Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Kuppenheim (Landkreis Rastatt) 
Jüdischer Friedhof

Jewish Cemetery - Cimetière juif
 
  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde     
    
Siehe Seite zur Synagoge in Kuppenheim (interner Link)    
    
    
Zur Geschichte des Friedhofes       
   
Im 17. Jahrhundert (1694 erstmals genannt) wurde in Kuppenheim ein jüdischer Verbandsfriedhof angelegt, auf dem auch die Toten der umliegenden jüdischen Gemeinden beigesetzt wurden (zeitweise aus Baden-Baden, Bodersweier, Bühl, Kehl, Lichtenau, (Neu-)Freistett, Muggensturm, Rastatt, Rheinbischofsheim, Stollhofen; 1857 Verbandsfriedhof für insgesamt 16 Gemeinden; bis zum 20.Jh. vor allem noch Ettlingen, Gernsbach, Hörden, Malsch; Fläche 104,0 ar). Eine Friedhofshalle wurde 1889 erbaut.
 
Bei den Schandtaten im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 wurden die Friedhofshalle angezündet, Dutzende Grabplatten aus den Grabsteinen herausgerissen sowie viele Grabsteine umgeworfen. Die Gedenktafel für die jüdischen Soldaten, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind (Julius Grünbaum, Joseph Kahn, Karl Dreifuß und Ludwig Herz) wurde gleichfalls zerstört. Auf Befehl der NS-Verwaltung hätte der Friedhof 1941 geschleift werden sollen. Jedoch konnte er nicht mehr abgeräumt und zerstört werden, in der Kriegszeit fehlten dazu die Arbeitskräfte.
 
Nach 1945 war der Friedhof noch jahrelang in desolatem Zustand. Mehr als 200 Grabsteine lagen am Boden, zum Teil von Gräsern und Gebüsch zugewachsen. Im südlichen Bereich war er mit Stacheldraht eingezäunt. In den 1960er- und 1970er-Jahren begann die Stadt Kuppenheim in enger Zusammenarbeit mit der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden den Friedhof zu pflegen. Der Großteil der Kosten wurde vom Land Baden-Württemberg getragen. Auf dem Friedhof sind noch etwa 1.000 Grabsteine für Erwachsene und 46 für Kinder vorhanden.
  
Der nach 1945 wieder hergestellte Gedenkstein für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs ist gleichfalls vorhanden.
 
Vom Arbeitskreis Stolpersteine Kuppenheim werden regelmäßig Führungen über den Friedhof veranstaltet. Info: www.juedisches-kuppenheim.de   
   
   
Aus der Geschichte des Friedhofes 
Friedhofschändungen 1897 und 1927  

Kuppenheim Israelit 08111897.jpg (59758 Byte)Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1897: "Rastatt. Auf dem israelitischen Verbandsfriedhof Kuppenheim wurden mehrere Grabsteine umgestürzt und teilweise beschädigt. Dieser Unfug hat sich leider wiederholt, ohne dass der oder die Täter ermittelt werden konnten. Eine exemplarische Strafe wäre für diese unerhörte Rohheit am Platze. Hoffentlich gelingt es bald, die Verbrecher zu fassen. Eine Belohnung von Mark 50 erhält derjenige, welcher den Täter zur Anzeige bringt."  
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. November 1897: "Auf dem israelitischen Verbandsfriedhof Kuppenheim bei Rastatt wurden mehrere Grabsteine umgestürzt und teilweise beschädigt. Dieser Unfug hat sich leider wiederholt, ohne dass der oder die Täter ermittelt werden konnten. Eine exemplarische Strafe wäre für diese unerhörte Rohheit am Platze. Hoffentlich gelingt es bald, die Verbrecher zu fassen."        
  
