Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Borken (Hessen) mit Großenenglis, Kleinenglis und Freudenthal 
(Stadt Borken, Schwalm-Eder-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

 

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
   
In Borken bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Bereits im 14./15. Jahrhundert lebten einige jüdische Personen in der Stadt. Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Die erste urkundliche Erwähnung von Juden in der Stadt ist von 1596. Im 17. Jahrhundert waren im Durchschnitt fünf bis sechs jüdische Familien in der Stadt. Im 17. und 18. Jahrhundert war Borken Sitz der "Judenlandtage". 1777 wurden sieben jüdische Familien mit zusammen 28 Personen gezählt. Bereits damals gab es einen Lehrer und Vorbeter ("Judenschulmeister").     
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1827 83 jüdische Einwohner (7,4 % von insgesamt 1.118 Einwohnern), 1835 66, 1842 70 (5,1 % von 1.373), 1852 120 (8,5 % von 1.417, in 25 Familien), 1861 157 (10,6 % von 1.480), 1885 182 (14,3 % von 1.273), 1895 204 (15,8 % von 1.290), 1905 171 (13,5 % von 1.266). Die jüdischen Haushaltsvorstände verdienten den Lebensunterhalt ihrer Familien als Krämer, Handelsleute, Metzger, Pferdehändler; Mitte des 19. Jahrhundert gab es auch einen jüdischen Buchbinder und einen Schuhmacher. 
  
Auch die in Großenenglis und in Freudenthal lebenden jüdischen Personen gehörten seit ca. 1890 zur Gemeinde in Borken. In Großenenglis bestand bis dahin eine kleine jüdische Gemeinde, zu der auch die im benachbarten Kleinenglis lebenden jüdischen Personen gehörten. An den beiden Orten lebten jüdische Familien mit den Familiennamen Höxter, Kugelmann, Nußbaum, Kaiser, Apt, Löwenstein und Levi. In Großenenglis wurden gezählt: 1835: 14, 1842 5, 1861 acht jüdische Einwohner. Ende des 19. Jahrhunderts lebte nur noch die jüdische Familie Kaiser in Großenenglis. Die letzte jüdische Einwohnerin in Großenenglis, die 82-jährige unverehelichte Rosa Kaiser, wurde im Mai 1931 auf dem jüdischen Friedhof in Borken beigesetzt (Bericht siehe unten). In Freudenthal wurden 1893 vier jüdische Steuerzahler, d.h. Haushaltsvorstände) gezählt. 
 
An den Freiheitskriegen 1813-1814 nahm aus Borken Isaac Lehrberger teil. 

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Israelitische Schule (Israelitische Elementarschule von 1823 bis 1934, die Schule war zunächst in gemieteten Räumen in den heutigen Gebäuden Bahnhofstraße 84 und in der Hintergasse 1; seit 1896 in dem 1895/96 neu erbauten jüdischen Schulhaus Pferdetränke 12; die Einweihung des Hauses war am 1. Juli 1896; große Verdienste um den Bau hatte der damalige Gemeindevorsteher Moses Rosenmund, siehe Bericht zu seinem Tod 1927 unten), eine Mikwe und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Zwischen 1872 und 1887 waren unter Lehrer D. Katzenstein zunächst 23, zuletzt 43 Kinder in der Schule zu unterrichten. Ab 1888 war Lehrer Wolf Amram in Borken. Er unterrichtete bis zu 66 Kinder (1896 im Jahr der Einweihung des neuen Schulhauses). Als Lehrer Amram starb (1909, siehe Bericht unten), war die Zahl der jüdischen Kinder bereits stark zurückgegangen. 1912 hatte die Schule nur noch 17 Kinder. 1910 trat der letzte Lehrer der jüdischen Gemeinde seinen Dienst an: Levi Katz. Er unterrichtete in der Folgezeit auch die jüdischen Kinder in der Umgebung, u.a. in Homberg (Efze) und Falkenberg.   
Die Gemeinde gehörte mit den Gemeinden im ehemaligen Kreis Homberg zum Rabbinatsbezirk Niederhessen mit Sitz in Kassel.  
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Nathan Gottlieb (geb. 14.11.1891 in Borken, gef. 22.8.1915), Willy Gottlieb (geb. 23.8.1897 in Borken, gef. 10.8.1918), Ober-Gefreiter Meyer Lehrberger (geb. 22.1.1893 in Borken, gef. 13.3.1918), Moses Rosenbusch (geb. 19.6.1887 in Borken, gef. 18.11.1915), Gefreiter Leopold Rosenmund (geb. 18.10.1885 in Borken, gef. 13.8.1918).           
 
1925 gehörten 145 Personen zur jüdischen Gemeinde (8,7 % von insgesamt 1.660 Einwohnern). 1932 waren die Vorsteher der Gemeinde Is. Appel II (1. Vors.), Hugo Moses (2. Vors.) und Max Rosenbusch (Schriftführer und Schatzmeister). Als Lehrer war der schon genannte Levi Katz tätig. Er unterrichtete an der Israelitischen Volksschule (mit 4 Klassen) 1924/25 17 Kinder. An jüdischen Vereinen gab es den Israelitischen Frauenverein (gegründet 1900, 1932 unter Leitung von Minna Kaufmann mit 35 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger, vgl. Berichte unten), den Männerverein (gegründet 1920, 1932 unter Leitung von Is. Appel II mit 16 Mitgliedern, Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Hilfsbedürftiger und Bestattungswesen) und die Milde Stiftung (gegründet 1835, 1932 unter Leitung von Liebmann Kaufmann mit 17 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger), eine Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten.         

1933 lebten noch 141 jüdische Personen in der Stadt (7,2 % von 1.960). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bereits im Juni 1933 wurden jüdische wie auch andere der Partei unliebsame Personen in das damalige Rathaus verschleppt und stundenlang misshandelt. 1934 musste die jüdische Schule geschlossen werden (zuletzt 10 Kinder; der Religionsunterricht konnte bis Ende des Schuljahres 1937/38 fortgeführt werden). Bis Ende September 1937 war die Zahl jüdischer Einwohner auf 60, bis April 1938 auf 40 zurückgegangen. Im Frühjahr 1938 kam das jüdische Gemeindeleben weitgehend zum Erliegen. Eine der letzten besonderen Ereignisse im jüdischen Gemeindeleben war das 40-jährige Dienstjubiläum von Lehrer Levi Katz und eine Bar-Mizwa-Feier am 1. April 1938. Nach den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 (s.u.) ging die Zahl der jüdischen Einwohner bis 1939 auf 22 zurück (1,0 % von 2.109 Einwohnern). Am 25. August 1942 wurden die letzten drei jüdischen Einwohner in das Ghetto Theresienstadt deportiert.   
  
