Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Vilbel (Wetteraukreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
  
In (Bad) Vilbel bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. 1689 gab es drei jüdische Familien am Ort. In den 1930er-Jahren lagen im Archiv der jüdischen Gemeinde noch Kassenbücher vom Anfang des 18. Jahrhunderts. 1715 waren fünf Familien in der Stadt, 1775 acht Familien. Das jüdische Wohngebiet lag vor allem in der früheren Judengasse (heutiger Wasserweg).   
 
Unter den jüdischen Familien des 18. Jahrhunderts gab es auch Familien sephardischen Ursprungs wie die Familie des Abraham Bachenheimer, der 1765 in Bad Vilbel genannt wird. Sein Sohn Markus (geb. 1796) ließ sich später in Wetter nieder.
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1817 108 jüdische Einwohner, 1828 86 (4,2 % von insgesamt 2.042 Einwohnern), 1850 120, 1861 107 (3,6 % von 2.931), 1871: 101, 1880 113 (3,1 % von 3.628), 1900 92 (2,1 % von 4.353), 1910 83 (1,5 % von 5.192). Die jüdischen Einwohner lebten zunächst vor allem vom Handel mit Vieh und Landesprodukten. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffneten mehrere von ihnen offene Läden und Handlungen am Ort. Häufig vorkommende jüdische Familiennahmen waren u.a. Schönfeld, Goldberg, Grünebaum, Strauß, Wechsler, Weil.    
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Religionsschule), ein rituelles Bad (im Garten hinter der Synagoge) und ein Friedhof.  Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). An jüdischen Lehrern sind bekannt: um 1840 Markus Frank, 1846 Salomon Rosenthal, 1877 Lehrer Schwanthaler, von 1886 bis 1901 Lehrer Sally Katz (geb. 1864 in Guxhagen; nach Bad Vilbel war er Lehrer in Windecken), um 1920 Lehrer Kestrich. Die Gemeinde gehörte zum liberalen Provinzialrabbinat in Gießen.   
    
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Ludwig Goldberg (geb. 8.6.1895 in Vilbel, gef. 11.7.1917).      
   
Um 1924, als zur Gemeinde 69 Personen gehörten (1,2 % von insgesamt 5.733 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Hugo Strauß, Dr. med. Ludwig (Lajos) Szametz, Lehrer Kröger und Julius Grünebaum. Den Religionsunterricht der damals neun schulpflichtigen jüdischen Kinder der Gemeinde erteilte cand. phil. Cohen. 1932 war Gemeindevorsteher der Bäcker Julius Strauß.   
Der als Mitglied des Gemeindevorstandes genannte Dr. Ludwig Szametz stammte aus Ungarn (geb. 1882) und war bis 1936 als Arzt in Bad Vilbel. Er war sehr früh aktiv in zionistischen Gruppierungen (als zionistischer Korporationsstudent und in zionistischen Verbindungen), emigrierte 1936 nach Palästina, später in die USA. In den 1920er-Jahren setzte er sich in Bad Vilbel u.a. für Schulspeisungen und arme Kinder ein. Er genoss durch sein soziales Engagement hohe Anerkennung am Ort. Unter den bekannten Bad Vilbeler jüdischen Einwohnern war auch Dr. Albert Chambré (geb. 1888 in Gießen), der Direktor der Realschule in Vilbel war (1933 aus dem Dienst entlassen). 
Um 1930
gab es unter den jüdischen Gewerbebetreibenden vier Metzger, zwei Bäcker und einige Handwerker.    
   
1933 lebten 75 jüdische Personen in Bad Vilbel (1,2 % von insgesamt 5.999 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Der letzte Gemeindevorsteher war Bäcker war Julius Strauß. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die damals bereits in nichtjüdischem Besitz befindliche Synagoge überfallen und die Einrichtung mit den Ritualien völlig zerstört. Aus Aufregung über die Ereignisse ist der jüdische Nachbar Schönfeld an einem Herzinfarkt zusammengebrochen. Nach der Demolierung der Synagoge stürmten SA-Leute die Wohnungen und Geschäfte jüdischer Familien. Simon Wechsler wurde, nachdem die Flaschen seiner Handlung zerschlagen worden waren, in die Scherben gestoßen und erlitt dadurch so schwere Verletzungen, dass er kurz danach starb. Einrichtungen und Inventar wurden völlig zertrümmert oder geplündert. Aus der Gemeinde konnten mindestens vier Personen in die USA emigrieren, neun nach Palästina, sechs nach Uruguay, je eine Abmeldung erfolgte nach Italien und der Schweiz. Viele der jüdischen Einwohner verzogen nach Frankfurt am Main. Nach 1939/40 waren nur noch einige ältere jüdische Menschen in sehr bedrängten Verhältnissen am Ort. Sie wurden im September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert.    
     
Von den in Bad Vilbel geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Irene Berenz geb. Schiff (1893), Albert Chambré (1888), Salo F. Elk (1885), Adolf Goldberg (1867), Fanny (Franziska) Goldberg geb. Lilien(1869), Wilhelm Goldschmidt (1893), Clara Grünebaum geb. Levi (1900), Bertha Lewi geb. Schönfeld (1868), Hermann Rothschild (1890), Karoline Schiff (1874), Julius Schönfeld (1877), Leopold Schönfeld (1884), Sophie Schwarzschild geb. Goldberg (1865), Elise Strauß (1871), Ella (Amalie) Strauß (1908), Emma Strauss geb. Goldberg (1874), Hugo Strauss (1876), Siegfried Wechsler (1892), Amanda Weil (1912). 
 
Auf Grund der Forschungen des Arbeitskreises "Jüdische Kultur" in Bad Vilbel (in den 1980er-Jahren) konnte eine Liste zum Schicksal von 68 jüdischen Einwohnern Bad Vilbels erstellt werden, von denen das weitere Schicksal bekannt ist. Mindestens 22 Personen sind nach dieser Liste in der NS-Zeit ermordet worden.       
       
Vor dem Alten Rathaus in Bad Vilbel befindet sich seit 1999 ein Gedenkstein zur Erinnerung an die aus Bad Vilbel umgekommen jüdischen Personen. Außerdem wurden in der Stadt in mehreren Aktionen "Stolpersteine" für in der NS-Zeit umgekommene oder vertriebene Personen verlegt.      
  
