Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Ehrstädt (Stadt Sinsheim, Rhein-Neckar-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Zur Geschichte der Synagoge   
Die Einweihung der ehemaligen Synagoge als örtliche Begegnungsstätte am 12. Juni 2005  
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde        
   
In Ehrstädt bestand eine jüdische Gemeinde bis 1912. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./17. Jahrhundert zurück. Erstmals werden 1548 bis 1550 Jud Moses, 1577 bis 1580 Jud Gutkind genannt. 
   
Auch nach dem Dreißigjährigen Krieg zogen mehrere jüdische Familien zu. Im 18. Jahrhundert galt der Ortsherr Christoph Ferdinand I. Freiherr von Degenfeld (in Ehrstädt von 1728-1766) als "Judenfreund". 
   
Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1848 mit 70 Personen erreicht. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung schnell zurück. 1900 wurden noch fünf jüdische Einwohner gezählt, ab 1910 keine mehr.  
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.) und eine Religionsschule. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Waibstadt beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten).    
    
    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Ausschreibung der Stelle des Lehrers und Vorbeters (1836 / 1843)   
  

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1836 S. 689 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Erledigte Stelle. Bei der israelitischen Gemeinde Ehrstädt ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 50 Gulden nebst freier Wohnung sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen. 
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunden und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei dasiger Bezirks-Synagoge dahier zu melden. 
Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen werden. 
Sinsheim, den 5. August 1836. 
Großherzogliche Bezirks-Synagoge."   
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 8. Februar 1843 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Sinsheim. [Dienstantrag.] Bei der israelitischen Gemeinde Ehrstädt ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 120 fl., nebst freier Wohnung, sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der Bezirkssynagoge Sinsheim zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen werden. Sinsheim, den 15. Januar 1843."  

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Auflösung der jüdischen Gemeinde (1912)    

Ehrstaedt FrfIsrFambl 03051912.jpg (60003 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. Mai 1912: "Karlsruhe. (nach dem Bericht über Bad Dürrheim:).  Die einst blühende, Jahrhunderte alte jüdische Gemeinde Ehrstädt zählt heute nur noch vier jüdische Seelen: die Synagoge soll daher verkauft werden."     

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 

Besuch der badischen Großherzogin in Bad Rappenau mit Ehrung von Frau Götter von Ehrstädt (1903)     

Rappenau Israelit 31081903.jpg (56833 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1903: "Rappenau (Baden), 25. August (1903). Vor mehreren Tagen weilte Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden in unserer Mitte. Dieselbe besuchte die Ausstellung weiblicher Schülerarbeiten der Bezirksgemeinde. Zu den Ehrendamen, die sich in dem betreffenden Saale aufzustellen hatten, wurden auch zwei geachtete, jüdische Frauen des Bezirkes zugezogen, nämlich die Frau des Gemeindevorstehers Joseph Strauß von Grombach und Frau Götter von Ehrstädt, mit denen sich die hohe Fürstin in der huldvollsten Weise unterhielt und sich nach manchen Verhältnissen interessevoll erkundigte. W."  

    
    
    
Zur Geschichte des Betsaales/der Synagoge            
    
1787 wurde eine "Judenschule" eingerichtet, wobei es sich um einen Betsaal in einem der Grundherrschaft (Herren von Degenfeld) gehörenden Gebäude handelte. Die jüdische Gemeinde hatte dafür jährlich 12 Gulden Miete an die Herrschaft zu bezahlen. 1795 wird Lazarus Levi Gutmann als Judenschullehrer in Ehrstädt genannt. 1824 war nach einem Bericht des damaligen Vorstehers Elias Kahn das Gebäude mit dem Betsaal in baufälligem Zustand. Die jüdische Gemeinde musste zudem aus nicht bekannten Gründen "jeden Tag befürchten, aufgekündigt zu bekommen".    
     
