Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Dresden (Landeshauptstadt, Sachsen) 
Die jüdischen Friedhöfe  
   

Zur Geschichte der Friedhöfe    
     
In Dresden gab es bereits im Mittelalter einen jüdischen Friedhof. Er lag vermutlich nahe dem "Judenteich", der sich vor dem Kreuztor außerhalb der Stadt (heute Georgplatz) befand. 
     
Der alte jüdische Friedhof in Dresden ist der älteste erhaltene jüdische Friedhof in Sachsen. Er konnte auf Grund einer Genehmigung durch den sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. 1751 auf einem Platz inmitten der Äußeren Neustadt angelegt werden. 1869 war er voll belegt und wurde geschlossen. Bis dahin waren 1.250 Gräber angelegt worden. Er umfasst eine Fläche von 31,60 ar. In der NS-Zeit wurde der Friedhof nicht zerstört, sodass bis heute der Großteil der Grabsteine erhalten ist. 
     
Weitere Informationen siehe Wikipedia-Artikel "Alter Jüdischer Friedhof (Dresden)".           
    
    
Nachdem die volle Belegung des alten Friedhofes absehbar war, wurde 1867 in der Neustadt ein neuer jüdischer Friedhof in unmittelbarer Nachbarschaft zum evangelischen Trinitatisfriedhof angelegt. Die erste Beisetzung war 1868. 1920 wurde der Friedhof erweitert. Damals kaufte die jüdische Gemeinde das Gelände der früheren Stadtgärtnerei. Der Friedhof umfasst heute über 4.000 Grabstätten. Im Februar 1945 wurde er beschädigt, aber nach 1945 wieder hergerichtet. Die Trauerhalle des Friedhofes brannte nach den Bombenangriffen 1945 vollkommen aus. 1950 wurde an deren Stelle die Übergangssynagoge errichtet (genutzt bis zur Fertigstellung der neuen Synagoge 2001). Inzwischen (2011) ist der neue Friedhof weitgehend belegt. Eine Erweiterung des Friedhofes durch den Erwerb eines Nachbargrundstück ist geplant. 
    
Weitere Informationen siehe Wikipedia-Artikel "Neuer Jüdischer Friedhof (Dresden)".      
    
    
Aus der Geschichte der Friedhöfe   
Umbau der Leichenhalle (1912)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. April 1904: "Die Leichenhalle des jüdischen Friedhofs in Dresden wird, aller Voraussicht nach, noch in diesem Jahre einen Umbau beziehungsweise eine Vergrößerung erfahren. Zu diesem Zwecke ist dem israelitischen Krankenpflege- und Beerdigungs-Verein von einem Wohltäter eine Zuwendung von 10.000 Mark gemacht worden."       

   
Ein letztes Konzert auf dem Friedhof mit den Brüdern Fritz und Heinz Meyer (1942)      

Über den Namensgeber des "Fritz-Meyer-Preises" (aus der Website medaon.de): "Fritz Meyer wurde am 28. Mai 1925 in Dresden geboren. Sein Vater, Harry Meyer, leitete seit 1929 das Jüdische Jugendorchester Dresden. Fritz und sein Bruder Heinz genossen somit früh musikalische Erziehung, ihr Vater gab ihnen und auch anderen jüdischen Kindern Geigenunterricht. Fritz Meyer wurde außerdem Schüler der Pianistin Margarete Anschel und nahm auch bei Arthur Chitz Klavierstunden. Die hochbegabten Brüder beteiligten sich von 1935 bis 1937 am Kulturleben der Israelitischen Religionsgemeinde Dresden. Die Familie unterlag allen antisemitischen Maßnahmen nach 1933, die Eltern Harry und Johanne Meyer wurden schließlich am 20. und 21. Januar 1942 nach Riga deportiert. Dort ist die Mutter umgekommen, der Vater wurde im KZ Dachau oder im KZ Auschwitz ermordet.
Die Brüder Fritz und Heinz verblieben zunächst in Dresden. Am 10. August 1942 musizierten sie vermutlich zum letzten Mal gemeinsam öffentlich, mit Geige und Harmonium auf dem Neuen Jüdischen Friedhof. Am 23./24. November 1942 wurden sie in das Judenlager Hellerberg in Dresden gebracht und mussten Zwangsarbeit für die Firma Zeiss Ikon leisten. Am 2. März 1943 erfolgte ihre Deportation in das KZ Auschwitz. Heinz Meyer musste dort u. a. im Lagerorchester spielen. Nach nur drei Wochen starb Fritz Meyer am 29. März 1943, erst 17-jährig, an Körperschwäche und Typhus." 
Ausführlich zu Fritz Meyer: Susanne Reber: Beitrag über den Dresdner Pianisten Fritz Meyer (1925-1943) (als pdf-Datei eingestellt). 
Website Stolpersteine in Dresden: Stolperstein für Fritz Meyer, Stolperstein für Heinz (Henry) Meyer                        
Wikipedia-Artikel zu Henry (Heinz) Meyer
   Youtube: Jewish Survivor Henry Meyer testimony    

