Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bischofsheim a.d. Rhön (Kreis Rhön-Grabfeld)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
(erstellt unter Mitarbeit von Elisabeth Böhrer) 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
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bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde                 
   
In Bischofsheim werden jüdische Bewohner erstmals 1336 erwähnt. Damals bezogen Johann IV. und Eberhard von Kühndorf von ihnen die Hälfte aller Einkünfte. Im Buch der 'Contracte' des Fürstbischofs Johann von Egloffstein wurde 1401 die Auflage einer besonderen Steuer für Juden in Bischofsheim von je zehn Gulden an die fürstbischöfliche Kammer und an die Herren von Ebersberg, genannt von Weyhers, vermeldet.
 
Nach den Angaben bei A. Schumm und I. Schwierz (s. Lit.) gab es "wahrscheinlich vom 15. bis zum 17. Jahrhundert eine jüdische Kultusgemeinde". "Bekannt ist auch, dass die jüdische Gemeinde zahlenmäßig recht groß war". Es ist nicht bekannt, wann die Gemeinde aufgelöst wurde, vermutlich im Dreißigjährigen Krieg (s.u.). Bei Schumm wird ohne nähere Quellenangaben und ohne weitere Datierung berichtet: "Das sog. neue Dorf bei Bischofsheim war wohl identisch mit dem Dörfchen Leutenau. Dasselbe wurde, wie auch andere Rhöndörfer, in kriegerischen Zeiten gänzlich aufgegeben. Der neunische Hof könnte erinnern an das ehemalige Besitztum der Herren von Haus, das also an die Weyers gekommen war. Auf Weyer'schem Lehengrunde im obern Teil der Hofgasse wohnte ehemals die Judenschaft von Bischofsheim. Sie war an Zahl nicht unbeträchtlich, hatte eine Synagoge und einen Begräbnisplatz im Felddistrikt Judenkirchhof. Die Hofgasse hieß darum auch Judengasse."
 
An Einrichtungen waren somit nach Schumm vorhanden: eine Synagoge in der damaligen Judengasse (wo recht viele Juden wohnten), der späteren Hofgasse und heutigen Hofstraße, sowie ein Friedhof im 'Felddistrikt Judenkirchhof' (südöstlich von Bischofsheim, heute am Stadtrand im Bereich zwischen der heutigen Lindenstraße = früherer Judenfriedhofsweg, dem Metzenbachweg und der Ahornstraße). 
 
Im Dreißigjährigen Krieg kam es nach 1639 wahrscheinlich zu einer Vertreibung der Juden aus Bischofsheim. Die Synagoge wurde abgebrochen und auf den Fundamenten eine Scheune erbaut, die 1816 niedergebrannt ist. Zum jüdischen Friedhof sollen noch in den 1770er-Jahren jüdische Frauen aus der Umgebung zum Gebet gekommen sein.
   
Im 19./20. Jahrhundert kam es nur zum vereinzelten Zuzug weniger jüdischer Personen, ohne dass eine jüdische Gemeinde entstehen konnte. Nach Angaben von Elisabeth Böhrer wohnte von 1896 bis 1912 zumindest eine jüdische Familie in Bischofsheim: die Familie von Bernhard Neumann (geb. 1868 in Oberelsbach), der mit seiner Frau nach der Geburt des ersten Kindes (Mai 1896) aus Oberelsbach in Bischofsheim zugezogen ist; in Bischofsheim sind zwei weitere Kinder des Ehepaares geboren (1897 und 1900). Im Mai 1912 zog die Familie nach Schweinfurt.   
     
     
Adresse/Standort der Synagoge: ehemalige Judengasse (heute Hofstraße) 
    
    
Fotos:  
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 5.4.2009)  

Bischofsheim Stadt 170.jpg (75342 Byte) Bischofsheim Stadt 171.jpg (79044 Byte) Bischofsheim Stadt 172.jpg (88105 Byte)
Verschiedene Ansichten der Hofstraße (ehemalige "Judengasse")  
     
