Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Eberswalde (Kreisstadt, Kreis Barnim) 
Jüdische Friedhöfe 
(die Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Ralf Roletschek)
  

Zur Geschichte der Friedhöfe 
    
Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts in Biesenthal beigesetzt. 
  
Ein eigener Friedhof in Eberswalde wurde 1751 angelegt (alter jüdischer Friedhof). Er umfasst eine Fläche von 9,75 ar. 1851 wurde der Friedhof erweitert, 1862 mit einer Umfassungsmauer aus Ziegeln umgeben. In der NS-Zeit wurde der Friedhof nicht zerstört oder geschändet. Laut Kommentar im Nachdruck des Buches Geschichte der Stadt Eberswalde. Band 2 von 1740 bis 1940 (Eberswalde 1940. Nachdruck 1994) lag dies vor allem daran, dass der Autor dieses Buches 1940 die jüdischen Friedhöfe nicht erwähnt hat, obwohl er sie kannte, und der Friedhof auf dem Gelände der damaligen "Landesirrenanstalt" lag (später Landesklinik Eberswalde, jetzt Gropius-Krankenhaus). Auch zu DDR-Zeiten wurde kaum etwas über den Friedhof bekannt. Erst nach der Wende wurde der alte Friedhof wiederentdeckt. 1988 wurde, nachdem von der Stadt zunächst die Einebnung geplant war, der Friedhof wieder hergerichtet. Nach den ersten Säuberungsarbeiten erfolgte eine schwere Schändung, bei der 20 Grabsteine zerschlagen wurden. Inzwischen ist der Friedhof in gepflegtem Zustand. Er gilt als einer der schönsten und ältesten in Brandenburg. Der älteste erhaltene Grabstein ist von 1784.     
   
1894 begann die jüdische Gemeinde eine Sammlung von Mitteln zur Anlage eines neuen Friedhofes, da der alte jüdische Friedhof zu klein geworden war und nicht erweitert werden durfte. 1911 konnte neben dem Waldfriedhof ein Grundstück erworben und bis zur ersten Belegung 1924 als Friedhof angelegt werden. 1929 wurde eine Friedhofshalle eingeweiht (besteht nicht mehr). Auf dem Friedhof befinden sich noch 53 Grabsteine. Nach 1945 wurde der Friedhof wiederholt durch Schmierereien geschändet. In den 1950er-Jahren entschied die Stadtverwaltung, das Friedhofsgrundstück zu verkleinern und zu einem Gedenkplatz umzugestalten. Übrig gebliebene Grabsteine wurden an einem neuen Platz aufgestellt, umzäunt und als "Restareal" bezeichnet. 1991 ist der Friedhof gründlich gesäubert worden, doch ist er auch in den Folgejahren immer wieder zur Ablagerung von Müll missbraucht worden. 2019 erfolgte eine weitere gründliche Säuberung des Friedhofes (siehe Bericht unten). 
  
  
Aus der Geschichte des jüdischen Friedhofes  
Die Schändung 1897  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. November 1897:  "Auf dem jüdischen Friedhof in Eberswalde, wo schon früher ähnlicher Frevel verübt worden ist, sind durch ruchlose Hände mehrere Grabsteine beschädigt worden. Die Polizeiverwaltung hat eine Belohnung von 100 Mark für die Ermittelung des Täters ausgesetzt."    
 
Eberswalde AZJ 28011898f.jpg (32840 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Januar 1898: "Wegen gröblicher Schändung des jüdischen Friedhofs in Eberswalde haben die Arbeiter Dittmann, Wittke und Botz von der dortigen Strafkammer zwei Jahre, acht Monate und ein Jahr sechs Monate Gefängnis erhalten."  

   
   
Lage der Friedhöfe
 
 
Der alte jüdische Friedhof liegt an der Oderberger Straße. Der neue Friedhof liegt neben dem Waldfriedhof an der Freienwalder Straße.

