Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Salzschlirf (Kreis Fulda)
Jüdische Geschichte / Betraum

Übersicht: 

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Allgemeine Berichte  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
Weitere Anzeigen  
Judenfeindlich eingestellte Pensionen in Bad Salzschlirf in den 1920er-Jahren   
Artikel zu den jüdischen Displaced Persons in Bad Salzschlirf nach 1945       
bulletZur Geschichte der Beträume   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
    
In Bad Salzschlirf bestand eine jüdische Filialgemeinde zur Gemeinde Fulda im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Wenige jüdische Familien waren Ende des 19. Jahrhunderts nach Salzschlirf zugezogen, ohne hier einer festen jüdischen Gemeinde anzugehören. Die erste Familie war vermutlich die 1892 aus Grebenau zugezogene Familie Seligmann und Lina Weihl mit dem Sohn Isidor. Die Kinder Artur, Henny und Minna des Ehepaares sind 1893/97 in Bad Salzschlirf geboren. Bis 1905 sind sechs weitere Familien zugezogen: vier Familien Strauß (Geschwister Nathan, Sally, Karl und Auguste Strauß, alle mit eigenen Familien) sowie eine weitere Familie Weihl (Gerson und Nanny mit Kindern). Letztere eröffnete ein Textilwarengeschäft am Ort. 1907 richtete das Hotelierehepaar Sophie und Jacob Straußer aus Frankfurt in der bisherigen Villa Bellevue ein "Israelitisches Haus I. Ranges" ein, zunächst unter dem Namen Villa/Hotel Bellevue, danach zwischen 1915 und 1918 unter dem Namen "Villa Waldschlößchen".   
  
1905 wurde vom Regierungspräsidenten in Kassel verfügt, dass die jüdischen Einwohner von Salzschlirf in die Synagogengemeinde Fulda einzugemeinden seien. Eine Übergangsfrist von drei Jahren wurde gewährt. Vor Ablauf der Frist beantragten die jüdischen Familien in Salzschlirf die Genehmigung einer eigenen selbständigen Synagogengemeinde, da Fulda zu weit vom Ort entfernt sei. Diesem Antrag wurde im Mai 1909 auf die Dauer von drei Jahren zugestimmt. Als Auflage wurde gemacht, dass ein Vorstand gebildet würde (Wahl des Gemeindeältesten und gegebenenfalls eines Rechnungsführers) und ein eigener Friedhof zu beschaffen sei. Die endgültige Genehmigung einer Synagogengemeinde Bad Salzschlirf wurde vom Innenministerium in Berlin im August 1912 allerdings verweigert. Man wies darauf hin, dass die Zahl der jüdischen Familien am Ort zu klein sei, obwohl sich diese von 1905 (drei Familien) bis 1907 (sieben Familien mit 20 Personen) erhöht hatte, seit 1909 ein Gemeindeältester und ein Rechnungsführer gewählt worden waren und mit der jüdischen Gemeinde in Schlitz ein Vertrag zur Mitbenutzung des Friedhofes geschlossen worden war. Auf Grund einer Verordnung im Dezember 1915 wurden die in Bad Salzschlirf lebenden jüdischen Einwohner der Synagogengemeinde in Fulda zugeteilt. Abgesehen von der Zugehörigkeit zur Fuldaer Gemeinde konnten die Salzschlirfer Juden eigene Kultuseinrichtungen haben. 
 
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (Betsaal, s.u.). Die in Bad Salzschlirf verstorbenen jüdischen Personen wurden gemäß dem 1909 geschlossenen Vertrag auf dem Friedhof in Schlitz beigesetzt.  
  
Im Ersten Weltkrieg waren unter den Kriegsteilnehmern von Bad Salzschlirf aus der jüdischen Gemeinde Nathan Strauß, Karl Strauß (ausgezeichnet mit dem EK, siehe unten), Salli Strauß (Feldbackmeister, siehe Bericht unten), Simon Strauß, Isidor Weihl, Emil Weihl und Arthur Weihl. Gefallen ist von Ihnen 1917 Arthur Weihl. Sein Name steht auf der Gedenktafel für die Gefallenen der Weltkriege im Salzschlirfer Friedhof.
  
Um 1924 wurden 30 jüdische Einwohner in Bad Salzschlirf gezählt (1922 sollen es sogar 45 gewesen sein). Vorsteher der Gemeinde war Gerson Weihl (Angabe nach dem Handbuch der jüdischen Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege 1924/25 S. 68). Den Familien gehörten einige Einzelhandelsgeschäfte/Läden/Praxen am Ort - so hatten Karl Strauss und Gerson Weihl je ein Textilgeschäft, Nathan Strauß besaß eine Metzgerei, Simon Strauß eine Bäckerei (seit 1911), Dr. Hary Plato und Dr. Siegfried Schmoll je eine Zahnarztpraxis (Plato 1921 bis 1924; Schmoll seit 1923). Josef Coszmann hatte das Kino im Kurpark gepachtet; Mischa Weintraub hatte ein Fotoatelier in der Bahnhofstraße beim Kurpark.    