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 18. Februar 1927: "Friedhofschändung auch im badischen Lande. Berlin (J.T.A.). Wie die Vereinigung badischer Israeliten (Landesverband Baden des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens) mitteilt, wurde in Kuppenheim bei Rastatt anlässlich einer Beerdigung auf dem dortigen jüdischen Verbands-Friedhof (dem außer Kuppenheim einige umliegende Ortschaften angeschlossen sind) eine Friedhofsschändung entdeckt. 18 Grabsteine wurden umgeworfen, unter denen sich auch das Ehrenmal der Gefallenen befindet. Der Oberrat der Israeliten in Baden, dem die Verfolgung der Angelegenheit übertragen wurde, hat die behördliche Verfolgung veranlasst. Die Vereinigung badischer Israeliten arbeitet bei der Aufdeckung der Tat mit dem Oberrat eng zusammen. Der Vorfall ist umso bedauerlicher, als es sich um einen Ort handelt, der bisher von völkischer Bewegung und antisemitischen Exzessen frei war."    
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 8. Juli 1927: 
"Tafel der Schmach - 39 jüdische Friedhöfe in Deutschland geschändet.  
Berlin.
(J.T.A.) 'Der Schild', Zeitschrift des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten, bringt unter der Überschrift 'Tafel der Schmach' ein Verzeichnis von 39 Friedhofschändungen, die sich von November 1923 bis Mai 1927 in Deutschland ereignet haben. Hier die Namen der Orte und die Daten:  
1. Sandersleben (November 1923), 2. Schneidemühl (Januar 1924), 3. Sandersleben (März 1924), 4. Rhoden, 5. Wolfhagen - Hessen (April 1924), 6. Ribnitz / Mecklenburg (Mai 1924), 7. Villing (Juli 1924), 8. Regensburg (August 1924), 9. Hemer (November 1924), 10. Hersfeld (November 1924, 11. Kleinbardorf bei Königshofen, 12. Binswangen Bez. Augsburg (Juni 1924), 13. Hagen i.W. (Juni 1924), 14. Göttingen (August 1924), 15. Beverungen (Dezember 1924), 16. Köthen (Mai 1925), 17. Plauen i.V. (Juni 1924), 18. Alsbach a.d. Bergstraße, 19. Hockenheim / Baden (Januar 1925), 20. Löwenberg (Februar 1926), 21. Pflaumloch (März 1926), 22. Erfurt (März 1926), 23. Callies (April 1926), 24. Memmelsdorf / Oberfranken (Main 1926), 25. Altdamm/Pommern (Oktober 1926), 26. Breslau (Dezember 1926), 27. Bingen (Dezember 1926), 28. Ermetzhofen / Mittelfranken (Dezember 1926), 29. Kuppenheim / Baden (Januar 1927), 30. Kerpen / Rheinland (März 1927), 31. Neviges / Regierungsbezirk Düsseldorf (März 1927), 32. Hillesheim / Rheinhessen (April 1927), 33. Moers (April 1927), 34. Krefeld (April 1927), 35. Richelsdorf / Bezirk Kassel (April 1927), 36. Ansbach (April 1927), 37. Regensburg (Mai 1927), 38. Aufhausen bei Bopfingen (Mai 1927), 39. Rülzheim / Rheinpfalz (Mai 1927)."  

    
Über die Entstehung des jüdischen Friedhofes in Kuppenheim (Beitrag von 1925)      

