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Bischofsheim a.d. Rhön
(Kreis
Rhön-Grabfeld)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von Elisabeth Böhrer)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Bischofsheim werden jüdische Bewohner erstmals
1336 erwähnt. Damals bezogen Johann IV. und Eberhard von Kühndorf von ihnen die
Hälfte aller Einkünfte. Im Buch der 'Contracte' des Fürstbischofs Johann von
Egloffstein wurde 1401 die Auflage einer besonderen Steuer für Juden in
Bischofsheim von je zehn Gulden an die fürstbischöfliche Kammer und an die
Herren von Ebersberg, genannt von Weyhers, vermeldet.
Nach den Angaben bei A. Schumm
und I. Schwierz
(s. Lit.) gab es "wahrscheinlich vom 15. bis zum 17. Jahrhundert eine jüdische
Kultusgemeinde". "Bekannt ist auch, dass die jüdische Gemeinde
zahlenmäßig recht groß war". Es ist nicht bekannt, wann die Gemeinde
aufgelöst wurde, vermutlich im Dreißigjährigen Krieg (s.u.). Bei Schumm wird ohne nähere Quellenangaben und ohne weitere Datierung
berichtet: "Das sog. neue Dorf bei Bischofsheim war wohl identisch mit
dem Dörfchen Leutenau. Dasselbe wurde, wie auch andere Rhöndörfer, in
kriegerischen Zeiten gänzlich aufgegeben. Der neunische Hof könnte erinnern an
das ehemalige Besitztum der Herren von Haus, das also an die Weyers gekommen
war. Auf Weyer'schem Lehengrunde im obern Teil der Hofgasse wohnte ehemals die
Judenschaft von Bischofsheim. Sie war an Zahl nicht unbeträchtlich, hatte eine
Synagoge und einen Begräbnisplatz im Felddistrikt Judenkirchhof. Die Hofgasse
hieß darum auch Judengasse."
An Einrichtungen waren somit nach Schumm vorhanden: eine Synagoge in der damaligen
Judengasse (wo recht viele Juden wohnten), der späteren Hofgasse und heutigen
Hofstraße, sowie ein Friedhof im 'Felddistrikt Judenkirchhof'
(südöstlich von Bischofsheim, heute am Stadtrand im Bereich zwischen der
heutigen Lindenstraße = früherer Judenfriedhofsweg, dem Metzenbachweg
und der Ahornstraße).
Im Dreißigjährigen Krieg kam es nach 1639 wahrscheinlich zu einer Vertreibung
der Juden aus Bischofsheim. Die Synagoge wurde abgebrochen und auf den
Fundamenten eine Scheune erbaut, die 1816 niedergebrannt ist. Zum jüdischen
Friedhof sollen noch in den 1770er-Jahren jüdische Frauen aus der Umgebung zum
Gebet gekommen sein.
Im 19./20. Jahrhundert kam es nur zum vereinzelten Zuzug weniger
jüdischer Personen, ohne dass eine jüdische Gemeinde entstehen konnte. Nach
Angaben von Elisabeth Böhrer wohnte von 1896 bis 1912 zumindest eine
jüdische Familie in Bischofsheim: die Familie von Bernhard Neumann (geb.
1868 in Oberelsbach), der mit seiner Frau
nach der Geburt des ersten Kindes (Mai 1896) aus Oberelsbach
in Bischofsheim zugezogen ist; in Bischofsheim sind zwei weitere Kinder des
Ehepaares geboren (1897 und 1900). Im Mai 1912 zog die Familie nach Schweinfurt.
Adresse/Standort der Synagoge: ehemalige
Judengasse (heute Hofstraße)
Fotos:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 5.4.2009)
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Verschiedene
Ansichten der Hofstraße (ehemalige "Judengasse") |
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Straßenschild |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
August 2015:
Zur jüdischen Geschichte in
Bischofsheim
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Artikel
von Reinhold Albert in der "Main-Post" vom 6. August 2015:
"BISCHOFSHEIM. War der 'Judenkirchhof' in der Hofgasse?
Vermutlich in der Hofstraße in Bischofsheim befand sich ehedem eine
jüdische Begräbnisstätte. Der exakte Standort des Friedhofs konnte nicht
ermittelt werden. Auf jeden Fall befand er sich nachweislich auf dem Gebiet
zwischen der heutigen Lindenstraße (früher Judenfriedhofsweg), dem
Metzenbachweg und der Ahornstraße.
