Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Fränkisch-Crumbach (Odenwaldkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht: 

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte/Dokumente zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
-  darunter: Kennkarten aus der NS-Zeit   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
   
In Fränkisch-Crumbach bestand eine jüdische Gemeinde bis um 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1728 lebten 14 jüdische Personen am Ort (6 Männer, 5 Frauen, 3 Kinder), 1761 waren es 6 jüdische Familien (mit den Familienvätern Jud Isaac Low, Isaac Zadoch, Moses Zadoch, Isaac Mordechai, Moses Simon, Löw Mordochai). Erst nach 1808 wurden jüdische Familiennamen angenommen. Häufige Familiennamen waren danach Karlsberg, Neu, Oppenheimer und Nathan.
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1830 59 jüdische Einwohner, 1861 91 (5,7 % von insgesamt 1.605), 1871 105 (5,6 % von 1.751), 1880 108, 1895 81 (4,9 % von 1.634), 1910 86 (4,9 % von 1.762, in 18 Familien mit 22 Schulkindern). Die jüdischen Familien lebten überwiegend vom Handel mit Vieh und Manufakturwaren. Im 19. Jahrhundert wurden einige Handlungen und Gewerbebetriebe am Ort eröffnet. 
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), daneben ein Schulhaus mit Räumen für die Lehrerwohnung und eine Religionsschule sowie in einem Badhaus ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Reichelsheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen unten). Die jüdische Gemeinde gehörte zum (liberalen) Bezirksrabbinat Darmstadt I.
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Leo Karlsberg (geb. 13.10.1896 in Fränkisch Crumbach, gef. 5.5.1918) und Leopold Karlsberg (geb. 16.8.1893 in Fränkisch Crumbach, gef. 13.4.1917), gleichfalls der aus Fränkisch-Crumbach stammende und inzwischen in Frankfurt wohnhafte Simon Oppenheimer (siehe Bericht unten von 1927). 
    
Seit der Zeit um 1900 hatte große Bedeutung für den Ort die Zigarrenfabrik von Moritz Oppenheimer, die in den 1920er bis 1930-Jahren etwa 300 Beschäftigte hatte. Moritz Oppenheimer war von 1913 bis 1929 Mitglied des bürgerlichen Gemeinderates, Mitbegründer des SPD-Ortsvereins Fränkisch-Crumbach und mit weiteren kommunalen Aufgaben befasst. 1930-31 war er stellvertretendes Mitglied im Oberrat (Landesverband der Israelitischen Religionsgemeinden in Hessen). An weiteren Gewerbebetrieben sind zu nennen: die Viehhandlung der Familie Neu, die Leder- und Schusterartikelhandlung der Familie Oppenheimer sowie mehrere kleine Textilläden. 
     
Um 1924, als 57 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (3,3 % von insgesamt 1.746 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Moritz Oppenheimer und Moritz Karlsberg II. Die jüdischen Kinder (1924 nur zwei) wurden durch Lehrer H. Sulzbacher aus Groß Bieberau unterrichtet. 1932 waren die Gemeindevorsteher Simon Karlsberg (1. Vors.), Moritz Karlsberg II (2. Vors.) und Hugo Oppenheimer (3. Vors.).
   
1933 lebten noch 52 jüdische Personen in 12 Familien am Ort (2,9 % von 1.772 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1937-38 waren noch neun jüdische Familien am Ort, danach ging die Zahl durch Auswanderung und Wegzug in andere Städte (insbesondere Frankfurt am Main) schnell zurück. In die USA konnten 10 Personen emigrieren, nach Venezuela 2, Paraguay 4, Uruguay 3, weitere 11 nach dem übrigen Südamerika. 12 Personen verzogen innerhalb von Deutschland. Beim Novemberpogrom 1938 wurden jüdische Wohnungen überfallen, Inneneinrichtungen völlig demoliert, jüdische Bewohner teilweise schwer misshandelt, darunter ein 66jähriger, körperlich behinderter Mann die Treppen seines Hauses hinuntergestoßen. 1939 wurden nur noch 8 jüdische Einwohner gezählt. Es handelte sich vor allem um die Familie von Julius Neu im Gebäude Römersberg 15 (mit Ehefrau Frieda und der Tochter Martha sowie dem Bruder von Julius: Moses Neu). Im Januar 1940 lebten keine jüdischen Personen mehr in Fränkisch-Crumbach.   
         
Von den in Fränkisch-Crumbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  David Freitag (1875), Erna Goldschmidt geb. Neu (1900), Sara Goldschmidt geb. Dornberg (1872), Leopold Karlsberg (1882), Max Karlsberg (1877), Moses Karlsberg (1865), Ilse Elisabeth Lang geb. Neu (1909), Frieda Mayer geb. Oppenheimer (1875), Bertha Oppenheimer (1877), Gustav Oppenheimer (1873), Hannchen Oppenheimer (1871), Ida Oppenheimer (1885), Leopold Oppenheimer (1873), Löser (Lazarus) Oppenheimer (1870), Margarete Oppenheimer geb. Kraemer (1892), Moritz Oppenheimer (1878), Johanna Sommer geb. Karlsberg (1887), [Johanna Strauss geb. Oppenheimer (1874; herausgenommen, siehe unten)], Emilie Fanny Wolf geb. Dornberg (1874), Flora Wolf geb. Oppenheimer (1886).  
   
Hinweis: nach den Recherchen des Arbeitskreises "Stolpersteine" in Guntersblum (mitgeteilt von Fred Trumpler, Guntersblum vom 4.4.2011) hielt sich Johanna Strauss geb. Oppenheimer (geb. 1874 in Fränkisch-Crumbach) nach dem 14. Dezember 1938 - von Michelstadt kommend - besuchsweise in Guntersblum auf und konnte durch Flucht nach Johannesburg, Südafrika entkommen.    
      
      
      
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
      
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1877 / 1881 / 1885  

Fraenkisch Crumbach Israelit 11041877.jpg (43876 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1877: "Lehrer-Gesuch. Die israelitische Religionsgemeinde zu Fränkisch-Crumbach, Großherzogtum Hessen, sucht einen Lehrer und Vorbeter. Jährliches Einkommen 700 Mark nebst freier Wohnung und Heizung. Nebenverdienste entsprechend. Auf Bewerber ledigen Standes wird reflektiert. Bemerkt wird, dass die Stelle vakant, daher alsbald angetreten werden kann. 
Fränkisch-Crumbach, 6. April 1877.
Der Vorstand." 
 
Fraenkisch Crumbach Israelit 20071881.jpg (41744 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juli 1881: "Die israelitische Gemeinde Fränkisch Crumbach, Kreis Dieburg, sucht zum alsbaldigen Eintritt einen Lehrer und Vorbeter ledigen Standes gegen einen Gehalt von Mark 500 nebst Mark 200 Nebeneinkommen. Freie Wohnung und Heizung. Reisespesen erhält nur derjenige, der die Stelle erhält. Der Vorstand J. Oppenheimer III."
 