   
Neue jüdische Gemeinde: Auf Initiative des seit 1979 in Bad Vilbel lebenden Rafael Zur wurde Mitte der 1980er-Jahre eine jüdische Gemeinde in der Stadt wiederbegründet. Gründungsmitglieder waren Erwin Braun, Anat Ausländer, Dovon Schakan und Vered Zur. Rafael Zur wurde erster Vorsitzender der neuen Gemeinde; inzwischen ist Vered Zur-Panzer Gemeindevorsitzende (Stand: 2017). 2017 hat die Gemeinde etwa 90 Mitglieder. Zu religiösen Anlässen fahren diese meist nach Frankfurt oder nach Bad Homburg und Offenbach. Die Suche nach einem Betraum in Bad Vilbel gestaltet sich seit Jahren schwierig. Die kleine jüdische Gemeinde könnte sich die Nutzung des früheren Synagogengebäudes in Bad Vilbel vorstellen, doch ist dieses in Privatbesitz, an dem - auch Mangels der Unterstützung durch Stadtverwaltung und Gemeinderat - bislang nicht einmal eine Gedenktafel angebracht werden konnte.   
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer    
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1877 / 1886 / 1900    

Vilbel Israelit 14111877.jpg (42868 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1877: "Die israelitische Gemeinde zu Vilbel bei Frankfurt am Main suchte einen Religionslehrer und Vorbeter, welcher ein Seminar besucht und seine Prüfung bestanden hat. Gehalt Mark 900 und Nebeneinkünfte. Eintritt womöglich sofort.  
Bewerber wollen sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse wenden an Wechsler, Vorsteher."      
 
Vilbel Israelit 29031886.jpg (54786 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1886: "Die hiesige Religionslehrer- und Vorbeterstelle ist mit dem 1. Mai dieses Jahres Militärverhältnisse wegen neu zu besetzen. Fixer Gehalt 800 Mark. Nebenverdienst geboten durch Erteilung von Privatunterricht. Konkurrenzfähige Bewerber wollen ihre Gesuche unter Vorlage ihrer Zeugnisse an den unterzeichneten Vorstand einsenden.    
Vilbel, 25. März 1886. Der israelitische Vorstand."   
    
Vilbel Israelit 28051900.jpg (55444 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1900: "In der Religionsgemeinde Vilbel an der Main-Weser-Bahn, 1/2 Stunde von Frankfurt gelegen, soll die Stelle eines Lehrers, Kantors, Schächters und Bal Tokea (Schofarbläser) mit einem festen Gehalte von 800 Mark und 300 Mark Nebenverdiensten von den Erträgnissen der Schächterfunktion, sofort besetzt werden. Seminaristisch gebildete Bewerber wollen sich unter Vorlage von Zeugnisabschriften melden. Vilbel, 22. Mai 1900. Der Vorstand: Herz Strauß."
  
Vilbel Israelit 26071900.jpg (45061 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1900: "In der Religionsgemeinde Vilbel an der Main-Weser-Bahn, 1/2 Stunde von Frankfurt gelegen, soll die Stelle eines Lehrers, Kantors, Schächters und Bal Tokea (Schofarbläser) mit einem festen Gehalte von 800 Mark und 300 Mark Nebenverdiensten von den Erträgnissen der Schächterfunktion, sofort besetzt werden. Seminaristisch gebildete Bewerber wollen sich unter Vorlage von Zeugnisabschriften melden. 
Für den Vorstand: Herz Strauß
."      

   
Über den Lehrer Sally Katz (1884 bis 1886 Lehrer in Bad Vilbel) 

Babenhausen Katz 101.jpg (73996 Byte)Von den früheren Religionslehrern der Gemeinde ist zu nennen (Foto: Quelle Pinkas Hakehillot s. Lit. S. 83 / Sammlung Monica KIngreen).  
Sally Katz ist am 20. Juli 1864 in Guxhagen geboren. Nach dem Besuch des Lehrerseminars in Köln und einer ersten Anstellung ab 1884 in Vilbel kam er nach Windecken. Hier blieb er bis 1907 und wechselte dann nach Babenhausen. Er war (in zweiter Ehe) verheiratet mit Hedwig geb. Goldschmidt (geb. 1874 in Sterbfritz; drei Kinder: Lucia geb. 1902, Arnold geb. 1905 und Sophie geb. 1906, dazu aus erster Ehe Jenny und Max geb. 1896). Sally Katz starb im Dezember 1939 in Frankfurt, seine Witwe Hedwig Katz konnte noch nach Amerika emigrieren, wo sie 1943 starb. 
Babenhausen Synagoge 140.jpg (50751 Byte) Links: Sally Katz in der Synagoge in Babenhausen (Quelle: Sammlung Monica Kingreen) 

       
            
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Spende des nach Amerika ausgewanderten J. M. Rosenthal für die Einfriedung des jüdischen Friedhofes (1914)

Vilbel Frf IsrFambl 17071914.jpg (33109 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Juli 1914: "Vilbel. Ein geborener Vilbeler, der jetzt in Amerika lebende Kaufmann J.M. Rosenthal, hat der israelitischen Gemeinde für ihren Friedhof eine neue Einfriedung in Form einer zwei Meter hohen Mauer aus Blendsteinen und einem schönen Portal aus Kunstschmiedeeisen gestiftet."  

Gemeindebeschreibung von Bad Vilbel (1936!)

Vilbel GblIsrGF August1936 435.jpg (107953 Byte)Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom August 1936 S. 435: "Vilbel. Uraltes Dorf in Oberhessen an der Nidda, ca. 6.000 Einwohner, schon 774 erwähnt, diente 1255 bis 1816 'zween Herren', denen von Nassau und denen von Falkenstein. 1664 erhielt es Stadtrechte, wurde aber, als es 1816 an Hessen-Darmstadt fiel, wieder Dorf. - Auf der Burg, deren Reste noch vorhanden sind, saßen die Herren von Vilbel, deren einer, Bechtram von Vilbel, 1390 den Frankfurt Juden Fehde ansagte, weil er ihnen Geld schuldete. Erst durch einen Vertrag der Stadt Frankfurt mit den Vertretern des gesamten umwohnenden Adels wird 1391 die Fehde geschlichtet. Ob in Vilbel selbst damals Juden gewohnt haben, ist unbekannt. Um 1700 sind sie ziemlich sicher dort, da aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts schon Kassenbücher der Gemeinde vorliegen. Heute finden sich in Vilbel kaum 20 jüdische Familien bei augenscheinlichem Rückgang. Synagoge Frankfurter Straße 95, hinter den Häusern an der Straßenfront versteckt. Ziemlich stattlicher Fachwerkbau, daneben das Mikwoh-Häuschen. Friedhof nordöstlich der Stadt auf dem Weg nach Gronau. Vilbel besitzt vor allem im Zuge der Hermann Göring- und der Adolf-Hitler-Straße eine Anzahl von kohlensäurehaltigen Heilquellen, deren eine schon seit 1569 benutzt wird."   

      
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
 

Über Löb Merkel, von 1871 bis 1878 als Weichensteller in Vilbel tätig (zu seinem 90. Geburtstag 1903) 

Messel Israelit 16101903.jpg (95187 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Oktober 1903: "Messel, 9. Oktober (1903). Das 'Darmstädter Tagblatt' schreibt: Am 15. Oktober dieses Jahres begeht der älteste Einwohner hiesiger Gemeinde und das älteste Glied der israelitischen Religionsgemeinde, Herr Löb Merkel, seinen 90. Geburtstag. Derselbe ist geboren am 15. Oktober 1813 zu Messel, trat am 1. April 1834 in den hessischen Militärdienst und war 22 Jahre 7 Monate ununterbrochen in demselben; er machte den Feldzug 1848/49 in Baden mit, schied am 24. Oktober 1856 aus dem Militärdienste aus und wurde als Bahnwärter in Großen-Linden bei Gießen angestellt, welchen Dienst er zur größten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten versah. Am 1. Januar 1871 wurde er als Weichensteller nach Vilbel bei Frankfurt versetzt, wo er bis zu seiner Pensionierung am 1. Mai 1878 verblieb und dann wieder hierher zurückkehrte. Herr Merkel erfreut sich trotz seines hohen Alters noch ziemlich guter Gesundheit.   
Wir empfehlen diese Notiz der 'Staatsbürger-Zeitung' zum freundlichen Abdruck."  
 