Theodor Humpert schrieb in einem Beitrag in der "Rastatter Zeitung" 1925 über die Entstehung des jüdischen Friedhofes in Kuppenheim: (Anmerkung: Theodor Humpert wird an dieser Stelle mit einem gewissen Vorbehalt zitiert, da er in seinen nach 1933 erschienen Publikationen eine deutlich antijüdische Haltung eingenommen hat. U.a. erschien 1939 im Verlag "Der Alemanne" Freiburg die Todtnauer Chronik "Todtnau - vom Wesen und Werden einer Schwarzwaldgemeinde" veröffentlicht. Im Kapitel "Todtnauer Sippen" schreibt er: "Bis 1875 wohnte in Todtnau kein Jude; 1909 wurden 5 Juden gezählt, die aber keinen wirtschaftlichen Einfluss besaßen. Heute ist Todtnau judenrein." In der zweiten Auflage aus dem Jahr 1959 steht im gleichen Kapitel unter neuem Namen "Todtnauer Bürgerfamilien" das gleiche, ohne den letzten Satz. Sonst Kommentarlos. Der "Heimatforscher und Pädagoge" war sicherlich kein Parteigänger, hat sich aber, - um seine umfangreiche Heimatforschung des Südwestens (vor allem Bodensee und oberes Wiesental) auch in dieser Zeit publizieren zu können - dem Regime angedient. Selbst in der zweiten Auflage, die seiner Meinung nach nur nötig wurde, weil die erste Auflage aus dem Jahr 1939 (mit dem Bürgermeister Aßmus in Parteiuniform und dem Bild des Tags der Arbeit am 1. Mai 1933 ) allmählich zur Neige ging. Die zweite ist zwar ausführlicher als die erste, aber die Zeit zwischen 1933 und 1945 ist sehr zurückhaltend beschrieben, vor allem Ungerechtigkeiten der Entnazifizierung werden beklagt. Danke für die Anmerkung zu Humpert an Walter Riedl, Neuss).  
"Über die Entstehung des Kuppenheimer Judenfriedhofes verlautet nichts Bestimmtes. Aus dem 'Grabsteinverzeichnis des israelitischen Friedhofes in Kuppenheim', das mir der damalige Kantor der jüdischen Gemeinde Kuppenheim, Grünebaum, in liebenswürdiger Weise zur Verfügung stellte, ist nur ersichtlich, dass das älteste Begräbnis im Jahr 1692 stattfand. 
Die vorliegende Sage ist eine sogenannte Wandersage, die noch in mehreren Auflagen im deutschen Lande da angewandt wird, wo die Entstehung eines Judenfriedhofes, auch einer christlichen Kultstätte, in das geschichtliche Dunkel gehüllt ist.
Für jede Leiche mussten die Juden ein sogenanntes Begräbnisgeld an die Landesherrschaft entrichten, das für einen Erwachsenen 3 Gulden, für ein Kind 1 Gulden 30 Kreuzer betrug. Im Jahr 1694 starb dem Juden Israel in Gernsbach sein Dienstbote. Er ließ ihn in Kuppenheim begraben. Die Gernsbacher Beamten wussten nicht, wie sie es mit dem Begräbnisgeld halten sollten. Sie zogen für den Dienstboten 10 und für den im Jahr 1689 verstorbenen Schwiegervater Israels 20 Reichstaler Begräbnisgeld ein. Das schien dem Israel zu hoch zu sein, weswegen er Beschwerde einlegte. Mit welchem Erfolg ist unbekannt. Später verlangte die Herrschaft an Begräbnisgeldern 5 Gulden für eine männliche Leiche, 4 Gulden 30 Kreuzer für eine weibliche und 2 Gulden für eine Kindesleiche. Die Personen, die die Leiche begleiteten, hatten beim Passieren der Zollstätte - in Kuppenheim war eine markgräflich-baden-badische Zollstätte - 24 Kreuzer Zoll pro Person zu entrichten.
Die Kuppenheimer Juden entrichteten neben dem Begräbnisgeld noch alljährlich den Bodenzins für den Friedhof. Man verlangte sogar anstatt Begräbnisgebühr den sogenannten Todfall wie bei den christlichen Untertanen, also das beste Stück Vieh beim Tode des Mannes oder das beste Kleid beim Tode der Frau oder als Surrogat einen gewissen Prozentsatz des Vermögens. Doch wehrten sich die Juden gegen eine solche unbegründete Forderung, da sie keine Vollbürger, sondern nur geduldete Hintersassen seien. Als Markgraf Karl Friedrich im Jahr 1783 die Leibeigenschaft ins seinen vereinigten baden-durlachischen Landen aufhob, fand auch diese Forderung durch das Wegfallen des 'Todfalls' überhaupt ihr Ende.
Der Judenfriedhof in Kuppenheim bildete lange Zeit die gemeinsame Begräbnisstätte für die Juden der Amtsbezirke Ettlingen, Rastatt, Bühl und Kehl. Wenn man das Grabsteinverzeichnis durchliest, kehren die Judengemeinden Malsch, Muggensturm, Rastatt, Hörden, Baden, Bühl, Stollhofen, Rheinbischofsheim, Kehl und Neufreistett immer wieder. Man findet auch die Namen von jüdischen Kurgästen, sogar aus fremden Weltteilen, die in Baden-Baden Genesung gesucht und den Tod fern der Heimat gefunden haben.
Frühzeitig, wohl um 1850, lösten sich schon die Judengemeinden Ettlingen und diejenigen des Hanauerlandes (Kehl, Neufreistett, Rheinbischofsheim) vom Friedhof Kuppenheim los. Bühl gründete im Jahr 1855 einen eigenen jüdischen Friedhof, Rastatt im Jahr 1880 und Baden-Baden im Jahr 1918".  

    
    
Die Lage des Friedhofes   
 
Der Friedhof liegt außerhalb des Ortes an der Stadtwaldstraße 120 oberhalb des Schützenhauses.   