Fraenkisch Crumbach Israelit 22091885.jpg (61078 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1885: "Die israelitische Religionslehrerstelle zu Fränkisch Crumbach, Hessen, ist noch nicht besetzt und soll sofort besetzt werden. Bewerber wollen sich alsbald an den Vorstand wenden. Gehalt 600 Mark nebst Logis in der neu erbauten Synagoge. Bemerkt wird jedoch, dass nur derjenige Reisekosten in Anspruch nehmen kann, welcher die Stelle übertragen bekommt. 
Fränkisch-Crumbach, 15. September 1885. Der Vorstand."

   
Spendenaufruf des jüdischen Lehrers Gottlieb Lind (1878)  

Fraenkisch Crumbach israelit 30011878.jpg (84297 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1878: "Einer meiner Jugendlehrer, ein sehr würdevoller Mann, der sein ganzes Leben dem Wohle der Menschheit widmet und der mich bis zum Eintritte in meinen Beruf unterrichtete, ist durch lange Krankheit und der seiner Gattin in die entsetzlichste Lage gekommen. Allen Freunden und Bekannten in der Nähe und Ferne rufe darum zu, eilet und helfet mir meinen geliebte, frommen Lehrer erhalten, und seid auch in Eurer Umgebung tätig, denn hier ist Hilfe sehr notwendig und richtig angewendet. Der Öffentlichkeit wegen will keinen Namen nennen, wer es aber wünschen sollte, dem werde es besonders brieflich tun. 
Gaben werde gern im Empfang nehmen und in diesem Blatte öffentlich darüber quittieren. 
Lind, israelitischer Prediger und Lehrer in Fränkisch-Crumbach, Prov. Starkenburg, Kreis Dieburg."  
 
Hinweis: der genannte Lehrer soll nach Angaben der Publikation "Juden in Steinbach" von Müller/Damrath (siehe Literatur bei Steinbach) Gottlieb Lied (also nicht Lind) heißen, war 1853 geboren in Crainfeld und zur Zeit seiner Heirat (am 11.12.1877) mit Mariann geb. Katz aus Steinbach  Lehrer in Fränkisch-Crumbach. Allerdings gab es in Crainfeld mehrere Familien Lind und nicht Lied, sodass die Publikation von Müller/Damrath S. 74 an dieser Stelle zu korrigieren ist.     

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Drei Berichte zum Thema Antisemitismus in Fränkisch-Crumbach (1892/93) 

Fraenkisch Crumbach Israelit 04041892.JPG (121690 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. April 1892: "Fränkisch-Crumbach, 28. März (1892). Auch in unserem Orte, der vor nicht langer Zeit sich noch des konfessionellen Friedens erfreut hat, erhebt der Antisemitismus frech sein lügenhaftes Haupt. Mehrere Heißsporne dahier verschrieben sich den Böckel, und er kam auch gestern und hielt seine Hetzrede im Saale des Gasthauses 'Zur Sonne', den er für 25 Mark gemietet hatte. Er gab den unbefangenen Bauern alle alten schön längst bekannten und vielfach widerlegten antisemitische Verlogenheiten zum Besten, besprach ausführlich den Xantener Knabenmord und bezeichnete ihn als ein nie zu sühnendes jüdisches Verbrechen, stachelte nach bekannter antisemitischer Methode die niedrigsten Leidenschaften des Volkes auf, griff die Regierung wegen angeblich lauer Handhabung der Justiz den Juden gegenüber an und verstieg sich zu der kühnen Behauptung, die Lüge sei dem Juden angeboren, und sie begleite ihn im Leben. (?!) - Merkwürdig! Dr. Böckel, der dem Talmud, natürlich ohne ihn zu kennen, alles Böse zudichtet, bestätigt unwillkürlich die Wahrhaftigkeit desselben. Unsere Weise lehren nämlich im Talmud 'Wer seinen Nächsten aus Bosheit einen Makel anzuhängen sucht, hängt ihnen vorzüglich seinen eigenen Makel an.' Die Antisemitenführer scheinen die Verwerflichkeit ihrer Lügengespinste am Besten zu kennen und dichten deshalb diese schweren Laster den Juden an; übrigens spekuliert Herr Bückel gar zu viel auf die Vertrauensseligkeit der Landsleute, denen es doch auch kein Geheimnis bleibt, dass seine weltbeglückende (?!) Mission nichts weiter als Geschäfts-Reklame ist. S.W." 
   
Fraenkisch Crumbach Israelit 22121892.jpg (56073 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1892: "Reichelsheim i.O. An einem Sonntage im September begegneten 3 junge Burschen von hier, Anhänger von Böckel, zwischen Reichelsheim und Eberbach, ein antisemitisches Lied singend, dem jungen israelitischen Handelsmann Julius Neu von Fränkisch-Crumbach, ohne jegliche Veranlassung fingen sie sofort an, denselben durch antisemitische Zurufe zu verhöhnen und dann auch tatsächlich zu misshandeln. Dafür erhielten zwei, welche schon vorbestraft waren, Gefängnisstrafen von 10 beziehungsweise 8 Wochen und der dritte, der noch unbestraft war, eine solche von 6 Wochen. Der Großherzogliche Staatsanwalt hatte 4 beziehungsweise 2 Monate beantragt. Das sind die Früchte Böckel'scher Aussaat."
    
Reichelsheim Israelit 23011893.jpg (93348 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar 1893: "Aus der Provinz Starkenburg. Wie bekannt, wüten die Antisemiten am meisten in Reichelsheim im Odenwalde. Doch zeigt sich auch hier eine Besserung. Bei der jüngst stattgehabten Kreistagswahl erhielt der durch seinen Antisemitismus wohlbekannte Apotheker Mayer nur 3 Stimmen. – In den jüngsten Tagen waren wieder einmal die Häuptlinge des Antisemitismus, die Herren Böckel, Hirscher und Roether hier zusammen, um über die im nächsten Jahre vorzunehmenden Wahlen zum hessischen Landtage – wobei die Antisemiten bekanntlich die seitherigen Abgeordneten vollständig beseitigen wollen, zu beraten. – Die 3 Burschen, welche unlängst wegen Misshandlung eines Israeliten von Fränkisch-Crumbach vom Schöffengericht Fürth im Odenwald zu 10, 8 und 6 Wochen Gefängnis verurteilt wurden, haben gegen dieses Urteil Revision eingelegt und kommt also die Anngelegenheit in Darmstadt zur nochmaligen Verhandlung." 

    
Anzeige eines Gefallenentodes des Ersten Weltkrieges   
(aus der Sammlung von Hans-Peter Trautmann)   

Anzeige in "Die Heimat. Gemeindeblatt der evangelischen Kirchengemeinde Fränkisch-Crumbach Nr. 2 Mai-Juni 1918 S. 8:
"Den Tod für das Vaterland starben: Musketier Leo Karlsberg, Viehhändler, ...   
Für das Vaterland ließen ihr Leben: Musketier Leo Karlsberg, Viehhändler, Sohn des Viehhändlers Löser Karlsberg zu Fränkisch-Crumbach. Er fiel durch Artilleriegeschoss am 5. Mai im Alter von 22 Jahren, 'ein tapferer und unerschrockener Soldat'."    