  Bischofsheim Stadt 173.jpg (90608 Byte)  
  Straßenschild  

    
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

August 2015: Zur jüdischen Geschichte in Bischofsheim     
Artikel von Reinhold Albert in der "Main-Post" vom 6. August 2015: "BISCHOFSHEIM. War der 'Judenkirchhof' in der Hofgasse?
Vermutlich in der Hofstraße in Bischofsheim befand sich ehedem eine jüdische Begräbnisstätte. Der exakte Standort des Friedhofs konnte nicht ermittelt werden. Auf jeden Fall befand er sich nachweislich auf dem Gebiet zwischen der heutigen Lindenstraße (früher Judenfriedhofsweg), dem Metzenbachweg und der Ahornstraße.
Juden werden in Bischofsheim erstmals 1336 erwähnt. Damals bezogen Johann IV. und Eberhard von Kühndorf von ihnen die Hälfte aller Einkünfte. Im Buch der 'Contracte' des Fürstbischofs Johann von Egloffstein wurde 1401 die Auflage einer besonderen Steuer für Juden in Bischofsheim von je zehn Gulden an die fürstbischöfliche Kammer und an die Herren von Ebersberg, genannt von Weyhers, vermeldet. Lehrer Karl Korb schrieb im 20. Jahrhundert: 'In der Hofgasse wohnten auch die Juden, alle auf weyherischem Grund und Boden. Hier stand auch die Synagoge. Die Zahl der Juden war nicht gering. Darum hieß die Hofgasse auch Judengasse. Außerhalb der Stadtmauer, in der Flurabteilung 'Metzenbach', lag ihr Friedhof. Den Abschluss der Adeligen-Lehenshöfe in der Hofgasse bildete der Heunische Hof, den Herren von Haun gehörend. Der Flurname 'Höhn' geht auf diesen Hof zurück. Israel Schwierz berichtete 1992, dass in Bischofsheim wahrscheinlich vom 15. bis 17. Jahrhundert eine Jüdische Kultusgemeinde existierte. Sie besaß nachweislich eine Synagoge in der damaligen Judengasse (in der zahlreiche Juden wohnten), der späteren Hofgasse und heutigen Hofstraße, sowie einem Friedhof im 'Felddistrikt Judenkirchhof‘. Bekannt ist, dass die jüdische Gemeinde zahlenmäßig recht groß war. Das Ende der Gemeinde ist nicht bekannt, es könnte aber sein, dass sie im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ausgelöscht wurde. Landrichter Eyßel überlieferte Mitte des 19. Jahrhunderts: 'Die in den alten Zeiten zu Bischofsheim befindlichen Juden mögen zur Zeit als die Edlen von Ebersberg, Haun, Rumrod in Bischofsheim Besitzungen und Wohnstätten hatten, dahin gekommen sein und Aufnahme gefunden haben. Deren Wohnungen befanden sich in der oberen Hofgasse, welche auch Judengasse genannt wurde. Von einzelnen Einwohnern Bischofsheims wird auf Zeugnis eines gewissen Johann Aschenbrücker, geboren 1732, welcher ein beinahe hundertjähriges Alter erreicht hatte, angegeben, dass noch in den 1750er Jahren in der Hofgasse Judenhäuschen standen, welche ein Brandunglück verschont hatte. Die Zahl der Judenschaft zu Bischofsheim mag nicht unbeträchtlich gewesen sein, denn sie hatten einen Tempel und großen Begräbnisplatz. Die Stelle, an welcher in der Hofgasse der Tempel gestanden, und an welcher noch die Fundamente zu er-kennen sind, wurde später mit einer Scheune überbaut. Die Scheune wurde 1816 ein Raub der Flammen. Nach Angaben des damaligen Besitzers Johann Georg Eckert von Bischofsheim wurden an der Brandstätte Nachgrabungen angestellt und nebst vielem alten Eisen, welches auf einen großartigen Bau hindeutete, auch ein Teil einer alten Sabbatlampe von Messing ausgegraben, gleichwie ein menschliches Gerippe, bei welchem sich ein alter Topf mit gut erhaltenen Gläsern vorgefunden habe. In solchen seien zwei alte Goldmünzen gewesen, welche sich die Dienstmagd des Hauses als die Auffinderin angeeignet habe. Jörg Thoma Eckert, Urgroßvater des oben genannten Zeugen Johann Georg Eckert von Bischofsheim, geboren 1710, hatte gemäß des Bischofsheimer Lagerbuches den Platz, wo der Tempel und die Judenhäuschen gestanden und zum Weyherschen Lehn gehörte, durch Kauf erworben und bis 1796 als Garten zur Obstzucht benützt. Derselbe wurde zum Bauplatz für drei Häuser mit Scheunen verwendet. Unter dem Namen 'Judenkirchhof' befindet sich noch eine beträchtliche Strecke in der Flurmarkung nordöstlich von Bischofsheim, welche in neuerer Zeit zu Weidenpflanzungen verwendet wurde. Nach Aussage alter Leute kamen noch in den 1770er Jahren alljährlich einige Judenfrauen aus der Umgegend dahin und verrichteten ihr Gebet.
Nach 1639, als die Stadt Bischofsheim durch die Schweden erstürmt und in Brand gesteckt worden war, sollen die Juden daraus vertrieben worden sein. Im Staatsarchiv Würzburg befindet sich ein von Amtsadministrator Sebastian Mayer verfasstes Schriftstück von 1801, aus dem hervorgeht, was die 'Bischofsheimer Amtsjuden' an Schutz- und Extrageld, an Totengebühr und Schreibgeld ins Amt abzuführen hatten. Damals wohnten im Amt Bischofsheim noch Juden in Haselbach und Weisbach. In Haselbach wohnten zu Beginn des 19. Jahrhunderts zwei Judenfamilien, die unter dem Schutz derer von Weyhers auf Haselbach standen. 1817 erhielten Manes Löb und Moses Wolf je eine Matrikelstelle, die dazu berechtigte die Bürgerrechte anzunehmen. Löb nahm damals den Namen Weissler, Moses den Namen Hasentritt an. Matrikelstellen waren pro Ort begrenzt und gewährten vor allem das Wohnrecht. Bei Weissler wird als Beruf Viehhandel und Schmusen (= Makler, Vermittler von Geschäften auf kleinstem Niveau), bei Hasentritt Vieh- und Rindshauthandel angegeben..."  
Link zum Artikel  

      
        

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Stadt Bischofsheim a.d. Rhön, weitere Informationen: Bischofsheim.info    

Literatur:  

bulletAnton Schumm: Geschichte der Stadt Bischofsheim vor der Rhön, seinen Landsleuten und allen Freunden der Rhön. Würzburg 1875. S. 16. Online zugänglich  
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S.  42.
bulletReinhold Albert: Chronik der Stadt Bischofsheim. 2009.

    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013