Von den in Borken geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Edith Appel (1914), Isaak Appel (1875), Simon Appel (1881), Hermann Blum (1892), Hildegard Blum (1923), Hugo Blum (1892), Margot Blum (1923), Martha Marga Blum (1928), Martin Blum (1925), Moritz Blum (1867), Johanna David geb. Lehrberger (1885), Veilchen Elias geb. Blum (1865), Berta Gottlieb geb. Bornheim (1890), Ernst Moses Gottlieb (1923), Gustav Gottlieb (1886), Ilse Sitta Gottlieb (1921), Jonas Hainz (1889), Rolf Jakob Hain (1924), Rosa Hain geb. Gottlieb (1895), Susanne Hain (1926), Sara Heilbronn geb. Appel (1865), Bertha Heilbrunn (1918), Leo Herrmann (1913), Hedwig Holzapfel geb. Lehrberger (1895), Hans Israel (1920), Leo Israel (1923), Selma Israel geb. Rosenbusch (1892), Rosa Kanter geb. Wittmüller (1860), Flora Katten geb. Appel (1885), Bertha (Herta) Katzenstein geb. Weiler (1853), Max Kaufmann (1898), Paula Kaufmann geb. Sauer (1893), Siegfried Kaufmann (1882), Emma Kohlhagen geb. Appel (1874), Emil Lehrberger (1880), Leopold Friedrich Lehrberger (1888), Margot Lehrberger (1923), Max Moritz Lehrberger (1879), Menny (Henny) Lehrberger (1882), Lina Levi geb. Rosenmund (1883), Max Mordechai Nadel (1884), Siegfried Nagel (1903), Eduard Nussbaum (1878), Friederike Nussbaum geb. Nussbaum (1893), Leopold Nussbaum (1901), Minna Nussbaum (1922), Moritz Nussbaum (1888), Pauline Nussbaum geb. Blach (1873), Johanna Oppenheim (1880), Frieda Philippsohn geb. Rothschild (1893), Frieda Poortje geb. Lehrberger (1888), Jettchen Rosenberg geb. Kaufmann (1900), Flora Rosenbusch geb. Katzenstein (1894), Hanne Rosenbusch (1860), Max Rosenbusch (1890), Adele Emma Rosenmund (1878), Hedwig Rosenmund (1893), Sara Sauer geb. Guttheim (1871), Margareta (Grete) Schönfeld geb. Katz (1909), Franziska Speier geb. Rosenbusch (1893), Levi Speier (1885), Ursel Speier (1924), Berta Stern (1869), Delfine Stern geb. Katzenstein (1888), Franziska Stern geb. Rosenbusch (1886), Rosa Stern geb. Appel (1879), Gerti Wallach geb. Rothschild (1889).
  
  
Achtung: es kann bei einzelnen Recherchen zu Verwechslungen von Borken in Hessen mit Borken in Westfalen kommen. 
  

Anmerkung: die in einigen Listen genannte Jenni Rosenmund (1892) hat die NS-Zeit überlebt. Sie konnte 1940 nach Argentinien emigrieren und starb 1969 in Buenos Aires 
(Hinweis von Dennis Aron vom 31.8.2016; vgl. http://cemla.com/buscador/ und  https://archive.org/stream/Boletin_Oficial_Republica_Argentina_2da_seccion_1969-12-30/1969-12-30_djvu.txt). 
  
Von den in Großenenglis geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen ist in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Josef Kaiser (1873).  
   
Von den in Kleinenglis geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen ist in der NS-Zeit umgekommen: Frommet Kugelmann (geb. 1867 in Kleinenglis, später wohnhaft in Fritzlar).       
       
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Zum Tod von Lehrer Wolf Amram (1909)  

Borken AZJ 22101909.jpg (32659 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Oktober 1909: "Aus Kurhessen, 19. Oktober (1909), am 15. dieses Monats wurde Lehrer Amram, Borken, unter großer Beteiligung zu Grabe geleitet. Es ist leider nicht erlaubt, die vielfachen Verdienste des Verstorbenen um die Lehrerfrage zu würdigen, da er letztwillig sich jeden Nachruf verbeten hat und dieses so verklausuliert, dass diese Zeilen wohl schon zu viel sind. Er ruhe in Frieden!"  
Anmerkung: Lehrer Wolf Amram war u.a. langjähriger Vorsitzender der israelitischen Lehrerkonferenz Hessens; er sprach als solcher bei der Feier zum Abschied von Lehrer Aron Katz 1905 in Fritzlar
Zur Person und Familie:
Lehrer Wolf Amram ist um 1850 (?) in Diemerode geboren. Er ließ sich zum Lehrer ausbilden und unterrichtete nach 1872 an der Israelitischen Elementarschule in Zwesten, seit 1888 in Borken, wo er 1909 gestorben ist. Er war verheiratet mit Julie geb. Lomnitz (geb. 1857 in Bischhausen). Seine Tochter Frieda (geb. 6. Oktober 1885 in Zwesten) wurde später Oberin des Kinderhauses der Weiblichen Fürsorge in Frankfurt am Main. Zeitweise wurde sie in dieser Aufgabe unterstützt von ihrer jüngeren Schwester Goldine (Dina) Hirschberg geb. Amram, die mit dem 1894 in Zwesten geborenen Lehrer Seligmann Hirschberg verheiratet war. Die Mutter Julie Amram ist 1942 im Ghetto Theresienstadt umgekommen. Ihre Tochter Frieda wurde 1942 in Auschwitz ermordet. 
vgl. zu Frieda Amram die biographischen Anmerkungen zu ihr in www.juedische-pflegegeschichte.de
.   

   
Lehrer Levi Katz und seine Frau Berta geb. Wolf danken für die Glückwünsche zur silbernen Hochzeit (1927)   
Anmerlung: Lehrer Levi Katz ist am 23. Dezember 1876 in Beiseförth geboren als Sohn von Daniel Katz und Bertha geb. Lange. Er war seit 1902 verheiratet mit Bertha geb. Wolf, mit der er neun Kinder hatte: Nora (1903), Siegfried (1904), Frieda (1905), Margarete (geb. 1909 in Ottweiler, 1943 in Auschwitz ermordet), Käthe (1912), Robert (1914), Rut (1915), Lotte (1918), Werner (1922). Levi Katz hat die Lehrerseminare in Würzburg und Kassel besucht und wurde zunächst Lehrer in Bosen, danach in Ottweiler; 1910 übernahm er die Stelle des Lehrers und Kantors in Borken, wo er bis 1938 blieb, unterbrochen von der Zeit als Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg 1916 bis 1918. Bereits 1933 kam er für fünf Wochen in das KZ Buchenwald. 1939 Umzug zu seiner Tochter Margarete nach Amsterdam. Im Mai 1943 kam er in Haft in das KZ Waaterborg (bis Januar 1944). 1944 wurde er in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er das Kriegsende erlebte. Er emigrierte nach Amerika, 1949 nach Israel, wo er 1953 gestorben ist..   
Quelle: Robert Katz: Zur Familie des Lehrers Levi Katz. In: Eva Tigmann / Michael Landau. Unsere vergessenen Nachbarn. St. Ingbert 2010. S. 385-386; http://www.saarland-biografien.de/Katz-Levi    

Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 1. Juli 1927: 
"Allen unseren Freunden und Bekannten sagen wir auf diesem Wege herzlichsten Dank für die zahlreichen Glückwünsche zu unserem 25-jährigen Ehejubiläum. 
Borken (Kreis Kassel), den 27. Juni 1927.  
Lehrer L. Katz und Ehefrau Berta geb. Wolf."                    

 
40-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Levi Katz (1938)
   

Mitteilung im "Jüdischen Gemeindeblatt Kassel" vom 25. März 1938: "Borken. Am 1. April dieses Jahres kann Herr Lehrer L. Katz - Borken auf eine 40-jährige Dienstzeit zurückblicken."  
 
Anzeige im "Jüdischen Gemeindeblatt Kassel" vom 8. April 1938: "Für die mir anlässlich meines 40-jährigen Dienstjubiläums übermittelten Glückwünsche und erwiesene Aufmerksamkeit seitens der hiesigen Gemeinde und meines Kollegen- und Freundeskreises spreche ich allen meinen verbindlichsten Dank auf diesem Wege aus. 
L. Katz,
Lehrer i.R. Kantor und Prediger.
Borken (Kassel), den 3. April 1938."     