Die nationalsozialistische Machtergreifung 1933 wirkte sich auch unmittelbar auf die jüdischen Familien in Bad Salzschlirf aus. Vor dem Textilgeschäft der Familie Strauß stand am 1. April 1933 zur Überwachung des Boykotts ein SA-Mann. Juden wurde verboten, den Kurpark zu betreten, was sich vor allem gegen den Fotografen Weintraub richtete, der im Kurpark die Mehrzahl seiner Fotos machte. Es kam mehrfach zu willkürlichen Verhaftungen, Misshandlungen und gewaltsamen Aktionen gegen mehrere der jüdischen Einwohner. Fast alle jüdischen Familien sind in den folgenden Jahren von Bad Salzschlirf verzogen oder konnten auswandern. Im März 1938 starb in Frankfurt der Bäckermeister Simon Strauß an Folge der in Bad Salzschlirf erlittenen Misshandlungen, Kränkungen und Demütigungen. Er hatte bereits 1934 sein Geschäft schließen müssen. 1941 wurde der letzte jüdische Einwohner aus Bad Salzschlirf deportiert.  
   

Von den in Bad Salzschlirf geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Fanny Adler geb. Weihl (1884), Helene (Henny) Coszmann geb. Weihl (1894), Joseph Coszmann (1876), Minna Schmoll geb. Weihl (1897), Auguste Strauß (1874), Bertha Strauß geb. Rosenberg (1882), Karl Strauß (1876), Leo Strauß (1906), Simon Strauß, Minna Strauß geb. Plaut (1878), Sally Strauß (1878), Alfred Weihl (1892), Emil Weihl (1879), Ida Weihl (1880), Lina Weihl geb. Wolf (1860), Margarethe Weihl geb. Marburger (1896), Otto Weihl (1911), Sally Weihl (1914), Walter Weihl (1922).     
  
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges lebten von 1949 bis 1949 bis zu 1.000 Juden, die aus Konzentrationslagern des Ostens befreit wurden ("Displaced Persons") in Bad Salzschlirf. Sie wurden in den Kuranlagen untergebracht (insbesondere im "Hotel Badehof". Diese konnten erst nach 1950 - nach der Auswanderung der Displaced Persons" (insbesondere nach Israel und den USA) - wieder für den öffentlichen Betrieb genutzt werden.  
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
   
Allgemeine Berichte 

Ein rituelles Logierhaus ist in Bad Salzschlirf noch nicht vorhanden (1901) 

Anmerkung: mit dem "Kolonialwarenhändler, der nebenbei das Geschäft eines Restaurateurs betreibt", ist Seligmann Weihl mit seiner Restauration gemeint (siehe unten).   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1901: "Salzschlirf, 3. Juni (1901). Die Verwaltung des hiesigen Bades bittet uns, darauf hinzuweisen, dass bei ihr sehr häufig Anfragen nach einem Logierhause einlaufen, in welchem rituell gekocht wird. Es sei zwar daselbst ein Kolonialwarenhändler, der nebenbei das Geschäft eines Restaurateurs betreibt, indes genüge dies nur bescheidenen Ansprüchen. Bei dem Aufschwung, den Salzschlirf nimmt (1899 1.600, 1900 2.424, 1901 bis jetzt 3.000) würde ein rituelles Haus ersten Ranges ohne Zweifel sehr rentieren."    

    
Überlegungen zum Bau eines jüdischen Altersheimes in Bad Salzschlirf (1928)   
Anmerkung: die Idee wurde nicht realisiert. Zum Orden Bne Briss siehe https://de.wikipedia.org/wiki/B'nai_B'rith.  

Mitteilung in "Der Orden Bne Briss" Nr. 6 1928 S. 41: "Zur näheren Untersuchung des Projektes eines Altersheims in Bad Salzschlirf wird eine Kommission gebildet, bestehend aus den Obmännern der sozialen Ausschüsse der drei Frankfurter Logen in Verbindung mit den Bne Briss-Ortsgruppen Klebe - Fulda, Rubensohn - Kassel und Dr. Hirsch - Frankfurt."   

 
Juli 1933: Jüdische Kurgäste werden in Bad Salzschlirf weiterhin "in jeder Weise zuvorkommend" behandelt (1933)      

Artikel in "Jüdische Rundschau" vom 28. Juli 1933: "Die Lage in den Badeorten. Wir haben bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass die Besorgnis jüdischer Kurgäste, Badeorte in Deutschland zu besuchen, unberechtigt ist, da jüdische Gäste an diesen Orten völlig unbelästigt bleiben und in Ruhe ihrer Erholung nachgehen können. Das wird uns jetzt durch die Zuschrift eines langjährigen Lesers, Herrn Theo Ottenstein, aus Bad Salzschlirf bestätigt. Der Absender macht darauf aufmerksam, dass er trotz dem Rat der Ärzte, ein ausländisches Bad zu besuchen, sich nach Bad Salzschlirf begeben und die Beobachtung gemacht habe, dass Juden in jeder Weise zuvorkommend behandelt werden."   