So ging man an die Planung einer Synagoge, wobei von vornherein klar war, dass die jüdische Gemeinde diesen Bau nicht aus eigenen Mitteln finanzieren konnte. Damals bestand die Ehrstädter Gemeinde aus 13 Familien mit zusammen 60 Personen. Drei der Familien lebten nach einem Bericht des Bezirksamtes Sinsheim in "mittleren Vermögensverhältnissen", die anderen hatten "kaum ihr nötiges Auskommen". Zunächst wurde überlegt, ein bestehendes Gebäude zu erwerben und zu einer Synagoge umzubauen, doch gab es hierfür kein geeignetes Haus am Ort. Um den Neubau einer Synagoge finanzieren zu können, beantragte Vorsteher Elias Kahn im April 1824 die Durchführung einer Kollekte unter den jüdischen Gemeinden im Großherzogtum Baden. Bezirksrabbiner Jakob Bamberger von Neckarbischofsheim unterstützte das Ansinnen der Gemeinde. Die Kosten für die Synagoge wurden zunächst auf 700 bis 800 Gulden hochgerechnet. Als Eigenanteil der Gemeinde zum Bau wurden zunächst nur 200 Gulden angegeben, worauf das Direktorium des Neckarkreises in seinem Schreiben vom 10. August 1824 die Kollekte zunächst einmal ablehnte. Mindestens die Hälfte der Baukosten müssten durch die Gemeinde selbst getragen werden. Nachdem sich die Gemeinde dazu bereit erklärt hatte, wurde die Kollekte im Januar 1825 genehmigt. Offensichtlich wurde daraufhin als "Hohe Ministerialverfügung" ein Rundschreiben versandt, mit dem die Gemeinden des Landes um Spenden für die Ehrstädter Synagoge gebeten wurden. Daraufhin gab es jedoch so gut wie keine Rückmeldungen. Im Mai 1826 beklagte sich Elias Kahn beim Bezirksamt Sinsheim, dass man bislang 15 Monate vergebens auf Spenden gewartet habe. Nur 9 Gulden und 57 Kreuzer seien aus den Nachbargemeinden Sinsheim und Hoffenheim eingegangen. Nachdem sich auch in den folgenden Monaten nichts tat, ist behördlicherseits Anfang 1828 ein neues Rundschreiben verfasst worden. Zugleich ermächtigte die jüdische Gemeinde Ehrstädt die beiden Mitglieder Israel Östreicher und Machuel Seligmann, damit diese auf traditionelle Weise als Sammler von Gemeinde zu Gemeinde ziehen sollten, um zu Spenden zu kommen. Auf diese doppelte Weise, Kollekten zu bekommen, gingen endlich Spenden aus zahlreichen badischen Gemeinden zwischen Wertheim und Lörrach ein. Bis September 1828 kamen aus 19 Bezirksämtern 139 Gulden zusammen. Bis 1835 hatte man, nachdem der Neubau der Synagoge inzwischen auf etwa 1.545 Gulden veranschlagt wurde, einschließlich der Eigenmittel von 533 Gulden etwa 1200 Gulden gesammelt. Erst jetzt konnte man an die Bauausführung denken. Die Pläne zum Neubau wurden vom Bezirksamt und dem Oberrat der Israeliten im Dezember 1835 genehmigt. Baumeister Franz Joseph Kistner aus Sinsheim ersteigerte am 2. Februar 1836 den Bau. Er bekam die Auflage, bis zum 1. August 1836 fertig zu sein, damit die Gemeinde auf jeden Fall die Gottesdienste zu den Hohen Feiertagen im September in der neuen Synagoge feiern konnte. Allerdings bekam Kistner Probleme, den Termin einzuhalten. Er hatte die Maurer- und Schreinerarbeiten an andere Handwerker weitergegeben. Im Juni und Juli 1836 tat sich mehrere Wochen lang fast nichts auf der Baustelle. Nachdem die jüdische Gemeinde sich beim Bezirksamt beklagte, wurden am 27. Juli die Bauarbeiten fortgesetzt und vermutlich im Laufe des August 1836 abgeschlossen. Die feierliche Einweihung der Synagoge dürfte noch im August oder spätestens im September 1836 gewesen sein.  
      