     
     
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    
Generalversammlung des israelitischen Frauenvereins (1927)         

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 28. Januar 1927: "Borken. Am Samstagabend fand die Generalversammlung des Israelitischen Frauenvereins statt. Der Vorsitzende gedachte in seinem Jahresbericht der verstorbenen Mitglieder Sara Appel und Klara Appel seligen Andenkens. Nachdem dem Rechnungsführer Entlastung erteilt worden war, wurde der alte Vorstand, Frau Minna Kaufmann und Frau Sophie Vogel, wiedergewählt. Zum Schluss hielt Herr Lehrer Katz einen Vortrag 'Die Königin Esther im Lichte des Midrasch', zu dem auch mehrere Nichtmitglieder sich eingestellt hatten. K."                

 
Chanukka-Ball der Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (1927)    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 16. Dezember 1927: "Borken (Hessen). Am 18. dieses Monats findet unser diesjähriger Chanukkah-Ball statt. Wir laden hierzu alle Kameraden mit ihren Damen herzlichst ein und hoffe, eine große Anzahl bei uns begrüßen zu können. Eventuelle Anmeldungen sind an den 1. Vorsitzenden des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten, Kamerad Leopold Lehrberger - Borken, zu richten."                

  
Unterhaltungsabende in der Gemeinde (1930)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 31. Januar 1930: "Borken. Auch der diesjährige Winter hat unserer Gemeinde schon drei Unterhaltungsabende auf jüdischem Gebiet gebracht. Zu Chanukkah führte die Jugend 'Das Lichtfest' von Böhm neben anderen Darbietungen auf. Anlässlich der Generalversammlung des Frauenvereins hielt Herr Lehrer Katz einen Vortrag über 'Eindrücke vom jüdischen Berlin'. Am vorigen Sonntag hatten sich von der Loge in Kassel Frau Rosenbaum und die Herren Dessauer und Markus eingefunden. Sowohl die Ausführungen des Referenten Dessauer über 'das jüdische Lied' sowie auch die musikalischen Darbietungen des Paares Rosenbaum-Markus hinterließen einen überaus nachhaltigen Eindruck, sodass ihnen an dieser Stelle nochmals für ihr uneigennütziges Wirken im Dienste der guten Sache gedankt sei."             

  
Vortragsabend im jüdischen Frauenverein (1930)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 28. März 1930: "Borken. Im hiesigen Frauenverein sprach Frau Kommerzienrat Eugenie Wertheim - Kassel über 'Öffentliche und private Fürsorge'. Die überaus glänzenden Ausführungen zeugten von der umfassenden Kenntnis der einschlägigen Fürsorgebestimmungen der Vortragenden und von ihrer weiten Tätigkeit auf dem Gebiete der Liebestätigkeit. Frau Wertheim fordert auch für das Land den Anschluss an die Zentralwohlfahrtsstellen, und es wäre dringend zu wünschen, dass der Ruf nicht umsonst hinausgeht. Nur eine organisierte Wohltätigkeit kann Ersprießliches leisten."               

 
Gemeindeversammlung zu Etatfragen und der Wahl von Max Rosenbusch zum neuen Rechnungsführer (1931)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 6. Februar 1931: "Borken. Am vergangenen Sonntag fand hier auf Anordnung des Landratsamtes eine wichtige Gemeindeversammlung statt. Einige Gemeindemitglieder glaubten den Etat dadurch zu entlasten, dass sie dem Rechnungsführer der Gemeinde für seine Bemühungen eine Vergütung von 3 Prozent statt wie bisher 4 Prozent gewähren wollten. Auf der Tagesordnung stand deshalb die Wahl eines neuen Rechnungsführers. Nach eingehender Beratung wurde Herr Max Rosenbusch mit Stimmenmehrheit wiedergewählt, da er die Arbeiten zur vollsten Zufriedenheit der Gemeinde geführt hat."                

  
Vortragsabend in der Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (1931)   
Anmerkung: Das von Meier Spanier herausgegebene Buch "Leutnant Sender. Blätter der Erinnerung für seine Freunde. Aus seinen Feldpostbriefen zusammengestellt" erschien in 3. Auflage Hamburg 1916. Es ist online einsehbar über das Internet Archiv der Calfornia Digital Library  https://archive.org/details/leutnantsenderbl00send. Gottfried Sender ist am 18. März 1882 in Tholey als Sohn des Lehrers German Sender und seiner Frau Pauline geb. Wolf geboren. Das Buch erschien nochmals als reprint 2012.    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 20. März 1931: Borken. In der hiesigen Ortsgruppe des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten am 14. März sprach Lehrer Katz über 'Leutnant Sender'. Sender, Rheinländer von Geburt, Schüler des Münster'schen Lehrerseminars, und Hörer der dortigen Universität, zog als Lehrer der Lehrerbildungsanstalt in Berlin in den Krieg. In seiner Heldenlaufbahn, die er schon im Juni 1915 mit dem Heldentode beendigte, rückte er schnell vom Gefreiten zum Leutnant und Offizierstellvertreter, geschmückt mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse und dem Eisernen Kreuz II. Klasse, empor. An Hand der von Dr. Spanier - Berlin herausgegebenen Feldpostbriefe Senders weckte der Vortragende alte Kriegserinnerungen bei den Kriegsteilnehmern, und auch die zahlreich anwesenden Damen durchlebten im Geiste die sorgenvollen Stunden eines Frontsoldaten. Der Vortrag bewies, dass nicht nur recht wertvolles Blut der jüdischen Gemeinschaft geflossen, sondern auch, dass die Juden ihre Pflicht voll und ganz im Weltkrieg erfüllt haben."            
Gottfried Sender 
(geb. 1882 in Tholey, gefallen 1915) 
stand im Mitteilpunkt des
 Vortrages von Lehrer Katz  
Tholey Lit Leutnant Sender 011.jpg (31589 Byte) Tholey Lit Leutnant Sender 010.jpg (24401 Byte)   

    
Das Hakenkreuz des Kranzes der Nationalsozialisten am Kriegerdenkmal wurde entfernt (1931)    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 20. März 1931: "Borken. Am hiesigen Kriegerdenkmal, das zu Ehren der im Weltkrieg 1914/18 Gefallenen errichtet ist, hatten auch die Nationalsozialisten einen Kranz mit dem Hakenkreuz niedergelegt. Von unbekannter Seite war das Abzeichen und auch eine schwarz-weiß-rote Schleife des Kriegervereins entfernt worden. In einer öffentlichen Versammlung, an der sich auch der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten beteiligte, wurde gegen diese ungebührlichen Handlungen schärfster Protest eingelegt. In einer besonderen Versammlung fasste der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten folgende Entschließung: Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, Ortsgruppe Borken, teilt die Missbilligung und Verurteilung der Öffentlichkeit darüber, dass von den Kränzen, die anlässlich der Totengedenkfeier am hiesigen Kriegerdenkmal niedergelegt wurden, von unbekannten Tätern zwei Schleifen heimlich entfernt worden sind. Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, Ortsgruppe Borken, bedauert aber zugleich, dass man die Ehrung der Gefallenen des Weltkrieges nicht von parteipolitischen Demonstrationen zu trennen wusste. Vor allem sieht der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten in der Anbringung des Hakenkreuzes am Ehrenmal eine parteipolitische Demonstration. Das Hakenkreuz ist das Symbol des Judenhasses. Von den 46 gefallenen Helden, deren Namen durch dieses Denkmal der Nachwelt überliefert werden sollen, sind nicht weniger als acht Juden. Sie vor jeder Verunglimpfung zu schützen, ist unsere vornehmste Aufgabe. - Die Entschließung wurde der Polizei übergeben und in der Borkener Zeitung veröffentlicht."                

       
       
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Goldene Hochzeit von Levi Kaufmann und Rebecka geb. König (1895)  
     

Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Juli 1895:  "Am 8. Juli feierten Herr Levi Kaufmann und dessen Ehefrau Rebecka geb. König, zu Borken, Hessen-Nassau, die goldene Hochzeit. Das Jubelpaar, im 83. Lebensjahr stehend, ist noch recht rüstig."  

