Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Flörsheim am Main mit Weilbach und Wicker sowie Eddersheim (Gemeinde Hattersheim)
 (Main-Taunus-Kreis) - Jüdische Geschichte / Synagoge 
  

(erstellt unter Mitarbeit von Werner Schiele, Flörsheim am Main;
bitte besuchen Sie auch die Website https://www.stolpersteine-floersheim.de/)  

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
bulletZur Geschichte der Synagoge    
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
    
In Flörsheim am Main bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Bereits im 13. (1290 Nennung eines Feldes 'beim Juden') beziehungsweise spätestens im 15. Jahrhundert lebten Juden am Ort, da ein erster jüdischer Friedhof bereits 1447 beziehungsweise 1449 in Urkunden genannt ist. Seit 1596 sind wiederum Juden in Flörsheim, ab 1577 im Ortsteil Weilbach, ab 1581 im Ortsteil Wicker gesichert nachgewiesen. .
 
In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges werden gleichfalls Juden in Flörsheim genannt. Um 1639 waren es bis zu neun Familien. Die Familien lebten in der Folgezeit überwiegend vom Kleinhandel mit Früchten, Eisenwaren, Ellenwaren sowie vom Geld- und Viehhandel. 
  
Auch in Eddersheim lebten seit dem 17. Jahrhundert einige Juden. Ende des 17. Jahrhunderts waren es vier Familien. Sie handelten mit Lebensmitteln und betrieben Landwirtschaft; einer war Metzger. In Eddersheim kam es jedoch zu keiner Zeit zur Bildung einer jüdischen Gemeinde. Es wurden die Einrichtungen in Flörsheim mitbenutzt. 1833 waren es 13, 1905 11 jüdische Einwohner am Ort. In Weilbach lebten 1843 29, 1905 11 jüdische Personen, in Wicker 1843 sechs. Auch sie gehörten zur jüdischen Gemeinde in Flörsheim. 
  
In Flörsheim entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner im 19. Jahrhundert wie folgt: 1811 20 jüdische Familien, 1840 91 jüdische Einwohner (4,5 % von insgesamt 2.033), 1842 114, 1871 68 (3,1 % von 2.223), 1885 50 (1,8 % von 2.811), 1895 35 (1,1 % von 3.212), 1905 45 (1,1 % von 4.112).
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule sowie ein rituelles Bad (das alte Bad aus dem 17./18. Jahrhundert ist erhalten und restauriert, befindet sich in der Hauptstraße; 1837 wurde ein neues Bad im Gemeindehaus neben der Synagoge eingerichtet; vgl. Beitrag von Werner Schiele von 2003). Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden im 15. Jahrhundert auf einem älteren jüdischen Friedhof am Ort beigesetzt. Im 17. Jahrhundert wurden Beisetzungen zunächst in Mainz vorgenommen. Ein eigener Friedhof bestand in Flörsheim wieder seit 1666. Zur Besorgung der religiösen Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war. Von diesen Lehrern blieb besondere Herz Kahn in Erinnerung, der von 1870 bis 1903 - 33 Jahre lang - in Flörsheim "geistliches Oberhaupt" der Gemeinde war (siehe Nachruf zu seinem Tod unten). Sein Nachfolger wurde Salomon Blumenthal, Lehrer von 1904 bis 1912. Danach versahen sechs verschiedene Personen das Lehramt, bis 1922 Jacob Rosenberg aus Bierstadt angestellt wurde.  
   
Vom Beginn des 20. Jahrhunderts an lebten in Flörsheim insbesondere die folgenden Familien: Josef Altmaier, Bäckermeister; Hermann Altmaier, Bächermeister; David Mannheimer, Textilhändler; Gebr. Stern, Fruchthändler, Simon Kahn, Viehhändler; Julius Metzger, Metzgermeister; Josef Kahn, Makler; Josef Birnzweig, Textil- und Möbelhändler; Elisas Herzheimer, Altmaterial-Großhändler; Benno Metzger, Metzgermeister; Gebr. Nördlinger (Fabrikanten / Chemie), Dr. Max Schohl, Fabrikant. 
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Flörsheim Karl Kahn (Sohn des Lehrers Kahn) sowie aus Eddersheim Bernhard (Benni) Hahn, Sohn des Josef Hahn (geb. 9.5.1899 in Eddersheim, gest. in Gefangenschaft 3.7.1918; Artikel siehe unten). Ihre Namen wurden auf einer Gedenktafel in der Synagoge Flörsheim festgehalten. 
 
Um 1924, als 52 jüdische Einwohner gezählt wurden (0,9 % von insgesamt 5.550), war Vorsteher der Gemeinde Hermann Herzheimer. An jüdischen Vereinen bestanden damals eine Chewra Kadischa (Bestattungs- und Wohltätigkeitsverein mit ca. 10 Mitgliedern unter Leitung von Hermann Altmaier) und ein Israelitischer Frauenverein (Frauen-Wohltätigkeitsverein insbesondere zur Krankenfürsorge mit ca. 10 Mitgliedern unter Leitung der Frau von Joseph Altmaier). Beide Vereine waren 1849 begründet worden und konnten 1929 ihr 80jähriges Jubiläum feiern (siehe Bericht unten). Religionsunterricht erhielten damals vier Kinder durch Lehrer S. J. Rosenberg aus Bierstadt. 1932 war Gemeindevorsteher Sali Kahn, 2. Vorsteher Dr. Max Schohl, 3. Vorsteher Karl Stein aus Weilbach. Als Lehrer der damals fünf schulpflichtigen Kinder wird weiterhin Lehrer Rosenberg aus Bierstadt genannt. Zur Gemeinde Flörsheim gehörten 1932 11 in Eddersheim und 4 in Weilbach lebende jüdische Einwohner.  
   
1933 lebten noch 12 jüdische Familien am Ort. In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen (Frankfurt und andere Orte) beziehungsweise ausgewandert. Die Familien Theodor Birnzweig und Benno Metzger emigrierten über Shanghai in die USA; Hermann Altmaier emigrierte über Frankreich und Marokko in die USA, seine Ehefrau über Jugoslawien, seine Tochter über England; Heinz Hecht emigrierte über Frankreich in die USA. Hermann und Helene Herzheimer überlebten in der Schweiz, Brigitte Kahn in Großbritannien. Auch die in Eddersheim lebenden Familien verzogen bereits 1938 vom Ort. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.), aber auch jüdische Geschäfte und Wohnungen überfallen, teilweise zerstört, darunter die Futtermittelhandlung von Martin Altmaier (Hauptstraße 57) und das Schuhgeschäft von Jakob Kahn (Grabenstraße 43).
      
Von den in Flörsheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem, Korrekturen und Ergänzungen von Werner Schiele; die Arbeitsgemeinschaft "Gedenken jüdischer Mitbürger' geht von 25 umgekommenen Flörsheimer Juden aus): Berta Altmaier geb. Dietz (1870), Martin Altmaier (1900), Ida Flörsheim geb. May (1874), Bertha Fried geb. Kahn (1876), Henriette Friedberg geb. Stern (1859), Frieda Halberstadt geb. Strauss (1887), Jonas Halberstadt (1884), Helene Hecht geb. Altmaier (1891), Lina Hecht (Suizid vor Deportation), Leopold Hecht (1893), Emma Kahn geb. May (1886), Ida Kahn geb. Simon (1885), Ilse Kahn (1920), Jakob Kahn (1884), Sali Kahn (1881), Therese Kahn (1869), Ida Lampe geb. Altmaier (1897), David Mannheimer (1870), Hugo May (1880), Julius Metzger (1875), Sybilla (Billa) Metzger geb. Nathan (1869), Eugen Nördlinger (1906), Rudolf Nördlinger (1908), Johanna Schohl geb. Bodenheimer (1861), Max Schohl (1884), Manfred Schwarzschild (1915), Rosa Schwarzschild geb. Hirsch (1888), Hedwig Simon geb. Stern (1861), Sally (Salui) Stern (1868), Emma Weill geb. Bodenheimer (1868), Carola Wolf geb. Schwarzschild (1917). 
Hinweis: entgegen der Angaben bei Yad Vashem hat Bernhard Altmaier (1887) die NS-Zeit überlebt (nach 1945 war er in Frankreich und Offenbach); der bei Yad Vashem genannte Dr. Moses Jacobsohn (1904) starb im Flörsheimer Krankenhaus, nachdem er aus einem Zug gefallen war (siehe Bericht unten). Leopold Mannheimer gelang die Flucht in die USA, wo er 1958 gestorben ist.  
   
Von den in Eddersheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Ludwig Frohwein (1897), Emanuel Hahn (1868), Martha Hahn (1893), Rosa Hubert geb. Klein (1870), Johanetta Klein (1861), Julius Klein (1872), Katharina Klein (1859). 
Den KZ-Aufenthalt in Theresienstadt überlebten nur Robert Gerson und Paula Gerson geb. Altmaier, die am 10. Juli 1945 nach Flörsheim zurückkamen und 1946 in die USA ausgewanderten. Nach Flörsheim kam nur Jakob und Bernhard Altmaier zurück. Eine jüdische Gemeinde entstand nach 1945 nicht mehr. 
Von 2010 bis 2013 wurden in Eddersheim "Stolpersteine" zur Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit verlegt. Insgesamt 17 "Stolpersteine" liegen seitdem in der Propsteistraße 3 (Familie Hubert), Propsteistraße 6 (Familie Hahn), Bahnhofstraße 7 (Familie Klein/Frohwein), Fischergasse 11 (Familie Klein). 
  
Von den in Weilbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen: Sali (Sally) Kahn (1881), Mina Henriette Mayer geb. Stein (1861).  
  
