Sinsheim, Berwangen und Neidenstein, auf Anregung ihres würdigen Geistlichen, des Herrn Konferenz-Rabbiners Geismar, ihre Lehrer hierher, um sowohl den Sabbat- als den Werktagsgottesdienst zu studieren und ihn dann in ihren Synagogen einzuführen. So bricht sich das wahrhaft Gute allenthalben Bahn; dem schönen, selbstlosen Beispiele des greisen Herrn Rabbiners Geismar aber, der nicht ansteht, die Schöpfung eines jüngeren Berufsgenossen anzuerkennen und als Vorbild zu empfehlen, zollen wir unsere aufrichtigste Anerkennung und Hochachtung."            

 
Verschiedentlich wurde die Synagoge renoviert. Im Jahr 1899 erfolgte die Einführung des elektrischen Lichtes in der Synagoge. Die bisherige Petroleumleuchter, ein Kronleuchter mit 18 Flammen und fünf kleinere Leuchter mit 2 Flammen wurden zum Kauf angeboten:
 
Leuchter abzugeben (1900)  

Ladenburg Israelit 29011900.jpg (34707 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Januar 1900: "Kronleuchter, Bronce, mit 18 Flammen sowie 5 do. a 2 Flammen für Petroleum, wegen elektrischer Licht-Einrichtung sehr billig, auch einzeln abzugeben. Synagogenrat, Ladenburg."

Über 100 Jahre diente die Synagoge als Gotteshaus und Gemeindezentrum der jüdischen Gemeinde. Im Dezember 1932 feierte die jüdische Gemeinde das 100jährige Bestehen der Synagoge. Dazu erschien in der "Neckar-Bergstraß-Post" am 31. Dezember 1932 ein kurzer Artikel, der mit den Sätzen begann: "Heute begeht die hiesige israelitische Gemeinde das 100jährige Bestehen ihrer Synagoge. Der Zeit entsprechend findet keine besondere Feier statt. Im festlich ausgestatteten Morgengottesdienst wurde dem Jubiläum Rechnung getragen". Etwas ausführlich zu diesem Jubiläum der Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit": 
        
100-jähriges Bestehen der Synagoge (1932)     

Ladenburg Israelit 05011933.jpg (115623 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1933: "Ladenburg (Baden), 26. Dezember (1932). Am 31. Dezember beging die hiesige israelitische Gemeinde das 100jährige Bestehen ihrer Synagoge. Der Zeit entsprechend fand keine besondere Feier statt. Im festlich ausgestalteten Morgengottesdienst wurde dem Jubiläum Rechnung getragen. Die israelitische Gemeinde des alten Römerstädtchens hat immer wenig Aufhebens nach außen gemacht. Die Erfüllung ihrer Aufgaben waren ihr Selbstverständlichkeit. Das Gemeindeleben entwickelte sich friedlich und segensreich. Davon zeigt auch der nicht alltägliche Umstand, dass der jetzige Vorsteher seit 47 Jahren die Stelle eines Synagogenrats bekleidet und dass in einem Zeitraum von 100 Jahren zwei Lehrer hier amtierten. Seit über 100 Jahren ist die Seelenzahl auf gleicher Höhe geblieben. Alte hebräische Urkunden lassen vielleicht darauf schließen, dass schon in früher Zeit Ladenburg eine Stätte jüdisch-geistigen Lebens war. Auch heute noch ist sich die Gemeinde ihrer Aufgabe voll bewusst. Ihre täglichen Morgen- und Abendgottesdienste, der von alters her gepflegte Gemeindegesang, ihr Vereins- und Vortragsleben, ihre Bücherei, ihre sozialen und sonstigen Einrichtungen dürfen als vorbildlich gelten. Die israelitische Gemeinde darf mit Stolz von sich sagen, dass sie unter den Kleingemeinden Badens eine ehrenvolle Stellung einnimmt. Wie ihre innere Entwicklung vollzogen sich auch die Beziehungen zur nichtjüdischen Umwelt in ruhigen und friedlichen Bahnen. Dass dies auch weiter so bleiben möge, ist wohl der beste Jubiläumswunsch."  