        
Frau Rosenbusch und Frau Bachrach feiern hohe Geburtstage (1911)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Mai 1911: "In seltener körperlicher Rüstigkeit und Geistesfrisch begingen vor einigen Tagen zwei Greisinnen in Borken (Hessen) ihren Geburtstag: Frau Rosenbusch ihren 95. und Frau Bachrach ihren 92. Beide Frauen beschäftigen sich noch im Haushalt und Geschäft den ganzen Tag über."        

           
Zum Tod des langjährigen Gemeindeältesten Moses Rosenmund (1927)    

Borken Israelit 23061927.jpg (20920 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1927: "Borken (Bezirk Kassel), 19. Juni (1927). Im 76. Lebensjahr verschied hier der langjährige Gemeindeälteste Moses Rosenmund. Er machte sich um das 1896 erbaute Schulhaus mit Mikwoh sehr verdient".   
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 17. Juni 1927:  "Borken. Am vorigen Freitag bestattete man hier den im 76. Lebensjahre verstorbenen früheren Gemeindeältesten Moses Rosenmund. Sein Name ist mit der Erbauung des hiesigen Schulhauses und Frauenbades verknüpft. Die Gemeinde, die damals an 65 schulpflichtige Kinder Hatte, hatte sich mit gemieteten Räumen beholfen. Das Schulhaus wurde am 29. Mai 1895 begonnen und konnte am 1. Juli 1896 bezogen werden. Herr Lehrer Katz zeichnete am Sarge den Verblichenen als einen 'Wächter des göttlichen Gutes'."      

 
Zum Geburtstag von S. Kaiser in Großenenglis (1925)  

Fritzlar Israelit 18061925.jpg (18796 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1925: "Fritzlar, 14. Juni (1925). In vollkommener Rüstigkeit beging in Großenenglis der Rentier S. Kaiser seinen 80. Geburtstag. Dem Jubilar wurden von nah und fern zahlreiche Ehrungen zuteil."

    
95. Geburtstag von Feist Rosenbusch (1927)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 21. Januar 1927:  "Fest Rosenbusch aus Borken. 
Herr Feist Rosenbusch aus Borken begeht am 24. Januar seinen 95. Geburtstag in geistiger und körperlicher Frische. Sein Wiegenfest ist nicht nur immer ein frohes Ereignis für seine Angehörigen, für die Gemeinde und die Stadt, sondern erweckt auch beim weiteren Bekanntenkreis die größte Teilnahme. Herr Rosenbusch bestreitet seinen Lebensunterhalt noch selbst. In Rechts- und Grundstücksfragen ist heute noch sein Urteil begehrt. Ist doch hier so manches Haus und Grundstück, dessen Verkauf er vermittelt hat. Ebenso nimmt Herr Rosenbusch noch regelmäßig am Gottesdienst wie auch an den Lehrvorträgen des Chewro teil und interessiert sich für alle Fragen der Öffentlichkeit. Möge ihm noch eine Reihe Jahre solch körperlicher Rüstigkeit beschieden bleiben. Ad meo w'esrim schonö (alles Gute bis 120 Jahre). Katz."           

     
Zum Tod von Jakob Appel, Sohn des Metzgermeisters Abraham Appel (1927)        

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 18. Februar 1927:  "Borken. Einen schweren Verlust erlitt die Familie des Metzgermeisters Abraham Appel, indem ihr einziges Kind, ihr Sohn Jakob, nach schwerem Krankenlager im Roten Kreuz zu Kassel im Alter von 19 Jahren entrissen wurde. Eine überaus zahlreiche Menschenmenge aus nah und fern hatte sich eingefunden, um den so früh Entschlafenen zu Grabe zu tragen. Herr Lehrer Katz hob in seiner Gedächtnisrede die Beliebtheit und Freundlichkeit des Verstorbenen besonders hervor. p."             

   
Zum Tod von Moses Höxter (1927)   
Anmerkung: der Artikel bezieht sich ganz auf Zimmersrode, wo Moses Höxter langjähriger Gemeindeältester war.      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 26. August 1927:  "Borken. Im Alter von 84 Jahren starb hier der Gemeindeälteste a.D. Moses Höxter, der 47 Jahre die Gemeinde führte und vor fünf Jahren sein Amt, das ihm seitens der Behörden die größte Anerkennung eingebracht, niederlegte. Unter seiner Verwaltung ist die öffentliche Schulstelle wegen geringer Kinderzahl im Jahre 1912 aufgelöst worden. Seitdem nun der Privatlehrer Nußbaum im Weltkrieg gefallen, hat die Gemeinden keinen Kultusbeamten mehr. Höxter hat an den beiden Feldzügen 1866 und 1870/71 mit Auszeichnungen teilgenommen und wurde auch im letztgenannten Feldzuge verwundet. Der Kriegerverein Zimmersrode, dem er über fünfzig Jahre angehörte, begleitete den Veteranen bis zur letzten Ruhestätte in Haarhausen und ehrte ihn durch eine Ehrensalve. Die Ortsgruppe jüdischer Frontsoldaten Zimmersrode hatte ihn zum Ehrenmitglied ernannte. Ein zahlreiches Gefolge begleitete die sterbliche Hülle. Herr Katz - Borken zeichnete das segensvolle Wirken des Verblichenen als Mensch, Bürger und Gemeindeleiter."                 

 
70. Geburtstag von Jeanette Rosenbusch geb. Adler (1928)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 15. Juni 1928: "Borken. Am 13. Juni feierte Frau Jeanette Rosenbusch geborene Adler, in geistiger und körperlicher Frische ihren siebzigsten Geburtstag. Von sehr vielen Seiten wurden ihr zahlreiche Beweise der Beliebtheit entgegengebracht, die sie überall genießt. Möge sie in alter Frische noch lange Jahre ihren Lebensabend verbringen."              

 
96. Geburtstag von Feist Rosenbusch (1928)  

Borken Israelit 09021928.jpg (25004 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1928: "Borken (Bezirk Kassel), 29. Januar (1928). Seinen 96. Geburtstag beging dieser Tage in größter Rüstigkeit und Geistesfrische, Herr Feist Rosenbusch, früher Metzgermeister und jetzt Rentner. Der alte Herr hat noch für alles Interesse."  

  
Silberne Hochzeit von Louis Kaufmann und Minna geb. Hirsch (1928)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 24. Februar 1928: "Borken. Die Eheleute Louis Kaufmann und Minna geb. Hirsch, begingen am letzten Sonnabend das Fest der silbernen Hochzeit. Frau Kaufmann ist im Vorstand des israelitischen Frauenvereins."             

  
80. Geburtstag von Rosa Kaiser in Großenenglis (1928)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 20. April 1928: "Großenenglis bei Borken. Am 15. April vollendet Frl. Rosa Kaiser in selten körperlicher und geistiger Rüstigkeit ihr 80. Lebensjahr. Die alte Dame erfreut sich im ganzen Dorf und weit darüber hinaus größter Beliebtheit und Wertschätzung. Ihr Haus war allzeit eine gastliche Stätte."       

   
Zum Tod von Salomon Kaiser in Großenenglis (1928)         

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 4. Mai 1928: "Großenenglis. Im Alter von 83 Jahren starb hier infolge eines Schlaganfalles der Privatmann Salomon Kaiser. Er war selten rüstig und bis einen Tag vor seinem Tode geschäftlich tätig. Trotz seiner Schwerhörigkeit nahm er an allen Tagesereignissen regesten Anteil. Er besaß einen goldenen Humor. Bis vor einem halben Jahre, da die Körperkräfte nachließen, versäumte er nie, an Sabbaten und Festtagen dem Morgen-Gottesdienst in dem dreiviertel Stunde entfernten Borken beizuwohnen. Es hielten ihn weder Wind noch Wetter ab. Welcher Achtung und Wertschätzung sich der Verstorbene, der vor fünf Jahren mit seiner ihn überlebenden Gattin das goldene Ehejubiläum feiern konnte, erfreute, zeigte sich bei der Beerdigung am Donnerstag. Es war eine außergewöhnliche Beteiligung, wie sie Großenenglis kaum gesehen. Herr Lehrer Katz aus Borken hielt einen warmen Nachruf vor dem Hause und auf dem Bes kewuraus (Friedhof) in Borken."       
 