Messel AZJ 06111903.jpg (98485 Byte)Derselbe Bericht erschien in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. November 1903.   

            
       
     
   
    
    
Zur Geschichte der Synagoge          
   
Zunächst war ein Betraum beziehungsweise eine erste Synagoge vorhanden (18. Jahrhundert).  
  
Im 19. Jahrhundert wurde die bis zuletzt benutzte Synagoge in einem Gebäude hinter dem Haus Frankfurter Straße 95 eingerichtet. Dieses Gebäude stammt vermutlich aus dem Ende des 18. Jahrhunderts und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts zur Synagoge umgebaut. Beim Synagogengebäude handelte es sich um ein zweigeschossiges Gebäude mit massivem Unterbau und einem in Fachwerk aufgeführten Obergeschoss. Auffallend sind das steile Mansard-Walmdach und im Obergeschoss die "französischen Fenster" (Fenster, die bis zum Fußboden reichen und verglast sind). Neben der Synagoge befand sich die Mikwe. Die Festlichkeiten der jüdischen Gemeinde - vor allem die 'Simchas Thora-Bälle - fanden im gegenüber der Synagoge liegenden Haus "Stadt Kassel" statt.    
      
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet. Das Gebäude selbst war seit Juli 1938 in nichtjüdischem Besitz und wurde dennoch geplündert und das gesamte Inventar zerschlagen. Mit den neuen Besitzern war vereinbart worden, dass die Synagoge noch so lange genutzt werden könnte, "bis die Juden ausgewandert sind". Die christliche Hausbesitzerin wollte noch zwei Tora-Rollen retten, die ihr jedoch aus der Hand gerissen wurden.  
      
Das ehemalige Synagogengebäude ist weiter in Privatbesitz. Der Eigentümer wünscht nicht die Anbringung einer Gedenktafel am Haus. Wünschenswert wäre die Nutzung des Gebäudes für die kleine jüdische Gemeinde in Bad Vilbel, die seit einigen Jahren wieder entstanden ist. Doch scheiterten bisher die Bemühungen in dieser Richtung (vgl. Presseartikel unten).  
       
      
Adresse/Standort der Synagoge hinter dem Haus Frankfurter Straße 95 
     
     
Fotos
(Quelle: obere Zeile links: Stadtarchiv Bad Vilbel [aus der Website der Vilbeler Landboten, s.u. Links]; rechts: Altaras 1988 S. 182)  

Die ehemalige Synagoge 
in Bad Vilbel
Bad Vilbel Synagoge 110.gif (134411 Byte) Bad Vilbel Synagoge 120.jpg (80866 Byte)
    Skizze der 
ehemaligen Synagoge 
Fassadenteil der ehemaligen Synagoge
 (Aufnahme vom August 1984)
     
  Neuere Fotos werden noch erstellt  
      

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

1988-1993: Ein vorübergehend bestehendes "Jüdisches Diaspora-Museum" in Bad Vilbel
Fotos aus dem "Jüdischen Diaspora-Museum" 
(Dezember 1992); auf den Fotos ist u.a. eine 
Chuppa (Baldachin) für Trauungen erkennbar.
Bad Vilbel Museum 120.jpg (40516 Byte) Bad Vilbel Museum 121.jpg (53025 Byte)
Zur Geschichte des Museums (zitiert aus Altaras 1994 S. 147-148 und dies. 2007 S. 375): "Das private 'Jüdische Diaspora Museum' im Obergeschoss des Gebäudes in der Frankfurter Straße 70 entstand bereits im Sommer 1988 allein auf Initiative des Frankfurter Kaufmanns Messmer. Nach jahrelangen Bemühungen ist es ihm gelungen, eine Vielzahl von bedeutenden, wertvollen und künstlerischen Gegenständen aus jüdischer Religion und Kultur anzusammeln und in einer sehr guten Art zu präsentierten. 
Die Mannigfaltigkeit der Exponate, ihre Überschaubarkeit durch gute Anordnung und die begleitenden Führungen oder Vorträge des Michael Messmer selbst konnten vor allem Schülern und Jugendlichen das Judentum näher bringen. Dabei verdient die didaktische Bedeutung dieses Museums besonderer Erwähnung: Mit der guten Dokumentation über das Schicksal von Anne Frank und u.a. durch die verschiedenen Handzeichnungen und Aquarelle der KZ-Häftlinge in Theresienstadt konnte die jüngere deutsche Generation den leidvollen Teil der jüdischen Geschichte, verbunden mit der eigenen, kennen lernen. Umso mehr ist es zu bedauern, dass dieses verdienstvolle Engagement Michael Messmers aufgehört hat, weil er wegen finanzieller Schwierigkeiten sein kleinen Museum schließen musste. Eventuelle Sponsoren oder großzügige Spender, die das hätten verhindern können, sind nicht gefunden worden, aber auch Behörden, öffentliche Instanzen oder jüdische offizielle Institutionen zeigten leider kein Interesse für den Erhalt dieses privaten Museums. Am 28. März 1993 wurde das Museum offiziell geschlossen."  
   
1994-1999: Über die von Berta Ritscher (gest. 1996) erstellte Dokumentation "Geschichte der Vilbeler Juden" 
Anmerkung: nachfolgender Beitrag erschien einige Monate vor dem Erscheinen der Dokumentation Im "Vilbeler Landboten" (August 1998; hrsg. von der SPD Bad Vilbel) und beschreibt in Kürze das das Werden der Dokumentation (Quelle):  "Die Veröffentlichung der Dokumentation ging einen langen schwierigen Weg. Zweimal waren die beauftragten Autoren ihren Aufgaben nicht gewachsen und gaben auf. Ein Geschäftsmann musste sich einschalten, um das Werk zum Rollen zu bringen. Die Regensburgerin Dr. Berta Ritscher wurde für das Projekt durch Michael Messmer (Gründer des Jüdischen Diaspora Museums Bad Vilbel) gewonnen. Frau Dr. Ritscher musste bis zur Beendigung der Dokumentation viele Hürden überwinden. Teilweise wurden vor Ihr plötzlich Türen geschlossen.. Vorübergehend erhielt die ältere Historikerin nicht einmal finanzielle Mittel und musste in Bad Vilbel auf einem Klappbett schlafen. Doch sie hatte einen Narren am Thema gefressen. Das Thema ließ sie nicht mehr los, und sie blieb hartnäckig dran. Sie verstarb 1996...."        
  