    
Untersagung der Ausübung der Handelstätigkeit für jüdische Unternehmen (1937)  
(aus der Sammlung von Hans-Peter Trautmann)       

Reichelsheim Dok 14051937.png (194711 Byte) Anzeige vom 14. Mai 1937: "Untersagung der Ausübung der Handelstätigkeit wegen Unzuverlässigkeit. 
Lpd. Die Landesbauernschaft Hessen-Nassau teilt mit: Im Gebiet der Landesbauernschaft Hessen-Nassau ist im Jahre 1936/37 folgenden Betrieben wegen Unzuverlässigkeit die Handelserlaubnis entzogen worden: 1. Gebrüder Karlsberg, Viehhandlung, Fränkisch-Crumbach. (Entzug der Handelserlaubnis - Entscheidung des Provinzialausschusses der Provinz Starkenberg vom 21.10.1936). 2. Gustav Sternberg, Viehhändler, Herborn (Dillkreis), Hauptstraße 105a. (Entzug der Handelserlaubnis für Vieh, Fleisch, rohe Häute und Felle - Verfügung des Landrats von Dillenburg vom 24.10.1936). 3. Ludwig Oppenheimer, Neckarsteinach. (Ablehnung der Legitimationskarte für 1936 - Entscheidung des Provinzialausschusses Starkenburg vom 7.10.1936 und für 1937 - Entscheidung des Kreisamtes Heppenheim a.d.B.) ...  6. Firma Gärtner und Blum, Nierstein am Rhein (Entzug der Handelserlaubnis wegen Verstoßes gegen das Weingesetz. Urteil des Landgerichts Mainz - Große Strafkammer). 7. S. Heymann Söhne, Mainz, Breidenbacherstraße 25 (Entzug der Handelserlaubnis wegen Verstoßes gegen das Weingesetz - Urteil des Landgerichts Mainz. Große Strafkammer).... Die Firmen zu 1,2,3,6 und 7 sind sämtlich jüdische Firmen."     

   
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
(aus der Sammlung von Hans-Peter Trautmann)  
Todesanzeige für Karoline Karlsberg geb. Oppenheimer (1926)   

Reichelsheim Dok 07091926.png (42621 Byte)Todesanzeige vom 7. September 1926 für Frau Karoline Karlsberg Witwe geb. Oppenheimer (geb. 7. Februar 1848, gest. 7. September 1926): 
"Heute entschlief unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter, Schwägerin, Großmutter und Urgroßmutter 
Frau Karoline Karlsberg Witwe geb. Oppenheimer 
nach segensreichem Leben im Alter von 88 Jahren. 
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: 
Moritz Karlsberg II. Fränkisch Crumbach

Die Beerdigung findet am Dienstag, um 10 1/2 Uhr vormittags, vom Trauerhause aus statt".       

  
Traueranzeige für Isaac Oppenheimer (1931)  
Anmerkung: Isaac Oppenheimer ist 1864 geboren und am 14. Juli 1931 gestorben.   

Reichelsheim DarmstTagblatt 15071931.jpg (52523 Byte)Anzeige im "Darmstädter Tagblatt" vom 15. Juli 1931: 
"Heute morgen um 4 Uhr verschied plötzlich mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Isaac Oppenheimer. 
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Johanna Oppenheimer, geb. May.
Fränk.-Crumbach, den 14. Juli 1931.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, mittags um 1 Uhr statt."   

   
Verlobungsanzeige für Hedwig Löwenstein und Richard Neu (1932)       

Reichelsheim Dok 16021932.png (20914 Byte)Anzeige im "Darmstädter Tagblatt" vom 16. Februar 1932: 
"Hedwig Löwenstein - Richard Neu. 
Verlobte. 
Partenheim (Rheinhessen) - Fränkisch-Crumbach (im Odenwald)"     

     
     
Berichte/Dokumente zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Auszeichnung mit der Hessischen Tapferkeitsmedaille" für den Weltkriegsteilnehmer Ludwig Neu (1916) 
    
(aus der Sammlung von Hans Peter Trautmann)    

Anzeige im "Die Heimat" - Gemeindeblatt der evangelischen Kirchengemeinde Fränkisch-Crumbach - Kirch-Beerfurth, Nr. 3, Mai 1916, 8. Jahrgang, Seite 11: "Auszeichnungen: ... Die Hessische Tapferkeitsmedaille haben erhalten: Ludwig Neu, Kaufmann von Fränkisch-Crumbach, ..."   "     

     
Über den im Ersten Weltkrieg gefallenen Simon Oppenheimer (1927) 
(aus der Sammlung von Hans Peter Trautmann)  
Anmerkung: Simon Oppenheimer. 1877 geboren in Fränkisch-Crumbach, Kaufmann und verheiratet in Frankfurt/Main, gefallen 1915 als Unteroffizier im Reserve-Infanterie-Reg. 116, 6. Kompanie in Gobin, Russisch-Polen, durch Schrapnellschuss (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Schrapnell).     

Artikel in "Die Heimat" - Gemeindeblatt der evangelischen Kirchengemeinde Fränkisch-Crumbach - Kirch-Beerfurth Nr. 9. Jan.-Gebr. 1915, 6. Jahrgang S. 35: "Gefallen ist außer den früher Genannten niemand, Der Ort, in dessen Nähe Georg Keil gefallen ist, heißt Bruneville bei Sedan. Der Kaufmann Simon Oppenheimer (Frankfurt) ist bei Gobin in Russisch-Polen durch einen Schrapnellschuss tödlich verletzt worden."  
 
Fraenkisch-Crumbach Hessische Landeszeitung 07091927.jpg (125022 Byte)Artikel in der "Hessischen Landeszeitung" vom 7. September 1927: "50er-Treffen in Fränkisch-Crumbach.  
Fränkisch Crumbach,
5. September (1927). Die Zusammenkunft der 1877 geborenen und jetzt 50-jährigen gestaltete sich zu einer würdigen Wiedersehensfeier. Am Samstagabend fand sich ein Teil der Kameraden wie angekündigt zu einem kurzen Zusammensein im Gasthaus Georg Vogel 2. ein, wobei Herr Stadtsekretär Caprano aus Darmstadt eine würdige Ansprache hielt. Zur Hauptfeier am Sonntagnachmittag im Gasthaus zur 'Linde' (Phil. Eitel, nicht Eibel) hatte sich zur festgesetzten Stunde der weitaus größte Teil aller Altersgenossen mit Angehörigen eingefunden. Von Nah und Fern waren sie an die Stätte ihrer Kindheit geeilt, um mit seit Jahrzehnten nicht wiedergesehenen Freundinnen und Freunden alte Erinnerungen, Zeiten der Kindheit, nochmals wachzurufen. Die Begrüßungsansprache hielt Herr Georg Fornoff aus Remscheid. Er gedachte in erster Linie der toten Kameraden, insbesondere des im Kriege gefallenen und von allen Kameraden liebgewonnenen und geehrten ehemaligen Mitschülers Herrn Simon Oppenheimer. Zu Ehren der leider zu früh Heimgegangenen spielte die Musik das Lied 'Ich hatt' einen Kameraden', während alle Anwesenden sich von ihren Sitzen erhoben. Die ergreifenden Worte des Herrn Fornoff, die der ganzen Feier so recht die Weihe verliehen, rührten verschiedene Teilnehmer zu Tränen. Es sprachen ferner noch Herr Georg Born aus Groß-Zimmern, sowie Herr Oppenheimer aus Darmstadt. Der anschließende gemütliche Teil, der bei Kaffee und Kuchen, sowie einem anschließenden gemeinsamen Abendessen stattfand, bot vielen Anwesenden die langersehnte Gelegenheit, alte Erinnerungen auszutauschen. Die Stunden des Zusammenseins, sie flogen nur zu rasch dahin, wenn auch ein großer Teil der Jugendfreunde und Freundinnen bis in die Nacht hinein versammelt blieben. Man trennte sich in den allgemeinen Wunsche, in zehn Jahren sich wieder zur Feier des 60ten einzufinden. Zur späteren Erinnerung wurden alle anwesenden 50er im Bilde noch festgehalten. Am Schlusse sei noch Herr Georg Bangert erwähnt, er hat sich besonders um das Zustandekommen der Feier verdient gemacht. Hinsichtlich der in der Linde gefundenen Aufnahme war man eines Lobes. Boten doch Küche und Keller das Beste."     