    
    
    
Lage der Friedhöfe
    
    
Alter jüdischer Friedhof: Pulsnitzer Straße 12. 
     
Neuer jüdischer Friedhof: Fiedlerstraße 3. 
     
     
     
Fotos 
(Fotos: Fotos in den Fotozeilen 1 und 2 zugesandt von Katharina Hahne, Website www.kriegsopfer.org und www.kriegstote.org;
 Fotos ab Fotozeile 3: Hahn, Aufnahmedatum 24.6.2011)         

Der alte Friedhof   
Dresden Friedhof a161.jpg (130062 Byte) Dresden Friedhof a164.jpg (75817 Byte) Dresden Friedhof a160.jpg (155341 Byte)
Das Eingangstor Hinweistafel Panoramaansicht 
auch in höherer Auflösung
     
        
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Teilansichten des Friedhofes
     
Das Eingangstor mit der Hinweistafel   Blick vom Eingangstor 
über den Friedhof   
  
     
Teilansicht   Dieses Foto in hoher Auflösung  Teilansicht  
     
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Grab von Isaac, einer Vorstehers 
der Beerdigungsbruderschaft
(Vorder- und Rückseite) 
Grab von Arthur Askenasy, Sohn des
Hofrates Moriz Askenasy 
Grabstein für Fanny Mankiewicz 
geb. Elimeyer
und ihrer Tochter 
Fanny Mankiewicz 
  
     
Teilansichten, das mittlere Foto in hoher Auflösung   
     
Dieses Foto in hoher Auflösung  Teilansichten
     
Dresden Friedhof a11214.jpg (99716 Byte) Dresden Friedhof a11213.jpg (99509 Byte) Dresden Friedhof a11216.jpg (119720 Byte)
Vorder- und Rückseite der Grabsteine für Gemeindevorsteher Hirsch Beer 
und seiner Frau  
 
      
Dresden Friedhof a11217.jpg (113601 Byte) Dresden Friedhof a11218.jpg (131248 Byte)   
Grabstein für Gemeindevorsteher 
Bernhard Beer und Dr. Bertha Beer 
geb. Bondi  
Grabstein mit großer Amphore
 Dieses Foto in hoher Auflösung 
   
   
       
Dresden Friedhof a11220.jpg (103755 Byte) Dresden Friedhof a11221.jpg (127370 Byte)   
     
      
Der neue Friedhof (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 24.6.2011)
Dresden Friedhof n11300.jpg (64682 Byte) Dresden Friedhof n11334.jpg (69955 Byte) Dresden Friedhof n11302.jpg (84506 Byte)
Die Trauerhalle von 1866 (1903 erweitert) - bis zur Einweihung der neuen Synagoge
 (2001) als Synagoge der jüdischen Gemeinde in Dresden verwendet  
Grabdenkmal für die Gefallenen des 
Ersten Weltkrieges vor der Trauerhalle
   Dieses Foto in hoher Auflösung  Dieses Foto in hoher Auflösung  
     
Dresden Friedhof n11301.jpg (98935 Byte) Dresden Friedhof n11336.jpg (119483 Byte) Dresden Friedhof n11335.jpg (77783 Byte) Dresden Friedhof n11333.jpg (88847 Byte)
Das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Es wurde bereits vor Ende des Ersten Weltkrieges im Jahr 1916 von dem 
jüdischen Architekten Wilhelm erstellt und war eines der ersten Gefallenendenkmäler des Ersten Weltkrieges in Deutschland.  
Hinweistafeln zur 
Geschichte des Gebäudes 
     