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 27. April 1928: 
Statt besonderer Anzeige
Dienstag früh entschlief sanft mein herzensguter Mann, unser lieber Vater, Großvater und Bruder 
Herr Salomon Kaiser 
im fast vollendeten 83. Lebensjahre. 
Die tieftrauernd Hinterbliebenen. 
Großenenglis, den 24. April 1928."    
 
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 11. Mai 1928: 
"Für die liebevolle Teilnahme beim Hinscheiden unseres teueren Entschlafenen danken wir herzlichst. 
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Frau S. Kaiser. 
Großenenglis, den 10. Mai 1928."        

  
Zum Tod von Feist Rosenbusch (1928)        

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 27. Juli 1928:  "Borken. Am Schabbos Chason ist das älteste Mitglied unserer Gemeinde und der älteste Bürger unserer Stadt, Herr Feist Rosenbusch, im Alter von über 96 Jahren gestorben. Damit hat unsere Gemeinde ein noch bis in die letzte Zeit hinein an allen Fragen des Kultur- und Gemeindelebens anteilnehmendes Mitglied verloren. Rosenbusch hat gar oft von den Zeiten vor der Emanzipation zu berichten gewusst. Jederzeit verstand er es aber, sich auf die neuen Zeitverhältnisse umzustellen und war bis in die letzte Zeit beruflich tätig. Er hinterlässt eine zahlreiche Nachkommenschaft von 10 Kindern, 28 noch lebende Enkel und über 25 Urenkel. Vor zwei Jahren brachte die Israelitische Wochenzeitung sein Bild. Rosenbusch war fast 80 Jahre Mitglied der Chewra Gmillus chesed (sc. Wohltätigkeitsverein) und bei seiner großen Thorakenntnis ein aufmerksamer Besucher und Zuhörer der religiösen Vorträge. Seine ernste Wissensbegierde zeigte sich in seinen tiefen Fragen. Eine große Trauergemeinde zeugte von der Wertschätzung, die der hochbetagte Greis genossen. Herr Lehrer Katz widmete dem Verstorbenen einen eingehenden warmen Nachruf. K."                


80. Geburtstag von Betti Appel geb. Reuter (1928)
  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1928: "Borken, 3. September (1928). In körperlicher und geistiger Rüstigkeit beging hier Frau Betti Appel geb. Reuter im Kreise ihrer Kinder und Enkelkinder ihren 80. Geburtstag. Frau Appel, welche sich großer Beliebtheit erfreut, hat stets eine offene Hand für die Armen gehabt und besonders ihre Gastfreundschaft, auch an jedem Fremden, wird überall rührend gelobt."    

   
Zum Tod von Veilchen Kaiser in Großenenglis (1929)  

Borken Israelit 31011929.jpg (83955 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1929: "Borken, 21. Januar (1929). Im Alter von 85 Jahren verschied im nahen Großenenglis Frau Veilchen Kaiser. Mit ihr ist eine seltene Frau dahingegangen. Sie war erfüllt von tiefer Frömmigkeit. An jedem Schabbat macht sie bis in ihr hohes Alter den weiten Weg zum Gotteshaus nach Borken und verließ die heilige Stätte nicht bis abends nach Schluss. Ihr Haus war weit und breit bekannt als ein Haus der Gastfreundschaft. Eine Freude machte ihr, den Armen zu helfen und Tränen zu trocknen. Die Familie Kaiser war die einzige jüdische Familie im Orte, trotzdem war jedes Haus bei ihrer Beerdigung vertreten. Auch von nah und fern waren sehr viele herbeigeeilt, ihr die letzte Ehre zu erweisen. Herr Lehrer Katz - Borken schilderte vor dem Hause in Großenenglis und auf dem Friedhof in Borken die Verstorbene als eine wahre wackere Frau und spendete den Hinterbliebenen innige Trostesworte. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

 
60. Geburtstag von Metzgermeister Isaac Appel (1930)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 17. Oktober 1930: "Borken. Am 17. dieses Monats begeht der Metzgermeister Isaac Appel seinen 60. Geburtstag. Der Jubilar ist seit 1924 Gemeindeältester, und haben die Gemeindeinrichtungen unter seiner Leitung bedeutende Verbesserungen erfahren. Appel versieht schon 30 Jahre in erhebender Weise das Amt des Hilfsvorbeters an den hohen Feiertagen und übt auch in gleicher Zeit die Schechita aus. Außerdem ist er noch Vorstand der Chewra Anoschim. Auch in seiner beruflichen Tätigkeit ist er weithin bekannt und erstreckt sich hier sein Wirkungskreis bis an die Grenzen unserer Provinz. Möge dem Jubilar noch eine lange segensreiche Reihe von Jahren im öffentlichen und beruflichen Dienst beschieden sein."                

 
86. Geburtstag des in Großenenglis geborenen Levi (Levy) Nußbaum (1931 in Borken)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 20. März 1931: "Borken. In der vorigen Woche konnte der Altveteran Herr Levi Nußbaum seinen 86. Geburtstag feiern. Nuß0baum wurde am 11. März 1845 in Großenenglis geboren. Nach Besuch der dortigen Volksschule widmete er sich bis zu seinem neunzehnten Lebensjahre der Landwirtschaft, trat dann als Freiwilliger beim ersten hessischen Leibregiment in Kassel ein und wurde hier zum Gefreiten ernannt. In den Kriegen von 1866, 1870/71 nahm er an den Schlachten von Weißenburg und Wörth, an der Beschießung von Pfalzburg und an der Einnahme von Sedan und Paris teil. 1873 wanderte Nußbaum nach Amerika aus, kehrte aber dann 1875 wieder nach Deutschland zurück und gründete am hiesigen Platze das heute von seinem Sohne betriebene Manufakturwarengeschäft. Dem alten Herrn wurden zahlreiche Ehrungen zuteil, auch der Reichspräsident von Hindenburg übersandte sein Bild mit eigenhändiger Namensunterschrift. Möge dem Geburtstagskind noch eine Reihe von Jahren beschieden sein. Leider ist der Lebensabend des Herrn Nußbaum durch ein langjähriges Leiden stark beeinträchtigt."                

  
Zum Tod von Kaufmann Isidor Gottlieb (1931)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 15. Mai 1931: "Borken. Am Lag Beomor ist der Kaufmann Isidor Gottlieb im 75. Lebensjahr gestorben. Die Familie Gottlieb betreibt eines der ältesten Manufakturgeschäfte hier am Platze. Zwei ihrer Söhne sind im letzten Weltkriege gefallen. Das Begräbnis, das unter großer Anteilnahme stattfand, zeugte von der großen Beliebtheit des Verstorbenen."                

     
Zum Tod der letzten jüdischen Einwohnerin Rosa Kaiser in Großenenglis (1931)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 27. Mai 1931: "Großenenglis (bei Borken). Die letzte jüdische Einwohnerin, die 82-jährige unverehelichte Rosa Kaiser, wurde am 2. Addar in Borken zur letzten Ruhe gebettet. Das große Trauergefolge zeugte von der großen Anhänglichkeit und Verwachsenheit der Verstorbenen mit dem Dorfe. Großen- und Kleinenglis bildeten früher eine jüdische Gemeinde. Die hessischen Familien Höxter Kugelmann, Nußbaum, Kaiser, Apt, Löwenstein und Levi haben dort zum Teil ihren Ursprung. Bis zuletzt haben die Familien Kaiser dort gewohnt. Die Auflösung der Gemeinde ist schon vor vierzig Jahren erfolgt und der Rest ist Korken zugeteilt worden."        