Juden werden in Bischofsheim erstmals 1336 erwähnt. Damals bezogen Johann
IV. und Eberhard von Kühndorf von ihnen die Hälfte aller Einkünfte. Im Buch
der 'Contracte' des Fürstbischofs Johann von Egloffstein wurde 1401 die
Auflage einer besonderen Steuer für Juden in Bischofsheim von je zehn Gulden
an die fürstbischöfliche Kammer und an die Herren von Ebersberg, genannt von
Weyhers, vermeldet. Lehrer Karl Korb schrieb im 20. Jahrhundert: 'In der
Hofgasse wohnten auch die Juden, alle auf weyherischem Grund und Boden. Hier
stand auch die Synagoge. Die Zahl der Juden war nicht gering. Darum hieß die
Hofgasse auch Judengasse. Außerhalb der Stadtmauer, in der Flurabteilung
'Metzenbach', lag ihr Friedhof. Den Abschluss der Adeligen-Lehenshöfe in der
Hofgasse bildete der Heunische Hof, den Herren von Haun gehörend. Der
Flurname 'Höhn' geht auf diesen Hof zurück. Israel Schwierz berichtete 1992,
dass in Bischofsheim wahrscheinlich vom 15. bis 17. Jahrhundert eine
Jüdische Kultusgemeinde existierte. Sie besaß nachweislich eine Synagoge in
der damaligen Judengasse (in der zahlreiche Juden wohnten), der späteren
Hofgasse und heutigen Hofstraße, sowie einem Friedhof im 'Felddistrikt
Judenkirchhof‘. Bekannt ist, dass die jüdische Gemeinde zahlenmäßig recht
groß war. Das Ende der Gemeinde ist nicht bekannt, es könnte aber sein, dass
sie im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ausgelöscht wurde. Landrichter
Eyßel überlieferte Mitte des 19. Jahrhunderts: 'Die in den alten Zeiten zu
Bischofsheim befindlichen Juden mögen zur Zeit als die Edlen von Ebersberg,
Haun, Rumrod in Bischofsheim Besitzungen und Wohnstätten hatten, dahin
gekommen sein und Aufnahme gefunden haben. Deren Wohnungen befanden sich in
der oberen Hofgasse, welche auch Judengasse genannt wurde. Von einzelnen
Einwohnern Bischofsheims wird auf Zeugnis eines gewissen Johann
Aschenbrücker, geboren 1732, welcher ein beinahe hundertjähriges Alter
erreicht hatte, angegeben, dass noch in den 1750er Jahren in der Hofgasse
Judenhäuschen standen, welche ein Brandunglück verschont hatte. Die Zahl der
Judenschaft zu Bischofsheim mag nicht unbeträchtlich gewesen sein, denn sie
hatten einen Tempel und großen Begräbnisplatz. Die Stelle, an welcher in der
Hofgasse der Tempel gestanden, und an welcher noch die Fundamente zu
er-kennen sind, wurde später mit einer Scheune überbaut. Die Scheune wurde
1816 ein Raub der Flammen. Nach Angaben des damaligen Besitzers Johann Georg
Eckert von Bischofsheim wurden an der Brandstätte Nachgrabungen angestellt
und nebst vielem alten Eisen, welches auf einen großartigen Bau hindeutete,
auch ein Teil einer alten Sabbatlampe von Messing ausgegraben, gleichwie ein
menschliches Gerippe, bei welchem sich ein alter Topf mit gut erhaltenen
Gläsern vorgefunden habe. In solchen seien zwei alte Goldmünzen gewesen,
welche sich die Dienstmagd des Hauses als die Auffinderin angeeignet habe.
Jörg Thoma Eckert, Urgroßvater des oben genannten Zeugen Johann Georg Eckert
von Bischofsheim, geboren 1710, hatte gemäß des Bischofsheimer Lagerbuches
den Platz, wo der Tempel und die Judenhäuschen gestanden und zum Weyherschen
Lehn gehörte, durch Kauf erworben und bis 1796 als Garten zur Obstzucht
benützt. Derselbe wurde zum Bauplatz für drei Häuser mit Scheunen verwendet.
Unter dem Namen 'Judenkirchhof' befindet sich noch eine beträchtliche
Strecke in der Flurmarkung nordöstlich von Bischofsheim, welche in neuerer
Zeit zu Weidenpflanzungen verwendet wurde. Nach Aussage alter Leute kamen
noch in den 1770er Jahren alljährlich einige Judenfrauen aus der Umgegend
dahin und verrichteten ihr Gebet.
Nach 1639, als die Stadt Bischofsheim durch die Schweden erstürmt und in
Brand gesteckt worden war, sollen die Juden daraus vertrieben worden sein.
Im Staatsarchiv Würzburg befindet sich ein von Amtsadministrator Sebastian
Mayer verfasstes Schriftstück von 1801, aus dem hervorgeht, was die
'Bischofsheimer Amtsjuden' an Schutz- und Extrageld, an Totengebühr und
Schreibgeld ins Amt abzuführen hatten. Damals wohnten im Amt Bischofsheim
noch Juden in Haselbach und Weisbach. In Haselbach wohnten zu Beginn des 19.
Jahrhunderts zwei Judenfamilien, die unter dem Schutz derer von Weyhers auf
Haselbach standen. 1817 erhielten Manes Löb und Moses Wolf je eine
Matrikelstelle, die dazu berechtigte die Bürgerrechte anzunehmen. Löb nahm
damals den Namen Weissler, Moses den Namen Hasentritt an. Matrikelstellen
waren pro Ort begrenzt und gewährten vor allem das Wohnrecht. Bei Weissler
wird als Beruf Viehhandel und Schmusen (= Makler, Vermittler von Geschäften
auf kleinstem Niveau), bei Hasentritt Vieh- und Rindshauthandel angegeben..."
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Anton Schumm: Geschichte der Stadt Bischofsheim vor
der Rhön, seinen Landsleuten und allen Freunden der Rhön. Würzburg 1875.
S. 16. Online
zugänglich |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 42. |
| Reinhold Albert: Chronik der Stadt Bischofsheim.
2009. |
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