Dresden Friedhof n11303.jpg (125836 Byte) Dresden Friedhof n11304.jpg (134798 Byte) Dresden Friedhof n11305.jpg (95785 Byte)
Links Grabstein für Anna Arndt geb. Kreidl
 (1863-1929) und Hans Arndt (1902-1939);
 Mitte für Clotilde Goldberg geb. Jacob
 (1865-1918) 
Links Grabstein für Sanitätsrat 
Dr. Siegmund Salzburg
  (1868-1932); 
rechts dahinter für Leo Helft 
(1875-1928)  
Grabmal für General-Konsul Alfred Gutmann
 (1850-1923) und Pauline Müller geb.
 Winterberg
(1843-1924) mit Gedenkinschrift
 für Erich W. Gutmann (gefallen 1915)  
     
Dresden Friedhof n11306.jpg (105926 Byte) Dresden Friedhof n11307.jpg (103762 Byte) Dresden Friedhof n11308.jpg (125119 Byte)
Teilansicht des Friedhofes - 
Weg rechts der Trauerhalle 
Grabmal rechts für den Königl. Sächs.
 Kommerzienrat Carl Samuel Glückmann
 (1850-1917) 
Teilansicht mit zahlreichen 
monumentalen Familiengräbern 
entlang der Umfassungsmauer 
  
    Dieses Foto in hoher Auflösung  
     
Dresden Friedhof n11309.jpg (126417 Byte) Dresden Friedhof n11310.jpg (115729 Byte) Dresden Friedhof n11311.jpg (126709 Byte)
Grabstein links für Recha Reichenbach geb.
 Gerson
(185-1926) und Jacob Reichenbach
 (1850-1928) mit Gedenkinschrift für die 
im KZ Auschwitz ermordeten Martin Joachim
 Reichenbach
und Lotte Reichenbach
Grabmal für Oberrabbiner Dr. Wolf Landau
 (1811-1886, seit 1839 Lehrer, seit 
1854 Rabbiner in Dresden) und seine
 Frau Fanni geb. Feilchenfeld 
(1816-1891) 
Teilansicht des Friedhofes - 
Bereich von Gräbern von 
Kinder und Jugendlichen  
  
     
Dresden Friedhof n11312.jpg (86398 Byte) Dresden Friedhof n11313.jpg (132913 Byte) Dresden Friedhof n11316.jpg (112937 Byte)
Blick auf die Trauerhalle 
vom Friedhof  
Grabstein links für Magnus Schlesinger
 (1837-1927) und seine Frau 
geb. Lehmann
(1844-1920)
Grabstätte der Familie Mattersdorf: Richard
 Mattersdorf
(1856-1921) und Gertrud
 Mattersdorff geb. Mattersdorff (1864-1926)
  
     
Dresden Friedhof n11315.jpg (133931 Byte) Dresden Friedhof n11314.jpg (101749 Byte) Dresden Friedhof n11318.jpg (77862 Byte)
Denkmal für 1933 bis 1945 ermordete
 jüdische Gemeindeglieder, deren Urnen 
hier beigesetzt sind (mit 20 Namen; 
drei unbekannte Beigesetzte) 
Grabstein für Leo Bein (1894) und 
Liddy Bein (1896-1983) mit Gedenkinschrift
 für den im KZ Mauthausen 
umgekommenen Günther Bein (1920-1942)
Grabstein für Emil Lehmann (1829-1898) 
und Hermine Lehmann geb. Salomon
 (1830-1889) sowie deren Enkelsohn 
Friedrich Richard Hepner (1901-1922)
     
Dresden Friedhof n11317.jpg (117593 Byte) Dresden Friedhof n11319.jpg (120026 Byte) Dresden Friedhof n11320.jpg (100352 Byte)
Teilansicht  Grabsteine rechts der Mitte für 
Anna Mattersdorff (1831-1899) und
 Siegmund Mattersdorff (1824-1890) 
  
Grabmal für Baron Jacques Gabriel von
 Günzburg
(1865-1895) und Baron Vladimir
 Isaac von Günzburg
(1873-1902) sowie 
Rosalie Glückmann geb. Kaplan (1816-1893) 
 
   
     
Dresden Friedhof n11321.jpg (126496 Byte) Dresden Friedhof n11326.jpg (118580 Byte) Dresden Friedhof n11329.jpg (131426 Byte)
Teilansichten des Friedhofes; auf mittlerem Foto mit Grabstein für Victor Katz (1874-1931; Symbol der "segnenden Hände" der Kohanim)
    Dieses Foto in hoher Auflösung  
     