Kuppenheim FriedhofPlan.jpg (108786 Byte) Lage des jüdischen Friedhofes Kuppenheim
 (durch Pfeil markiert) 
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren)

   
Link zu den Google-Maps 
(der Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)  
  
  
Größere Kartenansicht   
  
  
  
Fotos              
Neuere Fotos  

 Der Friedhof im Frühjahr 2021
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 30.5.2021) 

   
  Panorama-Aufnahmen des neueren Friedhofteiles 
     
     
 Das Eingangstor Teilansichten des älteren Friedhofsbereiches 
     
     
 Teilansicht des älteren Bereiches  Teilansichten des neueren Friedhofsbereiches
     
     
 Teilansicht   im Vordergrund Kindergräber   
     

Der Friedhof im Sommer 2003 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 16.9.2003) 

   
Kuppenheim Friedhof 161.jpg (95321 Byte) Kuppenheim Friedhof 150.jpg (91849 Byte) Kuppenheim Friedhof 154.jpg (91558 Byte)
Eines der beiden Eingangstore  Teilansicht  Teilansicht 
     
Kuppenheim Friedhof 160.jpg (75883 Byte) Kuppenheim Friedhof 158.jpg (71456 Byte) Kuppenheim Friedhof 159.jpg (90582 Byte)
Alte Grabsteine 
  
Kuppenheim Friedhof 152.jpg (81056 Byte) Kuppenheim Friedhof 151.jpg (88106 Byte) Kuppenheim Friedhof 156.jpg (67562 Byte)
Ein Teil des Friedhofes präsentiert sich 2003 noch in sehr schlechtem Zustand 
   
"Segnende Hände" der Kohanim 
im rechten Inschriftenfeld 
     
Kuppenheim Friedhof 153.jpg (89879 Byte) Kuppenheim Friedhof 157.jpg (92666 Byte) Kuppenheim Friedhof 155.jpg (88591 Byte)
Teilansichten  

   
Ältere Fotos
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre)  

Kuppenheim Friedhof01.jpg (115340 Byte) Kuppenheim Friedhof02.jpg (146489 Byte) Kuppenheim Friedhof03.jpg (143817 Byte)
Eingangstor zum jüdischen Friedhof 
in Kuppenheim  
Zweites Eingangstor   Alte Grabsteine 
    
     
Kuppenheim Friedhof04.jpg (134177 Byte) Kuppenheim Friedhof06.jpg (165266 Byte) Kuppenheim Friedhof05.jpg (176026 Byte)
Teilansichten 
  
Kuppenheim Friedhof07.jpg (172972 Byte) Kuppenheim Friedhof08.jpg (168252 Byte) Kuppenheim Friedhof09.jpg (166725 Byte)
Teilansichten 
  
  Kuppenheim Friedhof12.jpg (134580 Byte)  
  Denkmal für die Gefallenen des 
Ersten Weltkrieges 
  

   
   
                 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte        

März 2016: Schändung des Friedhofes 
Mitteilung in der Website von radio dreyeckland vom 10. März 2016: "Kuppenheim: Vandalismus auf Jüdischen Friedhof im Kreis Rastatt
Offensichtlich hatten unbekannte Täter bereits am vergangenen Wochenende eine Umzäunung heruntergerückt und danach zwei Grabsteine aus der Erde gerissen und umgeworfen. Die Polizei Offenburg meldet auf ihrer Website, 'derzeit keine Hinweise auf die Täter und deren Motiv' zu haben; antisemitische Beweggründe können jedoch dabei nicht ausgeschlossen werden. Die Polizei ermittelt nun wegen Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe.
Auch in Berlin sei die Zahl antisemitischer Angriffe im vergangenen Jahr angestiegen, so eine Meldung von neues deutschland."
Link zum Artikel   
 

