Israelitische Kultusgemeinde Konstanz:

„Die Synagoge ist ein offener Ort“

Grosser Andrang beim dritten „Europäischen Tag der Jüdischen Kultur“  

 

Zum dritten Mal beteiligten sich die Israelitische Kultusgemeinde Konstanz und die Stadt Konstanz gemeinsam am „Europäischen Tag der Jüdischen Kultur“, der in diesem Jahr am 2. September in 31 Ländern stattfand.

 

Bürgermeister Kurt Werner begrüsste in seiner Eröffnungsrede ausdrücklich das Engagement der Gemeinde, erneut einen ganzen Tag der Bevölkerung lebendiges Judentum vorzustellen. Benjamin Nissenbaum, der Erste Vorsitzende der Kultusgemeinde, gab einen kurzen Überblick über die nun  über vierzigjährige Geschichte der Kultusgemeinde in der Sigismundstrasse, die auch in einer Ausstellung anschaulich dargestellt wurde. Er betonte, die Gemeinde sei auch ganzjährig offen für Besuche: „Schulklassen und Vereine beispielsweise kommen zu uns in die Synagoge und die Bibliothek, um etwas über das Judentum, seine Bräuche und Traditionen zu erfahren.“

 

Das konnten dann auch die zahlreichen Besucher, denen Peter Stiefel, Zweiter Vorsitzender der Gemeinde, bis in den späten Nachmittag hinein in der Synagoge das jüdische Leben von der Geburt über Brit Mila, Bar Mizwa und Hochzeit bis zum Tod und den Trauerriten erläuterte. Interessiert folgten Menschen aus Konstanz, aus der Schweizer Umgebung, Vertreter des Gemeinderats und auch Feriengäste den weiteren Schilderungen über den Schabbat, die Feiertage, die Kaschrut, über Tallit und Tfillin. Sie bestaunten die Torarollen, liessen sich die Symbole der zwölf Stämme Israels auf den von der strahlenden Sommersonne leuchtenden Glasfenstern erklären und nutzten ausgiebig die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Auch konnten sie von Peter Stiefel erfahren, warum der Bodensee als Mikwe tauglich ist.

 

In der Dr.-Erich-Bloch-und-Lebenheim-Judaica-Bibliothek, die in diesem November seit 25 Jahren besteht, stellte Bibliotheksleiter Thomas Uhrmann den Buchbestand vor und sprach über Tora und Talmud als grundlegende Wegweiser jüdischen Lebens. Die Bibliothek steht als Leihbücherei das ganze Jahr über auch der nichtjüdischen Bevölkerung zur Verfügung und ist als erste Bibliothek einer jüdischen Gemeinde in Deutschland seit 2001 in einen Bibliotheksverbund integriert. Der gesamte Bestand ist beim Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ) im Internetkatalog des Südwestdeutschen Bibliotheksverbund (SWB) recherchierbar.

 

Wer jetzt leibliche Stärkung nötig hatte, für den war am koscheren Buffet eine reichliche Auswahl mit Spezialitäten osteuropäischer und israelischer Tradition geboten.

 

Beachtlichen Zuspruch fand auch die russische Stadtführung von Felix Spektor, und die Führung auf den Spuren der Konstanzer Juden im Mittelalter mit dem Historiker Daniel Gross zog über 80 Personen an. Eine weitere grosse Gruppe entschied sich am frühen Abend für eine Führung mit Peter Stiefel über den jüdischen Friedhof.

 

 

Den Höhepunkt bildete am Abend das Konzert mit „Klezmer-Chidesch“ im Konstanzer Kulturzentrum, das mit ca. 250 Besuchern aller Alterstufen, von denen viele nur noch Stehplätze fanden, restlos überfüllt war. Die mitreissende Qualität von Jossif Gofenberg und seinen Musikern bildete den krönenden Abschluss des Tages – mit rhythmischem Klatschen, Bravos und Tanz des ganzen Publikums. Möglich wurde das Gastspiel der mit mehreren Preisen ausgezeichneten Klezmer-Gruppe durch die Zusammenarbeit der Kultusgemeinde mit dem Zentralrat der Juden und der Stadt Konstanz.