In der Pogromnacht im November 1938 wurde die Synagoge weitgehend zerstört. Die Aktion begann am Morgen des 10. November um 6 Uhr, als insbesondere Ladenburger SA- und SS-Männer vor der Synagoge erschienen und sich gewaltsam Zutritt verschafften. Zur selben Zeit wurden Männer der Feuerwehr zum Rathaus beordert und ihnen mitgeteilt, dass die Feuerwehr beim Brand der Synagoge ausschließlich den Schutz der Nachbargebäude übernehmen sollte. Inzwischen wurde die Inneneinrichtung der Synagoge von den eingedrungenen Männern vollkommen zerstört. Eine immer größer werdende Menschenmenge schaute dem Zerstörungswerk zu. Von einer Inbrandsetzung oder Sprengung wurde mit Rücksicht auf die Nachbargebäude dann doch abgesehen, obwohl bereits das Benzin bereitstand und die Löcher für die Sprengung gebohrt waren. Das Dach der Synagoge wurde teilweise abgedeckt. Das Inventar ging - bis auf zwei Torarollen - verloren, eine davon wurde wenig später von der jüdischen Gemeinde auf dem jüdischen Friedhof in Ladenburg beerdigt.  
 
Nach der Pogromnacht wurde kein öffentlicher Gottesdienst mehr abgehalten. Bis zur Deportation nach Gurs im Oktober 1940 wurde am Schabbat und an den Feiertagen teilweise bei Familie Hirsch in der Bahnhofstraße 22 gebetet. Familie Hirsch hatte eine private Torarolle zuhause.
 
1945 wurde das Gebäude von den Alliierten beschlagnahmt und der jüdischen Vermögensverwaltung (JRSO) übergeben, die ihrerseits das Gebäude einige Jahre später an das Land Baden-Württemberg verkaufte. Von hier kam es an einen Privatmann, der in der ehemaligen Synagoge einen Lagerraum einrichtete. Im Juni 1967 sollte dieser Lagerraum auch äußerlich so umgebaut werden, dass von der ehemaligen Synagoge nichts mehr zu sehen war. Bis dahin erinnerten die Spitzbogenfenster noch daran, dass es sich bei dem Gebäude um ein früheres Gotteshaus handelte. Von verschiedenen Seiten aus bestand in den 1960er-Jahren Interesse daran, die ehemalige Synagoge zu retten, zu restaurieren und als "Kulturraum" für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Von privater Seite aus wurden für eine Restaurierung erhebliche finanzielle Mitte in Aussicht gestellt. Dennoch wurde 1967 die Synagogenruine bis auf wenige bauliche Reste beseitigt.
 
Seit 1976 erinnert eine Gedenktafel am Synagogenstandort an das Schicksal des Gebäudes.  

Gedenktafel für die Synagoge - Ehemaliges jüdisches Gotteshaus von Ladenburg wird umgebaut - Lagerraum entsteht

Artikel im Mannheimer Morgen vom 29. Juni 1967: "Ladenburg ist - wenn man so will - um ein "Denkmal" ärmer geworden. Die ehemalige Synagoge in der Hauptstraße wird zur Zeit zu einem Lagerraum umgebaut. Bisher präsentierte sich das Gebäude allerdings mehr als verwahrlost, hinter einer halbhohen Mauer versteckt, von Blumen umrankt. Nur die Spitzbogenfenster erinnerten eigentlich daran, dass es sich bei dem Gebäude um ein Gotteshaus handeln müsste. So konnte man das Haus auch von der Hauptstraße aus gar nicht wahrnahmen, höchstens von der Schulstraße aus.
Von verschiedenen Seiten aus bestand gerade in den letzten Jahren Interesse daran, die ehemalige Synagoge zu retten, sie eventuell zu restaurieren und sie vielleicht als einen "Kulturraum" der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Von privater Seite aus wären für die nicht gerade billigen Restaurierungsarbeiten sogar erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt worden. 
Es ging bei diesen Plänen vor allem darum, die bauliche Schönheit dieses Hauses etwas mehr hervorzuheben und noch um die Besonderheit, eben eine Synagoge zu besitzen; denn der Lobdengau war einst eng mit der Geschichte der Juden in Deutschland verknüpft. Doch das liegt Jahrhunderte zurück. Bis ins 13. Jahrhundert lässt sich die Geschichte der jüdischen Einwohner von Ladenburg zurückverfolgen...
In Ladenburg gibt es heute fast keine jüdischen Einwohner mehr. so wurde die ehemalige Synagoge vom Land Baden-Württemberg kurz nach dem Zweiten Weltkrieg verkauft. Der neue Besitzer richtete sich hier einen Lagerraum ein, was bis heute geblieben ist.
Nachdem jetzt das Gebäude auch äußerlich einen "Lagercharakter" erhält, will man an dem Haus wenigstens eine Gedenktafel errichten, die daran erinnern soll, dass Ladenburg einmal eine Synagoge besessen hat."  