  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und Schochet 1903 

Floersheim Israelit 28071902.jpg (49602 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juli 1902: "Wir suchen per 1. Oktober dieses Jahres einen Religionslehrer, Vorsänger und Schächter bei Mark 1.200 Gesamteinkommen, nebst freier Wohnung. Bewerber belieben ihre Gesuche an Unterzeichneten einzusenden. 
Flörsheim am Main, 16. Juli. Der Vorstand: Jer. Altmaier."  

    
Zum Tod des Lehrers Herz Kahn 1903, Lehrer der jüdischen Gemeinde Flörsheim von 1870 bis 1903  

Floersheim M AZJ 25091903.jpg (92139 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. September 1903: "Schierstein, 10. September (1903). Am 12. vorigen Monats starb der erst seit 1. Mai dieses Jahres in den wohlverdienten Ruhestand getretene Lehrer H. Kahn aus Flörsheim (Nassau). In dem nassauischen Städtchen Nastätten 1823 geboren, besuchte er später von 1830-41 das frühere jüdische Seminar in Ems. Nach erlangter Lehrbefähigung erhielt er in Holzhausen über Aar (Nassau) die erste Anstellung. Im Jahre 1870 wurde er auf Ansuchen nach Flörsheim versetzt. Hier wirkte er 33 Jahre. Kahn war ein sehr tüchtiger Lehrer und besaß ein tiefes jüdisches Wissen. Für die nassauischen Schulblätter der Jahrgänge 1856-73 lieferte er sehr gediegene Aufsätze pädagogischen Inhalts. An der Bahre schilderte in würdiger Weise Herr Bezirksrabbiner Dr. Silberstein in Wiesbaden den Lebenslauf des Verstorbenen und gab insbesondere in anerkennenden Worten dem Pflichteifer und der Treue des Verstorbenen seinen Vorgesetzten gegenüber Ausdruck. Nicht unerwähnt mag bleiben, dass der Verstorbene Mitbegründer des großen Lehrer-, Witwen- und Waisen-Unterstützungsvereins 'Achawa' Sitz Frankfurt am Main war und stets großes Interesse für das unschätzbare soziale Werk bekundete. Ehre seinem Andenken!" 
 
Floersheim Israelit 03091903.jpg (149710 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1903: "Flörsheim am Main. Einen schweren Verlust hat unsere Gemeinde zu beklagen. Am Mittwoch 19. Aw (= 12. August 1903) verschied unser allverehrter Lehrer Herr Kahn seligen Andenkens in gesegnetem Alter, nach kurzem Kranksein. Er hatte nach 34jähriger Wirksamkeit vor einem Jahre sein Amt niedergelegt, und hatte ihm die kleine Gemeinde - das sei zu ihrer Ehre gesagt - ein Ruhegehalt bewilligt. Mit Recht kann dem Heimgegangenen nachgerühmt werden: (hebräisch und deutsch:) die wahre Lehre war in seinem Mund, (hebräisch und deutsch:) Unrecht nicht auf seinen Lippen, in Frieden und Geradheit wandelte er und hielt viele vor Fehlern zurück. Seinem priesterlichen Ahnen gleich (gemeint: Aaron, weil er ein Kohen war) hüteten seine Lippen Erkenntnis, und Tora hörte man gern aus seinem Munde. Obgleich Autodidakt, verfügte er über ein großes Wissen, seine Schule zählte stets zu den besten; ja, von vielen Kollegen wurden seine Leistungen geradezu angestaunt. Fast an allen Sabbaten im Jahre richtete er erbauende Ansprachen an seine Gemeindemitglieder. Es waren stets erbauende Worte vom Herzen, die auch gern gehört wurden, da es Allen ein Genuss gewesen. Bei den schweren Schicksalsschlägen, die auch ihm nicht erspart blieben, suchte er Kraft und Trost im Lernen unserer Tora usw. Und wie er stets für Tora und Gottesdienst und Wohltätigkeit gewirkt, so war auch die Beerdigung ein Zeugnis dessen. Ganz Flörsheim, die Behörden, die Geistlichkeit und christlichen Lehrer voran, beteiligten sich. Herr Dr. Silberstein - Wiesbaden, als zuständiger Rabbiner, hielt eine ergreifende Trauerrede. So nahmen wir wehmütig Abschied von unserem teueren Lehrer. 'Sie haben einen guten Mann begraben, uns war er mehr.' Sein Gedenken wird nicht bei uns schwinden. Möge sein  Verdienst uns beistehen und er uns allen ein gutes Vorbild sein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. Das Andenken des Gerechten bleibt zum Segen."

      
Anzeige des Kriegsinvaliden Lehrer Salomon Blumenthal (1922; Lehrer der jüdischen Gemeinde Flörsheim von 1904 bis 1912)   
Anmerkung:  Lehrer Salomon Blumenthal ist am 6. Mai 1873 in Laudenbach geboren)   

Floersheim aM FrfIsrFambl 16021922.jpg (48482 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Februar 1922: "Handstrickerei
Zur Anfertigung von je ein Paar  
a) Fußlängen im Preise von Mark 12.-  b) Socken im Preise von Mark 22.-  c) Strümpfe im Preise von Mark 25.-  
empfiehlt sich Kriegsinvalide Salomon Blumenthal, Religionslehrer a.D.  Flörsheim am Mein. 
Annahmestelle: Hanauer Landstraße 19p bei Köstrich."    

     
      
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  

Eine jüdische Familie wäre beinahe umgekommen (1868)   

Floersheim Israelit 17061868.jpg (126299 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1868: "Flörsheim, 2. Juni. Dem 'Rh.K.' wird geschrieben. Es ist bekannt, dass die Israeliten am Sabbat nicht kochen dürfen; die zubereiteten Speisen werden daher durch langsame Feuerung warm erhalten. In einer hiesigen israelitischen Familie stand seit langer Zeit der hierzu benutzte alte Ofen in einem Keller, ohne ein Rohr für den abziehenden Rauch zu haben. Nachdem diese Einrichtung lange Zeit, ohne Schaden zu tun, bestand, fiel es am Samstagmorgen dem Sohne des Hauses auf, dass seine in den Keller gegangene Schwester so lange ausbleibe. Er ging in den Keller, um nachzusehen, kam aber auch nicht wieder. Endlich kaum auch die Magd, um nach dem Verweilen der beiden Geschwister zu sehen. Sie entdeckte dieselbe bald, besinnungslos auf den unteren Treppenstufen übereinanderliegend. Sie eilte nun rasch nach dem Wohnhause zurück, war aber auch bereits derart von Beklemmungen und Betäubung ergriffen, dass sie nur stöhnend den Namen ihres Herrn rufen konnte, der jedoch den Angstruf hörte, rasch zur Stelle und von Schrecken getrieben, in wenigen Sekunden (welcher Eile er es zu danken hat, dass er nicht gleichfalls erkrankte) die regungslosen Körper heraufbrachte. Zum Glück war der Arzt von Hattersheim schon in wenigen Minuten zugegen, und es gelang demselben, durch energische Manipulationen das volle Bewusstsein nach circa einer Stunde wieder zurückzuführen. Noch wenige Minuten und alle Belebungsversuche würden vergeblich gewesen sein. (Möge das hier Mitgeteilte zur Warnung dienen, damit die Sabbatöfen nicht in verschlossene Räume gestellt werden, so kein Abzug für den Kohlendunst vorhanden ist. - Red."

   
Ergebnis der Vorstandswahl in der Gemeinde (1927)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Wiesbaden und Umgebung" vom 28. Oktober 1927: "Flörsheim am Main. Vorstandwahl in der Gemeinde. Bei den kürzlich in der Gemeinde vorgenommenen Vorstandswahlen wurde Herr Salli Kahn zum ersten Vorsteher und Herr Dr. Schohl zum zweiten Vorsteher gewählt."      

 
80 Jahre Männer- und Frauen-Chewra (1929)  

Floersheim Israelit 21111929a.jpg (46197 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1929: "Flörsheim am Main, 10. November (1929), Am 18. Tischri waren 80 Jahre verflossen, dass die Männer- und Frauen-Chewra der hiesigen Gemeinde gegründet wurden, auf Veranlassung des Lehrers Selig Abraham Meyer seligen Andenkens aus Mainz. Am 2. Sukkaustage gedachte Herr Altmaier in einer Ansprache der Gründungen, und der verstorbenen Gründer und Mitglieder und soll im Laufe des Winters das Jubiläum beider Vereine noch durch einen besonderen Festgottesdienst und weltlicher Feier begangen werden."

   
Tragischer Unglücksfall (1934)  

Floersheim Israelit 05071934f.jpg (84824 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1934: "Ein tragischer Unglücksfall in Flörsheim. Ein tragischer Unglücksfall hat sich hier ereignet. Die beiden Brüder, Dr. med. Jakobsohn und Dr. ing. Jakobsohn aus Libau, die, zuletzt in Paris wohnhaft, sich in Wiesbaden zur Kur befanden, wollten letzten Mittwoch eine Reise nach Frankfurt unternehmen, als der eine Bruder, Dr. Moses Jakobsohn, in der Nähe von Flörsheim, als er sich auf dem Wege zur Toilette befand, aus dem Zuge stürzte. Der nächste Personenzug brachte ihn nach Flörsheim ins Krankenhaus. Am Donnerstag Abend verschied der Verletzte trotz liebevollster Pflege der Ärzte und der katholischen barmherzigen Schwestern, und am Sonntag Vormittag wurde er unter Beteiligung der Flörsheimer und Hochheimer Kehillo auf dem altehrwürdigen Flörsheimer Friedhof zur ewigen Ruhe gebettet. Lehrer Stern, Rüsselsheim, versucht am Flörsheimer Krankenhaus, von wo aus die Beerdigung erfolgte, den tief gebeugten Bruder, Schwester und Schwager zu trösten. Möge Gott den trauernden Eltern und Geschwistern, die auf die Rückkehr des Sohnes und Bruders warten, Trost spenden."     