November 1999: Aufstellung eines Gedenksteines vor dem "Alten Rathaus"   
Pressemitteilung vom November 2009 (Quelle):  Auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung soll am Alten Rathaus ein Denkmal zur Erinnerung an die verfolgten und ermordeten Bad Vilbeler Juden aufgestellt werden. Am 28.09.1999 trafen sich nun Baudezernent Peters, Rafael Zur, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Bad Vilbel, Mitarbeiter der städtischen Ämter, sowie der Steinmetz Ruths und die Steinbildhauerin Ruths. Nach einer etwa halbstündigen Diskussion stand die Gestaltung des Denkmals fest: Das Denkmal wird in dem Rondell zwischen Lohstraße und Hanauer Landstraße nach einigen Schönheitsreparaturen errichtet. So muss das Schild vor dem Rondell entfernt werden, um den Blick auf das Denkmal zu ermöglichen. Der Stein des Denkmals muss in das Rondell zwischen Pflanzen, Baum und Steinpflaster eingepasst werden und ein kleiner Zugang zum Denkmal geschaffen werden..."        
Link: Rede von Rafael Zur zur Einweihung des Gedenksteines
 
     
November 2007: Die CDU-Mehrheitsfraktion verhindert den Antrag, Rafael Zur zum Ehrenbürger der Stadt zu ernennen    
Mitteilung im "Bad Vilbeler Anzeiger" vom 29. November 2007: "Bad Vilbel. 
Rafael Zur wird kein Vilbeler Ehrenbürger – Grüne wollen den Antrag jedes Jahr neu stellen
Bad Vilbel
. Rafael Zur wird nicht Ehrenbürger der Stadt Bad Vilbel. Die CDU-Mehrheitsfraktion sagte im Stadtparlament 'Nein' zum Antrag der Grünen. Sie musste dafür Beschimpfungen von Mitgliedern anderer Fraktionen und Zuschauern einstecken. 
Ulrich Rabl (Grüne) kündigte an: 'Wir werden diesen Antrag jedes Jahr wieder einbringen.' 'Rafael Zur und seine Frau hatten den Mut und das Vertrauen, in ein Land zurückzukehren, das die Vernichtung der Juden ersonnen und ausgeführt hat. Er gab uns damit ein Stück Menschlichkeit zurück', sagte Hannelore Rabl (Grüne) in der Begründung des Antrags. Zur habe das jüdische Leben und jüdische Kultur nach Bad Vilbel zurück gebracht, indem er 1986 wieder eine jüdische Gemeinde gegründet habe. Auch die Fraktionsvorsitzenden der SPD, Hans-Ulrich Callies, und FDP, Heike Freund-Hahn, würdigten Zurs Verdienste nicht nur um die jüdische Gemeinde, sondern auch als Stadtverordneter der SPD. Callies stellte klar, dass die Initiative für eine Ehrenbürgerschaft 'ausschließlich von der SPD' ausging. (bep)"   
  
September 2008: Aktivitäten von Rafael Zur und der neuen Jüdischen Gemeinde in Bad Vilbel   
Artikel von Ute Vetter in der "Frankfurter Rundschau" vom 13. September 2008 (Artikel in fr-online.de): "Aufklären, ohne zu verletzen. 
Bad Vilbel. Rafael Zur informiert über Verbrechen der Nationalsozialisten in der Stadt. 

70 Jahre nach Raub und Mord an der jüdischen Bevölkerung stehen NPDler am Zentralparkplatz und werben um Parteimitglieder - und einige Bürger tragen sich tatsächlich in die die Liste ein. Da kriege ich das Kotzen!". Rafael Zur (75), langjähriger SPD-Stadtverordneter und Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Bad Vilbel, fasst es kaum. "Haben die nichts gelernt aus der Geschichte?", fragt er. Der einstige Taxiunternehmer lebt seit 1979 in Bad Vilbel. Seine 16 Zuhörerinnen waren das erste Mal auf Einladung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wetterau (die im nächsten Jahr das 25-jährige Bestehen feiert), in Bad Vilbel..."    
    
2006 - 2007 - 2009: Verlegung von "Stolpersteinen" in Bad Vilbel    
Foto links - Stolpersteine für die Familie des Arztes Dr. Szametz in der Homburger Straße 15: Quelle). 
An drei Tagen zwischen 2006 und 2009 wurden in Bad Vilbel "Stolpersteine" des Kölner Künstlers Gunter Demnig verlegt: am 21. Oktober 2006, am 6. März 2007 und zuletzt am 18. Februar 2009 (darüber nachstehender Bericht).    
  
Februar 2009: Über die dritte Verlegung von "Stolpersteinen" 
Artikel in der "Wetterauer Zeitung" vom 19. Februar 2009 (Artikel): "Steine des Erinnerns vor fünf Häusern verlegt
Bad Vilbel
(koe). Steine gegen das Vergessen, die sogenannten Stolpersteine wurden am Mittwochnachmittag vor dem Haus in der Homburger Straße 15 verlegt. Bereits zum dritten Mal war Künstler Gunter Demnig vor Ort, um durch seine mit Gedenktafeln besetzten Pflastersteine an jüdische Mitbürger zu erinnern, die durch das NS-Regime umkamen oder vor diesem fliehen mussten. 
An fünf Plätzen in der Stadt sind seit gestern weitere 'Stolpersteine' zu sehen. In der Homburger Straße, vor den Häusern der Nummer 20, 104, 119 und 173 in der Frankfurter Straße. Die Verlegung begann in der Homburger Straße 15, wo einst Familie Dr. Szametz wohnte. 'Sie stellen einen besonderen Fall dar, da alle fünf Familienmitglieder emigrierten und vier von ihnen überlebten', erklärte Claus-Günther Kunzmann. Er war in seiner Funktion als Fachbereichsleiter Kultur und als Vorsitzender des Geschichtsvereins bei der Verlegung dabei. Die anderen vier Vilbeler Familien, derer gedacht wurde, sind durch die Nationalsozialisten ermordet worden. Das Leben Dr. Ludwig Szametz’ habe Parallelen zum Wirken des Dr. Albert Chambrés. Szametz sei den Vilbeler Bürgern als Arzt durch sein soziales Engagement bekannt gewesen. Er setzte sich in den 1920er-Jahren für Schulspeisungen und arme Kinder ein. Bei der Bevölkerung habe er daher hohes Ansehen genossen. Dazu habe auch seine offene Art bei verschiedensten gesundheitlichen Problemen und Fragen beigetragen, fasste Kunzmann zusammen...".   
  
Januar 2009: Vortrag von Monica Kingreen über Albert Chambré    
Artikel von Ben Reichardt in der "Frankfurter Rundschau" vom 17. Januar 2009 (Artikel in fr-online.de): "Das Schicksal des Albert Chambré
Bad Vilbel.  Vortrag und Buch erinnern an den einstigen Leiter der Realschule. 