Schwierigkeiten bereitete der Gemeinde in den folgenden Jahren die Abzahlung der Schulden, da man insgesamt ein Darlehen von 500 Gulden hatte aufnehmen müssen. So tat man sich auch sehr schwer, als 1838/39 noch der Einbau eines neuen rituelles Bades im Gebäude der Synagoge anstand. Auch dazu hätte die Gemeinde nochmals gerne eine Kollekte zur Finanzierung veranstaltet, was jedoch behördlicherseits abgelehnt wurde. Dennoch musste schon auf Grund neuer Vorschriften für die rituellen Bäder ein solches hergestellt werden. Man konnte dazu aus einer gegenüber der Synagoge entspringenden Quelle Wasser in das Gebäude leiten.   
     
Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde 1912 wurde das Synagogengebäude verkauft und diente jahrzehntelang als Viehstall und Scheune, zuletzt war es leerstehend (Gebäude in der früheren Schulstrasse, heute Eichwaldstrasse 15). Eine Inschrift über dem Eingang (hebräisches Zitat aus Psalm 118,20) und ein Hochzeitsstein erinnern an die Vergangenheit des Gebäudes. Die Sanierung der ehemaligen Synagoge wurde 2004-2005 durchgeführt. Sie wurde unter anderem mit Mitteln aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) zur Nutzung für Vereinszwecke finanziert.  
    
    
    
Fotos 
Historische Fotos: 

Historische Fotos z.B. aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind nicht bekannt, Hinweise bitte an den 
Webmaster von "Alemannia Judaica", E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite


Fotos nach 1945/Gegenwart:  

Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn/Rasemann)
Ehrstaedt Synagoge 005.jpg (124779 Byte) Ehrstaedt Synagoge 003.jpg (103423 Byte)
  Ansicht der ehemaligen Synagoge 
von Süden
Ansicht von Osten: hier wie auf der
 Westseite charakteristische Drillingsfenster
     
Ehrstaedt Synagoge 002.jpg (125764 Byte) Ehrstaedt Synagoge 001.jpg (88476 Byte) Ehrstaedt Synagoge 004.jpg (127076 Byte)
Blick vom ehemaligen 
Haupteingang zum First der 
Westseite
Hebräische Portalinschrift aus Psalm 118,20:
"Dies ist das Tor zum Ewigen,
Gerechte ziehen durch es hinein"
Der Hochzeitsstein mit den hebräischen
 Buchstaben "M T" für "Masal Tov"
 ("Gut Glück")
     
Fotos 2003/04:
(Fotos: Quelle für Foto rechts:  
hier anklicken
; andere Fotos: Hahn,
 Aufnahmedatum 30.9.2003 und - 
untere drei Zeilen: 7.7.2004)
Ehrstaedt Synagoge 200.jpg (26290 Byte) Ehrstaedt Synagoge 152.jpg (45555 Byte)
  Der Weedplatz in Ehrstädt mit der
 ehemaligen Synagoge
Die ehemalige Synagoge von der Nordseite
 (Morgenlicht fällt auf die Ostseite)
     
Ehrstaedt Synagoge 154.jpg (62087 Byte) Ehrstaedt Synagoge 155.jpg (58114 Byte) Ehrstaedt Synagoge 153.jpg (53610 Byte)
Blick von Südosten Blick von Süden Blick von Osten
     
Ehrstaedt Synagoge 156.jpg (74800 Byte) Ehrstaedt Synagoge 150.jpg (74189 Byte) Ehrstaedt Synagoge 151.jpg (74279 Byte)
Drillingsfenster über dem 
Eingangsbereich an der Westseite
Die Inschrift auf Psalm 118,20 
(siehe oben)
Der Eingangsbereich 
 