78. Geburtstag des langjährigen Gemeindevorstehers Liebmann Kaufmann und
77. Geburtstag von Sara Stern, Inhaberin eines Putzgeschäftes (1931)
        

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 29. Mai 1931:  Borken, Bezirk Kassel. Zwei ehrwürdige Mitglieder unserer Gemeinde begehen in seltener Geistesfrische ihre Geburtstage. Am 28. Mai feiert Herr Liebmann Kaufmann seinen 78. Geburtstag. Schon von seiner frühesten Jugend an betreibt er als tüchtiger, stets freundlicher und entgegenkommender Mann den Viehhandel. Trotz der schlechten Zeit blüht das Geschäft danke seiner Reellität und seines Fleißes. Keine Stunde ist ihm trotz des Alters zu früh und keine zu spät. Über 30 Jahre war er in uneigennütziger Weise Vorstand der hiesigen Israelitischen Gemeinde. Möge es ihm vergönnt sein, im Januar 1932 das Fest der goldenen Hochzeit zu feiern. - Nicht minder erfreut sich Frau Sara Stern, die am 2. Juni 77 Jahre alt wird, der größten Beliebtheit bei ihrer Kundschaft und ihren Bekannten. Über 50 Jahre betreibt sie als alleinstehende Frau ihr weit über die Grenzen von Birken bekanntes Putzgeschäft."    

 
Zum Tod des Kaufmanns Levy (Levi) Nußbaum (1931)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 9. Oktober 1931: "Borken. Unter Teilnahme eines sehr großen Trauergefolges fand hier am Dienstag, 6. Oktober, die Bestattung des letzten hiesigen Kriegsveterans von 1866 und 1870/71, des Kaufmanns Levy Nußbaum, statt. Sämtliche jüdische und nichtjüdische Frontsoldaten, der Kriegerverein, der Bürgerverein und viele Auswärtige schlossen sich dem letzten Geleit an. Am Grabe schilderte Herr Lehrer Katz (Borken) in ungewöhnlich anschaulicher Weise das 86-jährige Leben des in weiten Kreisen geachteten und verehrten jüdischen Bürgers. Er zeichnete ihn als den vielerfahrenen, geistig hochstehenden Menschen, der in jedem Lebenskreise, in welchen ihn das Geschick brachte, sich bewährte, als Soldat in den Kriegen 1866 und 1870/71, als Kaufmann in seiner beruflichen Ehrenhaftigkeit, als Mensch und als religiöser Jude, in seiner Teilnahme und Mitwirkung an allen Angelegenheiten der Gemeinde. In seinem sehr langen Siechtum gleicht er der Hiobsgestalt. Frau und Kinder haben ihm unter Aufbietung aller Kräfte in der schweren Zeit beigestanden. Für den Landesverband Kurhessen-Waldeck des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten sprach Herr Lehrer Bacher (Kassel) unter Anlehnung an das talmudische Wort: 'Stirbt ein Bruder, so sorgen sich die zurückbleibenden Brüder, stirbt ein Freund und Kamerad, so sorgt sich die gesamte Menschengemeinschaft' Worte der Ehrung und Kameradschaft".               

 
Verabschiedung weiterer Familien aus Borken - letzte Bar-Mizwa-Feier in Borken - der Religionsunterricht wird eingestellt (1938) 
  

Artikel im "Jüdischen Gemeindeblatt Kassel" vom 8. April 1938: "Borken (Bezirk Kassel). Der letzte Sabbath brachte unsere Gemeinde, die von 140 Mitgliedern auf 40 zusammengeschmolzen ist, einen durch mehrere Anlässe ausgezeichneten Gottesdienst. Lehrer Katz verabschiedete in seiner Sabbatbetrachtung die Familien Katz, Appel und Buchheim und segnete den letzten Barmizwoh-Knaben Blum ein. Gemeindeältester Nußbaum überreichte sodann dem Barmizwoh ein Buch als Geschenk des Preußischen Landesverbandes. Anschließend überreichte Herr Nußbaum im Namen der Gemeinde dem Lehrer Katz eine Blumenspende anlässlich seines 40-jährigen Dienstjubiläums, worauf Herr Lehrer Katz für die Anhänglichkeit und Treue der Gemeinde dankte. - Mit Schluss des Schuljahres geht der Religionsunterricht ein, da das letzte Kind in Kassel die Schule besuchen wird."   

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Mitarbeitersuche der Manufaktur- und Produktenhandlung Levy Rothschild (1900)  

Borken Israelit 07061900.jpg (42524 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1900: "Suche per sofort einen im Landgeschäft erfahrenen Commis, sowie Lehrling für meine Manufaktur- und Produktenhandlung. Schabbat und Feiertags streng geschlossen. 
Levy Rothschild, Borken, Bezirk Kassel."

     
Lehrlingssuchen des Getreide- und Manufakturwarengeschäftes / Getreide-, Futterartikel und Düngemittelgeschäfts Levi Rothschild (1902 / 1908)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1902: "Für mein Getreide- und Manufakturwarengeschäft suche einen kräftigen Lehrling aus guter Familie. Samstags und Feiertag streng geschlossen. 
Levi Rothschild, Borken, Bezirk Kassel."   
    
Borken FrfIsrFambl 15051908.jpg (39381 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. Mai 1908: "Suche für mein Getreide-, Futterartikel- und Düngemittelgeschäft einen Lehrling zum baldigen oder auch späteren Eintritt. Samstags und Feiertags geschlossen.
Levi Rothschild Nachfolger, Borken, Bezirk Kassel."   

       
Todesanzeige für Salomon F. Katz (1924)     

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom  21. Februar 1924: 
"Am vergangenen Samstagmorgen entschlief sanft infolge eines Schlaganfalles mein innigstgeliebter Gatte, unser guter edler Vater, Großvater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel  
Salomon F. Katz
 
im vollendeten 71. Lebensjahre. 
Die trauernden Hinterbliebenen
Jesberg, Selters
(Westerwald), Borken (Main-Weser-Bahn), den 17. Februar 1924".        

      
      
      
Zur Geschichte der Synagoge      
     
Zunächst (17./18. Jahrhundert) dürfte ein Betsaal oder eine erste Synagoge vorhanden gewesen sein.   
 
1825 wurde eine neue Synagoge erbaut beziehungsweise in einer umgebauten Scheune eingerichtet, der Baujahr nicht bekannt ist. Auch aus der Geschichte dieser Synagoge ist nur wenig bekannt. Von einem besonderen Ereignis, der Schenkung und Einbringung einer neuen Torarolle erfährt man 1887: 
   
Levy Nußbaum stiftet eine neue Torarolle (1887)    

Borken Israelit 16081887.jpg (29783 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1887: "Borken, in Hessen, 7. August (1887). Herr Levy Nussbaum hier schenkte der Synagoge eine prachtvolle Sefer-Thora, welches gestern Nachmittag mit entsprechenden Festlichkeiten in Anwesenheit der ganzen Gemeinde seiner Bestimmung übergeben wurde." 

Beim Synagogengebäude handelte es sich um ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Sattelbach, giebelseitig zum Straßenzug. Das Gebäude stand auf einem hohen Quadersockel. Im Betsaal der Synagoge hatte es (zumindest zuletzt) 66 Männer- und 34 Frauenplätze. 1925 wurde zur Erinnerung an die Gefallenen der jüdischen Gemeinde ein Gedenkleuchter eingeweiht.  
  
Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus der Gemeinde in der Synagoge (1926/27)   

Borken Israelit 11031926.jpg (55303 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1925: "Borken (Kurhessen), 7. März (1926). Die Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten hat anlässlich des Volkstrauertages in der Synagoge eine Ampel mit 8 elektrischen Birnen auf achteckigem Holzuntersatz anbringen lassen zur Erinnerung an die im Weltkrieg gefallenen 8 jüdischen Helden von hier. Einmal im Jahre, an Paraschat Sachor soll die Ampel brennen, um damit anzudeuten, dass ihr Kampf auch gegen die Feinde und Verleumder des Judentums gerichtet war. Lehrer Katz hielt die Weiheansprache. 8 Frontsoldaten sprachen das Kaddisch."
     
Borken Israelit 25081927.jpg (49933 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" von 25. August 1927. "Borken (Bezirk Kassel(, 22. August (1927). Die vor 2 Jahren zur Erinnerung an die von hier stammenden 8 Heldensöhne, die im Weltkriege gefallen sind, angebrachte Gedächtniskampfe hat durch die hochherzigen Spenden der Familie Rosenbusch in Duderstadt und des Herrn F. Gottlieb in Chicago 8 Messingschilder erhalten, auf welchen die Namen und der hebräische Todestag der Gefallenen in schwarzem Tiefdruck eingelassen sind. Die Lampe ist dadurch noch mehr ein Schmuckstück der Synagoge geworden."   

  
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet, der Innenraum verwüstet. Die Jüdische Gemeinde verkaufte unter dem Zwang der Verhältnisse das Synagogengebäude mit dem Schulhaus am 20. Februar 1939 an die Stadt Borken. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Synagogengebäude als "Lager für Altmaterial" zweckentfremdet. 
   
Nach 1945
kam das Anwesen an die jüdische Vermögensverwaltung JRSO, die es im September 1949 an einen Privatmann verkaufte, der die inzwischen baufällig gewordene ehemalige Synagoge 1954 abreißen ließ, um einem Stall Platz zu machen.   
 
1990/91 wurde auf dem Grundstück der ehemaligen Synagoge eine kleine Gedenkstätte (Gestaltung: Angelika Bernhammer, Marburg) eingerichtet. Der Steinsockel der ehemaligen Synagoge ist teilweise erhalten und wurde in die Gedenkstätte einbezogen. Der Text der Gedenktafel lautet: "Hier stand die Synagoge der ehemaligen jüdischen Gemeinde. Sie wurde am 9. November 1938 unter der Herrschaft des Nationalsozialismus verwüstet und später abgerissen. Dieses Mahnmal soll an die Synagoge und die jüdischen Mitbürger erinnern".   
  
  
Adresse/Standort der Synagoge   an der Kreuzung von Hintergasse und Dorfweg        
  
      
Fotos
(Quelle: Arnsberg Bilder S. 27; Altaras 1988 S. 47 sowie 1994 S. 48)   

Das Gebäude der 
ehemaligen Synagoge
Borken Synagoge 121.jpg (100086 Byte)   
   Die ehemalige Synagoge 
vor dem Abbruch 1954
  
      
Grundstück nach Abbruch der Synagoge
 (Aufnahme vom Juli 1985)
Borken Synagoge 120.jpg (71076 Byte)  
  Das Grundstück der ehemaligen Synagoge  
     
Die Gedenkstätte für 
die Synagoge 
Borken Synagoge 122.jpg (62236 Byte) Borken Synagoge 123.jpg (67969 Byte)
       
         
Die Gedenkstätte für die Synagoge 
im Frühjahr 2010

(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 8.4.2010)
Borken Synagoge 473.jpg (97648 Byte) Borken Synagoge 470.jpg (111181 Byte)
  Blick auf die Gedenkstätte  
        
  Borken Synagoge 471.jpg (87991 Byte) Borken Synagoge 472.jpg (61045 Byte)
  Gedenkstein mit Gedenktafel (Text siehe oben)

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
  

November 2010: Gedenken am Jahrestag des Novemberpogroms 1938  
Pressemitteilung der Stadtverwaltung Borken vom 17. November 2010 (Artikel): "Borken gedachte der Reichspogromnacht vor 72 Jahren. 
Borken.
9. November 2010. Zur Gedenkstunde trafen sich um 18 Uhr rund 100 Borkener Bürger an der Gedenkstätte der ehemaligen Synagoge in der Hintergasse. Auffallend groß die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die mit Kerzen die Szenerie zusätzlich beleuchteten. Vor 72 Jahren brannten in Deutschland nicht nur die Synagogen der jüdischen Bevölkerung. Die systematische Vernichtung eines Volkes erreichte neue Dimensionen. Als Reichskristallnacht ging der 9. November 1938 in die deutsche Geschichte ein..."   
 
November 2011: Gedenken am Jahrestag des Novemberpogroms 1938  
Pressemitteilung aus den SEK-News vom 18. November 2011: 
"Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz bekämpfen. Kranzniederlegung zum Gedenken der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus.  
Borken.
Vertreter der Kommune, der örtlichen Kirchen und der Schule trafen sich am frühen Abend des 9. November zur Kranzniederlegung an der Gedenkstätte der ehemaligen Synagoge in der Hintergasse..."  
Link zum Artikel.     
 
Juli 2014: Verlegung von "Stolpersteinen" in Borken  
Artikel von Rainer Zirziw in der hna.de vom 12. Juli 2014: "Gedanken stolpern: Erinnerung an das Schicksal der jüdischen Familie Speier
Borken
. Das Haus in dem sie lebten existiert nicht mehr, aber in der Borkener Straße 'An der Kirche' erinnern jetzt vier Stolpersteine an das Schicksal der Familie Speier. Es sind die ersten Stolpersteine, die in Borken verlegt wurden.
Ausgangspunkt war im Herbst 2012 ein Gespräch zwischen Bürgermeister Bernd Heßler und dem aus den USA angereisten Dennis Aron. Dessen Mutter Brunhilde Speier, der 1937 die Flucht nach Übersee gelang, wohnte mit ihren Eltern Levi und Franziska Speier sowie ihrer Schwester Ursula, die alle drei 1941 Opfer des Holocaust wurden, in einem Haus in der Nähe der Borkener Stadtkirche..." 
Link zum Artikel      
 