  
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde      
Alfred Weil erhält die "Rote Kreuz-Medaille dritter Klasse" (1916)    
Anmerkung: mit Prof. Dr. Zondeck ist Hermann Zondek gemeint: https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Zondek (kein Bezug nach Bad Salzschlirf!).
Zur Geschichte von Alfred Weihl und seiner Familie siehe  http://ernstfriedrich.blogspot.com/2015/04/de-familie-katz-uit-uit-vacha.html. Alfred Weihl (geb. 1892 in Schlitz) zog 1921 von Koblenz aus nach Hamborn. 1933 emigrierte er mit seiner Familie in die Niederlande. Ende 1942 wurde er deportiert und in Auschwitz ermordet. 

Mitteilung in "Handwerk und Gewerbe" Heft 9 von 1916 Seite 262: "Die Rote Kreuz Medaille dritter Klasse wurde verliehen: Stabsarzt Prof. Dr. Zondeck - Berlin, Alfred Weil  - Salzschlirf. "   

 
Kriegsauszeichnungen für Feldbackmeister Saly Strauß (1917)    

Bad Salzschlirf FrfIsrFambl 02021917.jpg (18512 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. Februar 1917: "Bad Salzschlirf. Feldbackmeister Saly Strauß erhielt das Eiserne Kreuz 2. Klasse, nachdem er bereits mit der Hessischen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet war."   

  
Karl Strauß wird mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1918)    

Mitteilung in "Jüdische Volkszeitung" vom 18. Oktober 1918: "Das Eiserne Kreuz erhielten: Bad Salzschlirf: Schütze Karl Strauss. "   

   
   

Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
        

Ab 1892: Restauration von Seligmann Weihl   
Anmerkung: die älteste jüdische Pension in Bad Salzschlirf wurde seit 1892 von Lina und Seligmann Weihl geleitet. Seligmann Simon Weihl ist am 27. September 1852 geboren in Grebenau als Sohn von Isaak Seligmann Gerson Weihl und der Fanny geb. Plaut. Er war in erster Ehe verheiratet mit Pauline (Beile) geb. Katz-Adler, die bereits 1889 verstorben ist. In zweiter Ehe heiratete er Lina geb. Wolff (geb. 1860 in Nesselröden). Die beiden hatten drei Kinder: Artur (geb. 1893 in Bad Salzschlirf, gest. 1917), Henny (geb. 1894 in Bad Salzschlirf, verheiratet mit Joseph Coszmann, beide 1943 ermordet in Auschwitz), Mina (Minna) (geb. 1897 in Bad Salzschlirf, verheiratet mit Zahnarzt Dr. Siegfried Schmoll, 1943 ermordet in Auschwitz). Diese und weitere genealogische Informationen: https://www.geni.com/people/Seligmann-Weihl/6000000024452656930.   

Anzeigen der Restauration Weihl 
Anzeige in "Die jüdische Presse" vom 7. Juli 1892: " Koscher Bad Salzschlirf. Koscher
Mit dem Heutigen habe ich dahier auf vielfachen Wunsch jüdischer Badegäste eine Restauration eröffnet, in welcher streng koschere Speisen und reine Weine verabreicht werden.
Um geneigten Zuspruch bietet    Hochachtungsvoll Seligmann Weihl. Salzschlirf, 26. Juni 1892. "      
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 20. Juni 1892: "Bad Salzschlirf koscher
Mit dem Heutigen habe ich dahier auf vielfachen Wunsch jüdischer Badegäste, eine Restauration eröffnet, in welcher streng koschere Speisen und reine Weine verabreicht werden.
Um geneigten Zuspruch bietet    Hochachtungsvoll Seligmann Weihl. Salzschlirf, 26. Juni 1892 "   
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 6. Mai 1897: "Bad Salzschlirf.
Restauration Weihl.

Streng koschere Küche und gut eingerichtete Fremdenzimmer. "    
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 3. April 1902: "Köchin.
Suche eine perfekte Köchin per 15. Mai.
Restaurant Weihl, Bad Salzschlirf.
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 28. Mai 1902: "Bad Salzschlirf
Koscher Restaurant und Pension Weihl.

Neu eingerichtete Zimmer, mit schöner Aussicht. - Großer Speisesaal. - Mäßige Preise. - In nächster Nähe des Brunnens und Badehauses. Referenz: Seiner Ehrwürden Herr Provinzialrabbiner Dr. Cahn, Fulda. Achtungsvoll S. Weil. "    
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Mai 1903: "Eine tüchtige Köchin gesucht. 
Restauration Weihl,
Bad Salzschlirf."     
 