     
Ehrstaedt Synagoge 354.jpg (41411 Byte) Ehrstaedt Synagoge 355.jpg (71717 Byte) Ehrstaedt Synagoge 351.jpg (65341 Byte)
Die Restaurierungsarbeiten 
haben begonnen (Juli 2004) 
Der Hochzeitsstein 
  
Die Drillingsfenster über 
dem Eingangsbereich
     
Ehrstaedt Synagoge 356.jpg (67346 Byte) Ehrstaedt Synagoge 350.jpg (51838 Byte) Ehrstaedt Synagoge 353.jpg (58329 Byte)
Inschrift über 
dem Eingang 
Beim Studium der Inschrift über dem Eingang. Von links (auf linkem Foto): O. Lützerath 
und Dipl-Ing. Bernd Säubert (Architekturbüro Säubert, Karlsruhe), Prof. Dr. Meier Schwarz
 (Jerusalem), Prof. Dr. Jürgen Krüger (Karlsruhe); den Schirm hält Direktor Dr. Rüdiger
 Schmidt (Badische Landesbibliothek, KA)
 
   
Ehrstaedt Synagoge 357.jpg (41933 Byte) Ehrstaedt Synagoge 358.jpg (46303 Byte)  
Im Inneren der ehemaligen Synagoge. Rechts ist am Verputz die Stelle des ehemalige
 Toraschreines zu erkennen. Links eines der Fenster im Erdgeschoss.
   
 
   
Die Bauaufnahme des Synagogengebäudes vor der geplanten Sanierung 
einige stark verkleinerte Pläne des 
Architekturbüros Bernd F. Säubert, Karlsruhe (Oktober 2003
Publikation mit Genehmigung des Stadtbauamtes Sinsheim)  
Ehrstaedt Synagoge 201.jpg (64204 Byte) Ehrstaedt Synagoge 203.jpg (85002 Byte) Ehrstaedt Synagoge 202.jpg (64600 Byte)
Westansicht Südansicht Nordansicht
     
Ehrstaedt Synagoge 200.jpg (37824 Byte) Ehrstaedt Synagoge 204.jpg (100057 Byte)  
Ostansicht  Längsschnitt (im Bereich links unten lag
 vermutlich die ehemalige Mikwe)
 
  

    
   

Die Einweihung der renovierten ehemaligen Synagoge als örtliche Begegnungsstätte am 12. Juni 2005:  
(Fotos: Hahn; die drei mit * bezeichneten Fotos von Harry Hack)

Die ehemalige Synagoge 
am Tag der Einweihung
Ehrstaedt Synagoge 466.jpg (46884 Byte) Ehrstaedt Synagoge 465.jpg (34831 Byte) Ehrstaedt Synagoge 462.jpg (61041 Byte)
Blick von der Eichwaldstraße - das
 Scheunentor wurde belassen
Eingangsbereich 
mit Portalinschrift
Der Hochzeitsstein 
 
       
  Ehrstaedt Synagoge 467.jpg (45730 Byte) Ehrstaedt Synagoge 468.jpg (35231 Byte) Ehrstaedt Synagoge 464.jpg (30878 Byte)
  Die Ostfassade  Eingangsbereich  Die Westfassade 
       
Gottesdienst der
 evangelischen Kirchengemeinde
 vor der Einweihung
Ehrstaedt Synagoge 456.jpg (66978 Byte) Ehrstaedt Synagoge 459.jpg (61557 Byte) Ehrstaedt Synagoge 455.jpg (61746 Byte)
   Gottesdienst mit dem Prädikanten
 der evangelischen Kirchengemeinde
 Kurt Wüst 
Der Weedplatz war zum Gottesdienst und dem nachfolgenden 
Festakt voll besetzt. 
  