November 2019: Führung über den jüdischen Friedhof Kuppenheim                                        

Mitteilung des "Arbeitskreises Stolpersteine Kuppenheim" vom 6. November 2019: "Zum Gedenken an die Reichspogromnacht in Kuppenheim. Sonntag, 10. November 2019 • 11 Uhr
Stadtwaldstraße 120 (oberhalb Schützenhaus)
Zum Gedenken an die Reichspogromnacht in Kuppenheim am 10. November 1938 lädt der Arbeitskreis Stolpersteine Kuppenheim Interessierte zu einer Führung auf dem jüdischen Friedhof Kuppenheim ein: Sonntag, 10. November 2019, 11 Uhr, Stadtwaldstraße 120 (oberhalb Schützenhaus). Bei starkem Regen oder Sturm fällt die Führung aus (Info: www.juedisches-kuppenheim.de). Gutes Schuhwerk ist ratsam. Für männliche Besucher ist Kopfbedeckung notwendig. Die Führung ist kostenlos. Um Spenden für Stolpersteinlegungen wird gebeten.
Anmeldung erwünscht: heinz_wolf@gmx.de. Heinz Wolf, Arbeitskreis Stolpersteine Kuppenheim."
 
November 2022: Führung über den jüdischen Friedhof Kuppenheim  
Text zur Einladung für die Führung über den Friedhof: "Vandalismus auf dem jüdischen Friedhof Kuppenheim
Mit einer Führung auf dem jüdischen Friedhof am Sonntag, 13. November 2022, will der 'Arbeitskreis 'Stolpersteine Kuppenheim' das Gedenken an die ehemaligen jüdischen Bürger wachhalten. Vor 84 Jahren wurden SA-Schergen (zumeist aus Gaggenau - einige wenige auch aus Kuppenheim) mit dem Lkw angekarrt, um den jüdischen Friedhof zu schänden. Das Ziel waren Grabsteine im zentralen südlichen Grabfeld des Friedhofes, Begräbnisstellen zwischen den Jahren 1880 und 1929. Dabei wurde rund einhundert Grabplatten aus den Grabsteinen herausgehebelt, um sie dann auf dem Boden zu zerschlagen. Manche Grabsteine wurden bei dieser Aktion auch erheblich beschädigt. Ein Umwerfen war in der Kürze der Zeit schwierig, zumal die Steine dieser Beerdigungsepoche mit einem Sockel fest in der Erde verankert waren. Einige beschädigte Grabplatten konnten in der Nachkriegszeit wiedereingesetzt werden, zum Teil wurden sie wie Puzzleteile zusammengefügt. Vielen dutzend Grabsteinen fehlen seither die Tafeln mit den Namen der Verstorbenen, den Geburts- und Todesdaten sowie den Herkunftsorten und anderen Inschriften..
Gedenkstein für jüdische Soldaten geschändet. Als besonders abscheulich kann auch die Zerstörung der Gedenktafeln für die im Ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten bezeichnet werden. Die Nazis, die eigentlich den Krieg verherrlichten, wollten die Erinnerung an die Soldaten, die besonders tapfer für Kaiser und Vaterland kämpften, aus dem kollektiven Gedächtnis löschen.
Im Jahr 1956 stifte der 1933 (im Jahr von Hitlers Machtergreifung) aus Kuppenheim (Friedrichstraße 79) ausgewanderte José (Josef) Kahn eine neue Granitplatte mit vergoldeten Inschriften für die jüdischen Soldaten aus Kuppenheim: Julius Grünbaum (geb. 1883 – gefallen 1916), Joseph Kahn (geb. 1883 – gefallen 1915), Karl Dreifuß (geb. 1892 – gefalle 1915) und Ludwig Herz (geb.1881 – gefallen 1915).
Spur der Zerstörung. Nach dem Schänden der Grabsteine äscherten die SA-Männer die Einsegnungshalle (Tahara) am Eingang des Friedhofes ein. Dann ging es in die Innenstadt von Kuppenheim, um Juden in ihren Wohn- und Geschäftshäusern zu drangsalieren, Möbel und Inventar zu beschädigen. Diesem Nazi-Terror folgte dann das Anzünden und Niederbrennen der Kuppenheimer Synagoge, um anschließend nach Malsch zu fahren, um auch dort die örtliche Synagoge zu zerstören.
Bürgermeister Grathwohl verhindert das Abräumen des Friedhofes. Der jüdische Friedhof in Kuppenheim hätte laut Anordnung des Reichsinnenministerium in Berlin zum Kriegsende (1944/1945) abgeräumt und eingeebnet werden sollen. Dem damaligen Kuppenheimer Bürgermeister Gustav Grathwolh gelang es jedoch, die Verhandlungen wegen der Höhe des Grundstückspreises und der Übernahme der Kosten für das Schleifen des Friedhofes hinauszuschieben. Da mittlerweile der Reichspropagandaminister Joseph Goebbels den 'totalen Krieg' erklärte, geriet die Zerstörung des Friedhofes in Vergessenheit. Das kulturhistorisch so wichtige Areal konnte der Nachwelt erhalten bleiben."     