Dresden Friedhof n11327.jpg (135393 Byte) Dresden Friedhof n11328.jpg (116964 Byte) Dresden Friedhof n11330.jpg (108750 Byte)
Teilansicht 
des Friedhofes
"Abgebrochene Säule" für einen jung
 Verstorbenen: für Martin Pflaum 
(1879-1895)
Familiengrabstätte Klemperer: Henriette
 Klemperer geb. Meyer
(1818-1905) sowie
 Gustav Klemperer Edler von Klemenau
 (1852-1926) und seine Frau Charlotte 
geb. Engelmann
(gest. 1934)
  
    
     
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Abstützung eines sich 
neigenden Familiengrabstätte
Auffallende Grabstätte
 mit Löwen (Familie Lewy)
 
     
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Teilansichten der neuen Gräberreihen; auf dem rechten Foto: Grab von Helmut Eschwege (1913-1992)
     
  Dresden Friedhof n11322.jpg (134210 Byte)   
  Torarollengrab  
     

      
Einzelne neuere Presseberichte     

August 2010: Brandanschlag auf den neuen Friedhof  
Artikel in der "Sächsischen Zeitung" (Chemnitzer Morgenpost) vom 30.8.2010 (Artikel): 
"Alte Synagoge angezündet - Brandanschlag auf den Jüdischen Friedhof.  
Schon wieder ein Brandanschlag mit offenbar politischem Hintergrund. Mit ihrer schändlichen Tat störten Chaoten die Totenruhe auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Dresden-Johannstadt. Die Feuerteufel hatten die Tür der ehemaligen Synagoge angezündet. Es entstand ein Schaden von mehr als 5000 Euro. Die Soko Rex wurde eingeschaltet und sucht Zeugen. 
Dresden. Eine Radlerin (66) entdeckte den Brand kurz vor 6 Uhr: Auf der Fiedlerstraße brannte die Begräbnishalle des Neuen Jüdischen Friedhofs! 
Die Flammen loderten an der schweren Eichentür der früheren Synagoge (1950 bis 2002). Die alarmierte Feuerwehr löschte das Feuer, bevor es weiteren Schaden anrichten konnte. Spezialisten des Landeskriminalamts (LKA) sicherten Spuren. Hinweise auf einen Brandsatz fanden sie nicht. 
'Die Soko Rex hat die Ermittlungen zur schweren Brandstiftung übernommen', so LKA-Sprecherin Silvaine Reiche. Viel Arbeit für die Nazi-Jäger des LKA. In den vergangenen Wochen hatte es schon zwei Brandanschläge auf alternative Wohngemeinschaften von linken Jugendlichen gegeben. Es wird vermutet, dass Nazis die Brandsätze geworfen hatten. Beim Synagogen-Brand fanden sich keine Spuren, die auf die Täter schließen lassen. 
Die Polizei sucht Zeugen - Tel. 0800/6 73 81 52. (us)" 
    
Artikel von Claudia Schade in der "Sächsischen Zeitung" vom 31.8. 2010 (Artikel): "Dieser beißende Geruch.
Die Jüdische Gemeinde ist geschockt über den Anschlag vom Sonntag und macht in der Stadt einen aggressiven Antisemitismus aus. Bedroht fühlt sie sich dennoch nicht.