Mai 2017: Verlegung von "Stolpersteinen" in Borken 
Artikel in lokalo24.de vom 17. Mai 2017: "Jüdische Zeitreise: Stolpersteinverlegung in Borken mit Programm und Friedhofsführung
Diese Woche sind die Borkener auf Spurensuche: Anlässlich der 700-Jahrfeier wird die Geschichte der Stadt und ihrer jüdischen Bürger aufgearbeitet.
Borken
. Im Rahmen des Jubiläumsjahres finden im Mai gleich drei Veranstaltungen statt, in deren Mittelpunkt die jüdische Geschichte der Region steht. Den Auftakt bildet am Donnerstag, 18. Mai, ab 12 Uhr eine Stolpersteinverlegung in der Borkener Kernstadt und in Kerstenhausen.
Stolpersteinverlegung mit Gunter Demnig. Der Künstler Gunter Demnig ist weltbekannt. Er verlegt Stolpersteine, die an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und an den Holocaust erinnern. Demnig schafft damit Erinnerungsorte an Menschen, deren Schicksal oft schon in Vergessenheit geraten ist. So verlegte er im Jahr 2014 in Borken bereits vier Stolpersteine 'An der Kirche', die seither an die vierköpfige jüdische Familie Speier erinnern. Jetzt steht die Verlegung weiterer 16 Stolpersteine auf dem Programm. Die Veranstaltung beginnt am Donnerstag, 18. Mai. um 12 Uhr vor dem Historischen Rathaus am Marktplatz. Bürgermeister Marcel Pritsch-Rehm wird dazu Nachfahren begrüßen, die aus dem Anlass der Stolpersteinverlegung aus den USA, aus Israel und aus England anreisen werden. Der bekannte Künstler und Musiker Dany Bober wird die Stolpersteinverlegung musikalisch begleiten. Gerhard Willing, Vorstandsmitglied der Jüdischen Liberalen Gemeinde Nordhessen, wird eine Rede halten. Nach der Verlegung der ersten Stolpersteine am Marktplatz werden weitere Erinnerungsorte in der Bahnhofstraße sowie im Gellenweg entstehen. Schüler der Gustav-Heinemann-Schule werden sich aktiv an den Stolpersteinverlegungen beteiligen. Es ist geplant, die Veranstaltung in der Borkener Innenstadt um ca. 15 Uhr im Stadtpark zu beschließen. Dabei wird Dany Bober ein 'Gebet zum Gedenken an die Opfer der Shoah Elm aale rachamiim' intonieren. Danach ist noch die Verlegung eines weiteren Stolpersteines in der Stiegelbachstr. 9 in Kerstenhausen vorgesehen. Alle Borkener Bürger sind herzlich eingeladen, an der Stolpersteinverlegung teilzunehmen. Die Veranstaltung kostet keinen Eintritt.
Buntes Programm – Jüdische Zeitreise. Am gleichen Tag, Donnerstag, 18. Mai, verbindet der Künstler Dany Bober ab 19.30 Uhr im Foyer des Rathauses auf einer 'Jüdischen Zeitreise' Lieder, Mundartgedichte, Berichte und humoristische Einlagen zu einem informativ-unterhaltsamen Kleinkunstprogramm. Das Konzert wird von dem Kulturamt der Stadt Borken (Hessen) organisiert. In der Pause werden Getränke und ein kleiner Snack gereicht. Gäste sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.
Führung über den Jüdischen Friedhof Haarhausen. Am Internationalen Museumstag, Sonntag, 21. Mai., laden das Bergbaumuseum Borken und das Stadtarchiv um 11 Uhr zu einer Führung über den Jüdischen Friedhof in Haarhausen, Am Wasserwerk, ein. Hier finden sich zahlreiche Gräber aus dem 19. Jahrhundert, die einen Rückschluss darauf erlauben, dass im Jahr 1900 in Borken ca. 200 jüdische Bürger lebten, die damals knapp 20 Prozent der Einwohnerschaft stellten. Der Jüdische Friedhof in Haarhausen ist ein Kulturgut ersten Ranges, das Vielen noch relativ unbekannt ist. Auf der Führung wird die Bedeutung dieses historischen Ortes hervorgehoben. Hans-Peter Klein, Experte der jüdischen Geschichte im Schwalm-Eder-Kreis, und Frau Willing von der Jüdischen Liberalen Gemeinde Nordhessen werden die Führung leiten. Der Eintritt ist frei. Alle Teilnehmer sollten feste Schuhe tragen. Männliche Gäste werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen. Die weiblichen der Führung sollten Kleidung tragen, die die Schultern bedeckt.
Jubiläum '700 Jahre Stadt Borken (Hessen)'. Alle drei Veranstaltungen sind Bestandteil des diesjährigen Jubiläumsjahres der Stadt. Das Bergbaumuseum wird in diesem Jahr Aspekte zur jüdischen Geschichte in einer Sonderausstellung aufgreifen, deren Eröffnung für den 25. Juni vorgesehen ist. Die Veranstaltungen des Stadtarchivs und des Bergbaumuseums stehen unter dem Leitmotiv des diesjährigen, bundesweit begangenen Internationalen Museumstages 'Spurensuche. Mut zur Verantwortung'." 
Link zum Artikel   
 
November 2018: Raiffeisenbank spendet zwei "Stolpersteine" 
Artikel in der hna.de vom 22. November 2018: "Raiffeisenbank Borken spendet zwei Stolpersteine als Gedenken an jüdische Mitbürger
Die Raiffeisenbank Borken Nordhessen möchte an die jüdische Familie von Hermann Leichtentritt und an Adele Rosenmund erinnern und spendet zwei Stolpersteine.
Borken. Vor 80 Jahren fanden in Nordhessen Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung statt. Die Raiffeisenbank Borken Nordhessen möchte an die ehemaligen jüdischen Bewohner erinnern. Der Vorstandsvorsitzende Christof Wehrum sagte dem pensionierten Borkener Lehrer Georg Mardorf zu, zwei Stolpersteine zu finanzieren, die an die jüdische Familie von Hermann Leichtentritt und an Adele Rosenmund erinnern sollen. Hermann Leichtentritt war Verleger, gab die 'Borkener Zeitung' als Amtsblatt für die Stadt Borken heraus und besaß eine Buchhandlung in der Borkener Bahnhofstraße. Dort befindet sich jetzt das Gebäude der Raiffeisenbank. Emma Rosenmund, die Adele genannt wurde, wohnte ebenfalls in der Bahnhofstraße. Adele verließ Borken kurz nach der Reichspogromnacht und ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Opfer des Holocaust geworden. Die Verlegung der Stolpersteine soll im nächsten Jahr stattfinden. Die Vorsitzende des Ausschusses für Soziales, Kultur und Sport, Angelika Wiegand, hob hervor, dass die Stolpersteinverlegungen in Borken aufeinander abgestimmt werden sollen.
Sie werde zudem das Stadtarchiv bitten, festzustellen, ob noch Nachfahren der Familien Leichtentritt und Rosenmund leben.
Erinnerungskultur. 'Anlässlich der Terrornächte, die sich vor 80 Jahren auch hier in Borken direkt vor unserer Haustür ereignet haben, ist es für uns wichtig, daran zu erinnern, dass jüdische Mitbürger einst eine wichtige Rolle in unserer Stadt wahrgenommen haben', erläutert Christof Wehrum. 'Wir wollen mit den Stolpersteinen Erinnerungsorte schaffen und Identität stiften', fügt der Vorstandschef hinzu. Georg Mardorf hat sich intensiv mit der jüdischen Geschichte Borkens auseinandergesetzt. Auch früher, als Lehrer und Historiker, vermittelte der Pädagoge seinen Schülern Fachwissen zur jüdischen Geschichte. Ihm war es wichtig, gerade mit jungen Menschen die Zeit des 'Dritten Reichs' aufzuarbeiten und Orientierungshilfen zu geben."
Link zum Artikel   

    
     
Links und Literatur  

Links: 

bulletWebsite der Stadt Borken   
bulletWikipedia-Artikel zu Borken 
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Borken  

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Borken mit Orten der Umgebung   
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Borken sind keine Register vorhanden. 
Zu Großenenglis und Kleinenglis sind sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,374   Sterberegister der Juden von Großenenglis  1826 -1892, 1928; enthält auch Angaben zu Kleinenglis   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2924720    
HHStAW 365,373   Trauregister der Juden von Großenenglis  1828 - 1874;  enthält auch Angaben zu Kleinenglis    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1030581     
HHStAW 365,372   Geburtsregister der Juden von Großenenglis  1829 - 1882;  enthält auch Angaben zu Kleinenglis    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4250810    

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 86-87. 
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 27.    
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 47.  
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 48. 
bulletdies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007² S. 147.  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 168-169. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 394-395. 

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Borken, Hesse-Nassau. Established in the 18th century, the community maintained a Jewish elementary school (1823-1934), numbered 204 (16 % of the total) in 1895, and was affiliated with Kassel's rabbinate. Of the 141 Jews living there in 1933, 71 emigrated, the last three were deported to the Theresienstadt ghetto in 1942.  
   
     

                   
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Stand: 15. Oktober 2013