    
     

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Kuppenheim  
bullet Hinweis auf jüdische Geschichte beim Stadtrundgang durch Kuppenheim: hier anklicken   
bulletWebsite des Zentralarchivs Heidelberg mit Informationen zum jüdischen Friedhof Kuppenheim     

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Kuppenheim 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Kuppenheim sind vorhanden:    
J 386 Bü. 333 Kuppenheim Eheschließungen 1853 - 1858 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445941    
J 386 Bü. 334 Kuppenheim Geburten 1739 - 1857, Eheschließungen 1754 - 1851 Sterbefälle von Erwachsenen 1789 - 1869 und von kleinen Kindern 1813 - 1842 
sowie Begräbnisbuch der auswärtigen Judengemeinden 1814 - 1832 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446493 
 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (hier: Generallandesarchiv Karlsruhe) sind einige Familienregister aus badischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Amtsgerichtsbezirken) https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=12390 
Zu Kuppenheim sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
390 Nr. 4090: Kuppenheim, israelitische Gemeinde: Geburtenbuch 1814-1869  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1222891 
(enthält auch: Heiraten 1818-1822, 1824, 1829-1840, 1832-1836; Sterbefälle 1829-1831 und 1836; Jahr 1816 siehe Nr. 4091 Heiraten)  
390 Nr. 4091: Kuppenheim, israelitische Gemeinde: Heiratsbuch 1814-1869  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1222892
(enthält auch: Geburten 1816; Sterbefälle 1816 und 1823)  
390 Nr. 4092: Kuppenheim, israelitische Gemeinde: Sterbebuch 1814-1869  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1222893  
(Hinweis: Jahre 1829-1831 und 1836 siehe auch Nr. 4090 (Geburten); Jahre 1816 und 1823 siehe auch Nr. 4091 (Heiraten) 
390 Nr. 4092a: Kuppenheim, israelitische Gemeinde: Sterbebuch 1839-1870 ("Jüdisches Begräbnisbuch der auswärtigen Judengemeinden, die ihre Toten hier begraben")
   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1223342    
   
Hinweis auf die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg   
Im Bestand  https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368  auf der linken Seite bei "Kuppenheim" über das "+" zu den einzelnen Grabsteinen; es sind 1054 Grabsteine dokumentiert (mit Fotos).     
Im Bestand EL 228 b I Bü. 232 finden sich zum Friedhof Kuppenheim Belegungslisten und eine Dokumentation ausgewählter Grabsteine 7 bis 1054    http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1907182  
Ebd. Bü. 209 findet sich eine Dokumentation Grabstein 1 bis 500 (online kein Inhalt)   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1906574  
Ebd. Bü. 210 findet sich eine Dokumentation Grabstein 501 bis 850 (online kein Inhalt) http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1906583   
Ebd. Bü. 211 findet sich eine Dokumentation Grabstein 851 bis 1054 (online kein Inhalt) http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1906586     

Literatur:   

bulletKuppenheim Lit01.jpg (8533 Byte)Gerhard Friedrich Linder: Die jüdische Gemeinde in Kuppenheim, Hrsg. von der Stadt Kuppenheim. 144 S. mit ca. 40, zum Teil farbigen Abb. und einer CD-ROM, fester Einband. ISBN 3-89735-110-2. € 13,90 
Die jüdische Gemeinde in Kuppenheim war über Jahrhunderte Heimat für Juden aus ganz Baden. Von der ersten urkundlichen Erwähnung im 15. Jahrhundert über die Judenemanzipation im Großherzogtum Baden bis zur Verfolgung im "Dritten Reich" dokumentiert der Autor die wechselvolle Geschichte dieser Gemeinde. Ergänzt wird der Band durch das jüdische Bürger- und Begräbnisbuch auf CD-ROM.   
Direkter Link zum Verlag Regionalkultur: hier anklicken  
bulletGünther Mohr: Der "Ort des Lebens in Kuppenheim" - steinerne Zeugnise der jüdischen Lebenswelt im mittleren Baden. In: Die Ortenau. Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden. Bd. 91. 2011 S. 421-428.   

     
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020