      
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Goldene Hochzeit des Ehepaares Elias Hersheimer und Frau geb. Jasmin (1920)  

Floersheim M Israelit 09121920.jpg (78924 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1920: "Flörsheim am Main, 3. Dezember (1920). Einer seltenen Feier konnte unsere Gemeinde sich dieses Monats erfreuen. Das Ehepaar Elias Hersheimer und Frau geb. Jasmin begingen in aller Stille im engsten Familienkreise das goldene Ehejubiläumsfest. Das Glück des Ehepaares erhöht sich noch dadurch, dass sich dasselbe noch besonderer körperlicher wie geistiger Frische erfreut. Eine entsprechende Ehrung des glücklichen Ehepaares in der Synagoge am Sabbat verlieh der Feier noch eine besondere Weihe. Möge das Ehepaar noch lange Jahre als eine Zierde unserer Gemeinde erhalten bleiben. Ad meah Schanim - bis hundert Jahre."

    
86. Geburtstag von Johanna (Hannchen) Altmaier und 73. Geburtstag von Josef Altmaier (1927)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Wiesbaden und Umgebung" vom 18. November 1927: "Flörsheim am Main. Ihren 86. Geburtstag feierte am Sabbat Lechlecho (= 5. November 1927) Fräulein Hannchen Altmaier. Ihre geistige und körperliche Rüstigkeit, ihr unermüdlicher Fleiß und ihr freundliches Wesen haben ihr die allgemeine Achtung der Flörsheimer Bürgerschaft erworben. - Herr Joseph Altmaier, früherer langjähriger Vorsteher der Gemeinde Flörsheim, wurde am 7. November 73 Jahre alt. Er dient der Gemeinde noch heute in ungebrochener Kraft als ehrenamtlicher Vorbeter, der die Herzen der Gemeinde mit immer noch schöner Stimme und uralten niggunim (Melodien) erfreut."     

 
Ehrung für Josef Altmaier für 50 Jahre Zugehörigkeit zum Gesangverein "Sängerbund" (1928)  

Floersheim Israelit 21061928.jpg (73045 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1928: "Aus Flörsheim am Main. Eine große Ehrung wurde am vergangenen Sonntag unserem Gemeindeältesten und langjährigem ehrenamtlichen Chasan (Vorbeter), Herrn Josef Altmaier, seitens des hiesigen Gesangvereins Sängerbund von 1848, dem Herr Altmaier nunmehr 50 Jahre angehört, erwiesen. Er wurde von einem großen Fackelzug unter Vorantritt einer Musikkapelle und weißgekleideten Kindern mit seiner Gattin im Auto von seiner Wohnung abgeholt und ins Sängerheim gefahren, wo ihm große Ehrungen und sinnreiche Geschenke überreicht wurden. Fast unser ganzes Städtchen nahm an der Feier teil und bewies so das schöne Zusammenleben aller Konfessionen in unserem, von Antisemitismus freien Städtchen." 

   
Zum Tod von Johanna (Hannchen) Altmaier (1928)  

Floersheim aM Israelit 22111928.jpg (91308 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1928: "Aus Flörsheim. Am 3. November (1928), nachts starb im 88. Lebensjahre die älteste Einwohnerin von Flörsheim Frl. Johanna Altmaier. Die Verstorbene war eine fleißige, schlichte Bürgerin und fromme Jüdin, die überall sehr beliebt war. Bis in die letzten Stunden war die Dahingegangene geistig rüstig und interessierte sich noch für alle Tagesfragen. Sie lebte und arbeitete nur für ihre Familie, sich selbst kannte sie nicht. Noch in den letzten Tagen erzählte sie von den Ereignissen der bewegten Zeit der Jahre 1848 bis 1850 und 1866. Sie betrachtete sich immer noch als Nassauerin. Auch hielt sie treu zu den alten Traditionen des Judentums. Dankend gedenken ihre Nichten und Neffen der Zeit, wo sie ihnen gemeinsam mit ihrer Schwester ihre verstorbene Mutter ersetzte. Mit ihr ist ein Stück alt Flörsheim dahingegangen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

    
Zum Tod von Frau Elka Herzheimer (1929)  

Floersheim Israelit 20061929.jpg (66385 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1929: "Aus Flörsheim am Main. Mit dem Texte "vor Frauen im Zelte gesegnet" (Richter 5,24) leitete Herr Rabbiner Dr. Ansbacher seinen Hesped (Trauerrede) auf Frau Elka Herzheimer ein, die im Alter von 83 Jahren dahin ging. Sie war eine für alle jüdischen Ideale begeisterte Frau von umfangreichem jüdischen Wissen. In ihrem Sinne wirkte sie stets mit Erfolg auf ihr Haus ein und erzog ihre Kinder zu zuverlässigen Stützen des toratreuen Judentums. Von ihren Verdiensten ist die im Stillen geübte Wohltätigkeit hervorzugeben. Ein die Bahre begleitender überaus langer Zug, auch von andersgläubigen Bürgern, legte beredtes Zeugnis von dem hohen Ansehne ab, in dem die Heimgegangene stand. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

  
Martin Altmaier rettet einem neunjährigen Jungen das Leben (1929)  

Floersheim Israelit 05091929.jpg (43867 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1929: "Jüdische Heldentat in Flörsheim am Main. Am vorigen Dienstag rettete Herr Martin Altmaier in Flörsheim unter Lebensgefahr einen neunjährigen Jungen vorm Ertrinken. Es ist dies das dritte Menschenleben, welches unser Martin Altmaier gerettet hat. Herr Martin Altmaier ist der Sohn unseres ehrenamtlichen Chasens (Vorbeters), der trotz seiner 75 Jahre, sowohl am Schabbos wie am Jomtow (Feiertag) immer wieder durch die wunderbaren alten Nigunim (Melodien) unsere Kehillo (Gemeinde) erfreut."

  
75. Geburtstag von Josef Altmaier (1929)  

Floersheim Israelit 21111929.jpg (131988 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1929: "Flörsheim am Main, 10. November (1929). Zu einem Festtage für unsere Kehila (Gemeinde) und weit darüber hinaus gestaltete sich die 75jährige Geburtstagsfeier unseres langjährigen ehrenamtlichen Chasens (Vorbeter), Herrn Josef Altmaier. Am Vorabend der Feier erschien der größte Gesangverein Flörsheims, der 'Sängerbund', dessen Mitglied Herr Altmaier schon 52 Jahre ist, und brachte ihm zu Ehren eine Ovation dar. Ein erfreuliches Zeichen in unserer jetzigen Zeit, wo man an anderen Orten die Häuser und Synagogen und Friedhöfe der Juden schändet! Als erster Gratulant erschien in der Frühe der katholische Pfarrer Flörsheims, um als treuer Freund und Nachbar zu gratulieren und fand herzliche Worte der Ehrerbietung für den Jubilar. Den Höhepunkt erreichte die Feier in dem Festgottesdienst am Sabbat Noach, den unsere Gemeinde dem Jubilar zu Ehren veranstaltete. Nach der Toravorlesung ergriff der erste Vorsteher, Herr Sallo Kahn, das Wort, um Herrn Altmaier für all die Mühe und Arbeit, die er sich für die Gemeinde gemacht, zu danken. Unter anderem führte er aus, dass Herr Altmaier aus einer seit Jahrhunderten hier angesehenen ansässigen Familie entstammte, die schon immer 9in herv0orragender Weise sich für die Belange der Kehilla einsetzten, und dass Herr Altmaier über 20 Jahre Vorsteher gewesen sei und nun seit langen Jahren, da die Gemeinde lehrerlos sei, den Gottesdienst in schönster Weise zu aller Zufriedenheit versehe. Als Zeichen der Dankbarkeit überreicht er Herrn Altmaier einen silbernen Kiduschbecher mit Teller und Awdolokerzenhalten. Nach dem Einheben ergriff der stellvertretende Lehrer der Gemeinde, Herr Rosenberg-Wiesbaden-Bierstadt, das Wort um Herrn Altenmaier als Lichtspender nach innen und nach außen zu feiern." 

  
Zum Tod
von Josef Hahn in Eddersheim (1930)
  

Floersheim M Israelit 13111930.jpg (76594 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1930: "Eddersheim bei Flörsheim, 2. November (1930): Vorige Woche verschied hier nach schwerem Leiden Herr Josef Hahn. Mit ihm ist ein stiller, schlichter, tief religiöser Jehudi dahin gegangen. Fast 40 Jahre liebte er in harmonischer Ehe mit seiner Gattin. Schweres Leid brachte ihm der Krieg, der ihm den jüngsten Sohn raubte. Nur sein frommes G'ttvertrauen hielt ihn aufrecht. Im Trauerhause entwarf Lehrer Levi-Höchst ein Lebensbild des Entschlafenen und namens der Familie sprach sein Schwager, Lehrer Markus Groß-Karben. Beide rühmten seine Frömmigkeit, sein Gottvertrauen und seinen Wohltätigkeitssinn. Fast das ganze Dorf nahm an der Beerdigung teil, was von der Beliebtheit des Heimgegangenen zeugte. Den Weg, den er so oft an Sabbaten und Festtagen nach Flörsheim zum G'tteshause pilgerte, wurde er nun zum letzten Male gefahren, um auf dem altehrwürdigen Friedhofe zu Flörsheim zur ewigen Ruhe beigesetzt zu werden. Möge HaSchem (= Gott) der Gattin und den Kindern Nechomo (= Trost) spenden. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

    
80. Geburtstag von Friederike Altmaier (1930)  

Floersheim M Israelit 04091930.jpg (13046 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1930: "Flörsheim. 2. September (1930). Ihren 80. Geburtstag begeht in voller geistiger und körperlicher Frisch Frl. Friederike Altmaier."