Der Abbruch der Ladenburger Synagoge 1967 (Texte zitiert aus: Die jüdischen Ladenburger s. Lit. S. 255ff)  

Artikel im "Mannheimer Morgen" vom 27. Oktober 1967: "Die alte Ladenburger Synagoge - 1832 auf älteren Synagogenmauern in der Hauptstraße errichtet, in der Kristallnacht 1938 den Flammen zum Opfer gefallen [nicht korrekt: sie brannte nicht, sondern wurde zerstört], nach dem Krieg bis zuletzt als Wohnung und Lager verwendet, fiel dieser Tage endgültig der Spitzhacke zum Opfer. 'Wenn man nur wenigstens den Giebel mit den gotischen Spitzbogenfenstern als Abschluss zwischen Neunhellerhaus und dem Anwesen Thome hätte stehen lassen', klagt Denkmalspfleger Dr. Heukemes. Ein Lager soll an die Stelle des ehemaligen jüdischen Gotteshauses treten." 

Die Anbringung einer Gedenktafel (1976)  

Artikel im Mannheimer Morgen" vom 10. November 1976: "Zum Gedenken an die jüdischen Mitbürger übergab die Stadt Ladenburg gestern eine Gedenktafel, um damit an die großen Verdienste der Juden seit dem 13. Jahrhundert um ihre Heimat zu erinnern. Vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet profitierte die gesamte Umgebung von der Initiative, die die jüdischen Bürger der Stadt ausgelöst hatten. Genau auf den Tag vor 39 Jahren, in der Nacht vom 8. auf den 9. November, der sogenannten 'Kristallnacht', als die Synagoge in der Hauptstraße in Flammen aufging [diese Angabe in der Zeitungsnotiz ist falsch] endete diese Entwicklung. Mit einem Hinweis auf die Jüdische Gemeinde, die schon im 13. Jahrhundert ihre erste Synagoge in Ladenburg baute, dann 1832 die spätere Anlage an der Hauptstraße errichtete, enthält die Tafel weitere Daten. Der Oberrabbiner Levinson weilte kurz an der Erinnerungsstätte. Die 70 mal 80 Zentimeter große Bronzetafel wurde auf dessen Wunsch ohne Feierlichkeiten übergeben."

   
   
Fotos           

Die "Sackpfeife" - 
im 17./18. Jahrhundert zeitweise 
Sitz der jüdischen  Gemeinde 
mit Synagoge (Betsaal)
Ladenburg Sackpfeife 110.jpg (130303 Byte)  * *
   Bei dem Gebäude des heutigen Restaurants "Sackpfeife" handelt es sich um ein 1598 erbautes Patrizierhaus ("Stick'sches Haus"). Seit dem späten 17. Jahrhundert war in dem Gebäude für einige Zeit ein Versammlungs- und Betraum (Synagoge) der jüdischen Gemeinde. 
(Foto links: Michael Ohmsen; die mit *) markierten Fotos sind von Klara Strompf, erstellt am 26. Mai 2016)
      
        
Historisches Foto 
der 1832 erbauten Synagoge 
(Quelle: Die jüdischen Ladenburger 
s. Lit.,  Abb. 7 S. 313
 Ladenburg Synagoge 001.jpg (64176 Byte)
     Innenraum der Synagoge Ladenburg, geschmückt zum 25-jährigen Ortsjubiläum 
von Kantor Rosenfelder im Juli 1935 
      
Fotos um 1965
(Quelle: HStA Stuttgart EA 99/001) 
Ladenburg Synagoge 100.jpg (107242 Byte) Ladenburg Synagoge 101.jpg (80543 Byte)
  Das Gebäude der Ladenburger Synagoge um 1965; 
rechts das Gebäude der jüdischen Schule mit der Lehrerwohnung, bis 1939 der
 Familie von Lehrer Sally Rosenfelder (1882-1969). Im Keller dieses Hauses 
war das rituelle Bad der Gemeinde. 
   
