Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Freilingen (VG Selters, Westerwaldkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge   

     
Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
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Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde    
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  

In Freilingen bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1721 werden erstmals zwei jüdische Personen (beziehungsweise Familien) am Ort genannt: Jud Benjamin und Jud Mennel Jacob. Benjamin hatte damals einen Schutzbrief für 6 Jahre erhalten, Mennel Jacob hielt sich in Freilingen auf, hatte jedoch noch keinen Schutzbrief. 1745 wird Jud Nathan genannt, um 1804 Abraham Michel und Isaac Michel. 
    
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 drei jüdische Familien (Abraham Michel, Isaac Michel, Heyum Lieser), 1815 vier Familien mit zusammen 20 Personen, 1841 fünf Familien, 1861 sieben Familien mit 43 Personen, 1895 nur noch fünf jüdische Einwohner. 
 
1820 verdienten die Familien den Lebensunterhalt aus verschiedenen Einnahmequellen: Isaac Michel betrieb Ackerbau, Viehhandel und Ellenwarenhandel, Abraham Michel und sein schon verheirateter Sohn Liebmann Abraham betrieben zusammen Ackerbau, Viehhandel und etwas Spezereiwarenhandel  Heyum Lieser (auch Leeser, Löser) ernährte sich als Tagelöhner und lebte in sehr armen Verhältnissen. 
 
An Familiennamen nahmen die Familien 1841 die Namen Michel, Rosenthal und Adler an. 1851 waren die jüdischen Familien in Freilingen die des Löb Rosenthal, Alexander Adler, Lesmann Adler, David Michel und Lesmann Michel.   

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.) und eine jüdische Schule (Religionsschule). Zur Besorgung religiöser Aufgaben hatte die Gemeinde zeitweise einen Lehrer am Ort. 1804 wird ein jüdischer "Schulmeister" genannt, 1806 jedoch wieder nicht. Die Kinder erhielten ansonsten Unterricht durch auswärtige jüdische Lehrer, die in die Gemeinde gekommen sind.   
 
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg sind die letzten jüdischen Einwohner aus Freilingen vor allem nach Selters gezogen. Sie verkaufen ihre Häuser und gaben die Synagoge auf.
  
Von den in Freilingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emma Huebner geb. Michel (1864), Julius Michel (1860).      
   
   
   

Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
          
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Spendenaufruf für eine verarmte jüdische Familie (1880)    
Anmerkung: es ist nicht ganz klar, zu welcher Gemeinde die arme jüdische Familie gehörte, für die der evangelische Pfarrer von Dreifelden (Post Freilingen) Spenden gesammelt hat. Auch in Dreifelden selbst gab es im 18./19. Jahrhundert einzelne jüdische Familien, die vermutlich gemeinsam mit den in Rückeroth lebenden jüdischen Familien zur Gemeinde Selters gehörten haben.   

Dreifelden AZJ 03081880.jpg (119648 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. August 1880: "Dringende Bitte. Ein im tiefsten Elend seufzender, seit einigen Jahren blinder, daher zu jedem Geschäfte unfähiger, aber durchaus ehrbarer, in besseren Jahren strebsamer intelligenter israelitischer Hausvaters eines Kirchspiels, mit einer sich kümmerlich planenden und in der Sorge für ihren gebrechlichen, 60-jährigen Mann und ihre 4 noch im schulpflichtigen Alter stehenden Kinderchen geradezu aufopfernden Frau lässt durch den Unterzeichneten edle Menschenfreunde und Glaubensgenossen um ein Scherflein zur Linderung von schon zu Genüge drückende empfundener Not, dringend bitten. Der Unterzeichnete kommt diesem Wunsche umso bereitwilliger nach, als er versichern kann, dass die Gaben, die hier reichlich am Platze sind, an keine unwürdige Familie verschwindet sind. Zur Empfangnahme von Gaben, auch Lebensmitteln und Kleidungsstücken gegen Quittierung in diesen Blättern ist gern bereit  Dreifelden, den 10. Juni 1880 (Post Freilingen, Kreis Unterwesterwa.d). Senfte, evangelischer Pfarrer."    

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Hinweis auf den Lehrer Samuel Michel aus Freilingen
(Fotos: Michael Ohmsen, Aufnahmen vom September 2011)  

Lehrer Samuel Michel (geb. in Freilingen)
 war von 1884 bis 1897 
Lehrer in Schifferstadt, zuvor in Eßweiler
beigesetzt auf dem jüdischen 
Friedhof in Otterstadt
Schifferstadt Lehrer Michel 011.jpg (134362 Byte) Schifferstadt Lehrer Michel 010.jpg (183266 Byte)
  Übersetzung der hebräischen Inschrift des Grabsteines: "Hier ruht ein gerechter und ehrlicher Mann, / der immer auf dem guten Weg ging. / Seine Seele hing am lebendigen Gott / und seine Taten geschahen zur Ehre Gottes. / Es ist Schmuel Bar Michael / gestorben am 9. Adar / und beerdigt am 12. Adar im Jahr 5664 / Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens".    


     

Zur Geschichte der Synagoge

Zunächst war ein Betraum in einem der jüdischen Häuser vorhanden. Um 1860 wurde eine kleine Synagoge erbaut auf einem Grundstück, das wohl schon ein paar Jahre hierfür vorgesehen war: 1855 wird es "Garten der Freilinger Judenschaft" genannt. 
 
Wie lange in der Synagoge Gottesdienste abgehalten wurden, ist nicht bekannt. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts war es auf Grund der zurückgegangenen Zahl der jüdischen Einwohner nicht mehr möglich, regelmäßige Gottesdienste abzuhalten. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde das Bethaus aufgegeben und verkauft. Es wird heute für Wohnzwecke verwendet.   
   

Adresse/Standort der Synagoge:   Ecke Bergstraße / Hohe Straße (ehemaliger Heideweg)   
  
    
Fotos
(Quelle: Jösch s.Lit. S. 22)   

Die ehemalige Synagoge Freilingen Synagoge 110.jpg (59706 Byte)  
  Die ehemalige Synagoge von Südosten; das Rundfenster war über dem Toraschrein  
     

    
   

Links und Literatur

Links:

Website der Gemeinde Freilingen     

Literatur:  

Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 154 (mit weiteren Literaturangaben).
Westerwald Lit 100.jpg (48301 Byte)Joachim Jösch/Uli Jungbluth u.a. (Hrsg.): Juden im Westerwald. Leben, Leiden und Gedenken. Montabaur 1998. S. 159-160 u.ö.  
        

                     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 10. Dezember 2011