  
Zum 70. Geburtstag von Josef Jakob Birnzweig, langjähriger Vorsitzender der Chewra Kadischa usw. (1932)  

Floersheim M Israelit 22121932.jpg (48622 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1932: "Flörsheim am Main, 16. Dezember (1932). Seinen 70. Geburtstag beging eines der ältesten Mitglieder unserer Gemeinde, Herr Josef Jakob Birnzweig, ein Jehudi alten Schlages, der immer bestrebt ist, das Minjan (für den Gottesdienst notwendige Zehnzahl der Männer) in unserer kleinen Kehillo (Gemeinde) aufrecht zu erhalten. Immer ist er der erste beim G'ttesdienst, der Jugend mit gutem Beispiel vorangehend. Lange Jahre war er Vorsitzender der Chewra Kadischa und ruhte in unserer an Kohanim reichen Gemeinde fast auf ihm allein der letzte Liebesdienst an den Toten. Am letzten Sabbat wurde er beim Aufrufen mit einem besonderen Mischeberach geehrt. (Alles Gute) bis 120 Jahre."     

   
Zum Tod von Josef Altmaier (1934)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8.März 1934: "Flörsheim am Main, 27. Februar (1934). Einen schweren Verlust hat unsere kleine Gemeinde erlitten. Am 6. Adar (= 21. Februar 1934) wurde der frühere langjährige Vorsteher und seit langen Jahren ehrenamtliche Chasen mehrerer Gemeinden, Josef Altmaier, im 88. Lebensjahre zur ewigen Heimat abgerufen. Über 40 Jahre stand er am Omud, um als Vorbeter die Gebete der Kehilloh zum Himmel zu tragen. Seit 1922, da die Gemeinde lehrerlos wurde, versah er auch das Leinen. Mit welch rührender Andacht und welcher Innigkeit der Verstorbene die Gebete vortrug, konnte man besonders an den Jomim Noroim merken, wenn er in heiliger Begeisterung die uralten schönen Nigunim (Melodien) vortrug. Auch war er stets darauf bedacht, das Minjan und die äußere Schönheit unseres alten Gotteshauses zu erhalten. Vor dem Trauerhause, wo sich eine große Trauerversammlung, meistens Nichtjuden und ein Gesangverein mit Fahne eingefunden hatten, entwarf Herr Rabbiner Dr. Levi, Mainz, in Vertretung des Wiesbadener Bezirksrabbiners, ein Lebensbild des Verstorbenen. An Hand des Wortes der Sidra (Wochenabschnitt) bezeichnete er den Verklärten als ein Licht, das weithin über die Gemeinde leuchtete. Er war ein fleißiger, einfacher Mensch, der, obwohl er es von Berufswegen nicht erlernt hatte, das heilige Vorbeteramt mit ganzem Herzen verwaltete. Am letzten und vorletzten Jomkippur ließ es sich der Siebenundachtzigjährige nicht nehmen, sämtliche fünf Tefillaus samt Leienen allein vorzutragen. Bis in seine letzten Lebenstage hinein beschäftigen sich seine Gedanken mit dem Gottesdienst, und noch einige Tage vor seinem Tode verlangte er auf seinem Sterbebette die Megillah, um daraus zu lesen. Er trug Sorge, wer denn am Purim die Megillah vorlesen könnte. Am Sabbat Sochor gedachte Lehrer Rosenberg, Bierstadt in seiner Predigt des verstorbenen Führers der verwaisten Gemeinde. Während der Schiwo hielten im Trauerhause Herr Lehrer Rosenberg, Bierstadt und Herr Lehrer Stern, Rüsselsheim, ergreifende Hespedim. Nun ruht er aus, der Nimmermüde, auf dem altehrwürdigen Friedhofe unserer Gemeinde. Möge er seiner Familie und seiner Gemeinde ein Fürsprecher sein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."            

    
Zum Tod von Bettchen Hirsch geb. Tobias und von Rosalie Birnzweig geb. Fuld (1934)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1934: "Flörsheim, 18. November (1934). Die beiden ältesten Frauen unserer kleinen Kehilloh wurden abberufen. Frau Bettchen Hirsch geb. Tobias im 70. Lebensjahre. Sie wurde in ihrer Heimat in Weyer zur letzten Ruhe gebettet. Am Grabe entwarf Rabbiner Dr. Laupheimer, Bad Ems, ein Lebensbild der Verstorbenen. Sie war eine gute Mutter, die im Leben viel Leid ertragen musste, aber sich in innigem Gottvertrauen immer wieder aufrichtete. Sie war eine gute hilfsbereite Frau und half jedem, soweit es in ihren Kräften stand. Ein Zeichen ihrer Beliebtheit war, dass die Kirchenglocken läuteten, als sich der Leichenzug in Bewegung setzte. 
Frau Rosalie Birnzweig geb. Fuld starb nach einer Operation im hiesigen Krankenhause im 77. Lebensjahre. Mit ihr ging eine fromme, schlichte fleißige Frau zu Grabe. Einer alteingesessenen Flörsheimer Familie entstammend, war sie eine treue Häterin alter Flörsheimer Minhogim und Nigunim. Über 50 Jahre war sie Mitglied der Chewra Kadischa, und wenn es galt, den letzten Liebesdienst einer verstorbenen Schwester zu erweisen, war sie die erste. Am Trauerhause entwarf vor der großen, meistens aus Nichtjuden bestehenden Trauerversammlung Herr Rabbiner Dr. Bamberger, Mainz ein Lebensbild der Verstorbenen und versuchte, den greisen Gatten, mit dem sie fast ein halbes Jahrhundert in glücklicher Ehe lebte, den Sohn und die Enkelkinder zu trösten. Möge das Verdienst beider Frauen unserer Kehilloh (Gemeinde) beistehen. Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens."          

 
85. Geburtstag von Friederike Altmaier (1935)    

Floersheim M Israelit 19091935.jpg (32338 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. September 1935: "Aus Flörsheim am Main. In voller geistiger und körperlicher Frische begeht das älteste Mitglied der hiesigen Gemeinde, Frl. Friederike Altmaier, ihren 85. Geburtstag. Die rüstige Matrone versieht noch täglich ihre häuslichen Arbeiten. Sie erfreut sich an jüdischer Lektüre und interessiert sich für alles. Wir wünschen ihr noch viele ungetrübte Jahre. (Alles Gute) bis 120 Jahre."

   
75. Geburtstag von Benni Adler (1937)  

Floersheim M Israelit 21011937.jpg (46818 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Januar 1937: "Flörsheim, 12. Januar (1937). Am 15. Januar beging Herr Benni Adler aus Rüsselsheim seinen 75. Geburtstag. Ein Jehudi vom alten Schlag, besuchte er jahrelang, auch bei Wind und Wetter, den G'ttesdienst in der Flörsheimer Synagoge. Wohltäter, wie er ist, erzog er zwei Neffen, deren Eltern früh starben, zu rechten Jehudim. Kein Armer ging je leer von seiner Türe. Seit kurzem weilt er im Altersheim in Frankfurt. Möge ihm HaSchem (Gott) noch schöne gesunde Jahre verleihen.  (Alles Gute) bis 120 Jahre." 

   
70. Geburtstag von Regina Hahn (Eddersheim, 1937)  

Eddersheim Israelit 04111937.jpg (50849 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. November 1937: "Eddersheim bei Flörsheim am Main, 25. Oktober (1937). Am Sabbat Paraschat Toledot (Schabbat mit der Toralesung Toledot = 1. Mose 25,19 - 28,9, d.i. Schabbat, 6. November 1937) begeht Frau Regina Hahn ihren 70. Geburtstag. Sie ist noch eine fromme Jüdin von altem Schlag. Langjähriges Mitglied des Chewra Kadischa, fehlt sie nie, wenn es gilt, einer verstorbenen Schwester die letzten Liebedienste zu erweisen. Im Krieg verlor sie den jüngsten Sohn und vor einigen Jahren wurde ihr Gatte abberufen, doch ihr starkes Gottvertrauen hielt sie immer aufrecht. Wir wünschen ihr noch viele gesunde Jahre im Kreise ihrer Familie. (Alles Gute( bis 120 Jahre."

    
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige des Rohproduktengeschäftes Hermann Herzheimer (1915) 

Floersheim aM Israelit 21011915.jpg (42854 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Januar 1915: 
"Suche per Ostern einen Lehrling  
mit guter Schulbildung für mein am Sabbat und Feiertagen geschlossenes Rohproduktengeschäft (Altgummi, Eisen, Metalle) bei sofortiger Vergütung. 
Hermann Herzheimer, Flörsheim am Main.
"  

  
   
Persönlichkeiten 
  
Dr. Max Schohl
(geb. 1884, ermordet im Dezember 1943 in Auschwitz); Max Schohl war Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg, mehrfach ausgezeichnet; leitete in Flörsheim eine Chemiefabrik mit großem Erfolg, war beliebter und wohltätiger Arbeitgeber; nach den brutalen Ereignissen in der Pogromnacht bemühte er sich um Auswanderung für sich und seine Familie; die Möglichkeiten der Emigration nach Amerika, England, Chile und Brasilien zerschlagen sich. Die Familie konnte noch nach Jugoslawien fliehen, das jedoch 1941 durch deutsche Truppen besetzt wurde. Max Schohl wurde nach Auschwitz verschleppt, die (nichtjüdische) Frau und die beiden Töchter überlebten nach Zwangsarbeit in einem Arbeitslager. Die Mutter von Max Schohl (Johanna Schohl) kam 1942 in Theresienstadt ums Leben.
1984 wurde eine Straße in Flörsheim nach Max Schohl benannt (Unweit des Grundstückes seiner früheren Fabrik). 
siehe bei Literatur: Buch von David Clay Large.
   