Fotos um 1985 
(farbige Fotos: Hahn, Aufnahmedatum August 1988; 
sw-Fotos von 1985) 
 
Ladenburg Synagoge ma181.jpg (41525 Byte) Ladenburg Synagoge ma180.jpg (40085 Byte) Ladenburg Synagoge ma182.jpg (32905 Byte)
Das Gebäude Metzgergasse 5, an dessen Seitenwand ein gotisches Fenster 
der ehemaligen mittelalterlichen Synagoge erhalten ist. 
Das gotische Fenster am Haus 
Metzgergasse 5 
    
Am Standort der 1938 weitgehend
 zerstörten Synagoge 
Ladenburg Synagoge 105.jpg (53250 Byte) Ladenburg Synagoge 106.jpg (60587 Byte)
   Blick zum ehemaligen Synagogenstandort  Die Gedenktafel von 1976 
       
Fotos 2003
(Fotos: Hahn,
Aufnahmedatum: 30.7.2003) 
Ladenburg Synagoge 151.jpg (50898 Byte) Ladenburg Synagoge 150.jpg (54381 Byte)
  Blick zum ehemaligen Synagogenstandort,
 rechts das ehemalige jüdische
 Schulhaus/Lehrerwohnung 
Die Gedenktafel von 1976
am Synagogenstandort 
   
        
Fotos 2010 
(Fotos: Michael Ohmsen, 
Aufnahmen vom Mai 2010) 
Ladenburg Jued Schule 010.jpg (48227 Byte) Ladenburg Synagoge 170.jpg (62426 Byte)
  Gebäude Metzgerasse 5 (ehemalige mittelalterliche Synagoge)  Die Gedenktafel von 1976
am Synagogenstandort 
     
 "Stolpersteine" in Ladenburg
(Fotos Michael Ohmsen, 
Aufnahmen vom Mai 2010) 
Ladenburg Kirchenstr21.jpg (130947 Byte) Ladenburg Wormser Str18.jpg (129509 Byte)
  Stolpersteine in der Kirchenstraße 21 
für Frieda Lammfromm geb. Liebmann
 (1883-?) und Gertrude Lammfromm
 (1909-?)  
"Stolpersteine" in der Wormser Straße 18
 für Regina Strauss (1872-?), Sara Strauss
 (1858-?) und Gella Strauss 
geb. Wertheimer (1879.?)  
     
 Das "Gurs-Denkmal" - erstellt in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte in Neckarzimmern 
(Fotos: Nachtaufnahmen Johannes Frowein, Aufnahmedatum 11.2.2020; andere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 14.1.2022)  
 
     
 Das "Gurs-Denkmal" mit der Hinweistafel und der Inschrift: "Zur Erinnerung an die Deportation der jüdischen Ladenburgerinnen und Ladenburger in das Lager Gurs am 22. Oktober 1940. Die Inschrift auf der Torarolle bedeutet 'Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.' 3. Mose 19,18b.  Gestiftet von der 'Mahnmal-AG' des Carl-Benz-Gymnasiums Ladenburg im Jahr 2011 im Zusammenhang mit den ökumenischen Denkmalprojekt in Neckarzimmern."
         
Das Gursdenkmal - Vorder- und Seitenansicht
    
 Schriftzug "Ladenburg" mit skizziertem Stadtplan und Markierung der jüdischen Häuser  Schriftzug "Gurs"
 mit Lagerskizze 
 Torarolle mit Zitat des
 Gebotes 3. Mose 19,18b

  
Fotos von der Ausstellung "Wir waren alle Ladenburger" 2018/19 im Lobdengau-Museum  http://www.lobdengau-museum.de/   
Anmerkung: im Lobdengau-Museum besteht schon viele Jahre eine kleine Abteilung zur jüdischen Geschichte der Stadt. Zusätzlich wurde 2018/19 eine Sonderausstellung zum Thema "Wir waren alle Ladenburger" gezeigt. Informationen zur Ausstellung „Wir waren alle Ladenburger“ vom 10. November 2018 bis 31. Juli 2019 im Lobdengau-Museum in Ladenburg:
Was in Ladenburg 1938 passierte, unterschied sich kaum von dem, was sich auch anderswo in Deutschland in diesen Wochen und Monaten ereignete: Ladenburg war eine typische deutsche Kleinstadt dieser Zeit. Juden und Christen lebten jahrhundertelang neben- und miteinander. So sagte Lea Weems (geb. Krell), die nach dem Krieg in die USA auswanderte, in einem Interview: "We were all ladenburgers". Die Reichspogromnacht des Jahres 1938 setzte dem ein gewaltvolles Ende. Zum 80. Jahrestag dieses Geschehens haben Dozierende und Studierende der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg mit dem Lobdengau-Museum eine Ausstellung konzipiert, die Einblicke jenseits bereits bekannter Zahlen und Fakten bietet. Sie zeigt die Bewohner der Stadt und ihre Beziehungen untereinander: Wer waren die Menschen, die hier Tür an Tür lebten? Welche Geschichten und Ereignisse prägten die Familien? Wie ging es nach 1938 weiter?
Ausstellungseröffnung war am 10. November 2018 um 19 Uhr im Domhofsaal des Ladenburger Rathauses. Zum Einführungsvortrag siehe Presseartikel unten.
Fotos unten: Hahn, Aufnahmen vom 31.7.2019.   