Sein Markenzeichen war der Homburger Hut. Grüßte Albert Chambré auf der Straße, dann "fasste er den Hut rechts hinter dem Ohr und hob ihn einige Zentimeter in die Höhe. Das war eine liebenswerte Marotte, die unbedingt zu ihm gehörte", erinnert sich ein ehemaliger Schüler. So gerne sich jene, die ihn kennengelernt haben, auch an Albert Chambré erinnern - sein Name steht zugleich für eine der düstersten Epochen der Quellenstadt. Denn der einstige Leiter der Vilbeler Realschule war Jude. Als solchem entzog ihm die neue hessische nationalsozialistische Landesregierung im März 1933, wie auch anderen jüdischen und sozialdemokratischen Lehrkräften, das Amt des Schulleiters..."   
November 2009: Gedenkfeier zur Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 und die frühere jüdische Gemeinde  
Artikel in der "Wetterauer Zeitung" vom 10. November 2009 (Artikel): "Jüdische Gemeinde und Stadt erinnern an Pogrome
Bad Vilbel
(pe). 'Was in 500 Jahren Geschichte zusammengewachsen war, war in nur fünf Jahren ab 1933 vergiftet und zerstört worden.' Mit diesen Worten erinnerte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bad Vilbel, Rafael Zur, an die Judenpogrome vom 10. November 1938. In dieser Stadt fand die systematische Hetze gegen Juden einen Tag später statt als im übrigen Deutschland: 'Die Vilbeler Jüdinnen und Juden hatten 24 Stunden Aufschub, weil die Barbaren sich noch vorbereiten mussten', merkte Zur dazu an. Seine Rede hatte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde am Gedenkstein vor dem Alten Rathaus begonnen, allerdings fühlten sich einige der doch zahlreich erschienenen Zuhörer durch den Verkehrslärm gestört und konnten die Worte des Redners nicht verstehen, sodass auf Anregung von Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr die Gedenkstunde in den Empfangssaal des Alten Rathauses verlegt wurde..."    
      
September 2010: Führung auf den Spuren der jüdischen Geschichte in Bad Vilbel 
Artikel (cze) in der "Wetterauer Zeitung" vom 15. September 2010 (Artikel): "Auf den Spuren jüdischer Mitbürger
Bad Vilbel
(cze). Bei der Stadtführung 'Jüdisches Leben in Bad Vilbel' wird den 13 Teilnehmern eines gleich völlig klar: Die Geschichte der jüdischen Bad Vilbeler Bürger ist zu vielschichtig, um sie in 90 Minuten darzustellen.
Und es wird deutlich, die Juden, die im 19. Jahrhundert bis hin zur Zeit des Nationalsozialismus in der Quellenstadt lebten, waren bei der christlichen Bevölkerung geachtet und gesellschaftlich voll integriert. Die wenigen, die bis heute in Erinnerung blieben, haben sich vehement für das Wohl ihrer Mitmenschen eingesetzt. Am Brunnen- und Bädermuseum begrüßt Goar Laupus – selbst Russin, aber nicht jüdisch – am Sonntagnachmittag zwölf Damen und einen Herrn, die ihr auf dem Rundgang durch die Vergangenheit folgen wollen..."   
   
Oktober 2011: Ein Teil der ehemaligen Judengasse wird durch Abriss und die anschließende Neubebauung beseitigt    
Artikel von Detlef Sundermann in der "Frankfurter Rundschau" vom 20. Oktober 2010: "Ein Stück Erinnerung weniger. Mit der neuen Mitte verschwindet ein Teil der ehemaligen Judengasse. Rafael Zur kämpft seit Jahrzehnten gegen das Vergessen. Doch die Erinnerung an das einstige Jüdische Leben in Bad Vilbel wird dieser Tage erneut weniger. Mit dem Abriss für die Neue Mitte geht eine Seite des Wasserwegs - der alten Judengasse - verloren. Dort soll die Ausfahrt für die Tiefgarage gebaut werden..."
Link zum Artikel.   
  
Januar 2012: Die Stadt hat das Gebäude Frankfurter Straße 48 zur möglichen Einrichtung einer "Gedenkstube" erworben   
Artikel von Meike Kolodziejczykin der "Frankfurter Rundschau" vom 21. Januar 2012: "Die Last der Geschichte. 
Die Stadt hat das Haus erworben, in dem sich die Jüdische Gemeinde eine Gedenkstube wünscht..."  
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September 2012: Führung auf den Spuren der jüdischen Geschichte 
Artikel von Detlaf Sundermann in der "Frankfurter Rundschau" vom 10. September 2012: "Bad Vilbel - Wider das Vergessen. Das einstige jüdische Leben soll mehr Präsenz erhalten. Gemeinsam wollen sich die Fraktionen von CDU, SPD und FDP dafür einsetzen, dass in der Frankfurter Straße 50 ein Lern- und Gedenkraum eingerichtet wird. Zusätzlich sollen Führungen über die Geschichte informieren.
In der Quellenstadt soll die Vergangenheit künftig stärker zur Gegenwart gehören. Gemeinsam wollen sich die Fraktionen von CDU, SPD und FDP dafür einsetzen, dass in der Frankfurter Straße 50 ein Lern- und Gedenkraum eingerichtet wird. An dem Eckhaus, das seit Kurzem im Besitz der Stadt ist, soll auch eine Gedenk-Plakette angebracht werden. Dort begann einst die Judengasse. Die einmal stadtprägende jüdische Gesellschaft soll damit nicht nur bei Führungen des Vereins für Geschichte und Heimatpflege Präsenz erlangen, wie dies am Sonntag geschah.
'Der jüdische Friedhof ist fast der einzige authentische Ort des jüdischen Lebens in Bad Vilbel', stellte Vereinsmitglied Goar Laupus bei dem Gang über besagten Friedhof fest, dessen hohe Pforten gewöhnlich verschlossen sind. Seit Ende des 17. Jahrhunderts sollen Juden in der Stadt gelebt haben. Erst 1845 überließ die Stadt nach jahrelangen zähen Verhandlungen der armen Glaubensgemeinde ein Hanggrundstück, das im Besitz der Evangelischen Kirche gelegen haben soll. 
Nunmehr konnten sich die Vilbeler Juden eigenständig wähnen. Ein Gebetshaus samt Ritualbad gab es bereits seit Jahrzehnten. Noch ohne den von einem Rabbi geweihten Friedhof, mussten die Toten aber in Frankfurt oder später in Bergen beerdigt werden. Am 24. September 1937 erfolgte die letzte Beisetzung am Gronauer Weg. Während der Nazi-Herrschaft blieb das Gelände von Friedhofsschändern und Plünderern nicht unbehelligt. Die umgebende Mauer ist abgetragen worden. 1944 kam es zu einer schweren Schändung. Heute sind noch 78 Grabsteine vorhanden. Wo die anderen Gedenksteine aus zumeist rotem Sandstein geblieben sind, ist unbekannt. Möglicherweise sind sie irgendwo als Ersatzbaustoff eingemauert worden. 
Nach dem Krieg vergingen dann viele Jahre, bis der Friedhof restauriert wurde. Es soll dem großen Engagement von Karl Lapp, der mit einer Jüdin verheiratet war, und seines Sohnes Egon zu verdanken sein, dass dieser stille Zeitzeuge für die Nachwelt erhalten worden ist. 
Die einstige Synagoge in einem Hinterhof der Frankfurter Straße zeigt Goar Laupus den Teilnehmern nur aus respektabler Distanz. Das Haus mit den Bogenfenster fiel den November-Pogromen der Nazis 1938 nicht zum Opfer, weil die Gemeinde – vielleicht in weiser Vorausschau – die Immobilie Monate zuvor verkauft hatte. 
Heute ist das Gebäude in Privatbesitz. Auf Wunsch des Eigners soll dort keine Gedenktafel angebracht worden sein. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Goar Laupus an dieser Station ihrer Führung die Gruppe auf Abstand hält." 
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Januar 2016: Über die "Stolpersteine" in Bad Vilbel 
Artikel von Anna Lena Gerlach in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 23. Januar 2016: "Stolpersteine erinnern an ermordete Juden. Zum Stolpern eingeladen
'Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist.' So lautet der Grundsatz, nach dem Gunter Demnig bei seinem Gedenkstein-Projekt handelt. Dabei geht es um eine besondere Art von Menschen, die in der Nazi-Zeit verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Auch in Bad Vilbel werden die Menschen zum Stolpern aufgefordert.