    
Wirtschaftliche Not mit Auswirkungen für die Zigarrenfabrik Oppenheimer u. Söhne (1932) 
(aus der Sammlung von Hans-Peter Trautmann)    

Reichelsheim Dok 14021932.png (50549 Byte)Artikel in der "Hessischen Landeszeitung" vom 14. Februar 1932: "Fränkisch-Crumbach, 13. Februar (1932). Die wirtschaftliche Not zwingt eines unserer größten Unternehmen im Orte, die Zigarrenfabrik J. Oppenheimer u. Söhne, den Betrieb wieder für einige Zeit stillstehen zu lassen. Die Erwerbslosenzahl unseres Ortes wird dadurch um ungefähr 50 vermehrt."         

  

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Fränkisch-Crumbach geboren sind
 
 Fraenkisch-Crumbach KK MZ Freitag David.jpg (94332 Byte)  Fraenkisch-Crumbach KK MZ Goldschmidt Erna.jpg (98139 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Goldschmidt Sara.jpg (85985 Byte) 
   KK (Darmstadt-Stadt 1939) für David Freitag 
(geb. 6.7.1875 in Fränkisch-Crumbach), Lehrer
  a.D., wohnhaft Darmstadt, 
am 27.9.1942 ab Darmstadt
 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, am 28.10.
1944 in das Vernichtungslager Auschwitz, ermordet.   
 KK (Frankfurt 1939) für Erna Goldschmidt 
geb. Neu
(geb. 12.7.1900 in Fränkisch-Crumbach),
 wohnhaft Frankfurt am Main, deportiert
 (Osttransport) und umgekommen. 

  
 KK (Mainz 1939) für Sara Goldschmitt 
geb. Dornberg
(geb. 12.9.1872 in Fränkisch-
Crumbach), wohnhaft Mainz, am 27.9.1942 ab
 Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt 
deportiert, wo sie am 26.2.1944 umgekommen ist.
    
       
Fraenkisch-Crumbach KK MZ Heilberg Adelheide.jpg (98145 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Hoffstadt Malchen.jpg (94978 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Joseph Babette.jpg (94979 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Kahn Gerta.jpg (95978 Byte)
 KK (Westerburg 1939) für Adelheide Heilberg 
geb. Oppenheimer
(geb. 22.8.1865
  in Fränkisch-Crumbach) 
 KK (Strälen 1939) für Malche Hoffstadt 
geb. Neu
(geb. 4.6.1865 in
 Fränkisch-Crumbach)  
KK (Erbach 1939) für Babette Joseph 
(geb. 15.1.1867 in
 Fränkisch-Crumbach) 
 KK (Darmstadt-Stadt 1939) für Gerta Kahn 
geb. Oppenheimer
(geb. 17.2.1902
  in Fränkisch-Crumbach) 
        
Fraenkisch-Crumbach KK MZ Karlsberg Lazarus.jpg (84818 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Karlsberg Leopold.jpg (98766 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Karlsberg Max.jpg (84179 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Lang Elisabeth.jpg (96791 Byte)
 Kennkarte (Dieburg 1939) für Lazarus 
gen. Löser Karlsberg
(geb. 9.4.1865
 in Fränkisch-Crumbach) 
 
   
 KK (Darmstadt-Stadt 1939) für Leopold Karlsberg 
(geb. 5.6.1882 in Fränkisch-Crumbach), 
Kaufmann, wohnhaft Darmstadt, am 25.3.1942 
ab Mainz-Darmstadt in das Ghetto Piaski 
deportiert  und umgekommen.
 KK (Frankfurt 1940) für Marx Karlsberg (geb. 
15.8.1877 in Fränkisch-Crumbach), Handelsmann,
 wohnhaft in Reinheim und Frankfurt, am 
22.11.1941 ab Frankfurt nach Kowno (Kauen)
 deportiert und umgekommen.  
 KK (Frankenthal 1939) für Elisabeth Lang 
geb. Neu
(geb. 17.8.1909 in Fränkisch-Crumbach),
 wohnhaft Lambsheim, am 22.10.1940 deportiert in
 der Internierungslager Gurs, am 11.9.1942 in
 das Vernichtungslager Auschwitz, ermordet. 
       
Fraenkisch-Crumbach KK MZ Meyer Amalie.jpg (101510 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Meyer Betti.jpg (96442 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Meyer Frieda.jpg (103914 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Neu Julius.jpg (92159 Byte)
 KK (Bendorf 1939) für Amalie Meyer
 geb. Karlsberg
(geb. 17.6.1871 
in Fränkisch-Crumbach   
 KK (Eisenach 1939) für Betti Meyer
 geb. Wolgert
(geb. 5.2.1894 in 
Fränkisch-Crumbach), Buchhalterin  
KK (Erbach 1939) für Frieda Meyer
geb. Oppenheimer
(geb. 6.9.1875
 in Fränkisch-Crumbach)  
 KK (Dieburg 1939) für Julius Neu 
(geb. 1.9.1870 in 
Fränkisch-Crumbach) 
       
Fraenkisch-Crumbach KK MZ Neu Moses.jpg (90626 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Oppenheimer Bertha.jpg (101185 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Oppenheimer Gustav.jpg (91352 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Oppenheimer Hannchen.jpg (96197 Byte)
 KK (Dieburg 1939) für Moses Neu 
(geb. 5.6.1876 in Fränkisch-Crumbach) 
  
  
  
 KK (Darmstadt-Stadt 1939) für Bertha Oppenheimer 
geb. Karlsberg
(geb. 9.11.1869), wohnhaft Lorsch; 
am 25.3.1942 ab Mainz-Darmstadt in das 
Ghetto Piaski deportiert und umgekommen. 
  
 KK (Dieburg 1939) für Gustav Oppenheimer 
(geb. 22.1.1873 in Fränkisch-Crumbach), wohnhaft
 Mannheim und Worms, am 27.9.1942 ab Darmstadt 
in das Ghetto Theresienstadt deportiert und 
dort umgekommen.  
 KK (Heppenheim) für Hannchen Oppenheimer 
(geb. 8.12.1871 in Fränkisch-Crumbach), 
wohnhaft Lorsch, am 27.9.1942 ab Darmstadt
 in das Ghetto Theresienstadt deportiert 
und dort umgekommen. 
       