 
Traueranzeige zum Tod von Seligmann Weihl (1923)   
Bad Salzschlirf A 008.jpg (58960 Byte)Traueranzeige für Seligmann Weihl in der "Frankfurter Zeitung" vom 14. März 1923:
"Heute morgen entschlief nach schwerer Krankheit mein lieber Mann, unser lieber Vater, Schwiegervater und Großvater
Seligmann Weihl
im Alter von 70 Jahren.
Bad Salzschlirf, den 12. März 1923.
Frau Lina Weihl geb. Wolff und Familie.
Die Überführung findet Mittwoch, den 14. März, nachmittags 1 Uhr vom Trauerhause ab statt; daselbst Predigt. Beerdigung 4 Uhr in Schlitz".   
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 26. Juni 1924: "Bad Salzschlirf
Pension Weil

Bekannt gute Küche
Streng koscher. Tel. Nr. 42   Streng koscher. "

     
     
Ab 1907: Die jüdische Pension "Villa Waldschlösschen" (zunächst Villa/Hotel Bellevue) der Familie Strausser (1918 - 1929)   
Anmerkung: Erstmals liest man von einem möglicherweise einzurichtenden neuen jüdischen Hotel in Bad Salzschlirf 1903 in einer von Herz Höchster aus Lauterbach aufgegebenen Anzeige. Es dürfte sich um das spätere Hotel "Villa Waldschlößchen" handeln: 1907 eröffnete das Hotelierehepaar Sophie und Jacob Straußer in der bisherigen Villa Bellevue ein "Israelitisches Haus I. Ranges", zunächst unter dem Namen Villa/Hotel Bellevue, danach zwischen 1915 und 1918 unter dem Namen "Villa Waldschlößchen". Nach dem Tod von Jacob Straußer Anfang des 1920er-Jahre führte seine Witwe Sophie das Haus bis zu ihrem Tod 1929 weiter.  

Bad Salzschlirf Israelit 26111903.jpg (74748 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1903: "Hotel-Verpachtung
In dem aufblühenden Badeort Salzschlirf ist neu erbautes 1. Hotel mit 50 Zimmern, schönem Vorgarten und allen dazu gehörigen Bequemlichkeiten, entweder zu pachten, auch auf Wunsch unter sehr günstigen Bedingungen zu verkaufen. Da noch kein besseres jüdisches Hotel da und großes Bedürfnis hierzu vorhanden ist, so wäre es eine sehr gute Existenz. Nähere Auskunft erteilt Herz Höchster, Lauterbach (Hessen)." 

 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Februar 1907: "Bad Salzschlirf. Die reizend am Walde gelegene Villa Bellevue, Herrn L. Arnold gehörend, ging durch Kauf an Herrn Hotelier Jac. Straußer aus Frankfurt am Main über und wird derselbe zur kommenden Saison die Villa als ein israelitisches Hotel ersten Ranges betreiben. Das Hotel untersteht der Aufsicht Seiner Ehrwürden, Herrn Provinzialrabbiner Dr. Cahn in Fulda."
 
Artikel in "Der Israelit" vom 7. März 1907: "Bad Salzschlirf. Die in nächster Nähe des Kurhauses reizend am Wald gelegene Villa Bellevue, Herrn L. Arnold (Besitzer vom Hotel Kaiserhof) gehörend, ging durch Kauf an Herrn Hotelier Jakob Straußer aus Frankfurt am Main über. Derselbe wird zur kommenden Saison die Villa als rein israelitisches Hotel I. Ranges eröffnen und damit einem vielseitigen Wunsche entsprechen. Das Hotel steht unter der Aufsicht seiner Ehrwürden Herrn Provinzialrabbiner Dr. Cahn in Fulda."    
  
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. März 1907: "Bad Salzschlirf, 2 1/2 Stunden von Frankfurt am Main. Heilanzeigen: Gicht, Rheumatismus und Steinleiden.
Hotel Bellevue, Neu-Eröffnung am 1. Mai. Ruhige, staubfreie Lage dicht am Walde und beim Kurhaus. Komfortabel eingerichtete Zimmer. - Elektrisches Licht. - Telephon. - Luftiger Speisesaal mit Gartenterrasse´. - Vorzügliche Küche. Unter Aufsicht Seiner Ehrwürden des Herrn Provinzial-Rabbiner Dr. Cahn, Fulda
Besitzer. Jacob Strausser." 
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 18. April 1907: Text wie oben.    
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 24. Juni 1909:
"Bad Salzschlirf.
Bewährt gegen Gicht und Rheuma.
Hôtel Bellevue.
Unter Aufsicht des Herrn Provinzial-Rabbiner D. M. Cahn, Fulda.
Pension von Mk. 6.- an. Besitzer: Jacob Strausser.
 
Salzschlirf FrfIsrFambl 02081918.jpg (33911 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. August 1918:
"Bad Salzschlirf  Villa Waldschlösschen  
reichliche Verpflegung, streng koscher
Besitzerin Frau Sophie Strausser, Telefon Nr. 31".    
   
Salzschlirf FrfIsrFambl 23081918.jpg (36198 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. August 1918:
"Bad Salzschlirf  Villa Waldschlösschen  
bleibt über die Herbstfeiertage geöffnet. - Rechtzeitige Anmeldungen erwünscht.
Frau Sophie Strausser, Telefon Nr. 31     .
   