'Ihre Einrichtung wurde ebenfalls demoliert, und aus dem angsterfüllten Schreien der Frau schlossen wir Zuschauer, dass sie auch tätlich angegriffen worden war. Diese Schreie haben uns sehr erschreckt, und mir sind sie lange wie ein Alptraum im Gedächtnis geblieben.' Das berichtet Erich Jost in seiner 'Erinnerung an die Reichskristallnacht' über Elise Strauß im Buch 'Geschichten der Vilbeler Juden' von Berta Ritscher. 1942 wurde die Vilbelerin Elise Strauß, damals 28 Jahre alt, nach Theresienstadt deportiert und ein Jahr später ermordet. 'Im Jahr 1933 umfasste die jüdische Gemeinde in Vilbel 75 Personen', weiß Yannick Schwander, Pressesprecher der Stadt Bad Vilbel. Elise war eine von mindestens 22 Vilbeler Juden, die während der NS-Zeit ermordet wurden. Heute erinnert ein Stolperstein vor dem Haus im Wasserweg 2, in dem sie einst wohnte, an ihr Schicksal. 'Die ersten Steine verlegte Gunter Demnig 2006 in Bad Vilbel. Mit weiteren Verlegungen bis zum Jahr 2009 sind es nun insgesamt 25 Stolpersteine in Bad Vilbel', so Schwander. Die Steine wurden vor den Häusern, in denen einst Juden lebten, in den Boden gelegt und befestigt. Jedoch gibt es sie nicht nur in Deutschland: Auch in 19 weiteren europäischen Ländern existieren bereits die goldfarbenen Pflastersteine. 'Die Idee zur Verlegung der Stolpersteine kommt ursprünglich vom Kölner Künstler Gunter Demnig, der mit diesen Steinen an die Juden erinnern möchte, die einst in den Häusern lebten, vor denen die Steine verlegt werden', erklärt Schwander. 'Für Bad Vilbel entstand die Idee auf Initiative unter anderem von unserem Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann und dem im vergangenen Jahr verstorbenen damaligen Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde, Rafael Zur.' Auch vor dem Haus in der Frankfurter Straße 41 ist ein Stolperstein zum Andenken verlegt – an Karoline Schiff. 'Die kleine alte Frau soll sich in Todesangst unter dem Bett versteckt haben. Die Horde HJ- oder SA-Männer, die in ihre Wohnung drang, fand sie und zerrte sie unter dem Bett hervor. Sie soll gesagt haben: 'Was wollt Ihr denn alles mein Zeug kaputt machen, ist alles von meiner Mutter selig', schreibt Berta Ritschler. Karoline Schiff wurde 1874 in Vilbel geboren und im September 1942 deportiert. Etwa ein halbes Jahr später wurde auch sie in Theresienstadt ermordet. Diese Informationen kann man nicht nur auf den Stolpersteinen nachlesen. 'Die zentrale Stelle mit Informationen über die verstorbenen Juden ist Yad Vashem, eine Gedenkstätte in Jerusalem', erklärt Stadtsprecher Schwander. Die Informationen sind übers Internet unter abrufbar. Ganz kostenlos sind die Stolpersteine jedoch nicht. Schwander: 'Inklusive Vorbereitungsarbeiten kostet das Verlegen der Stolpersteine pro Stück 120 Euro.' Jedoch werden die entstehenden Kosten ausschließlich durch Patenschaften und Spenden finanziert. 'Patenschaften können von Privatpersonen, Institutionen, Ausbildungsstätten, Firmen und Vereinen oder Parteien übernommen werden.' Ob weitere Stolpersteine geplant sind, steht laut Schwander noch nicht fest. 'Eine Fortsetzung kann sich die Stadt Bad Vilbel durchaus vorstellen. Zurzeit gibt es jedoch keine konkreten Planungen dazu.' Eigentlich sind die Stolpersteine trotz ihrer geringen Größe von rund zehn mal zehn Zentimetern gut sichtbar – sie blinken golden. Doch derzeit wirken viele nur matt, verdreckt und kaum leserlich. 'Das liegt wahrscheinlich an der Jahreszeit', vermutet Schwander. Grundsätzlich sei die Stadt für die Reinigung jener Stolpersteine zuständig, die im öffentlichen Raum liegen. Für die direkt vor den Häusern befindlichen Erinnerungssteine sind die jeweiligen Immobilien-Eigentümer zuständig." 
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Februar 2017: Zum zweiten Jahrestag des Todes von Rafael Zur   
Artikel von Dieter Deul in der "Bad Vilbeler Neuen Presse" vom Februar 2017: "Vorsitzender vor zwei Jahren gestorben
Jüdische Gemeinde: Rafael Zurs Erbe bewahren