Jakob Altmaier (geb. 1889 in Flörsheim, Elternhaus in der Hochheimer Str. 4; gest. 1963 in Bonn): nach Besuch der Schule in Höchst sowie Lehrzeit in Frankfurt journalistisch tätig (schrieb 1912 die Vereinsgeschichte des Gesangvereins 'Sängerbund' in Flörsheim); arbeitete für die Frankfurter Volksstimme und für die 'Flörsheimer Zeitung'; Weltkriegsteilnehmer; früh Mitglied bei der SPD; Korrespondent der 'Frankfurter Zeitung', des 'Vorwärts' u.a.m.; im spanischen Bürgerkrieg war er als Journalist tätig und berichtete für eine französische Zeitung; lebte während des Zweiten Weltkrieges in Kairo; am 1. September 1948 Rückkehr nach Deutschland, vertrat den Wahlkreis Hanau-Gelnhausen seit 1949 als Mitglied des Bundestages in Bonn; 1954 Ehrenbürger der Stadt Flörsheim. Hatte Beziehungen zu zahlreichen Politikern seiner Zeit (Eisenhower, Kennedy, aber auch Papst Pius XII, und Johannes XXIII.). Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Flörsheim beigesetzt. 
Nach der Familie Altmaier ist gleichfalls eine Straße in Flörsheim benannt. Vgl. Publikation von Werner Schiele zu Jakob Altmaier s.u. 
   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge     
   
Einen Betsaal gab es bereits im 17. Jahrhundert. Er befand sich von 1656 bis 1672 in einem jüdischen Privathaus, das sich an der Stelle der heutigen Gaststätte "Kartoffelstube" vor der Galluskirche befand. 1672 brannte dieses Haus jedoch ab, nachdem es von brandenburgischen Truppen auf dem Durchmarsch durch Flörsheim angezündet wurde. Vermutlich wurde in der Folgezeit ein anderer Betsaal in einem jüdischen Privathaus eingerichtet. 

Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts bemühten sich die Flörsheimer Juden um den Bau einer Synagoge. 1710 konnte vom Mainzer Domkapitel ein 56 am großes Grundstück erworben werden, auf dem in den folgenden Jahren eine Synagoge mit der Innenraumfläche von rund 39 qm erstellt wurde. Sie ist am Sabbat Nachamu des Jahres 1718 (13. August 1718 = 16. Aw 5478) eingeweiht worden. 1852 brach in der Synagoge ein Brand aus, der jedoch gelöscht werden konnte. Freilich sind alte Urkunden, vor allem das Memorbuch der Gemeinde, dabei zerstört worden. 
Am Sabbat Nachamu des Jahres 1918 (20. Juli 1918 = 11. Aw 5678) wurde das 200jährige Bestehen der Synagoge in Anwesenheit des Bezirksrabbiners Dr. Adolf Kober aus Wiesbaden feierlich begangen. Darüber berichtete auch die überregionale jüdische Presse:  
  
200-Jahrfeier der Synagoge in Flörsheim (1918)    

Floersheim M AZJ 02081918.jpg (68904 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. August 1918: "Aus Flörsheim wird berichtet: die hiesige Synagoge konnte am 20. Juli auf ihr 200jähriges Bestehen zurückblicken. Wegen des Krieges musste auf eine weltliche Feier verzichtet werden, doch wurde das Fest gottesdienstlich begangen. Herr Rabbiner Dr. Kober (Wiesbaden) hatte die Leitung der Feier übernommen. Zu dem Festgottesdienst hatten die christliche Geistlichkeit und die Gemeindeverwaltung des Ortes, an der Spitze Herr Bürgermeister Lauck, sowie alle Flörsheimer Mitbürger Einladungen erhalten und denselben Folge geleistet. Vom Vorstande der hiesigen jüdischen Gemeinde wurden aus Anlass des Jubiläums dem Bürgermeister 300 Mark für die hiesigen Armen überwiesen."  
 
 Rechts: Berichte zur 200-Jahrfeier 
in der "Flörsheimer Zeitung" 
vom 20. (links) und 23. (rechts) Juli 1918  
Floersheimer Zeitung 20071918.jpg (331678 Byte) Floersheimer Zeitung 23071918.jpg (330908 Byte)   
Anmerkung: Die Berichte wurden noch nicht ausgeschrieben; zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken.  

    
Diebstahl in der Synagoge (1920)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. Januar 1920: "Flörsheim. In hiesiger Synagoge wurde der Opferkasten seines Inhaltes beraubt. Es ist dies ein Zeichen der Zeit, dass selbst den Dieben heute die Gotteshäuser nicht mehr heilig und ehrwürdig genug sind. Glücklicherweise fiel den Dieben weiter nichts in die Hände; scheinbar wurden sie in ihrem Handwerk gestört. Das Vorkommnis sei eine Warnung, die Gotteshäuser in Zukunft auch bei Tag diebessicher zu verschließen."          
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Februar 1920: "In der Synagoge zu Flörsheim wurde der Opferkasten seines Inhalts beraubt. Es ist dies ein Zeichen der Zeit, dass den Dieben heute selbst die Gotteshäuser nicht mehr heilig und ehrwürdig genug sind. Glücklicherweise fiel den Dieben weiter nichts in die Hände; scheinbar wurden sie in ihrem Handwerk gestört."      

  
1927
wurde die Synagoge umfassend renoviert und erneut eingeweiht:  
   
Wiedereinweihung der restaurierten Synagoge (1927)  

Floersheim israelit 14071927.jpg (174270 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1927: "Flörsheim am Main, 1. Juli (1927). Ein Teil des Fleckens stand im Festschmuck. Frohe festlich gekleidete Menschen durcheilten erwartungsvoll die Ortsstraßen. Galt es doch, die Neueinweihung der altehrwürdigen Synagoge zu begehen und den israelitischen Mitbürgern Flörsheims Gegenliebe und Danke zu zollen, für alle die Beweise freundschaftlichen Zusammengehörens, zu danken für die Bewiese der Freundschaft, wenn die Israeliten auch ihre Häuser an christlichen Festen schmücken. Schon die beiden Flörsheimer Lokalzeitungen forderten in der Woche vorher die Bewohner der um die Synagoge gelegenen Häuser auf, ihre Häuser  festlich zu schmücken . Und so gestaltete sich der Zug der heiligen Torarollen von der Wohnung des Herrn Joseph Altmaier bis zur Synagogen zu einem wahren Triumphzuge. Tausende Menschen standen in andächtiger und würdiger Haltung Spalier, als die heiligen Torarollen unter Vorantritt von ca. 50 Kindern mit Fähnchen und in Begleitung der gesamten Festgemeinde und vieler Gäste zum altehrwürdigen Gotteshaus getragen wurden. In der Synagoge hatten sich unterdessen der bürgerliche Gemeindevorstand, der katholische und protestantische Kirchenvorstand versammelt. Beim Eintritt in das mit Blumen reich geschmückte, neu hergerichtete Gotteshaus sang der Kantor aus Wiesbaden das Mah Towu. Danach wurden die Torarollen in feierlicher Weise wie am Simchas Tora um den Almemor getragne. Nach dem Einheben hielt Herr Bezirksrabbiner von Wiesbaden die Festpredigt. Nach der Predigt wurde die Gedenktafel für die beiden Gefallenen der hiesigen Gemeinde enthüllt. Nun folgte das Minchagebet, verrichtet von Herrn Lehrer Stern - Rüsselsheim. Die Synagoge, erbaut in 1718, ist nun ein reines Schmuckkästchen geworden und fand die Bewunderung aller. Tausende von Personen besichtigten die Synagoge, sodass sie am Mittwochnachmittag noch einmal zur Besichtigung offen stand, da am Sonntag nicht alle Einlass finden konnten. Das Fest zeigte so recht den religiösen Frieden in unserem, von jeglichem Antisemitismus freien Orte. Ein Festbankett am Abend beschloss die schöne Feier."  
 
Artikel in der "Flörsheimer Zeitung" zur Wiedereinweihung der restaurierten Synagoge 
 Floersheimer Zeitung 23061927.jpg (295435 Byte) Floersheimer Zeitung 28061927.jpg (102357 Byte) Floersheimer Zeitung 30061927.jpg (28104 Byte) Floersheimer Zeitung 02071927.jpg (56082 Byte)
Artikel vom 23. Juni 1927 Artikel vom 28. Juli 1927  "Kirchliche Nachrichten" vom 30. Juni 1927  Danksagung vom 2. Juli 1927
Anmerkung: Die Berichte wurden noch nicht ausgeschrieben; zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken.   

Über Gottesdienste in der Synagoge liegen ansonsten nur wenige Berichte vor (vgl. jedoch die obigen Artikel zur Goldenen Hochzeit des Ehepaares Hersheimer und zum Tod von Josef Hahn). Ein letzter Bericht liegt vom Dezember 1937 vor, als eine "Weihestunde" in der festlich geschmückten Synagoge abgehalten wurde:

Floersheim Israelit 23121937.jpg (61871 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1937: "Flörsheim. 20. Dezember (1937). Am 19. dieses Monats versammelten sich in der festlich geschmückten Synagoge die Juden von Flörsheim und Umgebung zu einer Weihestunde, zu der Herr Altmaier geladen und die er sorgfältig vorbereitet hatte. Der zahlreiche Besuch und die Anteilnahme der Erschienenen zeigten, dass die Veranstaltung einem inneren Bedürfnis entsprach. Die mahnenden und belehrenden Worte, die Herr Rabbiner Dr. Bamberger, Mainz, in solch wundervoller Weise an die Versammlung richtete, sind gewiss auf guten Boden gefallen, und ebenso gewiss haben die liturgischen Gesänge, die Herr Oberkantor Lomnitz, Mainz, mit so viel Wärme und Tiefe und mit seiner herrlichen Stimme vortrug, die Herzen erhoben."