 

   
Festakt - Ansprachen zur Einweihung
Ehrstaedt Synagoge 457.jpg (56294 Byte) Ehrstaedt Synagoge 448.jpg (61969 Byte)* Ehrstaedt Synagoge 450.jpg (63418 Byte) Ehrstaedt Synagoge 451.jpg (53284 Byte)
Ortsvorsteher Thomas Czemmel und Martin Cahn. Dieser überreichte 
eine selbstgemalte Darstellung der ehemaligen Synagoge.
MdL Elke Brunnemer 
 
Dipl.-Ing. Hartmut Rudisile 
 
     
Ehrstaedt Synagoge 458.jpg (62773 Byte) Ehrstaedt Synagoge 452.jpg (64833 Byte) Ehrstaedt Synagoge 461.jpg (49452 Byte) Ehrstaedt Synagoge 449.jpg (73920 Byte)*
Musikalische Beiträge  Martin und Agnieszka Cahn. Sein
 Ur-ur-ur-urgroßvater Elias Cahn 
ließ die Synagoge 1836 erbauen 
Dr. Joachim Hahn (links) 
und Ehepaar Cahn 
     
     
Ehrstaedt Synagoge 454.jpg (48485 Byte) Ehrstaedt Synagoge 453.jpg (47632 Byte) Ehrstaedt Synagoge 447.jpg (69699 Byte)*   
Auf der Höhe der ehemaligen Frauenempore, von der 
jedoch keine Reste erhalten waren. 
Gruppenfoto 
vor der Synagoge 
  
     
Ehrstaedt Synagoge 460.jpg (51745 Byte) Ehrstaedt Synagoge 463.jpg (41734 Byte) Ehrstaedt Synagoge 469.jpg (68087 Byte)
Aufgang zur Empore - unter der
 Treppe ist der Platz des ehemaligen
 Toraschreines zu erkennen
  Ehemaliges jüdisches 
Wohnhaus in Ehrstädt
  
       

   
Bericht von Harry Hack   

(www.harry-hack.de; bei den "Ehrstädter Nachrichten" zu diesem Ereignis zahlreiche weitere Fotos)  
      
Sinsheim-Ehrstädt (hk) Besser hätte das Wetter wirklich nicht sein können, um das neue Schmuckstück und Mittelpunkt des örtlichen Gemeinwesens am Ehrstädter Dorfplatz, die ehemalige Synagoge, einweihen zu können. Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein über den ganzen Tag machten die Einweihungsfeierlichkeiten zu einem fast perfekten "historischen Tag" für den Sinsheimer Stadtteil. Fehlte nur noch, dass der SV Ehrstädt den Aufstieg in die Kreisliga schaffte, was dieser aber am Nachmittag in Helmstadt gegen den SV Neidenstein mit einer 1:2-Niederlage verpasste. Auf dem festlich geschmückten Platz fanden sich am Sonntagmorgen zahlreiche Besucher ein, die sich die Einweihungsfeierlichkeit nicht entgehen lassen wollten. 
     
Vor allem die politische Prominenz war sehr stark auf dem Weedplatz vertreten. Neben den Landtagsabgeordneten Elke Brunnemer (CDU) und Helmut Göschel (SPD) konnte Ortsvorsteher Thomas Czemmel den Ersten Bürgermeister der Großen Kreisstadt, Achim Kessler, Alt-OB Dr. Horst Sieber, Alt-EBM Helmut Beck, die OV-Kollegen Ulrike Bauer (Hasselbach), Alexander Hotz (Adersbach), Peter Hennig (Reihen) und Friedhelm Zoller (Rohrbach), die Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats Helmut Gmelin (CDU), Alexander Hertel (Aktiv für Sinsheim), zahlreiche Stadt- und Ortschaftsräte begrüßen. Auch die Mitarbeiter des städtischen Bauamtes, Heike Schnieders, des Bauhofes Frau Lubinski sowie den ehemaligen Leiter des Tiefbauamtes, Willi Klenk, wurden vom Ortschef willkommen geheißen. Czemmel dankte vor allem den Personen herzlich, die sich in irgendeiner Form mit der Sanierungsaktion in ihrer Amts- bzw. Dienstzeit befasst hatten. Als besonderer Gast hieß Czemmel den Enkel des ersten jüdischen Gemeindevorstands in Ehrstädt (Elias Kahn), Martin Cahn mit Ehefrau Agnieszka, wohnhaft derzeit in Mylenice bei Krakau/Polen, willkommen. Den Kontakt stellte Joachim Hahn von der "Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum" über das Internet zu dem Nachfahren her. 
   