Morgen vor zwei Jahren starb Rafael Zur, der die jüdische Gemeinde in Bad Vilbel wiederbegründet hat. Am morgigen Donnerstag gibt es eine Gedenkzeremonie am Friedhof in Frankfurt. Zurs Tochter Vered Zur-Panzer erinnert sich an das Vermächtnis ihres Vaters – und etliche noch unerfüllte Aufgaben. In Bad Vilbel, klagt sie, gebe es jedoch ein Desinteresse an der jüdischen Geschichte. 'Rafi war ein sehr starker Mann, ein Familienmensch', erinnert sich Vered Zur-Panzer an ihren vor zwei Jahren verstorbenen Vater, mit dem sie 1979 als Achtjährige aus Israel nach Bad Vilbel kam. Er hatte den Zweiten Weltkrieg überlebt, wuchs ohne Großvater auf und war 1949 nach Israel ausgewandert. Das Erinnern und Mahnen, das Zur zuletzt sehr verbittert machte, hat schon 1979 begonnen. Als Zur damals nach Bad Vilbel kam, war er erstaunt über das Buch des Lokalchronisten Willi Giegerich. 'Darin gab es gar keine Juden', berichtet Zur-Panzer, auch der Geschichtsverein sei an diesem Thema nicht interessiert gewesen. In der Stadt gab es keinen Ort mehr, der an die 75 jüdischen Mitbürger erinnerte, die 1933 in Bad Vilbel lebten. Auch an die jüdische Synagoge erinnert bis heute nichts, dabei steht das Gebäude noch in der Frankfurter Straße 97. Es wurde 1938 für damals eine Reichsmark verkauft. Bei den Pogromen sei es damals nur deswegen nicht in Brand gesetzt worden, weil es zwischen zwei anderen Wohnhäusern stand, sagt Zur-Panzer. Noch Ende 1997 habe die Chance bestanden, dass die Stadt das Gebäude mit ihrem Vorkaufsrecht erwirbt und zu einem Ort des Erinnerns und Begegnens macht. Der Wetteraukreis hätte ein Drittel der Kosten getragen, die jüdische Gemeinde auch – allerdings habe sich die Stadt geweigert. Nun geht es der jüdischen Gemeinde darum, wenigstens eine Tafel zur Erinnerung auf den Gehweg vor dem Gebäude anzubringen. 1984 habe ihr Vater dann die jüdische Gemeinde neu gegründet, mit damals 40 Mitgliedern. Heute ist sie selbst die Vorsitzende der Gemeinde mit knapp 70 Mitgliedern. Ihr Vater ist immer wieder die Vergangenheit gestolpert, in den Achtzigern stieß er auf Steine eines Wasserschutzwalls. Es waren Grabsteine des alten jüdischen Friedhofs, die er dorthin zurückbrachte. Dabei hat für Juden der Friedhof eine besondere Bedeutung, weil er ein Ort der ewigen Totenruhe ist. Die letzten beiden Beerdigungen waren vermutlich die des Ehepaares Julis und Flora Grünebaum, die am 13. Februar 1936 und 24. September 1937 begraben wurden. Rafael Zur trat in den 1980ern in die SPD ein, so wie später seine Tochter, war im Stadtparlament. Ihm ist es zu verdanken, dass im November 1999 der Gedenkstein an die ermordeten Juden gegenüber des Alten Rathauses aufgestellt wurde. Dort findet alljährlich auch das Gedenken an die Pogrome von 1938 statt. Zur-Panzer sagt, ihr Vater habe immer Unterstützung von dem verstorbenen Ehrenbürgermeister Günther Biwer und dessen Nachfolger Thomas Stöhr (beide CDU) erfahren. Dennoch habe es Dinge gegeben, die ihn verletzten, allen voran, dass die CDU-Mehrheitsfraktion im November 2007 den Grünen-Antrag ablehnte, Zur zum Ehrenbürger zu ernennen. Wütend und enttäuscht sei er auch gewesen, dass das städtische Kulturamt jahrelang mit Desinteresse auf seine Anregung reagierte, die Ausstellung 'Legalisierter Raub' über die formaljuristisch begangene Ausplünderung jüdischer Bürger nach Bad Vilbel zu holen. Dafür habe es keinen Platz gegeben, habe Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann ihm gesagt. Im April 2014 kam die Ausstellung dann doch noch ins Kurhaus. Zur saß damals, schon sehr gebrechlich und verbittert, mit auf dem Podium. Im selben Jahr, dem letzten vor seinem Tod, ist er mit seiner Frau nach Bad Orb gezogen. Er sei schwer krank gewesen, konnte kaum atmen und laufen, habe tägliche Spaziergänger an der Bad Orber Saline gemacht. Dort wurde Ende 2016 für ihn eine Parkbank gestiftet. In Bad Vilbel aber fehlt noch immer eine Gedenktafel am Haus Frankfurter Straße 48/Ecke Wasserweg, wo Anfang der 1940er-Jahre die letzten Vilbeler Juden Zuflucht fanden. Bereits vor drei Jahren habe das das Stadtparlament beschlossen, doch das Kulturamt setze das nicht um, klagt Zur-Panzer. In dem Haus sollte, damals unterstützt von Stadtrat Klaus Minkel (CDU), eine jüdische Gedenkstube entstehen. Aber dann kamen die Flüchtlinge. Dafür hat Zur-Panzer Verständnis: 'Das Leben geht vor.' Doch nach deren Auszug sollte das städtische Anwesen als Ort der Erinnerung genutzt werden. Die Gedenkfeier für Rafael Zur findet am morgigen Donnerstag ab 16 Uhr auf dem jüdischen Friedhof in Frankfurt statt." 
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November 2017: Die Bad Vilbeler jüdische Gemeinde sucht weiter einen Betraum - die Mehrheit des Gemeinderates der Stadt und die Stadtverwaltung tun sich weiter äußerst schwer mit einer Unterstützung der Gemeinde und mit der Erinnerungsarbeit in der Stadt   
Artikel von Dieter Deul in der "Bad Vilbeler Neuen Presse" vom 16. November 2017: "Jüdische Gemeinde. Endlich einen Treffpunkt schaffen
Der kleinen jüdischen Gemeinde in Bad Vilbel fehlt ein Treffpunkt und ein Raum, um die eigene Geschichte darzustellen – das Gebäude der Synagoge ist in Privatbesitz. Doch es gibt Interesse, den Dialog wieder aufzunehmen. Die CDU-Fraktionschefin Irene Utter möchte von der Gemeinde ein Konzept sehen, was und für wen geplant werden soll, dann sei eine Unterstützung möglich. Auch die anderen Fraktionen signalisieren bereits Unterstützung. 
Bad Vilbel. Erst vor wenigen Tagen wurde gemeinsam der Pogrome an Juden vor 79 Jahren gedacht. Dennoch ist Gesprächsfaden zwischen der Gemeinde und der Stadt Bad Vilbel sehr dünn. Noch Mitte der 1990er-Jahre eskalierte ein Streit um den Ankauf des inzwischen privatisierten ehemaligen Synagogen-Gebäudes in der Frankfurter Straße 97. Das über 200 Jahre alte, denkmalgeschützte Gebäude ist durch einen Neubau verdeckt und aus dem Stadtbild verschwunden. 1938 wurde die Synagoge von Nazis bei den Pogromen am 10. November verwüstet. 1994 hatte der Bad Vilbeler Magistrat erfahren, dass der Eigentümer das vermietete Gebäude verkaufen wollte. Es gab Interesse an einem Ankauf, doch die Stadt wollte wegen klammer Kassen nur ein Drittel der Kosten übernehmen. Beim Kauf sollten sich Land und Bund zu je einem Drittel beteiligen, doch es gab nur Absagen.
Der Vorsitzende der damals 18 Familien zählenden jüdischen Gemeinde, Rafael Zur, suchte verzweifelt Räume für den Unterricht von Kindern und jüdische Feste. Auch wurde Platz gesucht für jene Dokumente und Exponate, die bis 1993 im Diaspora-Museum von Michael Messmer lagerten, darunter ein wertvoller Altar und kunstvoll bemalte Fenster. 1998 stellte die SPD Anfragen im Parlament dazu, was aus dem 1987 gefassten Beschluss geworden sei, die Geschichte der Bad Vilbeler Juden zu bearbeiten. Immerhin erschien im selben Jahr endlich Berta Ritschers Dokumentation 'Geschichte der Vilbeler Juden – Von der Integration zur Deportation' im Auftrag des Magistrats.
Doch auf die Frage, wo die jüdische Geschichte angemessen präsentiert werden kann, gab es erst im November 2012 eine erste Überlegung Zur schlug eine jüdische Gedenkstube vor, die im von der Stadt angekauften Haus Frankfurter Straße 50 unterkommen könne. Bereits 2011 sagte Zur dieser Zeitung, Stadtrat Klaus Minkel (CDU) habe ihm versprochen, sich für den Ankauf des Gebäudes einzusetzen. Doch bevor ein Konzept entwickelt werden konnte, kam die Flüchtlingskrise und das Haus wurde zur Unterkunft. 
Vergessen ist allerdings auch der Konflikt, den noch in den 1990ern Zur, damals auch SPD-Parteichef, und der damalige Erste Stadtrat und CDU-Vorsitzende Klaus Minkel austrugen. Damals ging es um die Nichtteilnahme der Stadt an den Pogrom-Gedenkfeiern, damals noch auf dem jüdischen Friedhof, aber auch um den gescheiterten Synagogenkauf und den Inhalt des Rischer-Buches. Im November 1999 wurde dann der Gedenkstein zur Erinnerung an die verfolgten und ermordeten Bad Vilbeler Juden gegenüber des Alten Rathauses aufgestellt. Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) zeigt dort an den Jahrestagen der Pogrome, dass es ihm auch ein persönliches Anliegen ist, an die Schrecken zu erinnern, um für die Zukunft gewappnet zu sein.
Mit Eigentümern sprechen. Dennoch kommt derzeit nicht einmal die Anbringung einer Gedenkplakette vor dem ehemaligen Synagogengebäude voran. 'Sie kommt irgendwann', sagt Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann dazu lediglich. Die Stadt habe vor Jahren mit den Eigentümern Kontakt aufgenommen, 'aber die wollten das nicht', merkt die Bad Vilbeler CDU-Vorsitzende Irene Utter an. Das Anbringen der Plakette müsse aber mit ihnen abgestimmt werden. Und wenn sie nicht verkaufen wollen, 'dann können wir nichts tun.' Doch Utter möchte die Diskussion wieder in Gang bringen. Sie wünscht sich, dass die jüdische Gemeinde ihre Wünsche formuliert, ein Konzept entwickelt, welchen Bedarf sie hat: 'Ist es ein Treffpunkt für Menschen aus Bad Vilbel oder eine Ausstellung?' Dann könne man darüber ins Gespräch kommen, für Zuschüsse der Stadt, aber auch Förderungen von Land, Bund und der Arbeitsgemeinschaft jüdischer Gemeinden Frankfurts, kündigt sie an. Statt bloß 'die alte Schuld hin- und herzuschieben, geht man einfach ins Gespräch und schaut', appelliert sie.
'Ich bin auch heute noch bereit dazu, dass die Stadt Bad Vilbel – wie damals angeboten – ein Drittel der Kosten übernimmt', erklärt auch der Bad Vilbeler FDP-Fraktionschef Jörg-Uwe Hahn: 'Leider hat uns die jüdische Gemeinde schon seit Jahren nicht mehr kontaktiert. Das bedauere ich sehr.'
Tafel ist überfällig. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Lochmann erinnert an das derzeit für Flüchtlinge genutzte Haus in der Frankfurter Straße 50. Es werde im Parlament bereits darüber diskutiert 'Wohnraum auch für anerkannte Geflüchtete zu schaffen und wenn dadurch das in Rede stehende Gebäude wieder frei wird, werden wir in der Fraktion über das Thema erneut beraten.' 'Sollte die Perspektive eines Verkaufs des besagten Gebäudes durch den derzeitigen Besitzer bestehen, würde ein erneuter Antrag Sinn ergeben', sagt auch der Grünen-Vorsitzende Clemens Breest, schränkt aber ein: 'Wobei der Erfolg einer solchen Initiative von weiteren Detailfragen abhinge. Unabhängig davon erwarten wir die überfällige Vorstellung der angekündigten Gedenktafel, die öffentlich auf die Historie der Synagoge hinweisen soll.' Darauf hofft auch Vered Zur-Panzer, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Bad Vilbel. Die Plakette an dem Haus Frankfurter Straße 48, neben der ehemaligen Judengasse, sei schon vor sechs, sieben Jahren zugesagt worden, 'das Haus gehört der Stadt'. Auch habe die Stadt zugesagt, Teile der Ausstellung 'Legalisierter Raub' zu kopieren und auszustellen. Es gebe daher schon konkrete Konzepte, betont Zur-Panzer. Sie greift aber auch Utters Anregung auf und könne sich vorstellen, erneut Gespräche darüber zu führen, was die jüdische Gemeinde sich wünscht."  
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Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Bad Vilbel 
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Bad Vilbel    