Zum Tod der Mutter von Sophie Strausser: Regine Seelig geb. Freirich (1919)    
Anzeige in "Der Israelit" vom 8. Januar 1920: "Unsere verehrte Mutter und Großmutter
Frau Regine Seelig geb. Freirich
ist heute in hohem Alter sanft entschlafen.
Bad Salzschlirf, 27. Dezember 1919, im Namen der Hinterbliebenen
Carl Seelig, Frankfurt am Main Sandweg 33. " 
 
Artikel in "Der Israelit" vom 22. Januar 1920: "Frankfurter Berichte. Frau Regina Seelig - sie Ruhe in Frieden.
Eine schlichte, aber wackere Frau, die zu den besten in unserer Israelitischen Religionsgesellschaft gehört hat, ist von hinnen gegangen. Sie lebte in stillen und einfachen Verhältnissen, aber ihr Wirken entbehrte doch einer gewissen schlichten Größe nicht, von der die Außenwelt allerdings nicht viel erfuhr. Die Jugendeindrücke, unter denen sie aufgewachsen ist, waren bestimmend für die ganze Zukunft. Frau Regina Seelig wurde zu Königheim in Baden geboren. Ihre Angehörigen gehörten zu dem Kreise des durch seine hohe Frömmigkeit und tiefe Weisheit weltberühmten Balschem von Michelstadt. Ihre Mutter hatte das Glück, in ihrer Jugend in dem Hause dieses seltenen Mannes einige Jahre leben zu dürfen und sein Leben und Lehren auf sich wirken zu lassen. Seine tiefe Lebensauffassung, deren tägliche Zeugin sie jahrelang war, hat sie auch auf die Tochter vererbt. Diese selbst hat einen Teil ihrer Jugend im Hause ihres frommen Oheims Lazarus Freyrich in Altona verlebt und verkehrte viel in dem Hause des gefeierten Jakob Ettlinger das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen. Nach ihrer Vermählung mit Herrn Lazarus Seelig siedelte sie nach Mannheim über. Die Ehe war reich mit Kindern gesegnet, auf deren Erziehung im echt jüdischen Geiste sie im Verein mit ihrem Garten hohe Sorgfalt verwendete. Die Erziehungsweisheit der beiden Gatten hat gute Früchte gezeitigt, denn ihre Kinder wurden tüchtige Männer und Frauen, und die Greisin durfte " 
das beglückende Bewusstsein hinüber nehmen, dass ihre Söhne und Töchter in Geschäft und Beruf wie auch in ihrer sittlichen und religiösen Lebensauffassung dem Beispiel des Elternhauses Ehre machen. Frau Seelig fand aber auch noch außerhalb des Hauses ein Feld, ihre jüdische Begeisterung zu betätigen. Sie wurde in Mannheim Mitglied und dann Vorsteherin der Chewra Kadischa und setzte diese Liebestätigkeit später, als sie schon ziemlich betagt als Witwe nach Frankfurt übersiedelte, hier in unserer Gemeinde mit Hingebung und Selbstlosigkeit fort. Wie viele Nächte hat die Heimgegangene, nicht achtend ihrer Bequemlichkeit und Gesundheit, am Bette schwer Kranker durchwacht, wie vielen entschlafenden Frauen hat sie ihre heilige Tätigkeit geweiht! Im Alter von 80 Jahren siedelte sie nach Salzschlirf in das Kurhaus ihrer Tochter (Villa Waldschlösschen) über, wo sie, von allen Kurgästen wegen ihrer geistigen Regsamkeit und Teilnahme für weltliche und jüdische Dinge bewundert und verehrt, noch vier Jahre lebte. Noch vor wenigen Wochen bildete sie den Mittelpunkt einer ziemlich Simchas-Tora-Feier, bei der einer der Gäste das vorbildliche Leben dieser begeisterten Ischa Hamischpacha feierte, umringt von ihren Kindern, die sie als ihren köstlichen Familienschatz mit Liebe und Ehrfurcht umgaben. So ist sie 84 Jahre alt nach einem trotz ihres schlichten Verlaufs beneidenswerten Leben heimgegangen.  A.W."     
Anmerkungen: - Regine Seelig geb. Freirich ist geboren am 12. Januar 1836 in Königheim als Tochter des Goldhändlers Isak Freirich und seiner Frau Jette geb. Rosenfeld (aus Merchingen; Quelle Familienregister 1836 siehe unten).
- Der genannte "Oheim" (= Onkel) Lazarus Freirich ist im März 1882 in Altona gestorben und wurde am 23. März 1882 im jüdischen Friedhof Bornkampsweg beigesetzt (neben ihm ruht seine Frau Gutchen geb. Guttmann, beigesetzt am 24. Juni 1890).
- zu Rabbiner Jakob Ettlinger siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Ettlinger 
- Der Ehemann Lazarus Seelig (geb. 26. August 1837 in Binau, gest. 13. August 1896 in Mannheim und beigesetzt im jüdischen Friedhof  https://www.marchivum.de/de/juedischer-friedhof/c2-b-07-01-seelig-lazarus)   
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 12. Mai 1921: "Gesucht für Saison
Tüchtige Köchin

Mk 400.- monatlich. Gewünscht Servierfräulein aus religiösem Hause. Hoher Verdienst.
Frau Sophie Straußer
Bad Salzschlirf bei Fulda  -  Villa Waldschlösschen."   
 
