Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Gemünden (VG Westerburg) mit Rennerod (VG Rennerod) (Westerwaldkreis) 
Jüdische Geschichte / Synagoge

 Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde              
    
In Gemünden bestand eine jüdische Gemeinde bis um 1910. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Bereits vor 1337 sollen Juden am Ort gelebt haben. Im 17. Jahrhundert werden weitere jüdische Einwohner genannt. 1610 lebte mindestens ein Juden am Ort. Damals baten zwei weitere Juden um die Aufnahme am Ort, um dem Pferde-, Vieh- und Kramhandel beziehungsweise ärztlichen Künsten ihren Lebensunterhalt verdienen zu können. 1615 hatte er mehrere, 1728 drei, 1791 neun und 1801 zehn jüdische Haushaltungen. 1760 waren es 31 jüdische Einwohner (von insgesamt 533 Einwohnern). Ein "Judenvorsteher" wird erstmals 1768 genannt.  
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1843 37 jüdische Einwohner, 1895 und 1905 jeweils 39. Die jüdischen Familienvorsteher waren um 1890/1910 vor allem als Handels- und Kaufleute, Viehhändler und Metzger tätig. Genannt werden zu dieser Zeit die folgenden Familienvorsteher: Ahsor Blumenthal (Handelsmann, verh. mit Fanny geb. Mayer, drei Kinder), William Blumenthal (verh. mit  Franziska geb. Wolf, zwei Kinder), Max Hecht (Handelsmann, verh. mit Blandine geb. Rosenthal, zwei Kinder), Gumprecht Adolf Hirsch (verh. mit Cornelie geb. Simon, ein Kind), Schilo Meyer (Handelsmann, verh. mit Karoline geb. Beifuß, sieben Kinder), David Neumann (Viehhändler, verh. mit Zippora geb. Adler, ein Kind), Moses Neumann (Handelsmann, verh. mit Gütchen geb. Löwenstein, zwei Kinder), Salomon Neumann (Handelsmann, verh. mit Mina geb. Thalheimer, drei Kinder), Isaac Rosenthal (Handelsmann, verh. mit Hannchen geb. Stern, ein Kind), Joseph Rosenthal (Metzger, verh. mit Johanna geb. Saalberg, zwei Kinder), Ferdinand Schaumburger (verh. mit Bertha geb. Rosenthal, vier Kinder), Heimann Simon (Kaufmann, verh. mit Karoline geb. Lichtenstein, vier Kinder).   
     
Zur jüdischen Gemeinde in Gemünden gehörten auch die in Rennerod lebenden jüdischen Familien, wenngleich diese in der Mitte des 19. Jahrhunderts ihre Unabhängigkeit wollten und eigene Gottesdienste abhielten.      
    
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, vermutlich ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1840 wird als Vorbeter Abraham Meier genannt, letzter Vorbeter war Heymann Simon. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war fast 40 Jahre Vorsteher der Gemeinde Herr Neumann (siehe Bericht unten von 1906).  
        
Um 1924 gehörten die in Gemünden noch lebenden vier jüdischen Personen zur Gemeinde in Westerburg. Die jüdischen Familien waren in den Jahren davor von Gemünden weggezogen, vor allem, nachdem in den Jahren 1907 bis 1910 das benachbarte Westerburg immer mehr zum Eisenbahnknotenpunkt ausgebaut wurde.   
  
Nach 1933
sind die letzten jüdischen Einwohner auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Die letzten jüdischen Einwohner waren das Ehepaar Heimann und Karoline Simon, das sich am 23. August 1934 nach Rotterdam abmeldete.  
        
Von den in Gemünden geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach der Liste von Uli Jungbluth s. Lit. S. 164-165; in den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und im "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945" ist eine Recherche nur schwer möglich, da es in mehreren Orten mit Namen Gemünden jüdische Gemeinden gab): Max Hecht (1864), Blandine Hecht geb. Rosenthal (1867), Gumprecht Adolf Hirsch (1885), David Neumann (1873), Salomon Neumann (1877), Bertha Schaumburger geb. Rosenthal (1864), Siegmund Friedrich Schaumburger (1888), Karoline Simon geb. Lichtenstein (1863), Minna Simon (1894).  
   