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 324-325.   
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 182.  
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 147-148.   
bulletdies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007. S. S. 374-375.      
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 313-314.    
bulletBerta Ritscher: Geschichte der Vilbeler Juden. Von der Integration zur Deportation. Hrsg. vom Bad Vilbeler Verein für Geschichte und Heimatpflege e.V. im Auftrag des Magistrats der Stadt Bad Vilbel unter Mitarbeiter der Jüdischen Gemeinde Bad Vilbel e.V.. 357 S. Reihe: Bad Vilbeler Heimatblätter. Heimatkundliche Mitteilungen. Heft 45. 1998.    
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 274-275.   
bulletMonica Kingreen: "Lehrer mit Leib und Seele" Erst geachtet, dann verfolgt. Das Leben des Dr. Albert Chambre (1888-1938), Leiter der Realschule in Bad Vilbel. Bad Vilbel 2009 (= Reihe Bad Vilbeler Heimatblätter. Heimatkundliche Mitteilungen Bd. 51).  
bulletHeike Brohm: "Von Hunden und Hasen. Die jüdische Familie Löb aus Lengfeld". In: Hessische Genealogie 5, Heft 1, 2022. S. 7-18. Der Beitrag ist - mit freundlicher Genehmigung der Redaktion von "Hessische Genealogie" - ohne zugänglich (pdf-Datei).  
Anmerkung: Julius Löb stammt aus Vilbel und heiratete nach Lengfeld, wo er auch lebte.

     
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

(Bad) Vilbel  Hesse. Established in the 18th century, the community opened a synagogue in 1813 and developed a vigorous social and cultural life. Affiliated with Giessen's Orthodox rabbinate, it numbered 113 (3 % of the total) in 1880. After Kristallnacht (9-19 November 1938), only nine of the 75 Jews living there in 1933 remained. At least 21 had emigrated (nine to Palestine); those who did not leave Germany mostle perished in the Holocaust. 
    
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020