Fraenkisch-Crumbach KK MZ Oppenheimer Ida.jpg (88458 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Oppenheimer Joseph.jpg (94118 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Oppenheimer Max.jpg (90631 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Oppenheimer Meier.jpg (90369 Byte)
 KK (Dieburg 1939) für Ida Oppenheimer (geb. 
20.12.1885 in Fränkisch-Crumbach), wohnhaft 
Mannheim, Worms und Bendorf, am 27.7.1942 ab
 Trier-Köln in das Ghetto Theresienstadt deportiert, am
 23.1.1943 in das Vernichtungslager Auschwitz, ermordet.  
 KK (Darmstadt-Stadt) für 
Joseph Oppenheimer
(geb. 16.7.1877 
in Fränkisch-Crumbach), Kaufmann  
 
  
 KK (Dieburg 1939) für Max Oppenheimer
 (geb. 11. Mai 1873 in 
Fränkisch-Crumbach) 
 
   
 KK (Frankfurt 1939) für 
Meier Oppenheimer
(geb. 1.1.1867
 in Fränkisch-Crumbach), Handelsvertreter 
 
  
       
Fraenkisch-Crumbach KK MZ Oppenheimer Moritz.jpg (97854 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Reis Rebecca.jpg (88845 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Sommer Johanna.jpg (94586 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Strauss Johanna.jpg (99583 Byte)
 KK (Dieburg 1939) für Moritz Oppenheimer 
(geb. 14.11.1878 in Fränkisch-Crumbach), wohnhaft 
 zuletzt Mannheim, am 22.10.1940 in das
 Internierungslager Gurs deportiert, am 17.8.1942 
in das Vernichtungslager Auschwitz, ermordet.  
 KK (Frankfurt 1940) für
 Rebecca Reis geb. Oppenheimer
 (geb.6.11.1880 in Fränkisch-Crumbach) 
  
  
 KK (Bad Homburg 1939) für Johanna Sommer 
geb. Karlsberg
(geb. 26.8.1887 in Fränkisch-
Crumbach), wohnhaft Bad Homburg v.d. Höhe, 
am 11.6.1942 ab Frankfurt in das Vernichtungslager
 Sobibor deportiert, ermordet.  
 KK (Mainz-Land 1939) für Johanna Strauß 
geb. Oppenheimer
(geb. 13.4.1874
 in Fränkisch-Crumbach), wohnhaft 
Guntersblum; deportiert an unbekannten
 Deportationsort und umgekommen
       
Fraenkisch-Crumbach KK MZ Wolf Fanny.jpg (106189 Byte) Fraenkisch-Crumbach KK MZ Wolf Frieda.jpg (92004 Byte)    
 KK (Bad Schwalbach 1939) für Emilie Fanny Wolf geb.
 Dornberg
(geb. 10.9.1874 in Fränkisch-Crumbach),
 wohnhaft Bad Schwalbach und Frankfurt; am 15.9.1942 
ab Frankfurt in das Ghetto Theresienstadt deportiert, am
 16.5.1944 in das Vernichtungslager Auschwitz, ermordet.
 KK (Mainz) für Frieda geb. Flora Wolf 
geb. Oppenheimer
(geb. 7.5.1886 in
 Fränkisch-Crumbach) 
  
   
   
       

    
Über Familie Moritz und Margarete Oppenheimer     

Zigarrenfabrikant Moritz Oppenheimer (vgl. Kennkarte oben) ist 1878 als Sohn des Gründer des Zigarrenfabrik in Fränkisch-Crumbach - Isaak Oppenheimer - geboren. Es genoss - wie bereits oben berichtet - im Leben des Ortes und der jüdischen Gemeinde höchstes Ansehen: 1913 bis 1929 war er Mitglied des örtlichen Gemeinderates; er war Mitbegründer des SPD-Ortsvereines Fränkisch-Crumbach und mit weiteren kommunalen Aufgaben befasst. Verheiratet war er in zweiter Ehe seit 1924 mit der aus Mannheim stammenden Margarete (Grete) geb. Krämer (geb. 1892). Das Ehepaar hatte sechs Kinder: Ernst, Werner, Hannah, Ruth (geb. 1929), Michael und Feodora. Moritz Oppenheimer musste auf Grund der Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929 seine Zigarrenfabrik bereits zum 1. Februar 1933 schließen. Nach dem Novemberpogrom 1938 (siehe Bericht unten von Ruth David) wurde er mit seinem Sohn Ernst in das KZ Buchenwald verschleppt. Er kam gesundheitlich schwer angeschlagen zurück. Ab Januar 1939 konnte Margarete Oppenheimer die Leitung des jüdischen Waisenhauses in Mannheim (R 7,24) übernehmen. Seitdem wohnte die Familie in Mannheim. Sohn Werner war inzwischen nach Argentinien emigriert; sein Bruder Ernst konnte in die USA emigrieren. Die Töchter Hannah und Ruth konnten über einen Kindertransport im Juni 1939 nach England verbracht werden. Moritz und Margarete Oppenheimer sind mit den beiden jüngsten Kindern Michael und Feodora am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert worden. Dort wurden die beiden Kinder gerettet. Moritz und Margarete Oppenheimer wurden 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet.         
Zur Familie weitere genealogische Angaben:   https://www.geni.com/people/Moritz-Oppenheimer/6000000038346439941      

  Fraenkisch-Crumbach KK Oppenheimer Margarete.jpg (101643 Byte)

Links: Kennkarte (Dieburg 1939) für Margarethe Oppenheimer geb. Krämer
 (geb. 8.5.1892 in Mannheim)  

   
Reichelsheim MOppenheimer 010.jpg (50080 Byte) Reichelsheim Ruth David 010.jpg (45200 Byte) Reichelsheim Ruth David 011.jpg (33251 Byte)
Oben: Ehepaar Margarete (Grete) und Moritz Oppenheimer mit Tochter Feodora (geb. 1934) in Mannheim 1939. Grete Oppenheimer war seit Januar 1939 Leiterin des Israelitischen Waisenhauses in Mannheim. Zusammen mit ihrem Mann Moritz, der krank aus dem KZ Buchenwald zurückkam, betreute sie etwa 15 Waisenkinder. Mit zwei ihrer Kinder - Michael und Feodora - und den etwa 15 Waisenkindern wurde das Ehepaar am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. 1942 wurde das Ehepaar nach Auschwitz deportiert und ermordet. Michael und Feodora wurden gerettet. Oben: Ruth L. David geb. Oppenheimer (jeweils 2.von rechts), die 1929 geborene Tochter von Grete und Moritz Oppenheimer berichtet an der Georg-August-Zinn-Schule im Oktober 2004 in Reichelsheim. Zusammen mit Hilde Katzenmaier - Autorin eines Buches zur jüdischen Geschichte in Fränkisch-Crumbach- , gab Ruth David mit Auszügen aus ihrem Buch, "Ein Kind unserer Zeit", teilweise erschütternde Einblicke in das Leben jüdischer Familien im Nazi-Deutschland.
Fotos: links aus Volker Keller: Bilder vom jüdischen Leben in Mannheim 1988 S. 93; die beiden Fotos oben aus der Website der Georg-August-Zinn Schule in Reichelsheim (fotos: koe; Quelle).
   