Der offiziellen Einweihung ging ein Gottesdienst der Evangelischen Kirchengemeinde voraus, den Prädikant Kurt Wüst leitete. Mit Liedbeiträgen von der Chorgemeinschaft Ehrstädt-Hasselbach wurde der Gottesdienst sowie die anschließende Einweihungsfeierlichkeit gesanglich umrahmt. Die Kinder vom Kindergottesdienst begrüßten die Kirchgänger mit Salz und Brot und verteilten selbst gebastelte Davidsterne. Saskia Hummel umrahmte zusammen mit ihrem Violinlehrer ebenfalls die Feierlichkeit.   
   
Nach seiner Wahl zum Ortsvorsteher von Ehrstädt im Jahre 1994, als noch die beiden hohen Getreidesilos sowie die ehemalige Waage den Weedplatz nicht gerade zu einer Augenweide machten, hatte Czemmel bei einem Ortstermin mit dem damaligen Ortschaftsrat den Gedanken gehegt, die ehemalige Synagoge zu sanieren. Nach langen Vorgesprächen und dem Abschluss der Neugestaltung des Weedplatzes im Jahre 2000 folgte am 21. März 2001 in der öffentlichen Ortschaftsratsitzung der Beschluss, dass die ehemalige Synagoge in städtischer Hand bleiben und für die Öffentlichkeit renoviert werden soll.   
     
Das Planungsbüro Bernd Gomer aus Eppingen-Adelshofen erhielt Mitte 2001 den Plan- und Bauleiterauftrag von der Stadt Sinsheim. Bereits Mitte 2002 waren die Konzeption für den Umbau und die Renovierung des bisher als Stall und Scheune genutzten Gebäudes entwickelt und die Entwürfe erstellt. Mitte 2002 wurden die Kostenschätzungen erstellt, die der Stadt als Grundlage für die Förderanträge auf Landeszuschüsse dienten. Nachdem absehbar war, dass die beantragten Zuschüsse Aussicht auf Bewilligung haben, wurden in Abstimmung mit dem Stadtbauamt und dem Landesdenkmalamt die Planungen konkretisiert. Im August 2003 wurde das Baugesuch eingereicht das mit der Baugenehmigung im Dezember 2003 zum Abschluss kam.  
    
Entsprechend den Auflagen des Denkmalamtes wurde im Dezember 2003, vor Beginn der Bauarbeiten, eine bauhistorische Kurzanalyse erstellt und der vorhandene Zustand durch eine verformungsgerechte und detailgetreue Bestandsaufnahme von Dipl.-Ing. Bernd Säubert, Karlsruhe, dokumentiert. Diese Analyse stellt, wie Architekt Dipl.-Ing. Hartmut Rudisile vom Planungsbüro Gomer bei seinem umfassendem Bericht über die Sanierungsmaßnahmen erläuterte, neben der baulichen Bestandsdokumentation auch eine gute Grundlage für die Ortsgeschichte und das Leben der jüdischen Mitbürger in der Gemeinde dar. Im Frühjahr 2004 wurde die Werkplanung erstellt und die einzelnen Baugewerke ausgeschrieben, so dass bereits Ende April 2004 mit den eigentlichen Bauarbeiten begonnen werden konnten, die nach einem Jahr Bauzeit abgeschlossen waren.  
  