Der Wind rauscht in den Blättern der alten Bäume, die wohlgepflegten Gräber schimmern im Sonnenschein in stiller Würde: Der jüdische Friedhof an der Fiedlerstraße strahlt eine besinnliche Ruhe aus – wäre da nicht dieser beißende Geruch. Nora Goldenbogen, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, hat ihn in der Nase, während sie die beschädigte Eingangstür der Beerdigungshalle betrachtet. Sie streicht mit den Fingern vorsichtig über das verkohlte Holz. Sie wirkt bedrückt. In der Nacht zum Sonntag haben ein oder mehrere Täter die schwere zweiflügelige Holztür in Brand gesetzt. Die Flammen hatten bereits ein Loch hineingefressen, als am frühen Sonntagmorgen eine Radlerin das Feuer entdeckte und Hilfe herbeirief.
Erschreckende Aggressivität. 'Ich bin sehr berührt', sagt Nora Goldenbogen. 'Unsere Gemeinde ist sehr offen, sie lädt zum Besuchen ein. Umso mehr schmerzt es mich, wenn man in bestimmten Abständen wieder merkt, dass es einen aggressiven Antisemitismus gibt.' Daraufhin schweigt sie einen Moment. 'Es ist erschreckend, dass der sich so stark entlädt', fügt sie schließlich hinzu.
Immer wieder hat sich die jüdische Gemeinde in den vergangenen Jahren Anfeindungen gegenüber gesehen. 1993 wurde die Außenwand des Friedhofs auf einer Länge von 60 Metern mit antisemitischen Parolen und Hakenkreuzen beschmiert. Etwa 30 Gräber wurden damals geschändet. Einige wurden umgeworfen, andere mit Hasstiraden und Zeichnungen verunstaltet. In den zwei darauffolgenden Jahren wiederholten sich die Angriffe auf die wehrlosen Toten. Nicht selten erhält die Gemeinde schriftliche Drohungen, neuerdings auch verstärkt per E-Mail. Und erst im vergangenen Jahr beschmierte ein Mann die Außenwand der Synagoge mit Hakenkreuzen. 'Das alles kennen wir', sagt Nora Goldenbogen. 'Aber ein Brandanschlag ist eine andere Kategorie.' Ein Feuer an einer Synagoge weckt die Erinnerung an die brennenden Synagogen in der Reichspogromnacht am 9. November 1938. Damals hatten die Nazis jüdische Gotteshäuser im ganzen Land in Brand gesteckt, Wohnungen und Geschäftshäuser von Juden zerstört und im Anschluss daran mit der Deportation der Menschen in Konzentrationslager begonnen. Diese Bilder laufen bei vielen älteren Mitgliedern der jüdischen Gemeinde vor dem inneren Auge ab, wenn sie nun von einem Brandanschlag hören. 'Viele sind verängstigt', sagt Nora Goldenbogen. Sie hat bereits zahlreiche Telefonate mit beunruhigten Mitgliedern geführt.
Mit der jetzigen Beerdigungshalle ist zudem die Keimzelle der neuen jüdischen Gemeinde in Dresden getroffen worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die alte, von Gottfried Semper errichtete Synagoge am Hasenberg total zerstört. An einen Neubau war nicht zu denken. Auch die Beerdigungshalle auf dem Gelände des 1867 gegründeten Friedhofs war von Bomben getroffen. Sie konnte aber 1949/50 mit großem Engagement und der Hilfe vieler Spender auf den alten Fundamenten neu errichtet werden. 'Die Stadt Dresden und das Land Sachsen gaben damals sogar 150000 Mark', sagt Goldenbogen.
Keimzelle der neuen Gemeinde. 51 Jahre lang diente das Gebäude nicht nur als Beerdigungshalle, sondern in einer ungewöhnlichen Doppelnutzung auch als Synagoge. Sie war wichtiger Anlaufpunkt für die damals noch sehr kleine jüdische Gemeinde. Hier wurden die Festtage gefeiert und Familienereignisse zelebriert. Hier konnte nach Leid und Vernichtung des Krieges erstmals wieder jüdisches Leben in seinen zahlreichen Facetten praktiziert werden. Und hier wurzelt auch die Rückkehr des Judentums in das Dresdner Stadtzentrum mit der Weihe der neuen Synagoge am 9. November 2001. Viele Gemeindemitglieder hatten sich im vergangenen Jahr in die Menschenkette gegen Nazis eingereiht. 'Erstmals konnten sie ohne Angst zu haben gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen', erklärt Nora Goldenbogen. Nun hat die gelöste Stimmung wieder einen Dämpfer bekommen. Vor allem die zugewanderten Russland-Deutschen, die in ihrer alten Heimat diskriminiert wurden, seien verängstigt.
Nora Goldenbogen selbst indes will sich nicht beirren lassen. 'Ich gebe mir Mühe, mich nicht bedroht zu fühlen', sagt sie. 'Sonst kann man vieles ja gar nicht mehr machen.'"  
 
Spendenaufruf - Brandanschlag Neuer Jüdischer Friedhof Dresden
Der Freundeskreis Dresdner Synagoge e.V. bittet um Spenden für die Erneuerung des durch den Brandanschlag am 29. August zerstörten Eingangsportals der Begräbnishalle und zur Erhöhung der Sicherheit auf dem Neuen Jüdischen Friedhof.