Im nachfolgenden Zeitzeugenbericht berichtet die 1929 geborene Tochter Ruth David geb. Oppenheimer über die Zeit nach 1933:  
Dem Holocaust entkommen. Lesung mit Ruth David an der Georg-August-Zinn-Schule Reichelsheim (Oktober 2004). 
Reichelsheim. Zu einer außergewöhnlichen Lesung strömten Schülerinnen und Schüler der Reichelsheimer Georg-August-Zinn-Schule in einen bereits überfüllten Klassenraum. Der Grund war Ruth L. David, geborene Oppenheimer. Sie hatte ihre Freundin Hilde Katzenmaier mitgebracht, die besonders schmerzende Passagen aus ihrem Buch vorzulesen übernahm. Die Buchautorin, 1929 in Fränkisch-Crumbach geboren, war gekommen, um von ihrer Kindheit als jüdisches Mädchen in der Nachbargemeinde zu berichten. Seit einigen Jahren besucht die in den USA lebende Autorin hessische Schulen und liest aus ihrem Buch "Ein Kind unserer Zeit". Das erste Mal tat sie dies in der Georg-August-Zinn-Schule in Reichelsheim. Über das große Interesse der Schülerinnen und Schüler freute sich nicht nur Ruth David, sondern auch der Schulleiter Richard Reinhold, der sie ganz herzlich begrüßte. So wichtig Bücher auch seien, können sie niemals authentische Berichte von Zeitzeugen ersetzen, betonte der Schulleiter. Frau David war gerade vier Jahre alt als Hitler an die Macht kam. Von nun an hörte sie zu Hause oft das Wort "Auswanderung. Aber warum auswandern? Ihr Vater, Moritz Oppenheimer, war ebenfalls hier geboren und stammte aus einer alt eingesessenen deutschen Familie. Er war zur dieser Zeit als Sozialdemokrat im örtlichen Gemeinderat. Es schien als sei die Familie völlig integriert. Auch der Großvater, der um 1870 in Fränkisch-Crumbach eine Zigarrenfabrik gegründet hatte, war hier geboren. Aber Verwandte hatten sich bereits für Südamerika entschieden, wohin auch Ruths Bruder Werner ausreisen, Boden urbar machen und die Familie nachholen sollte. Ab 1933 veränderte sich das Leben in dem kleinen Odenwald-Dorf schlagartig: Das Bild Hitlers war nun überall zu sehen, immer mehr Menschen liefen in braunen Uniformen herum, und Hakenkreuze, wohin das Auge blickte. "Sie lösen heute noch bei den Überlebenden ein Schaudern aus, so Ruth David. Von deutsche Häusern prangten Hakenkreuz-Fahnen. Juden war dies verboten, so dass man so ein jüdisches Haus gleich von weitem erkennen konnte.  
Ruth Oppenheimer wird 1935 im Alter von sechs Jahren in Fränkisch-Crumbach eingeschult. Sie begreift sehr schnell, dass sie anders ist. Während alle Klassenkameraden beim Betreten des Lehrers aufstehen und den Arm zum Hitler-Gruß in die Höhe reißen, muss Ruth als einzige Jüdin sitzen bleiben. Aber nach bereits einem halben Jahr endet für sie die Schulzeit in der Volksschule. Die Nationalsozialisten im Odenwald wollten besonders "fortschrittlich" sein und ihre Schulen schnell "judenfrei" haben. Nach dem Rausschmiss aus der Schule bemühen sich die Eltern, die Kinder irgendwo anders unterrichten zu lassen. In Höchst wird eine kleine Schule eingerichtet, die die jüdische Gemeinde finanziert. Es waren etwa 35 Kinder aus dem ganzen Odenwald, berichtet Ruth David, die zum Teil mit einem alten zum "Schulbus umgebauten Auto nach Höchst gefahren wurden. Ihr Schulweg führt von Reichelsheim nach Fränkisch-Crumbach, über Brensbach und Höllerbach nach Höchst. Ein Erlebnis blieb ihr besonders im Gedächtnis haften, als ein NSDAP-Mann ihren Schulweg blockierte und mit einer Motorkurbel sämtliche Scheiben ihres Autos einschlug. Oft wurde der 'Judenbus' mit Steinen beworfen. 
Im Alter von neun Jahren muss die kleine Ruth Oppenheimer die schlimmsten Ängste ihres Lebens durchleiden. In der Nacht vom 10. November 1938, der sogenannten 'Reichspogromnacht', in Fränkisch-Crumbach mit eintägiger Verspätung, wurde sie von einem donnernden Klopfen gegen die Haustür geweckt. Die Schläge einer Axt und das Splittern von Holz waren zu hören, unmenschliche Schreie. Sie flüchtet sich mit ihrer Schwester Hannah in panischer Angst über eine Treppe hinunter in den Innenhof des Hauses, wo sie sich in dem Auto des Vaters versteckt halten. Frierend mit nur einem dünnen Nachthemd bekleidet kauern sie auf dem Rücksitz bis der Tumult im Haus aufhört. Als sich die Schwestern ins Haus zurück trauen, finden sie die ganze Einrichtung zerstört. Hasserfüllte Nazis hatten Vater und Bruder Ernst zusammengeschlagen und dann mitgenommen. Sämtliches Mobiliar war kurz und klein geschlagen. Den geliebten und schwerbehinderten Onkel Gustav hatte die Nazibande samt Rollstuhl die Treppe hinunter gestoßen, das Gesicht der Tante war fürchterlich zugerichtet. Zu keinem Zeitpunkt in ihrem Leben, so Ruth L. David, habe sie so schreckliche Angst verspürt wie damals. Ruth war wohl noch zu klein, aber ihre ältere Schwester Hannah erinnert sich noch gut daran, dass viele Nachbarn zugeschaut haben. Danach war klar, dass sie hier nicht mehr länger bleiben konnten. Die Familie Oppenheimer versucht nun, in einer Stadt anonym unterzukommen. Die Mutter, Grete Oppenheimer, hatte noch Beziehungen nach Mannheim und konnte dort als Leiterin des jüdischen Waisenhauses arbeiten. Ihre Familie konnte ebenfalls dort wohnen. Immer noch hofften sie auf eine Ausreise in die USA, aber die Warteliste der jüdischen Antragsteller war lang. Ruths Eltern unternahmen alles, um ihre vier Kinder zu retten. England machte in dieser Zeit ein "wunderbares Angebot, so die Zeitzeugin, wonach jüdische Kinder ohne Pass , ohne Visum und ohne Geld für bestimmte Zeit einreisen konnten. Zunächst reiste Ruth, dann ihre Schwester Hanna mit dem Kindertransport nach England. Besonders still war es im Klassenzimmer als Hilde Katzenmaier das jüdisches Gebet vorlas, mit dem Ruths Eltern sie am Vorabend ihrer Abreise in eine ungewisse Zukunft segneten. Sie sollten sich nie mehr wieder sehen. Im Juni 1939 kommt die zehnjährige Ruth in England an, drei Monate später beginnt Hitler den Krieg. Von nun an ist es sehr schwierig, in Briefkontakt mit den Eltern zu bleiben. Das Ehepaar Oppenheimer wird mit ihren zwei jüngsten Kindern (sc. Michael und Feodora) in das südfranzösische Lager Gurs deportiert. Die Geschwister werden von französischen Widerstandskämpfer versteckt und gerettet. Ihre Eltern treten im August 1942 ihre letzte Reise an – nach Auschwitz, wo sie umgebracht werden. 
Manch einer der jugendlichen Zuhörer kämpfte mit den Tränen als der letzte Brief von Ruth L. Davids Mutter vorgelesen wurde, der trotz Postzensur im Lager Gurs die verzweifelte Sehnsucht nach ihren Kindern zum Ausdruck bringt. In dem Transport, der das Ehepaar Oppenheimer in das Vernichtungslager Auschwitz brachte, befanden sich insgesamt 1000 Menschen. Nur drei überlebten. Als der Krieg 1945 zu Ende war, wartete Ruth mit 23 anderen Mädchen in ihrem englischen Asyl auf Nachricht von den Eltern. Nur ein Mädchen bekam Post. Insgesamt wurden anderthalb Millionen jüdische Kinder vergast, verbrannt, erschossen oder für medizinische Experimente missbraucht, etwa 10.000 Kinder wurden wie Ruth L. David gerettet. 
Ruth David beendete ihre Lesung mit einem Kompliment an die Schülerinnen und Schüler, die außerordentlich aufmerksam ihrer Lebensgeschichte gelauscht hatten. Viele Fränkisch-Crumbacher waren unter ihnen. Sie versicherte, dass es ihr viel Freude bereitet habe, an die GAZ zu kommen und auf soviel Interesse zu stoßen. Die Schülerinnen Pelin Duran und Gülten Yildiz überreichten sowohl Ruth L. David als auch ihrer Freundin Hilde Katzenmaier einen Blumenstrauß."    
Weitere Berichte zu Veranstaltungen mit Ruth L. David:   Seite des Arbeitskreises Zwingenberger Synagoge   
Bericht über eine Lesung in der Buber-Schule Heppenheim     