Bei den Sanierungsarbeiten wurde weitgehend auf konventionelle Materialien und handwerkliche Ausführungstechniken zurückgegriffen, die dem Charakter des Gebäudes entsprechen. Die Farbgebung der Innenwände und Außenfassaden erfolgte auf der Grundlage von historischen Putzresten, die im Innen- und Außenbereich noch erkennbar waren. Im Foyer des Erdgeschosses wurde in Anlehnung an den ursprünglichen Bestand wieder ein Sandsteinboden eingebaut. An der Stirnwand wurde die Nische wieder freigelegt, in der während der Synagogennutzung der Schrein für die heiligen Schriften untergebracht war. An der Außenfassade wurde der kunstvoll bearbeitete Werkstein mit dem Davidstern und der hebräische Inschriftenstein, der leider sehr stark verwittert ist, gereinigt und gefestigt, so dass diese Elemente und Symbole auch weiterhin ein Gedenkzeichen an die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Ehrstädt und an die ursprüngliche Nutzung erinnern. Einen besonderen Dank hatte Hartmut Rudisile für alle Handwerker parat, die größtenteils in mühseliger Handarbeit innerhalb des vorhandenen Gemäuers ihr Werk vollbrachten. Eine Geldspende, zur Anschaffung eines Kunstobjektes, der den Raum ausschmücken und die Geschichte des Gebäudes würdigen soll, überließ Bernd Gomer dann dem Ortsoberhaupt. 
   
MdL Elke Brunnemer gratulierte "mit Respekt und Anerkennung" den Ehrstädtern für die gelungene Sanierung der ehemaligen Synagoge. Durch ihre Kontakte zum zuständigen Ministerium war es möglich, immerhin 130.000 Euro an Zuschüssen für das Projekt, das zirka 370.000 Euro an Kosten verursachte (305.000 Euro Baukosten, 65.000 Euro Ausstattung und Nebenkosten), loszueisen. "Ich wusste damals und ich fühle mich heute bestätigt: Die Mittel sind gut angelegt, die Investition hat sich gelohnt, die Gemeinde hat spürbar an Attraktivität gewonnen!" In den letzten 10 Jahren, so Brunnemer, wurden durch das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) insgesamt 690 Mio. Euro an Fördermitteln vom Land Baden-Württemberg bereitgestellt, mit denen ein Investitionsvolumen von rund 5 Mrd. Euro angestoßen wurden. 18.000 Arbeitsplätze konnten geschaffen werden. "Mit jedem Euro, den wir an Fördermitteln bereitstellen, regen wir also ein Mehrfaches an Investitionen sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich an", stellte Elke Brunnemer abschließend fest.  
  
Martin Kahn, passionierter Hobbymaler, hatte zum Schluss der Einweihungsfeierlichkeiten für das Ortsoberhaupt noch eine Überraschung parat: ein von ihm gemaltes Bild der ehemaligen Synagoge, das nun einen besonderen Ehrenplatz in den sanierten Räumlichkeiten erhalten wird. Nach einem ausführlichen Rundgang durch das frisch sanierte Gebäude, bei dem die neuen Baupläne sowie Bilder vom früheren Zustand des Gebäudes begutachtet werden konnten, fand man sich zum gemeinsamen Mittagessen auf dem Dorfplatz ein, das die Sängerinnen und Sänger des Gesangvereins Ehrstädt bereithielten. Mit flotten Liedern unterhielt der Kinderchor "Liedernest" danach die Festgäste, die dann zu Scharen aufbrachen, um den SV Ehrstädt in Helmstadt beim Relegationsspiel um den Aufstieg in die Kreisliga zu unterstützen. 
  
  
    

Links und Literatur 

Links: 

Website der Stadt Sinsheim  
Seite zum Ortsteil Ehrstädt  
Private Website aus Ehrstädt: www.harry-hack.de   

Literatur:

Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 114. 
Leopold Löwenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz. 1895 S. 38.44. 
Friedrich Hub: Ehrstädt und Schloss Neuhaus. Geschichte eines Kraichgaudorfes. Ehrstädt/ Neckarbischofsheim 1967 S. 496-497 (Kapitel "Ehemalige jüdische Einwohner").

     

                   
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Stand: 05. Juli 2013