Die Begräbnishalle (ehemalige Synagoge) auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Dresden-Johannstadt wurde am vergangenen Sonntagmorgen Ziel eines Brandanschlags. Dabei wurde das Eingangsportal zerstört. Dass ein noch größerer Schäden abgewendet werden konnte, ist einer 66-jährigen Passantin zu verdanken, die den Schwelbrand bemerkte und die Feuerwehr informierte. Das Feuer konnte rechtzeitig gelöscht werden, um ein Übergreifen der Flammen auf die einstige Synagoge (1950 - 2001) zu verhindern. Dennoch entstand ein Schaden von 5000 Euro.
Der Vorstand des Freundeskreises Dresdner Synagoge e.V. verurteilt diesen Brandanschlag auch im Namen der Vereinsmitglieder aufs Schärfste. Er ist nicht nur ein Anschlag auf die Jüdische Gemeinde zu Dresden, sondern auch auf die gemeinsame deutsch-jüdische Geschichte und Kultur. Die Vorstandsmitglieder des Freundeskreises rufen deshalb dazu auf, die Jüdische Gemeinde zu Dresden mit einer Spende bei der Beseitigung der Schäden und der Erhöhung der Sicherheit auf dem Neuen Jüdischen Friedhof zu unterstützen.
Spendenkonto: Kontoinhaber: Freundeskreis Dresdner Synagoge e.V. 
Bank: Landeskirchliche Kredit-Genossenschaft Sachsen eG - LKG -   BLZ: 850 951 64   Kontonummer: 10 2756 029  Kennwort: Brandanschlag Jüd. Friedhof   
Die Spende ist steuerlich absetzbar, Spendenbescheinigungen können ausgestellt werden. Dazu muss auf dem Überweisungsformular Vor- und Nachname sowie die vollständige Adresse angegeben werden.      Quelle: Freundeskreis Dresdner Synagoge e.V" . 
 
Januar 2016: Hundert Jahre Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges 
Beitrag (mit Video) in "Sachsen Fernsehen" vom 15. Januar 2016: "Besonderes Denkmal auf dem jüdischen Friedhof in Dresden..." 
Link zum Beitrag    
 
September 2016: Restaurierungsmaßnahmen auf dem alten Friedhof   
Artikel von Gerrit Menk in den "Dresdner Neuesten Nachrichten" vom 26. September 2016: "Grabstellen. Restaurierung auf Altem Jüdischen Friedhof in Dresden
Torsten Schulze, Inhaber einer Bauklempnerei und Kupferschmiede, hat auf dem Alten Jüdischen Friedhof in der Neustadt an drei Grabanlagen die Geländer restauriert. 'Die Jüdische Gemeinde war mit diesem Wunsch an mich herangetreten und es war für mich eine Selbstverständlichkeit, mich darum zu kümmern.'

Torsten Schulze, Inhaber einer Bauklempnerei und Kupferschmiede, hat auf dem Alten Jüdischen Friedhof in der Neustadt an drei Grabanlagen die Geländer restauriert. 'Die Jüdische Gemeinde war mit diesem Wunsch an mich herangetreten und es war für mich eine Selbstverständlichkeit, mich darum zu kümmern.' Dem Handwerker ist es ein Anliegen, dass die Grabstellen, von denen viele in einem schlechten Zustand sind, gepflegt werden. Der Alte Jüdische Friedhof hat eine lange Geschichte. Er wurde im 18. Jahrhundert von August dem Starken an die Juden übergeben, für die der nächstgelegene Friedhof damals in Teplice war. Im Austausch erhielt August der Starke dafür finanzielle Unterstützung für seinen Wahlkampf für die Königswahl in Polen. Bis 1900 war der Alte Jüdische Friedhof in Betrieb. Der neue entstand in der Friedrichstadt. Auf diesem wurden während des Zweiten Weltkriegs viele Gräber geschändet. Dem alten hingegen wurde nicht viel Beachtung geschenkt, viele Gräber verwahrlosten mit der Zeit. Die restaurierten Grabstellen sind 130 bis 150 Jahre alt. Schulze stellte über einen Zeitraum von einem dreiviertel Jahr rund 20 Meter der alten Metallumrandungen wieder her. 'Für die folgenden Generationen sollten immer mal wieder Grabstellen restauriert werden', wünscht er sich. 'Es wäre schade, wenn ein solch geschichtsträchtiger Ort verfällt.'"
Link zum Artikel   
 