         
 Die jüdische Abteilung "Die jüdischen Ladenburger", unter anderem
mit einer Vitrine mit rituellen Gegenständen  
 Blick in die
Sonderausstellung
 Zeitungsartikel von 1938 zu den
 Ereignissen beim Novemberpogrom
 Informationstafeln zu
 den Ereignissen nach 1933
         
         
  Präsentation
zeitgenössischer Filme
 Erinnerungen von Rachel Stanieski geb. Hirsch, die 1940 mit
 ihren Eltern von Ladenburg nach Gurs deportiert wurde.  
 Erinnerungen an
Familie Levy
 Erinnerungen an
Familie Driels
         
         
 Brief von Adolf Driels aus
 Gurs vom Juli 1942
 Erinnerungen an Familie Kapustin in Ladenburg und den Sohn Dr. Max Kapustin, verheiratet mit Brunhilde geb. Rosenfelder.
Max Kapustin wurde 1933 in Heidelberg promoviert.   
         
         
 Erinnerungen an Kantor Sally Rosenfelder    Siegel des Synagogenrates Ladenburg    

   
   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

August 2009: Ärger um einen versetzten "Stolperstein"   
Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 13. August 2009 (Artikel): "Arbeitskreis verärgert: Stolpersteine versetzt
Ladenburg. (stu) Ingrid Wagner, die Vorsitzende des Arbeitskreises "Jüdische Geschichte Ladenburg", ist verärgert. Mit der "Aktion Stolpersteine" des Kölner Künstlers Gunter Demnig hat die Stadt zwar ein richtiges Zeichen gegen das Vergessen der Nazi-Gräueltaten an den ehemaligen jüdischen Ladenburgern gesetzt. Aber ein "jetzt geschaffener Präzedenzfall", so Wagner, sorgt bei ihr für Missstimmung..."   
  
Januar 2010: Putzaktion für die 37 Ladenburger Stolpersteine - neue Broschüre zur jüdischen Geschichte in Ladenburg        
Artikel von Sturm in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 20. Januar 2011 (Artikel): 
"Ladenburger Schüler setzen ein Zeichen gegen das Vergessen. 
Ladenburg. Am 27. Januar gedenken die Ladenburger in einer kleinen Feierstunde im Domhof der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Neben einem Vortrag des Historikers Dr. Jürgen Zieher wird auch eine neu erstellte Broschüre vorgestellt, die viel Wissenswertes über das ehemalige jüdische Leben in der Römerstadt enthält. Bis zum Gedenktag sollen die 37 Ladenburger Stolpersteine blitzblank geputzt sein, die in den vergangenen zwei Jahren von dem Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt wurden..."   
 
November 2018: Vortrag zur jüdischen Geschichte in Ladenburg  - Einführung in die Ausstellung "Wir waren alle Ladenburger"
Artikel von Axel Sturm in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 12. November 2018: "Ausstellung "Wir waren alle Ladenburger". "Manche Menschen verdrängen die Ereignisse noch heute".
Eindrucksvoller Vortrag von Historiker Jürgen Zieher