Bad Salzschlirf Israelit 02081923.jpg (41830 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1923:
"Hotel Waldschlößchen. Bad Salzschlirf bei Fulda

ist zu verkaufen oder zu verpachten.
Alteingeführtes Geschäft; günstige Gelegenheit für tüchtiges Ehepaar.
Zuschriften an Seelig & Co., Frankfurt am Main."     
Bad Salzschlirf Israelit 24071924.jpg (34999 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1924:
"Bad Salzschlirf 
Koscher  Villa Waldschlösschen  Koscher 

Gute Pension von Mk. 6.- an.
Frau Sophie Straußer  Telefon Nr. 69."      
 
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 20. März 1924:
"Gesucht zum 1. Mai dieses Jahres für die Saison perfekte
Köchin
und flottes Servierfräulein
bei hohem Gehalt für Bad Salzschlirf. Offerten mit Zeugnissen erbeten an
Straußer

zur Zeit bei A. Landskron, Hamburg, Rutschbahn 26. "   
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 28. Juni 1928:
"Dr. phil. Harry Abt - Friedel Abt geb. Nussbaum
Vermählte
Berlin   -  Fulda
Trauung: 1. Juli 1928/13. Tammus 5688
Salzschlirf, Villa Waldschlösschen
Freundlich zugedachte Telegramme bitten wir zu Gunsten des Esra Heimes auf Burg Rotenfels (Konto: Esra, Frankfurtmain 46277) abzulösen."   
Anzeige in "Jüdische Rundschau" vom 26. Juni 1928: "Statt Karten 
Dr. phil. Harry Abt - Friedel Abt geb. Nussbaum
Vermählte
Berlin   -  Fulda
Trauung: Salzschlirf, Hotel Waldschlöß'chen
Sonntag, 1. Juli (13. Tammus) 1 Uhr nachmittags." 
  
Anzeige in "Der Israelit" vom 13. September 1928: "Allen Verwandten, Freunden und Bekannten nur auf diesem Wege
ein glückliches frohes Jahr
Frau Sophie Straußer
Salzschlirf "    
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 24. Januar 1929:
"Villa Waldschlösschen in Bad Salzschlirf
in welcher seit 20 Jahren eine rituelle Pension betrieben wurde, ist vollständig eingerichtet, wegen Krankheit an solvente Wirtsleute zu verpachten oder zu günstigen Bedingungen zu verkaufen.
Näheres durch Frau S. Strausser".  
Salzschlirf Israelit 20061929.jpg (31360 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1929:
"Bad Salzschlirf
Hotel Waldschlößchen
 
Telefon 369   Besitzer S. Strausser. 
Beste Verpflegung, mäßige Preise, Pauschalkuren zu wesentlich ermäßigten Preisen."  .   
 
Todesanzeige für Sophie Strausser (1929)     
Anzeige in "Der Israelit" vom 5. September 1929: "Unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante
Frau Sophie Strausser
ist am 31. August in Bad Salzschlirf sanft entschlafen. Im Namen der Hinterbliebenen Carl Seelig
Frankfurt am Main, Sandweg 33, Hamburg, Babenhausen, Fulda,  Johannesburg
Die Beerdigung hat in Fulda stattgefunden."  

    
   
Weitere Anzeigen     
Anzeige der Bäckerei Simon Strauß (1906)
    
Anmerkung: Im März 1938 starb in Frankfurt der Bäckermeister Simon Strauß an Folge der in Bad Salzschlirf erlittenen Misshandlungen, Kränkungen und Demütigungen. Er hatte bereits 1934 sein Geschäft schließen müssen. 

Anzeige in "Der Israelit" vom 20. April 1906: "Junger Bäckergehilfe
kann sofort eintreten bei
S. Strauß,
Bäckerei, Bad Salzschlirf."   

 
Anzeige des Porträtmalers M. Weintraub (1913)     

Bad Salzschlirf A 005.jpg (38262 Byte)Anzeige von Mischa Weintraub in der "Kur- und Theaterzeitung vom 30. Mai 1913: "M. Weintraub - Porträtmaler.
Ausführung von Porträtmalereien, Photoskizzen, Kunst-Photographien, Gummi und Kohledruck. Sport- und Landschafts-Photographie. 
Bad Salzschlirf, Mühlenstraße 67 - Meran, Villa Kaiserbrücke, Franz-Ferdinand-Kai"    

 
Anzeige von Zahnarzt Dr. Hary Plato (1921)      

Bad Salzschlirf A 006.jpg (54418 Byte)Anzeige von Zahnarzt Plato in der "Kur- und Theaterzeitung" vom 22. Mai 1921: "Zahnarzt Plato, Bad Salzschlirf, 
Haus Rabenau, Lindenstraße. 
Sprechstunden: 9-12, 2-6; Sonntags 9-12 Uhr."      

  
  
Judenfeindlich eingestellte Pensionen in Bad Salzschlirf in den 1920er-Jahren
Die Pension "Wilhelmshöh" und das "Haus Linnenkohl"       
Anmerkung: in den Artikeln von 1926/29 steht verschrieben "Haus Lindenkohl"; beim "Haus Linnenkohl" handelt es sich um das heutige Landhotel Söderberg (Bonifatiusstraße 6). 

Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitung des "CV-Vereins" vom 18. Mai 1922: "Hotels und Pensionen, die judenfeindlich sind oder denen als ausgesprochen 'christliche Häusern' jüdischer Besuch nicht willkommen ist: ...  Salzschlirf (Pension Wilhelmshöh')"    
 
Hinweis in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 12. Juni 1925: "Salzschlirf, Hessen-Nassau (Pension Wilhelmshöh. Haus Linnenkohl [Besitzer annonciert: 'Judenfreies Haus.'],  Haus Hübner."
 
Mitteilung in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 24. Juli 1925: "Nach Bad Salzschlirf. Wir freuen uns, mitteilen zu können, dass dem neuen Inhaber von Haus 'Wilhelmshöh' in Bad Salzschlirf, Herrn Emil Müller, Kurgäste jeder Konfession willkommen sind."  
 
Mitteilung in der ""CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 7. Mai 1926: "Salzschlirf. 'Haus Lindenkohl' (Besitzer annonciert: 'Judenreines Haus')." 
 
Mitteilung in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins" vom 29. März 1929: "Salzschlirf (X): Haus Lindenkohl annonciert: 'Judenfrei'."     

 
 
Artikel zu den jüdischen Displaced Persons nach 1945 in Bad Salzschlirf (1947)  
Anmerkung: die Artikel sind entnommen aus der Zeitschrift für "Displaced Person": Undzer Wort : Wochn-Szrift / arojsgegebn durchn C.K. fun die bafraijte Jidn in Franken / אונדזער ווארט : וואכן שריפט / ארויסגעגבן דורכן צ.ק. פון די באפרייטע [...] . 
Zum jüdischen DP-Lager in Bad Salzschlirf vgl. http://www.after-the-shoah.org/bad-salzschlirf-juedisches-dp-lager-jewish-dp-camp/   
 

Artikel in "Undzer Wort" vom 7. Februar 1947: Der Artikel handelt von demokratischen Wahlen der etwa 850 Lagerbewohner für die Lagerverwaltung, von denen 630 wahlberechtigt waren. Drei Listen gab es zu wählen. Gewonnen wurde die Wahl durch den "Sieg des progressiven Arbeiterblockes" (Überschrift).     
 
Anzeige in "Undzer Wort" vom 4. April 1947: M. Bromberg aus Ozirkow bei Lodz sucht über eine Anzeige nach Angehörigen und Bekannten.        
 
Artikel in "Undzer Wort" vom 1. Mai 1947: Der Artikel berichtet von der Eröffnung einer Automechaniker-Schule für Lagerinsassen als einer "schönen Initiative" (Überschrift). Die Schule stand unter Leitung von Jechijel Priszkulnik.      
 
Artikel in "Undzer Wort" vom 4. Juli 1947: Dieser Artikel berichtet über eine Freundschaftsspiel zwischen Fußballmannschaften aus den Lagern für Displaced Persons in Bad Salzschirf ("Kadima") und Frankfurt-Zeilsheim ("Chaszmonea").
Zum DP-Lager in Frankfurt vergleiche https://www.nurinst.org/das-displaced-persons-lager-zeilsheim/ . Hier wird auch über Fußballmannschaften aus den DP-Lagern berichtet.        
 
Artikel in "Undzer Wort" vom 25. Juli 1947: Hier handelt es sich um einen Leserbrief zu dem obigen Bericht über das Freundschaftsspiel zwischen Kadima Bad Salzschirf und Chaszmonea in Zeilsheim.        

  
  
  
Zur Geschichte der Beträume    
    
In Bad Salzschlirf gab es keine eigentliche Synagoge, sondern nur Beträume ("Synagoge") in den Kurpensionen Waldschlösschen und Weihl. Während der Kursaison wurde regelmäßig Gottesdienst abgehalten, außerhalb der Kursaison wohl nur unregelmäßig. Der Betsaal in der Pension Weihl wurde 1903 eingerichtet; mit Hilfe von Spenden der Kurgäste hatte man auch eine Torarolle anschaffen können.    
   
Die Einrichtung des Betraums im Restaurant Weihl (1903)  

Bad Salzschlirf FrfIsrFambl 31071903.jpg (85404 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Juli 1903: "Bad Salzschlirf, an der Strecke Fulda - Giessen (Oberhessische Bahn) gelegen, bekannt durch den berühmten Bonifatiusbrunnen, bestes Heilmittel für Gicht, wird jetzt auch viel von Israeliten besucht. Angenehmer Aufenthalt, streng rituelle Küche im Restaurant Weihl. Seit diesem Jahre ist durch freiwillige Beiträge der Kurgäste eine Sefer Thauro (Torarolle) beschafft worden und wird Freitag Abend und Samstag regelmäßiger Gottesdienst abgehalten, auch ist stets für Minjan (10 Männer zum Gottesdienst) gesorgt, wenn Kurgäste Jahrzeit haben. Zu Auskunft gerne bereit. S. Weihl, Restaurateur."       