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge am 10. November 1938 zerstört. Um die Mittagszeit dieses Tages kamen gegen 11.30 Uhr Nationalsozialisten, darunter viele Mitglieder der Rüsselsheimer SA unter Anführung eines Flörsheimers zur Synagogengasse. Einer der SA-Leute kletterte auf das Dach der Synagoge und entfernte den Davidstern. Der Gebetssaal wurde völlig demoliert, der Toraschrein aus seiner Verankerung gerissen. Am Nachmittag führte ein SA-Mann eine Schulklasse der Riedschule zur Synagoge. Die Schüler setzten das Werk der Verwüstung fort. 1939 wurde das Synagogengebäude verkauft und wenig später abgebrochen. 
  
Von der ehemaligen Synagoge steht heute noch eine Außenmauer in der Synagogengasse (Südmauer), weil diese mit dem angrenzenden Gemeindehaus verbunden war. 1947 wurde durch den damaligen Flörsheimer Bürgermeister fälschlicherweise berichtet, die Synagoge sei durch Brandbomben während des Zweiten Weltkrieges zerstört worden. Seit 1968 erinnert ein Gedenkstein an die Synagoge mit der Inschrift: "Hier stand von 1718-1938 die Synagoge der jüdischen Gemeinde Flörsheim am Main. Zur Erinnerung an den 250. Jahrestag der Errichtung und anlässlich der 30. Wiederkehr des Tages der Zerstörung dieses Gotteshauses wurde von der Bürgerschaft der Stadt am 9.11.1968 dieser Gedenkstein gesetzt."
  
Erhalten ist die restaurierte Mikwe (rituelles Bad) in der Hauptstraße. Die Anlage wurde 1983 anlässlich von Renovierungs- und Aufräumungsarbeiten wieder entdeckt und bis 1988 auf Grund einer privaten Initiative restauriert. Das Tauchbad wurde vermutlich im 17./18. Jahrhundert angelegt. Zu dem 4,80 Meter tief liegenden Tauchbecken führt eine geradlinige steile Steintreppe. Das Bad wurde im Zusammenhang mit den in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert eingeführten Vorschriften der Behörden über die Ritualbad-Anlagen aufgegeben. Im Mai 1837 ist ein neues ebenerdiges Ritualbad angelegt worden, dessen Standort nicht bekannt ist.
   
Hinweis: In Flörsheim besteht eine Arbeitsgemeinschaft "Gedenken jüdischer Mitbürger".     
   
   
Adresse/Standort der SynagogeSynagogengasse 2.  
   
   
Fotos / Darstellungen     
(Quelle: Paul Altaras, Bilder - Dokumente S. 53; neue Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 10.8.2008).

Historische Darstellung/
Foto der  Synagoge 
Floersheim Synagoge 100.jpg (106896 Byte) Floersheim Synagoge 101.jpg (72699 Byte)
  Zeichnung Johann Weber, in: Nassauische
 Heimatblätter 1917/18 S. 83.
Innenaufnahme: 
Blick zum Toraschrein
         
      
Floersheim Synagoge 170.jpg (113330 Byte) Floersheim Synagoge 171.jpg (81889 Byte) Floersheim Synagoge 181.jpg (88444 Byte)
Straßenschild "Synagogengasse"  Blick in die "Synagogengasse", links die Mauer am Synagogengrundstück
   
Blick von der Synagogengasse auf 
das von einer Mauer umgebebene
 Grundstück der ehemaligen Synagoge 
Floersheim Synagoge 178.jpg (78859 Byte) Floersheim Synagoge 179.jpg (78240 Byte)
    An der Mauer angebracht: die Gedenktafel; links davon ein Fenster zum 
Einsehen des Grundstückes 
   
Grundstück der 
zerstörten Synagoge 
Floersheim Synagoge 174.jpg (101141 Byte) Floersheim Synagoge 177.jpg (111385 Byte)
  Blick über das Grundstück der zerstörten Synagoge
     
Psalm 29 an der erhaltenen 
Innenwand der zerstörten Synagoge
Floersheim Synagoge 176.jpg (70595 Byte) Floersheim Synagoge 175.jpg (60105 Byte)
Text des Psalms 29 (übersetzt von Leopold Zunz): "Psalm von David. Spendet dem Ewigen, Söhne der Mächtigen, spendet dem Ewigen Ehre und Triumph. Spendet dem Ewigen seines Namens Ehre, bücket euch vor dem Ewigen im heiligen Schmucke. Die Stimme des Ewigen erschallt über den Wassern, der Gott der Ehre donnert, der Ewige über mächtigen Wassern. Die Stimme des Ewigen erschallt mit Macht, die Stimme des Ewigen mit Majestät. Die Stimme des Ewigen zertrümmert Zedern, und es zertrümmert der Ewige die Zedern des Libanon; und lässt sie hüpfen wie Kälber, Lebanon und Schirjon wie junge Re'emim. Die Stimme des Ewigen wirft zuckende Feuerflammen. Die Stimme des Ewigen macht erbeben Wüste, erbeben macht der Ewige die Wüste Kadesch. Die Stimme des Ewigen macht zittern die Eichen, und entblättert die Wälder, und in seinem Palaste spricht Alles: Ehre! Der Ewige thronte bei der Flut, und es thronet der Ewige als König immerdar. Der Ewige gibt Macht seinem Volke, der Ewige segnet sein Volk mit Frieden." 
   
Gedenktafel 
von 1968
Floersheim Synagoge 172.jpg (92624 Byte)
 Die Gedenktafel mit der Inschrift: "Hier stand von 1718-1938 die Synagoge der jüdischen Gemeinde Flörsheim am Main. Zur Erinnerung an den 250. Jahrestag der Errichtung und anlässlich der 30. Wiederkehr des Tages der Zerstörung dieses Gotteshauses wurde von der Bürgerschaft der Stadt am 9.11.1968 dieser Gedenkstein gesetzt"

   
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    

Januar 2008: Gedenkstunde zum Holocaust-Gedenktag  
Floersheim PA 012008.jpg (195632 Byte)Links: Bericht von Andrea Remsberger zur Gedenkstunde am 27. Januar 2008 im "Wiesbadener Kurier" vom 28.Januar 2008. 
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.  
 
   
November 2010: Gedenken an die Zerstörung der Synagoge   
Artikel von Elke Flogaus im "Wiesbadener Kurier" vom 11. November 2010 (Artikel): "Gebete auf Hebräisch
FLÖRSHEIM. MAHNWACHE Erstmals Rabbiner zu Gast bei Veranstaltung anlässlich der Pogromnacht.
 
Zur traditionellen Mahnwache zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November vor 72 Jahren, zu der wieder die SPD aufgerufen hatte, war erstmals ein jüdischer Geistlicher anwesend. Mit seiner Ansprache und Gebeten verlieh Rabbiner Shlomo Raskin von der Jüdischen Gemeinde Frankfurt der Gedenkstunde eine besondere Atmosphäre..."   
     
Januar 2011: Gedenkstunde am "Holocaust-Gedenktag"   
Artikel vom 18. Januar 2011 aus der Website der Stadt Flörsheim am Main (Artikel)      
    
November 2013: Gedenkstunde am 75. Jahrestag des Novemberpogroms 1938    
Artikel von Elke Flogaus im "Wiesbadener Kurier" vom 11. November 2013: 
Gedenken an die Opfer der Pogromnacht in Flörsheim (Wiesbadener Kurier, 11.11.2013) 
 
März 2015: Bericht zur Synagoge anlässlich einer Führung mit Werner Schiele    
Artikel von Sascha Kröner im "Höchster Kreisblatt" vom 17. März 2015: "Die Brandbomben-Lüge..."  
Link zum Artikel     
 
März 2016: Erweiterung der Gedenktafel an der Synagoge  
Anmerkung: die Gedenkstätte in der Synagoge wurde mit acht neuen  Namenstafeln für jüdische Personen erweitert, die aus Flörsheim nach den Deportationen der NS-Zeit umgekommen sind. Ergänzend kamen dazu Gedenktafeln für die Brüder Eugen und Rudolf Nördlinger, die Geschwister Hugo May und Emma Kahn aus der Wickerer Straße), Henriette Mina Mayer geb. Stein aus Weilbach, Hedwig Simon geb. Stern, Henriette Friedberg geb. Stern, Lina Hecht. Die bis dahin angebrachte Tafel für Leopold Mannheimer wurde entfernt, da dieser in die USA flüchten konnte. Zwei weitere Tafeln wurden aktualisiert.   
Artikel von Sascha Kröner im "Höchster Kreisblatt" vom 15. März 2016: "Gedenktafel an der Synagoge. Selbstmord aus Einsamkeit
Von SASCHA KRÖNER Werner Schiele hat recherchiert, welches Leid jüdischen Opfern des Nationalsozialismus aus Flörsheim widerfahren ist.
Das Schicksal der Flörsheimer Juden lässt Heimatforscher Werner Schiele keine Ruhe. Seiner unermüdlichen Arbeit ist es zu verdanken, dass Gedenktafeln am Standort des ehemaligen jüdischen Gotteshauses an die Opfer der Nationalsozialisten erinnern. Zu den bisherigen Namensschildern gesellten sich in den vergangenen Tagen acht neue Bronzetafeln..."   
Link zum Artikel   
 
Mai 2018: Erste Verlegung von "Stolpersteinen" in Flörsheim 
Es wurden in der Albanusstraße 2 "Stolpersteine" für die jüdische Familie des Chemiefabrikanten Max Schohl verlegt. Zur Geschichte der Familie https://www.stolpersteine-floersheim.de/in-gedenken-an 
Dazu Artikel in der "Flörsheimer Zeitung": https://www.verlag-dreisbach.de/home/floersheimer-zeitung/floersheim/richtigen-platz-id15410.html  
Artikel von Elke Flogaus in der "Main-Spitze" vom 17. Mai 2018 "Feierstunde unterstreicht Anliegen und Bedeutung des Projekts 'Stolpersteine'": https://www.main-spitze.de/lokales/main-taunus/floersheim/feierstunde-unterstreicht-anliegen-und-bedeutung-des-projekts-stolpersteine_18770171
Weitere Informationen und Fotos siehe https://www.stolpersteine-floersheim.de/  
 
Juni 2018: Veranstaltungen zum Gedenken an 300 Jahre Geschichte der Synagoge in Flörsheim 
Artikel von Barbara Schmidt in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 5. Juni 2018: "Gedenken. Die Synagoge ist verschwunden, aber nicht vergessen.
Vor 300 Jahren wurde die jüdische Synagoge in Flörsheim eingeweiht. Es war die erste im heutigen Main-Taunus-Kreis. Eine vierteilige Veranstaltungsreihe ist dem Gedenken gewidmet.