Ladenburg. (stu) 'Nachbarn 1938 - Wir waren alle Ladenburger' ist der Titel einer Ausstellung, die Studenten der Hochschule für Jüdischen Studien Heidelberg konzipiert haben. Im voll besetzten Domhofsaal ist sie am Samstagabend im Beisein der einzigen noch lebenden jüdischen Zeitzeugin, Ruth Steinfeld, eröffnet worden. 'Das Wichtigste an dieser Ausstellung ist, dass Sie da sein können', sprach der Rektor der Hochschule, Johannes Heil, die Zeitzeugin direkt an. Ladenburg bezeichnete er als 'besondere Stadt', die mit ihrer jüdischen Geschichte besonders verantwortungsvoll umgehe. Hier gründeten in den 1980er-Jahren Jürgen Zieher und Ingrid Wagner den Arbeitskreis Jüdische Geschichte, dessen Recherchearbeit die Grundlage der Ausstellung bildet. Bürgermeister Stefan Schmutz lobte das 'großartige Engagement' von Zieher und Wagner. Er freute sich über das einstimmige Votum des Gemeinderats, sodass 80 Jahre nach der Pogromnacht die Sonderausstellung im Lobdengau-Museum stattfinden kann. Es war 'erschreckend und beschämend', was damals in Ladenburg passierte, meinte Schmutz. Wegen der aktuellen Geschehnisse in Deutschland hob er die Ausstellung als besonders wichtig hervor. Er dankte auch den Kirchengemeinden für den Erinnerungsgottesdienst am Freitag und lobte den Heimatbund, der Referent Zieher eingeladen hatte. Bereits am Donnerstag hatte er im Domhofsaal über die Geschehnisse in der Reichspogromnacht gesprochen. Auch das Gespräch von Ruth Steinfeld mit Schülern des Carl-Benz-Gymnasiums sei ein bewegender Augenblick gewesen. Bevor Zieher nun am Samstag seinen Vortrag 'Erinnern und Verdrängen der jüdischen Geschichte nach 1945' zur Eröffnung der Ausstellung präsentierte, stellten die Studenten Christoph Beckmann und Svenja Wieler die Vorgehensweise vor. In den Mittelpunkt wurden bewusst die jüdischen Bürger gestellt, die bis 1938 ein fester Bestandteil Ladenburgs waren. Wie konnten aus Nachbarn Feinde werden? Auch dieser Frage gingen die Studenten nach. Dass die Gemeinde vor 80 Jahren zerrissen wurde, habe damit zu tun, dass es auch in Ladenburg zu wenige Menschen gab, die Zivilcourage zeigten.
Nach 1945 haben manche Bürger auch in der Römerstadt die Geschehnisse verdrängt: Historiker Jürgen Zieher belegte dies in seinem eindrucksvollen Vortrag. Tatsächlich profitierten in Ladenburg Einwohner von der NS-Judenverfolgung. Viele beteiligten sich im Herbst 1940 an der Versteigerung des Hausrats der deportierten Juden in der städtischen Turnhalle. Selbst vom Kriegsende bis Ende 1970 passierte schier Unglaubliches: So musste die Militärregierung anordnen, den im Krieg geschändeten jüdischen Friedhof wieder herzurichten. Es bedurfte mehrer Mahnungen des Landratsamtes, bis die Stadtverwaltung reagierte. Und dann die Synagoge in der Hauptstraße: Ein Privatmann beschloss, die Synagoge als Lagerstätte zu nutzen, später veranlasste er den Abriss und baute ein Wohnhaus. Stadtbildpfleger Dr. Berndmark Heukemes machte damals den Vorschlag, an der ehemaligen Synagoge eine Gedenktafel anzubringen. Der Textvorschlag von Bürgermeister Reinhold Schulz wurde wegen des Satzes 'Die Stadt Ladenburg gedenkt ihrer jüdischen Mitbürger' von zwei Ratsmitglieder abgelehnt. Bis zur Anbringung der Gedenktafel vergingen neun Jahre. Aber es gab auch Positives zur Aufarbeitung: Der Arbeitskreis Jüdische Geschichte gründete sich und veröffentlichte das Buch 'Die jüdischen Ladenburger'. Die Stadt lud dann 14 ehemalige jüdische Mitbürger ein. Auf Vorschlag des Arbeitskreises wurde 1995 vor dem Eingang des jüdischen Friedhofs ein Gedenkstein eingeweiht. 'Stolpersteine' erinnern heute zudem an die Vertreibung jüdischer Mitbürger aus ihren Häusern und an deren Ermordung. Dafür war 2006 ein Ratsbeschluss notwendig. Einzelne Ratsmitglieder kritisierten aber das Vorhaben. Nach der Verlegung wurde in einzelnen Fällen sogar um die Entfernung der Steine gerungen. Schließlich führte der Referent noch die Einweihung der jüdischen Abteilung im Lobdengau-Museum 2008 auf - und das Denkmal zur Erinnerung an die Deportation nach Gurs. Zieher stellte fest, dass der Arbeitskreis Jüdische Geschichte eine 'maßgebliche Rolle' bei der historischen Aufarbeitung leistete. Die Verdrängung der Ereignisse dauere aber bis heute bei bestimmten Menschen an - auch in Ladenburg an.
Information: Die Ausstellung ist bis 3. März 2019 im Lobdengau-Museum zu sehen. Sonderführungen sind möglich: www.lobdengau-museum.de
Link zum Artikel  
 