Aus Rennerod sind umgekommen: Leopold Hecht (1862), Rosa Wallenstein geb. Hecht (1867) und Clothilde Weinberger geb. Stern (1909)  
   
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde                     
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
90. Geburtstag von Herrn Neumann (langjähriger Gemeindevorsteher in Gemünden) (1906)  

Artikel in der Zeitschrift 3. August 1906: "Herborn. Seinen 90. Geburtstag begeht dieser Tage Herr Neumann, früherer langjähriger Bürgermeisterstellvertreter und Gemeinderatsmitglied in Rennerod, der bis zum Jahre 1896 als einziger dortselbst wohnende Jude sich dieser Ämter erfreuen durfte; auch war er 38 Jahre Vorsteher der israelitischen Gemeinde Gemünden (Westerwald), welches Amt er von seinem Vater, der gleichfalls 42 Jahre Gemeindevorsteher war, erbte."   

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge                
    
1801 wird eine Synagoge ("Judenschule") genannt. Dabei handelte es sich um ein zweigeschossiges, altes Bauernhaus mit einer Stallung, das zu einem Bethaus umgebaut worden war. 1848 wird das Gebäude wie folgt beschrieben: "ein zweistöckiges Haus mit Stallung daran. In der oberen Etage des Hauses wird Schule und Versammlung gehalten, und die untere Etage nebst Keller, Speicher und Stall wird von einer armen Familie gratis bewohnt. Das Hausgärtchen ist für die Jahre 1838, 1839 und 1840 an den Juden Adam Schardt zu jährlich 1 Gulden 50 Kreuzer verpachtet". Das Gebäude hatte einen Grundriss von 6 m mal 8 m. In dem genannten Jahr 1848 war die Synagoge in einem baufälligen Zustand, doch konnte sie von der Gemeinde auf eigene Kosten repariert werden: die gröbsten Schäden an Dach und den Fenster wurden beseitigt. Die nächste Renovierung stand 1860/61 an. Damals wurde die Decke zwischen den Wohngeschossen entfernt, um den Betsaal zu vergrößern und eine Empore für die Frauen einrichten zu können. Allerdings tauchten statische Probleme auf, die eine nötige Verstärkung des gesamten Fachwerks zur Folge hatten. 1874 wurde der in der Beschreibung von 1848 genannte Keller zugeschüttet und der Fußboden mit grauen und schwarzen Steinplatten belegt. 1879 verkaufte aus nicht näher bekannten Gründen die Witwe von Simon Rosenthal eine Torarolle aus der Synagoge Gemünden: 

Verkauf einer Torarolle aus der Synagoge Gemünden (1879)  

Gemuenden WW Israelit 09071879.jpg (32393 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1879: "In der Synagoge zu Gemünden, Amt Rennerod, steht ein Sefer (Torarolle), noch so gut wie neu, Abteilung wegen, preiswürdig zu verkaufen. Liebhaber können sich bei Simon Rosenthal Witwe in Holzappel, Amt Diez melden". 

Die Synagoge in Gemünden wurde bis nach 1918/19 genutzt und dann aufgegeben, weil nicht mehr ausreichend Gottesdienstbesucher (d.h. Minjan = 10 religionsmündige Männer) vorhanden waren. 1919 wurde das Gebäude an einen örtlichen Stuckateur verkauft, der sie 1924/25 zu einem bis heute erhaltenen Wohnhaus umbaute. 
   
   
Adresse/Standort der Synagoge:     Judengasse 6   
   
   
Fotos 
(sw-Foto aus Jösch/Jungbluth s.Lit. S. 23; Neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 23.8.2009)  

Ganz rechts - zum Vergleich 
über dem neueren Foto: das 
Gebäude der ehemaligen Synagoge
   Gemuenden Synagoge 119.jpg (77281 Byte)
      Die ehemalige Synagoge - nach 1919 
zu einem Wohnhaus umgebaut
        
Gemuenden WW Synagoge 270.jpg (73085 Byte) Gemuenden WW Synagoge 271.jpg (70018 Byte) Gemuenden WW Synagoge 272.jpg (75500 Byte)
Straßenschild "Judengasse" Blick in die "Judengasse" Gebäude der ehemaligen Synagoge

    
     

Links und Literatur   

Links:

Website der VG Westerburg    
Seite zum jüdischen Friedhof in Gemünden (interner Link)   

Literatur:  

Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 164-165 (mit weiteren Literaturangaben).
Westerwald Lit 100.jpg (48301 Byte)Uli Jungblut: Gemünden. In: Juden im Westerwald. Leben, Leiden und Gedenken. Hrsg. von Joachim Jösch, Uli Jungbluth u.a. (Hrsg.). Montabaur 1998 S. 160-165 u.ö.. 

  
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 19. Juni 2014