Über zunehmenden Antisemitismus in Deutschland wurde in den vergangenen Monaten immer wieder berichtet. Erst im Mai hatte daher die Stadt Frankfurt zu einem Zeichen der Solidarität unter dem Motto 'Zeig’ Gesicht und Kippa' aufgerufen. Dass 'die Entwicklungen in jüngster Zeit solche Veranstaltungen', wie sie jetzt in Flörsheim anstehen, 'umso wichtiger machen', sprach denn auch gestern Pfarrer Willi Schelwies, der Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit Main-Taunus (CJZ) im Rathaus der Mainstadt an. Vorgestellt wurde dort das 'kleine, überschaubare, aber feine Programm', so Bürgermeister Michael Antenbrink, das dem 300. Jahrestag der Einweihung der Synagoge in Flörsheim gewidmet ist. Das am 27. Juli 1718 feierlich eingeweihte Versammlungshaus für den jüdischen Gottesdienst wurde allerdings vor 80 Jahren, in der Reichspogromnacht des 9. November 1938, zerstört. 1939 wurde das, was übriggeblieben war, verkauft und abgebrochen. Seit 1968 erinnert eine Sandstein-Tafel in der Synagogengasse, nur ein paar Schritte entfernt von der katholischen Pfarrkirche St. Gallus, an den Ort, an dem sich die jüdische Gemeinde Flörsheim über 220 Jahre zum Gebet versammelt hatte. 'Es war die älteste Synagoge im Nassauischen Bereich', hebt Willi Schelwies hervor, dass diese auch überregionale Bedeutung gehabt habe. Der CJZ sei es daher ein Anliegen, mit der Veranstaltungsreihe anlässlich des 300. Jahrestages der Einweihung deutlich zu machen, 'dass die jüdische Gemeinde ein Teil Flörsheims war'. Das soll zuvorderst am Sonntag, 29. Juli, um 17 Uhr mit einem Gedenkgottesdienst in der Kulturscheune, Rathausplatz 5, geschehen. Dazu kommt der Kantor der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden, Dr. Martin Pam, nach Flörsheim. Für einen jüdischen Gottesdienst brauche es mindestens zehn jüdische Männer, erläuterte Jacob Gutmark, Vorsitzender des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden Hessens. Die Gemeinde Wiesbaden werde sicherstellen, dass diese Voraussetzung erfüllt werden könne. Teilnehmen wollen laut Bürgermeister Antenbrink auch Vertreter der Evangelischen und der katholischen Gemeinde. Der Gottesdienst sei, wie alle jüdischen Gottesdienste, öffentlich, wies der CJZ-Vorsitzende Schelwies hin. Zum Jahrestag erscheint zudem eine Broschüre über die Geschichte der Synagoge. Am Sonntag, 19. August, laden CJZ und Stadt, die von einer Reihe von Sponsoren unterstützt werden, zu einem 'musikalischen Streifzug durch die jüdische Geschichte' ein. Beginn ist wieder um 17 Uhr in der Kulturscheune. Die in Flörsheim lebende Pianistin Monica Gutman und der Cellist Ramón Jaffé bringen Stücke von Ernest Bloch, Don Jaffé, Erwin Schulhoff, Friedrich Gernsheim und Leon Gurvich zu Gehör. Dies sei 'in erster Linie sehr, sehr gute Musik', betonte Monica Gutman, die aber auch große Emotionen hervorrufen könne, sagte sie mit Blick gerade auf das vom Tagebuch der Anne Frank inspirierte Stück von Leon Gurvich. Eintrittskarten (12 Euro) gibt es im Bürgerbüro. Am 30. August steht eine Exkursion per Bus zu Jüdischen Friedhöfen im Main-Taunus-Kreis auf dem Programm. Mit dabei ist auch Werner Schiele, ein absoluter Kenner, wenn es um die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Flörsheim geht. Die Exkursion dauert von 13 bis 18.30 Uhr, die Teilnahme kostet 19 Euro. Anmeldungen nimmt das Bürgerbüro, Telefon (0 61 45) 955-110, entgegen. Am Sonntag, 21. Oktober, beschließt ein Stadt-Rundgang mit Werner Schiele 'Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit' das Programm. Treffpunkt ist um 15 Uhr vor St. Gallus, Hauptstraße 28. Die Teilnahme ist kostenfrei."  
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Juli 2018: Gedenkgottesdienst und weitere Veranstaltungen zum 300. Jahrestag der Synagogeneinweihung   
Artikel von Bernd Bauschmann in den MTK-news.de vom 18. Juli 2018: "Gedenkgottesdienst zum 300-jährigen Jubiläum der Flörsheimer Synagoge
Die Stadt Flörsheim am Main lädt am Sonntag, 29. Juli, 17 Uhr, zu einem jüdischen Gedenkgottesdienst in die Kulturscheune, Rathausplatz 5, ein. Anlass ist die Einweihung der Flörsheimer Synagoge vor 300 Jahren. Das 300-jährige Jubiläum bezeugt das lange Zusammenleben und die gemeinsame Geschichte von Flörsheimerinnen und Flörsheimern christlichen und jüdischen Glaubens. Heute ist von dem einst in der Synagogengasse gelegenen jüdischen Bethaus allerdings nur noch eine gleichzeitig zu einem Nachbarhaus gehörende Seitenwand erhalten. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Synagoge im Zuge des Novemberpogroms 1938 verwüstet und im Frühjahr 1939 abgerissen. Den jüdischen Gottesdienst hält Dr. Martin Pam von der jüdischen Gemeinde Wiesbaden. Die anwesenden männlichen Teilnehmer benötigen dazu eine Kippa oder eine andere Kopfbedeckung. Im Anschluss an den Gottesdienst spricht der Flörsheimer Historiker Werner Schiele zur Geschichte der Flörsheimer Synagoge. Danach gibt es in den Räumen der Kulturscheune noch einen kleinen Empfang, zu dem koschere Speisen und Getränke gereicht werden.
Weitere Veranstaltungen anlässlich des Synagogen-Jubiläums sind am Sonntag, 19. August, 17 Uhr, das Konzert mit Monica Gutman und Ramón Jaffé in der Kulturscheune, das von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Main-Taunus-Kreis veranstaltet wird. Des Weiteren startet am Donnerstag, 30. August, 13 Uhr, eine Busexkursion zu den jüdischen Friedhöfen in Flörsheim am Main, Wallau-Massenheim sowie nach Bad Soden am Taunus. Schließlich führt Werner Schiele am Sonntag, 21. Oktober, 15 Uhr, auf einem Rundgang durch die jüdische Geschichte Flörsheims..." 
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August 2018: "Verlobter Tag" in Flörsheim mit christlicher-jüdischer Beteiligung  - Erinnerung an 300. Jahrestag der Synagogeneinweihung   
Artikel in der "Main-Spitze" vom 24. August 2018: "Glaubensgespräch statt einer Predigt
Rabbiner und Pfarrer gestalten am 352. Verlobten Tag gemeinsam den Festgottesdienst in Flörsheim. Das Leitwort lautet: 'Ihr sollt mir als ein heiliges Volk gehören.'
FLÖRSHEIM
- Am Montag, 27. August, wird der 352. Verlobte Tag gefeiert. Damit erfüllen die Flörsheimer Christen ihr Gelöbnis aus dem Jahre 1666, das sie damals unter Pfarrer Laurentius Münch in einer Zeit der höchsten Not abgelegt haben. Der 352. Verlobte Tag steht unter dem Leitwort: 'Ihr sollt mir als ein heiliges Volk gehören.' Das biblische Wort, das für den diesjährigen Festtag ausgewählt wurde, ist der Erzählung des zweiten Buches Mose (Exodus) entnommen. Dort wird berichtet, wie das jüdische Volk durch die Hand Gottes und unter der Führung Mose aus Ägypten fliehen kann und am Berg Sinai das Bundesangebot Gottes erhält. Für das Judentum seien diese Verse ein kostbares Gut, da sie den Erwählungsgedanken Israels hervorheben, heißt es im Programm der katholischen Gemeinde zum Verlobten Tag. Gerade dies sei im Laufe der Religionsgeschichte zum Einfallstor für gezielte Neidkampagnen, für Hass und Verfolgung gegenüber dem jüdischen Volk gewesen. Auch das Verhältnis zwischen Juden und Christen sei belastet, da selbst die Kirche Feindseligkeiten gehegt und Pogrome gegen das jüdische Volk angetrieben und unterstützt habe.
Eng mit jüdischer Kultusgemeinde verbunden. Die Geschichte des Verlobten Tages in Flörsheim sei daher auch eng mit der Geschichte der jüdischen Kultusgemeinde von Flörsheim verbunden, deren erste Synagoge sich in der unmittelbaren Nachbarschaft zur Galluskirche befand: bis in die 1930er Jahre hätten die jüdischen Flörsheimer an der Feier des Verlobten Tags teilgenommen, indem sie mit einer Station auf dem Prozessionsweg an die jüdischen Opfer der Pest erinnerten. In diesem Jahr erinnert sich Flörsheim an die Weihe der Synagoge am 13. August 1718, also vor 300 Jahren. In der Pogromnacht 1938, also vor nunmehr 80 Jahren, wurde das Gotteshaus durch die Hand der Nazischergen verwüstet. In Erinnerung an die Weihe der Synagoge 1718 und an die Pogromnacht von 1938 möchte das diesjährige Thema des Verlobten Tags den wichtigen jüdisch-christlichen Dialog in den Blick nehmen und damit auch an die Freundschaft der beiden Kultusgemeinden erinnern.
Zeichen gegen jede Form des Antisemitismus. Der Verlobten Tag 2018 soll ebenso zu einem Zeichen gegen jede Form des Antisemitismus und gegen jegliche Feindseligkeiten gegenüber jüdischen Mitbürgern in Deutschland werden. Der Darmstädter Rabbiner Jehoschua Ahrens, zugleich Beauftragter für interreligiösen Dialog des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen, wird zusammen mit Pfarrer Sascha Jung im Festgottesdienst anstelle der Predigt ein Glaubensgespräch führen. Ebenso wird die Prozession auf dem Weg zum ersten Altar an der Synagogengasse halten, wo Rabbiner Ahrens das Gebet 'El male Rahamim' ('Gott voller Erbarmen') sprechen wird, um an die verstorbenen jüdischen Mitbürger zu erinnern."  
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November 2018: Bericht aus dem Verein Stolpersteine-Flörsheim  
Artikel von Hildegard Klockner im "Wiesbadener Kurier" vom 22. November 2018: "Rückblick auf das erste Jahr. Der Verein Stolpersteine-Flörsheim zieht ein Jahr nach Gründung Bilanz. Bei Google-Maps sind die ersten fünf Stolpersteine bereits als 'historische Sehenswürdigkeit' zu finden.
FLÖRSHEIM - Ein Jahr nach seiner Gründung trafen sich die Mitglieder des Vereins Stolpersteine-Flörsheim zu ihrer ersten Hauptversammlung im Stadthallen Restaurant. Vorsitzender Christian Melchior konnte 14 Männer und eine Frau begrüßen. Insgesamt hat der Verein 27 Mitglieder. Mit einem großen Rahmenprogramm wurden am 15. Mai die ersten fünf Stolpersteine mit dem Künstler Gunter Demnig in der Albanusstraße verlegt. Der Vorstand freut sich, dass die fünf Flörsheimer Stolpersteine bei Google-Maps bereits als 'historische Sehenswürdigkeit' hinterlegt sind.
Der Vorstand wird einstimmig entlastet. Die Kasse konnte nach einem Jahr mit einem Guthaben abgeschlossen werden, auch dank zweier guter Sponsoren wie Markus Ochs (470 Euro) und einer Firma aus Israel (525 Euro). Der Vorstand wurde einstimmig bei einer Enthaltung entlastet. Es habe 'anonyme, beleidigende Briefe' an den Vorstand gegeben, die aber nicht antisemitisch waren. Selbst aus München habe eine Frau sich gemeldet und aufgefordert, 'das sein zu lassen'. Christian Melchior wies auf die bekannten Argumente hin: So bezeichne der Künstler die Stolpersteine als eine 'Verbeugung vor den Opfern', für die Kritiker 'werden die jüdischen Mitbürger mit Füßen getreten'. Dessen ungeachtet will der Verein im nächsten Jahr, vermutlich Mitte Juni, fünf weitere Stolpersteine verlegen. Kontakt sei bereits mit dem Künstler aufgenommen worden. Es soll an drei Euthanasieopfer (Ludwig Allendorf aus Wicker, die Schwestern Anna Maria und Margarete Schick) sowie an die zwei jüdischen Opfer Martin und Jakob Altmaier erinnert werden. 'Es ist uns wichtig, nicht nur auf jüdische Opfer hinzuweisen und auch auf Opfer in der Gesamtstadt', so der zweite Vorsitzende des Vereins, Bürgermeister Bernd Blisch (CDU). Mit einer weiteren Aktion soll auf die polnischen und russischen Zwangsarbeiter aufmerksam gemacht werden, die in der ehemaligen Jahnturnhalle untergebracht waren. Hier denkt der Vorstand an eine 'Stolperschwelle'. Die kostet bis zu 1800 Euro, das Verlegen eines Stolpersteins 120 Euro. Melchior wies auf das Opelhauptportal in Rüsselsheim hin, wo es eine solche Schwelle im Boden bereits gibt.
Verstärkt soll in den weiterführenden Schulen Flörsheims für die Anliegen des Stolpersteine-Vereins geworben werden. Melchior hofft, so Jugendliche für die Flörsheimer Geschichte zu begeistern. Mit dem Lehrer Sascha Schulz am Graf-Stauffenberg-Gymnasium habe man bereits einen Ansprechpartner. Ein Team des Künstlers Gunter Demnig bietet Workshops an Schulen an. Blisch erzählte von einer Wiesbadener Schule, die die Smartphone-Begeisterung der Schüler nutzte, um eine App zu erstellen, die anzeigt, wo überall Stolpersteine zu finden sind. Thomas Probst sprach von einem 'Aha-Effekt' und 'Wow-Gefühl', wenn Jugendliche in anderen Städten Stolpersteine entdeckten und wüssten, was es damit auf sich hat."
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Juni 2019: Zweite Verlegung von "Stolpersteinen" in Flörsheim
Es wurden "Stolpersteine" verlegt in der Hochheimer Str. 4 für die jüdischen Personen Martin Altmaier und Jakob Altmeier sowie für drei nichtjüdische Opfer der "Euthanasie"-Aktion.
Informationen zu den Personen sowie Fotos der Verlegungsaktion siehe https://www.stolpersteine-floersheim.de/ 
 