November 2019: Rundgang zu den Ladenburger "Stolpersteinen" 
Artikel von Axel Sturm in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom November 2019: "Ladenburg. Das war los beim Rundgang von "Wir gegen Rechts"
Muss Kasper mit Weinflasche entfernt werden? - Broschüre zu jüdischem Leben wird neu aufgelegt

Ladenburg. Es war nass, kalt und windig als die Sprecherin des Arbeitskreises Jüdische Geschichte, Ingrid Wagner, den Stolperstein-Rundgang begann. Eingeladen dazu hatte das Bündnis 'Wir gegen Rechts', dessen Sprecherin Wiebke Hünermann-Neuert die Veranstaltung wegen des Wetters eigentlich absagen wollte. 'Die jüdischen Menschen mussten mit solchen Bedingungen aber monatelang zurechtkommen. In den Baracken der Lager gab es nicht mal eine Heizung, der Boden war schlammig und die hygienischen Bedingungen waren katastrophal', sagte Hünermann-Neuert. Und so machten sich die Teilnehmer auf den Weg. Hünermann-Neuert pflegt die Kontakte zu den Nachkommen der jüdischen Ladenburger, die am 22. Oktober 1940 in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert wurden. Mahnen und an die unmenschlichen Geschehnisse immer wieder zu erinnern, das ist eine der Aufgaben des Arbeitskreises. Im Lobdengau-Museum wurde mit Unterstützung der Mitglieder eine Abteilung zur Jüdischen Geschichte eingerichtet, die Dokumentation über die Geschehnisse in der Nazi-Zeit ist vorbildlich.
In der Chronik wurde das dunkelste Kapitel der Stadtgeschichte wissenschaftlich aufgearbeitet und die Publikation 'Die jüdischen Ladenburger' ist ein Buch, das angesichts der aktuellen Geschehnisse in Deutschland aus den Regalen geholt werden sollte. 'Wem nicht bekannt war, welch wichtige Rolle Juden in Ladenburg übernommen haben, dem wird mit dem Buch verdeutlicht, welche hervorragenden Leistungen in religiösen, sozialen, kommunalen und wirtschaftlichen Bereichen erbracht wurden', hatte der langjährige Vorsitzende des Heimatbundes, Egon Lackner, bei der Vorstellung des Werks gesagt.
Um zu erinnern, dass derartige Verbrechen an der Menschlichkeit nie wieder geschehen dürfen, riefen Ingrid Wagner und Jürgen Zieher dazu auf, die Aktion 'Stolpersteine' des Künstlers Gunter Demnig auch in Ladenburg umzusetzen. 44.000 Stolpersteine aus Messing hat der Künstler mittlerweile hauptsächlich in Deutschland verlegt, sie wurden am letzten frei gewählten Wohnsitz der Deportierten in das Pflaster des Gehwegs eingelassen. 36 Steine wurden zwischen Mai 2007 und März 2009 in Ladenburg verlegt. Der Gemeinderat beschloss die Verlegung ohne Gegenstimme, drei von 22 Ratsmitgliedern enthielten sich bei der Abstimmung. Bei der Verlegung ihrer Stolpersteine vor dem Haus in der Weinheimer Straße 20 waren die Geschwister Ruth Steinfeld und Lea Weems dabei. Sie wurden 1940 nach Gurs deportiert und überlebten, weil sie von einer Organisation der Quäker freigekauft wurden. Sie wurden von französischen Bauern versteckt, wuchsen in einem Waisenhaus auf und gingen schließlich nach Amerika. 'Für Lea und Ruth war die Verlegung der Stolpersteine sehr emotional', berichtete Wagner an der ersten Station des Rundgangs. Hier erwähnte sie auch das vorbildliche Verhalten der heutigen Hausbesitzer. Die Familie Schön-Stoll begrüßte die Verlegung der Stolpersteine und pflegt regen Kontakt zu den Nachkommen der jüdischen Familie. Die Künstlerin Gudrun Schön-Stoll setzte sogar ein Kunstprojekt zu Ehren von Lea Weems und Ruth Steinfeld um, das in Amerika viel Beachtung fand. Andere Hausbesitzer tun sich heute noch schwer mit den Stolpersteinen vor ihren Häusern. Der Versuch, die Stolpersteine entfernen zu lassen, lief allerdings in Ladenburg ins Leere.
Beim Rundgang wurde erneut die 'Verhöhnung der jüdischen Ladenburger' an der ehemaligen Synagoge thematisiert. So nennt Wagner den Kasper mit der Weinflasche, der über der Gedenktafel steht, die an die Reichspogromnacht und die Zerstörung der Synagoge erinnert. Der Arbeitskreis hat Kontakt zu einer jüdischen Organisation aufgenommen und um Unterstützung gebeten. Wagner berichtete, dass es das Ziel sei, den Kasper zu entfernen. Die Chancen dafür stünden gut. Die Stadt müsste aber mit dem Regierungspräsidium Kontakt aufnehmen, um diese 'Verhöhnung' zu melden. Bürgermeister Stefan Schmutz, der am Rundgang teilnahm, sicherte eine rechtliche Prüfung zu. Auch er findet die Figur an der ehemaligen Synagoge unangemessen.
Dem konnte sich Tamara Fischer nur anschließen. Sie legte an der Gedenktafel an der Synagoge und am von Schülern des Carl-Benz-Gymnasiums geschaffenen Mahnmal am Marktplatz eine Rose nieder. Fischers Vater ist Jude, sie hat in Israel noch viele Verwandte. Zukünftig will sie sich im Arbeitskreis engagieren.
Nach dem Besuch von sechs Stolpesteinstationen sagte Bürgermeister Schmutz, man müsse ein Zeichen gegen die Provokationen aus dem rechten Lager setzen. Daher kündigte er die Neuauflage der Broschüre 'Spuren Jüdischen Lebens in Ladenburg' an, die am 27. Januar 2020, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, unter anderem an Ladenburger Schulen verteilt werden soll." 
Link zum Artikel    
 