Lage der jüdischen Friedhöfe in Eberswalde auf dem dortigen Stadtplan:
links anklicken: der Link führt zum "Friedhof, Nordende, Oderberger Straße"
(alter jüdischer Friedhof):
 

   links anklicken: der Link führt zum "Waldfriedhof, Eberswalde"
(neuer jüdischer Friedhof, der jüdische Friedhof ist nicht separat eingetragen)

   
Link zum alten jüdischen Friedhof auf den Google-Maps
 
  

Eberswalde, alter jüdischer Friedhof auf einer größeren Karte anzeigen       
    
    
    
Fotos   

Der alte jüdische Friedhof 
Foto von Ralf Roletschek aus dem
  Wikipedia-Artikel über Eberswalde 
Eberswalde Friedhof 100.jpg (130408 Byte)    
     

Die nachstehenden Fotos sind gleichfalls von Ralf Roletschek (erstellt im Mai 2010) -  
diese Fotos in hoch auflösender Qualität sind einsehbar über den Link 

Eberswalde Friedhof 190.jpg (202210 Byte) Eberswalde Friedhof 191.jpg (102509 Byte) Eberswalde Friedhof 1701.jpg (81202 Byte) Eberswalde Friedhof 194.jpg (108271 Byte)
Blick auf die 1862 erstellte
 Ziegelsteinmauer
Das Eingangstor mit dem Hinweis "Jüdischer Friedhof 1751" 
(Foto der Tafel von Sebastian Witt, 21.11.2017)  
Teilansicht
 
     
Eberswalde Friedhof 193.jpg (206198 Byte) Eberswalde Friedhof 192.jpg (167765 Byte) Eberswalde Friedhof 201.jpg (186283 Byte)
Teilansichten des Friedhofes
       
Eberswalde Friedhof 198.jpg (170269 Byte) Eberswalde Friedhof 200.jpg (184932 Byte) Eberswalde Friedhof 200.jpg (184932 Byte)
Teilansichten des Friedhofes
     
Eberswalde Friedhof 197.jpg (66882 Byte) Eberswalde Friedhof 196.jpg (69635 Byte) Eberswalde Friedhof 199.jpg (72899 Byte)
Grabstein für "Schmuel 
Sohn des Jizchak"
(gest. 1869)
Grabstein links für 
"Elieser Sohn des Awraham"
Grabstein für Sara Cohn 
(gest. 1875)  
     
   Eberswalde Friedhof 195.jpg (67769 Byte)  
  Grabstein für Hirsch Schwarz 
(1819-1877) und Frieder. Schwarz 
geb. Liepmann
(1826-1903)
  
       