Februar 2020: Synagogeninschrift wird saniert  
Artikel in der "Main-Spitze" vom 25. Februar 2020: "Synagogen-Inschrift in Flörsheim wird saniert
Die Bemalung einer Innenwand der ehemaligen Synagoge ist nur noch schwer zu erkennen. Das soll sich ändern. Der Ortsbeirat beschließt einstimmig einen Antrag der freien Bürger.
Flörsheim (etz). Die verblasste und nur noch schwer zu erkennende Bemalung einer Innenwand der ehemaligen Flörsheimer Synagoge soll erneuert werden. Von dem im November 1938 geschändeten und später abgebrochenen jüdischen Gotteshaus ist nur noch die ehemalige Innenwand mit dem gemalten Schriftzug erhalten.
Mit dem Abbruch der Synagoge ist die ehemalige Innenwand zur Außenwand des Nachbargebäudes geworden, das im Besitz der stadteigenen Baugesellschaft Terra ist. Eine Überdachung schützt die Inschrift vor Regen. Die Bemalung selbst ist durch ein Fenster in der Grundstücksmauer in der Synagogengasse zu sehen.
Ein einstimmig beschlossener Antrag der freien Bürger fordert nun, die Wand zu restaurieren und den Schriftzug zu erneuern. Die Wand trägt auch Plaketten zur Erinnerung an die Flörsheimer Opfer der Judenverfolgung im Dritten Reich und ist im November regelmäßig Ort von Gedenkveranstaltungen."  
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Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Flörsheim am Main  
bulletWebsite https://www.stolpersteine-floersheim.de/     
bulletWebsite der Historischen Gesellschaft Eschborn mit Seite von Wolfgang Zink: Ehemalige Synagogen im Main-Taunus-Kreis  
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Flörsheim 
bulletGenealogische Seiten zu einer Familie Flörsheim:  www.thekesters.netFamilie Flörsheim    

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,1 S. 236. 
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 181-185. 
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 53. 
bulletThea Altaras: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 139-141 (ausführlich zu dem rituellen Bad mit Literaturangaben). 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 232-234. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 543-544. 
bulletWerner Schiele: Juden in Flörsheim am Main. Die Geschichte einer Minderheit auf dem Lande. 512 S. Flörsheim/Main 1999.
bulletders.: An der Front der Freiheit - Jakob Altmaiers Leben für die Demokratie. Flörsheim 1991.  
bulletders.: Die neu entdeckte Mikwe in Flrösheim am Main. In: Jahrbuch des Main-Taunus-Kreises. 2003 S. 185-190. 
bulletDavid Clay Large: Einwanderung abgelehnt. Wie eine deutsche Familie versuchte, den Nazis zu entkommen. (Originaltitel: And the World Closed its Doors. Aus dem Amerikanischen von Karl Heinz Siber). Blessing Verlag 2004 (ISBN 3-89667-201-0). 
Dargestellt wird die Geschichte der Familie des Chemiefabrikanten Max Schohl.  
bulletArtikel "Vorlage wird überarbeitet. Legendenschild in Dr. Max-Schohl-Straße ist immer noch nicht ersetzt". In: Rhein-Main-Presse - Main-Spitze vom 18.11.2006: online zugänglich.  
bulletMonica Kingreen: "Die Juden sind zur Auswanderung schärfstens anzuhalten". Dokumente belegen, dass NS-Landrat Brunnträger eifrig bestrebt war, den Main-Taunus-Kreis "judenfrei" zu machen. In: Frankfurter Rundschau. Rhein-Main & Hessen vom 11.12.1999.  
bulletHattersheim Lit 2014.jpg (29016 Byte) Dokumentation "...man müsste einer späteren Generation Bericht geben...". Hattersheim 2013. Informationen in der Website der Stadt Hattersheim
In dieser Publikation finden sich Biographien zu den Opfern der NS-Zeit aus Hattersheim, Eddersheim und Okriftel.   

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Floersheim Hesse-Nassau. Jews settled there in the early 17th century and their synagogue (dating from 1718) was the oldest in Nassau. Numbering 114 in 1842, the community declined to 45 (1 % of the total) in 1905. Under the Weimar Republic, it drew members from neighboring villages and was affiliated with the rabbinate of Wiesbaden. Thirty Jews remained on Kristallnacht (9-10 November 1938), when the synagogue was vandalized by SS troops from Ruesselsheim. Of the 45 Jews who left after 1933, 21 emigrated; ten perished in Nazi death camps.
    
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020