 

  
   

Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Stadt Ladenburg   
bulletLadenburg LM Pl010.jpg (130022 Byte)Links: Hinweisplakat zur Ausstellung "Die jüdischen Ladenburger" im Lobdengau-Museum Ladenburg (Foto: Michael Ohmsen)     
Website des Lobdengau-Museums Ladenburg     

Literatur: 

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 173-176. 
bulletGermania Judaica II,1 S. 462; III,1 S. 698.
bulletKarl Hoffmann: Die Juden in Ladenburg, in: Der Lobdengau 3 2 (1985). 
bulletHans Huth: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Mannheim, in: Die Kunstdenkmäler Badens X,3 (1967) S. 212-213. 
bulletLadenburg Buch 001.jpg (58837 Byte)Arbeitskreis jüdische Geschichte (Hg.): Die jüdischen Ladenburger: Ein Beitrag zur Stadtgeschichte. 1995.
Auf dem Titelbild (links) findet sich eine Skizze der ehemaligen Synagoge und des benachbarten jüdischen Schulhauses (zuletzt noch Lehrerwohnung). 
bulletKlaus Kolb: Historisches Ladenburg. Ein Führer zu den Sehenswürdigkeiten der Altstadt und der näheren Umgebung. 1998. 
bulletJürgen Zieher: "Die Gemeinde galt als Mustergemeinde im Musterländle". Jüdisches Leben in Ladenburg von 1291 bis 1945. In: Hansjörg Probst (Hg.): Ladenburg. Aus 1900 Jahren Stadtgeschichte. Ubstadt-Weiher 1998. S. 671-720. 
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 349-361.    
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.     
bulletLadenburg.Lit 080.jpg (73797 Byte)Jürgen Zieher: Spuren jüdischen Lebens in Ladenburg. Ein Rundgang. Hrsg. von der Stadt Ladenburg. 2011 44 S. 

      
  
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Ladenburg  Baden.  Jews are first mentioned in 1291. The community was destroyed in the Black Death persecutions of 1348-49 and new settlers were expelled in 1391. The community was renewed in the mid-17th century. The well-known Ladenburger-family of Court Jews and bankers had its origins there. Ladenburg was the seat of the district rabbinate. A Jewish elementary school was opened in the mid-1830s. The Jewish population reached 114 in 1871, dropping to 88 in 1933 (total 5,111). At the outset of the Nazi era, many Jews were employed as traveling salesmen for foreign companies or as workers in the cigarette factories. Newcomers increased the Jewish population to 136. Forty-six emigrated and 54 left for other German cities in the period. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was vandalized. The last 27 Jews were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940; another ten were deported after leaving Ladenburg. Of the 37 deporteees, 11 survived the Holocaust.  
    
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020