 

      
Titelseiten des Buches von Ruth L. David (s. Lit.): die beiden deutschen Auflagen sowie rechts die englische Ausgabe  Fraenkisch Crumbach Lit 010.jpg (29426 Byte) Fraenkisch Crumbach Lit 012.jpg (30003 Byte) Fraenkisch Crumbach Lit 011.jpg (20443 Byte)
       

Tafel am ehemaligen jüdischen Waisenhaus R 7,24 in Mannheim mit Erinnerung an Familie Oppenheimer (pdf-Datei)   
    

Fraenkisch Crumbach Oppenh 010.jpg (32101 Byte)Weitere Informationen zum jüdischen Waisenhaus Mannheim und der Familie Oppenheimer auf einer Info-Seite zur Stadtgeschichte jüdisches Mannheim   
Von hier auch das Foto links:  die Kinder der Familie Oppenheimer (Foto von 1938). Die beiden ältesten Söhne, Ernst und Wernern emigrierten in die USA beziehungsweise nach Argentinien. Die beiden mittleren Töchter Hannah und Ruth kamen mit einem Kindertransport nach England. Die beiden jüngsten Kinder, Michael und Feodora wurden nach Gurs deportiert, dort aber rechtzeitig vor der weiteren Verschleppung gerettet (Foto: Stadtarchiv Mannheim - ISG, Bildsammlung KF 041516). 

 
Hinweis auf eine Publikation zu Margarete Oppenheimer geb. Krämer, zweite Ehefrau von Moritz Oppenheimer und Mutter von Ruth L. David usw.. Zu Margarete ist 2018 ein Buch erschienen, das von Barbara Linnenbrügger erstellt wurde. Hinweis auf ein Gespräch mit der Autorin dieses Buches, in dem dieses auch selber vorgestellt wird:
Juliane Brumberg: Tragik für die jüdischen Kinder und ihre Eltern. In: https://www.bzw-weiterdenken.de/2018/04/tragik-fuer-die-juedischen-kinder-und-ihre-eltern/  (Beitrag auch als pdf-Datei eingestellt)
Barbara Linnenbrügger: Lebenslinien zwischen Kaiserreich und Holocaust. Ingrid Lessing Verlag 2018. ISBN 978-3-929931-33-4. 25 €. 

 
Weitere Dokumente zu den Cigarrenfabriken J. Oppenheimer & Söhne    

    Fraenkisch-Crumbach Oppenheimer Dok 220.jpg (25133 Byte) Fraenkisch-Crumbach Oppenheimer Dok 220a.jpg (31491 Byte)  Fraenkisch-Crumbach Oppenheimer Dok 221.jpg (25909 Byte)  Fraenkisch-Crumbach Oppenheimer Dok 222.jpg (415056 Byte)
   Geschäftliche Postkarte der Cigarren-Fabriken 
J. Oppenheimer & Söhne in Fränkisch-Crumbach 
(Quelle: Privatarchiv Jürgen Göttmann, Fränkisch-Crumbach)  
 
 Belegschaft der Zigarrenfabrik von Moritz Oppenheimer ca. 1928. 
Links: Moritz Oppenheimer; an der Haustür steht seine Schwester 
Ida Oppenheimer, geb. 20.12.1887 in Fränkisch-Crumbach, 
deportiert am 23.01.1943 nach Ausschwitz (für tot erklärt). 
(Quelle: PrivatarchivJürgen Göttmann, Fränkisch-Crumbach) 
  Verpackungstüte für eine Zigarre ("Stumpen") 
der Fa. J. Oppenheimer & Söhne, Fränkisch-Crumbach.
(Quelle: Privatarchiv Rudolf Becker, Fränkisch-Crumbach)   
   

      
      
      
Zur Geschichte der Synagoge                      
       
Im 18. Jahrhundert besuchten die jüdischen Familien in Fränkisch-Crumbach zunächst die Synagoge in Reichelsheim. Im Oktober 1744 wird berichtet, dass die jüdischen Familien bereits seit 5 Jahren am Sabbat im Ort zusammenkommen, "aber keine ordentliche 'Schule' abhalten". Man wollte auch in Fränkisch-Crumbach einen Betsaal zur Abhaltung von Gottesdiensten haben. Torarollen wurden angeschafft. Im Haus der Familie Zadoch konnte man sich zu den Gottesdiensten treffen. Zunächst gab es Widerstände von Seiten der Ortsherrschaft, doch wurde schließlich die Abhaltung der Gottesdienste erlaubt.  
    
Eine neue Synagoge wurde 1873/74 erbaut. Es handelte sich um einen Saalbau mit Satteldach giebelseitig (Ostgiebel) zum Verlauf der Straße mit einer rechteckigen Grundflüche von etwa 8 mal 13 Metern. Der Betsaal hatte eine zweiseitige Empore. An der Südseite war das Schulhaus angebaut mit der Schulstube im Erdgeschoss und einer kleinen Wohnung im Obergeschoss. Neben diesem wiederum lag das Badehaus mit der Mikwe auf einer Grundfläche von 2,5 mal 4 Metern und eigenem Eingang. Der Straßengiebel der Synagoge hatte einst zwei hohe Rundbogenfenster mit einem erkerartigen Vorbau an der Stelle des Tora-Schreines.  