   
Weitere Hinweise auf den Betsaal in der Pension Weihl  

Bad Salzschlirf A 009.jpg (36030 Byte) Bad Salzschlirf A 007.jpg (24880 Byte)
Hinweis auf die während der Saison regelmäßigen jüdischen Gottesdienste
 in Bad Salzschlirf ("Badezeitung" vom 11. August 1912) 
Kurzvorstellung der "Israelitischen Synagogengemeinde" im
Adressbuch Bad Salzschlirf 1925/27: "Betsaal in Pension Weihl". 

Im Wohnhaus der Familie des Gerson Weihl, der 1909 zum Gemeindeältesten gewählt wurde, war der Betraum im Erdgeschoss der rechten Gebäudehälfte. Den linken Teil benutzte der Schwiegersohn von Frau Weihl für eine Zahnarztpraxis. Im Obergeschoss und Dachgeschoss war die Wohnung der Familie. Während der Kursaison wurde der Betsaal auch von den jüdischen Kurgästen in Bad Salzschlirf rege besucht. An den jüdischen Feiertagen wurde der Speisesaal in der Pension Weihl für Gottesdienste verwendet. 
   
Nach 1933 wurde das Gebäude von Frau Weihl an eine nichtjüdische Familie verkauft.    
    
    
Adresse/Standort der Synagogean der Mühlenstraße  
   
   
Fotos
(Quelle: Altaras 1994 S. 38; dies., Ausgabe 2007 S. 115)

Ehemalige Haus der Familie Weihl 
mit dem Betsaal
(Aufnahme vom Mai 1988)
Salzschlirf Synagoge 100.jpg (97747 Byte)   
  Der Betsaal war an Stelle des 1988 im
 Erdgeschoss befindlichen Friseurladens 
im Bereich rechts der Außentreppe
 

    
     
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Bad Salzschlirf  
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Bad Salzschlirf 

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 222
bulletThea Altaras: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 38. 
Ausgabe 2007 S. 115. 
bulletAnja Listmann: Beinahe vergessen. Jüdisches Leben in Bad Salzschlirf. Hünfeld 2000. 
Bad Salzschlirf Buch 01.jpg (35776 Byte)Aus der  Buchbesprechung von Heinrich Sippel im "Schlitzer Boten" vom 20. April 2000

Nun hat auch Bad Salzschlirf - nach Lauterbach, Schlitz u. a. Nachbarorten - seine Judenchronik erhalten! Am 4. April stellte Anja Listmann aus Bad Salzschlirf ihr Buch zum Thema "Beinahe vergessen - jüdisches Leben in Bad Salzschlirf" im Haus des Gastes vor.
Rund 50 interessierte Zuhörer lauschten gespannt den engagierten Ausführungen von Anja Listmann, als diese von ihren Studien berichtete, die zu dem 180 Seiten umfassenden, vom Rhönverlag Hünfeld, ISBN 3-931796-89-2, herausgegebenen Bändchen (DM 24,80) führten.
"Ich mag keine Juden" hatte eine Zeitgenossin in einem Gespräch mit der Autorin geäußert und damit tiefe Betroffenheit bei Anja Listmann hervorgerufen. Es war dies der Anlass für die junge Bad Salzschlirferin, sich mit der Judengeschichte ihres Heimatortes zu befassen.
Die junge Frau musste erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass es höchste Zeit war, die von ihr gemachten Feststellungen zu Papier zu bringen, waren diese doch schon auf dem Weg, zu Rudimenten zu verkommen. Nur noch ganz wenige Zeitzeugen standen ihr für ihre tiefgründigen Recherchen zur Verfügung. Zudem wurde die Autorin immer wieder mit dem Hinweis konfrontiert, "es brächte nur Ärger" und sei nicht ungefährlich, sich mit diesem Thema heute noch zu befassen.
Dass sie sich in dieser Weise nicht beeinflussen ließ, ist Anja Listmanns Verdienst. Es hat sich gelohnt, alle Spurenansätze zu verfolgen. Vor uns liegt eine Schrift, die es verdient, weite Verbreitung zu erlangen, und die der Aufgabe gerecht wird, den Salzschlirfern von heute mahnend zu künden, dass vor sechs Jahrzehnten Menschen unter ihnen lebten, die einer anderen Religion angehörten und von einer verhängnisvollen tödlichen Ideologie verfolgt wurden.
 
Vgl. weitere Buchbesprechung von Peter Nowak in: junge Welt vom 18.11.2000   Online  
  
bulletFulda Lit 140.jpg (118420 Byte) Juden in Deutschland und 1000 Jahre Judentum in Fulda
hrsg. von Michael Imhof.  Zukunft Bildung Region Fulda e. V. 
Erschienen im Michael Imhof Verlag Petersberg 2011.  
24 x 30 cm, 440 Seiten, 700 S/W und 200 Farbabbildungen, Hardcover. ISBN 978-3-86568-673-2 
(D) 44,00 €   CHF 62,90  (A) 45,25 €. 
zu Bad Salzschlirf Beitrag von Michael Imhof und Anja Listmann S. 278-282.  

    
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Bad Salzschlirf  Hesse-Nassau. Established after 1900, the small community grew to 36 in 1925. The three remaining Jews (1939) perished in the Holocaust. 
A Displaced Persons camp was located there in 1946-1949. 
    
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020