      
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    

Juli 2019: Jugendliche säubern den Friedhof     
Artikel von Ellen Grünwald in der "Märkischen Oderzeitung" vom 19. August 2019: "Sommercamp. Jugendliche sammeln Müll auf einstigem jüdischen Friedhof auf
Eberswalde
. Sie kamen aus Israel, Russland, der Ukraine und Deutschland. 65 Jugendliche, die im Rahmen der 2006 ins Leben gerufenen Internationalen Jugendbewegung Jewish ArtEck ein Sommercamp am Üdersee verbrachten, besuchten Eberswalde, um sich mit der jüdischen Geschichte der Stadt zu befassen. Das Sommercamp, das jährlich im Land Brandenburg stattfindet, führt jüdische und nicht jüdische Jugendliche mit russischsprachigem Hintergrund zusammen, um mit künstlerischen und kreativen Methoden das jüdische Leben in Deutschland zu erforschen. Begleitet werden sie von Pädagogen, Künstlern und Betreuern aus verschiedensten Ländern, die basierend auf den Ideen des jüdisch-polnischen Erziehers, Arztes, Schriftstellers und Kinderrechtlers Janusz Korczak tätig sind. Träger des Projekts sind zwei Partnerorganisationen: die J-ArtEck Jugendbildungsstätte e. V. und die Europäische Janusz Korczak Akademie e. V.
Jüdisches Leben in Eberswalde. Nach Begrüßung und Einführung wurde die Gruppe mit der Geschichte der Eberswalder Juden bekannt gemacht. Zunächst besuchte man einige Stolpersteine in der Nähe des Marktes. Seit 2013 wurden in Eberswalde 39 Stolpersteine für ehemalige jüdische Bewohner verlegt, um an ihr Schicksal zu erinnern. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde das jüdische Leben in der Stadt vernichtet und ausgelöscht. Viele Menschen wurden ermordet. Nur wenige haben den Holocaust überlebt. Die Jugendlichen, zumeist selbst mit einem jüdischen Hintergrund, berichteten von ihren Erfahrungen mit Antisemitismus, der in Deutschland zunimmt.
Nach der Führung begab sich die Gruppe zum Neuen jüdischen Friedhof an der Freienwalder Straße. Dieser Friedhof wurde 1911 von der jüdischen Gemeinde erworben, nachdem der Alte jüdische Friedhof an der Oderberger Straße zu klein geworden war und nicht erweitert werden durfte. Nach dem Krieg verfiel der Friedhof. Von den ehemaligen jüdischen Bewohnern war keiner zurückgekehrt. Mit der ausbleibenden Pflege stellte sich Vandalismus ein, Grabsteine wurden zerstört, der Friedhof wurde geschändet. In den 50er-Jahren entschied die Stadtverwaltung, das Gelände zu verkleinern und zu einem Gedenkplatz umzugestalten. Übrig gebliebene Grabsteine wurden an einem neuen Platz aufgestellt, umzäunt und als "Restareal" bezeichnet. Der eigentliche Friedhof wurde ein wildes Stück Land, in dem Müll abgeladen wurde. Ellen Grünwald berichtete von der ursprünglichen Größe des Friedhofes, erzählte über das Schicksal der dort Bestatteten. Einen jüdischen Friedhof kann man nicht umgestalten oder einebnen. Im jüdischen Glauben ist er ein ewiger Ort, von dem die Toten einst auferstehen werden. Also packten die Jugendlichen an und sammelten den über Jahre angesammelten Müll. Es war ein beschämender Anblick, der sich dort bot. Bergeweise Unrat wurde aufgetürmt, der mit der Unterstützung der Friedhofsverwaltung entsorgt wurde. Am Ende sprachen die Jugendlichen das Kaddish – ein Totengebet für die Verstorbenen. Ein berührender und versöhnlicher Moment. Die Friedhofsaktion fand am 22. Juli, dem Geburtstag von Janusz Korczak, zum Gedenken an den großen Erzieher statt. Dieser Tag war Tikkun Olam, der Verbesserung der Welt und guten Taten im Camp gewidmet."
Link zum Artikel      

  
    

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Stadt Eberswalde   
bullet "Fremde Heimat Eberswalde" - Online zugängliche pdf-Datei u.a. zur Geschichte der Juden in Eberswalde.
bulletWebsite der Chewra Kadischa e.V. Land Brandenburg zu den jüdischen Friedhöfen Eberswalde http://www.chewrakadischa-blb.de/Judische-Friedhofe/Landkreis-Barnim/landkreis-barnim.html 
bulletWikipedia-Artikel zum alten jüdischen Friedhof Eberswalde  
bullet Wikipedia-Artikel zum neuen jüdischen Friedhof Eberswalde   
bulletBericht zur Verlegung von "Stolpersteinen" in Eberswalde im November 2015:  http://www.odftv.de/news_barnim/Neue_Stolpersteine_verlegt-24114.html 
bulletWebsite juedische-friedhoefe.info  https://www.juedische-friedhoefe.info/friedhoefe-nach-regionen/brandenburg/uckermark/eberswalde.html  

Literatur:  

bulletZeugnisse jüdischer Kultur S. 87-89. 
bulletBrocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 315-318. 
bullet Ludwig Arendt: Zur Geschichte der Eberswalder Synagogen-Gemeinde. Begleitheft zur Sonderausstellung 'Schicksale jüdischer Bürger aus Eberswalde'. 1993 

  
    

                   
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Stand: 15. Oktober 2013