Ausschreibung von Bauarbeiten für den Synagogenbau (1873)  
(Anzeige erhalten aus der Sammlung von Hans-Peter Trautmann)   
Fraenkisch-Crumbach Synagoge 1873.jpg (45854 Byte)Anzeige aus dem "Intelligenzblatt für den Kreis Lindenfels" Nr. 7 von 1873: 
"[Fränkisch-Crumbach.] Submission über Vergebung von Bauarbeiten. 
Zur Erbauung einer Synagoge für die israelitische Gemeinde zu Fränkisch-Crumbach sollen folgende Arbeiten und Lieferungen auf dem Submissions-Weg vergeben werden: 
1) Maurerarbeit, veranschlagt zu 567 fl. 38 kr.  2) Steinhauerarbeit, veranschlagt zu 492 fl. 24 kr.  
3) Zimmerarbeit, veranschlagt zu 873 fl. 36 kr.  4) Dachdeckerarbeit, veranschlagt zu 347 fl. 12 kr.  
5) Schreinerarbeit, veranschlagt zu 466 fl. 54 kr.  6) Schlosserarbeit, veranschlagt zu 104 fl. - kr.  
7) Glaserarbeit, veranschlagt zu 190fl. - kr.  8) Weißbinderarbeit, veranschlagt zu 482 fl. - kr. 
Die Lieferung von 116 Cubik-Meter rauhen Steinen, 45000 Stück Backsteinen, 16 Cubik-Keter Kalk, 50 Cubik-Meter reinem Sand und einer Tonne Cement.  
Der Voranschlag, Bedingungen und Zeichnungen liegen bei dem unterzeichneten Vorstand von heute an zur Einsicht offen.  
Die Offerten sind versiegelt mit der Aufschrift: 'Submission für Bauarbeiten und Lieferungen' bis zum 27. Januar d.J., Mittags 12 Uhr, bei unterzeichnetem Vorstand portofrei einzureichen, in welchem Termine die Eröffnung der Submissionen erfolgen kann. 
Fränkisch-Crumbach, den 20. Januar 1873. Der israelitische Vorstand: Isaack Oppenheimer II."    

        
Nur gut 60 Jahre war die Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Fränkisch-Crumbach. Die NS-Zeit setzte dieser Geschichte ein Ende. Nur bis 1936 konnten in der Synagoge Gottesdienste abgehalten werden. Danach wurde das Gotteshaus auf Grund der schnell zurückgegangenen Zahl der jüdischen Einwohner geschlossen. Im Frühjahr 1938 wurde das Synagogengebäude an den anliegenden Kinobesitzer verkauft und entging damit der Zerstörung beim Novemberpogrom. Die Ritualien wurden nach Darmstadt verbracht. Das Synagogengebäude wurde zur Verwendung als Kino völlig umgebaut, wobei der Synagogensaal um etwa das Doppelte verlängert wurde. Dabei wurden das Schul-/Lehrerhaus und das kleine Badehaus abgebrochen. Auch im Inneren erfolgt durch Abbruch der Empore und des Treppenhauses eine völlige Veränderung. Durch das Zumauern der Fenster ging der ursprüngliche Charakter des Gebäudes als eines bisherigen Bethauses völlig verloren.  
    
Am 10. November 1991 wurde gegenüber der ehemaligen Synagoge ein Gedenkstein gesetzt.     
    
    
Adresse/Standort der SynagogeErbacher Straße 11       
    
    
Fotos
(sw-Foto oben aus Altaras 1988 S. 168; Fotos: Hahn 18.6.2006)

Die ehemalige Synagoge   Fraenkisch Crumbach Synagoge 150.jpg (71336 Byte)  Fraenkisch Crumbach Synagoge 202.jpg (58244 Byte)
   Blick auf die ehemalige Synagoge 
(Ostgiebel) um 1985  
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge
 (Ostgiebel) 
     
Gedenkstein gegenüber der
 ehemaligen Synagoge  
Fraenkisch Crumbach Synagoge 200.jpg (98558 Byte) Fraenkisch Crumbach Synagoge 201.jpg (94100 Byte)
   Text des Gedenksteines: "Shalom - Friede. Das Haus gegenüber diente der 
jüdischen Gemeinde Fränkisch-Crumbach bis 1936 als Synagoge. Zum Gedenken
 der verfolgten und ermordeten Juden - Zur Mahnung für die Lebenden."
     
Ehemalige jüdische 
Zigarrenfabrik Oppenheimer & Söhne 
mit Hinweistafel
Fraenkisch Crumbach Ort 111.jpg (49891 Byte) Fraenkisch Crumbach Ort 110.jpg (64115 Byte)
Inschrift der Tafel: "Ehemalige jüdische Zigarrenfabrik J. Oppenheimer & Söhne. In diesem Haus lebte und arbeitete der jüdische Mitbürger Moritz Oppenheimer von 1900 bis 1939 mit seiner Familie. Seine Zigarrenfabrik gab vielen Crumbachern Arbeit und Brot. Durch sein soziales Engagement und sein politisches Handeln machte er sich um die Gemeinde besonders verdient. Er war ein vorbildlicher Repräsentant der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Fränkisch-Crumbach. 1942 wurden Moritz Oppenheimer und seine Frau Margarete in Auschwitz von den Nazis ermordet. Die Gemeinde Fränkisch-Crumbach".
     
Neuere Fotos der ehemaligen Synagoge 
(Fotos: Bernhard Kukatzki, 
Aufnahmedatum: Anfang 2012)  
    
Fraenkisch-Crumbach Synagoge 1210.jpg (98518 Byte) Fraenkisch-Crumbach Synagoge 1211.jpg (86251 Byte) Fraenkisch-Crumbach Synagoge 1212.jpg (233065 Byte)
Blick auf die ehemalige Synagoge 
(Ostgiebel)  
Gedenkstein gegenüber der 
ehemaligen Synagoge 
     

    
     
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Fränkisch-Crumbach mit Seite zur Geschichte der Zigarrenfabrik Oppenheimer   
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Fränkisch-Crumbach 

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 185-187.
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 168.
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 142.
bulletFraenkisch Crumbach Lit 015.jpg (12603 Byte)Hilde Katzenmeier: Geschichte der Juden in Fränkisch-Crumbach. 1994.   Inhaltsangabe als pdf-Datei   2. erw. Auflage Fränkisch-Crumbach 2007.  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 249-251.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 290-291.
bulletRuth L. David: Ein Kind unserer Zeit. Erinnerungen eines jüdischen Mädchens an Deutschland und an das englische Exil, Dipa Verlag 1996 177 S. ISBN 10-376380396.  (links: Titelbild der 1. Auflage)  
2. Auflage
Thrun-Verlag Wiesbaden 2005. ISBN 10-3980951332.   Website des Thrun-Verlages.  
bulletdies. (englische Ausgabe): Child of Our Time: A Young Girl's Flight from the Holocaust. 2003. ISBN 10 1-86064-789-8     
bulletFraenkisch Crumbach Lit 014.jpg (16791 Byte)dies.: "Im Dunkel so wenig Licht...". Briefe meiner Eltern vor ihrer Deportation nach Auschwitz. Thrun-Verlag Wiesbaden 2008. ISBN 10-3980951359.   Website des Thrun-Verlages   

   
   


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Fraenkisch-Crumbach  Hesse. Jews lived there from the early 18th century and numbered 105 (2 % of the total) in 1871, declining to 52 (3 %) in 1933. Between January 1933 and December 1939 all the Jews left, at least half emigrating to the United States and Latin America. 
    
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020