Oktober 2017: Reinigungsaktion auf dem Friedhof mit Hilfe von Freiwilligen  
Artikel in den "Dresdner Neuesten Nachrichten" vom 17. Oktober 2017: "Am Reformationstag: Neuer Jüdischer Friedhof sucht Freiwillige für Friedhofspflege.
Die Jüdische Gemeinde Dresden und der Verein Denk Mal Fort! e.V. laden zum alljährlichen Arbeitseinsatz auf den Neuen Jüdischen Friedhof auf der Fiedlerstraße. Am Dienstag, 31. Oktober, findet die Aktion ab 9 Uhr statt. Arbeitsgeräte werden zur Verfügung gestellt, zusätzliche dürfen jedoch mitgebracht werden. Gemeinsam sollen verwaiste Gräber gepflegt und dafür gesorgt werden, dass der geschichtsträchtige Friedhof erhalten bleibt. Der 1867 eröffnete Neue Jüdische Friedhof in der Dresdner Johannstadt beherbergt 708 Grabstellen aus dem 19. Jahrhundert und weitere 2009 Grabstätten aus der Zeit zwischen 1900 und 1945. Gemäß der jüdischen Tradition haben diese Gräber ein ewiges Ruherecht. Ihre Erhaltung bereitet jedoch zunehmend Schwierigkeiten, da kaum noch Nachfahren der jüdischen Familien Alt-Dresdens leben, die für die Erhaltung aufkommen können. Ein Großteil der denkmalgeschützten Grabmalsubstanz ist daher inzwischen in keinem guten Zustand."
Link zum Artikel   
Website des Vereins Denk Mal Fort! e.V.  http://denkmalfort.de/  
  

    
     

Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der Stadt Dresden    
bulletWebsite "Juden in Mittelsachsen" www.juden-in-mittelsachsen.de 
mit Seiten zum alten jüdischen Friedhof Dresden und Seiten zum neuen jüdischen Friedhof Dresden 
bulletDresden Hatikva 0010.jpg (56262 Byte)Website von "HaTiKVA - Die Hoffnung. Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e.V.":  www.hatikva.de       

Literatur:  

bulletGermania Judaica III,1 S. 249-254.    
bullet Zeugnisse jüdischer Kultur S. 222-230.   
bulletBrocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 303-313.   
bullet Nora Goldenbogen: Der alte Dresdner Jüdische Friedhof. Zeugnis der Geschichte der Juden in Dresden und Sachsen. In: Mitteilungen des Landesvereins Sächs. Heimatschutz 1994, 4, S.57-64. 
bullet Alter jüdischer Friedhof in der Dresdner Neustadt. Hg. von einem Autorenkollektiv unter der Leitung von Frank Thiele. Dresden 2000. 
bullet Neuer jüdischer Friedhof in der Dresdner Johannstadt. Hg. von einem Autorenkollektiv unter der Leitung von Frank Thiele. Dresden 2003. 
bullet Art. "Dicht an dicht" in: "Jüdische Allgemeine Nr. 23/04 vom 10.6.2004 S.20.
bullet Der Alte Jüdische Friedhof in Dresden. Verlag Hentrich&Hentrich. 301 S., hardcover, 301 Abb. ISBN: 978-3-933471-29-1. 28.00 € . Info auf Verlagsseite
Still unter hohen Bäumen verborgen liegt der Alte Jüdische Friedhof von Dresden. Fast erscheint es wie ein Wunder, dass er seit nunmehr über 250 Jahren existiert. Denn im Verlaufe dieser Zeit war sein Bestehen mehrfach bedroht. Seine Geschichte gleicht von der Entstehung bis zur Gegenwart einem spannenden Kriminalstück, in dem die Intrigen des sächsischen Hofes ebenso eine Rolle spielen, wie die Überlebensstrategien der hier ansässig gewordenen Juden, die sich mit großen Anstrengungen um die Bewahrung des Platzes bemühten, der ihre Vorfahren für die Ewigkeit beherbergt. Drei Jahre lang erforschte eine Projektgruppe das Schicksal dieses ältesten in Sachsen erhaltenen jüdischen Friedhofes. Selbst für Experten überraschend war der Umfang des Aktenmaterials, das über diesen Friedhof noch vorhanden ist. Ausgewählte Biographien und Register der beerdigten Personen ergänzen das nun vorgelegte Material.

    

    
      

                   
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Stand: 15. Oktober 2013